Im Kampf ums Geld verliert der Sport
Die Meldung in der vergangenen Woche hat viele Sportfans in Deutschland aufgeschreckt: Keine Handball-Weltmeisterschaft im Fernsehen! Wenn die deutsche Nationalmannschaft vom 15. Januar bis 1. Februar in Katar um den Titel kämpft, bleibt der Bildschirm hierzulande dunkel. Der Rechte-Inhaber „beIN“ hat auf das Angebot der Öffentlich-Rechtlichen Sender ARD und ZDF nicht reagiert und diese haben nun einen Schlussstrich gezogen. Was wirklich dahinter steckt, ist bis jetzt nicht an die Öffentlichkeit gedrungen.
Es ist wie immer im Spitzensport, zunächst geht es einmal um das Geld. Leider verliert im Kampf ums Geld immer häufiger der Sport. Er dient nur noch als Mittel zum Zweck, das heißt, er soll die Zuschauer vor den Bildschirm locken und für gute Einschaltquoten sorgen. Ob dies für den Sport gut ist, bleibt zweitrangig.
Die Vergabe der Übertragungsrechte für die Handball-Weltmeisterschaft ist ein Beispiel von vielen. Die Funktionäre vom Weltverband IHF rieben sich wohl die Hände, als der Deal mit der Muttergesellschaft von „beIN“, Al-Jazeera, perfekt war und die Rekordsumme von angeblich 80 Millionen Euro in die Kasse spülte. Offensichtlich gibt es im Rahmen des Vertrages keine Einschränkungen, dass gewisse Nationen Übertragungsrechte erhalten müssen. Dass es gerade in Deutschland keine Übertragungen geben soll, mutet seltsam an, da Deutschland (eigentlich nicht qualifiziert) per Trick und Wildcard die Teilnahme an der WM verschafft worden war.
Aber nicht nur im Handball, vor allem im Fußball spielen ja die Übertragungsrechte eine besondere Rolle. Die Fernsehsender finanzieren heute zu einem großen Teil den Profi-Fußball, bezahlen horrende Summen für die Übertragungsrechte, in England und Spanien über eine Milliarde Euro. Die Leidtragenden sind die Fans, die teilweise hanebüchende Anfangszeiten in Kauf nehmen müssen. Da wird u. a. auch zur Mittagszeit um 12.00 Uhr gespielt. In Spanien hatten am vergangenen Wochenende alle zehn Spiele eine andere Anfangszeit!
Auch in Deutschland diktiert der Geldgeber weitgehend die Anfangszeiten. Ginge es nach den Fans, so würde die Bundesliga am Samstag einheitlich um 15.30 Uhr spielen. Der Pay-TV-Sender Sky als Hauptgeldgeber will die Spieltage aber entzerrt haben, schließlich sollen die Fußballfans nicht nur am Samstag vor der Klotze hocken. So wurde das „Spiel des Tages“ am Samstag um 18.30 Uhr erfunden, obwohl es oftmals gar keine Schlagerpaarung ist. Einen „Vorlauf“ gibt es am Freitag, seit einigen Jahren auch zwei Spiele nacheinander (früher zur gleichen Zeit als Konferenz) am Sonntag. Der Fußball hat sich verkauft, der Fan muss sich fügen.
Leider ist es so, dass Funktionäre oftmals keinen Weitblick zeigen. Dies war vor Jahren bei der Deutschen Eishockey-Liga der Fall, die ebenfalls nach dem Geld von Sky schielte und das schlechtere Angebot von ARD und ZDF ablehnte. Die öffentlich-rechtlichen Sender zogen sich daraufhin in den Schmollwinkel zurück und für Eishockey blieb der Bildschirm dunkel. So verschwand die DEL mehr und mehr aus dem Bewusstsein der deutschen Sportfans. Der Imageverlust setzte sich über Jahre fort und konnte erst in letzter Zeit mühsam wieder verbessert werden, nachdem auch ARD und ZDF zögerlich wieder berichten. Wenn Geldscheine locken, spielt der Sport nur eine untergeordnete Rolle.
Zumindest beim IOC scheint es allerdings langsam ein Umdenken zu geben. Das Internationale Olympische Komitee arbeitet derzeit in Monte Carlo an Reformen und im Mittelpunkt steht eine neue Bescheidenheit. Olympische Spiele sollen wieder finanzierbar sein, die Kosten reduziert werden. Die Spiele können in Zukunft sogar länderübergreifend organisiert werden, Rodeln und Bob auf den teuren Eisröhren sollen verlagert werden können. Auch hier gibt es den Kampf ums Geld, aber auch ums Image. Immerhin spielt auch der Sport eine Rolle. Wenigstens das.