Der König ist wieder auf dem Thron
Man könnte meinen, der Ausdruck „Messias“ aus dem Biblischen, der für Könige und Hohepriester galt, stammt aus der Neuzeit und wurde für einen erfunden, für den König der Fußballer, für Lionel Messi. Der 28jährige, der Messias des Balles, wurde wieder zum „Fußballer des Jahres“ gewählt, der König ist wieder auf dem Thron.
Der Sport-Grantler hat es schon in den vergangenen Jahren betont, dass die Wahl beim „Ballon d’Or“ ziemlich langweilig ist. Trainern, Spielern und Journalisten, die wählen dürfen, fehlt meist der Einfallsreichtum, der Willen, auch mal einem Außenseiter eine Chance zu geben, der in diesem einem Jahr wirklich besser war als die üblichen Verdächtigen. Franck Ribery zum Beispiel 2013. So aber wechseln sich die Stürmer-Stars Cristiano Ronaldo und Lionel Messi in schöner Regelmäßigkeit ab. „CR7“ war die beiden letzten Jahre stolz, dass er den Argentinier quasi in die Pampa schicken konnte und den „Ballon d’Or“ in den Händen hielt. Jetzt schlug der König zurück, zum insgesamt fünften Mal holte er sich den „Goldenen Ball“, zuvor von 2009 bis 2012 durchgehend. Der letzte Sieger, der nicht Messi oder Ronaldo hieß war 2007 der brasilianische Edeltechniker Kaka, der diesmal in Zürich den Sieger verkünden durfte. Es wird Zeit, das Allerlei zu beenden. Eintopf schmeckt nicht immer.
In diesem Jahr gibt es an der Wahl von Lionel Messi allerdings nichts zu granteln. Messi hatte mit dem FC Barcelona ein überragendes Jahr und holte quasi alle Pokale, die es zu gewinnen gab. Da musste Ronaldo einfach in die Röhre gucken, da war es eher verwunderlich, dass Messis Vereinskollege, der Brasilianer Neymar, nicht auf Platz zwei kam. Er ist ein Kandidat für die Zukunft.
Deutsche Spieler sind es wohl vorerst nicht. „Willst Du den ‚Ballon d’Or’ gewinnen, musst Du in England oder Spanien spielen“, heißt der Rat an die Kandidaten. Manuel Neuer wäre vor einem Jahr ein würdiger Gewinner gewesen, weil er als Weltmeister das Torhüterspiel auf eine neue Stufe gehoben hat. Neuer war diesmal immerhin der einzige deutsche Spieler in der Weltelf. Doch Torhüter und Abwehrspieler haben gegen die Torjäger und Zauberer vor dem Tor kaum eine Chance. So müsste zum Beispiel Thomas Müller 2016 bei der Europameisterschaft zumindest Torschützenkönig und eben Europameister werden und zudem noch mit Bayern München die Champions League gewinnen, um in den engeren Kreis der Kandidaten zu kommen. Ein Müller ist halt kein Messias. „Mülleras“ klingt nicht so gut.
Bei den Frauen wurde die kleine deutsche Serie beendet, nach fünfmal Marta (Brasilien) ist die Wahl beim weiblichen Geschlecht eine amerikanisch-deutsche Angelegenheit. Carli Lloyd setzte sich diesmal durch nach Nadine Kessler und Nadine Angerer in den letzten beiden Jahren. „Trainer des Jahres“ war – logisch – Luis Enrique vom Seriensieger FC Barcelona. Seltsam nur, dass Pep Guardiola Zweiter wurde, er hat im letzten Jahr mit dem FC Bayern München nicht viel erreicht und international eher eine Blamage hinnehmen müssen. Dies zeigt deutlich: Welche Fachleute die Juroren auch sein mögen, die bekannten Namen haben einfach einen Bonus. Vielleicht steht Pep Guardiola im nächsten Jahr ganz oben, dann aber müssen die Münchner des Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League gewinnen.
Die schönste Ehrung durfte der deutsche Nationalspieler Gerald Asamoah (früher Schalke 04) entgegennehmen und zwar stellvertretend für alle, die sich für Flüchtlinge einsetzen. Und da tut der Fußball ja einiges zur Integration. Das ist die wahre Stärke des Fußballs bzw. des Sports, hier werden unterschiedliche Nationalitäten wirklich zur Nebensache.