Champions League: Alle gegen Real, die Bundesliga auf Wiedergutmachungskurs

Eigentlich freuen sich die Fußball-Fans drauf, aber die Funktionäre sorgen dafür, dass die Freude auf die neue Champions-League-Saison getrübt wird. Überschattet wird der Start am Dienstag, 18. September, von der Diskussion um einen dritten europäischen Pokal-Wettbewerb. Nach Champions League (CL) und Europa League (EL) soll 2021 pünktlich zu den neuen Fernsehverträgen ein dritter Pokal ausgespielt werden, damit auch die kleinen Verbände bzw. Vereine „ihren“ Cup haben. Da ist der Sport-Grantler aber gespannt, wie der Wettbewerb heißen wird, die „Liga der Kleinen“ vielleicht? Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann hat es auf den Punkt gebracht: „Wer sich rar macht, ist wertvoll, hier wird der Sport verwässert.“ Es ist wie immer: Ein neuer Wettbewerb wird eingeführt, damit die großen Funktionäre bei der nächsten Wahl die Stimmen der Kleinen bekommen. Darauf einen Cup!

Bleiben wir also bei der Champions League, bei der Königsklasse. Schon die Europa League hat „Kaiser“ Franz Beckenbauer einst als „Cup der Verlierer“ verunglimpft, die Bedeutung aber damit deutlich herausgestellt. In der CL aber dürfen sich die Fußball-Fans in der neuen Saison auf neue Spannung freuen. So richtig allerdings erst – wie immer – nach der Gruppenphase, im Herbst sind die echten Highlights dünn gesät, eins davon allerdings zum Start, wenn in der Gruppe C Jürgen Klopp mit dem FC Liverpool den Kollegen Thomas Tuchel mit Paris St. Germain erwartet. Das elektrisiert natürlich auch die deutschen Fans. Damit sind aber schon zwei Vereine genannt, die auch am Ende im Blickpunkt stehen wollen und die mit einigen anderen Konkurrenten nur ein Ziel haben: Den Hattrick-Sieger Real Madrid entthronen und selbst den Pokal holen. Also: Alle gegen Real!

Die üblichen Verdächtigen, also die Favoriten, werden auch in diesem Jahr wieder genannt. Eine große Rolle traut man vor allem Juventus Turin zu, nachdem sich die Italiener den Weltfußballer Cristiano Ronaldo geangelt haben. Vorne dran aber vor allem die Engländer, wo sich alle Starter Titelhoffnungen machen: Manchester City, Manchester United, FC Liverpool und Tottenham Hotspur. Mittendrin auch wieder der FC Bayern München, der eine konträre Transferpolitik betrieb, kein Geld für Neue ausgeben, lieber sparen und dennoch verdeutlicht Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge das Ziel: Wir wollen den Pott. Alle gegen Real, natürlich auch die spanischen Konkurrenten FC Barcelona und Atletico Madrid, das mit seinem Stadion am 1. Juni 2019 quasi Gastgeber ist. Das muss doch interessant werden, allerdings so richtig wie gesagt erst im Frühjahr. Die Gruppenphase kann allein die Wartezeit verkürzen.

Die Bundesliga ist in den europäischen Wettbewerben dabei, aber eigentlich – außer den Bayern – nicht mehr mittendrin. Die letztjährige Pleite ist unvergessen, die Bundesliga verlor den vierten Platz in der UEFA-Rangliste an Italien und wird jetzt bedrängt von Frankreich. Deshalb befinden sich die sieben Klubs auf der internationalen Bühne auf Wiedergutmachungskurs. Neben den Bayern heißt es für Borussia Dortmund, Schalke 04 und der TSG Hoffenheim in der CL sowie Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt und RB Leipzig in der Europa League punkten, die Gruppenphase überstehen und damit auch wieder etwas für die Rangliste tun. Es geht nicht nur um den Verein, sondern auch um die Reputation der Bundesliga und des deutschen Fußballs insgesamt, der bekanntlich in diesem Sommer ziemlich gelitten hat. Trainer, Spieler und Fans sollten sich eines deutlich machen: Europa ist keine Mehrfachbelastung, sondern eine zusätzliche Belohnung!

Die Gruppen-Auslosungen sorgten eigentlich dafür, dass die deutschen Klubs hoffen dürfen. Bayern München ist in der Gruppe E gegen Ajax Amsterdam, AEV Athen und Benfica Lissabon klarer Favorit, Schalke 04 hat mit FC Porto, Galatasaray Istanbul und Lokomotive Moskau zwar drei Meister, aber keinen echten Brocken erwischt. Borussia Dortmund hat es da schon schwerer, Atletico Madrid ist ein echter Stolperstein, aber auch AS Monaco kann es sein, dazu geht es gegen Club Brügge. Bei Neuling Hoffenheim muss man abwarten, wie sich die Mannschaft im neuen Umfeld einfindet, dazu geht es gegen Pep Guardiola und Manchester City, einen der großen Favoriten. Aber auch Olympique Lyon und Schachtor Donezk sind nicht zu unterschätzen. Das Ausscheiden wäre keine Überraschung.

In der Europa League haben die deutschen Klubs fast schon seit Menschengedenken nichts mehr zuwege gebracht. Da ist der Wiedergutmachungskurs besonders notwendig, die Hoffnungen ruhen dabei auf Bayer Leverkusen, trotz des schlechten Starts in der Bundesliga. Larnaka, FC Zürich und Rasgrad sind schlagbare Gegner. Der RB Leipzig musste durch die Qualifikationsmühle und hat fast in letzter Sekunde bestanden. Der Lohn der Auslosung: „Bruderduell“ gegen den FC Salzburg, der nicht mehr Red Bull heißen darf, dazu gibt es Trondheim und Celtic Glasgow. Bei Pokalsieger Eintracht Frankfurt ist die Euphorie nach dem Coup gegen die Bayern inzwischen verflogen, dabei könnten die Hessen ein bisschen Elan gegen Limassol, Marseille und Lazio Rom schon brauchen. Zweifellos die schwerste Gruppe der deutschen Teilnehmer. Das Finale wird übrigens am 29. Mai in Baku gespielt. Ob da ein deutscher Vertreter dabei ist?

Nicht alles, aber doch das Eine oder Andere ist neu in der CL. Auffallend die Anfangszeiten, es geht nicht mehr einheitlich um 20:45 Uhr los, sondern es gibt zwei Startzeiten: 18.55 Uhr und 21.00 Uhr. Eine Entzerrung zugunsten des Fernsehens und zulasten der Fans – wie es im Fußball halt so ist. Deshalb gibt es auch wieder mehr Geld, 15,25 Millionen Euro kann jeder Verein schon für die Gruppenphase einplanen, jeder Sieger bekommt statt bisher 1,5 Millionen Euro jetzt sogar 2,7 Millionen. Geld statt Ehre als Anreiz! Gewinnt ein Verein alle Spiele, kann er am Ende 82,45 Millionen Euro einstreichen. Mit rund 70 Millionen kalkulieren auch die Bayern, wenn sie wieder einsamer deutscher Vertreter wären.

Die Klubs streichen ein, die Fans sollen zahlen. Nicht nur in den Stadien, sondern auch an den Bildschirmen. Engländer oder Italiener sind dies zum Beispiel gewohnt, die deutschen Zuschauer müssen sich komplett umstellen. Im freien Fernsehen gibt es kein Spiel mehr zu sehen (Ausnahme wäre nur das Finale mit deutscher Beteiligung und einige Spiele der EL bei RTL Nitro). Mit dem gewohnten Pay-TV-Sender Sky (hat die EL nicht mehr) allein ist es auch nicht mehr getan, wenn man alle Spiele live sehen will, zweiter Rechteinhaber ist der Streamingdienst DAZN. Es könnte sein, dass die Champions Laegue zumindest in Deutschland an Glanz und Interesse verliert.

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