Gewinner und Verlierer der Corona-Krise

Corona hält die Welt in Atem, nein, das Virus legt die Welt fast lahm. Probleme dieser Art, wie wir sie jetzt erleben, wurden eigentlich für unvorstellbar gehalten. Aber jetzt sind sie da und da gibt es die Gedanken, wer ist in der Bewältigung der Krise im Sport eigentlich ein Gewinner und wer Verlierer? Natürlich, Verlierer sind wir alle, denn das Leben ist nicht mehr so, wie wir es zu leben gewöhnt sind. Aber speziell im Sport können wir doch einige Gewinner, solche, die beherzt Handeln und gute Entscheidungen getroffen haben, und Verlierer, die eben das Gegenteil, nämlich zögerlich sind, herausstellen. Hier ein Versuch:

Gewinner

Christian Seifert: Der DFL-Chef beeindruckte als Krisenmanager. Bisher hatte er einen leichten Job, als Verkäufer der Fußball-Bundesliga rannten ihm die Interessenten die Bude ein. Jedes Jahr mehr Geld durch die Fernsehverträge, das brachte ihn in die Schlagzeilen. Jetzt war er in anderen Aufgaben gefragt und meisterte sie souverän. Die Bundesliga hat Führung, trotz aller Ungewissheiten. Frühzeitig machte er darauf aufmerksam, welches Geld und welch ungeheure Zahl von Jobs am Fußball hängen. Sein Motto „wir müssen den Fußball retten“. Aber auch er kann nicht sagen und schon gleich gar nicht bestimmen, wann selbst Geisterspiele möglich sind. Virologen behaupten sogar, mit Publikum kann die Fußball-Bundesliga erst 2021 wieder spielen. Bundesliga-Geisterspiele wären aber auch eine Ablenkung für die leidgeprüfte Gesellschaft, nicht nur für Fans.

Joshua Kimmich/Leon Goretzka: Es ging ihnen nicht um Schlagzeilen, sondern um Hilfe. Die Bayern-Stars riefen die Hilfsaktion „We Kick Corona“ ins Leben, um während der Corona-Krise soziale und karitative Einrichtungen zu unterstützen. Sie starteten selbst mit einer Million Euro und haben in zwei Tagen bereits drei Millionen zusammen. Zudem haben sie bei der Nationalmannschaft zu den 2,5 Millionen Euro Spende beigetragen. Sie stehen an Stelle von vielen Profi-Sportlern, die die Zeichen der Zeit erkannt haben, ihren Verein (vor allem die „normalen“ Mitarbeiter) unterstützen und Gehaltsverzicht üben. Der harte Profisport ist weichgespült.

Aleksander Ceferin: Der Präsident der UEFA zauderte nicht wie andere Verbandsfürsten, sondern handelte und sorgte frühzeitig für Klarheit mit der Verlegung der Fußball-Europameisterschaft von 2020 auf 2021. Ein Stück Arbeit hat er aber noch vor sich, er will wie Seifert mit der Bundesliga dafür sorgen, dass auch Champions League und Europa League zu Ende gespielt werden. Hier muss er Feingefühl zeigen und abwägen zwischen nationalen und europäischen Interessen. Aber auch gegenüber der FIFA zeigte er zuletzt immer die Stärke, die man von einem UEFA-Präsidenten erwartet.

Gernot Tripcke: Der Geschäftsführer der Deutschen Eishockey Liga sorgte als erster für Klarheit von allen Ligen: Die Eishockey-Saison endete frühzeitig. Eishockey hat allerdings auch ein besonderes Problem, die Eisstadien können nicht auf ewig in Betrieb bleiben, die Kosten würden explodieren und die Mehrzweckhallen stehen nicht unbegrenzt zur Verfügung. Klar erkannt und klare Kante gezeigt.

Dietmar Hopp: Der Milliardär ist das Feindbild der Fans, jetzt ist der Hoffnungsträger in der Corona-Krise. Er hält die Mehrheit bei der Firma, die auf der Suche nach einem Gegenmittel gegen Corona ist. Die Firma in Tübingen scheint in ihren Tests am weitesten zu sein, Hopp verhinderte Übergriffe aus dem Ausland. Daran sollten sich die Fans später erinnern.

Einfallsreichtum: Das ist jetzt gefragt, alle, egal ob Fans, Sportler oder Funktionäre, müssen ein gewisses Maß an Einfallsreichtum zeigen, um die Krise zu überwinden, um das Überleben der Vereine in allen Sportarten zu ermöglichen. Ein Beispiel bietet der Fußball-Traditionsverein Rot-Weiß Essen, er bietet ein virtuelles Heimspiel gegen Corona an und die Fans können dabei sein und den Verein wie im Stadion unterstützen. Sie orderten bisher rund 1900 Tickets, 3600 Becher Bier und 1500 Bratwürste, was dem Verein 40.000 Euro einbrachte. Ein Spiel ohne Zuschauer kostet Essen 100.000 Euro. Die Not wird gelindert, die Fans werden also auch zu Gewinnern.

Verlierer

Dr. Thomas Bach: Der IOC-Präsident gibt eine überaus schlechte Figur ab, er will quasi die Pandemie aussitzen und hofft, dass die Olympischen Sommerspiele im Juli in Tokio noch zu retten sind. Selbst Laien erkennen, dass es ein Wahnsinn ist, Hunderttausende im Sommer Olympia feiern zu lassen, da ist Corona mit Sicherheit noch nicht besiegt. Und ein Geister-Olympia kann es nicht geben. Selbst die Japaner sehen bereits die Notwendigkeit einer Verlegung, so wie eben auch bei der Fußball-EM. Bei Olympia böte sich 2022 an, im gleichen Jahr wie die Winterspiele, so wie es ja früher war. Vorteil 2022 wäre, dass die Fußball-WM in Katar im Winter ausgetragen wird. Thomas Bach müsste angesichts seiner falschen Einschätzung eigentlich zurücktreten.

Formel 1: Auch die Macher der Formel 1 unterlagen einer Fehleinschätzung der Lage, sie wollte ebenfalls mit allen Mitteln die Rennen durchführen respektive ihre investierten Millionen retten. Corona zwang sie in die Knie. Eine Frechheit war es, die erste Veranstaltung in Australien erst dann abzusagen, als die Fans schon vor der Tür standen. Die Realität sieht es jetzt ganz anders aus, zumindest bis Anfang Juni wird es keine Rennen geben, sogar Aserbaidschan wurde abgesagt.

Basketball-Bundesliga: Anders als im Eishockey wollen Handball und Basketball versuchen, ihre Saison notfalls mit Geisterspielen wie im Fußball noch zu Ende zu bringen. Basketball hat aber noch ein großes Problem: Viele ausländische Spieler laufen ihren Vereinen davon, ein echter Wettbewerb findet dann nicht mehr statt.

Bergamo: Die Stadt in der Nähe von Mailand ist wohl der am meisten leidende Ort der Welt, quasi das Zentrum der Corona-Epidemie. Es ging vom Himmel in die Hölle. Ganz Bergamo feierte noch am 19. Februar in Mailand den 4:1-Triumph über Valencia, man lag sich in den Armen, errang einen historischen Erfolg auf Europas Bühne. „Sie küssten und sie herzten sich“ hieß es über die Fans, heute weiß man, dass dies wohl der Beschleuniger der Corona-Epidemie war. Heute beklagt Bergamo Hunderte von Toten, allein in der vergangenen Woche waren es 400. Tragischer könnte es nicht sein.

Was der Sport jetzt braucht, ist eine realistische Einschätzung der Lage und am Ende das Glück, dass die Leute vernünftig sind, Abstand halten und Geisterspiele möglich sind, um die meisten Vereine über Wasser zu halten bzw. zu retten. Ansonsten gilt das Motto: Bleiben Sie gesund!

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