Corona und Mercedes dominieren die Formel 1

Eine verrückte Saison der Formel 1 ist am Sonntag in Abu Dhabi zu Ende gegangen. Eine Saison, die anfangs durch die Corona-Pandemie auf der Kippe stand, die mit vier Monaten Verspätung begann und in der nur 17 der vorgesehenen 22 Rennen absolviert wurden. Probleme über Probleme also und doch war es eine der interessantesten Jahre überhaupt. Einfach verrückt. Dominant war neben dem Virus vor allem Mercedes, der König der Königsklasse war Lewis Hamilton, der Bettler dagegen Sebastian Vettel und im Büßergewand des Formel-1-Märchens muss sich Ferrari kleiden. Am Ende ist alles gut ausgegangen, sogar der Feuerunfall von Romain Grosjean in Bahrein. Da wurde selbst der Hinterherfahrer zum Sieger.

Es war ein Kraftakt ohnegleichen, dass die Formel 1 eine reguläre Weltmeisterschaft über die Bühne brachte. Rennen wurden gestrichen, neue Rennstrecken gesucht und gefunden, so wurde doch wieder auf dem Nürburgring gefahren, in Imola, Istanbul und Mugello. Die Formel 1 lebte in einer Blase um Covid-19 abzuwehren, deshalb gab es zum Teil zwei Rennen an einem Standort. Erkrankungen blieben nicht aus, aber die Formel-1-Bosse brachten die Saison über die Bühne, organisierten mehr als die für die WM-Wertung erforderlichen 15 Rennen und konnten damit Fernsehen und Sponsoren vertragsgemäß bedienen.

Der Lohn waren viele interessante Rennen, wobei sich die Überholmanöver vor allem im Feld abspielten, es aber auch Überraschungen mit Außenseitersiegen gab. Pierre Gasly mit dem Alpha Tauri gewann in Monza, Sergio Perez mit Racing Point in Bahrein. Dennoch muss er gehen. So unlogisch kann die Formel 1 auch sein. Keiner kam allerdings an Mercedes und Lewis Hamilton heran. Die Stuttgarter dominierten das Geschehen und Lewis Hamilton schwang sich um Rekordhalter auf. Mit seinem siebten Titel holte der Brite Michael Schumacher ein und kürte sich zum gemeinsam Rekordchampion. Der überragende Fahrer im besten Auto ist einfach eine unschlagbare Kombination. Keiner hatte eine Chance, auch Teamkollege Valtteri Bottas nicht, aber für die Zukunft macht sich am ehesten Max Verstappen mit Red Bull Hoffnungen. Noch hat Hamilton seinen Vertrag bei Mercedes nicht verlängert (im Gegensatz zu Teamchef Toto Wolff), aber er wird sich die Chance, alleiniger Rekordmann zu werden, nicht entgehen lassen. Sollte er über ein Karriereende nachdenken, wird er es verschieben, siegen kann er nur mit Mercedes.

Das genau Gegenteil war die Kombination Ferrari und Vettel. Der Deutsche war (er hat es nur umschrieben, nie deutlich ausgesprochen) mit einer Schrottkiste unterwegs. Vettel wurde zum Jammerlappen („Das Auto funktioniert nicht“) und wurde nach sechs Jahren Zusammenarbeit humorlos abserviert. Bei der Vertragsunterzeichnung waren Titel die Hoffnung, am Ende blieb nur Enttäuschung. Singend verabschiedete sich Vettel bei seinem Team, dies war wohl Ausdruck der Erleichterung („Bin froh, dass es zu Ende ist“). Jetzt hofft er auf bessere Zeiten bei Racing Point, das nun Aston Martin heißen wird. Dort musste Perez gehen, der Sieger von Bahrein. Da werden die Bosse nachdenklich geworden sein, ob sie wirklich die richtige Entscheidung getroffen haben. Sebastian Vettel kann Erfahrung einbringen, aber leistungsmäßig steht er wohl nicht über dem Mexikaner.

Am Ende der Saison gelang der Formel 1 noch der Coup, dass nicht nur in Deutschland die Fans mit Spannung auf das Jahr 2021 schauen. Der frischgebackene Champion der Formel 2, Mick Schumacher, erhält ein Cockpit bei Haas, der Name Schumacher elektrisiert einfach die Branche. Es wird ein langer Weg werden, bis er in die Fußstapfen seines Vaters treten kann, wenn überhaupt einmal. Aber der 21-Jährige tritt zunächst einmal bescheiden auf. „Ich will lernen“, wehrt er ab, vielleicht kann er immer wieder mal Glanzlichter setzen, ansonsten gehört sein Rennstall zu den Kellerkindern. Bis Schumacher sich eingelebt hat, wird vielleicht auch Ferrari wieder auf die Füße kommen, aber das Ferrari-Talent könnte später dennoch bei Mercedes landen, wenn die Erfolgsserie der Dauersieger anhält. Zum siebten Mal beide WM-Titel sind schließlich eine Ansage.

Für die neue Saison gibt es einige Fahrerwechsel, auch das wird spannend werden. Auf ein Cockpit hofft immer noch Nico Hülkenberg, der als Ersatzfahrer für Furore sorgte. Er könnte vielleicht sogar noch den Thailänder Alex Albon, der enttäuschte, bei Red Bull ersetzen und plötzlich in einem möglichen Siegerauto sitzen. Spektakulär die Rückkehr von Ex-Weltmeister Fernando Alonso bei Renault. Die Formel 1 hat also einiges zu bieten, die Rekordzahl von 23 Rennen (ohne Deutschland) sind geplant, am 21. März soll es in Melbourne losgehen. Die Rechnung mit den Terminen wurde allerdings ohne Corona gemacht. Das Virus könnte, wie unser Leben, auch die Formel 1 erneut ausbremsen. Geisterrennen oder nicht, das ist die Frage.

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