Eishockey lebt! Dafür mussten alle Opfer bringen

Kaum eine Sportart wurde so von der Corona-Pandemie gebeutelt wie das Eishockey. Im Frühjahr wurde die Saison kurzerhand beendet, weil die Spiele der Deutschen Eishockey Liga ohne Zuschauer einfach nicht zu finanzieren waren. Einen Meister gab es 2020 nicht. Die Adler Mannheim stehen als letzter Sieger für 2019 in der Titelliste. 2021 soll es allerdings wieder einen neuen Deutschen Meister geben. Eishockey lebt! Die DEL 2 und teilweise die unteren Klassen haben den Punktspielbetrieb vor längere Zeit bereits aufgenommen (weil sie nicht so von den Zuschauer-Einnahmen abhängig sind), am Donnerstag startete auch die DEL und zwar spektakulär mit dem Rhein-Derby, das die Düsseldorfer EG mit 5:4 nach Penaltyschießen bei den Kölner Haien gewann. Dafür, dass wieder gespielt werden kann, mussten allerdings alle Opfer bringen. Die Zuschauer als Haupteinnahmequelle müssen ja leider draußen bleiben.

Allgemein hieß es, den Gürtel enger schnallen. Das galt ebenso für die Vereine wie für die Spieler. Die zogen mit, weil sie sonst ihres Berufes beraubt worden wären und nahmen teilweise Gehaltseinbußen von bis zu 60 Prozent hin. Da hätten die Fußall-Profis ganz schön gemeutert. Die 14 Klubs der DEL halbierten ihre Etats von insgesamt 120 Millionen auf 60 Millionen Euro. Auch der Staat half mit beim Überlebenskampf, mit Ausnahme von Red Bull, weil im Besitz des Brause-Herstellers, kassierten die anderen 13 Klubs bis zu 800.000 Euro Unterstützung. Das war teilweise überlebenswichtig.

Es wird also gespielt, wobei das Eishockey ohne Zuschauer damit seine größte Attraktion verlor. Die tolle Stimmung in den Hallen lockt die Besucher, für das Fernsehen ist der Sport fast ungeeignet, weil der Puck schlecht zu sehen ist, Rasanz und Stimmung kommen nicht richtig rüber. Doch Fernsehen ist wichtig, nur dadurch kann sich eine Sportart der Öffentlichkeit präsentieren. Die DEL hat Glück, dass MagentaTV ein Herz fürs Eishockey hat und alle Spiele überträgt, außerdem ist Sport1 im Free-TV mit 26 Partien dabei.

Die Saison musste natürlich verkürzt werden, die Weltmeisterschaft vom 21. Mai bis 6. Juni 2021 in Minsk (Weißrussland, als Austragungsort bzw. Land umstritten) und Riga (Lettland) wartet. Die Saison der DEL wurde deshalb von 52 Spieltagen auf 38 verkürzt, die 14 Klubs sind aufgeteilt in zwei regionale Gruppen Süd und Nord, dort werden vier Begegnungen gegeneinander ausgetragen, dazu je zwei Duelle mit den Teams der anderen Gruppe. Die besten vier Mannschaften aus jeder Gruppe qualifizieren sich für die Play-Offs, die ab dem 19. März ebenfalls verkürzt ausgespielt werden, nämlich „Best of Three“ statt „Best of Seven“, es reichen also zwei Siege zum Weiterkommen. Weil es keine Zuschauer gibt und man so nicht auf die Anreise der Fans Rücksicht nehmen muss, spielt die DEL fast jeden Tag, damit sie bei MagentaTV präsent ist.

Durch die finanzielle Zwangsjacke werden die Leistungsunterschiede natürlich noch deutlicher werden, deshalb gibt es auch keinen Absteiger. Der Meister der DEL2 darf dennoch wie versprochen aufsteigen, so dass die DEL dann 21/22 mit 15 Klubs spielen würde. Die Favoriten sind die üblichen Verdächtigen, nämlich quasi Titelverteidiger Mannheim sowie der Meister von 2016 bis 2018, Red Bull München. Das „Aufwärmprogramm“, der Magenta-Cup im Vorfeld der Punktrunde, zeigte allerdings, dass es einige Herausforderer gibt, vor allem die Fischtown Pinguins in Bremerhaven.

So sind die Gruppen eingeteilt: Nord: Berlin, Bremerhaven, Düsseldorf, Krefeld, Köln, Iserlohn und Wolfsburg. Süd: Augsburg, Ingolstadt, Mannheim, München, Nürnberg, Schwenningen und Straubing.

Der Verband trübt die Stimmung

Erleichterung also bei den Vereinen, doch die gute Stimmung wurde in den letzten Tagen dennoch getrübt. Dafür sorgte wieder einmal der Verband, der Deutsche Eishockey-Bund bringt es immer wieder fertig, für negative Schlagzeilen zu sorgen, er bremst sich gern selbst aus. Diesmal wunderte sich die Sportwelt über die Entlassung von DEB-Sportdirektor Stefan Schaidnagel, der maßgeblich für die Erfolge des DEB in den letzten Jahren verantwortlich war. „Unterschiedliche Auffassung über die künftige Ausrichtung des Verbandes“ wurden als Grund genannt. Beobachter sprechen auch von einem „internen Machtkampf“. Dabei wiederholen sich solche Trennungen, denn wer beim DEB gut arbeitet, wird keinesfalls mit Lob bedacht, sondern eher kritisch beäugt. Er könnte nämlich DEB-Präsident Franz Reindl in die Quere kommen. Viele Funktionäre sind neidisch, wenn jemand anderes in den Blickpunkt rückt, wenn das Licht doch auf sie selbst fallen soll. Das ist schon seit Jahrzehnten immer das gleiche Problem beim DEB. Nur einer hat diese Spielchen über Jahrzehnte hinweg überlebt: Präsident Franz Reindl, früher Sportdirektor und Geschäftsführer im Verband. Er hat ein besonderes Geschick darin, alle Skandale und Krisen unbeschadet zu überstehen und eigene Fehler von Kritik fernzuhalten.

Die Entlassung eines erfolgreichen Mitarbeiters ist umso unverständlicher, da bekannt ist, dass Franz Reindl nach noch mehr Macht und Aufmerksamkeit strebt, er will Präsident vom Weltverband IIHF werden, wenn der Schweizer Rene Fasel sein Amt abgibt. In Deutschland wird Reindl verbrannte Erde bzw. geschmolzenes Eis hinterlassen.

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