Biathlon- und Alpin-WM: Medaillen könnten zur Rarität werden

Bekanntlich fielen im Jahr 2020 wegen der Corona-Pandemie viele Großereignisse im Sport aus, sie sollen 2021 nachgeholt werden. Andere Weltmeisterschaften finden in den nächsten Tagen turnusgemäß statt, wenn auch unter anderen Vorzeichen, Zuschauer gibt es keine. Aber die weiblichen und männlichen Profis können ihrem Sport nachgehen, die Fans müssen am Fernsehschirm die Daumen drücken. Vom 8. bis 21. Februar wird in Cortina d’Ampezzo die Alpine Ski-Weltmeisterschaft ausgetragen, vom 10. bis 21. Februar läuft parallel dazu die Biathlon-WM in Pokljuka in Slowenien. Bei beiden Titelkämpfen könnten allerdings deutsche Medaillengewinne eine Rarität werden.

Es wird keineswegs so sein wie bei der Rodel-WM am Königssee, als es eine Medaillenflut für Deutschland gab und bei den Damen alle vier deutschen Mädchen der Konkurrenz die lange Nase zeigten. Davon träumen sie in den nächsten Tagen nicht einmal. Der alpine Skisport war einst auch in Deutschland einmal so etwas wie die Königsdisziplin im Wintersport, doch das ist lange her. Gerade vor den TV-Geräten hat sich Biathlon als Nummer 1 platziert, weil es dort die spannendsten Wettbewerbe mit dem Kampf Frau gegen Frau oder Mann gegen Mann gibt, oder das Skispringen, das vor allem bei der Vierschanzen-Tournee oder bei Weltmeisterschaft hohe Einschaltquoten erzielt. Aber Beachtung wird die Alpin-WM schon finden.

Ein Aushängeschild wie zuletzt Felix Neureuther oder Viktoria Rebensburg gibt es derzeit im deutschen Skisport nicht, aber auch international fehlt der große Star, der alle von den Sitzen reißt. Die deutsche Mannschaft ist auf der Medaillenjagd nicht ganz chancenlos, aber wenn das DSV-Team leer ausgeht, würde das keinen wundern. Was fehlt, ist vor allem der Nachwuchs, da ist für die nächsten Jahre kaum Besserung in Sicht. Die besseren Chancen haben noch die Herren. In Cortina werden die Augen im Slalom vor allem auf Linus Straßer gerichtet sein, der schon bewies, dass er siegen kann, der es aber an Beständigkeit vermissen lässt. Vielleicht erwischt der Münchner einen guten Tag. Die Speedfahrer sorgten für gute Platzierungen, aber wer kann ganz nach vorne fahren? Romed Baumann ist Sechster der Abfahrtswertung, Andreas Sander Siebter, das ist ja nicht schlecht. Für Schlagzeilen sorgte im letzten Winter Thomas Dreßen, doch der plagt sich mit Verletzungen herum, alle hoffen auf seinen Start, der dennoch wohl ein Risiko darstellt. Kennen Sie übrigens den besten Skifahrer der Saison? Er heißt Alexis Pinturalt, der Franzose führt die Weltcup-Wertung vor dem Österreicher Marco Schwarz an. Linus Straßer folgt ein bisschen später auf Rang 17.

Bei den Damen hat allein die Abfahrerin Kira Weidle für ein wenig Aufsehen gesorgt, sie fuhr immer wieder mal vorne rein und so ist die Starnbergerin achtbeste Spezialistin in der Abfahrt. Ansonsten darf man keinem deutschen Mädchen eine Top-Platzierung zutrauen. Die Italiener trauern darüber, dass ihre größte Hoffnung Sofia Goggia ausfällt, sie verletzte sich ausgerechnet bei der langsamen Runterfahrt abseits der Piste vom abgesagten Abfahrtslauf in Garmisch-Partenkirchen. Aber nach den führenden Skiläuferin Petra Vlhova (Slowakei), Lara Gut-Behrami und Michelle Gisin (beide Schweiz) folgen trotzdem gleich vier Italienerinnen auf den vorderen Positionen und dazu will Amerikas Ski-Star Mikaela Shiffrin mitmischen. Die Damen dürften also mehr Aufmerksamkeit bekommen. Bei der letzten Weltmeisterschaft 2019 blieb es bei einer Silbermedaille durch Viktoria Rebensburg für den DSV.

Im Biathlon sieht es im deutschen Lager zweifellos besser aus, da könnte sich ein Ergebnis wie vor einem Jahr in Antholz mit sechs Medaillen (allerdings kein Gold) wiederholen, aber Deutschland könnte auch leer ausgehen – alles möglich. Beherrscht wird das Biathlon bei den Herren von Norwegen, wo gleich vier Athleten der Skandinavier die Weltcup-Wertung anführen (Johannes Bö, Laegreid, Tarje Bö, Dale). Aber der Rest der Welt ist nicht chancenlos, das bewies auch Arnd Peiffer mit seinem Sieg im Massenstart in Hochfilzen. Im Weltcup liegen die deutschen Herren einträchtig hintereinander auf den Rängen 12 (Peiffer), 13 Benedikt Doll und 14 Erik Lesser. Dazu wurden Johannes Kühn und Roman Rees nominiert. Bei den Damen sind mit Röiseland und Eckhoff auch zwei Norwegerinnen vorn, aber sie sind nicht so dominant wie die Herren, da dürfen sich auch andere, vor allem Hannah Öberg (Schweden), etwas ausrechnen. In der Nationenwertung führt sogar Frankreich vor Schweden, Deutschland und Norwegen.

Die deutschen Mädchen haben immerhin Podestplätze im Visier, Franziska Preuß zeigt sich stark wie schon lange nicht mehr (Rang 6 im Weltcup), Denise Herrmann hat ihre alte Laufstärke wiedergefunden, muss halt Glück beim Schießen haben, dazu komplettieren die starke Schützin Janina Hettich, Maren Hammerschmidt und Vanessa Hinz das Team. Die größten Medaillenchancen dürften bei beiden Staffeln liegen, die Frauen siegten ja in Oberhof. Auch die Herren waren oft vorn dabei und da über dem Staffelwettbewerb immer eine große Ungewissheit liegt, steht da keineswegs Norwegen schon als Sieger fest. Die Nerven spielen eine besondere Rolle, es sind schon viele Favoriten gestrauchelt. Packende Zweikämpfe sind zudem an der Tagesordnung und das macht den Reiz des Biathlons aus. Wer nicht einschaltet, könnte etwas verpassen. Vielleicht sogar Medaillen für Deutschland.

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