Wie man die Bayern stoppen kann
Da rätselt die Fußball-Bundesliga seit Jahren, wie man denn die Titel-Serie des FC Bayern München beenden könnte. Dabei ist die Lösung doch so einfach: Setzt sie in ein Flugzeug und lasst es nicht fliegen… Allerdings muss man mit dem Zorn der Münchner Chefetage schon klarkommen. Spaß beiseite, ein bisschen seltsam war es schon, was sich beim Abflug der Münchner zur Klub-Weltmeisterschaft in Katar abspielte. Da war von der Zeit her alles geregelt, die Abläufe organisiert, nur der Schnee kam dazwischen. Die Passagiere saßen um 23:05 Uhr in der Maschine, die allerdings noch enteist werden musste. Der Pilot meldete in letzter Sekunde um 23:59 Uhr die Maschine für abflugbereit, doch die Freigabe erhielt er nicht. Angeblich hätte er die Freigabe erst um 0:03 Uhr erbeten, zu spät, denn ab Null Uhr gilt ein Nachtflugverbot. Pech, schlechte Organisation oder sogar ein Willkürakt gegen die erfolgreichen Bayern (Rache für die Hertha-Niederlage vorher)? Jeder darf es sich aussuchen, die Reaktion der Bayern-Bosse war jedenfalls überzogen, wenn Uli Hoeneß von einem „Skandal ohne Ende“ spricht.
Die Spieler nahmen es gelassener, verbrachten die Nacht zwangsläufig in der Maschine, hatten ja bequeme Sessel und Langeweile kam in den sieben Stunden angeblich nicht auf. Der Flug musste dann über München (!) gehen, um die Crew aus arbeitsrechtlichen Gründen zu wechseln, nach weiteren sieben Stunden Flug und Corona-Tests in Katar war es am Ende ein verlorener Tag für die Mannschaft – oder vielleicht doch nicht? Mit Blick auf den Umstand, dass die Mannschaft ja zusammenrückte, die Spieler Zeit zum Plaudern hatten oder vielleicht sogar Missverständnisse untereinander ausräumen konnten, sprechen einige von einer Teambuilding-Maßnahme, die den Bayern sogar helfen könnte. Also doch nicht der richtige Weg, um die Bayern zu stoppen?
Einen Weg zum Erfolg suchen vor allem die Dortmunder, aber sie irren wie Suchende in der Bundesliga herum. Sie suchen und finden einfach nicht die Form. Bei der Borussia stellt sich die T-Frage: Die Frage nach dem Trainer und den Torhütern. Coach Edin Terzic hat nach dem 1:2 in Freiburg mit nur 13 der möglichen 27 Punkte eine Bilanz, die den Trainerwechsel von Lucien Favre zu Terzic zum Fehlgriff macht. Vor allem die Torhüter wirken verunsichert. Roman Bürki patzte zuletzt ebenso wie jetzt Marvin Hitz. Das kostete Punkte. Die Feldspieler wirken dazu oft seltsam teilnahmslos. Ein Aufbäumen gegen Niederlagen ist nicht zu sehen. Entweder es läuft, dann trumpft die Borussia auf, oder es läuft nicht, dann gelingt dem Team im Spiel die Wende nicht. So feierte vor allem Freiburgs Trainer Christian Streich, ihm gelang der erste Sieg über Dortmund.
Es bleibt dabei, die Mannschaften der Stunde sind Wolfsburg und Frankfurt. Die Wölfe präsentieren sich stabil wie nie, ließen in den letzten fünf Pflichtspielen kein Gegentor zu. Frankfurt ist jetzt sogar in neun Spielen ungeschlagen. Davon können nicht allein Dortmund, sondern auch Leverkusen und Gladbach nur träumen. Am Tabellenende wird die Lage für Schalke immer trostloser, Mainz und Köln sammelten Siege, lassen die Hoffnung wieder aufleben. Vor allem in Sachen Relegation müssen Teams, die sich schon in einer Art Wohlfühloase wähnten, plötzlich wieder aufpassen. Das betrifft Bremen, Hoffenheim und Augsburg. Vor allem der FCA erlebt, dass ein erfolgreicher Start keine Garantie für eine erfolgreiche Saison ist. Bevor es am vierten Spieltag die erste Niederlage gegen Leipzig gab, schlug der FCA Union Berlin mit 3:1, Dortmund mit 2:0 und holte in Wolfsburg ein 0:0, war Zweiter in der Tabelle! Zum Start der Rückrunde wurde zwar Union wieder 2:1 geschlagen, aber es war der einzige Sieg in den letzten sechs Spielen. Die nächsten Gegner heißen Leipzig und Leverkusen, aber jetzt schon wird über die Zukunft von Trainer Heiko Herrlich diskutiert.
Manchmal gibt es sogar Ärger im Siegesrausch, so in Köln, weil ein Spieler die vereinseigenen Fans beleidigt hat. Twitter, Facebook und Corona werden zu Stolpersteinen für die Sorte Spieler, die sich nicht im Griff haben oder das tägliche Leben und die damit verbundenen Probleme ignorieren. Andererseits haben sich auch sogenannte „Fans“ wieder zu Hasstiraden verbaler Art hinreißen lassen. Anstand wird im Sport leider oft vergessen. Und wenn es damit keinen Ärger gibt, bleibt immer noch der Videobeweis. Seltsam, dass es da immer wieder zu Fehlurteilen kommt. Damit gerät das Mehr an Gerechtigkeit leider in den Hintergrund.
Elfmeterschießen muss man können
Der DFB-Pokal ist in diesem Jahr besonders ein Wettbewerb für die Underdogs, die Bundesligisten haben sich dagegen blamiert. Der größte Coup gelang dem Regionalligisten Rot-Weiß Essen mit dem 2:1 nach Verlängerung gegen Bayer Leverkusen. Dort träumte man vom Finale in Berlin, nachdem Bayern München den Weg freigemacht hatte. Jetzt träumen sogar die Essener von Berlin, denn im Viertelfinale am 2./3. März ist „nur“ ein Zweitligist der Gegner. Mit Holstein Kiel allerdings ein weiteres Überraschungsteam. Auf jeden Fall ist im Halbfinale am 1./2. Mai in Nicht-Erstligist dabei. Dabei schien eine sofortige Wiederholung des Erfolgs vom Regionalligisten 1. FC Saarbrücken mit dem Einzug ins Halbfinale als undenkbar. Was auffällt: Im Pokal muss man Elfmeterschießen können. So schaltete Kiel die Bayern aus und jetzt Darmstadt. Jahn Regensburg kam gleich in allen drei Runden durch Elfmeterschießen weiter! Das sollte der nächste Gegner Werder Bremen gleich mal trainieren. Schön, dass der Zweitligist Heimvorteil genießt. Die Schlagerspiele sind aber die Bundesliga-Duelle, Gladbach gegen Dortmund hätte auch das Endspiel sein können, Leipzig gegen Wolfsburg ist ähnlich brisant. Die Underdogs werden sich aber mehr als die Bundesligisten über die Prämie freuen, für den Einzug ins Viertelfinale gibt es 1,04 Millionen Euro, da können Corona-Verluste ausgeglichen werden. 2,09 Millionen werden für das Halbfinale ausgeschüttet.
In Deutschland ist der Winter zurück, das passt zu den jetzt beginnenden Weltmeisterschaften. Mehr über die Alpin-WM in Cortina d’Ampezzo und die Biathlon-WM in Pokljuka/Slowenien in der nachfolgenden Kolumne. Für Deutschland könnten dort Medaillen zur Rarität werden.