Union-Fans träumen schon vom Titel
Zehn Spieltage alt ist die Saison 2022/23 der Fußball-Bundesliga und sie hat auch den Super-Sonntag hinter sich, Zeit also für eine erste Zwischenbilanz.
Der Blick auf die Tabelle erstaunt immer noch, die Außenseiter Union Berlin und SC Freiburg haben das erste Drittel der Saison bestimmt, die Top-Favoriten aus München und Dortmund dagegen Schwächen gezeigt. Dies vor allem die Borussia aus Dortmund, die jetzt auch das Duell mit dem Tabellenführer Union 0:2 verloren hat und den Anschluss zu verlieren droht. Es folgte nämlich der Absturz auf Rang acht mit immerhin sieben Punkten Rückstand nach ganz oben. Da hatte man sich nach den Verpflichtungen von Schlotterbeck und Süle etwas anderes erwartet. Dagegen Euphorie an der Alten Försterei, die Trainer Urs Fischer dämpfen will, „wir ändern unsere Ziele nicht“. Die Fans sehen das ganz anders: „Meister wird nur der FCU“ sangen sie auf den vollbesetzten Tribünen – eine Kampfansage auch an die Bayern. Nur den Klassenerhalt im Blick haben, passt wirklich nicht.
Die Münchner wollen natürlich Union stoppen, sie trumpften erneut mit einem Schützenfest auf und das gegen den Zweiten SC Freiburg. „Wir waren müde, kamen überhaupt nicht in die Zweikämpfe“, haderte dessen Trainer Christian Streich. Die Strapazen in den zusätzlichen Spielen in Europa könnten den Außenseitern Probleme bereiten, auch Urs Fischer sprach von Müdigkeit, doch sichtbar wurde sie bisher nicht. Zweifellos ist der große Kader ein Vorteil der Bayern, die aber erst einmal Konstanz beweisen müssen. „Wir wissen, dass wir liefern müssen“, merkte Leon Gorotzka an, „wir dürfen uns keine Lässigkeit mehr erlauben“. Die Bayern brauchen den großen Kader, die Ausfälle häufen sich. Kapitän Manuel Neuer (Schulter) muss derzeit zuschauen, bei Thomas Müller zwickt der Rücken, jetzt zeigte Leroy Sané beim 5:0 gegen Freiburg erst eine überragende Leistung, dann schied er mit einem Muskelfaserriss aus – Pause!
Die Bayern rückten immerhin auf Rang zwei, vor einem Jahr hatten sie sechs Punkte mehr und waren Tabellenführer mit einem Zähler Vorsprung vor Dortmund und vier vor – man höre und staune – dem SC Freiburg, der also Beständigkeit beweist (heute 18 statt 22 Punkte). Union Berlin rangierte noch auf Platz sechs und wurde am Ende Fünfter vor Freiburg. Und diesmal? Die Reise könnte wirklich bis zum Titelgewinn gehen, Union zeigt eine Zuverlässigkeit, die anderen abgeht. Da müssen die Bayern schon eher um ihre Form und die großen Ziele kämpfen. Übrigens steht am Samstag das nächste Schlagerspiel an, denn die Bayern als Zweiter gastieren beim Vierten TSG Hoffenheim. Die Breitenreiter-Schützlinge haben sich ebenso wie Frankfurt und Gladbach heimlich, still und leise nach vorne geschlichen.
Am Tabellenende fällt auf, dass im Vorjahr die späteren Absteiger Greuther Fürth und Arminia Bielefeld zu dieser Zeit bereits ganz unten rangierten. Gegen dieses böse Omen kämpfen die Revierklubs Bochum und Schalke an. Nur wenig besser geht es Leverkusen, Hertha BSC und Stuttgart. Die Stimmung bei den Klubs ist unterschiedlich. Der VfB befreite sich etwas mit dem 4:1 gegen Bochum und „befreite“ sich letzte Woche auch von Trainer Pellegrino Matarazzo. Jetzt wird ein Nachfolger gesucht, der den Erfolg zurückholen soll und möglichst auch „1000 Tage bleiben soll“ (Sportchef Mislintat). Hertha kommt nicht richtig vom Fleck, behält aber die Zuversicht. Dagegen ist der Effekt des Trainerwechsels in Leverkusen verpufft, Xabi Alonso wirkte beim peinlichen 1:5 in Frankfurt hilflos. Davor gibt es ein breites Mittelfeld, der Weg nach oben ist dabei kürzer als der nach unten. Tendenzen sind da, aber alles ist noch im Fluss.
Abwechslung im Pokal
Auch wenn auf Europas Bühne Pause ist, der Stress wird nicht weniger. Für Abwechslung sorgt in dieser Woche wieder einmal der DFB-Pokal. 15 Bundesligisten sind noch dabei, als einziger Fünftligist die Stuttgarter Kickers. Sie erwarten die Eintracht aus Frankfurt und da kommt Nostalgie auf, Erinnerungen an die Gastspiele der Kickers in der Bundesliga. Jetzt sind sie nach dem Absturz in die Fünftklassigkeit Spitzenreiter in der Oberliga Baden-Württemberg und der Aufstieg in die Regionalliga steht an erster Stelle. Der Pokal soll aber dennoch genossen werden, es gibt viel Geld und vielleicht eine Premiere: Noch nie schaffte ein Fünftligist den Sprung ins Achtelfinale (31. Januar/1. Februar und 7./8.2., Auslosung am Sonntag).
So ein richtiges Schlagerspiel gibt es nicht, ARD und ZDF haben sich die Partien Darmstadt 98 – Borussia Mönchengladbach (Dienstag) und FC Augsburg – Bayern München (Mittwoch) ausgesucht (der Rest live auf Sky). Eine durchaus gute Wahl, Darmstadt macht als Spitzenreiter der 2. Bundesliga das Duell mit Gladbach interessant und der FCA kann darauf verweisen,dass er erst kürzlich die Bayern geschlagen hat. Das 0:1 vor einem Monat ärgert die Münchner heute noch, die zudem besonders motiviert sind, weil sie die letzten zwei Jahre gegen Gladbach und Kiel jeweils in der zweiten Runde ausgeschieden sind. Die Chance auf den Pokalgewinn soll erhalten bleiben, zumal auch Gastgeber Augsburg personelle Probleme hat. Das Geld spielt beim Meister nicht die Hauptrolle, er präsentierte bei der Jahreshauptversammlung einen Gewinn von 12,7 Millionen Euro, andere Spitzenklubs in Europa melden Schulden! Es war diesmal eine ruhige Versammlung, auch wenn erneut die Verbindung zu Katar im Mittelpunkt stand. Vor allem der wiedergewählte Präsident Herbert Hainer hatte im Vorfeld den Kontakt zu den Fans gesucht.
Bayern-Frauen fordern Wolfsburg
Wie die Männer, so sind auch die Frauen des FC Bayern in ihrer Bundesliga Zweiter. Da dominierte die letzte Jahre der VfL Wolfsburg und der leistete sich in dieser Saison noch keinen Punktverlust, während die Bayern in Frankfurt zum Auftakt nur zu einem 0:0 kamen. Umso wichtiger für die Münchnerinnen also das erste direkte Duell am Sonntag (14.00 Uhr/MagentaSport) in Wolfsburg. Die Wölfinnen ziehen in die große VW-Arena um, rund 10.000 Karten sind bereits verkauft. Der Zuschauer-Boom bei den Frauen hält an, der Bayern-Campus war beim Spiel gegen Köln (4:0) mit 2500 Besuchern ausverkauft, bisher saßen meist nur rund 1000 Fans auf den Tribünen. Über 2000 Zuschauer waren es auch in Potsdam und Essen.
Die positiven Nachrichten reißen für die Fußball-Frauen nicht ab, die künftig mit den neuen Fernsehrechten ab 2023 bis 2026/27 finanziell ein dickes Plus machen. 5,1 Millionen jährlich bedeuten eine 16-fache Steigerung, nie gab es mehr Geld. Außerdem steigert sich die Fernsehpräsenz eklatant, neben MagentaSport überträgt künftig auch DAZN alle Spiele, ARD und ZDF sicherten sich zehn Highlight-Partien pro Saison und die Nationalmannschaft soll mindestens zweimal zur Primetime gesendet werden! Der Montag-Spieltag wird von der 3. Liga der Männer übernommen und da überträgt Sport1. Bei dem Sender ist der Montag etabliert. „Das ist ein bedeutender Schritt nach vorn, das ist das, was wir uns nach der erfolgreichen Europameisterschaft erhofft haben“, freut sich Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg.
Auch in der Champions League gibt es für die beteiligten Vereine mehr Geld, da sind Meister Wolfsburg und Vize Bayern dabei, wenn in dieser Woche die Gruppenspiele beginnen (DAZN überträgt alle Spiele). Die Bayern-Mädchen werden es am Mittwoch (18.45 Uhr) gegen den FC Rosengard schwerer haben als die Wölfinnen am Donnerstag (ebenfalls 18.45 Uhr) gegen St. Pölten. Die Münchnerinnen freuen sich aber schon auf das letzte Gruppenspiel gegen den FC Barcelona am 7. Dezember, da dürfen sie nämlich in die Allianz-Arena umziehen. Der Kartenvorverkauf ist bereits gut angelaufen, der Frauen-Fußball boomt. Gut so!