Müllers Ohrfeigen für Nagelsmann und in Dortmund brennt Brandt

Die Fußball-Bundesliga so spannend wie nie, fünf Mannschaften an der Spitze nur um vier Punkte getrennt, drei vorne gleichauf – so war es nach dem 21. Spieltag. Einen Spieltag später bleibt die Spannung natürlich erhalten, aber es hat sich doch Entscheidendes getan. Gleichauf sind nur noch Bayern München und Borussia Dortmund, die Großen der Branche, die aufmüpfigen Außenseiter Union Berlin und SC Freiburg mussten Federn lassen und Vierter ist jetzt wieder RB Leipzig. Ist am Ende doch wieder alles wie vor der Saison vermutet? Die Made im Speck als Dritter bleibt Union, aber das 3:0 der dominanten Bayern gegen die Berliner und das glückliche 1:0 von Dortmund bei Hoffenheim machen deutlich, dass der Titel nur zwischen diesen beiden Teams vergeben wird!

Vor einer Woche schon hieß es an dieser Stelle, dass Dortmund erwachsen geworden ist. Das bestätigte sich nun gegen den Abstiegskandidaten Hoffenheim, wobei das 1:0 keine Glanzleistung war, aber solche Spiele hat die Borussia bisher gerne verloren. Deshalb kam der Titelanwärter gegen die Münchner regelmäßig ins Hintertreffen. Diesmal nicht, weil neben den Stützen Kobel und Bellingham zum Beispiel ein Julian Brandt plötzlich zur Hochform aufläuft, richtiggehend brennt und das entscheidende Tor notfalls mit dem Rücken macht. Ähnliches gilt für Emre Can, vor kurzem noch ein Sorgenkind, das seine Form nicht fand, jetzt plötzlich Mannschaftsstütze ist. Es läuft also, so wird man Meister. Das zumindest singen die Fans: „Meister wird nur der BVB“. Wichtig: Auch auf der Bank draußen scheint es keinen Ärger zu geben. Mats Hummels zum Beispiel wird als wichtig für das Team erachtet, aber nicht unbedingt immer auf dem Rasen. Dort wandelt sich Kapitän Marco Reus wieder vom Teilzeitarbeiter zum wichtigen Faktor. Ergebnis: Alle neun Spiele in allen Wettbewerben hat die Borussia in diesem Jahr gewonnen! Nächste Bewährungsprobe am Freitag gegen Verfolger Leipzig, das Hinspiel hatte RB zu Hause mit 3:0 gewonnen – gegen eine andere Borussia als heute.

Vor einer Woche noch gab es Unruhe bei Dauermeister Bayern München, jetzt herrscht dort wieder eitel Sonnenschein. Die Bayern haben ihre alte Qualität offensichtlich nicht verloren, dass sie nämlich auf den Punkt genau ihre Bestform abrufen können. Die Sinne waren geschärft, jeder wusste, ein Sieg muss gegen Union her und Bayern-Boss Oliver Kahn hat süffisant erkannt: „Ist gar nicht so schlecht für uns, wenn es eng ist.“ Die Ruhe wird vor allem Trainer Julian Nagelsmann gut tun, denn sein mit 50.000 Euro bestrafter Ausraster zu den Schiedsrichtern im Gladbach-Spiel hat Staub aufgewirbelt und dann die Sache mit Thomas Müller, den oft der Bann des Trainers traf. Gegen Union erhielt er von Nagelsmann eine Einsatzgarantie und „dankte“ es ihm mit „Ohrfeigen“: Müller war der dominante Mann auf dem Feld, dirigierte und glänzte mit zwei entscheidenden Vorlagen. Auch Nagelsmann wird erkannt haben: Müller ist die dringend benötigte Führungsfigur der Mannschaft. Einst führte die Achse Neuer-Alaba-Müller-Lewandowski das Team zum Erfolg, nur Müller blieb übrig. Und ausgerechnet auf den will der Trainer freiwillig verzichten? Allein Joshua Kimmich und Neuzugang Matthijs de Ligt bieten sich als Helfer für Müller an. Dagegen wird immer mehr erkennbar, dass gefeierte Talente wie Sané und Gnabry ins Hintertreffen geraten. Sie sind mit ihren Gedanken offensichtlich oft woanders, vor allem Sané wird immer wieder zum Bruder Leichtfuß und Sicherheitsrisiko. Coman und Musiala haben ihnen den Rang abgelaufen.

Übrigens, für gute Laune bei den Bayern sorgten nicht nur die Punkte. Welche Bilanz gegen Union: 20:3 Torschüsse, 89 Prozent Passquote, 70 Prozent Ballbesitz. Eric Maxim Choupo-Moting hat getroffen und damit gegen alle Bundesligisten und Jamal Musiala feierte seinen 20. Geburtstag mit einem Tor. Da darf man strahlen. Passend dazu ehrte der Verein sein 300.000 Mitglied und präsentiert sich damit als der größte Verein der Welt. Muss da nicht am Ende wieder der Titelgewinn stehen?

Union spürte am Sonntag in der Allianz-Arena das, was die Bayern sonst immer wieder wegstecken müssen: Die zusätzliche Belastung in der Europa League. Die Bayern hatten in der Champions League Pause, Union feierte einen stolzen 3:1-Erfolg gegen Ajax Amsterdam und zog wie Bayer Leverkusen (3:2 und Elfmeterkrimi gegen Monaco) ins Achtelfinale ein. Der Stress geht weiter und Trainer Urs Fischer wundert sich weiter: „Es ist ein Wahnsinn“. Es ist schon eine beeindruckende Bilanz der Bundesliga mit vier Teams im Achtelfinale der Champions League und jetzt drei im Achtelfinale der Europa League. Das kann England nicht vorweisen. Union trifft wie in der Gruppe auf die Belgier von Saint-Gilloise, Bayer Leverkusen testet gegen Ferencvaros den Endspielort Budapest und der SC Freiburg bezeichnet Juventus Turin als ein Traumlos. Prominenz im Schwarzwald! Gespielt wird am 9. und 16. März.

Den Abstiegskampf gibt es in der Bundesliga natürlich auch noch und wurde durch Schalke und Hertha belebt. Das Schlusslicht leuchtet noch, Schalke fasst nach dem 2:1 gegen Stuttgart neuen Mut und stürzt den VfB gleichzeitig ins Dilemma. Und am Samstag kommen die Bayern! Schalke wiederum tritt zum Derby in Bochum an – eine besondere Konstellation, der Rivale ist genau drei Punkte voraus und hat Thomas Reis entlassen, jetzt Trainer auf Schalke. Welches Wiedersehen!

Neuer Mut auch bei der Hertha, optisches Zeichen ist Rang 14, nach Wochen die Abstiegsränge verlassen. Posse um Florian Niederlechner beim 2:0 gegen Augsburg. Den FCA hat er im Winter für 100.000 Euro verlassen, jetzt zahlt Hertha noch einmal 300.000 dafür, dass Niederlechner gegen die Augsburger eingesetzt wurde. Das Geld hat sich gelohnt, der Stürmer brachte das kämpferische Element ein, das dem FCA fehlte. Zudem: Das 1:0 erzielte der Ex-Augsburger Marco Richter! Dadurch konnte sich der FCA von unten nicht absetzen, das punktgleiche Trio Stuttgart, Hoffenheim und Bochum ist fünf Zähler weg. Ein Abstand, kein Ruhekissen.

Premiere für die Frauen

Bei den Männern ist in dieser Woche Pause, für sie steht keine englische Woche an. Dies nutzen die Frauen, die am Dienstag ihr Viertelfinale im DFB-Pokal austragen. Dabei gibt es eine Premiere, die das gewachsene Interesse am Frauen-Fußball deutlich macht: Alle vier Spiele werden erstmals im Fernsehen übertragen, wobei der Pay-TV-Sender Sky auch eine Konferenz anbietet. Um 18.00 Uhr spielen Leipzig – Essen, Köln – Wolfsburg und Jena – Freiburg, um 20.30 Uhr dann das Schlagerspiel Hoffenheim – Bayern, das neben Sky auch im Dritten beim SWR live übertragen wird. Das Halbfinale wird am Sonntag, 5. März (17.15 Uhr) bei Sky ausgelost, „Glücksfee“ ist Lothar Matthäus.

Der Pokal-Wettbewerb der Frauen hat eigentlich Abwechslung nötig, denn achtmal in Folge gewann der VfL Wolfsburg. Aber die Wölfinnen werden nicht freiwillig verlieren und sind auch in Köln Favorit. Erster Konkurrent bleiben die Bayern-Mädchen, die aber beim Bundesliga-Vierten Hoffenheim vor einer hohen Hürde stehen. Immerhin gelang nach der Länderspielpause ein gutes Comeback mit dem 3:0 in Potsdam im Nachholspiel der Bundesliga. Es war der siebte Sieg in Folge der Münchnerinnen. Auf den Spuren der Spitzenteams will auch bald RB Leipzig wandeln, der Spitzenreiter der 2. Bundesliga. Leipzig schaltete zuletzt das Erstliga-Top-Team Eintracht Frankfurt überraschend aus, sieht sich selbst aber gegen den Bundesliga-Siebten Essen wieder als Außenseiter. Langfristig will RB jedoch in der Bundesliga-Spitze mitmischen.

Um die Spitze geht es auch in der Formel 1, die am kommenden Sonntag, 5. März, mit dem Rennen in Bahrain die neue Saison beginnt. Auch hier hoffen die Verantwortlichen auf mehr Spannung, Mercedes und Ferrari sollen Red Bull und Titelverteidiger Max Verstappen herausfordern. Mehr dazu in einem weiteren Blog in dieser Woche vom Sport-Grantler.

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