Der Sport – Grantler

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Kategorie: Wintersport

Der Winter ist da – und macht Pause

Wenn Sie wissen wollen, ob der Winter schon da ist, lohnt es sich nicht, aus dem Fenster zu schauen und zu gucken, ob Schnee liegt. Meist ist es noch grün. Werfen Sie stattdessen lieber einen Blick ins Fernsehprogramm: Wenn es bei ARD oder ZDF am Wochenende von früh bis spät Wintersport gibt, dann ist der Winter da, auch wenn sich die Natur draußen noch herbstlich oder vielleicht sogar frühlingshaft gibt.

Es ist ja ein Phänomen, dass Wintersport im Fernsehen so beliebt ist. Mal sehen, ob dies so bleibt, nachdem ja viele Stars aufgehört haben und es in dieser Saison eine Higlight-Pause gibt. Ja, der Winter macht eine Pause, in punkto Weltmeisterschaften nämlich, zumindest in den Schnee-Sportarten, für die Alpinen und Nordischen Damen und Herren ist die Saison 19/20 ein Zwischenjahr (Olympia gibt es auch erst wieder 2022). Andere Sportarten wollen auf ihre jährlichen Weltmeisterschaften nicht verzichten. So hat Biathlon ab 13. Februar im Südtiroler Antholz seinen Höhepunkt, treffen sich die Bobfahrer im Februar in Altenberg, die Rodler müssen nach Sotschi und auch auf dem Eis haben Kunst- und Schnellläufer ihre Weltmeisterschaften. Ein bisschen was ist also schon los.

Aber was ist los in den einzelnen Sportarten und vor allem im deutschen Sport. Biathlon muss vor allem ohne seine Siegläuferin Laura Dahlmeier auskommen, die ihre Laufbahn beendet hat und eine neue Herausforderung bei der Berglauf-WM suchte. Deutsche Siege könnten da zur Mangelware werden, die Hoffnungen ruhen auf Denise Herrmann, wenn die ehemalige Langläuferin beim Schießen die Nerven im Griff hat, und Franziska Preuß, einst so hoffnungsvoll wie Dahlmeier. Bei den Männern ist Simon Schempp wieder an Bord und Arnd Peiffer wird scheinbar immer besser. Das könnte die Zuschauer am Bildschirm weiterhin begeistern, zumal die Damen mit Dorothea Wierer und Lisa Vitozzi zwei attraktive Italienerinnen als neue Stars anbieten, bei den Männern sich wohl weiterhin der Franzose Martin Fourcade und der Norweger Johannes Thingnes Bö packende Duelle liefern werden. Biathlon hat bei ARD und ZDF die höchsten Einschaltquoten.

Der alpine Skisport hat gleich vier Größen in den Ruhestand verabschieden müssen. Lindsey Vonn (USA), Marcel Hirscher (Österreich), Aksel Lund Svindal (Norwegen) und der Garmischer Felix Neureuther werden den Ski-Fans fehlen. Einzig der amerikanische Slalom-Star Mikaela Shiffrin steht wohl bereit, in diese Fußstapfen zu treten. Auf das Abschneiden der deutschen Läuferinnen und Läufer darf man gespannt sein, die Hoffnungen trägt vor allem die Riesenslalom-Spezialisten Viktoria Rebensburg. Aber auch für andere sollte der eine oder Podestplatz möglich sein, allerdings gab es auch schon wieder einige Ausfälle durch Verletzungen.

Für die Skispringer ist die Vierschanzentournee zur Jahreswende der Ersatz für eine Weltmeisterschaft, allerdings gibt es zumindest im März die Skiflug-WM in Planica. Die deutschen Adler stehen unter neuer Führung, ein Österreicher löste einen Österreicher ab, Stefan Horngacher heißt der neue Cheftrainer, der auf den erfolgreichen und beliebten Werner Schuster folgte und sich vorher Meriten in Polen erwarb. Auch er muss allerdings mit Verletzungen leben, so fällt Andreas Wellinger aus und Routinier Severin Freund ist nach einer Verletzungspause noch nicht in Form. Der Saisonstart um Weltmeister Markus Eisenbichler war nicht gerade vielversprechend.

Kleinere Brötchen müssen wohl auch die Rodler backen, vor allem die Rodlerinnen. Die Siegesserien der letzten Jahre sind wohl vorbei. Bei den Damen macht der Winter eine besondere Pause, nämlich eine Babypause, die überragende Natalie Geisenberger und die Nummer zwei, Dajana Eitberger, erwarten Nachwuchs. Dazu hängte Tatjana Hüfner den Rodel an den Nagel. Zeit also für Talente wie Junioren-Weltmeisterin Julia Taubitz, doch die großen Erfolge werden rarer werden.

Ganz andere Sorgen haben die Eisschnellläufer, da kracht es im Gebälk, der Verband gibt eine jämmerliche Figur ab. Streitereien sind an der Tagesordnung und so bleibt das Eis halt auch stumpf, die Deutschen laufen mehr oder weniger hinterher. Für Schlagzeilen sorgt allein die Eislauf-Oma Claudia Pechstein, die von Bundestrainer Bouwman aus dem Kader geschmissen wurde und gegen den Verband stänkert. Sie trainiert jetzt mit dem Team von Polen und ihr Lebensgefährte Matthias Große möchte die Führung im Verband übernehmen. Da ist weiterhin Knatsch vorprogrammiert und es tritt wohl erst dann Ruhe ein, wenn die 47-Jährige (!) Pechstein mal ihre Laufbahn beendet und Ruhe gibt. Doch wird es jemals dazu kommen?

Auch wenn Olympische Spiele und in einigen Disziplinen keine Weltmeisterschaft anstehen, auf Höhepunkte müssen die Wintersportfans nicht verzichten. ARD und ZDF können sich also weiterhin auf gute Einschaltquoten freuen.

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Der Winter ist heißer als der Sommer

Nicht nur der Blick auf den Kalender bestätigt es, sondern vor allem der Blick auf das Wettkampf-Programm – der Winter ist vorbei. Einzige Ausnahme bildet die Eishockey-Weltmeisterschaft vom 10. bis 26. Mai in der Slowakei, doch Eishockey sieht sich ja fast schon als Ganzjahressportart, so werden Spiele der europäischen Wettbewerbe auch im Sommer ausgetragen. Zeit also für eine Bilanz.

Apropos Sommer, im deutschen Sport ist der Winter heißer als der Sommer, was zumindest die Aufmerksamkeit und die Erfolge angeht. Das ist auch wieder an den Einschaltquoten im Fernsehen abzulesen. Wenn ARD und ZDF von Dezember bis März ihre Wintersport-Wochenenden haben mit Übertragungen vom Vormittag bis zum frühen Abend, dann schalten mehr Zuschauer ein als zu „normalen“ Zeiten. Auch wenn es natürlich viele Nicht-Sport-Fans gibt, die monieren, dass nur Sport läuft. Aber die haben wohl vergessen, wie das Umschalten funktioniert. Auffallend ist jedenfalls, dass über zwei Millionen Zuschauer sogar bei Bob und Rodeln hängen bleiben, dass Biathlon im Winter die Nummer 1 bleibt, mit Minimum drei Millionen und bei guten Sendezeiten über fünf Millionen Zuschauern. Zahlen, die im Sommer (Fußball ist immer außen vor) nur die Formel 1 und bei Meisterschaften die Leichtathletik erreichen. Sommersport-Wochenenden gibt es dagegen nicht. Außer Leichtathletik garantiert kein Sport gute Einschaltquoten, Tennis ist durch häufige Übertragungsrechte ans Pay-TV außen vor.

Das Interesse ist natürlich nur da, wenn auch die Erfolge stimmen und spannende Wettkämpfe zu sehen sind. Erfolgen haben die deutschen Frauen und Männer im Winter wieder zur Genüge erzielt. Rekorde stellte zum Beispiel Bobfahrer Francesco Friedrich auf, der im Zweier-Bob alle Weltcuprennen gewann und seit 2017 bei Weltmeisterschaften und Olympia ungeschlagen ist! Zudem wurde er auch im Viererbob Weltmeister. Natalie Geisenberger ist die Königin des Rodelns, sie gewann als erste Frau zum siebten Mal hintereinander den Gesamtweltcup und gewann von 2014 bis 2018 bei Weltmeisterschaften alle Rennen im Sprint und Einzel.

Auch die deutschen Skispringer hatten ihren König, Markus Eisenbichler erlebte zum Ende der Saison eine Leistungsexplosion, wurde Weltmeister bevor er auch nur einen Weltcupsieg errungen hatte, holte diesen heiß ersehnten Erfolg allerdings beim Skifliegen zum Schluss noch nach. Viele Siege waren im Schatten des japanischen Überfliegers Ryoyu Kobayashi sowieso nicht möglich, der Dauersieger holte sich die Vierschanzen-Tournee mit totalen Triumph, den Raw-Air-Titel in Skandinavien, frühzeitig den Gesamtweltcup und schließlich auch noch den Skiflug-Weltcup. Besonders erfolgreich waren erneut die deutschen Skispringerinnen, die wieder einmal Siege für das Geschichtsbuch erreichten, nämlich den Titelgewinn bei der Premiere der Frauen-Teams bei der WM.

Am Ende der Saison ein bisschen Trauer im Lager der Skispringer, denn der erfolgreiche Bundestrainer Werner Schuster hört auf. 2008 hatte er die deutschen Skispringer quasi am Tiefpunkt übernommen und zu zahlreichen Erfolgen geführt. Ein Österreicher soll dem Österreicher folgen, Stefan Hornbacher, zuletzt Polens ebenfalls erfolgreicher Nationaltrainer.

Es ist nicht der einzige Abschied, vor allem die alpine Welt wird Charakterköpfe und Vorzeige-Athleten vermissen. Die amerikanische Rekordjägerin Lindsay Vonn, der Norweger Aksel Svindal und das deutsche Ski-Ass Felix Neureuther haben ihre Karrieren beendet. Gerade die Amerikanerin Lindsay Vonn wird mit Argusaugen die Rekorde der neuen Ski-Königin Mikaela Shiffrin beobachten, die als erste Frau bei 26 Starts 17 Saisonsiege erzielte. Sie kann ihrer Landsfrau alle Rekorde abjagen.

Auch im Biathlon gab es einen alles überragenden König. Der 25-Jährige Johannes Thingnes Boe gewann alles, was es zu gewinnen gab, nur nicht alle WM-Titel. Aber im Weltcup ließ er der Konkurrenz nicht einmal eine kleine Kristallkugel, er war in der Gesamtwertung, im Einzel, Sprint, Verfolgung und Massenstart überall vorn und stellte nebenbei mit 16 Saisonsiegen wohl einen Rekord für die Ewigkeit auf. Der Norweger löste den Franzosen Martin Fourcade als Seriensieger ab, aber langweilig wurde es trotzdem nicht, weil Biathlon eben spannende Wettbewerbe bietet und auch die deutschen Frauen und Männer vorne mitmischten. Zwar reichte es nur selten zu Platz eins, aber Denise Herrmann wurde zur deutschen WM-Königin, Arnd Peiffer und Benedikt Doll vervollständigten zum Beispiel beim letzten Massenstart das Podium zusammen mit Boe.

Nur die einstige Biathlon-Königin Laura Dahlmeier gibt Rätsel auf, sie hatte aufgrund von gesundheitlichen Problemen den ganzen Winter über nicht ihre Bestform (und gewann trotzdem). Zweimal WM-Bronze waren unter diesen Bedingungen für sie persönliche Siege. Jetzt bangt die Biathlon-Gemeinde, ob die Partenkirchnerin ihre Laufbahn beendet oder nicht. Sie will in erster Linie Spaß haben und muss auf ihren Körper hören. Mal sehen, was er sagt. Ein Rücktritt würde natürlich die deutsche Mannschaft schwächen, die Frauen waren in der Nationenwertung immerhin Zweite hinter Norwegen und vor Frankreich. Norwegen siegte auch bei den Männern, da schob sich Frankreich vor Deutschland. Italien wiederum freute sich über einen ersten Gesamtsieg, den schaffte die Südtirolerin Dorothea Wierer bei den Frauen vor ihrer Freundin Lisa Vittozzi.

Der Sport braucht Aushängeschilder und Erfolge, die Fans wollen Spannung, aber eben auch Siege, die via Bildschirm Freude ins Wohnzimmer liefern. Insofern muss der Wintersport auch für erfolgreichen Nachwuchs sorgen, damit die Winter heißer als die Sommer bleiben und die Einschaltquoten weiterhin stimmen.

Endlich Winter!

In manchen Teilen der Welt kennen sie Schnee gar nicht, aber dort, wo der Winter so richtig einkehrt, da freuen sich nicht nur die Kinder auf die Schneeflocken, sondern auch die Sportler, vor allem die Freizeitskifahrer. Der erste Schnee ist schon gefallen, endlich Winter! Freuen wir uns darüber, solange es einen Winter mit Schnee überhaupt noch gibt (Mister Trump: Stichwort Klimawandel). In Deutschland freuen sich aber auch die Programmdirektoren der Fernsehanstalten. Endlich Winter! Das Programm stellt sich leicht zusammen, von früh bis spät senden abwechselnd ARD und ZDF am Wochenende Wintersport. Ungefähr von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr muss man sich über den Ablauf keine Gedanken machen, den geben die Wettbewerbe vor. Ski alpin, Rodeln, Bob, Eisschnelllauf, Ski nordisch und vor allem Biathlon, der winterliche Lieblingssport der Deutschen.

Die Ski-Fans sind glücklich, manche Zuschauer natürlich nicht, aber sie vergessen bei ihrer Kritik zwei wichtige Kriterien. Einmal übersehen sie wohl, dass es auf ihrer Fernbedienung noch viele Druckknöpfe für andere Programme gibt, da sollte ein Ersatz für die Lieblingssendung, die alle zwei Wochen dem Sport geopfert wird, doch möglich sein. Zum anderen können die Sender ein für sie gewichtiges Argument in die Waagschale werfen: Die Einschaltquoten stimmen, sie sind höher als an „normalen“ Wochenenden unter dem Jahr ohne Skisport. Der Wintersport ist quasi ein Ass.

Das verwundert manchmal, Begeisterung für den Wintersport kannte man früher nur von den Olympischen Winterspielen. Das gesteigerte Interesse hat aber wohl seine Ursachen auch darin, dass die deutschen Wintersportler über die Maßen erfolgreich sind. Die Zuschauer wollen Helden sehen, also Sieger. Egal ab Ski alpin oder Ski nordisch, vor allem beim Rodeln oder Bob, deutsche Siege sind nicht selten. Vorzeige-Sportarten sind dazu noch Biathlon und die Nordische Kombination, wo es in den letzten Jahren Siege am laufenden Band gab.

So werden es die Wintersportler auch verschmerzen, dass es in diesem Winter keine Olympischen Spiele gibt (sieht man die Probleme mit der Ausrichtung von Winterspielen, dann gibt es vielleicht bald überhaupt keine mehr). Dafür sind diverse Weltmeisterschaften das Highlight und Traditionsrennen locken die Zuschauer auch hinter dem Ofen hervor. Deutschland darf sich über die Weltmeisterschaft der Rodler vom 25. bis 27. Januar 2019 in Winterberg freuen, Siege und Medaillen sind da fast garantiert. Die Nordische Ski-WM findet zudem vom 20. Februar bis 3. März im nahen Seefeld in Österreich statt. Are in Schweden ist Gastgeber der alpinen WM-Wettkämpfe, Bob und Skeleton haben sich Whistler in Kanada ausgesucht (25. Februar bis 10. März). Den Schluss der WM-Reigen macht Eishockey mit der Weltmeisterschaft vom 10. bis 26. Mai in der Slowakei. An diesem späten Termin gibt es wiederkehrend jährlich Kritik: Ist den Eishockey schon eine Sommersportart?

Apropos Sommer. Die Sommersportarten schauen immer ein wenig neidisch auf den Winter mit seiner TV-Präsenz und den langen Übertragungszeiten. Deshalb wurde ja auch die Idee der European Championships geboren und mehrere Weltmeisterschaften verschiedener Sommersportarten zusammengelegt, damit die Aufmerksamkeit gesteigert wird. Was international ein Erfolg war, soll jetzt auch national gelingen, verschiedene Deutsche Meisterschaften sollen zu einem Event zusammengefasst werden. Richtig so, nicht nur klagen, sondern auch handeln.

Aber jetzt ist erst einmal Winter, auch wenn die Wetterkapriolen zwischendurch immer wieder eine Rückkehr von Sommer oder Herbst verheißen. Aber Winter ist einfach dann, wenn der Wintersport Konjunktur hat und deshalb heißt es jetzt: Endlich Winter!

Deutschland ist ein Wintersportland!

Deutschland ist ein Wintersportland!

Wenn es um den Sport in Deutschland geht, dann heißt es meist: Da gibt es nur Fußball, Fußball, Fußball! Nein, nein, nein! Die Bilanz des zurückliegenden Winters und vor allem die Erfolge bei den Olympischen Spielen in Südkorea zeigen: Deutschland ist auch ein Wintersportland! Als Beweis dürfen auch die Einschaltquoten im Fernsehen herhalten. Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF haben mit langen Wintersportnachmittagen beste Erfahrungen gemacht, die Einschaltquoten liegen an Samstagen und Sonntagen weit über denen der normalen Programme. Biathlon ist der Quotenkönig, die Fans gucken sogar Rodeln oder Bob. Im Sommer gibt es diese Nachmittage nicht. Dann gehen die Leute wohl lieber raus in die Natur, in Schwimmbäder und Biergärten, im Winter sitzen sie eher vor dem Fernseher. Selbst bewegen tun sie sich wiederum eher im Sommer!

Bleiben wir aber beim Spitzensport, da fällt die Winter-Bilanz des deutschen Sports hervorragend aus. Vor einem Jahr hatte der Sport-Grantler nach einer erfolgreichen Saison noch geunkt, Olympia käme wohl ein Jahr zu spät. Zum Glück war es nicht so, die Medaillenkandidaten konnten meist die Erwartungen erfüllen, am Ende war Deutschland in Pyeongchang so erfolgreich wie nie und nach Abschluss der Saison kann größtenteils auch eine positive Bilanz bei den Weltcups gezogen werden.

Ganz vorn dran Rodler, Bobfahrer und Biathlon. Sie waren bei Olympia Medaillenhamsterer, die Rodler gewannen zudem alle Weltcups, im Viererbob rangierten drei deutsche Schlitten auf den ersten Plätzen. Im Biathlon schönte Laura Dahlmeier mit zwei Olympiasiegen die Bilanz, die Damen aber bewiesen insgesamt Konstanz und waren am Ende im Weltcup die erfolgreichste Nation, die Herren landeten auf Rang drei. Ansonsten blieben Gesamtsiege diesmal aus. So war gegen den Franzosen Martin Fourcade kein Kraut gewachsen, er gewann bei den Männern alle Gesamtwertungen. Jetzt gilt es in diesen Sportarten auch die Weichen für eine gute Zukunft zu stellen. Es sieht nicht so gut aus, als ob andere Sportarten so einfach als Medaillensammler einspringen könnten.

Apropos Springen, die Skispringer überraschten positiv. Nachdem sie bei der populären Vierschanzentournee einen Dämpfer hinnehmen mussten, ging es aufwärts und Andreas Wellinger wurde zum Star bei Olympia. Danach ging es wieder bergab, aber hinter dem überragenden Springer der Saison, dem Polen Kamil Stoch, belegte Richard Freitag im Weltcup Rang zwei. Das gelang auch Katharina Althaus bei den Damen hinter der Norwegerin Lundby, als Mannschaft aber standen Deutschlands Mädchen am Ende ganz vorn, was fast schon eine Sensation war.

Für die Nordisch Kombinierer kam die Olympia-Saison wirklich fast ein Jahr zu spät, denn die Konkurrenz hatte gegenüber den in den letzten Jahren so dominanten Deutschen aufgeholt. Immerhin klappte die Trainingssteuerung von Bundestrainer Hermann Weinbuch, mit fünf Medaillen bei Olympia, allerdings wäre man im Weltcup gern auch stärkste Mannschaft geblieben, doch da liefen die Norweger den Deutschen den Rang ab, der Japaner Watabe holte sich zudem den Weltcup, Fabian Rießle landete auf Rang drei. Also immer noch eine imponierende Bilanz.

Im alpinen Skisport sorgten zunächst Kreuzbandrisse der Stars Neureuther und Luitz dafür, dass die Hoffnungen auf den Nullpunkt sanken, doch die Stimmung hellte sich im Laufe des Winters auf. Viktoria Rebensburg erfüllte als einzige Hoffnung bei den Damen die Erwartungen, sammelte einige Siege und holte sich die kleine Kristallkugel im Riesenslalom. Hinter ihr gibt es allerdings ein tiefes Loch. Bei den Herren war Abfahrer Thomas Dreßen die große Sensation mit seinem Paukenschlag als Streif-Sieger in Kitzbühel. Die Speedfahrer sind wieder vorne dabei. Wermutstropfen: Bei Olympia gingen die Alpinen leer aus.

Im Skilanglauf kommt Deutschland nicht vom Fleck, egal ob Männer oder Frauen, die Deutschen laufen nur hinterher. Ein bisschen besser sieht es im Eisschnelllauf aus, aber von einer rosigen Zukunft kann keine Rede sein. Im Eiskunstlauf überstrahlten Aljona Savchenko und Bruno Massot mit Gold bei Olympia und Weltmeisterschaft (mit der besten Kür aller Zeiten) alles, dahinter ist fast nur tote Hose. Die Eishockey-Nationalmannschaft wurde in Südkorea zum Sensationsteam und weckte Deutschland mit Silber, dem größten Erfolg aller Zeiten im Eishockey, buchstäblich auf, aber auch hier könnte sich die Begeisterung schnell legen und auf Dauer wieder einmal nur als Zufallsprodukt entpuppen.

Dennoch: Deutschland zeigte sich als Wintersportland, mehr als die traditionellen Wintersportnationen wie Österreich (wo Slalomkünstler Marcel Hirscher als überragender Fahrer der Saison Enttäuschungen wie bei den Skispringer überdeckte) und die Schweiz, die vor allem bei Olympia hinter den Erwartungen zurückblieben. Für die Wintersportler gilt allerdings derzeit nur eins: Urlaub, Urlaub, Urlaub. Und bei den deutschen Sportfans wiederum gilt in den nächsten Wochen wie üblich: Fußball, Fußball, Fußball.

Olympia kommt ein Jahr zu spät

Die Sonne lacht vom Himmel (zumindest in Deutschland), die letzten Wettbewerbe auf Eis und Schnee sind absolviert, der Winter ist offensichtlich vorbei. Zeit also, eine sportliche Bilanz zu ziehen. Aus deutscher Sicht war es ein Winter voller Freude, mit Erfolgen und Titelgewinnen bei Weltmeisterschaften. Teilweise dominierten deutsche Athleten ihre Disziplinen, dass mancher mit Wehmut an die Olympischen Spiele dachte. Kann diese großartigen Ergebnisse 2018 in Pyeongchang in Südkorea wiederholt werden? Oder kommt Olympia ein Jahr zu spät?

Zur Erinnerung: Bei den letzten Spielen in Sotschi 2014 enttäuschte die deutsche Mannschaft, holte zwar immerhin achtmal Gold, sechsmal Silber und fünfmal Bronze, doch im Medaillenspiegel lag Deutschland nur auf Rang sechs, so schlecht wie nie seit der Wiedervereinigung. 1992 und 1998 war Deutschland Erster. Bezeichnend: Im Biathlon gab es in Sotschi gerade mal zwei Silbermedaillen für das deutsche Team, Laura Dahlmeier holte in diesem Winter fünfmal Gold bei der Weltmeisterschaft, Johannes Rydzek räumte allein und mit dem Team bei der WM in Lahti vier Titel ab. Die beiden zusammengerechnet ergeben neunmal Gold!

Deshalb der freudige, auf der anderen Seite aber auch der bange Blick auf Olympia 2018. Was kann bis dahin nicht alles passieren: Die Konkurrenz holt auf, die Weltmeister von heute sind nicht in Form, krank oder verletzt. Der Spitzensport ist ein fragiles Gebilde, nur wenigen Sportlerinnen und Sportlern ist es vergönnt über lange Zeit dominant zu sein, ohne Verletzungen. Aber es gibt die Ausnahmen, zum Beispiel den Franzosen Martin Fourcade im Biathlon, der ebenso Rekorde aufstellte wie der Österreicher Marcel Hirscher im alpinen Skisport. Es wäre eine Tragödie, wenn einer von ihren in Südkorea passen müsste.

Mit einem Blick auf die erfolgreichsten deutschen Sportarten darf man vor allem, wie oben aufgeführt, im Biathlon und in der Nordischen Kombination (da gewannen die Deutschen fast alle Wettkämpfe) große Hoffnungen hegen. Die Rodler und Bobfahrer sahnten bei den Weltmeisterschaften ab, Skeleton wird immer stärker, die Skispringer etablierten sich in der Weltklasse (Andreas Wellinger landete für den verletzten Severin Freund in der Weltspitze), da können einige Medaillen abfallen.

Es gibt natürlich auch noch erheblichen Nachholbedarf. Ski alpin, Snowboard und vor allem der Skilanglauf hecheln hinterher. In der einen oder anderen Sportart müssen wohl Nachwuchssichtung und –förderung überdacht und verbessert werden. Teilweise wird geklagt, dass sich die Buben und Mädchen heute nicht mehr so plagen wollen. Die vielfältige Ablenkung ist das andere Problem, weil viele Talente verloren gehen. Außerdem hat Olympia in der Öffentlichkeit viel von seinem Reiz verloren. Wer allerdings im Spitzensport drinsteckt, der sieht die Olympischen Spiele als großes Ziel an. Und er hofft, dass er gesund bleibt und zur rechten Zeit in Bestform ist. Diesbezüglich war für viele deutschen Sportler 2017 eigentlich ein guter Test. Wiederholen sich die Erfolge, wäre Deutschland die Nummer 1! Dann käme Olympia 2018 nicht zu spät, sondern gerade richtig.

Eine WM ist eine WM – oder doch nicht?

Wenn eine Weltmeisterschaft (WM) auf dem Programm steht, dann erwarten Sportfans eigentlich, dass sich die besten Sportler der Welt im Kampf um den Titel messen. Aber weit gefehlt. Eine Weltmeisterschaft dient den meisten (ob es alle sind, weiß der Sport-Grantler nicht) Kontinentalverbänden unter anderem auch dazu, dass sich alle ihre nationalen Mitgliederverbände der ganzen Welt zeigen können. Also gilt nicht das sportliche Leistungsprinzip, sondern die Werbung. So ist eine WM zwar eine WM – aber eigentlich auch wieder nicht.

Bei den alpinen und nordischen Ski-Weltmeisterschaften in den letzten Tagen und Wochen sind die Exoten wieder aufgetaucht. Sportler, die teilweise sogar zum ersten Mal auf Skiern standen – aber bei einer Weltmeisterschaft starten dürfen. Ein Hohn! Die tollen Abfahrer versuchen im Schneepflug den Hang zu meistern, einfach lachhaft, da amüsieren wir uns schon auf den Pisten der Freizeitsportler. Ist das wirklich einer Weltmeisterschaft würdig? Machen solche linkischen Sport-Versuche den Spitzensport nicht unglaubwürdig? Beruhigend ist nur eines: Diese Athleten sind mit Sicherheit nicht gedopt.

Es wäre aber angebracht, dass bei den Verbänden ein Umdenken stattfindet. Um das Teilnehmerfeld zu begrenzen, dürfen meist nur vier Athleten von einer Nation starten, damit eben auch die Anfänger aus exotischen Ländern ihren Startplatz bekommen. Da kann es dann eben sein, dass Spitzenleute zu Hause bleiben müssen, weil es Nationen gibt, die mehr als vier Athleten haben, die um die Medaillen mitkämpfen können bzw. könnten. Der Weltmeister oder die Weltmeisterin darf sich freuen, weil gute Konkurrenten oder Konkurrentinnen notgedrungen zuschauen müssen. Manchmal ist es eben leichter, bei einer Weltmeisterschaft zu gewinnen als bei einem beliebigen Weltcuprennen. Ist das wirklich der Sinn einer Weltmeisterschaft?

Der Fußball trat in etwa auch in diese Fußstapfen. Die Aufblähung des Teilnehmerfeldes einer WM auf 48 Nationen diente ja vor allem dazu, dass möglichst viele Länder mitmachen können, denen dies bisher verwehrt wurde. „Wir haben mehr Nationen mit Interesse an der WM“, frohlockt FIFA-Präsident Infantino und übersieht (siehe frühere Kommentare), dass der sportliche Wert sinkt. Es ist doch traurig, dass die Fußball-Weltmeisterschaft künftig erst richtig beginnt, wenn es K.o.-Spiele gibt, wenn die besten Nationen dann wirklich unter sich sind. Wollte man das Niveau verbessern, wäre eine Reduzierung des Teilnehmerfeldes die bessere Lösung. Doch dafür würde der Präsident keine Wahlstimmen bekommen. Der Sport ist ja nur Mittel zum Zweck.

So werden wir in allen oder zumindest vielen Sportarten weiter damit leben müssen, dass eine Weltmeisterschaft keine wirkliche Weltmeisterschaft ist. Dass es eine Bühne für Exoten gibt, passt besser zu den Olympischen Spielen, wo sie ja auch aufkreuzen. Dort aber gibt es bekanntlich das Motto „teilnehmen ist wichtiger als siegen“. Da passt es eigentlich, obwohl die Teilnahme allein den Spitzensportlern natürlich schon immer nicht genügt hat. Andererseits hat aber Olympia seinen besonderen Reiz für die Spitzensportler, weil dieses Fest nur alle vier Jahre stattfindet. Olympiasieger bleibt man ewig, Weltmeister ist man nur bis zur nächsten Weltmeisterschaft. Was zeigt: Weniger kann mehr sein. Nur: Funktionäre sehen das nicht so.

Kalter Sommer, weiße Pracht

 

Wenn es kalt wird, läuft der Sport heiß. Dabei war es für die deutschen Sommersportarten auch ein kalter Sommer, zumindest mit einem Blick auf die nur mäßigen Erfolge, zum Beispiel bei den Olympischen Sommerspielen in Rio. Ins Hintertreffen geraten Leichtathletik, Schwimmen und Co. inzwischen aber auch bei der Beliebtheit der deutschen Sportfans. Beleg dafür sind die Einschaltquoten im Fernsehen. Und da freuen sich ARD und ZDF wieder auf den Winter, der ihnen quasi eine weiße Pracht bringt, sprich hohe Einschaltquoten.

Am Wochenende 26./27. November geht es wieder richtig los mit den Wintersportarten. Das ZDF startet mit den Übertragungen am Samstag und Sonntag und ist von ca. 13.00 bis 18.00 Uhr bzw. 13.00 bis 19.00 Uhr auf Sendung. „Immer nur Wintersport, das kann doch nicht sein“, mosern die Nichtsportbegeisterten, übersehen aber, dass an diesen Wintertagen etwa eine Million Zuschauer mehr einschalten als an den sonstigen Wochenenden. Im Schnitt 2,65 Millionen sitzen beim ZDF vor dem Fernseher, 2,43 Millionen zählte die ARD, beides Zahlen weiter über dem Durchschnittswert. Da mag das Wetter mit eine Rolle spielen, Leichtathletik und Co. haben es im Sommer schwerer, die Leute vom Aufenthalt im Schwimmbad oder im Garten abzuhalten.

Eine Hauptrolle spielen aber auch die Erfolge der deutschen Wintersportler, die in vielen Wettbewerben mit um den Sieg kämpfen. Das ist im Sommer nicht so, da bleibt nicht nur die Küche kalt, sondern eben auch das Herz der Sportfans, wenn nur selten um Siege mitgefiebert werden kann. So ist es nun einmal, Sportfans wollen Erfolge feiern und deshalb schwimmt zum Beispiel seit Jahren Biathlon auf einer Sympathiewelle. Die Wettbewerbe sind spannend und die deutschen Frauen und Männer erfolgreich. Da werden Stars geboren wie Magdalena Neuner oder aktuell eben Laura Dahlmeier, die bei der letzten WM fünf Medaillen holte.

Am ersten Wochenende stehen Rodeln, Langlauf, Nordische Kombination, Skispringen, Ski alpin und Biathlon auf dem Programm – deutsche Erfolge wohl inbegriffen. Ja, die Leute schauen sogar Rodeln an, weil eben Felix Loch und andere meist mit vorne rodeln. Die Nordische Kombination findet immer mehr Anhänger, weil die Verfolgung im Langlauf spannend sein kann und deutsche Athleten meist mit um den Sieg kämpfen. Eric Frenzel war zuletzt Weltcupgesamtsieger, Johannes Rydzek Doppel-Weltmeister. Weiße Pracht: 2017 ist wieder ein Jahr der Weltmeisterschaften im Skisport (siehe unten). Die Nordische Ski-WM findet vom 22. Februar bis 5. März im finnischen Lahti statt.

Der alpine Skisport hat ein bisschen an Aufmerksamkeit verloren, weil die deutschen Erfolge an einer Hand abzuzählen sind. Viktoria Rebensburg und Felix Neureuther sind die deutschen Stars mit Podestchancen und Zuneigung der Fans. Mehr Interesse gehört da noch den Skispringern, die in der Vier-Schanzen-Tournee ihren jährlichen Höhepunkt um den Jahreswechsel haben (30. 12. – 6. 1.). Die Einschaltquoten erreichen da Höhen wie sonst nur der Fußball, da werden auch die Biathleten blass. Die „Rentner“ Martin Schmitt und Sven Hannawald sind heute immer noch Stars (und neuerdings auch TV-Experten). Severin Freund will nach einer Hüftoperation bald wieder vorne mitspringen, aber auch Richard Freitag und Andreas Wellinger können vorne dabei sein. Ihr Pech allerdings: Im Vorjahr war der Slowene Peter Prevc der Überflieger schlechthin und kaum zu schlagen. Dennoch: Skispringen boomt.

Nummer eins bleibt allerdings über die Saison hinweg Biathlon. Erstaunlich, dass der deutsche Verband in den letzten Jahren immer wieder für Ersatz sorgen konnte, wenn erfolgreiche Stars in den Ruhestand gingen. Ob bei Frauen oder Männern, in allen Rennen haben deutschen Athleten, angeführt von Laura Dahlmeier und Simon Schempp, die Chance, vorne mitzulaufen. Einschaltquoten jenseits der Vier-Millionen-Grenze sind für ARD und ZDF der Lohn, manchmal werden sogar die Quoten der Formel 1 übertroffen.

Wenn auch das Wetter oft nicht mitspielt, Wettbewerbe verschoben oder ganz abgesagt werden müssen, selten wirklich eine herrliche Schneelandschaft in den Bergen zu finden ist, vom Interesse her bleibt der Wintersport eine „weiße Pracht“.

Weltmeisterschaften 2017: Rodel-WM 26. – 29. Januar in Innsbruck, Alpine Ski-WM 6. – 19. Februar St. Moritz, Biathlon-WM 9. – 19. Februar Hochfilzen, Bob/Skeleton 13. – 26. Februar Sotschi, Nordische Ski-WM 22. Februar – 5. März Lahti.

Der unbekannte Gegner unserer Wintersportler

 

Der Winter 2015/16 ist vorbei, zumindest für die Wintersportler. Was die deutschen Athleten angeht, so könnte man sagen „Pyeongchang kann kommen“. Es ist zwar noch ein bisschen Zeit bis zu den Olympischen Winterspielen vom 9. bis 25. Februar 2018 in Südkorea, doch alle Augen, sprich Training und Wettkampfergebnisse, sind auf dieses Großereignis gerichtet. Auch viele Karrieren richten sich auf dieses Ziel aus, so heißt es immer wieder „Olympia 2018 will ich noch erleben, danach ist Schluss“.

Die Winterbilanz der deutschen Sportlerinnen und Sportler fällt ausgesprochen gut aus, ohne dass der Sport-Grantler hier auf Einzelheiten eingehen kann. Vor allem bei Bob und Rodel sind die Medaillenaussichten ausgesprochen gut, allerdings müssen sich die lange Zeit fast schon drückend überlegenen deutschen Rodler immer mehr einer erstarkten Konkurrenz erwehren. Schlecht sieht es eigentlich nur auf dem Eis aus, dort werden Medaillen Mangelware sein.

Auf Schnee (wenn es ihn denn gibt) fühlen sich die deutschen Athleten wohl. Einzig im Langlauf wurde vor allem bei den Männern der Anschluss verpasst, das lässt sich wahrscheinlich bis Olympia nicht mehr beheben. Vorbild sollten die Nordischen Kombinierer sein, die einen sehr erfolgreichen Winter mit zahlreichen Siegen und Erik Frenzel als Weltcupsieger hinter sich haben. Da sind trotz der starken Norweger und Österreicher Medaillen fast garantiert. Deutschland hat eine starke Mannschaft. Die Skispringer blickten vor allem dem „Überflieger“ Peter Prevc aus Slowenien hinterher, doch an günstigen Tagen kann ihn Deutschlands Vorzeigespringer Severin Freund (Zweiter im Weltcup) herausfordern. Dahinter klafft allerdings eine Lücke, die Thomas Freitag und Andreas Wellinger schon lange schließen sollten. Im alpinen Bereich bleibt bei den Männern Felix Neureuther der Vorzeigefahrer, doch bremst ihn oft der Rücken. Bei den Frauen steht Viktoria Rebensburg allein auf weiter Flur, nur knapp verpasste sie die kleine Kugel im Riesenslalom. Ein perfekter Winter könnte sie sogar einmal ganz an die Spitze bringen.

Deutschlands Vorzeigesport im Winter ist nach wie vor Biathlon. Die Deutschen verfolgen die Wettkämpfe gern an den Bildschirmen, gerade bei der Weltmeisterschaft waren die TV-Einschaltquoten wieder überragend. Fast in jedem Rennen sind die Deutschen beim Kampf um die Podestplätze dabei, Simon Schempp war dabei, dem dominierenden Franzosen Martin Fourcade (er gewann alle Gesamtwertungen!) Paroli zu bieten, doch Krankheiten stoppten ihn. Ähnlich sah es bei Laura Dahlmeier aus, die wegen Verletzungen und Krankheiten nicht nach dem Sieg in der Gesamtwertung (Gabriela Soukalova, Tschechien) greifen konnte, aber bei der Weltmeisterschaft in Oslo zur Medaillensammlerin wurde. Sie hat das Zeug, dies bei Olympia auch zu schaffen. Immerhin waren die deutschen Männer in der Weltcup-Nationenwertung Zweite hinter Norwegen und vor Russland, die Frauen waren sogar das stärkste Team vor Frankreich und Tschechien. Also gute Aussichten.

Ein unbekannter Gegner trübt allerdings die Erfolgsaussichten unserer Wintersportler. Das heißt, eigentlich ist er bekannt, aber unbekannt ist, wann er zuschlägt, leider ist es so, dass er dies meist zur ungelegenen Zeit tut. Die Rede ist von Verletzungen und Krankheiten. Typisches Beispiel ist Biathlet Simon Schempp, den ausgerechnet vor der Weltmeisterschaft eine starke Bronchitis zum Nichtstun verdammte. Die Form ging verloren, Schempp trumpfte erst eine Woche nach der WM wieder auf. Pech gehabt. Ein fahrender Lazarus ist Slalom-As Felix Neureuther, der aufgrund von Rückenbeschwerden wohl den ganzen Winter über nicht zu seiner Bestform finden konnte. Auch aussichtsreiche Ski-Talente wurden durch Brüche und Kreuzbandrisse gestoppt. Fast liegt ein Fluch vor allem über der alpinen Mannschaft, so dass ein Aufwind immer wieder gestoppt wird.

Stürze werden sich im Skisport nie vermeiden lassen, diese Pechserie muss aber einmal zu Ende gehen. Was allerdings Erkältungen und andere Krankheiten angeht, da sind Ärzte, Betreuer und die Sportler selbst gefordert, hier entsprechende Vorkehrungen zu treffen (allerdings keineswegs mit Medikamenten, die auf der Dopingliste stehen!). Es kann nicht sein, dass Deutschland in Pyeongchang höchstens die Schnupfen-Medaillen gewinnt.