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Tag: Alexandra Popp

Fußball-Profis sind aufgewacht und denken über ihren Sport hinaus

Die jungen Männer in den kurzen Hosen mussten sich schon viel anhören, wenn es um ihren Sport ging, den Profi-Fußball. Gängige Formel: „Die haben’s nur in den Füßen, nichts im Kopf.“ Oder: „Millionäre, die in Saus und Braus leben und gar nicht mehr wissen, wie das tägliche Leben aussieht.“ Manchmal setzt das Gehirn wirklich aus, sie gönnen sich etwas Besonderes, ein Goldsteak zum Beispiel, posten das – zeitgemäß – in die Welt hinaus und bedienen damit die gängige Meinung. Der Luxus Einzelner wird zum Running Gag aller, kein Kommentar mehr in den Medien über das Leben der Fußballer, in dem nicht das Goldsteak vorkommt.

Doch Fußball-Profis haben auch anderes im Sinn. Sie zeigten dies zuletzt in der Corona-Krise, als junge Millionäre Spendenaktionen ins Leben riefen und Millionen Euro für Bedürftige und Kleinunternehmen in der Not spendeten. Aktionen, die allerdings bei weitem nicht den Widerhall fanden wie ein Goldsteak. Sie zeigten dies aber auch in der Rassismusdebatte nachToten durch Polizeigewalt in den USA, als viele Profis (auch aus anderen Sportarten) eindeutig Stellung gegen Rassismus und Gewalt Stellung bezogen und die schweigende Mehrheit hinter sich wissen.

Und dabei sind viele Fußball-Profis wohl endgültig aufgewacht, zeigen, dass sie über ihren Sport nachdenken und über ihren Sport hinaus. Wie die Fachzeitung kicker jetzt berichtet, haben sich mündige Spielerinnen und Spieler zu einem neuen Bündnis zusammengeschlossen, das nicht mehr den Mund halten will, sondern mehr Mitbestimmung für die Zukunft einfordert. 70 Profis haben sich schon dazu bekannt, täglich werden es mehr. Den Anstoß gegeben haben wohl u. a. Weltmeister Mats Hummels (Dortmund), Sven Bender (Leverkusen), Andreas Luthe (Augsburg) und Alexandra Popp (Wolfsburg). „Weg mit der Stumm-Taste“ heißt, Stellung beziehen zu Diskriminierung, Verbesserung erreichen bei Gesundheitsrisiken, Solidarität zur Wirklichkeit werden lassen und insgesamt eine bessere Reputation in der Gesellschaft erreichen. Die Fußball-Profis wollen deutlich machen: Wir wissen schon, wie das normale Leben aussieht.

Auch die Fußball-Profis haben mit der Vereinigung der Vertragsfußballspieler eine Art Gewerkschaft, die aber eher in Vertragsangelegenheiten hilft und zu wenig gehört wird. Andreas Luthe sagt im kicker: „Es gibt drei Player in der Bundesliga, die Dachorganisation DFL, die Vereine und die Spieler. Die Maßnahmen werden aber nur von zwei Playern beschlossen, wir Spieler stehen ganz, ganz weit hinten.“ Er hätte auch sagen können: „Wir werden nicht gehört.“

Gerade jetzt im dichtgedrängten Not-Terminkalender der Corona-Krise hatten sich viele Profis beschwert, dass die Spiele zu eng getaktet sind und auf die Gesundheit der Akteure keine Rücksicht genommen wird. Stress pur steht ihnen auch bei den internationalen Terminen im August und September bevor. Urlaub vor der neuen Saison praktisch Fehlanzeige, Ärzte und Spieler warnen, dass das Verletzungsrisiko fast nicht mehr beherrschbar wird. Rassismus, Diskriminierung, Überforderung – die Zeit ist reif für mündige Fußballer. Keiner soll mehr über Goldsteaks reden.

Die UEFA hatte die Losung ausgegeben, dass erst die nationalen Meisterschaften beendet werden sollten, bevor der internationale Spielbetrieb weitergeht. Keiner war so schnell wie die Bundesliga, jetzt muss sie auf die anderen warten, aber im August und September kommt es dick, bevor die Saison 2020/21 wiederum beginnt, praktisch ohne Pause. Festgelegt wurde, dass Champions League und Europa League in Turnierform im Schnelldurchgang abgewickelt werden, die CL in Lissabon, die EL in Nordrhein-Westfalen, mit den Endspielen um Sonntag, 23. August in Lissabon und am Freitag, 21. August, in Köln. Aber bereits im August beginnen auch die Runden der Qualifikation für die neue Saison. Da ist dann der Siebte der Bundesliga dabei. Im September soll aber auch die Nations League der Nationalmannschaften beginnen, für Oktober und November sind in den Länderspielpausen drei statt wie zunächst vorgesehen zwei Termine angesetzt, um die ausgefallenen Spiele nachzuholen. Stress pur auch für die Fußball-Fans, im August gibt es praktisch jeden Tag Fußball zu sehen!

Die noch international beschäftigten Bundesligisten müssen jetzt den Spagat schaffen: Nach der Punktrunde und Pokal-Endspiel Urlaub und dann Vorbereitung auf die restlichen Aufgaben, vielleicht auch nur für ein Spiel. In der CL ist Dortmund ausgeschieden (0:2/2:1 gegen Paris), Leipzig hat Tottenham ausgeschaltet (3:0/1:0) und auf die Bayern wartet noch das Rückspiel im Achtelfinale gegen Chelsea London (Hin 3:0), das entweder in München oder Lissabon stattfinden wird. Dann geht es ins Viertelfinale, das ebenso wie Halbfinale und Finale im K.o.-Modus ausgetragen wird. Genauso die Europa League, da stehen für Leverkusen (3:1 bei Glasgow Rangers), Wolfsburg (1:2 gegen Donetsk) und Frankfurt (0:3 gegen Basel) noch die Achtelfinal-Rückspiele an. Wäre schön, wenn im Endturnier in Nordrhein-Westfalen, wo in Köln, Düsseldorf, Gelsenkirchen und Duisburg gespielt wird, zumindest ein deutscher Vertreter noch dabei wäre und vielleicht sogar bis ins Endspiel kommt. Hat es für die Bundesliga ja schon lange nicht mehr gegeben. Das große Fragezeichen: Haben die deutschen Klubs in den entscheidenden Spielen noch ihre Bundesliga-Form?

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Zwei Niederlagen und doch Hoffnung für die Zukunft

Die sommerlichen Temperaturen dämpften sicherlich ein bisschen die Begeisterung und doch war Deutschland in den vergangenen Wochen wieder eine Fußball-Nation. Die TV-Einschaltquoten bestätigten dies. Doch der krönende Abschluss fehlte leider. Die Frauen schieden bei der Weltmeisterschaft im Viertelfinale gegen Schweden aus, die U21 konnte ihren Titel bei der Europameisterschaft nicht verteidigen und unterlag im Finale Spanien. Zwei Niederlagen also und doch bleibt für beide Mannschaften einige Hoffnung für die Zukunft.

Wer war jetzt näher dran am Erfolg? Zweifellos die U21, denn die stand im Finale, aber beim 1:2 gegen Spanien fehlte das Spielglück, aber der Gegner war auch den Tick besser, routinierter, mit wenigen Fehlern und schaffte so die Revanche für die Finalniederlage vor zwei Jahren. Beim ersten Gegentor patzten gleich mehrere Abwehrspieler, beim zweiten der bis dahin überragende Torhüter Alexander Nübel, als er einen Ball abprallen ließ, den er eigentlich festhalten muss. Der junge Schalker vergoss danach Tränen, aber er hat ein großes „Vorbild“ im Leid, wenn er sich an Oliver Kahn erinnert, der bei der Weltmeisterschaft 2002 in Südkorea zum besten Torhüter und besten Spieler des Turniers gewählt wurde, dann aber im Finale so einen Ball eben auch abprallen ließ, Ronaldo das Tor ermöglichte und damit die Final-Niederlage einleitete. Geschichten wiederholen sich also, Wiederholt sich Geschichte dann auch in einer großen Karriere für Alexander Nübel? Er erinnert stark an einen anderen überragenden Torhüter, an Manuel Neuer.

Interessant, dass im Vorfeld des Finales die Öffentlichkeit vor allem darüber spekulierte, welcher der 23 Spieler aus dem EM-Kader denn eine große Karriere machen könnte. Wer tritt in die Fußstapfen der Neuer, Hummels, Khedira oder Özil, die einst mit der U21 Europameister wurden. Für eine große Karriere reicht aber Talent allein nicht, man braucht Einsatz, Willen und ein wenig Glück und Verstand, zum Beispiel bei der Karriereplanung. Eine ganze Reihe der Jungen, die bei der EM hätten spielen können, sind bekanntlich bereits Stammspieler bei Joachim Löw. Anklopfen dürfte Torjäger Luca Waldschmidt, der mit sieben Treffern die Torjägerkanone gewann. Tah und Klostermann gehören schon zum Kreis des A-Teams, Maximilian Eggestein, Henrichs und Dahoud sind im Visier, Amiri meldet Ansprüche an, bei allen anderen wird man sehen. Einige der EM-Teilnehmer haben ja das große Los gezogen, denn sie könnten altersmäßig auch bei Olympia 2020 in Tokio spielen. Das Halbfinale war die Eintrittskarte.

Bei der Frage nach der Zukunft spielt auch Trainer Stefan Kuntz eine Rolle. Er hat mit seiner Arbeit für sich geworben, lässt vergessen, dass er eigentlich als Trainer und Funktionär schon als gescheitert galt. Jetzt ist er sogar als möglicher Nachfolger von Jogi Löw im Gespräch, weil er zeigte, dass er mit Spielern gut umgehen kann, gute Laune verbreitet und sich in der Öffentlichkeit gut verkauft. Sein Vertrag läuft vorerst bis nach Olympia, DFB-Manager Oliver Bierhoff will ihn auf jeden Fall länger halten. Was die Hoffnung angeht, da bestehen für einige jüngere Nachwuchsteams des DFB Zweifel, da waren zuletzt kaum Erfolge zu verzeichnen.

Gehalten werden soll auch die Bundestrainerin der Frauen, Martina Voss-Tecklenburg. Sie ist ja recht kurzfristig ins Boot geholt worden und hat trotz des Aus im Viertelfinale in ihrer Arbeit schon mal Zeichen gesetzt, wenn auch nicht alles geklappt hat. Es war eigentlich abzusehen, dass die routinierten und abgezockten Schwedinnen die besseren Karten in der Hand hatten gegen das junge deutsche Team und auch das Omen sprach gegen die Deutschen, die 24 Jahre lang gegen Schweden in Turnieren nicht mehr verloren hatten. Wir wissen es und die Skandinavierinnen wussten es, jede Serie reißt einmal. Deshalb war ihr Ehrgeiz auch besonders groß.

Was der deutschen Mannschaft fehlte, war in den entscheidenden Phasen mehr echte Führungspersönlichkeiten, die allein in Alexandra Popp zu finden ist, abseits des Feldes auch Torhüter Almuth Schult, doch damit hat es sich schon. Dzsenifer Marozsan als große Hoffnungsträgerin (trotz gebrochenen Zeh) kann diese Rolle nicht spielen. Die Mädchen kompensierten die Vakanz mit erhöhtem Einsatz und hatten auch das nötige Spielglück auf dem Weg ins Viertelfinale, doch ab da wird es eng in der Weltklasse. Deutschland ist noch Weltklasse, aber nicht mehr die Nummer 1, die beansprucht die USA für sich, siehe Weltrangliste. Andere Nationen haben aufgeholt, England, die Niederlande, Spanien und Italien stehen mit dem DFB-Team auf einer Stufe. Frankreich ist sogar stärker einzuschätzen, musste aber wie Deutschland die bittere Pille schlucken, dass Olympia ohne die große Nation stattfindet. Pech beim Spielplan mit den USA als Stoppschild.

Für den Frauen-Fußball in Deutschland ist die Absenz bei Olympia besonders bitter, weil wieder eine Werbemöglichkeit verloren geht. 7,9 Millionen Zuschauer (43,2 Prozent Marktanteil!, das Finale der U21 sahen 9,2 Mill., 32,2 %)) bangten mit den Mädchen, aber sie werden nicht zu alltäglichen Fans, die zum Beispiel die Spiele der Bundesliga sehen wollen. Da verlieren sich im Schnitt rund 900 Besucher auf den Rängen. So bleibt also die Hoffnung, dass die junge Mannschaft Routine und die eine oder andere Verstärkung gewinnt (wichtig vor allem in der Abwehr) und bald wieder das nötige Spielglück bis ins Finale hat. Der Bundestrainerin ist für die Mannschaft auch ein glückliches Händchen zu wünschen.

Zwei Niederlagen für deutsche Nationalmannschaften, aber beide Teams geben dennoch zu Hoffnungen Anlass.

WM als Turbo: Frauen kämpfen um mehr Anerkennung

Frankreich ist ab Freitag Gastgeber der 8. Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen. Die Premiere fand 1991 in China statt, die USA wurde erster Weltmeister, die Frage heute lautet, ist das Turnier eine Erfolgsgeschichte oder nicht? Die Antwort ist nicht einfach, natürlich haben sich die Frauen im Fußball etabliert, aber eine Hauptrolle spielen sie nicht. Gerade vor der WM in Frankreich ist das Aufbegehren deshalb besonders groß, die Frauen ringen um Anerkennung und hoffen auf diese WM als Turbo für mehr Aufmerksamkeit.

Das gilt nicht allein für Deutschland, sondern international. Kleine Beispiele gefällig. Die US-Spielerinnen vom Titelverteidiger kritisieren den Weltverband, weil die Endrunde mit der Copa Amerika in Brasilien und dem Gold Cup der Männer kollidiert. Die Australierinnen dachten über einen Boykott nach, weil sie sich bei den Prämien benachteiligt sehen. Dabei wird auch die FIFA wieder kritisiert, denn ganze 30 Millionen Dollar sind das ausgelobte Preisgeld für 24 Nationen, bei der WM 2018 der Männer in Russland gab es 400 Millionen für 32 Teams. Noch Fragen? Die beste Fußballerin der Welt, Ada Hegerberg, verzichtet auf die WM, weil sie in ihrer Heimat Norwegen die Verbandsstrukturen für den Frauen-Fußball zu unprofessionell findet.

Für die deutschen Mädchen hat eine PR-Agentur einen besonderen Werbespot für die Commerzbank inszeniert, der in der Öffentlichkeit einschlug und manche Aussage auf die Schippe nahm. In Umkehrung des legendären Spruchs von Nationaltorhüter Oliver Kahn über mehr Mut im Spiel („Wir brauchen Eier“) heißt es da bei den Mädchen „wir brauchen keine Eier, wir haben Pferdeschwänze“ und dann folgt die Klage: „Wir spielen für eine Nation, die unsere Namen nicht kennt.“

Vielleicht kennen am Ende des Turniers in Frankreich alle in Deutschland die Namen der Spielerinnen, doch dafür müssen sie wohl auch Weltmeister werden. Deutschland holte bisher zweimal den Titel, 2003 in den USA mit Tina Theune als Trainerin und bei der erfolgreichen Titelverteidigung 2007 in China (ohne Gegentor!) unter Silvia Neid, die Deutschland 2016 zudem zum Olympiasieg in Brasilien führte. Erfolge sind also da, zumal das DFB-Team mit acht Titeln auch in Europa dominierte. Genügend Gold also, um in der Öffentlichkeit bekannt zu werden. Doch der Hype um das Team war nie von Dauer, mit dem Alltag der Bundesliga verschwanden die Mädchen wieder aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. Trauriger Beweis: Gerade mal 833 zahlende Zuschauer im Schnitt kommen zu den Spielen der Bundesliga (lesen Sie zu diesem Thema auch den Kommentar vom 3. Mai „Frauen-Fußball schafft den Durchbruch nicht“).

Wird mit Frankreich alles besser? Alle hoffen auf eine stimmungsvolle WM und vor allem auf viel Spannung. Der Kreis der Favoriten war noch nie so groß. Bisher gewannen nur vier Nationen den Titel, neben zweimal Deutschland noch dreimal die USA (1991, 1999, 2015), Norwegen 1995 und Japan 2011 sensationell in Deutschland, als der Gastgeber im Viertelfinale geschlagen wurde. Diese Nationen gehören alle wieder zum Favoritenkreis, dazu aber ebenso Gastgeber Frankreich, Europameister Niederlande, England, Schweden und Australien. Diesbezüglich darf man schon sagen, dass sich viel getan hat.

Bei Deutschland steht die Bewährungsprobe für die neue Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg an, die gewissermaßen die unglückliche Steffi Jones als Nachfolgerin von Silvia Neid beerbt hat, mit Helfer Horst Hrubesch als Zwischenlösung, der die Mannschaft wieder in die richtige Spur geführt hat. Martina Voss-Tecklenburg hat den Umbruch beschleunigt und eine junge Mannschaft nominiert, die wenig Turniererfahrung hat. Begeisterung, Elan und Schnelligkeit sollen das Manko ausgleichen. Gruppengegner sind China, Spanien und Südafrika, der Gruppensieg sollte sein, um den USA aus dem Wege zu gehen. Ziel ist das Halbfinale, denn das würde auch die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio bedeuten. Das Ticket in Europa bekommen nur die besten drei Teams, was bei der Konkurrenz (siehe oben) schwer genug ist. Andererseits gibt es einige Führungsspielerinnen im Team, die für Halt sorgen sollten, angefangen von Torhüterin Almuth Schult, über Kapitänin Alexandra Popp, Mittelfeld-As Dzsenifer Marozsan (Champions-League-Siegrin mit Lyon) und dem Münchner Mittelfeld-Duo Melanie Leupolz und Sarah Däbritz (künftig Paris).

Jogi Löw stiehlt die Show

Aufmerksamkeit im Fernsehen gibt es für die Mädchen genug, ARD und ZDF übertragen alle Spiele, wenn auch zum Teil nur im Streaming im Internet. Aber bei den deutschen Spielen können die deutschen Fans immer dabei sein, rund vier Millionen sind es ja schon bei „normalen“ Länderspielen. Und dennoch wird auch in Deutschland den Fußball-Frauen wieder die Show gestohlen, denn auch Bundestrainer Joachim Löw ist mit seiner Mannschaft präsent. Die DFB-Männer bestreiten zwei Spiele in der Qualifikation zur Europameisterschaft 2020. Am Samstag sind sie in Weißrussland und am Dienstag erwarten sie in Mainz Estland als Gegner. Siege sollten da eine Selbstverständlichkeit sein. Auch wenn der Bundestrainer selbst im Krankenstand nur TV-Zuschauer ist, die Schlagzeilen werden Manuel Neuer und Co. gehören, wobei es ja zumindest eine Gemeinsamkeit gibt, beide Teams wollen die Verjüngung bewältigen. Aber schon im Vorfeld war der Zuspruch für die Männer groß, die sich dem neuen Motto „Nähe zu den Fans“ verschrieben haben und sich bei einem Trainingsspiel in Aachen als Stars zum Anfassen präsentierten. Die Nähe zu den Fans, die muss man die Mädchen nicht diktieren, sie haben die Nähe zu den Fans noch nicht verloren und wollen noch mehr Nähe, sprich eben Anerkennung, gewinnen.

Beifall für einen Selbstdarsteller

Den Fußball-Frauen die Show gestohlen hat auch die FIFA selbst, denn die hielt ihren Verbandskongress ab, um Präsident Gianni Infantino per Huldigung die Amtszeit für weitere vier Jahre zu verlängern. Es war nur Zufall, dass auch US-Präsident Donald Trump gerade „nebenan“ in England weilte, aber die Gemeinsamkeiten der beiden größten Witzfiguren, die sich selbst in ihrem Metier für die Größten halten, aber meist nur Unsinn verzapfen, ist unübersehbar, aber die Welt als Ganzes und die Fußball-Welt im Kleinen leiden unter ihnen. Beide halten sich für unfehlbar, beide machen Kritiker mundtot und Meldungen gegen sie sind dann ganz einfach „Fake News“. Trump lieferte in London einen skurrilen Beweis, als er auf die Proteste gegen ihn angesprochen wurde: „Ich werde überall geliebt, ich habe keine Proteste gesehen, das sind nur Fake News“. Hat er halt nicht aus dem Fenster geschaut.

Ähnlich trumpfte Infantino auf, als er behauptete, „die neue FIFA steht für Offenheit, Einigkeit und Führungsqualitäten“. Das hat mit der Realität aber auch rein gar nichts zu tun, Kenner sagen, es wurde seit dem Sturz von Joseph Blatter alles nur schlimmer, aber Infantino hat es sogar geschafft, die Schweizer Bundesanwaltschaft auszutricksen. In perfider Art und Weise hat er alle Kritiker kaltgestellt und lässt sich feiern, weil die großen Nationen, die auch nur eine Stimme haben, gegen die vielen kleinen Länder auf verlorenem Posten stehen. Und so heißt es zum Beispiel aus Nigeria „wir lieben Infantino“, weil die Gelder fließen und laut Süddeutscher Zeitung dürfen sich Afrikas Verbandschefs 20 Prozent der Fördergelder ganz offiziell in die eigene Tasche stecken. Das ist das System Infantino, der Regeln bricht, weil er seine eigenen Regeln aufstellt. Statuten interessieren ihn genauso wenig, wie die Tatsache, dass die FIFA immer mehr an Ansehen verliert. Infantino bastelt sich seine eigene Welt wie eben Donald Trump auch.

Und Vorsicht Europa! Infantino kritisierte laut kicker Europas Monopol. „Das große Geld konzentriert sich in zehn Klubs in fünf Ländern in Europa. Und nur zehn Nationalteams können Weltmeister werden, fast alle kommen aus Europa“ Er wolle, dass 50 Klubs und 50 Nationalteams aus aller Welt siegen können. Befall aus Afrika und Asien sicherlich für Infantino den Träumer.