Aufbruchstimmung in der Bundesliga und Bayern leidet
Schon vor einer Woche hatte der Sport-Grantler davon gesprochen, dass die Bundesliga in diesem Jahr ihr besseres Gesicht zeigt. Die Liga wollte ihn wohl bestätigen, denn in der englischen Woche war buchstäblich eine Aufbruchstimmung zu spüren. Einer der Leidtragenden war ausgerechnet der Abonnementsmeister FC Bayern München: Nur 1:1 gegen den FC Augsburg, 0:2 bei Hertha BSC Berlin. Die Bundesliga lacht und Bayern leidet.
Wenn die Bayern gewinnen, klagen die Medien: Warum zeigt keiner Mut, den übermächtigen Münchner Paroli zu bieten, warum haben alle Angst, warum kämpft keiner gegen die Langeweile? Vergessen wir das, wobei auch vergessen wird, dass die Bayern am 5. Spieltag des Vorjahres auch nur Zweiter waren, mit 12 Punkten einen Zähler hinter Dortmund, dass sich jetzt wieder an die Spitze schoss. Damals saß noch der Italiener Carlo Ancelotti auf der Münchner Trainerbank, das 2:2 gegen Wolfsburg den Spieltag darauf war sein letzter Auftritt in der Bundesliga. Ein Trainerwechsel deutet sich bei den Bayern diesmal nicht an, der neue Coach Niko Kovac reagiert auf die Punktverluste mit dem Münchner Selbstverständnis: „Das lassen wir uns nicht gefallen.“ Thomas Müller ergänzt: „Wir müssen wieder unser wahres Gesicht zeigen.“ Leidtragende sollen in dieser Woche Ajax Amsterdam in der Champions League am Dienstag und Borussia Mönchengladbach am Samstag sein. Dann ist Länderspielpause – mit Ruhe in München oder Unruhe?
Augsburg und Berlin haben es also vorgemacht, Angst vor den Bayern muss nicht sein, es geht auch anders, aber auch nur mit einem ungeheuren Einsatz. Aufbruchstimmung verbreitet vor allem Borussia Dortmund. Im Gegensatz zu den Bayern drehten die Borussen einen 0:2-Rückstand in Leverkusen, schossen sich mit 4:2 an die Spitze und sind die einzige noch ungeschlagene Mannschaft. Über das Ziel wollen sie nicht hinausschießen, sehen das nur als Momentaufnahme. Aber die Zukunft könnte den Westfalen gehören, die mit einer jungen Mannschaft antraten, im Schnitt 23,56 Jahre alt, den Bayern nutzte alle Routine nichts (im Schnitt 28,19 Jahre alt). Nächster Prüfstein ist Augsburg, das nach Bayern den nächsten Favoriten ärgern will.
Aufbruchstimmung aber auch am Tabellenende, Schalke und Stuttgart feierten ihren ersten Saisonsieg und ließen damit die aufkommenden Kritiker verstummen. Ähnliches gilt für Neuling Nürnberg, wo ein 3:0 gegen Mitaufsteiger Düsseldorf die Situation rund um den Verein beruhigte. Ohne Sieg ist nur noch das neue Schlusslicht Hannover 96. Unruhe bei den Niedersachsen ist fast schon obligatorisch (siehe Fanprotest gegen Boss Kind) und jetzt fast logisch. Die Leistungen bisher machen aber auch nur wenig Hoffnung.
Aufbruchstimmung aber auch bei den Torjägern – und der Titelverteidiger der Torjäger-Kanone, Robert Lewandowski, schaut torlos zu. Die größte Auferstehung feierte der Isländer Alfred Finnbogason beim FC Augsburg. Nach langer Verletzungspause stand er erstmals in der Startelf und schoss den SC Freiburg gleich mit drei Treffern ab. Das machte gute Laune bei den bayerischen Schwaben, die ja zuletzt unter Torwartfehlern litten. Tore vorn sind besser als Tore hinten, doch ein „Slapstickgegentreffer“ durfte es auch diesmal sein. Aber auch die Torjäger in Gladbach und Dortmund beeindruckten, Die Neuzugänge Plea in Gladbach und Alcacer in Dortmund erweisen sich als Volltreffer.
Noch ein Spieltag, dann geht die Bundesliga in die Länderspielpause. Da lechzen am Wochenende alle nach einem Erfolgserlebnis, denn nur das verschafft gute Stimmung für die zwei Wochen ohne Punktspiele. Das Gegenteil könnte eine Unruhe sein, die die ganze Saison negativ beeinflussen kann. In Champions- und Europa League sind die Bundesligisten wieder gefordert, die Aufbruchstimmung national auch international zu zeigen. Den dicksten Brocken hat Hoffenheim mit Manchester City vor der Brust, die Bundesliga aber freut sich auf die Rückkehr von Meister-Trainer Pep Guardiola.
Einen Erfolg errang der deutsche Fußball am Donnerstag mit dem Zuschlag für die Austragung der Europameisterschaft 2024. Beim Kontrahenten Türkei war das Jammern natürlich groß, einen Betrug zu wittern, geht aber an den Tatsachen vorbei und kann nur damit entschuldigt werden, dass Bestechung und Korruption im Fußball noch nicht ausgerottet sind. Der DFB allerdings hat seine Bewerbung diesmal so transparent wie möglich gestaltet und sicher nicht wegen falscher Versprechungen gewonnen. Die Türken eher wegen nicht einzuhaltender Versprechungen verloren.
Niederlagen fair hinzunehmen gelingt nicht jedem. Superstar Cristiano Ronaldo schon gleich gar nicht. Der Portugiese blieb schon der Wahl zu „Europas Fußballer des Jahres“ fern, als er hörte, dass er nicht der Sieger sein würde. Der Kroate Luka Modric siegte jetzt auch bei der Wahl zum „Weltfußballer des Jahres“ und musste ohne die Seriensieger feiern, denn neben Ronaldo ließ sich auch Messi wegen privater Verpflichtungen entschuldigen. Na ja, siegen ist leichter als verlieren. Bei den Frauen gewann übrigens Marta (Brasilien), Trainer des Jahres wurde (logisch) Weltmeister Didier Deschamps (Frankreich), bei den Frauen Reynald Pedros (Lyon).
Ryder Cup nichts für den Tiger
Das Großereignis des Wochenendes war natürlich der Ryder Cup der Golfer in Paris und die Stimmung dort mit einem Fest im Fußball vergleichbar. Rund 270.000 Zuschauer an den drei Tagen sorgten für eine Atmosphäre, wie es sie sonst beim Golf nicht gibt. Superstar Tiger Woods „veredelte“ zwar durch seine Teilnahme die Veranstaltung (siehe Kommentar zuvor), aber nicht mit seiner Leistung. Der Tiger und der Ryder Cup passen nicht zusammen. Obwohl in Bestform angereist, verlor der Amerikaner alle seine vier Auftritte. Das Gegenteil schaffte der Spanier Sergio Garcia. Der war zuletzt nicht in Form, triumphierte aber in Paris und ist am Ende neuer Rekordhalter des Kontinentalvergleichs mit 25,5 Punkten (der Deutsche Bernhard Langer liegt übrigens mit 24 Punkten auf Rang drei). Besonders gefeiert haben die siegreichen Europäer, denen mit 17,5: 10,5 eine erfolgreiche Revanche für die Niederlage vor zwei Jahren in den USA gelang, Francesco Molinari. Im Gegensatz zu Woods steht der Italiener sonst nicht im Rampenlicht, jetzt aber siegte er bei allen seinen Auftritten, zweimal zusammen mit Tommy Fleetwood auch gegen den Tiger. Die schlechte Serie von Woods blieb damit ebenso erhalten wie die der USA, die die letzten 25 Jahren in Europa nicht gewinnen konnte.