Dortmund setzt die Bayern unter Druck
Die Bayern-Fans können beruhigt sein, die Profi-Abteilung Fußball des FC Bayern München existiert noch. Zuletzt war ja mehr von Borussia Dortmund die Rede oder eben von anderen Abteilungen der Münchner. Die Amateure schafften den Aufstieg in die 3. Liga und am Sonntag machten die Basketballer Vereinsboss Uli Hoeneß (ein bekennender Basketball-Fan) mit dem Gewinn der Meisterschaft glücklich. Ob allerdings die Fußball-Profis den ersten Mann im Verein in der neuen Saison glücklich machen können, das steht in den Sternen.
Das Heft des Handelns haben die Verantwortlichen bei Borussia Dortmund übernommen. Baustein für Baustein wird eine Meistermannschaft gebastelt, die Medien jubilieren schon und hoffen auf ein Ende der Bayern-Herrschaft mit sieben Titeln in Folge. Da heißt es eben „Dortmund lässt die Muskeln spielen“ oder „Dortmund vor dem Meister-Deal“ oder im Hinblick auf die Neuzugänge „Die neue Dimension“. Mit den Zugängen Hazard, Schulz, Brandt und vor allem Innenverteidiger Mats Hummels wurde die Mannschaft zielgenau verstärkt.
Und die Bayern? Die belassen es bei Ankündigungen, haben frühzeitig viel Geld ausgegeben (Hernandez 80 Millionen Euro, Pavard 35 Millionen) und nun herrscht Sendepause. Die Bayern vermeldeten nur Abgänge: Ribery, Robben, James, Rafinha, Hummels und wohl auch Boateng. Uli Hoeneß hatte vor vier Monaten vollmundig erklärt, „wenn Sie wüssten, wen wir alles schon fix haben“, nur um jetzt die zweifelnden Fans zu beschwichtigen, „wir werden am 15. August eine gute Mannschaft am Start haben“. Eine „gute“ heißt aber noch lange nicht ein Meisterteam!
Ein Blick auf jeweils die erste Elf nach Stand der Dinge lohnt sich, jeder kann sich selbst einen Reim machen, welches die Meistermannschaft ist, wobei es bei den Bayern nach den Abgängen vor allem in der zweiten Reihe fehlt. So könnte Dortmund spielen: Bürki – Hakimi, Akanji, Hummels, Schulz – Witsel, Delaney – Sancho, Brandt, Hazard – Reus. Die mögliche Bayern-Elf: Neuer – Kimmich, Süle, Hernandez, Alaba – Martinez, Thiago – Gnabry, Müller, Coman – Lewandowski.
Bezeichnend, dass es in punkto Verstärkungen auch in den anderen Teams der Bayern-Fußballer stockt. Die Bayern II haben ebenfalls mehr Abgänge als Zugänge zu verzeichnen, nehmen vor allem Talente aus den U19 hinzu und derzeit ist es zweifelhaft, ob die Mannschaft stark genug für die 3. Liga ist. Da muss der neue Coach Sebastian Hoeneß, Sohn von Dieter Hoeneß, besonders gute Arbeit leisten. Auch die Frauen, die ja eigentlich Meister VfL Wolfsburg wieder herausfordern und regelmäßig in der Champions League spielen wollen, verzeichnen noch viel mehr Abgänge als Zugänge. Sie bleiben ein Spitzenteam, aber es gilt die Einschätzung wie bei den Männern, das ist keine Meistermannschaft. Egal, wie das Wetter ist, die Bayern haben noch einen heißen Sommer vor sich.
U21 hat das erste Ziel geschafft
Sie haben aufgetrumpft, als wollten sie die Welt einreißen und der EM-Titel schien fast schon vergeben. 3:1 gegen Dänemark, 6:1 gegen Serbien, das Stürmer-Duo Marco Richter (Augsburg) und Luca Waldschmidt (Freiburg) auf Wolke sieben, die jungen Burschen wollten die Welt einreißen. Der Dämpfer folgte auf dem Fuß, der Höhenflug ist beendet mit dem 1:1 gegen Österreich. Aber harte Arbeit schadet in dem Fall auch nicht, denn der Boden der Tatsachen ist nicht allzu hart. Zwei Ziele erreicht, nämlich – Ziel eins – der Einzug ins Halbfinale und der bedeutet Ziel zwei geschafft, die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Glückwunsch deshalb, der EM-Titel, die erfolgreiche Titelverteidigung also, wäre eine prima Zugabe. Ein bisschen Höhenflug darf also schon noch sein.
In der Höhe auch die Frauen, im Austragungsort Grenoble in den französischen Alpen nämlich. Ein Höhenflug ist bei ihnen allerdings nicht zu erkennen, von Anfang galt vor allem das Motto der harten Arbeit. Die Erfolge in der Gruppe und jetzt im Achtelfinale das 3:0 gegen Nigeria waren geprägt vom Kampfgeist und nicht von spielerischer Klasse. Dabei zeigte sich, dass Nigeria als Gegner schon ein Glücksfall war. Hätte Chile zum Abschluss gegen Thailand aus dem 2:0 ein 3:0 gemacht (Latte), wäre Brasilien der Gegner gewesen. Und wie schwer diese Aufgabe gewesen wäre, musste Gastgeber und Mitfavorit Frankreich erkennen, der glücklich in der Verlängerung mit 2:1 gewann. So geht die französische Party weiter und der Frauen-Fußball feiert ein Fest. Was allerdings insgesamt auffällt, ist, dass die spielerische Qualität nicht im Vordergrund steht, vor allem die Passgenauigkeit ist mangelhaft. Was das deutsche Team angeht, so könnte Spielmacherin Dzsenifer Marozsan das Niveau wieder heben, sie will trotz Zehenbruch spielen. Die DFB-Frauen schielen bekanntlich auch nach Olympia und müssen dafür unter die besten drei Teams Europas kommen. Möglich, dass die Europäerinnen im Halbfinale unter sich sind, dann würde das Spiel um Platz drei zudem ein Endspiel für Olympia!
Großes Interesse finden U21 und Frauen in Deutschland auch in der Öffentlichkeit. Die TV-Quoten sind der Maßstab und da sind die DFB-Teams bei ARD und ZDF immer Tagessieger. Beide Mannschaften holten am Wochenende neue Bestleistungen für die aktuellen Turniere, die U21 haben dabei mit 6,97 Millionen Zuschauern am Sonntag beim 1:1 gegen Österreich die Nase vorn, die Frauen können aber auch auf 6,49 Millionen am Samstag um 17.30 Uhr stolz sein, der Marktanteil betrug dabei beeindruckende 39,9 Prozent, die U21 hat da nur 25,5 % entgegenzusetzen. Fans und Spieler träumen jetzt von den Finals. Neue Zuschauerrekorde wären garantiert.