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Tag: Franziska Preuß

Biathlon: Letztes Aufbäumen vor der Krise?

Im alpinen und nordischen Skisport werden Weltmeisterschaften im Zwei-Jahres-Rhythmus ausgetragen, da würde den Biathleten etwas fehlen, deshalb gibt es in jedem Jahr eine Weltmeisterschaft. Nach Östersund 2019 in Schweden ist jetzt vom 13. bis 23. Februar Antholz in Südtirol an der Reihe. Für die deutsche Mannschaft wird es eine besondere WM werden, es ist die erste nach dem Rücktritt von Super-Star Laura Dahlmeier, es könnte aber auch die erste sein, wo es für die erfolgsverwöhnten Biathleten Magerkost gibt. Ein Blick in die Zukunft sagt zudem, dass der Nachwuchs fehlt. Gibt es also ein letztes Aufbäumen vor der Krise? Die derzeitigen Stars sind alle um die 30. Das Ziel ist eventuell Olympia in Peking 2022. Und dann?

Biathlon ist der beliebteste Wintersport der Deutschen, das beweisen die Einschaltquoten im Fernsehen, da kommen höchstens die Skispringer bei der Vierschanzentournee vorbei. Erfolge locken bekanntlich an und nacheinander verwöhnten vor allem die Damen Magdalena Neuner, erfolgreichste Biathletin aller Zeiten (allein 12mal WM-Gold!), und Laura Dahlmeier, beste Biathletin bei einer WM mit fünfmal Gold in Hochfilzen 2017, die Fans. Ähnliche Ergebnisse sind in Antholz nicht zu erwarten, schon die Bilanz von Östersund vor einem Jahr mit je zweimal Gold und Silber sowie dreimal Bronze wird kaum wiederholbar sein. Das bedeutete immerhin Platz zwei in der Nationenwertung hinter Norwegen (5/3/1) und vor Italien (2/2/1). Das heute so starke Frankreich musste sich mit vier Medaillen (0/1/3) und Platz acht begnügen, weil Martin Fourcade sich eine Formkrise nahm.

Die Formkrise des einstigen Weltcup-Seriensiegers ist vorbei und Frankreich dominiert neben Norwegen in diesem Jahr das Biathlon-Geschehen. Wenn man nach den Chancen fragt, dann genügt ein Blick auf die Statistik: Bei den Herren führt Frankreich die Nationenwertung an vor Norwegen und Deutschland, bei den Damen dreht Norwegen den Spieß um und ist Erster vor Frankreich, Schweden und Deutschland. Immerhin sind also die Deutschen vorn mit dabei, wenn auch in der Verfolgerrolle.

Auch die Weltcup-Gesamtwertung gibt Aufschluss: Bei den Herren führt Martin Fourcade vor seinem Landsmann Quentin Fillon Maillet und dem Norweger Johannes Thingnes Bö, der an Boden verlor, weil er sich eine Babypause gönnte. Der frischgebackene Vater könnte mit frischem Elan aber der Dominator in Antholz werden. Bei den Damen hat sich zuletzt dank verbesserter Schießleistungen die Norwegerin Tiril Eckhoff nach vorn geschoben, vor der Südtirolerin Dorothea Wierer, die also ein Heimspiel hat, der Schwedin Hanna Oeberg und Denise Herrmann, der deutschen Hoffnung auf eine Medaille.

Ja, die deutschen Hoffnungen sind nicht besonders groß. Vor allem in den Staffeln will man nach Medaillen greifen, nach dem Motto „gemeinsam sind wir stark“. Im Team wird nicht nur Laura Dahlmeier vermisst, sondern einstige Größen haderten mit Formschwächen, so Franziska Hildebrand, Simon Schempp und auch Erik Lesser, der es zumindest in den WM-Kader schaffte, aber höchstens auf einen Staffel-Einsatz hoffen darf. Bei den Männern ruhen die Hoffnungen auf Benedikt Doll, Siebter im Weltcup (je vier Norweger und Franzosen unter den ersten zehn!) und Olympiasieger Arnd Peiffer (14.). Stabile Leistungen brachten zuletzt auch die anderen WM-Starter Johannes Kühn, Philipp Horn und Philipp Nawrath, doch für eine Medaille müsste schon alles passen.

Größere Fragezeichen gibt es bei den Damen, die vor allem auf die 31-Jährige ehemalige Langläuferin Denise Herrmann bauen, die sich im Schießen verbessert hat und vor einem Jahr immerhin mit einem kompletten Medaillensatz nach Hause fuhr, sie ist Titelverteidigerin in der Verfolgung. Auch Franziska Preuß hat das Potenzial für einen Podestplatz, doch sie muss krankheitsbedingt immer wieder Rückschläge hinnehmen und kommt somit kaum wirklich in Bestform. Eine Wackelkandidatin ist auch Vanessa Hinz, der oft beim Schießen die Nerven einen Streich spielen. Gesucht wird da noch die vierte Frau für die Staffel, aber egal ob Karolin Horchler oder Nachwuchshoffnung Janina Hettich, internationale Klasse haben beide nicht. Kein Wunder, dass die deutschen Mädchen in der Staffelwertung auch nur auf Platz sechs liegen.

Die Wetteraussichten für die WM-Tage auf dem Antholzer Hochplateau sind gut, oft soll die Sonne scheinen, aber ob sie dies auch für die deutsche Mannschaft tut, wird sich zeigen. Vielleicht kann der WM-Start mit der Mixed-Staffel am Donnerstag gleich für Schwung sorgen. Preuß, Herrmann, Peiffer und Doll hoffen auf eine Medaille. Die Fernsehzuschauer werden wieder mitfiebern, ZDF und ARD übertragen natürlich live. Laura Dahlmeier und Magdalena Neuner sind leider nur als Expertinnen dabei und werden Erinnerungen an glorreiche Zeiten wecken, sie aber am Mikrofon nicht zurückbringen.

Der Zeitplan: Donnerstag, 13. Februar, 14.45 Uhr: Mixed-Staffel. Freitag, 14.2., 14.45 Uhr: Sprint Frauen. Samstag, 15.2., 14.45 Uhr: Sprint Männer. Sonntag, 16.2., 13.00 Uhr: Verfolgung Frauen, 15.15 Uhr: Verfolgung Männer. Dienstag, 18.2., 14.15 Uhr: Einzel Frauen 15 km (alle ZDF). Mittwoch, 19.2., 14.15 Uhr: Einzel Männer 20 km. Donnerstag, 20.2., 15.15 Uhr: Single-Mixed-Staffel. Samstag, 22.2., 11.45 Uhr: Staffel Frauen 4×6 km. 14.45 Uhr: Staffel Männer 4.7,5 km. Sonntag, 23.2., 12.30 Uhr: Massenstart Frauen. 15.00 Uhr: Massenstart Männer (alle ARD).

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Eine Biathlon-WM zwischen Hoffen und Bangen

Die Nordische Ski-Weltmeisterschaft ist gerade mit großartigen Erfolgen der deutschen Mannschaft zu Ende gegangen, da beginnt am Donnerstag, 7. März, die Biathlon-Weltmeisterschaft in Östersund/Schweden, die bis zum 17. März dauert und mehr oder weniger den Abschluss des WM-Reigens im Wintersport bildet (Eiskunstlauf ab 18. 3., Eishockey mutiert mit der WM im Mai quasi zur Sommersportart). Egal, ob es sich um die deutsche Mannschaft handelt oder Biathlon insgesamt, die 50. Titelkämpfe werden eine WM zwischen Hoffen und Bangen.

Das gilt nicht nur für den Sport, sondern Funktionären und Sportlern sitzt vor allem die Doping-Angst im Nacken. Die Doping-Razzia von der Nordischen Ski-WM in Seefeld und die Überführung von Doping-Sündern wirft nämlich auch die Frage auf, wie sauber denn der Biathlonsport ist. Da rückt vor allem die russische Mannschaft in den Blickpunkt, deren Doping-Praktiken vom Weltverband erwiesenermaßen vertuscht wurden, auch wenn nicht alles aufgeklärt wurde. Es mutet schon seltsam an, dass der ertappte Dopingsünder Alexander Loginow nach seiner Sperre jetzt wieder vorne mitläuft. Man mag ihm glauben, doch Zweifel bleiben, wenn er sagt, er sei sauber. So läuft einerseits die Angst vor einer weiteren Doping-Razzia mit, andererseits muss jeder froh über Aufklärung und ertappte Sünder sein. Die Augen verschließt auch der französische Star Martin Fourcade nicht: „Biathlon ist eine Sportart, die wohl immer mit Doping rechnen muss.“

Aber konzentrieren wir uns auf den Sport, dort spielt Martin Fourcade auch eine große Rolle, für den Seriensieger der letzten Jahre könnte es diesmal aber eine kleine Rolle werden. Fourcade kämpfte in diesem Jahr gegen eine Formkrise an und ließ zuletzt einige Rennen aus, um sich wieder in Bestform zu bringen. Ob es geklappt hat? Zu schlagen gilt es den Norweger Johannes Thingnes Boe, der den Weltcup souverän anführt und 12 von 18 Rennen gewonnen hat. Er ist dabei, einen neuen Siegesrekord für eine Saison aufzustellen, zumal die WM-Rennen auch zum Weltcup gehören. Bei den Frauen ist die Favoritenrolle nicht so deutlich verteilt, da liegen die Italienerinnen Lisa Vittozzi und Dorothea Wierer vorn vor Marte Olsbu-Roeiseland (Norwegen), Anastasija Kuzima (Slowaki) und Kaisa Mäkarainen (Finnland). Sie sind alle für Siege gut, werden aber auch auf eine schauen: Auf Laura Dahlmeier aus Garmisch-Partenkirchen.

Laura Dahlmeier war die Königin der letzten Weltmeisterschaft 2017 in Hochfilzen. Sie gewann gleich fünf Goldmedaillen und einmal Silber und stellte damit wohl einen Rekord für die Ewigkeit auf. Da zudem Benedikt Doll im Sprint und Simon Schempp im Massenstart gewannen, blieben für den Rest der Welt nur vier Goldene übrig. Das wird in Östersund anders sein, die Goldenen hängen hoch.

Bei den Männern dominierte wie gesagt in dieser Saison der Norweger Boe, andererseits aber auch die Franzosen, die inzwischen nicht nur Martin Fourcade haben, sondern insgesamt vier Läufer und den ersten Sieben im Weltcup! Bester Deutscher ist Arnd Peiffer auf Rang acht. Titelverteidiger Schempp fehlt ja leider wegen Formschwäche nach gesundheitlichen Problemen, aber Peiffer, Doll und Erik Lesser greifen zumindest nach Medaillen. In der Staffel könnte Schempp als starker Schlussläufer am meisten fehlen, Johannes Kühn in seinem ersten vollen Weltcupjahr wird wohl der Vertreter sein. Norweger und Franzosen sind aber kaum zu schlagen.

Bei den Frauen versucht die Königin von Hochfilzen die Erwartungen zu dämpfen, denn Laura Dahlmeier hatte bekanntlich ein Jahr mit gesundheitlichen Problemen, was vor allem die Erholung von den Rennen verzögert. Sie in zehn der 18 Rennen und wird genau timen müssen, welche Wettbewerbe sie überhaupt bestreitet. Bei bester Form ist sie natürlich immer eine Siegläuferin. Saison-Siege schafften auch Denise Hermann und Franziska Preuß, aber eine gewisse Konstanz war nicht erkennbar, was auch für Vanessa Hinz gilt, während Franziska Hildebrand sich zuletzt in stabiler Form für vordere Plätze zeigte.

Ein Gold-Regen ist also nicht zu erwarten, ein gewisser Medaillensegen kann es werden, denn in allen Rennen sind deutsche Teilnehmer für eine Medaille gut, aber die Konkurrenz ist groß. Und dann steht auch noch die ungewisse Doping-Problematik im Hintergrund. Auffallend zum Beispiel, dass die gebürtige Russin Kuzima Formschwankungen unterworfen ist und gerade bei Großereignisse gerne auftrumpft, was bei der Konkurrenz eine gewisse Skepsis hervorruft. Ein Hoffen und Bangen halt.

Der Reigen der WM-Rennen beginnt mit der Mixed-Staffel am Donnerstag, wo Deutschland gleich Titelverteidiger ist. Zwölf Entscheidungen stehen diesmal an, erstmals ins Programm aufgenommen wurde der Single-Mixed-Wettbewerb.