Fallen sind gestellt: Ende der Bayern-Ära?
Sieben nationale Titel in Folge, 2013 Sieger der Champions League und dort in jedem Jahr im Kreis der Favoriten – der FC Bayern München hat eine erfolgreiche Zeit hinter sich. Ja, liebe Fußball-Fans, „hat er hinter sich“ könnte stimmen, denn ob die erfolgreiche Bayern-Zeit weitergeht, darf bezweifelt werden, auch nach dem Double-Gewinn in diesem Jahr. Der Umbruch in der Mannschaft ist in vollem Gange und derzeit bleiben mehr Fragen als Antworten. Ganz im Gegenteil, als Hürden für eine erfolgreiche Zeit sind zahlreiche Fallen bereits gestellt. Es könnte sein, dass 2019 das Ende der Bayern-Ära einläutet.
Für Aufmerksamkeit sorgte in diesen Tagen ein Interview von Neuer-Berater Thomas Kroth mit der Süddeutschen Zeitung, dabei stellte er in den Raum, dass sich der Kapitän einen neuen Verein suchen könnte, wenn sein Vertrag 2021 ausläuft. Dann nämlich, wenn Neuer den Eindruck hat, dass er mit den Bayern die Champions League nicht mehr gewinnen kann. Damit sind wir schon bei der ersten Falle für die Bayern, der…
Transfer-Falle: Die Bayern versuchen verzweifelt, mit den reichen Vereinen in England, den Größen in Spanien (Barcelona und Real Madrid), sowie dem Scheich-Klub Paris St. Germain und dem reichen Juventus Turin in Italien mitzuhalten. Das Dilemma: Spieler, die Bayern verstärken könnten, sind extrem teuer, die Ablösesummen beginnen da bei den 80 Millionen, die Hernandez gekostet hat. Sind die Spieler billiger, bringen sie die Bayern auch nicht weiter. Deshalb der spöttische Blick auch auf den nationalen Konkurrenten Borussia Dortmund, Spieler wie Brandt oder Hazard sind recht und gut, doch Bayern sucht nach noch mehr Qualität. Deshalb wird weiter um Leroy Sane gebuhlt oder auf Callum Hudson-Odol von Chelsea gewartet. Dass der umstrittene Dembele von Barcelona ins Visier geraten ist, ist wohl der Tatsache geschuldet, dass man das Risiko mit einem eigenwilligen Spieler eingehen würde, weil andere dieser Qualität nicht zu bekommen sind. Aber da gibt es noch ein anderes Problem, die…
Trainer-Falle: International gute Spieler sind leichter zu verpflichten, wenn sie zu einem prominenten Trainer kommen und sagen können, „der macht mich besser“. Einer wie Jürgen Klopp oder Pep Guardiola. In dieser Kategorie wird Bayern-Coach Niko Kovac nicht gesehen, ihm fehlt die internationale Reputation und der Glanz. Da gibt es aber auch die…
Sprach-Falle: Die Bayern möchten einen deutsch sprechenden Trainer und damit ist der Kreis der Kandidaten international schon sehr eingeengt. Da hat die Premier League unabhängig vom Geld zudem sprachliche Vorteile. Der Standort Deutschland also als Nachteil. Gibt es keine weiteren Verstärkungen, steht die nächste Falle schon, nämlich die…
Titel-Falle: Die Bayern waren nicht nur wegen der üppigen Bezahlung attraktiv, sondern vor allem für deutsche Spieler der Verein der Sehnsucht, weil Titelgewinne quasi garantiert wurden. Und für internationale Stars bestand die Hoffnung, mit den Bayern eben die Champions League gewinnen zu können (siehe das Neuer-Argument). Wenn die Bayern nicht mehr in der gewohnten sportlichen Größenordnung operieren können, dann fällt dieses Argument weg und damit wird gleichzeitig das Ende der Bayern-Ära eingeläutet.
Noch ist es allerdings nicht so weit, die Bayern haben eine starke Mannschaft, der Kader ist mit 17 Feldspielern allerdings zu klein (mit gerade mal sieben ging das Training los), zumal es noch einige Fragezeichen gibt, wie den wechselwilligen Sanches oder Boateng, der eigentlich gehen soll, jetzt aber als Notnagel dienen könnte. Seltsam ist der Getue um Timo Werner, der nächstes Jahr ablösefrei aus Leipzig kommen könnte, aber wohl in diesem Jahr schon gebraucht wird. Diese 40 Millionen Euro sollten die Bayern investieren. Seltsam auch, dass Talente aus der Bayern II abwandern, wie Flügelflitzer Jeong nach Freiburg oder Abwehrtalent Awoudja nach Stuttgart. Da wachsen die Zweifel an Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Die Bayern sollten sich nicht zu sehr darauf verlassen, dass sie noch Zeit haben bis zum Ende der Transferphase am 2. September.
Titel an USA, Brasilien und Mexiko
National hat die neue Saison endgültig begonnen, mit den Bayern am Montag sind auch alle Bundesligisten wieder im Trainingslager und in der 3. Liga geht am 19. Juli mit dem Auftaktspiel 1860 München – Preußen Münster bereits die Punktrunde los. International standen allerdings verschiedene Meisterschaften noch im Mittelpunkt. Am Wochenende wurden Titel vergeben und die Gewinner sind: Die USA als Frauen-Weltmeister, Brasilien holte sich die Copa America und Mexiko den Gold Cup. In Afrika wird noch gespielt.
Es war bezeichnend: Die Frauen wurden Weltmeister, die Männer unterlagen im Finale des Gold Cup Mexiko mit 0:1, gingen also leer aus. In den USA hat der Frauen-Fußball nach wie vor mehr Bedeutung als der Männer-Fußball und das ist auch die Grundlage dafür, dass die Amerikanerinnen den Frauen-Fußball weltweit dominieren, das 2:0 gegen den tapferen Europameister Niederlande bedeutete bereits den vierten WM-Titel, so viele, wie alle anderen Nationen zusammen (Deutschland zwei, Norwegen und Japan). Kein Wunder, dass vor allem die US-Girls auf die Barrikaden gehen und gleiche Bezahlung wie die Männer einfordern. „Equal pay“ schallte es FIFA-Präsident Infantino entgegen neben einem Pfeifkonzert. Aber auch ein anderer Präsident steht im Fokus, einen Empfang bei US-Präsident Donald Trump wollen die meisten Spielerinnen boykottieren. Kapitänin Rapinoe hatte von vornherein eine Absage kundgetan: „Wir können keinen Mann respektieren, der anderen keinen Respekt zollt.“
Die Amerikanerinnen sind sehr selbstbewusst und so traten sie auch bei der WM von Anfang an auf. Insgesamt war die Frauen-WM in Frankreich ein voller Erfolg, leider nicht für die deutsche Mannschaft, die ihre führende Rolle verloren hat und darum kämpfen muss, in der Weltspitze zu bleiben. Die Qualität hat sich international verbessert, viele Nationen haben aufgeholt bzw. kleinere Länder haben sich weiterentwickelt. Insofern macht ausnahmsweise ein Vorschlag von FIFA-Boss Infantino sogar Sinn, das WM-Teilnehmerfeld von 24 auf 32 zu erhöhen, damit mehr Nationen einen Schub für die Entwicklung bekommen. Ansonsten ist der Gigantismus bei den Männern mit größeren Teilnehmerfeldern Unsinn.
Mexiko holte also mit einem 1:0 gegen die USA den Gold Cup, allerdings in Chicago, was dem Gastgeber gar nicht gefiel. Brasilien als Gastgeber durfte allerdings feiern, der 3:1-Sieg im Finale gegen Peru war Balsam auf die verwundete brasilianische Fußballseele. Endlich wieder ein Erfolg nach dem WM-Debakel 2014 gegen Deutschland. Bezeichnend, dass der Triumph ohne Star Neymar gelang. Der Star war diesmal die Mannschaft und das war wieder einmal ein deutliches Zeichen für den Fußball als Mannschaftssport!