Zwei Turniere, ein Ziel – die Zukunft

Dass der Fußball-Weltverband FIFA in erster Linie ans Geld denkt und dann erst der Sport kommt, das mussten wir schon des Öfteren leidvoll erfahren. Auch die Terminplanung wird dem unterworfen, sonst würden die Gedankenspiele nicht um die Aufblähung von verschiedenen Turnieren kreisen. Unsinnig ist auch, dass jetzt der Confed Cup in Russland und die Europameisterschaft der U 21 sich terminlich überschneiden. Beides sind Turniere bei denen es um die Weiterentwicklung des Nachwuchses geht. Doch das will die FIFA nicht wahrhaben, sie sieht blauäugig den Confed Cup als „Fest der Meister“. Aus deutscher Sicht aber heißt es: Zwei Turniere, ein Ziel – die Zukunft.

Der Confed Cup oder „Confederation Cup“, wie er offiziell heißt, hatte seinen Vorläufer im „König Fahd-Pokal“, der 1992 und 1995 in Saudi-Arabien ausgetragen wurde. 1997 übernahm die FIFA, der Pokal wurde bis 2005 alle zwei Jahre ausgetragen, dann war es den meisten Nationen zu viel und danach galt der Vier-Jahres-Rhythmus und der Confed Cup als Test für den WM-Ausrichter ein Jahr vor der eigentlichen Weltmeisterschaft. Doch immer mehr Nationen sprechen sich dafür aus, den Confed Cup ganz abzuschaffen. So dürfte Russland mit dem Turnier vom 17. Juni bis 2. Juli der Abgesang sein. Vor allem 2021 in Katar ist eine Austragung undenkbar, weil der Confed Cup dann aus klimatischen Gründen wie die WM selbst 2022 auch im Winter stattfinden müsste und die Kontinentalverbände da kaum mitspielen. Geld hin und Geld her.

Beim Confed Cup starten die Meister der sechs Kontinentalverbände sowie der Weltmeister und der Ausrichter. Russland ist Gastgeber für Neuseeland (Ozeanien), Portugal (Europa), Mexiko (Mittelamerika), alle in der Gruppe A, sowie Deutschland (Weltmeister), Kamerun (Afrika), Chile (Südamerika) und Australien (Asien), alle in der Gruppe B. Die jeweils Ersten und Zweiten jeder Gruppe kommen ins Halbfinale, die Sieger sind im Finale (Sonntag, 2. Juli, 20.00 Uhr), die Verlierer spielen um Platz drei (Sonntag, 2.7., 14.00 Uhr, wo gibt es das noch?).

Es ist bei der FIFA nicht gut angekommen, dass Bundestrainer Joachim Löw von Anfang an dem Confed Cup nur eine geringe Bedeutung beigemessen hat und vielen Stammspielern für den Sommer freigegeben hat. Sein Argument ist stichhaltig: „Ziel ist die WM 2018, da wollen wir nach Möglichkeit unseren Titel erfolgreich verteidigen. Viele Spieler sind laufend im Einsatz, die brauchen auch mal einen Sommer Pause.“ Gastgeber Russland ist verschnupft, der Eintrittskartenverkauf gestaltet sich zäh, aber nicht alle Nationen denken so. Portugal und Chile zum Beispiel kündigten ihre besten Mannschaften an (mit Cristiano Ronaldo bzw. Vidal und Sanches). Aber eigentlich ist jeder gewarnt, den Confed Cup ja nicht zu gewinnen, denn der Sieger wurde noch nie Weltmeister! Bitter war dies vor allem für Rekordteilnehmer und Seriensieger Brasilien (vier Siege). Außerdem trugen sich Mexiko (1999) und Frankreich (2002 und 2005 in Deutschland) als Titelträger ein. Deutschland war bisher nur Mitläufer und gerade mal beim eigenen Turnier 2005 Dritter.

Dritter, damit wäre Löw auch in Russland zufrieden und jeder Spieler dürfte außerdem vom DFB 30.000 Euro Prämie einstreichen (50.000 Euro für den Sieg). Der Bundestrainer hat ein anderes Ziel: Wer kann den Stammspielern im Hinblick auf die WM Druck machen? Könnte sein, dass sich sein Kreis erweitert. Wer beim Confed Cup überzeugt, der ist einen Schritt weiter und hat die WM-Teilnahme vor Augen. In den ersten Länderspielen galt dies vor allem für Torjäger Sandro Wagner.

Im Vorfeld der beiden Turniere haben die Trainer Löw und Stefan Kuntz für die U 21 genau abgestimmt, wer in welcher Mannschaft antreten soll. Auch die Europameisterschaft gilt als wichtiger Meilenstein für die Zukunft, frühere Europameister der U 21 wurden später auch Weltmeister (Torhüter Manuel Neuer zum Beispiel). Das wünscht man sich auch für die Zukunft. So galt es, für die Spieler eine Perspektive beim Confed Cup zu finden, andererseits eine starke Mannschaft zur Europameisterschaft zu schicken, denn dort ist durchaus der Titel das Ziel. Die Konkurrenz ist allerdings beim Turnier in Polen (16. bis 30. Juni) stark. Zwölf Nationen spielen zunächst in drei Gruppen, nur die Gruppensieger und der beste Zweite kommen ins Halbfinale. Ein harter Modus. Deutschland bekommt es in der Gruppe C mit Tschechien, Dänemark und Italien zu tun (Gruppe A Polen, Slowenien, Schweden, England, Gruppe B Portugal, Serbien, Spanien, Mazedonien). Einige A-Nationalspieler sind dabei, einige U 21-Kandidaten auch bei Löw. Im Hinblick auf den WM-Kader werden die Augen vor allem auf Abwehrchef Jonathan Tah (Leverkusen), die Mittelfeldasse Max Meyer (Schalke) und Mahmoud Dahoud (Gladbach) sowie Torjäger Serge Gnabry (Bremen, bald Bayern) gerichtet sein. Auch Mitchell Weiser (Hertha) und Davie Selke (Leipzig, bald Hertha) könnten sich noch in den Vordergrund spielen.

Dies zeigt, an Talenten mangelt es in Deutschland nicht. Deshalb gibt es bei zwei Turnieren nur ein Ziel – die Zukunft. Es könnte eine gute Zukunft sein.