Basketball-Bundesliga mit Mut und Kreativität

In den Zeiten der Corona-Pandemie ist alles ganz anders und wer nicht untergehen will, der muss Mut haben und Kreativität. Dies beweist jetzt die Basketball-Bundesliga, die anders als die Handball-Bundesliga oder die Deutsche Eishockey Liga nicht die Saison abgebrochen hat, sondern mit einem Turnier den Deutschen Meister ermitteln will. Dabei gab es Einschränkungen und Zugeständnisse, doch alles, was zählt, bringt Münchens Geschäftsführer Marko Pesic auf den Punkt: „Wir wollten einfach nicht komplett von der Bildfläche verschwinden.“

Nein, von der Bildfläche verschwindet die Basketball-Bundesliga nicht, ganz im Gegenteil, ähnlich wie der große Bruder Fußball wird die deutsche Bundesliga international zum beachteten Vorbild. Mut und Kreativität werden überall bewundert, aber es bedurfte schon einiger Zugeständnisse, um dieses Finalturnier zu ermöglichen. Von den insgesamt 17 Vereinen konnten sich nur zehn für die Fortsetzung der Saison erwärmen, der Rest beendete lieber die Saison, zum Teil aus finanziellen Gründen, zum Teil, weil sie keine spielfähige Mannschaft mehr vorhanden war. Viele ausländische Spieler machten sich beim Abbruch der Runde in die Heimat auf, Verträge wurden aufgelöst und eine Weiterbeschäftigung wäre meist zu teuer. Dass es dieses Finalturnier gibt, wird von ihnen jedoch toleriert.

Dadurch gibt es allerdings seltsame Konstellationen, zum Beispiel sind die Frankfurt Skyliners dabei, die nach 21 Spieltagen vor der Unterbrechung nur auf Rang 14 lagen. Jetzt haben sie, genau wie auch Göttingen und Ulm, die außerhalb der Play-Off-Ränge zu finden waren, noch die Möglichkeit, Deutscher Meister zu werden! Von den Spitzenklubs ist übrigens nur Würzburg nicht dabei. Kurios sind aber auch Spielerwechsel, wie der von Dylan Osetkowski. Der US-Center, der auch einen deutschen Pass besitzt spielte für Göttingen, löste den Vertrag auf, um bei seiner Familie in Kalifornien zu sein und tritt jetzt im Finalturnier für Ulm an und trifft u. a. auf Göttingen! Kein Wunder, dass es Stimmen gibt, die vom „verrücktesten Turnier aller Zeiten“ sprechen. Wohl auch, weil sich alle Beteiligten in wochenlange Quarantäne begeben müssen. Das Hygiene-Konzept umfasst 42 Seiten, etwa 3000 Corona-Tests werden durchgeführt, um die rund 250 Spieler, Trainer, Schiedsrichter und den restlichen Staff regelmäßig zu untersuchen.

Diskussionen gab es natürlich um den Austragungsort München, aber der Titelverteidiger präsentierte rundum das beste Paket mit dem Audi Dome, naheliegendem Hotel und besten organisatorischen Möglichkeiten. Die zehn Mannschaften spielen in zwei Gruppen eine Vorrunde, die jeweils vier besten Teams jeder Gruppe qualifizieren sich für das Viertelfinale, das ebenso wie Halbfinale und Finale mit zwei Duellen gegeneinander ausgetragen wird. Ein hartes Programm wartet auf die Spieler vom Start am Samstag, 6. Juni, bis zum Finale am Sonntag, 28. Juni. Das bedeutet für die Finalteilnehmer zehn Spiele in 23 Tagen, fast alle zwei Tage also ein Match. Doch Basketballer, das weiß man aus Bundesliga und den europäischen Wettbewerben, sind stressresistent. Und auch ohne Zuschauer bekommen sie die gewünschte Aufmerksamkeit, Partner Magenta TV überträgt alle Spiele live im Streaming und Sport1 dazu noch ausgewählte Begegnungen im Free TV.

Das Argument von Kritikern, dass in einem Turnier kein Deutscher Meister ermittelt werden kann, ist wenig stichhaltig und wird von den Befürworten schnell entkräftet, schließlich werden Europameister und Weltmeister auch in Turnierform ermittelt und keiner sieht hier eine sportliche Beeinträchtigung. Ein Novum ist es natürlich und klar ist, dass der Weg für Überraschungen frei ist, die Favoriten Bayern München und Alba Berlin müssen auf der Hut sein. Auch die Frage nach der Form ist offen, zumal nicht alle Teams in Bestbesetzung antreten können (manche Ausländer kehrten nicht zurück), dafür konnte jede Mannschaft zwei Spieler neu verpflichten. Manche Teams haben aber auch nur eine Notbesetzung am Start wie Rasta Vechta, das statt der möglichen 14 Spieler nur zehn im Aufgebot hat.

Aber: Hauptsache gespielt wird. Die Zukunft bleibt dennoch ungewiss, so sagt mancher Vereinsmanager, „wenn wir bis zum Jahresende ohne Zuschauer spielen müssen, wird das kein Verein finanziell überleben.“

Die Gruppeneinteilungen, die ausgelost wurden: Gruppe A: Göttingen (bisher 9.), Crailsheim (3.), München (1.), Ulm (10.), Oldenburg (5.). Gruppe B: Frankfurt (14.), Berlin (4.), Vechta (6.), Ludwigsburg (2.), Bamberg (7.). Spiele vom 6. – 1. 15. 6., Viertelfinale 17. -20., Halbfinale 21. – 24., Finale 26. und 28. Juni.

Werbung