Olympia, WM, Doping, Chaos: Das war das Sport-Jahr 2018
Vor einem Jahr schrieb der Sport-Grantler in seiner Vorschau „2018 ist ein Jahr des Sports“. War es das wirklich? Natürlich, wenn man die Großveranstaltungen wie Olympische Winterspiele und Fußball-Weltmeisterschaft ansieht, die weltweit für riesengroßes Interesse sorgten. Aber hat 2018 den Sport weltweit auch vorangebracht? Nein, hat es nicht, denn die großen Probleme wurden nicht gelöst, sondern eher vertuscht. Korruption, Doping und Chaos mit Gewalttätigkeiten vor allem beim Fußball, für das Krawall-Brüder (oft fälschlicherweise auch noch als Fans bezeichnet) sorgen, sind nach wie vor allgegenwärtig. Der Profisport leidet oft unter negativen Nebenerscheinungen. Das wird sich leider auch in der Zukunft nicht ausrotten lassen. Wo Geld fließt, wird der Betrug mit eingekauft.
Der Spitzensport hat aber immer noch die Kraft, die Massen zu begeistern. Typisches Beispiel aber dafür, dass das Streben nach Gewinn auf der einen Seite und nach Emotionen sowie Anerkennung auf der anderen oft nicht zusammenpassen, waren die Olympischen Winterspiele in Pyeonchang. Der Zeitplan wurde auf die TV-Sender in Amerika und Europa abgestimmt, so dass es in Südkorea nicht wenige Entscheidungen erst nach Mitternacht gab. Das Resultat: Begeisterung an den Bildschirmen, „tote Hose“ auf den Zuschauerrängen. Verlierer waren die Südkoreaner, die Herzblut in „ihre“ Spiele investierten, beste Gastgeber und Organisatoren waren, atmosphärisch aber zu den Verlierer zählten.
Das war den Fans zu Hause egal, zum Beispiel in Deutschland. Da wurden Medaillen bejubelt, da freuten sich ARD, ZDF und Eurosport über hohe Einschaltquoten. Die deutschen Frauen und Männer waren überaus erfolgreich, Skispringer, Nordisch Kombinierer, Rodler, Bobfahrer und Biathleten sahnten ab, dazu holten die Eiskunstläufer Aljona Savchenko und Bruno Massot mit der Kür ihres Lebens Gold sowie die Eishockey-Nationalmannschaft sensationell Silber (drei Millionen standen nachts um fünf Uhr auf). Wenn die Stimmung auf den Tribünen oft zurückhaltend war, im Deutschen Haus herrschte fast an jedem Abend überschäumende Stimmung. Deutschland belegte im Medaillenspiegel mit 31 Medaillen (14 Gold, 10, Silber, 7 Bronze) Rang zwei hinter Norwegen (39/14-14-11) und vor Kanada (29/11-8-10). Deutschland ist eben ein Wintersportland.
Eigentlich gilt Deutschland ja als Fußball-Land, allerdings gibt es daran nach der Schmach von Russland Zweifel. Das Aus bereits nach der Gruppenphase, sogar der letzte Platz mit Niederlagen gegen Mexiko und Südkorea – das hatte es noch nie gegeben. Aus den Weltmeistern von 2014 wurden die Verlierer 2018. Der Schuldige wurde mit Bundestrainer Joachim Löw schnell gefunden, aber es gab auch noch einen anderen Schuldigen, dem die Pleite angelastet wurde: Nationalspieler Mesut Özil, einst ein Liebling der Fans, schreckte die Nation mit einem Foto mit Türkeis umstrittenen Präsidenten Erdogan auf. Ein Skandal, der die Stimmung trübte und durch Özils Schweigen auch die WM belastete. Mitspieler Gündogan machte das gleiche Foto, erklärte sich aber danach. Özil schwieg und trat erst nach der WM nach einem Rundumschlag mit wirren Anschuldigungen zurück. Es gab also nur Verlierer, die Nationalmannschaft, Jogi Löw, der die Bedeutung unterschätzte, vor allem aber Özil selbst, der seiner Karriere damit geschadet hat, sie vielleicht sogar vernichtet hat. Die Zukunft wird es zeigen. Bei Arsenal London hat er seitdem jedenfalls nicht mehr diese Reputation.
Die Begeisterung für den Fußball war in Deutschland also nicht riesengroß, zumal Löw auch in der Nations League das Ruder nicht herumreißen konnte. Deutschland stieg ab. Zurückhaltung auch für den nationalen Fußball, denn Bayern München beherrschte wieder die Bundesliga (Trainer-Oldie Jupp Heynckes rettete die Saison), konnte in der Champions League aber keine Bäume ausreißen. Da wurde fast Eintracht Frankfurt als Überraschungssieger im Pokal (gegen die Bayern) mehr gefeiert. Gefeiert wurde dagegen vor allem in Frankreich, das mit einem 4:2 über Kroatien die Weltmeisterschaft gewann. Aber auch die Kroaten fühlten sich als Sieger und Kapitän Luka Modric löste sogar die Dauersieger Ronaldo und Messi als bester Fußballer der Welt ab. Ein Sieger war auch der moderne Fußball, aber auch der Fußball Europas, denn die Europäer blieben im Halbfinale unter sich (Belgien wurde mit 2:0 über England Dritter). Verlierer war der Fußball Südamerikas, waren Brasilien und Uruguay.
Neben diesen Großereignissen gab es natürlich noch viele andere Highlights, der Spitzensport schaffte es immer wieder im Gespräch zu bleiben. So waren die European Championships ein Gewinn, die Titelkämpfe zahlreicher Verbände bündelten. Der Höhepunkt war die Leichtathletik-EM in Berlin mit Gesa Krause über 3000 m Hindernis und Zehnkampf-König Arthur Abele als deutsche Helden. Tennis feierte Wimbledon-Siegerin Angelique Kerber, die auf den Spuren von Steffi Graf wandelte, und am Ende des Jahres auch Talent Sasche Zwerev, der als „Weltmeister“ zeigte, dass er ein neuer Boris Becker werden kann. Selbst Golf schaffte es in die Schlagzeilen, weil der große Star Tiger Woods als Turniersieger ein grandioses Comeback feierte und Europa gegen die USA den Ryder Cup gewann. Ja, 2018 war schon ein großes Sportjahr.
Aber die Probleme bleiben und werden mit hinüber ins Jahr 2019 genommen. Weltpräsident Infantino ist zum Beispiel dabei, den Fußball zu verkaufen, das IOC hat Probleme, geeignete Ausrichter für die Olympischen Spiele zu finden, der Kampf gegen Korruption und Doping kann nicht gewonnen werden, wird aber auch nicht mit der erforderlichen Konsequenz geführt. Dazu zeigten zum Jahresende noch einmal Chaoten ihre hässliche Fratze, das Spitzenspiel der Serie A in Italien zwischen Inter Mailand und Neapel wurde überschattet von Gewalt und Rassismus. Die Dummen sterben nicht aus und bleiben eine Gefahr.
Dennoch: 2019 kann kommen. Allen Lesern alles Gute für 2019 und viel Spaß am Sport, aktiv und als Zuschauer.