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Tag: Montagspiele

Bundesliga: Nie mehr am Montag oder doch immer wieder montags?

Haben die Fußball-Fans in Deutschland wirklich einen Sieg errungen? Auf den ersten Blick sieht es so aus, dass die Proteste gegen die Montag-Spiele in der Bundesliga Wirkung gezeigt haben und die Klubs mit der DFL zusammen deshalb entschieden haben, dass im neuen Fernsehvertrag ab der Saison 2021/22 der ungeliebte Montag nicht mehr als Spieltag angesetzt wird. Es ist ein Entgegenkommen, das man als Einknicken bezeichnen kann, es ist aber auch ein Entgegenkommen, das den organisierten Fans, vor allem den Ultras, zeigen soll, wir hören eure Stimme. Doch gewonnen ist damit nicht viel.

Es zeichnet sich nämlich ab, dass Ultras und Konsorten mit dem Entgegenkommen allein nicht zufrieden sind. Sie machen weiter Druck und die Spannungen bleiben bestehen (siehe auch Kommentar vom 2. November: „Krieg der Fans: Wem gehört der Fußball“). Die Ultras haben nämlich die Maske fallen lassen, weil sie ihren Fan-Boykott gegen die Montag-Spiele am 13. Spieltag in allen Stadien aufrechterhalten wollen, besonders beim ersten Montag-Spiel der Saison am 3. Dezember in Nürnberg gegen Leverkusen. Eigentlich hätte es sich gehört, dass dieser Boykott abgeblasen wird. Aber die Protestler wollen ja mehr, sie sind generell gegen Spiele unter der Woche, doch das geht im Profi-Fußball wirklich nicht mehr, so eine Forderung ist weltfremd. Sind sie dann auch gegen die europäischen Wettbewerbe? Aus Termingründen kann die Bundesliga auch nicht auf sogenannte „englische Wochen“ verzichten. Unter der Woche muss mal gespielt werden.

Ein Vertreter der Ultras hat sich und die Seinen auch demaskiert, als in einem Interview die Äußerung fiel, dass die Ultras an der Nationalmannschaft nicht interessiert seien. Dort spielt ja nicht „ihr Verein“, dort macht es offensichtlich auch keinen Spaß, sich selbst auf der Tribüne in Stimmung zu bringen. Der Beweis also, Bundesliga-Spiele sind Mittel zum Zweck, der Protest gehört ebenso wie der Verstoß gegen Verbote (Pyrotechnik und beleidigende Plakate) zum Spaß. Die Ultras akzeptieren nur ihre eigenen Gesetze.

Deshalb heißt es im Fußball nicht „nie mehr am Montag“, sondern eher doch „immer wieder montags“. Die 2. Bundesliga wird Spiele am Montag beibehalten, die 3. Liga hat sich für Montag-Spiele ausgesprochen, weil man sich dadurch höhere Fernsehgelder erhofft. Fan-Proteste sind also inbegriffen, Ruhe wird es im Fußball nicht geben.

Und da sind wir an der Basis. Die Bundesliga wird beim Verzicht auf den Montag am Ende einer Europapokalwoche dafür auf den Sonntag ausweichen, damit die Teams nach einem internationalen Match nicht gleich zwei Tage später wieder um Punkte spielen müssen. Leidtragende sind u. a. die Amateurvereine, die sowieso schon einen Zuschauerschwund durch die zahlreichen Fernsehübertragungen beklagen und jetzt noch mehr Fans verlieren. Dort auf den Dorfplätzen sind übrigens noch die echten Fußball-Fans, aber die sterben wohl langsam aus. Übrig bleibt der Fußball als Event, als Unterhaltungsindustrie. Aber wer an der Basis quasi ausblutet, dem fehlt irgendwann mal der Nachwuchs. Die Euro-Noten in den Augen der Funktionäre sollten den Weitblick nicht trüben. Und die Ultras sollten auch diesen Aspekt im Auge behalten, denn da bröckelt es an den Grundfesten des Sports. Irgendwann erübrigt sich dann die Frage, ob „nie mehr am Montag oder doch immer wieder montags?“.

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Für den Fußball häufen sich die Probleme

Der Fußball ist es eigentlich gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen. Doch derzeit glänzen vor allem die Olympischen Winterspiele für den deutschen Sport golden. In diesem Schatten häufen sich aber für den Fußball die Probleme, so dass hier eine goldene Zukunft in Frage steht. Die Probleme mit den Fans sind bekannt und häufen sich von Zeit zu Zeit, aber es geht nicht nur um Pyrotechnik. Schwer zu schaffen machen die Ausschreitungen der Ultras, außerdem zeigen die Proteste um die Montag-Spiele, dass die Fans nicht mehr gewillt sind, alles hinzunehmen. Und schauen wir noch auf den lokalen Unmut bei schlechten Leistungen, da scheint es manchmal so, als ob die Fans am liebsten gleich die Macht übernehmen würden.

Gefahr droht aber dem bezahlten Fußball vor allem durch ein Urteil vom Oberverwaltungsgericht Bremen. Das Bundesland Bremen hat bekanntlich dem Bundesligisten Werder die Kosten für einen erhöhten Personaleinsatz der Polizei bei sogenannten Hochrisikospielen in Rechnung gestellt. Die erste Rechnung für das Spiel Werder – HSV am 19. April 2015 belief sich auf 415.000 Euro, inzwischen dürften durch weitere Rechnungen rund zwei Millionen Euro aufgelaufen sein. Die generelle Frage ist, muss der Staat ein Bundesligaspiel sichern oder nicht? Die Innenminister der Länder hatten einen Verzicht auf Gebühren besprochen, das mit Schulden kämpfende Land Bremen ist ausgeschert. In erster Instanz hatte Werder Bremen Recht bekommen, das Oberverwaltungsgericht entschied anders. Der Verein und der Dachverband DFL wollen Revision beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig einlegen, was logisch ist.

Es ist eine brisante Frage, aber sollte das Urteil Bestand haben, hätte es auch Folgen für andere Veranstalter, denn wer gewinnorientiert arbeitet, soll auch die Kosten tragen. Das würde dann für Veranstaltungen aller Art gelten, für Shows genauso wie für Volksfeste. Beim Oktoberfest zum Beispiel machen die Wirte den großen Reibach. Der Fußball aber kann darauf verweisen, dass er im Stadion selbst für Ordnung sorgt. Für Ordnungshüter muss er hier bezahlen. Vor dem Stadion ist ein öffentlicher Raum und dafür ist dann der Staat, sprich die Polizei zuständig. DFB-Präsident Reinhard Grindel bringt es auf den Punkt: „Der Fußball ist nicht Störer, Störer sind Gewalttäter, die die Plattform Fußball ausnutzen.“ Ins gleiche Horn stößt natürlich DFL-Präsident Reinhard Rauball: „Es ist für uns nicht nachvollziehbar, dass der Fußball für die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit verantwortlich sein soll.“ Das sieht sogar Nordrhein-Westfalens Innenminister so: „Die Polizei ist für die Sicherheit und Ordnung zuständig – und damit auch im Umfeld von Fußballstadion.“

In der Tat wäre es zu einfach, den Bundesliga-Klubs, nur weil sie Millionen Euro Umsatz machen, den schwarzen Peter zuzuschieben. Sie haben die Fans nicht zu Krawallmachern erzogen, sondern die sind in ihrem Umfeld zu Gewalttätern geworden. Da müsste man andere verantwortlich machen, am Anfang der Liste stehen dann wohl die Eltern. Was würde passieren, wenn sich die Ultras-Horden nicht den Fußball, sondern sagen wir mal Parteitage für Randale aussuchen würden? Kämen dann Forderungen, dass die Parteien zahlen sollen?

Der Fußball als sportlicher Mittelpunkt in Deutschland zieht leider neben den sportlichen Fans auch den Abschaum am Rande der Gesellschaft an. Bundesweit gab es in der Saison 2016/17 laut kicker 109 Risikospiele, davon 24 in der Bundesliga, 34 in der 2. Liga und sogar 51 in der 3. Liga. Spannungen gibt es also überall. Und ist die 3. Liga gewinnorientiert? Die Vereine dort sind froh, wenn sie baldmöglichst aus der Liga kommen und ihre Schulden im Rahmen halten können. Sie sind also eher schuldenorientiert. Müssen sie dann zahlen? Das Ungleichgewicht wird deutlich, das Urteil entpuppt sich als seltsam, auch wenn es Fußball-Lästerer gibt, die schreien, „wer spielen will, muss zahlen“.

Die Bundesliga wird aber auch zum Problemfall was die Montagspiele angeht. Die Fans wollen eine Zerstückelung der Spieltage wie in Spanien, England und Italien nicht hinnehmen und wollen die Montagspiele wieder stoppen. Sie sehen den Montag als Affront, zumal zu Beginn der Arbeitswoche Spielbesuche erschwert werden. Zum Auftakt war der Protest beim Match Frankfurt – Leipzig deutlich, effektiv und zum Glück auch friedlich. So geht es also auch. Als nächstes steht die Partie Dortmund – Augsburg an und da will die berühmt-berüchtigte Südtribüne dem Spiel fernbleiben und protestieren. Es wird wohl kein Montagspiel ohne Störung und Protest ablaufen. Selbst wenn es hoffentlich immer friedlich bleibt, ist dies keine Reklame für die Bundesliga.

Die DFL argumentiert auch schwach. Dass damit die Starter in der Europa League entlastet werden sollen, ist an den Haaren herbeigezogen, denn ein Rhythmus Donnerstag-Sonntag- Donnerstag ist für einen Profi zu verkraften, da braucht es keine Verlegung auf den Montag, zumal sich am 12. März Bremen und Köln gegenüberstehen, die mit der Europa League nichts zu tun haben. Es ging allein um ein Entgegenkommen für den TV-Anbieter Eurosport für mehr Spiele. Selbst wenn die DFL abwiegelt, das Geld spiele keine Rolle, der Montag war ein „Zuckerl“ bei der Rechtevergabe.

Für eine goldene Zukunft muss der Fußball seine Probleme lösen, vor allem aber auch eine Lösung finden, wie die Fan-Kultur in Zukunft aussehen und in friedliche Kanäle geleitet werden kann.