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Tag: NBA

Jetzt folgt Europa auf den Spuren der Bundesliga

Weltweit fand die Fußball-Bundesliga für ihr Comeback nach der Conora-Pause Beachtung. Überall wurde aufmerksam verfolgt, ob der Re-Start klappt, wie die Fans reagieren und wie die Organisation funktioniert. Das Hygienekonzept galt ebenso als Vorbild wie das ganze Drumherum. Jetzt wagen sich auch die anderen großen Nationen zurück in die Stadien, Europa folgt auf den Spuren der Bundesliga. Eins ist fast überall gleich: Zuschauer sind nicht zugelassen, es gibt Geisterspiele.

Ausnahmen gibt es, in Weißrussland wurde ungeachtet aller Infektionen schon seit März mit Zuschauern gespielt, andere Nationen starteten (ohne Zuschauer) im Mai, Österreich am 2. Juni und Portugal am 3. Juni. Von den Top-Ligen war nur Frankreich die andere Ausnahme, da wurde die Saison abgebrochen und Paris St. Germain zum Meister erklärt, auch Belgien, die Niederlande, Schottland und Argentinien haben die Saison beendet.

Jetzt geht es aber fast überall los, eine Besonderheit hat sich dabei Italien ausgedacht: Dort wird der Pokal als „Versuchskaninchen“ vorgeschaltet, gleichzeitig sollen attraktive Duelle Geschmack auf mehr Geisterspiele machen. Am Freitag stehen sich Juventus Turin und der AC Mailand gegenüber, am Samstag Neapel und Inter Mailand. Das Finale wird bereits am Mittwoch, 17. Juni, gespielt und am Samstag, 20. Juni geht dann die Meisterschaft weiter.

Besonders froh wird Jürgen Klopp sein. Der deutsche Trainer steht mit dem FC Liverpool vor der lang ersehnten Meisterschaft, auf welche die Fans seit 30 Jahren vergebens warten. Es gab ein Hoffen und Bangen mit dem Horrorgedanken, die Saison könnte annulliert werden. Wird sie nicht, am 17. Juni geht es weiter, neun Spiele stehen für die „Reds“ noch aus, bei 25 Punkten Vorsprung auf Manchester City (ein Spiel weniger, am 17. 6. Nachholspiel gegen Arsenal London) reichen zwei Siege um den Titelgewinn perfekt zu machen. In England wütete das Coronavirus wegen wohl mangelhafter Vorkehrungen besonders, aber der Re-Start wurde von der Regierung genehmigt, die entsprechenden Vorkehrungen getroffen, bei den letzten 1195 Testuntersuchungen bei Spielern und Betreuern der 20 Vereine gab es keinen positiven Befund. Prima. Der Fußball rollt wieder in ganz Europa.

Noch nicht endgültig entschieden ist, wie es mit Champions League (CL) und Europa League (EL) weitergeht. Die UEFA hat den Plan, beide Wettbewerbe in Turnierform auszutragen. Zuerst sollen die nationalen Meisterschaften beendet werden, danach die europäischen Runden zu Ende gespielt werden und zwar jeweils an einem zentralen Ort. Für die CL gilt Lissabon mit umliegenden Stadien als Favorit (auch Frankfurt und München hatten sich beworben), die EL könnte in Deutschland stattfinden, da sind Nordrhein-Westfalen und der Raum Frankfurt im Gespräch.

Ein Problem gibt es für die deutschen Klubs, denn sie müssen als „Frühstarter“ auf die europäische Konkurrenz warten und werden nach Ende der Saison wohl ihre Spieler erst einmal in Urlaub schicken. Das könnte zur Folge haben, das München, Dortmund und Leipzig bzw. Leverkusen, Wolfsburg und Frankfurt ihre Form aus der Bundesliga verlieren, während die anderen Teams in Bestform aus den Ligenspielen kommen. Also auch ein Handicap für die Bayern, die sich zuletzt in toller Form präsentierten und deshalb vom Triple einschließlich CL-Titelgewinn träumen. Corona sorgt halt wirklich für eine komplizierte Saison.

Im Blick ist zudem die neue Saison, die für die oben genannten Mannschaften fast ohne Sommerpause beginnen wird. Die Bundesliga wird wohl statt wie vorgesehen im August erst am 11. September beginnen, davor soll es allerdings eine Pokalrunde geben und Anfang September auch Länderspiele bzw. die Nations League in Europa beginnen. Man sieht also, dass das Termindilemma eklatant ist und die Spieler vor einer großen Belastungsprobe stehen. Die Fußballkritiker und Profi-Neider werden sich die Hände reiben: „Tun sie endlich mal was für ihr vieles Geld!“

Ein Blick nach Amerika lohnt sich. Dort geht es wohl lustiger zu als in Europa, denn sowohl die Basketballprofis der NBA als auch die Fußballer der MLS wollen einen Re-Start im Disney World in Orlando/Florida wagen. Die MLS hat ein Turnier mit 26 Mannschaften vorgesehen, danach soll die reguläre Saison beginnen, wobei die Punkte der Gruppenspiele übernommen werden sollen. Disney World wird auf jeden Fall dafür sorgen, dass es den Profis über Wochen hinweg nicht langweilig wird.

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Dirk Nowitzki ist der Größte

Der Mensch allgemein strebt immer nach dem Größten, nach dem Besten und wird im Laufe der Zeit immer unzufriedener, weil er es nicht erreichen kann. Zum Sport aber gehört das Streben nach dem Großen, dem Besten dazu, schließlich geht es um Bestleistungen und Meisterschaften. Zum Sport gehört aber auch das ewige Spielchen, wer ist eigentlich der oder die Größte oder Beste gewesen, wer hat den deutschen Sport am besten vertreten?

Eigentlich ist die Antwort einfach: Dirk Nowitzki ist im deutschen Sport der Größte. Am Mittwoch ging eine Basketball-Karriere zu Ende, die in Deutschland die Masse nicht von den Sitzen gerissen hat, die aber im Vergleich zu anderen Sport-Legenden einen bemerkenswerten Vorteil aufweist: Nowitzki war international anerkannt, er war in seinem Sport einer der Größten und Amerika lag ihm zu Füßen. Er war der beste Botschafter Deutschlands.

Natürlich gibt es viele deutsche Sport-Legenden, deren man sich immer gern erinnern kann. Am spektakulärsten waren vielleicht die Tennis-Stars Steffi Graf und Boris Becker, die für eine gewisse Zeit aus dem Fußball-Land Deutschland ein Tennis-Land machten. Aber sie waren Einzelsportler, während Dirk Nowitzki ein typischer Mannschaftssportler war, der mit seinem Können seine Mannschaft zum größtmöglichen Erfolg brachte. Dabei stach vor allem eines hervor: Der gebürtige Würzburger war der Star, aber er war auch der Diener im Team.

Davon profitierten die Dallas Mavericks in der nordamerikanischen NBA 21 Jahre lang. Nowitzki wurde nicht nur für seine Leistungen und seine Erfolge gefeiert, sondern vor allem für seine Menschlichkeit, sein bescheidenes Auftreten und seine so seltene Treue zu seinem Verein. „41.21.1“ waren die Kennziffern seines Abschieds: 41 die Rückennummer (und ab 19. Juni auch sein Alter), 21 Jahre bei den Dallas Mavericks und 1 dafür, dass er seine ganze NBA-Karriere lang bei einem Verein blieb. Die Mavs liebte er und die Fans liebten ihn, weil er auch auf Geld verzichtete, damit der Klubs sich verstärken konnte. So schaffte es der 2,13 m große Würzburger eine Mannschaft, die zu den schwächsten in Amerika gehörte, zum Titel zu führen. 2011 war dies, das wohl beste Jahr in seiner Karriere, als er auch zum besten Spieler der Finalserie gewählt wurde. Er hatte seinen Traum erfüllt, der blieb aber einzigartig. Eine Wiederholung dieses „Wunders“ schafften Nowitzki und die Mavericks nicht mehr.

Nowitzki aber stieg zu den Größten im Basketball auf, er wurde zu einem der größten Spieler der letzten 30 Jahre. Seine Rekorde sind nicht aufzuzählen, erster Meilenstein war, dass er in der Saison 2006/07 als erster Europäer zum wertvollsten Spieler einer Spielzeit gewählt wurde und mit 31540 Punkten ist er der Sechstbeste Korbjäger der NBA-Geschichte. Als er 1998 die Bühne in Dallas betrat, konnte dies keiner ahnen. Als er sich verabschiedete, verneigten sich auch die Fans in den Hallen der Gegner. Nowitzki waren allen ein Freund.

Dem deutschen Basketball ging der Größte leider ein wenig verloren. Seine Auftritte in der Nationalmannschaft waren nicht von dem Erfolg gekrönt, die seinem Können entsprach. Er opferte dafür seine Erholungszeit in der NBA-Pause, weil er sich dem Nationalteam verpflichtet fühlte. Auch dies zeigt seine Einstellung. Als Fahnenträger der deutschen Olympia-Mannschaft bei den Sommerspielen 2008 in Peking hat er auch hier eine Duftmarke gesetzt.

Dirk Nowitzki will sich erst einmal ausruhen und seinen geschundenen Körper pflegen. Der Körper war es, der ihm den Abschied vom Leistungssport signalisierte. Nun kann er sich seiner Familie widmen, seiner Frau Jessica und den Kindern Malaika (5), Max (4) und Morris (2 ½). Arbeitslos wird nun sein Trainer und Mentor Holger Gschwindner, der ihn entdeckte, förderte und zu Höchstleistungen führte, vor allem mit einem ausgeklügelten Sommertraining, dass den einst schmächtigen Würzburger Burschen zu einer Ikone des Basketballs machte. Und nicht nur das, Dirk Nowitzki ist wohl der Größte im deutschen Sport. Nicht nur durch seine Erfolge, sondern auch durch sein Auftreten, seine Bescheidenheit. Ein Vorbild für die Jugend.