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Tag: Red Bull München

Die DEL startet und Eishockey befindet sich im Aufwind

Es hat fast schon Tradition: Wenn die neue Eishockey-Saison beginnt, dann meldet sich im September meist auch der Sommer noch einmal zurück. Dennoch ist es in diesem Jahr ein bisschen was anders als früher, wenn die Deutsche Eishockey Liga ausgerechnet am Freitag, den 13., wieder ihren Spielbetrieb aufnimmt: Eishockey hat in den letzten Monaten (vor allem durch Olympia-Silber 2018 natürlich) an Anerkennung gewonnen und genießt gegenüber früher mehr Aufmerksamkeit. Dennoch bleibt ein Handicap: Eishockey ist weiterhin mehr eine Nischensportart, spielt nach wie vor in der zweiten Liga und die Jugend ist nicht leicht für den (für die Eltern) ziemlich teuren Sport zu begeistern.

Immerhin hat sich auch die DEL Gedanken gemacht, wie man die Sportfans noch mehr für Eishockey gewinnen kann. Dazu gehört, dass die geschlossene Gesellschaft der 14 Vereine im nächsten Jahr aufgelöst wird, ab 2020/2021 werden – vor allem auf Druck der Zweitligisten – Auf- und Abstieg wieder eingeführt. Das nordamerikanische System ohne Auf- und Abstieg hat von Anfang an Kritik gefunden und bleibt in Deutschland ungewöhnlich. Zudem setzt die DEL ein Zeichen für den Nachwuchs, erstmals müssen zwei Spieler der U23 auf dem Spielberichtsbogen stehen. Das hilft allerdings nur, wenn sie auch eingesetzt werden. Zumindest ist es ein Zeichen des guten Willens.

Der Auf- und Abstieg wird eigentlich auch dringend nötig, damit es in der DEL mehr Spannung gibt. Die Fronten sind, wie oft im Spitzensport, ziemlich geklärt, da die Vereine mit Geld, die mehr oder weniger den Titel unter sich ausmachen, dort die kleinen und ärmeren Vereine, die nur eine Nebenrolle spielen, ab und zu für eine Überraschung sorgen (wie Augsburg im Vorjahr mit Rang drei), ansonsten mit einzelnen Siegen gegen die Favoriten zufrieden sein müssen und nur das Ziel haben, in die Play Offs zu kommen.

Der Kreis der Favoriten ist ziemlich klein, wobei die DEL ja auch die Besonderheit hat, dass es nach 52 Spieltagen der Vorrunde erst richtig los geht, nämlich mit den Entscheidungsspielen, den Play Offs. Die ersten sechs Teams gehen direkt ins Viertelfinale, die vier Mannschaften von Platz sieben bis zehn kämpfen noch um zwei weitere Plätze. Ergo kann der Zehnte der Vorrunde rein theoretisch noch Meister werden. Theoretisch. Als Favorit Nummer 1 gilt Titelverteidiger Mannheim, der sich noch weiter verstärkt hat und mit Pavel Gross einen ausgefuchsten Trainer hat. Herausforderer ist vor allem Red Bull München (von 2016 bis 2018 ein Titel-Hattrick), mit dem impulsiven Coach Don Jackson, der zuletzt erst in der Champions League aus- und auffällig wurde. Mannheim und München haben angeblich mit rund 16 Millionen Euro auch den weitaus größten Etat, Bremerhaven gilt mit rund 5 Millionen als Armenhaus.

Mannheim und/oder München also vorn, Köln werden noch gute Chancen eingeräumt, ein bisschen auch den Eisbären Berlin, außerdem machen die Iserlohn Roosters, Grizzleys Wolfsburg, Straubing Tigers, Krefeld Pinguins, Schwenninger Wild Wings, ERC Ingolstadt, Düsseldorfer EG, Fischtown Pinguins Bremerhaven, Thomas Sabo Tigers Nürnberg und die Augsburger Panther noch mit. Das freut die Fans, denn diesbezüglich hat Eishockey ein bisschen eine Sonderstellung, die Fans sind treu, begeisterungsfähig, stimmungsvoll und größtenteils auch friedlich. Insofern lebt das Eishockey auch ohne große Aufmerksamkeit mit Zufriedenheit gewissermaßen in einer kleinen Blase. Wenn da nur nicht die Sorgen mit dem Nachwuchs wären…

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Red Bull: Die Brause braust davon

 

Jetzt auch der erste Meistertitel in Deutschland – Red Bull bleibt im Sport erfolgreich und feierte mit Red Bull München die Deutsche Meisterschaft im Eishockey. In aller Welt giert die Brause-Firma aus Österreich nach Aufmerksamkeit, die sie vor allem mittels sportlichen Erfolgen schaffen will. Die Eishockey-Cracks in München sind dabei nur ein kleines Teilchen der Gesamtkonzeption. Man muss sich mal vergegenwärtigen, wo Red Bull überall mitmischt, sehr zum Leidwesen der sportlichen Konkurrenz, die sich angesichts der Mateschitz-Millionen im Nachteil sieht. Die Brause braust davon.

Dietrich Mateschitz, der am 20. Mai 72 Jahre alt wird, gilt als reichster Österreicher und mit einem Vermögen von 9,2 Milliarden Euro als einer der reichsten Männer der Welt. Red Bull brachte er 1987 auf den Markt und ist heute Weltmarktführer bei den Energy-Drinks mit einem Umsatz von rund 5,9 Milliarden Euro. Der Werbespruch „Red Bull verleiht Flügel“ wurde legendär und passte vor allem zum Sport, passt vor allem aber auch zum größten Hobby des Österreichers, dem Fliegen. Mit seinen „Flying Bulls“ sorgt er immer wieder für Aufmerksamkeit.

Es ist schon erstaunlich, wie Red Bull den Sport aufmischt. Insgesamt 1,4 Milliarden Euro sollen jährlich in den Sport fließen. Vor allem Extremsportarten haben es Mateschitz angetan, aber er mischt natürlich vor allem bei den publikumswirksamen Sportarten mit. Angefangen hat es mit Klippenspringern, Surfern und Snowboardern, ins Gespräch brachten Red Bull aber vor allem Motorsport, Fußball und Eishockey. Spektakulär, wie Red Bull die Formel 1 eroberte. 2005 gründete man ein eigenes Team, von 2010 bis 2013 holte der Deutsche Sebastian Vettel vier WM-Titel. Erst technische Veränderungen stoppten „Die schnellste Werbekolonne der Welt“, wie die FAZ den Rennstall nannte. Logische Konsequenz, dass sich Mateschitz auch eine Rennstrecke leistet, Spielberg ist derzeit jedes Jahr Gastgeber der Formel 1.

Vor allem Salzburg wird von Red Bull beherrscht, Red Bull Salzburg wurde im Fußball und Eishockey Meister. Und jetzt Deutschland. Red Bull München waren im Eishockey Vorreiter, RB Leipzig soll im Fußball folgen. Die Werbebestimmungen der Fußball-Liga verboten den Namen „Red Bull“, aber RB blieb, als „Rasenballsport“, das Logo wurde leicht verfremdet. Im Fußball wird mit Leipzig nach dem Aufstieg aus unteren Ligen bis zur 2. Bundesliga in diesem Jahr der Sprung in die 1. Bundesliga angepeilt, der kurz bevorsteht. Langfristig träumt der Milliardär von einer Teilnahme an der Champions League. Was weniger bekannt ist: Fußballteams von Red Bull gibt es auch in New York, Ghana und Brasilien. Red Bull fliegt rund um die Welt.

Nicht alle sind glücklich über die Aktivitäten von Dietrich Mateschitz. Sein Vorgehen war fast immer gleich, er stieg als Sponsor ein, kaufte zum Teil erfolglose Vereine und führte sie mit seinem Geld an die Spitze. Was natürlich nicht immer wie gewünscht gelang, für Kritik sorgte und vor allem die Nostalgiker auf den Plan rief. Aber Mateschitz schmeißt nicht mit den Millionen um sich, sondern er bemüht sich um Nachhaltigkeit. Siehe die Rennstrecke von Spielberg. In München ist eine Mehrzweckhalle in Planung, die auch die Eishockey-Cracks beheimaten soll. Das Projekt steht aber auf der Kippe, da die Basketballer von Bayern München nicht mitspielen wollen. Aber mit dem Erfolg hat es Red Bull in München geschafft, dass immer mehr Fans wieder das Eishockey entdeckten. Nicht vergessen werden sollte, dass das Eishockey in München 2012 vor dem Ende stand, ehe Red Bull kam. Der fliegende Retter.

In Leipzig musste der Fußball erst um die Gunst der Fans buhlen, es dauerte lange bis RB neben der traditionsreichen, aber erfolglosen lokalen Konkurrenz angenommen wurde. Inzwischen werden die Fußballer anerkannt und gefeiert, mit einem Zuschauerschnitt von bald 28.000 liegen sie hinter Nürnberg (29.500) und St. Pauli (29.000) in der 2. Bundesliga an dritter Stelle. Der Boom wird sich in der 1. Bundesliga sicher noch steigern. Der Aufstieg wird von der Konkurrenz skeptisch beurteilt, die Angst vor den Millionen geht um. Dabei bemüht sich Mateschitz auch hier um Nachhaltigkeit, Millionen wurden in ein Nachwuchsleistungszentrum gesteckt. Auch hier braust die Brause also davon.

Geld schießt Tore, heißt es im Fußball, wenn es nicht klappt, wird der Spruch umgedreht, nach dem Motto „Geld allein schießt halt keine Tore“. Red Bull hat aber vorgemacht, dass man mit Millionen im Sport erfolgreich sein kann. Ob das gut oder schlecht für den Sport ist, muss jeder für sich entscheiden. Red Bull wird im Sport nie populär werden, wie zum Beispiel eine Marke wie der FC Bayern München. Hierfür muss sich Dietrich Mateschitz noch ein anderes Marketingkonzept ausdenken.