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Tag: Telekom-Cup

Rückrunden-Start der Bundesliga: 18 Vereine, 18 Hoffnungen

Derzeit ist Deutschland ein Handball-Land, die Weltmeisterschaft zieht die Sportfans in ihren Bann. Aber der Fußball gibt nicht auf, mit dem Start der Rückrunde der Bundesliga wird Deutschland wieder das übliche Fußball-Land sein und „König Fußball“ huldigen, zumal der Rückrunden-Auftakt mit den Schlagern Hoffenheim – Bayern München am Freitag (live im ZDF) und Leipzig – Dortmund am Samstag die Aufmerksamkeit schnell aktivieren kann.

Was aber bringt uns die Rückrunde? Zum Start sind da 18 Vereine mit 18 Hoffnungen, wenn auch mit völlig unterschiedlichen Zielen. Doch 18 Vereine hoffen auf ein gutes Ende, klar, absteigen will niemand, aber zumindest die letzten zwei Teams müssen den bitteren Gang in die 2. Bundesliga antreten. Geht es nach den Fachleuten und Wetten, dann werden es diese zwei Vereine sein, die jetzt unten stehen: Der 1. FC Nürnberg und Hannover 96. Aber sie haben natürlich noch Hoffnung und wissen, der Fußball ist unberechenbar!

Aber fangen wir doch an der Spitze an. Die Hoffnung der Fußball-Fans hat sich erfüllt, die Langeweile an der Spitze wurde von Spannung abgelöst, Borussia Dortmund zeigt dem Serien-Meister FC Bayern München die Stirn. Doch Seltsames ist zu hören, während der Spitzenreiter trotz sechs Punkten Vorsprung auf Demut macht, packt der Verfolger nach überstandener Krise sein „mia san mia“ wieder aus. Aus Dortmund heißt es „wir müssen von Spiel zu Spiel denken“, „es ist noch nichts entschieden“, die Münchner dagegen versuchen schon mal mit Kampfansagen den Konkurrenten zu verunsichern: „Das Duell gegen Dortmund gewinnen wir sowieso und drei Punkte sind aufzuholen, so werden wir Meister.“ Nur eins ist anders: „Wir sind es gar nicht mehr gewöhnt, dass es so spannend ist“, gesteht Thomas Müller.

Natürlich, das direkte Duell am 28. Spieltag am 6. April kann vorentscheidende Bedeutung haben, muss aber nicht. Bedeutender wird bis dahin sein, ob sich Dortmund doch noch einmal eine Krise nimmt, ob der Lauf anhält, ob es Verletzungen gibt, andererseits aber auch, ob die Münchner ihre Siegesserie wirklich fortsetzen können und wie sie mit möglichen Rückschlägen umgehen. Ob der Gewinn des Telekom-Cups am Sonntag Schwung gegeben hat? Eher hat er Schwächen aufgezeigt, in 90 Minuten gelang den Bayern kein Treffer, die Siege gegen Gladbach und Düsseldorf kamen durch Elfmeterschießen zustande. Außerdem: Wer kann sich neben Champions League zudem auf die Bundesliga konzentrieren? Offene Fragen also, die Hoffnung bleibt.

Kein anderer Verein meldet Ansprüche auf den Titel an, der Rest ist mit einem Platz in Europa zufrieden und gibt sich demütig. Hoffnung also auf mehr Geld in der Kasse, vor allem die Teilnahme an der Champions League kann Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen. Die berechtigte Hoffnungen sind groß bei Gladbach, Leipzig und Frankfurt, Wolfsburg muss erst noch seinen Aufwind bestätigen, in Hoffenheim herrscht Hoffnung, aber auch Unsicherheit, welche Qualität die Mannschaft in der Rückrunde auf den Platz bringt. Das Duell mit den Bayern wird es zeigen. Und dahinter Leverkusen, mit dem neuen Trainer Peter Bosz will man das Feld aufrollen, Europa im Sturm erobern. Anders dagegen in Berlin, bei der Hertha ist der Optimismus ein bisschen verflogen, die Hoffnungen wurden gedämpft auf einen sicheren Platz im Mittelfeld, ebenso wie in Bremen, Freiburg und Mainz.

Dahinter geht es schon um einiges stärker um Hoffnungen, um die Hoffnung nämlich, den Kampf gegen den Abstieg erfolgreich bestehen zu können. Das gilt sogar für die Vizemeister des Vorjahres, auf Schalke lief in der neuen Saison nahezu alles schief und jetzt auch noch Abgang von Naldo nach Monaco. Der Brasilianer war im Vorjahr noch ein Erfolgsgarant, sein Verweis auf die Bank war so etwas wie eine freiwillige Schwächung. Trainer Tedesco wirkt angeschlagen.

Genau zur Karnevalszeit machten sich die Düsseldorfer zu Narren. Erst wurde die Trennung von Trainer Friedhelm Funkel verkündet, nach Fan-Protesten dann die Kehrtwende, jetzt soll der Erfolgscoach doch bleiben. Ausgerechnet in der englischen Woche zum Ende der Vorrunde trumpfte der Aufsteiger auf und dann wird nach dieser Erfolgsserie die Trennung vom Trainer verkündet – dilettantischer geht es wirklich nicht. Diese Unruhe kann gefährlich sein, am Ende muss Funkel vielleicht wirklich gehen, aber die Schuld trüge dann allein Klubboss Robert Schäfer. Jetzt hoffen sie am Rhein halt, dass alles gut geht.

In Augsburg und Stuttgart gab es vor der Saison die Hoffnung auf ein ruhiges Jahr und einen Mittelfeldplatz. Pustekuchen. Jetzt bleibt nur die Hoffnung auf den Klassenerhalt, fernab von Abstiegsplatz oder Relegation. Den rettenden 15. Platz hat derzeit der FCA inne, doch vor dem vielleicht sogar wegweisenden Duell mit Düsseldorf am Samstag gibt es Sorgen in Augsburg: Abwehrchef Gouweleeuw und Abräumer Khedira fehlen wegen Gelbsperre, der Südkoreaner Koo weilt bei der Asien-Meisterschaft (diese Abstellungen schwächen auch andere Mannschaften), keine guten Voraussetzungen also. Dazu verunsicherte eine Torhüter-Diskussion das Team, jetzt soll es der 21-Jährige Gregor Kobel richten, bisher die Nummer 2 in Hoffenheim. Er wurde ausgeliehen, weil Giefer und Luthe patzten. Hat der junge Mann aber auch die Nerven für den Abstiegskampf? Die Hoffnung bleibt. Stuttgart wiederum hat es bereits mit dem Trainerwechsel probiert und setzt auf neue Stürmer. Tore sind halt die größte Hoffnung.

Unterschiedlich wird in Hannover und Nürnberg der Sturz ans Tabellenende gehandhabt (beide 11 Punkte, Stuttgart 14, Augsburg 15, Düsseldorf und Schalke 18). In Hannover wird in neue Spieler investiert, in Nürnberg fehlt das Geld, da sind bisher verletzte Spieler die Hoffnung auf eine Wende. Eins ist sicher: Die Hoffnung schwindet zuletzt, aber zwei Teams müssen direkt absteigen.

Es wird also viel auf einen guten Start in die Rückrunde ankommen. Da Schlagerspiele an der Spitze heißen Hoffenheim – Bayern (Vorrunde 1:3) und Leipzig – Dortmund (1:4), wegweisend kann Leverkusen – Gladbach (0:2) in punkto Aufholjagd sein, Frankfurt will gegen Freiburg (2:0) gleich die Richtung vorgeben, am Tabellenende sind Stuttgart – Mainz (0:1), Augsburg – Düsseldorf (2:1), Hannover – Bremen (1:1), Nürnberg – Berlin (0:1) und Schalke – Wolfsburg (1:2) fast schon Schicksalsspiele. Siege nähren die Hoffnungen, Niederlagen können Mannschaft und Verein in Tristesse stürzen. Aber Achtung: Es sind dann immer noch 16 Spieltage bis zum 18. Mai!

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Nur Siege sorgen für ein Wintermärchen

2019 ist noch jung, da steht das erste Highlight des neuen Sportjahres bereits bevor: Die Handball-Weltmeisterschaft vom 10. bis 27. Januar in Deutschland und Dänemark. Besonders für die DHB-Auswahl ist dieses Turnier von besonderer Bedeutung, enttäuschte die Mannschaft doch zuletzt bei den großen Meisterschaften. Im Handball träumte man zuletzt eher von vergangenen Erfolgen, in erster Linie vom Wintermärchen 2007, als die Handballer im eigenen Land überraschend Weltmeister wurden und Deutschland plötzlich zu einem Handball-Land wurde. 16,17 Millionen Zuschauer sahen an den Bildschirmen den Coup der Männer um Bundestrainer Heiner Brand mit seinem markanten Schnauzbart beim 29:24 im Finale von Köln gegen Polen. Die heutige Generation träumt von einer Wiederholung, weiß aber: Nur Siege sorgen für ein Wintermärchen!

Es ist ein bisschen ungewiss, ob Deutschland wirklich gute Voraussetzungen für einen Titelgewinn hat. Es bleibt vieles im Ungewissen, weil zuletzt auch vieles schief gegangen ist. Das Abschneiden bei den letzten WM-Turnieren lässt ebenso kaum Optimismus zu (2017 in Frankreich Neunter, 2015 in Katar Siebter, 2013 in Spanien und 2009 in Kroatien immerhin Fünfter, 2011 aber in Schweden Elfter) wie das peinliche Abschneiden vor einem Jahr bei der Europameisterschaft in Kroatien, als Spieler und Trainer gegensätzliche Vorstellungen hatten und somit keine Einheit bildeten.

Jetzt soll alles anders sein, deshalb träumt man wieder von einem Wintermärchen, will aus Deutschland wieder eine Handball-Nation machen, zumal ja der Fußball zuletzt auch in der Kritik stand. Der Trainer heißt immer noch Christian Prokop. Da gibt es Parallelen zum Fußball, als der DFB nach der Pleite bei der WM in Russland an Joachim Löw als Bundestrainer festhielt. Doch da war der WM-Titel 2014 das handfeste Argument. Solche Erfolge kann Prokop nicht vorweisen, aber er gilt als Trainer der Zukunft. „Ich habe gelernt“, sagt er heute. Zweifellos ist er auf die Spieler zugegangen, hat sie mit ins Boot genommen und seine Taktik eher der Mannschaft angeglichen. Vielleicht bekommt der 40-Jährige, der ausgerechnet am 24. Dezember Geburtstag hat, vom Christkind ein nachträgliches Geburtstag- und Weihnachtsgeschenk. Die Basis ist gelegt, „die Stimmung war noch nie so gut wie jetzt“, heißt es aus der Mannschaft.

Wegbereiter können auch die Fans sein, Deutschland hat in der Vorrunde in Berlin Heimrecht, wo 15.000 die Mannschaft zum Sieg treiben sollen, in der Hauptrunde wären es sogar 19.000 in Köln. Aber nach dem Auftaktspiel am Donnerstag gegen Korea (eine gemeinsame Mannschaft von Süd- und Nordkorea!) warten die dicken Brocken Brasilien, Russland, Titelverteidiger Frankreich und Serbien. Drei Teams kommen weiter, in der Hauptrunde könnten Spanien, Kroatien und Island die Gegner sein. Ein Spaziergang ist nicht in Sicht.

Aber Stärken kann die DHB-Auswahl vorweisen: International erstklassige Torhüter mit Andreas Wolff und Silvio Heinevetter, eine starke Abwehr um Finn Lemke sowie mit Uwe Gensheimer einen Außenstürmer der Kategorie Superklasse. In einer ausgeglichenen Mannschaft ragen noch viele Linkshänder hervor, was zu einem besonderen Trumpf werden kann, denn gegnerischen Abwehrreihen können sich oft nur schlecht auf Linkshänder einstellen. Deutschland scheint also nicht chancenlos zu sein.

Die Favoritenrolle gebührt aber wohl anderen Nationen. Titelverteidiger Frankreich zum Beispiel, aber auch Co-Gastgeber Dänemark, der in Herning (eine Gruppe und Hauptrunde in Kopenhagen) ebenso Heimvorteil genießt und am 27. Januar dort auch im Finale stehen will. Norwegen könnte sogar für ein skandinavisches Endspiel sorgen, aber auch Spanien und Kroatien sind zu beachten. Es ist nicht leicht, ein Märchen zu erleben.

Die deutschen Handball-Fans werden unerwartet beschenkt, denn erstmals seit 2013 sind die Spiele der DHB-Auswahl wieder im Free-TV bei den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD und ZDF zu sehen (Eurosport überträgt außerdem weitere 15 Spiele, alle 96 WM-Spiele im Livestream unter http://www.sportdeutschland.tv). Auch deshalb hofft der Verband auf einen Boom und Vizepräsident Bob Hanning gibt das Ziel aus: „Wir sind die klare Nummer 1 hinter Fußball vor Basketball und Eishockey und wir wollen die Distanz zum Fußball verringern.“ Auch das gehört dann zu einer märchenhaften WM.

Telekom-Cup als Auftakt

Ohne Fußball geht es natürlich nicht, die Bundesliga beginnt ihre Rückrunde am Freitag, 18. Januar, mit dem Spitzenspiel TSG Hoffenheim – Bayern München (live im ZDF). Derzeit befinden sich die Teams noch in ihren Trainingslagern, vorherrschend in Spanien. Am exotischsten wieder Meister München in Katar. Einen Vorgeschmack auf die Punktrunde gibt der Telekom-Cup am Samstag, 13. Januar, in Düsseldorf. Da duellieren sich im 1. Halbfinale Fortuna Düsseldorf und die Bayern (ab 13.00 Uhr), im 2. Halbfinale Mönchengladbach und Hertha BSC Berlin. Gespielt wird über jeweils 45 Minuten, danach gibt es das Spiel um Platz drei und das Finale (ca. 16.30 Uhr). Vielleicht gibt es schon einen Fingerzeig, brisant das erneute Aufeinandertreffen der Fortuna mit den Bayern, denn in der Bundesliga holten die Düsseldorfer ein 3:3, ein endgültiger Weckruf, der dann die Bayern-Krise beendete. Der Telekom-Cup also als Start in eine starke Bayern-Rückrunde?

Eine starke Vorrunde spielte vor allem Borussia Dortmund, was sich jetzt in allen Ranglisten und Wahlen niederschlägt. Bei einer Umfrage der Fachzeitschrift kicker unter den Bundesliga-Profis (214 machten mit) dominierte der Tabellenführer. So wurde Marco Reus zum Feldspieler der Vorrunde gewählt, Lucien Favre war der Gewinner unter den Trainern (Verlierer Tedesco, Schalke), Aufsteiger der Vorrunde Jadon Sancho (Absteiger Mats Hummels). Und wer wird Meister? 73,4 Prozent sagen eben Borussia Dortmund voraus, nur 22,9 Prozent trauen dies noch Bayern München zu. Wenn das keine Motivation für den Titelverteidiger ist!

Einige Spieler sorgten auch für Schlagzeilen in der Winterpause. Mit dabei auch Dortmund, das Flügelflitzer Pulisic zu Chelsea London transferierte (ab Sommer), wobei die Ablöse von 64 Millionen Euro manchen wieder staunen lässt. Staunen auch über den Abgang von Abwehrrecken Naldo von Schalke nach Monaco. In der letzten Saison war der Brasilianer noch eine Mannschaftsstütze und Tor-Garant, in dieser Saison landete er auf dem Abstellgleis. Da lief wohl einiges schief. Einiges schief lief auch bei Franck Ribery. Mit einem Gold-Steak hat er sich in Dubai für die Rückrunde gestärkt, was einen Shitstorm im Internet auslöste. Die 1200 Euro hat er nicht selbst bezahlt, er war eingeladen. Das Steak wurde doch teurer, denn auf Kritik der Leser schlug er mit Beleidigungen und Kraftausdrücken unterhalb der Gürtellinie zurück und wurde von den Bayern zu einer hohen Geldstrafe verdonnert. Sein Verhalten war eines Meisters nicht würdig. Ribery hat damit wohl auch sein Karriere-Ende in München beschleunigt.