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Tag: Union Berlin

Alles spricht für die Bayern als Geister-Meister

Nach wie vor bleibt der Re-Start der Fußball-Bundesliga am kommenden Samstag, 16. Mai, umstritten. Die Kritiker kommen aus allen Ecken, da melden sich Politiker zu Wort um Schlagzeilen zu fischen, da warnen Ärzte, weil mögliche Langzeitschäden der Corona-Infektionen noch gar nicht erforscht wären (wie lange muss dafür der Spielbetrieb ruhen?), da erheben Moralapostel den Zeigefinger, dass die reiche Bundesliga doch ein schlechtes Beispiel für arme Kinder sei. Über den Sport spricht keiner. Drum: Reden wir heute über den Sport (mehr über den Hintergrund lesen Sie in der anschließenden Kolumne („Ganz Europa schaut auf die Bundesliga“).

Eines ist klar: Es wird für alle ungewohnt sein, in ein leeres Stadion ohne Fans und Geräuschkulisse aufzulaufen, ohne die gewohnten Abläufe vor dem Spiel. Kein Klatschen von den Rängen, kein Abklatschen mit Mitspielern und Gegnern, keine Einlaufkinder, kein Aufstellen am Spielfeldrand. Der eine oder andere Spieler hat ein Geisterspiel schon erlebt (zum Beispiel Gladbach – Köln im März). Dennoch ist die wichtigste Frage: Wer kommt mit dieser komischen Atmosphäre zurecht, wer kann angesichts des Eindrucks eines Trainingsspiels seine beste Leistung abrufen?

Das Form-Barometer ist ebenfalls nur ein großes Fragezeichen. Der Re-Start ist wie ein Saisonstart ohne Trainingslager. Einzeltraining in Zeichen der Kontaktsperre konnte nur zum Teil die Form bewahren, das Mannschaftstraining reduziert sich auf ein paar Einheiten mitten in der einwöchigen Quarantäne, in die alle Mannschaften in dieser Woche vor dem Start geschickt wurden. Damit verbunden die Hoffnung, dass unmittelbar vor dem Auftakt kein Akteur (dazu zählen auch die Schiedsrichter und der Staff um das Team) eine Corona-Infektion aufweist. Ob die Rechnung aufgeht?

Wer also findet am Schnellsten seinen Rhythmus, wer kommt mit der ungewohnten Atmosphäre zurecht? Eigentlich spricht alles für den FC Bayern München als Geister-Meister. Der Titelverteidiger und Tabellenführer (vier Punkte Vorsprung vor Dortmund und fünf vor Leipzig) hat erfahrene Spieler und in der Gesamtheit wohl auch das Personal, das mangelnde Form oder Fitness mit Klasse und Technik überspielen kann. Das Gastspiel am Sonntag (18.00 Uhr) bei Neuling Union Berlin ist eigentlich gleich typisch. In normalen Zeiten hätte Union in der Alten Försterei auf seine Fans als Rückhalt gebaut, die Anfeuerung, welche die Spieler zu mehr Einsatz treiben kann, fällt jetzt weg. Dagegen sind die Bayern die Mannschaft, die am ehesten ohne Anfeuerung leben kann. Dies auch im eigenen Stadion und deshalb haben die Bayern hier auch einen Vorteil gegenüber Dortmund, weil die Borussia auf ihre berüchtigte „Gelbe Wand“ verzichten muss. Das ist schon ein besonderer Aspekt beim Revier-Derby am Samstag zwischen Dortmund und Schalke. Die Fans fehlen werden auch Teams wie Augsburg, Frankfurt und Schalke, dagegen werden sich wohl die Hertha (meist ein halbleeres Stadion), Leverkusen und Wolfsburg leichter tun, denn überkochende Stimmung kennen sie nicht.

Vor dem Re-Start herrscht also große Ungewissheit und Unsicherheit, es könnte Überraschungen hageln, weil der eine ohne Fans zu großer Form aufläuft, der andere dagegen überhaupt nicht in Schwung kommt. Da tönen auch wieder die Kritiker, dass Punktspiele ohne Publikum ungerecht wären und den Ausgang der Meisterschaft beeinflussen würden. Allerdings: Jeder hat die gleichen Bedingungen.

Vereine wollen den Spielbetrieb zu Fall bringen

Ob die Fußball-Saison überhaupt zu Ende gespielt werden kann, das steht in den Sternen. Sicher ist nichts, selbst in der 1. und 2. Bundesliga. Die Beispiele Köln und Dresden sind typisch: In Köln gab es noch getrenntes Gruppen-Training als drei Infizierte in Quarantäne geschickt wurde, der Rest durfte weiter trainieren. In Dresden wurde das gesamte Team zur Quarantäne verdonnert, weil es bereits Mannschaftstraining gab. Möglich aber auch, dass das Gesundheitsamt in Köln großzügiger reagierte als das in Dresden. Die ersten beiden Spiele von Dynamo fallen schon aus, noch hat der Terminplan die nötigen Lücken für Nachholspiele, doch irgendwann kann es eng werden.

Aber ist gibt noch eine Gefahr für den ganzen Fußballbetrieb. Das sind zum Teil die Klubs selbst. Es hat nämlich den Anschein, als wollten einige Vereine den Spielbetrieb zu Fall bringen. Besonders auffällig ist dies in der 3. Liga, wo die Mannschaften auf den Abstiegsplätzen und in Abstiegsgefahr für einen Abbruch plädieren und darauf vertrauen, dass es dann keinen Absteiger geben wird. Ähnlich denken die Spitzenteams, die wiederum auf einen Aufstieg ohne weitere Hindernisse spekulieren, wenn abgebrochen wird. Auffällig auch das Zusammenspiel der Gesundheitsämter in Halle und Magdeburg, die Spielverbote aussprachen. Gäbe es ein Ende der Runde wären beide Teams in der 3. Liga gerettet. Ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt… Nehmen wir die ersten drei Ligen zusammen, dann entscheiden 56 Gesundheitsämter über 56 Vereine und der Fußball besitzt kein Widerspruchsrecht. Das macht deutlich, dass es fast einem Wunder gleich käme, wenn die Saison im Profi-Fußball wirklich beendet werden könnte.

Vor allem in der 3. Liga wird weiter gerungen, der DFB will eine Klärung in einem außerordentlichen Verbandstag am 25. Mai. Festgelegt wurde darüber hinaus dass das Pokalfinale am 4. Juli wie gewohnt im Berliner Olympiastadion ausgetragen werden soll, natürlich ohne Zuschauer. Die Halbfinals sind für den 9. und 10. Juni vorgesehen, möglich, dass hier der Anpfiff bei Tageslicht erfolgt, weil die Polizei Bedenken bei Abendspielen äußerte. Die Frauen-Bundesliga soll übrigens am 29. Mai starten, hier stehen noch sechs Spieltage aus.

Zunächst einmal rollt der Fußball wieder ab dem 16. Mai, doch wie lange er rollt, das weiß keiner.

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Die Bundesliga spielt verrückt

Eigentlich ist jetzt die stille Zeit, Gelegenheit, um ein bisschen zur Besinnung zu kommen. Das wäre auch für die Fußball-Bundesliga wünschenswert, denn die präsentiert das Gegenteil: Die Bundesliga spielt verrückt. Statt Stille gibt es Paukenschläge, statt Besinnung Wirbel allerorten. Nach dem 12. Spieltag ist vieles nicht mehr, wie es vorher war. So gingen Siegesserien spektakulär zu Ende.

Fangen wir oben an. Nach drei Siegen in Folge grüßte Borussia Mönchengladbach ungefährdet mit vier Punkten Vorsprung von der Tabellenspitze. Heimlich wurde schon die Herbstmeisterschaft ins Visier genommen. Doch davon ist keine Rede mehr. Ausgerechnet ein Aufsteiger stoppte den Möchtegern-Weihnachtsmeister, die „Eisernen“ hielten eisern dagegen, Union Berlin siegte 2:0 und streckt Gladbach die Zunge raus, jetzt hat Union eine Serie von drei Siegen.

Möchtegernmeister – da war doch was? Dortmund muss sich gefallen lassen, dass die Borussia immer wieder auf das ausgegebene Saisonziel angesprochen wird – der Titel. Doch statt Siegesfreuden herrscht Frust, dem 0:4 in München folgte ein 0:3 gegen Paderborn, gut, bis zur Halbzeit, dann rappelte sich das Team noch und schaffte den Ausgleich. Doch das 3:3 wurde als Niederlage wahrgenommen und Kapitän Marco Reus moserte, „das darf nicht passieren“. Dazu kam ausgerechnet die Jahreshauptversammlung, Boss Watzke beruhigte Trainer Lucien Favre und zählte ihn gleichzeitig an. Er darf vorerst bleiben, die Bewährungsproben folgen aber in der Champions League in Barcelona und am Samstag in Berlin. „Es kommt auf die Ergebnisse an“, macht Watzke deutlich. Für den Coach heißt das: Wende oder Ende!

Ähnlich sieht es beim Gegner Hertha BSC aus. Mit viel Optimismus wurde die Saison angegangen, doch die Zwischenbilanz fällt ernüchternd aus: Abstiegskampf. Vier Niederlagen in Folge hinterlassen Spuren, ein 0:4 in Augsburg darf nicht passieren und so ergeht es Trainer Ante Covic wie dem Kollegen Favre: Ergebnisse zählen, sprich Siege. Über seine Zukunft wird im Verein diskutiert. Wenn Covic am Samstag noch auf der Hertha-Bank sitzt, könnte es zum Showdown kommen – Covic oder Favre, wer verliert, muss gehen. Trainer-Schicksal. Bei Hertha gerät allerdings auch Manager Michael Preetz immer mehr in die Kritik. Die Saisonplanung, die nicht aufging, hat er zu verantworten.

Beim FCA ist das Gegenteil der Fall, zwei Siege in Folge haben Verein und Trainer aus der Schusslinie gebracht. Doch Heckenschützen gibt es immer, jetzt schoss Michael Gregoritsch gegen den Verein („Ich will weg“) und schaute deshalb suspendiert zu. Der FCA ist dabei, das Image des bodenständigen Vereins zu verlieren, motzende Spieler werden dort zu Mode. Das gehört nicht zu einem seriösen Geschäft, aber vielleicht zu einer verrückten Bundesliga.

Trainerwechsel sind wieder attraktiv geworden, weil anderswo die positiven Auswirkungen sichtbar werden. Am Auffälligsten in München, bei den Bayern herrscht nach dem Abgang von Niko Kovac plötzlich eine ganz andere Stimmung. Kein Motzen mehr, keine Zweifel mehr, dafür bei allen ein Lachen und Lob für Nachfolger Hansi Flick. Die Bilanz: Drei Spiele, drei Siege, 10:0 Tore. Unter Kovac schimpften die Spieler, wenn sie ausgewechselt wurden, bei Flick lachen sie. Statt dem Ende die Wende. Jetzt wird wieder gerechnet, an Weihnachten wollen die Bayern Tabellenführer sein, so wie es sich (aus ihrer Sicht) gehört. Seltsam: Der geschasste Niko Kovac ist sowohl in Dortmund als auch bei der Hertha als möglicher Nachfolger im Gespräch. Die Bundesliga spielt verrückt.

Vielleicht spielt auch hier ein seltsames Beispiel eine Rolle. Achim Beierlorzer musste in Köln gehen und heuerte wenige Tage später in Mainz an. Motto: Es muss halt passen, der richtige Trainer im richtigen Verein. In Köln passte es nicht (in Köln passt wohl gar nichts), in Mainz offensichtlich schon, der 5:1-Sieg in Hoffenheim war verrückt. Die Hoffenheimer befanden sich schließlich im Höhenflug: Fünf Siege in Folge. Und dann mischt Mainz den Gastgeber auf, obwohl eine Halbzeit in Unterzahl. Achim Beierlorzer machte aber hinterher deutlich, dass Trainer auch ein Herz für Kollegen haben, er lobte die gute Arbeit von Vorgänger Sandro Schwarz.

Es zeichnet sich ab, dass in der Adventszeit in der Bundesliga weiterhin keine Stille herrschen wird, keine Besinnung, wenn die erste, zweite, dritte und vierte Kerze brennt, sondern eher steht irgendwo das ganze Haus in Flammen, weil die Ergebnisse eben nicht stimmen. Ob die abartige Pyrotechnik der Ultras da fast schon bezeichnend ist?

Übrigens: In dieser Woche steht die vorletzte Runde der Gruppenphase in Champions League und Europa League an. Mal sehen, ob das Geschehen aus der Bundesliga abfärbt und wir auch international sagen müssen: Ein bisschen verrückt…

Manchmal ist Erfolg nur eine Frage des Willens

Eine ereignisreiche Woche des Fußballs liegt hinter uns. Es würde den Charakter dieser Kolumne sprengen, auf alle Geschehnisse einzugehen. Deshalb richten wir unseren Blick lieber auf Ereignisse am Rande der großen Geschichten, die vor allem eines zeigen: Manchmal ist Erfolg auch nur eine Frage des Willens!

Na gut, der Sensationssieg von Union Berlin gegen den selbst ernannten Titelkandidaten Borussia Dortmund stand natürlich schon im Mittelpunkt. Aber beweist eben die oben genannte These: Manchmal ist Erfolg eine Frage des Willens. Den zeigte der Aufsteiger, denn vor allem der Willen führte zu dem überraschenden 3:1-Erfolg, Spieler packten allen Mut zusammen und überraschten die Dortmunder. Für die allerdings war es kein neues Erlebnis, denn von den letzten sechs Auswärtsspielen gegen Neulinge gewann die Borussia nur eines, holte ein Unentschieden, handelte sich aber vier Pleiten ein. Jetzt ist die Aufregung beim Vizemeister groß, denn im letzten Jahr verspielte Dortmund den Titel vor allem durch Punktverluste gegen sogenannte Kleine. Die Bayern sehen es mit Freude.

Union stand nicht alleine da, überhaupt hauten die Aufsteiger auf den Putz und sendeten das wichtige Signal aus: Hallo, wir sind gekommen um zu bleiben. Der 1. FC Köln landete einen überaus wichtigen 2:1-Sieg in Freiburg und Paderborn erkämpfte sich ein 1:1 in Wolfsburg. Keiner der Neulinge steht damit auf einem Abstiegsplatz! Ruhe also in der Länderspielpause, aber es sind ja auch erst drei Spieltage vorbei.

Der „Mann des Tages“ spielt aber nicht in der Bundesliga, sondern eine Etage tiefer – Bakery Jatta vom Hamburger SV. Der Flüchtling aus Gambia sieht sich einer unvergleichlichen Hetzjagd ausgesetzt, die Fachzeitschrift Sport-Bild setzte diese in Gang mit der Meldung, Jatta spiele unter falscher Identität und heiße in Wirklichkeit Bakary Daffeh und sei zwei Jahre älter. Ehemalige Trainer wollen das bezeugen. Jatta hätte sich für das Asylverfahren jünger gemacht. DFB und Ausländerbehörde in Hamburg gingen der Sache natürlich nach, Nürnberg, Karlsruhe und Bochum, die gegen den HSV Niederlagen hinnehmen mussten, legten Protest ein. Eigentlich unsportlich und von den Medien eine unmenschliche Hexenjagd. Jatta legte schließlich Papiere vor, die als gültig anerkannt wurden, jetzt durch seinen Anwalt auch die Geburtsurkunde. Und siehe da, das Bezirksamt Hamburg-Mitte bestätigte nun nach erneuter Prüfung die Echtheit der Dokumente und stellte das Verfahren ein.

Sportlich steht die Klärung aus, eine Anhörung hat der DFB für den 9. September angesetzt. Aber was die Proteste der Vereine angeht, so sind die seltsam, denn dem ist HSV kein Verschulden nachzuweisen, ein Punktabzug eigentlich also unmöglich. Wird bei einem Spieler zum Beispiel Doping nachgewiesen, wird der Spieler gesperrt, der Verein aber nicht bestraft.

Der 21-Jährige Gambier hat in seinem Leben offensichtlich schon vieles mitgemacht, über seine Flucht will er nicht reden. Eigentlich müsste er sich im siebten Himmel fühlen, jetzt muss er mit dieser Schmutzkampagne leben. Doch der junge Mann zeigt, wie stark er ist, mit seinem Tor zum 3:0 gegen Hannover löste er eine besondere Sympathiewelle für ihn aus, das Volksparkstadion wurde in seinen Grundfesten erschüttert und Trainer Dieter Hecking bewundert seinen Schützling: „Wie Baka mit der Sache umgeht, ist sensationell.“ Trotz dieser Anschuldigungen seine sportliche Leistung zu bringen, zeigt einen besonders starken Willen! Diesbezüglich kann Jatta sogar Vorbild sein.

Die Bayern standen auch wieder im Mittelpunkt, nämlich mit Uli Hoeneß der über seinen endgültigen Abschied sprach und Robert Lewandowski, der seinen Vertrag bis 2023 verlängert hat. Dazu die Niederlage von Dortmund, die Münchner gehen vergnügt in die Länderspielpause. Danach wird es sofort wieder Ernst, denn das Duell mit Tabellenführer RB Leipzig steht an. Die „Bullen“ sind der lachende Dritte im Titelkampf, nachdem Dortmund und München schon Punkte abgegeben haben. Vorteil der Nagelsmann-Schützlinge: Die Bayern haben nach einer Länderspielpause mit vielen Abstellungen oft Probleme.

Vorentscheidung in der EM-Qualifikation

Im Herbst ist die Bundesliga-Punktrunde immer ein Etappenrennen, dreimal wird im September, Oktober und November für internationale Länderspiele unterbrochen. Für die deutsche Nationalmannschaft geht die Qualifikation zur Europameisterschaft 2020 weiter und es stehen sogar vorentscheidende Spiele an. Gegner sind am Freitag in Hamburg die Niederlande und am Montag in Belfast Nordirland. Tabellenführer in der Gruppe C ist überraschend Nordirland, das alle seine vier Spiele gewann, allerdings bisher nicht auf die Favoriten Niederlande und Deutschland traf. Da sich nur zwei Mannschaften qualifizieren, ist für die Löw-Schützlinge verlieren nicht erlaubt.

Der Bundestrainer feiert quasi sein Comeback, nachdem er zuletzt wegen einer Rippenverletzung fehlte. Im Aufgebot gab es nur eine Überraschung mit der Nominierung des Freiburgers Luca Waldschmidt, allerdings immerhin Torschützenkönig der letzten Europameisterschaft der U21. Verzichten muss Löw auf die verletzten Sane, Draxler und Kehrer. Gegen die Niederlande gilt es, die gute Ausgangsposition zu behalten, den Nordiren sollten dann die Grenzen aufgezeigt werden. Klappt das, ist die EM ziemlich nahe.

Bei der U21 sieht die Sache für Bundestrainer Stefan Kuntz ganz anders aus, der muss ein neues Team basteln, nachdem die meisten der Vize-Europameister altersmäßig ausgeschieden sind. Kein Wunder, dass Kuntz 19 Neulinge nominierte, verwunderlich eher, dass nur zehn seiner 23 nominierten Schützlinge erstklassig spielen. Gibt es da in der Nachwuchsarbeit der Bundesliga Versäumnisse? Getestet wird am Donnerstag in Zwickau gegen Griechenland, am 10. September steht in Wales das erste Qualifikationsspiel an.

Die Bayern stehen gleich mit dem Rücken zur Wand

In der letzten Saison dauerte es – nach einem guten Start mit vier Siegen – bis zum Herbst, ehe sich die Bayern ihre Krise nahmen. In diesem Jahr geht es schneller, nur 2:2 gegen die Hertha zur Saison-Premiere, Dortmund dagegen 5:1 gegen Augsburg – vom ersten Spieltag an läuft der Meister dem Herausforderer hinterher, steht gleich mit dem Rücken zur Wand. Eine Situation, die sie in München gar nicht lieben und gleich machte sich nach zähen Transferabschlüssen im Sommer so eine Art Torschlusspanik breit. Plötzlich herrschte hektische Betriebsamkeit.

Am Wochenende ging es wirklich Schlag auf Schlag, der Kader füllte sich, doch ob die Neuzugänge die Mannschaft wirklich nach vorne bringen, muss erst einmal abgewartet werden. Da muss dann auch das System passen und die Stimmung in der Mannschaft darf nicht leiden, Stichwort Bank. Die Lösung liegt – im wahrsten Sinne des Wortes – beim „Magier“, der zaubern muss. „Magier“ wird Star-Einkauf Philippe Coutinho genannt, den Brasilianer spülte es in dem Spieler-Wechsle-Dich-Spielchen von Barcelona nach München. Eigentlich sollte Paris das Ziel sein, doch nur eine Beigabe eines Neymar-Wechsels wollte er nicht sein, München gefällt ihm angeblich auch, selbst vor dem Winter habe er keine Angst. Der 27-Jährige gilt als Spielgestalter und torgefährlich, in Liverpool unter Jürgen Klopp erlebte er seine beste Zeit, erzielte in 201 Pflichtspielen 54 Tore und gab 45 Torvorlagen. Dann holte ihn Barcelona für angeblich 145 Millionen Euro, machte ihn zum zweitteuersten Spieler der Welt und jetzt leisten sich – aus der Not geboren, weil andere (teure) Kandidaten verletzt ausfielen – die Bayern den Luxus-Spieler, angeblich für 8,5 Millionen Euro Leihgebühr und 13 Millionen Jahresgehalt. 120 Millionen ist wohl der Kaufpreis.

Den Anfang des Sommer-Schluss-Einkaufs machte Ivan Perisic, der mit seiner Erfahrung als Soforthelfer für die Flügel kam. Der Kroate kommt ebenfalls als Leihspieler von Inter Mailand, mit fünf Millionen ist die Gebühr preiswerter. Aber auch er will spielen, bleibt er ruhig in der Rolle des Back up? Und weil das Einkaufen gerade so schön ist, holten die Bayern den 20-Jährigen Franzosen Michael Cuisance von Mönchengladbach (Fünfjahresvertrag, 10 Millionen) gleich noch dazu. Angeblich wollte er bei der Borussia eine Einsatzgarantie, bei den Bayern sieht er das anders: „Ich will mich entwickeln.“

Plötzlich hat Bayern-Trainer Niko Kovac ein Überangebot an Spielern und die schwere Aufgabe, wie er alle einsetzen und zufriedenstellen soll, denn auf der Bank herrscht Unruhe. Die gab es bereits nach dem 2:2 gegen Hertha, denn Talent Renato Sanches will länger spielen, nicht nur fünf Minuten. Er moserte, was ihn angeblich 10.000 Euro Geldstrafe kostet. Er wiederholte zudem seinen Wechselwunsch. Vielleicht wäre die Lösung Spielpraxis in der Bayern II in der 3. Liga, dort könnten Sanches, Cuisance sowie Arp und Davies reifen. Tun sie sich das an oder gibt es nur Ärger? Im Mittelfeld haben die Bayern sowieso ein Überangebot. Coutinho könnte Thomas Müller verdrängen (die Bayern dürfen das Urgestein nicht verlieren!), ist die Frage, passen Thiago und Coutinho zusammen, mit Goretzka und Tolisso ist im Mittelfeld einer zuviel und als Abräumer fehlte zuletzt Javi Martinez, er ist fast unersetzlich. Niko Kovac muss also ein Magier sein, zumindest aber ein guter Moderator.

Die Dortmunder schauen sich das Ganze von oben an. Sie erlebten gegen Augsburg zwar einen Schock mit einem Gegentreffer nach nur 32 Sekunden (zum fünften Mal am 1. Spieltag!), doch nach drei Minuten war dies vorbei. Das 5:1 war fast ein Spaziergang und bestärkte nur das neue Selbstbewusstsein, zumal sich Mats Hummels gleich als die gewünschte Verstärkung in Sachen Sicherheit erwies. Und von Ärger auf der Bank drang (zunächst?) nichts nach außen. Dortmund hat die ersten Runden (Transfers, Supercup) gegen die Bayern für sich entschieden, doch abgerechnet wird im Mai.

Wo es eine Tabellenspitze gibt, gibt es auch ein Tabellenende. Das zieren der FC Augsburg und Neuling Union Berlin. Welch ein Terminplan: Am kommenden Samstag treffen sie aufeinander. Und kein Witz am 2. Spieltag: Es gibt eine Weichenstellung, wer verliert, der steckt auf jeden Fall im Abstiegskampf. Beide zählten ja sowieso zu den heißen Abstiegskandidaten, gemeinsam mit Neuling SC Paderborn, der allerdings in Leverkusen für Furore sorgte, aber auch ohne Zähler blieb.

Die Lage ist bei Union und Augsburg allerdings anders. Der Neuling weiß, dass er noch lernen muss. Die Augsburger sind in ihrem neunten Bundesliga-Jahr dagegen alte Hasen, doch so schlecht wie derzeit sah es noch nie aus. Scherzbolde sagen, es geht aufwärts. Die letzte Saison schloss mit einem 1:8 in Wolfsburg, die neue begann mit einem 1:5 in Dortmund. Und jetzt? Stabilität ist gefragt, dafür soll der vereinslose Stephan Lichtensteiner kommen, zuletzt spielte der 35-Jährige Schweizer bei Arsenal London. Die Torhüter-Position könnte wieder zur Achillesferse werden. Zur Erinnerung: Im Vorjahr patzten Giefer und Luthe in den ersten Spielen und der FCA verlor durch Torwartfehler mindestens sieben Punkte. Jetzt griff der tschechische Nationaltorhüter Koubek wiederholt ins Leere, ein Rückhalt war er nicht. Den aber braucht Augsburg und viel Mut gegen Union Berlin. Die nächsten Aufgaben haben es für beide Teams in sich: Der FCA muss nach Bremen und erwartet Frankfurt, Union hat zwar zwei Heimspiele, aber die Gegner heißen Dortmund und Bremen.

Die Augsburger werden auch zerknirscht nach Frankfurt geschaut haben, dort war ihr alter Abwehrstratege Martin Hinteregger, der unbedingt den Verein verlassen wollte, der gefeierte Siegtorschütze gegen Hoffenheim – nach 36 Sekunden. Immerhin raubte er dem FCA damit nicht die Bestleistung für das schnellste Tor. Die Eintracht aber hat die Qualifikationsrunde zur Europa League für eine gute Saisonvorbereitung genutzt. Der Stress geht aber weiter, der nächste Gegner in der Qualifikation am Donnerstag hat es in sich, gegen Racing Straßburg wird es nicht leicht und am Sonntag wartet Leipzig. Noch sind die Hessen in dieser Saison ohne Pflichtspielniederlage. Noch…

Die Bayern-Fans müssen in diesem Jahr tapfer sein

Schluss mit lustig! Sieben Meisterschaften hat der FC Bayern München zuletzt in Folge geholt und den früheren Rekord vom Titel-Hattrick in der Fußball-Bundesliga immer weiter verbessert. Jetzt soll diese Reise zu Ende sein, Borussia Dortmund hat energisch zur Jagd auf die Bayern geblasen, aufgerüstet und verkündet selbstbewusst: „Wir wollen Meister werden“.

Neue Töne also in der Bundesliga vor der neuen Saison und auch neue Trainer. Gleich sieben sind es an der Zahl und das macht die Liga vor dem Start am Freitag besonders interessant. Diesbezüglich also nicht „Schluss mit lustig“, sondern eher für die Fans „Lust komm her“.

Nur die Bayern-Fans, die müssen, wenn der Schein nicht trügt, in diesem Jahr tapfer sein. Beim Umbruch in der Mannschaft hapert es, die Abgänge der altgedienten Ribery, Robben und Rafinha, aber auch Hummels und James konnten nicht kompensiert werden. In Sachen Neuzugängen scheint ein Fluch über den Bayern zu hängen, Hernandez wurde gleich verletzt verpflichtet, die Wunschspieler auf den Flügeln, Hudson-Odoi und Sane, verletzten sich, ehe die Verhandlungen konkret wurden. So kommt dafür wohl Notlösung Ivan Perisic, doch dann hätte auch Ribery bleiben können.

Verletzungen dürfen kaum passieren, denn in der zweiten Reihe finden sich fast nur noch Talente, die aktuell kaum helfen können. Das ist der Unterschied zu Borussia Dortmund: Der Herausforderer hat das, was die Münchner früher eben auszeichnete und Titel sicherte – zwei gleichstarke Teams. Der Vorjahreszweite, der einen Neun-Punkte-Vorsprung noch verspielte, hat aus der Pleite gelernt, hat sich Selbstbewusstsein eingeimpft und vor allem in dieser Hinsicht ist Mats Hummels eine wertvolle Verstärkung. So soll die Schwäche des zögerlichen Trainers Lucien Favre kompensiert werden. Und Hummels frohlockt: „In Dortmund wird ein Titel besonders gefeiert.“ Da müssen die Bayern-Fans eben tapfer sein. Übrigens ist der Auftakt gegen Hertha BSC schon ein echter Test: Vier der letzten fünf Vergleiche verloren die Bayern gegen die Berliner!

Frischen Wind in die Bundesliga bringen aber auch sieben neue Trainer und die drei Aufsteiger. Frischer Wind aber auch, weil es den Anschein hat, als wurde generell in der Bundesliga das Selbstbewusstsein ausgepackt. Keine Scheu vor großen Zielen, Leipzig und Leverkusen zum Beispiel gehen offensiv die Qualifikation zur Champions League an, Gladbach, Hoffenheim, Bremen, Wolfsburg, die Hertha und Frankfurt lauern dahinter und haben zumindest mit der Europa League das europäische Geschäft im Auge.

Es gibt natürlich auch das Tabellenende. Wie immer werden die Aufsteiger gleich wieder als erste Absteiger genannt, aber der 1. FC Köln ist etwas anderes als ein „normaler“ Aufsteiger, er sieht sich eher als gestandener Bundesligist und „ist gekommen um zu bleiben“. Bleiben will erst einmal auch der SC Paderborn, wohl die verrückteste Mannschaft im deutschen Fußball der letzten Jahre, denn seit 2014 gab es immer Auf- oder Abstieg. Na ja, da liegt ein Abstieg wohl nahe. Ein absoluter Neuling, nämlich der 56. Verein in der Bundesliga, ist Union Berlin, der etwas andere Klub aus dem Stadtteil Köpenick, der bisher vor allem durch seine besondere Stimmung im kleinen Stadion (22.000 Zuschauer) und durch sein Weihnachtssingen auffiel.

Mit dem Abstieg hat aber in jedem Jahr auch eine Mannschaft zu tun, die im Vorfeld nicht daran denkt. Das könnte diesmal der FC Augsburg sein, der sich von einem braven Provinzklub in einen Chaos-Verein verwandelt hat. Chaos auf dem Feld und im Umfeld, wo Spieler streiken, machen was sie wollen und Manager Stefan Reuter quasi im Nasenring durch die Manege führen. Spieler wie Max und Gregoritsch wollen immer noch gehen, trüben die Stimmung. Ergebnis: Dem Team fehlt Qualität. Alles wurde zwar auf den Prüfstand gestellt, die medizinische Abteilung vergrößert, der Rasen untersucht, doch die alte Leidenschaft, die jetzt das neunte Jahr in der Bundesliga sicherte, ist verloren gegangen. Die 1:2-Pokalpleite beim Viertligisten SC Verl war bezeichnend. Die letzte Saison endete mit einem 1:8 in Wolfsburg, ähnliches droht gleich wieder zum Auftakt beim Titelanwärter Borussia Dortmund. Schluss mit lustig also.

Augsburg macht im erweiterten Kreis der Abstiegskandidaten den desolatesten Eindruck, da sieht es in Freiburg, Mainz oder Düsseldorf schon solider aus. Eine Wundertüte ist Schalke 04, wohin geht die Reise nach dem Absturz im Vorjahr auf Rang 14 mit nur 33 Punkten? Die Hoffnung ruht auf dem neuen Trainer und Klopp-Freund David Wagner, investiert wurde aber vor allem in die Führung rund um das Team. Die Stimmung trübte zuletzt allerdings Boss Tönnies, der nach rassistischen Äußerungen für drei Monate aufs Abstellgleis geschoben wurde.

PR für Pokal: Tore, Spaß und Pleiten

Vor dem „Nachschlag“ am Montag hat der DFB-Pokal bereits Lust auf Fußball gemacht. Es gab viele Tore, jede Menge Spaß, einen Aufstand der Kleinen und auch Pleiten der Großen. Wie schon in den letzten Jahren haben zwei Bundesligisten die Segel streichen müssen, Mainz und Augsburg waren diesmal die Dummen. Andere retteten sich erst im Elfmeterschießen. Mit Verl zog ein Viertligist in die nächste Runde ein und kassiert dafür (wie alle anderen auch) 351.000 Euro. Außerdem sind mit Kaiserslautern und Duisburg zwei Drittligisten weiter. Insgesamt aber zeigte bereits die erste Runde, dass man den unterklassigen Vereinen nie den Vergleich mit den Bundesligisten kürzen oder gar wegnehmen darf. Solche Gedanken gehören endgültig ad acta gelegt. Der Pokal lebt.

Am kommenden Wochenende beginnt auch die Fußball-Bundesliga der Frauen, ein Kommentar dazu noch in dieser Woche.

Klopp unsterblich in Liverpool – Tradition wird in die zweite Liga verbannt

Er kann es doch! Jürgen Klopp hat endlich einen internationalen Titel geholt und wird dafür in Liverpool gefeiert. Der 51-Jähige Trainer musste sich nach sechs verlorenen Endspielen gegen den Ruf wehren, kein bedeutendes Finale gewinnen zu können. Er scheiterte 2013 mit Borussia Dortmund an Bayern München, verlor 2017 mit Liverpool das Finale der Europa League und im Vorjahr das der Champions League nach schweren Torwartfehlern von Louis Karius mit 1:3 gegen Real Madrid. Doch in diesem Jahr war alles anders, Klopp, in Liverpool sowieso schon von den Fans geliebt, hat jetzt endlich geliefert und nach dem 2:0-Sieg gegen Tottenham in Madrid wird er unsterblich in der Stadt der Beatles. 200.000 waren in der Stadt auf den Beinen. Schon fordern viele für ihn ein Denkmal wie für die Legende der „Reds“, Bill Shankly. Auf dessen Spuren wandelt Klopp, jetzt will er den Fans und Stadt vor allem die nationale Meisterschaft schenken. Darauf warten sie sehnsüchtig und sie glauben an den einen, der es schaffen kann: Jürgen Klopp. Mit 97 Punkten wurde er in diesem Jahr hinter Manchester City und Pep Guardiola. Der Spanier gratulierte zum CL-Triumph und er freue sich schon auf die neuen Duelle, „wenn wir uns wieder gegenseitig in den Hintern treten“.

Das Finale in Madrid war im Vergleich zu den spektakulären Halbfinals geradezu langweilig, ein Hand-Elfmeter, einer der Sorte der unglücklichen Handbewegung, tötete schon in der 2. Minute das Spiel. In der Folge beherrschte Liverpool souverän den Kontrahenten aus der Premier League und es zeigte sich, wie wertvoll, wenn auch teuer, Klopps Verstärkungen waren: Abwehrstratege Virgil van Dijk (für 85 Millionen Euro verpflichtet) war ebenso ein Rückhalt wie Torhüter Alisson Becker (65 Mill.). Geld, vernünftig eingesetzt, gewinnt halt doch Pokale. Übrigens: Als seine größte Leistung bisher bezeichnete Klopp den Aufstieg in die Bundesliga mit Mainz 05.

14 Jahre nach einer sensationellen Aufholjagd gegen Mailand setzten sich die „Reds“ zum sechsten Mal Europas Fußball-Krone auf. Die englischen Teams waren in beiden europäischen Finals unter sich und jeder fragt sich, was bedeutet dies für die Zukunft? Eines zeigt sich, die englischen Klubs setzen ihre Millionen der übermäßigen TV-Gelder sinnvoller als in der Vergangenheit ein und deshalb sind sie eine ernsthafte Konkurrenz für den Rest der europäischen Spitzenklubs. Vom englischen Fußball brauchen wir dabei aber nicht reden, es sind internationale Stars, die für die Erfolge sorgen. Im stimmungslosen Finale der Europa League (im unsäglichen Austragungsort Baku) zwischen Chelsea und Arsenal London (4:1) stand gerade mal ein englischer Spieler in den Anfangsformationen. Der große Sieger war Belgiens Torjäger Eden Hazard, der große Verlierer der deutsche Ex-Nationalspieler Mesut Özil, der wieder einmal untertauchte und wie ein alter Mann vom Platz schlich, quasi als Beweis für die These, dass er ein weit überschätzter Spieler ist.

Aber nicht wegen England, sondern wegen der Funktionäre in den reichen Vereinen und bei dem europäischen Verband UEFA muss man sich Sorgen um die Zukunft von Europa League und Champions League machen. Tötet das Geld künftig die Spannung? Werden die Plätze ausgegeben nicht ausgelost, damit die Großen nicht ihre Pfründe verlieren? Die Gefahr besteht. In Deutschland ist die Champions League bereits im Pay-TV verschwunden und hat an Bedeutung erheblich verloren! Die CL ist auf dem Weg nur noch ein Wettbewerb für elitäre Klubs zu sein, hat dann aber für den Rest der Welt keine Bedeutung mehr.

Ein warnendes Beispiel könnte die Nations League sein, die als zusätzlicher Wettbewerb für die Nationalmannschaften erfunden wurde, um aus ungeliebten Freundschaftsspielen geldbringende Pokalspiele zu machen. Die Endrunde wird in dieser Woche in Portugal ausgetragen. Doch wen interessiert es? Schon gehört, dass jetzt am Mittwoch und Donnerstag die Halbfinals anstehen? In Deutschland verzichten die Rechteinhaber ARD und ZDF auf Übertragungen der Spiele Portugal – Schweiz und England – Niederlande, das ZDF widmet sich am kommenden Fußball-Sonntag wenigstens dem Finale in Porto. Die Nations League reißt also keinen von den Sitzen.

International ist in den nächsten Tagen noch einiges los, so stehen Qualifikationsspiele zur Europameisterschaft 2020 an und am Freitag beginnt in Frankreich die Frauen-Weltmeisterschaft. Dazu mehr in einem eigenen Kommentar in den nächsten Tagen.

Beste 2. Bundesliga aller Zeiten?

Noch ein Blick auf das nationale Geschehen. Die Relegationsspiele im Profi-Fußball sind beendet und sie brachten große Überraschungen. Nachdem sich der SC Paderborn bereits in der regulären Saison einen Platz im Oberhaus zurückgeholt hatte, zog jetzt der Dritte der 2. Bundesliga, Union Berlin, umjubelt nach und schickte den VfB Stuttgart in die zweite Liga. Zwar verloren die Stuttgarter nicht, aber ein 2:2 zu Hause und ein 0:0 in Berlin waren nach der Auswärtstorregel eben zu wenig. In Berlin wurde entsprechend gefeiert und die Fans treuen sich jetzt schon auf der Derby gegen Hertha BSC. Union ist der 56. Klub in der Bundesliga-Geschichte.

Paderborn und Union werden die „Exoten“ in der Bundesliga sein, andererseits sieht es so aus, dass die Fußball-Tradition in die zweite Liga verbannt wird. In der Bundesliga sorgen neureiche Klubs wie Hoffenheim und RB Leipzig für Furore, bleiben aber ungeliebt, dazu sind Werkklubs wie Bayer Leverkusen und der von VW am Leben erhaltene VfL Wolfsburg nur geduldet. Die Herzen der Fans schlagen eher für Vereine wie den Hamburger SV, 1. FC Nürnberg, VfB Stuttgart, Hannover 96, FC St. Pauli, Dynamo Dresden oder 1860 München. Gemerkt? Bis auf 1860, das sogar in die 3. Liga abrutschte, treffen sich die Vereine in der 2. Bundesliga. Es könnte also die beste und von den Namen her zumindest interessanteste zweite Liga aller Zeiten werden! Am 26. Juli beginnt bereits die neue Saison, die ersten Vereine starten am 17. Juni ihre Vorbereitung.