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Tag: VfB Stuttgart

Beste Werbung für die Fußball-Bundesliga

Das Experiment der Geister-Spiele in der Fußball-Bundesliga ist gelungen. Nein, eigentlich ist es noch mehr, die Geister-Spiele sind national und international beste Werbung. Natürlich bleibt der Makel, dass ohne Fans die Atmosphäre fehlt, aber das lässt das nach wie vor umtriebige Coronavirus nicht zu. Aber aus der vertrackten Situation haben die DFL und ihre Vereine das Beste gemacht, auch mit Hilfe der Fans, die offensichtlich vernünftig genug sind, den Spielbetrieb nicht zu torpedieren. Hoffentlich bleibt das so. Ganz im Gegenteil, die Idee der Pappkameraden auf den Rängen in Mönchengladbach war ein voller Erfolg und verbreitete wenigstens ein bisschen von Zuschauer-Feeling. Leider müssen die Pappfiguren zwangsläufig stumm bleiben, eine Hilfe für die Borussia beim 1:3 gegen Leverkusen waren sie deshalb nicht.

Aber der Ball rollt und die Bundesliga bleibt Vorbild für andere internationale Ligen sowie für andere Sportarten. „Machen wir es doch wie die Bundesliga“ ist derzeit fast schon eine gängige Redewendung. Auch der Pay-TV-Sender Sky darf sich zu den Gewinnern zählen und verzeichnet ebenso Rekord-Einschaltquoten wie zahlreiche internationale Fernsehsender. Und jetzt steht auch noch der „deutsche Clasico“ bevor, das Duell zwischen Borussia Dortmund und Bayern München am Dienstag. Da schaut wieder die ganze Welt nach Deutschland. Nun müssen die Akteure auf dem Rasen dafür sorgen, dass auch das Spitzenspiel zur besten Werbung wird.

Die Ausgangslage ist klar, für Dortmund geht es darum, praktisch die letzte Chance zu nutzen, um gegen die Bayern, vier Punkte Vorsprung, im Titelrennen zu bleiben. Beide Mannschaften beeindrucken in der Rückrunde mit Top-Leistungen (je sechs Siege in Folge), die Münchner steuern sogar einen neuen Torrekord an. Für die Bayern stehen die vorentscheidenden Spiele an mit den Aufgaben in Dortmund, in Leverkusen und gegen Gladbach (mit dem Treffen gegen Abstiegskandidat Düsseldorf dazwischen). Am 13. Juni könnten die Weichen für die Meisterschaft gestellt sein – oder eben auch nicht. Dortmund hat als letzte schwierige Aufgabe das Gastspiel in Leipzig am vorletzten Spieltag. Ist es noch von Bedeutung?

Die Welt schaut also auf dieses Spiel und vor allem auf das Duell der Torjäger Erling Haaland, dem talentierten Norweger, dem derzeit die Schlagzeilen gehören, und Robert Lewandowski, der Tor-Maschine und wohl derzeit bestem Mittelstürmer der Welt. Da will Haaland noch hin. Beide Teams bangen aber auch um wichtige Akteure, Dortmund um Hummels und Witsel, die Bayern um Thiago. Nach der Tendenz der Geisterspiele sind die Bayern Favorit, meist siegen nämlich die Auswärtsteams!

Bitte Abstand halten – auch in der Tabelle

Ein Blick auf die Tabelle offenbart Seltsames, nämlich, dass für die Bundesliga und Corona offensichtlich die gleichen Verhaltensregeln gelten, nämlich Abstand halten! Abstand zwischen den besten fünf Teams und dem Rest des Feldes, wobei von Wolfsburg (39 Punkte), über Freiburg (37), Schalke (37), Hoffenheim (36) bis Köln und die Hertha (beide 34) alle nicht den Eindruck machen, als sollten sie reif für Europa sein. Freiburg zum Beispiel scheint richtiggehend Angst vor dem internationalen Geschäft zu haben. Schalke ist nach toller Vorrunde in der Rückrunde ein Rätsel, mit jetzt neun Spielen ohne Sieg! Ein Gewinner der Corona-Pause sind dagegen die Berliner. Jetzt redet keiner mehr über das Chaos, sondern über den Start mit zwei Zu-Null-Siegen im Derby bei Union (3:0) und jetzt Frankfurt (4:0). Bruno Labbadia ist mal wieder der Trainer der Stunde.

Dahinter heißt es wieder Abstand, ab dem FC Augsburg (30 Punkte) geht es gegen den Abstieg, Ausgang ungewiss. Die Augsburger verschafften sich im Duell der Verlierer bei Schalke mit dem 3:0-Sieg etwas Luft und schenkten Neu-Trainer Heiko Herrlich ein erfolgreiches Debüt nach seinem Corona-Fehltritt. Aber jetzt folgt das noch wichtigere Heimspiel gegen Schlusslicht SC Paderborn. Der Neuling galt schon vor der Saison als Absteiger Nummer eins, wehrt sich aber tapfer und erwarb sich durchaus Anerkennung. Die Westfalen sind alles andere als Kanonenfutter. Davor haben Bremen und Düsseldorf den Kampfgeist entdeckt, das Aufbäumen ist da und schon geraten Mainz und Frankfurt in Not. Ihnen wäre es lieber, die Teams hinter ihnen würden den nötigen Abstand halten!

Es hat sich also gelohnt, dass der Fußball wieder rollt, das gilt auch für die 2. Bundesliga, wo es ähnlich interessant ist. die Altmeister aber Rätsel aufgeben. Der Hamburger SV und VfB Stuttgart treten auf der Stelle und präsentieren Spitzenreiter Arminia Bielefeld quasi den Aufstieg. In Nürnberg heißt es gern „der Club is a Depp“, das könnte sich wieder einmal bewahrheiten, der Abstieg ist nah, die Stürmer treffen nicht und ohne Tore kein Klassenerhalt.

Es lohnt sich, wenn der Fußball rollt, das sollte sich die 3. Liga zu Herzen nehmen, doch dort herrscht Streit (siehe auch die nächste Kolumne „Die Ligen sind immer wichtiger als die Vereine“), herrschen Lügen und Intrigen, damit wollen Abstiegskandidaten den Klassenerhalt retten. Die Vereine der 3. Liga würden ja gern unter das Dach der DFL rutschen, wobei finanzielle Gründe den Anreiz bilden, dort könnten sie sich dieses Theater jedoch nicht leisten. DFL-Boss Christian Seifert sieht es sehr richtig: „Je nach Tabellenplatz entdeckt man plötzlich die Moral.“

Start der Frauen-Bundesliga

Der Fußball rollt auch in der Frauen-Bundesliga wieder, ohne Streit, auch wenn Schlusslicht Jena gegen die Fortsetzung war, weil es Probleme mit Training und Stadion hat. Nur noch sechs Spieltage stehen an, dazu drei Runden im Pokal. Der Start hat es gleich in sich, denn Bayern München erwartet am Samstag (13.00 Uhr) die TSG Hoffenheim. Zweiter gegen Dritter also, wobei die Münchnerinnen gerade mal einen Zähler Vorsprung haben und bereits das Hinspiel mit 0:1 in den Sand setzten. Wer kommt also besser aus den Startlöchern?

Am Titelgewinn des noch ungeschlagenen VfL Wolfsburg gibt es allerdings keine Zweifel bei acht Punkten Vorsprung vor den Bayern. Die Mädchen freuen sich aber, dass sie wieder auf der Bildfläche erscheinen und bei Eurosport und Magenta TV im Fernsehen zu sehen sind. Bei ihnen schaut allerdings keineswegs die ganze Welt zu, doch für das Image ist der Re-Start von großer Bedeutung.

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Ende der Spekulationen, aber die Unruhe bleibt

Am 31. Januar endet die zweite Wechselfrist im Fußball, „endlich“ werden viele sagen, die die Nase voll haben von den ständigen Gerüchten und Spekulationen um Spielerwechsel. Leider, werden die Vereinsmanager sagen, die mit ihren Verhandlungen noch nicht zum Ziel gekommen sind. Zwiegespalten sind die Trainer, die einen sind froh, dass endlich Ruhe herrscht und keine Unsicherheit mehr im Kader, die anderen hadern, weil ihr Team nicht so verstärkt werden konnte, wie sie es gern hätten. Und die Fußball-Fans? Die können sich auf eines verlassen: Das Ende der Spekulationen ist am Freitag zwar gekommen, aber die Unruhe bleibt. Dies machte auch der zweite Rückrunden-Spieltag der Bundesliga deutlich.

Spekulationen um Spieler wird es weiterhin geben, denn der nächste Sommer kommt bestimmt und damit erneut Änderungen in der Mannschaft. Nehmen wir nur Bayern München als Beispiel und den „Fall Coutinho“. Der Brasilianer gilt als Ballzauberer und Vorlagengeber, Torjäger Robert Lewandowski freute sich auf einen Zulieferer, der ihm zur Torjägerkanone verhelfen könnte. Aber bisher gab es nur wenige Lichtblicke, selten blitzte das Können des begnadeten Technikers wirklich auf. So bleibt die Unruhe, ob die Leihe verlängert werden soll oder nicht, wohl bis zum Sommer. Es sei denn, die Bayern halten ihre derzeitige Form, Thiago und Goretzka trumpfen weiter auf wie zuletzt, dann hat sich das Thema nämlich erledigt: An dem Mittelfeld mit Kimmich, Thiago und Goretzka kommt Coutinho nicht vorbei, sie sind die Basis des Super-Starts in die Rückrunde mit einem 4:0 bei der Hertha und dem 5:0 gegen Schalke. Das waren Ausrufezeichen! Und der Gewinner heißt außerdem Hansi Flick, der Coach. Viele sehen ihn auf den Spuren von Jupp Heynckes. Dabei sollte man auch Co-Trainer Hermann Gerland nicht vergessen.

Einiges von den Bayern vermisst Trainer Julian Nagelsmann bei seinen Leipziger Schützlingen. Der 32-Jährige Jungtrainer sah bei seiner Mannschaft bei der 0:2-Niederlage in Frankfurt nicht die Gier nach dem Titel, wie sie die Bayern an den Tag legen und faltete seine Spieler zusammen. „Wir sind nicht so gut, wie wir alle sein wollen“, moserte er und bemängelte vor allem schlechte Trainingsleistungen. Ein überraschender Wachrüttler, sind doch die Bullen Tabellenführer, blieben erstmals in dieser Saison ohne eigenen Treffer und haben eine Serie von neun Ligaspielen ohne Niederlage hinter sich. Nagelsmanns Weckruf soll wohl Muntermacher für die nächsten Aufgaben sein. Wie wach seine Mannschaft geworden ist, wird sich am Samstag gegen den Dritten Gladbach zeigen und am Sonntag, 9. Februar, bei den Bayern. Zwei Spiele, die den Weg weisen. Nach Nagelsmann Worten entweder zum Gipfelkreuz oder es geht an den Abstieg vom Gipfel.

Es könnte ja sein, dass Leipzigs Stars dem ungewohnten Druck mit der Aussicht auf die Meisterschaft nicht standhalten. Ein Druck, den die Bayern nicht als Druck kennen und der sie anstachelt. Ein Druck, den Fußball-Profis aushalten sollten, was aber nicht jedem gelingt. So war wohl auch der Druck für den jungen Schalker Torhüter Markus Schubert zu groß. Der U21-Nationaltorhüter patzte zweimal bei den Bayern, lud zu Toren ein und so gelangten einige Super-Paraden in den Hintergrund. Schubert bestand die Bewährungsprobe im Zweikampf um den Platz im Tor mit dem wechselwilligen Alexander Nübel nicht. Der zuletzt gesperrte Keeper sieht seine Zukunft künftig bei den Bayern und fordert dort Platzhirsch Manuel Neuer heraus, während er in der Rückrunde sehen muss, ob Schalkes Trainer David Wagner ihm noch vertraut oder schon auf die Zukunftslösung Schubert setzt. Allerdings geht es bei den Vereinen um den aktuelle Erfolg und da hat Schubert den Konkurrenten in die Pole Position gebracht: Was die reine Torhüterarbeit angeht, mag Schubert nicht schlechter sein, aber Nübel hat die weitaus größere Ausstrahlung und sorgt eher für Sicherheit bei seinen Vorderleuten. Das wurde in München deutlich.

Der Kampf um den Titel bleibt heiß, der Abstiegskampf ebenso und unversehens sehen sich da wieder Mannschaften verstrickt, die sich schon ins Mittelfeld abgesetzt hatten. Der FC Augsburg zum Beispiel, der zuletzt drei Niederlagen in Folge hinnehmen musste. Die schöne Zeit des Erfolgs ist Vergangenheit, jetzt lebt man von dieser Punktesammlung (davor drei Siege in Folge und sechs Spiele ohne Niederlage). Ausruhen geht nicht, es wird wieder ernst, vor allem am Samstag gegen Werder Bremen. Gewinnt der FCA, gewinnt er auch Ruhe und stürzt Werder endgültig ins Chaos, gewinnt Werder ist Augsburg wieder mittendrin im Abstiegskampf. Den hat auch Paderborn belebt und mischt ernsthaft mit, während Düsseldorf ans Tabellenende stürzte. Jetzt fliegen dort die Funken rund um Trainer Friedhelm Funkel. Steht er durch ein Ultimatum unter Druck oder nicht?

Es ist so, die Spekulationen um Spielerwechsel enden, die Unruhe nicht.

Sonderrolle für die 2. Bundesliga

Die 2. Bundesliga giert immer nach Gelegenheiten, um den Schatten des Oberhauses zu entfleuchen. Das gelingt vor der Saison mit einem Frühstart und ein bisschen auch beim Start ins neue Jahr, indem nämlich die Rückrunde mit dem 19. Spieltag unter der Woche mit Spielen von Dienstag bis Donnerstag fortgesetzt wird. Zur Erinnerung: Tabellenführer ist überraschend Arminia Bielefeld (34 Punkte) vor den eigentlichen Favoriten Hamburger SV und VfB Stuttgart (je 31) und Außenseiter FC Heidenheim (30). Schlusslicht ist ähnlich überraschend Dynamo Dresden (13) mit schon vier Punkten Rückstand auf Wehen Wiesbaden (17), davor der 1. FC Nürnberg (!!!/19) und Karlsruhe sowie Bochum (je 20).

Die zweite Liga ist durch zahlreiche Ex-Bundesligisten und Traditionsvereine durchaus attraktiv, dennoch drängt es alle nach oben, weil es im Oberhaus wesentlich mehr Geld zu verdienen gibt. Schulden in der zweiten Liga, Gewinn in der ersten darf durchaus als Regel bezeichnet werden. Das setzt sich auch bei der Schnittstelle zur 3. Liga fort.

Wer also aus der Bundesliga absteigt, der reduziert oft nicht seinen Etat wesentlich, sondern der will mit aller Macht wieder nach oben, was manchmal auch schiefgeht und sogar zum absoluten Absturz führt. Das gilt derzeit für zwei Bundesliga-Absteiger, den 1. FC Nürnberg und Hannover 96, das nur unwesentlich besser dasteht und eher durch Chaos im Verein auffällt. Einzig der VfB Stuttgart darf am Wiederaufstieg schnuppern, versucht ihn auch mit aller Macht mit dem neuen Trainer Pellegrino Matarazzo, der bisher allerdings nur im Nachwuchs tätig war, aber einen prominenten Fürsprecher hat: Julian Nagelsmann. Der HSV wiederum vertraut Coach Dieter Hecking und ist beim Wiederaufstieg schon ein Jahr im Verzug. Mit Beyer (Gladbach), Schaub (Köln) und jetzt noch Stürmer Pohjanpalo (Leverkusen) dürften sich die Hanseaten sinnvoll verstärkt haben. Spitzenreiter Bielefeld spürt den Atem der Verfolger und die Frage lautet: Hält die Arminia durch?

Die 2. Bundesliga wird so die attraktivste zweite Liga in Europa bleiben. Aber Achtung, Unruhe gibt es auch im Unterhaus.

Unten ist oben! Zweite Liga erstklassig

Vor einer Woche war an dieser Stelle von der 3. Liga im deutschen Fußball die Rede und davon, dass sie im europäischen Vergleich an der Spitze liegt, was das Interesse angeht. Dies lässt sich auch von der 2. Bundesliga sagen, die am Freitag mit der neuen Saison beginnt. Die zweite Liga ist in Sachen Interesse, heißt Zuschauerschnitt, in Europa erstklassig. Rund 19.000 kamen in der letzten Saison im Schnitt, der Rekord liegt bei 21.580 in der Saison 2016/17. Manchmal kann unten und eben doch oben sein!

In der Tat hat die 2. Bundesliga an Image gewonnen, das liegt daran, dass Traditionsvereine das Unterhaus zwangsläufig „besuchen“ und scheinbar führt das auch dazu, dass das spielerische Niveau steigt. Die Trainer konstatieren, dass die Liga bei Weitem keine „Kampfliga“ mehr sei. Und dennoch sind sich die Favoriten, meist die Bundesliga-Absteiger, einig: „Wir müssen die zweite Liga annehmen“. Das gilt aber vor allem auch psychologisch, nicht dass einer meint, „wir sind eigentlich ein Bundesligist, die zweite Liga gewinnen wir im Vorbeigehen“. Das kann zur Ernüchterung führen, der Bundesliga-Dino Hamburger SV musste es in der letzten Saison erleben. Er blieb auf der Strecke, neben dem Rückkehrer 1. FC Köln machten der SC Paderborn und Union Berlin das Rennen. Sie sind jetzt oben.

Die Bundesliga-Absteiger VfB Stuttgart, Hannover 96 und 1. FC Nürnberg gehören neben dem Hamburger SV also zum Favoritenkreis und möchten schnellstmöglich wieder zurück. Gleichzeitig steigern sie natürlich die Attraktivität der 2. Bundesliga, die ja mit Dynamo Dresden, dem FC St. Pauli und Aufsteiger Karlsruher SC weitere klangvolle Namen zu bieten hat. Nur sechs Vereine des 18er-Feldes haben noch keine Bundesliga-Luft geschnuppert. Also auch da ist die zweite Liga fast erstklassig.

Auffallend ist, dass sich im Unterhaus wie im Oberhaus das Trainerkarussell kräftig drehte. Sieben neue Trainer gibt es oben, sechs sind es auch in der 2. Bundesliga. Bezeichnend, alle großen Favoriten probieren es mit neuen Coaches. Die Neuen sind Tim Walter (Stuttgart), Mirko Slomka (Hannover), Damir Canadi (Nürnberg) und Dieter Hecking (Hamburg), außerdem Mersad Selimbegovic (Regensburg) und Andre Schubert (Kiel). Einer der Erstgenannten vier wird also in die Röhre schauen, wobei einige schon vorsichtig sagen, wir wollen nach oben, muss aber nicht gleich in diesem Jahr sein. Ein „Muss“ ist es wohl beim Hamburger SV, schließlich ist es der zweite Anlauf, die größten Erwartungen gibt es darüber hinaus wohl in Stuttgart. Der Start hat es gleich in sich mit dem Duell Stuttgart – Hannover. Wer ist besser gerüstet?

Das sind die 18 Teams: VfB Stuttgart, Hannover 96, 1. FC Nürnberg, Hamburger SV, FC Heidenheim, Holstein Kiel, Arminia Bielefeld, Jahn Regensburg, FC St. Pauli, Darmstadt 98, VfL Bochum, Dynamo Dresden, Greuther Fürth, Erzgebirge Aue, SV Sandhausen, VfL Osnabrück, Karlsruher SC, Sv Wehen Wiesbaden.

Bundesliga-PR von Bayern und Dortmund

Im Oberhaus tummeln sich die Favoriten im internationalen Geschehen. Bayern München und Borussia Dortmund weilten beide in den USA auf Werbetour, wobei diesmal allerdings nur die Münchner am Champions Cup teilnahmen. Aber beide sorgten für beste PR für die Bundesliga. Die Dortmunder besiegten Ex-Trainer Jürgen Klopp mit Champions-League-Sieger FC Liverpool mit 3:2 und die Bayern verwiesen nach einem 1:2 gegen Arsenal London den alten Rivalen Real Madrid mit 3:1 in die Schranken. Eine Wohltat für beide Teams und Lob gab es obendrein. So urteilte Jürgen Klopp über Dortmunds Leistung „eindrucksvoll“ und Reals Trainer Zinedine Zidane nahm die Münchner wieder in den Kreis der Favoriten für die Champions League auf: „Sie haben ein Team, das den Titel gewinnen kann“. Dortmund hat sich bekanntlich spektakulär verstärkt, die Bayern halten mit einem etablierten Team dagegen: „Uns muss man erst mal schlagen.“ Und wenn es keine Neuzugänge gibt, dann bleiben halt die eigentlich erwarteten Abgänge: Renato Sanches will sich endgültig bei den Bayern durchsetzen, Jerome Boateng warb mit starken Leistungen für sich, nach dem Motto „geht doch“. Bei ihm ist das letzte Wort allerdings noch nicht gesprochen. Das erste Duell zwischen Dortmund und Bayern wird schon sehnsüchtig erwartet, es ist der Supercup am 3. August. In der Bundesliga muss man noch bis zum Wochenende 9./10. November warten.

Übrigens zeigt sich bei beiden Vereinen wieder einmal der Unterschied: Da der Glamour-Klub Bayern, der bei Hollywood-Star Arnold Schwarzenegger in Los Angeles zum Grillen eingeladen war (unter den Gästen auch Sylvester Stallone und Dolph Lundgren, Star-Koch Alfons Schuhbeck sorgte mit Kaiserschmarrn für die Nachspeise) und die NASA besuchte, passend zum erhofften weiteren Höhenflug. Der bodenständige Verein aus dem Ruhrpott gönnte sich als Abwechslung einen Besuch in einem Burger-Restaurant.

Während sich 17 Bundesligisten noch auf die neue Saison vorbereiten, wartet auf einen Verein schon der Ernstfall, Eintracht Frankfurt muss bereits in der 2. Qualifikationsrunde der Europa League ran (25. Juli/1. August). Gegner ist Flora Tallinn, Tabellenführer in Estland, das sich mit 2:0, 2:2 gegen den eigentlich favorisierten serbischen Vizemeister Radnicki Nis durchsetzen konnte. Kann Tallinn zum Stolperstein werden? Beobachter glauben nicht, das spielerische Niveau sei überschaubar gewesen. Die Hessen wollen die Europa-Euphorie des letzten Jahres wiederholen und haben sich im Rahmen der Saison-Vorbereitung bestmöglich in Form gebracht, doch rund um die Mannschaft gibt es noch Fragezeichen. Die Torjäger Jovic und Haller haben sich bekanntlich verabschiedet, um Torhüter Kevin Trapp gibt es mit Paris noch eine Hängepartie. So ist der Däne Frederik Rönnow die Nummer 1. Er kann also Werbung für sich betreiben. Sollte sich Frankfurt für die Europa League qualifizieren und auch im DFB-Pokal erfolgreich sein, warten auf die Mannschaft bis Weihnachten 31 Spiele! „Müde Weihnachten“ wären dann wohl auch „frohe Weihnachten“.

Klopp unsterblich in Liverpool – Tradition wird in die zweite Liga verbannt

Er kann es doch! Jürgen Klopp hat endlich einen internationalen Titel geholt und wird dafür in Liverpool gefeiert. Der 51-Jähige Trainer musste sich nach sechs verlorenen Endspielen gegen den Ruf wehren, kein bedeutendes Finale gewinnen zu können. Er scheiterte 2013 mit Borussia Dortmund an Bayern München, verlor 2017 mit Liverpool das Finale der Europa League und im Vorjahr das der Champions League nach schweren Torwartfehlern von Louis Karius mit 1:3 gegen Real Madrid. Doch in diesem Jahr war alles anders, Klopp, in Liverpool sowieso schon von den Fans geliebt, hat jetzt endlich geliefert und nach dem 2:0-Sieg gegen Tottenham in Madrid wird er unsterblich in der Stadt der Beatles. 200.000 waren in der Stadt auf den Beinen. Schon fordern viele für ihn ein Denkmal wie für die Legende der „Reds“, Bill Shankly. Auf dessen Spuren wandelt Klopp, jetzt will er den Fans und Stadt vor allem die nationale Meisterschaft schenken. Darauf warten sie sehnsüchtig und sie glauben an den einen, der es schaffen kann: Jürgen Klopp. Mit 97 Punkten wurde er in diesem Jahr hinter Manchester City und Pep Guardiola. Der Spanier gratulierte zum CL-Triumph und er freue sich schon auf die neuen Duelle, „wenn wir uns wieder gegenseitig in den Hintern treten“.

Das Finale in Madrid war im Vergleich zu den spektakulären Halbfinals geradezu langweilig, ein Hand-Elfmeter, einer der Sorte der unglücklichen Handbewegung, tötete schon in der 2. Minute das Spiel. In der Folge beherrschte Liverpool souverän den Kontrahenten aus der Premier League und es zeigte sich, wie wertvoll, wenn auch teuer, Klopps Verstärkungen waren: Abwehrstratege Virgil van Dijk (für 85 Millionen Euro verpflichtet) war ebenso ein Rückhalt wie Torhüter Alisson Becker (65 Mill.). Geld, vernünftig eingesetzt, gewinnt halt doch Pokale. Übrigens: Als seine größte Leistung bisher bezeichnete Klopp den Aufstieg in die Bundesliga mit Mainz 05.

14 Jahre nach einer sensationellen Aufholjagd gegen Mailand setzten sich die „Reds“ zum sechsten Mal Europas Fußball-Krone auf. Die englischen Teams waren in beiden europäischen Finals unter sich und jeder fragt sich, was bedeutet dies für die Zukunft? Eines zeigt sich, die englischen Klubs setzen ihre Millionen der übermäßigen TV-Gelder sinnvoller als in der Vergangenheit ein und deshalb sind sie eine ernsthafte Konkurrenz für den Rest der europäischen Spitzenklubs. Vom englischen Fußball brauchen wir dabei aber nicht reden, es sind internationale Stars, die für die Erfolge sorgen. Im stimmungslosen Finale der Europa League (im unsäglichen Austragungsort Baku) zwischen Chelsea und Arsenal London (4:1) stand gerade mal ein englischer Spieler in den Anfangsformationen. Der große Sieger war Belgiens Torjäger Eden Hazard, der große Verlierer der deutsche Ex-Nationalspieler Mesut Özil, der wieder einmal untertauchte und wie ein alter Mann vom Platz schlich, quasi als Beweis für die These, dass er ein weit überschätzter Spieler ist.

Aber nicht wegen England, sondern wegen der Funktionäre in den reichen Vereinen und bei dem europäischen Verband UEFA muss man sich Sorgen um die Zukunft von Europa League und Champions League machen. Tötet das Geld künftig die Spannung? Werden die Plätze ausgegeben nicht ausgelost, damit die Großen nicht ihre Pfründe verlieren? Die Gefahr besteht. In Deutschland ist die Champions League bereits im Pay-TV verschwunden und hat an Bedeutung erheblich verloren! Die CL ist auf dem Weg nur noch ein Wettbewerb für elitäre Klubs zu sein, hat dann aber für den Rest der Welt keine Bedeutung mehr.

Ein warnendes Beispiel könnte die Nations League sein, die als zusätzlicher Wettbewerb für die Nationalmannschaften erfunden wurde, um aus ungeliebten Freundschaftsspielen geldbringende Pokalspiele zu machen. Die Endrunde wird in dieser Woche in Portugal ausgetragen. Doch wen interessiert es? Schon gehört, dass jetzt am Mittwoch und Donnerstag die Halbfinals anstehen? In Deutschland verzichten die Rechteinhaber ARD und ZDF auf Übertragungen der Spiele Portugal – Schweiz und England – Niederlande, das ZDF widmet sich am kommenden Fußball-Sonntag wenigstens dem Finale in Porto. Die Nations League reißt also keinen von den Sitzen.

International ist in den nächsten Tagen noch einiges los, so stehen Qualifikationsspiele zur Europameisterschaft 2020 an und am Freitag beginnt in Frankreich die Frauen-Weltmeisterschaft. Dazu mehr in einem eigenen Kommentar in den nächsten Tagen.

Beste 2. Bundesliga aller Zeiten?

Noch ein Blick auf das nationale Geschehen. Die Relegationsspiele im Profi-Fußball sind beendet und sie brachten große Überraschungen. Nachdem sich der SC Paderborn bereits in der regulären Saison einen Platz im Oberhaus zurückgeholt hatte, zog jetzt der Dritte der 2. Bundesliga, Union Berlin, umjubelt nach und schickte den VfB Stuttgart in die zweite Liga. Zwar verloren die Stuttgarter nicht, aber ein 2:2 zu Hause und ein 0:0 in Berlin waren nach der Auswärtstorregel eben zu wenig. In Berlin wurde entsprechend gefeiert und die Fans treuen sich jetzt schon auf der Derby gegen Hertha BSC. Union ist der 56. Klub in der Bundesliga-Geschichte.

Paderborn und Union werden die „Exoten“ in der Bundesliga sein, andererseits sieht es so aus, dass die Fußball-Tradition in die zweite Liga verbannt wird. In der Bundesliga sorgen neureiche Klubs wie Hoffenheim und RB Leipzig für Furore, bleiben aber ungeliebt, dazu sind Werkklubs wie Bayer Leverkusen und der von VW am Leben erhaltene VfL Wolfsburg nur geduldet. Die Herzen der Fans schlagen eher für Vereine wie den Hamburger SV, 1. FC Nürnberg, VfB Stuttgart, Hannover 96, FC St. Pauli, Dynamo Dresden oder 1860 München. Gemerkt? Bis auf 1860, das sogar in die 3. Liga abrutschte, treffen sich die Vereine in der 2. Bundesliga. Es könnte also die beste und von den Namen her zumindest interessanteste zweite Liga aller Zeiten werden! Am 26. Juli beginnt bereits die neue Saison, die ersten Vereine starten am 17. Juni ihre Vorbereitung.

Transfer-Poker ist eine Gefahr im Bundesliga-Finale

Die Fußball-Mannschaften in allen Ligen befinden sich mitten drin im Saison-Finale. Die Spannung steigt und eigentlich sollten sich alle auf den Sport konzentrieren, darauf, den Kampf um Meisterschaft, Auf- und Abstieg zu bestehen. Doch tun dies Vereinsverantwortliche, vor allem aber Trainer und Spieler wirklich? Besonders im Profi-Fußball spielt auch die neue Saison schon eine große Rolle. Der Sport, und sei die Situation auch noch so brisant, wird in den Hintergrund gedrängt, die Transfers, so hat der Beobachter das Gefühl, spielen die Hauptrolle. Der Transfer-Poker ist aber eine Gefahr für die Bundesliga! Wo haben die Spieler ihre Gedanken? Können sie wirklich die Verhandlungen ausblenden und sich auf die Gegenwart konzentrieren? Nicht immer hat man das Gefühl, dass die Spieler auf dem Feld hundertprozentig bei der Sache sind.

Die Medien lieben den Transfer-Poker, denn leichter sind Schlagzeilen nicht zu bekommen, man kann vor allem so herrlich spekulieren, während es sich die Klubs angewöhnt haben, eine Erfolgsmeldung erst nach getätigter Unterschrift zu verbreiten. Stars werden mit großem Brimborium vorgestellt, bei Spielern, die den Kader eher nur auffüllen sollen, reichen ein paar Zeilen. Aber egal, die Medien stürzen sich auf jedes Gerücht und so heißt es zum Beispiel marktschreierisch „Transfer-Schlacht um die Stars“. Im Transfer-Geschäft wiederum heißt es, den Spieler zu überzeugen bzw. die notwendigen Scheine eben auf den Tisch zu legen.

Auffallend in diesem Jahr ist, dass es nicht nur um die Spieler geht, sondern verstärkt auch um Trainer und Sportdirektoren. Die Fluktuation war in diesem Jahr auf diesen Posten so groß wie noch nie, einige Klubs (z. B. Gladbach und Hertha) kündigten schon frühzeitig an, dass die Trainer im Sommer gehen müssen. Gladbach, Wolfsburg, Hertha, Schalke, Stuttgart, Nürnberg und Hannover suchen Trainer für die neue Saison. Eine Schlacht also auch um die Trainer. Dazu werden Manager gesucht und vor allem neuerdings „Kaderplaner“. Ein alter Job mit neuem Namen, aber einfach „in“. Wenn die Kaderplanung nicht funktioniert, geht aber nicht zuerst der Kaderplaner, sondern immer noch der Trainer. Oft aber nicht mehr alleine…

Ein Drittel der Vereine, außer Leverkusen alle im Abstiegskampf, hat sich über einen Trainerwechsel Besserung erhofft. Der Glücklichste ist wohl der FC Augsburg, denn mit Martin Schmidt für Manuel Baum wurde quasi der Klassenerhalt eingekauft. Der Schweizer legte einen spektakulären Start hin mit Siegen in Frankfurt und gegen Stuttgart, das „Endspiel gegen den Abstieg“. Schmidt war der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt. Vorgänger Baum hatte die Mannschaft in Schuss, aber er hat offensichtlich die Spieler mit Taktik überfrachtet, so dass sie nicht mehr befreit aufgespielt haben. Martin Schmidt hatte eine einfache Lösung, bringe Spaß in den Laden und er läuft – das 6:0 gegen den VfB war der Beweis.

Die Ereignisse rund um dieses Spiel hatten eine Besonderheit: Stuttgarts Coach Markus Weinzierl musste noch am gleichen Tag seinen Hut nehmen. Der neue Sportdirektor Thomas HItzlsperger (für Michael Reschke) wollte die Saison zwar mit Weinzierl durchziehen, aber jetzt zogen die Verantwortlichen die Notbremse. Jetzt war Weinzierl selbst der Betroffene beim FCA-Sieg, als der Straubinger noch FCA-Trainer war, wechselte der VfB schon dreimal den Trainer nach einer Niederlage gegen Augsburg! Wehe, wenn Stuttgart auf den FCA trifft! Junioren-Trainer Nico Willig soll es für den Rest der Saison richten, er arbeitete mit der U19 überaus erfolgreich. Kann er auch die Bremsen lösen?

Augsburg zog an Schalke (2:5 gegen Hoffenheim) vorbei und hat den Klassenerhalt fast sicher. Dahinter herrscht nur Tristesse. Allein Nürnberg scheint sich gegen den drohenden Abstieg zu wehren und macht trotz Niederlagen eine gute Figur. Gerettet haben sich endgültig Mainz (dort wurde groß gefeiert, weil der Klassenerhalt vier Spieltage vor Saisonende ein Erfolg ist) und die Hertha, doch bei den Berlinern war das 0:0 gegen Hannover fast schon wieder ein Offenbarungseid. Ob die Spieler mit ihren Gedanken bei neuen Vereinen sind?

An der Spitze nichts Neues, die Bayern und Dortmund gaben sich keine Blöße, die Münchner taten sich aber beim 1:0 gegen Bremen schwerer, vergaben viele Chancen und siegten durch einen abgefälschten Schuss von Niklas Süle. Die Borussia hatte das Glück des frühen Tores, danach lief es beim 4:0 gegen Freiburg fast allein. Derby-Aufgaben warten, Schalke muss allerdings schon über sich hinaus wachsen, um eine Chance zu haben, der Club in Nürnberg macht sich mehr Hoffnung gegen die Bayern. Schalke hat einen Anreiz: Ein Erfolg über die verhassten Dortmunder sorgt für Wiedergutmachung bei den Fans.

Der Pokal sorgt für Abwechslung

Das Duell Bayern – Werder geht ja weiter, jetzt am Mittwoch in Bremen im DFB-Pokal. Höhepunkt und Abwechslung von der Bundesliga zugleich. Zwei schlechte Nachrichten für die Münchner, die im letzten Jahr im Finale gegen Frankfurt und ihren jetzigen Trainer Niko Kovac unterlagen: Ausgerechnet Torschütze Niklas Süle ist gesperrt (dafür kann Mats Hummels wieder spielen) und die Bremer haben eine beeindruckende Heimbilanz – seit April 1988 sind sie im Pokal im Weserstadion ungeschlagen. Allerdings stand Werder zuletzt 2011 in einem Halbfinale, Bayern ist dort Stammgast. Aber das „Vorspiel“ in der Bundesliga machte deutlich, leicht wird es nicht für die Bayern. Immerhin: Trainer Kovac weiß, wie man ins Finale kommt. Notfalls mit ein wenig Spielglück…

Im zweiten Halbfinale sind die Rollen klar verteilt. Da der selbst in der zweiten Liga strauchelnde Hamburger SV, dort der RB Leipzig, der in der Bundesliga einen Lauf hat und die Champions League anpeilt. Leipzig wird zwar inzwischen als starker Verein akzeptiert, aber ein Teil der Ultra-Fans lässt nicht locker mit Schmähungen gegen Besitzer Red Bull und RB-Funktionäre. In Gladbach traf es Trainer-Manager Ralf Rangnick mit Sprüchen unter der Gürtellinie. Schade, dass bei einem Teil der Fans die Vernunft abhanden gekommen ist. Unbeeindruckt davon peilt Leipzig den größten Erfolg der noch jungen Vereinsgeschichte an. Für den HSV wäre der Aufstieg in die Bundesliga wichtiger. Allein die Pokalprämien helfen dem Altmeister aber ein wenig.

Übrigens: Die Bayern haderten mit dem Ausscheiden in der Champions League, dabei sind sie ja im Halbfinale vertreten. Allerdings „nur“ bei den Frauen, da verloren die Bayern-Mädchen jedoch das Heimspiel mit 0:1 gegen den FC Barcelona, machen sich aber für das Rückspiel am Sonntag (Spielbeginn 12.00 Uhr!) noch Hoffnung. Barcelona will die Frauen aber stärker unterstützen, als es wohl die Bayern tun, der Barca-Präsident verkündete bereits: „Der Frauen-Fußball ist im Kommen“. Auf Europas Bühnen dominierten zuletzt die Franzosen von Olympique Lyon und Paris St. Germain, der VfL Wolfsburg war wohl der größte Gegner, aber auch Arsenal und Chelsea London rüsten auf und wollen in Europa mitmischen. Da müssen sich die Bayern strecken, wenn sie weiter vorne mitmischen wollen.

De nachfolgende Kommentar widmet sich der Champions League der Männer: Ajax ist ein Vorbild für ganz Europa.

Die Bundesliga ist Theater auf großer Bühne

„Mach nicht so ein Theater“, ist eine gängige Zurechtweisung im Alltag. Das Theater als solches gilt bei der Bevölkerung als Inbegriff der Kunst, der Kultur-Tempel schlechthin. Die Platzzahl ist allerdings begrenzt und nur mit Zuschüssen bleiben die Theater am Leben. Dabei wird das größte Theater im Sport gespielt, die Bundesliga ist Theater auf großer Bühne, jede Woche pilgern im Schnitt 40.000 Zuschauer zu den Spielen und die Akteure bieten wie im richtigen Theater gute und schlechte Kunst. Beste, aber berüchtigte Schauspielkunst liefern die Akteure etwa bei den berühmten „Schwalben“. Besser geht es auf keiner anderen Bühne. Ein Ausschnitt vom Bundesliga-Theater:

Der Titelkampf: Bayern München und Borussia Dortmund liefern sich ein spannendes Duell, dass alle Degen-Helden auf den Bühnen verblassen lässt. Da die selbstbewussten Helden aus München, die sechs Jahre lang schon auf dem Thron sitzen und sich nicht verdrängen lassen wollen. Dort die „Wegelagerer“ aus Dortmund, die zwar ein bisschen an sich selbst zweifeln, die aber doch den ganzen Mut zusammennehmen, um die Helden zu besiegen. Der Ausgang ist ungewiss. Die Bayern müssen vorerst auf einen Helden verzichten, Manuel Neuer hat sich wieder verletzt, fällt mindestens zwei Wochen aus. Und das vor den Bremen-Festspielen. Die 2019 noch ungeschlagenen Werderaner (übrigens als einziges Team in den Top-Ligen Europas!) gastieren am Samstag in München und erwarten dann die Bayern zum Halbfinale im DFB-Pokal. Welche Dramatik! Das Publikum wartet auf die erste Niederlage.

FC Augsburg: Auch eine Provinzbühne kann sich in den Vordergrund spielen, der FCA tat es. Im ansonsten beschaulichen Schwaben krachte es, Trainer entlassen und seine Assistenten dazu. Manuel Baum ging nicht allein, sondern vor allem der berühmte Star Jens Lehmann musste seine Nebenrolle als Assistent gleich wieder aufgeben. Impulse gingen von ihm nicht aus. Wohl aber vom neuen Trainer Martin Schmidt, der seinen Mannen mit der Devise „einfach spielen“ das Kontrastprogramm zu Baum lieferte (ausgeklügelte Taktik). Und dann gab es ein Märchen auf der Bundesliga-Bühne, dass es im wirklichen Leben nie geben würde: Schmidt gewann bei seinem Amtsantritt in Mainz 3:1 gegen Frankfurt und jetzt: 3:1 mit dem FCA in Frankfurt. Held des Spiels war der U21-Nationalspieler Marco Richter, er erzielte seine ersten beiden Saisontreffer. Vorher hatte er einmal getroffen – gegen Frankfurt. Das nennt man dann beste Eintracht. Die Frankfurter aber erlebten eine Tragödie, erste Niederlagen in diesem Jahr, und das ausgerechnet in der Europa League mit dem 2:4 bei Benfica Lissabon. Die Hoffnung schwindet vor dem Rückspiel am Donnerstag, die Eintracht wirkt ziemlich ausgelaugt. Noch einmal werden die Helden aber auf die Bühne gerufen.

VfB Stuttgart: Von Helden ist hier nicht die Rede, sondern von Schurken. Der Argentinier Ascacibar spielte die Rolle des Lamas, doch Spuck-Attacken sind auf der Bundesliga-Bühne nicht erwünscht. Die Tragik der Stuttgarter: Sie dezimieren sich im Abstiegskampf selbst mit Verletzungen und Platzverweisen. Und das vor dem „Endspiel“ am Samstag in Augsburg, nur mit einem Sieg bei den Provinzhelden bleibt die Hoffnung auf den Klassenerhalt ohne Umweg Relegation bestehen.

Fortuna Düsseldorf: Die meisten Theaterstücke sehen die beliebte Rollenverteilung so vor, da der brave Held, dort der Schurke. In Düsseldorf wird das Bühnenstück perfekt dargeboten. Der brave Trainer Friedhelm Funkel wird gefeiert, er führte den Aufsteiger trotz aller Widerwärtigkeiten zum vorzeitigen Klassenerhalt. Die Rolle des Schurken nimmt Vorstands-Chef Robert Schäfer ein, der den braven Funkel entlassen wollte, aber zurückgepfiffen wurde. Weil er so ein Miesepeter ist, muss er jetzt selbst gehen. So wollen es die Leute, der Brave muss gewinnen.

Timo Werner: Jeder Vereinswechsel ist ein Theaterstück in mehrer Akten und vor allem bei den Medien äußerst beliebt, denn er liefert Gesprächsstoff über Monate hinweg. Bestes Beispiel ist Nationalstürmer Timo Werner. Dessen Vertrag bei RB Leipzig läuft 2020 aus und branchenüblich heißt es im Jahr davor verlängern oder verkaufen. Nur selten wird der Vertrag voll erfüllt, weil der Verein ja Geld verliert. So wird jetzt gerätselt, geht er oder bleibt er? Und wenn er geht, wohin? Seine neue Bühne soll angeblich in München stehen. Dort wird das Honorar sicher höher sein.

Die Bühnen außerhalb der Bundesliga

Europa: Wir wollen ja nicht sagen, das Europas Bühnen spektakulärer sind als die Bundesliga, aber sie bieten doch einiges, vor allem Geld. So drängen sich auch die Bundesligisten auf diese Bühnen, aber die Hauptrollen sind begehrt und im letzten Akt fehlen die Bundesligisten als Hauptdarsteller. Die große Bühne genießt vor allem einer: Cristiano Ronaldo. Die Champions League ist sein Metier und er hält Juves Chance am Leben gegen die Jung-Darsteller aus Amsterdam. Ein großes Stück. Das will auch Messi mit Barcelona liefern, der Titel ist das Ziel. Die Rolle des tragischen Helden könnte Pep Guardiola zukommen, das 0:1 bei Tottenham ist eine schwere Hypothek. Pep hat sich vercoacht, ja wie gibt es denn so was. Im zweiten Akt fehlt allerdings Tottenhams Held Harry Kane, eine Chance für Manchester City und Pep.

Tiger Woods: Das Comeback des Jahres, Tiger Woods ist zurück, ist wieder auf der Siegesstraße. Nach elf Jahren, in denen persönliche Tragödien und Operationen die Hauptrolle spielten, gewann der Golf-Star wieder ein Major-Turnier, das Masters in Augusta. Es ist sein 15. Major-Titel, nur noch drei fehlen zum Rekord von Jack Nicklaus, dem „goldenen Bär“. Nur eine Nebenrolle spielten die deutschen Golfer in Augusta, Bernhard Langer bekam als ältester Teilnehmer mit guten Leistungen aber viel Aufmerksamkeit. Am Ende ging dem „alten Mann“ die Luft aus.

Formel 1: Der Motorsport liebt die große Bühne und feierte ein großes Jubiläum in China, das 1000. Rennen! Es gab aber keine Überraschung, auch da triumphierte wieder Mercedes, der strahlende Held war Lewis Hamilton, der tragische Held dagegen Sebastian Vettel. Große Hoffnungen und Sprüche vor der Saison, aber bei Ferrari und Vettel läuft es nicht. Der Wagen nicht so schnell wie erhofft, der Fahrer nicht so gut wie erwartet. Nach Fahrfehlern brauchte Vettel Hilfe von der Regie, damit er den Team-Kollegen überholen konnte und erstmals wieder auf dem Podest stand. Begeisterung dafür gab es nicht. Aber im Theater Formel 1 wird noch lange gespielt, da ist die Hauptrolle für den Heppenheimer immer noch möglich. Von Überraschungen lebt jedes Theater!

Einen großen Abgang von der Sport-Bühne gab es in der vergangenen Woche, lesen Sie dazu den nachfolgenden Kommentar „Dirk Nowitzki ist der Größte“.

Narren haben an der Bundesliga ihre Freude

Zur Hochzeit des Karnevals oder Fasching ließ sich die Fußball-Bundesliga am Wochenende nicht lumpen. Sie haute auf die Pauke, lieferte Turbulenzen, manche Klubs spielten den Clown, es gab ein Durcheinander und am Schluss da und dort den entsprechenden Kater. Das Geschehen war teilweise verrückt, die Narren konnten an der Bundesliga ihre Freude haben. Keine Freude dagegen im Pott mit Dortmund und Schalke – dort herrscht Alarmstimmung.

Den Paukenschlag Nummer 1 lieferte bereits am „rußigen Freitag“ der FC Augsburg, der Tabellenführer Borussia Dortmund mit 2:1 schwarz machte. Es war ein besonderes Erlebnis, mit einer Wiederauferstehung des Abstiegskandidaten, der nach einer willenlosen Leistung in Freiburg und der 1:5-Schlappe alles in die Waagschale legte, was ihn bisher in der Bundesliga hielt: Kampfgeist, taktische Disziplin und erfolgreiche Konter. Es bedurfte dazu natürlich auch eines überragenden Torhüters Gregor Kobel und eines eiskalten Torjägers Dong-Won Ji, der mit einem Weltklassetor die Borussia düpierte. Die Augsburger waren laufstark (11 Kilometer mehr als Dortmund), die Borussia offensichtlich zu grün.

Bayern München darf sich beim Nachbarn bedanken und nutzte die Gunst der Stunde mit einem 5:1 bei der schwächelnden Borussia in Mönchengladbach. Der Name Borussia bürgt derzeit für eine Krise. Gladbach kann dabei weniger verspielen als die Dortmunder, die ja schon mit neun Punkten Vorsprung ihre Hand fast an der Meisterschale hatten. Doch der Wind hat sich gedreht. Lief im Herbst alles gegen die Bayern (auch Schiedsrichter-Entscheidungen), so läuft jetzt alles für sie. Beim 1:0 in Gladbach hätte Referee Zwayer auch auf Foul vom Torschützen Martinez entscheiden können, er tat es nicht, entschied im Zweifel (50:50) für den Angreifer. Also, jetzt läuft es wieder bei den Bayern. In Dortmund wächst dagegen der Frust, der Ton wird schärfer und es kommt die Bewährungsprobe für Trainer Lucien Favre. Ist der oft zweifelnde Schweizer in der Lage die Krise zu meistern? Vor Problemen lief er in der Vergangenheit oft davon. Jetzt sind auch Dortmunds Bosse gefragt.

Karneval an Rhein und Main, Alarmstimmung im Pott. Bei Schalke 04 ist Boss Clemens Tönnies noch mehr gefordert als Kollege Watzke in Dortmund. Das 04 stand sinnbildlich für die peinliche 0:4-Niederlage gegen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf. Ohne Gegenwehr ergab sich Schalke, kein Aufbäumen, kein Kampf, nichts. Die Spieler agierten, als wären sie die Nacht vorher beim Karneval gewesen. Der Manager machte schon den Abflug, Trainer Domenico Tedesco wird wohl folgen. Doch der neue Sportvorstand Jochen Schneider ist erst ab 14. März offiziell im Amt. Dann muss er aufräumen, ein Neuanfang am Ende der Saison ist aber fast nicht machbar. Schalke in Not, sogar der Abstieg droht. Bisher weist die Bilanz die schlechteste Saison seit 26 Jahren aus.

Der Abstieg droht – das gilt noch mehr für den 1. FC Nürnberg und Hannover 96. Die Nürnberger konnten nach dem 0:1 gegen Leipzig wenigstens erhobenen Kopfes vom Platz gehen. Sie mussten erkennen, dass im Abstiegskampf eben auch das Glück fehlt, so beim Elfmeter-Fehlschuss, der eine Wende hätte bringen könnte. Bei Hannover fehlte dagegen alles (siehe Schalke). Der neue Trainer Thomas Doll ist frustriert: „So hatte ich mir das nicht vorgestellt.“ Die Stuttgarter hatten sich das beim 5:1-Sieg dagegen genauso vorgestellt: Gomez trifft wieder, das Spiel passt wieder, das Punktekonto steigt. Trainer Markus Weinzierl hat offensichtlich die Wende geschafft und kann wieder ruhiger schlafen.

Die Augsburger konnten sich am Sonntag noch einmal zum Sensationssieg beglückwünschen, denn ohne die drei Punkte wären sie jetzt auf den Relegationsplatz abgerutscht. Es sieht ganz nach einem Dreikampf von Schalke, Augsburg und Stuttgart gegen Rang 16 aus. Nachteil VfB, er muss noch bei beiden Konkurrenten antreten, in Augsburg am 30. Spieltag und auf Schalke ausgerechnet am letzten Spieltag. Der große Showdown wäre reizvoll wie Karneval oder Fasching. Für Markus Weinzierl eine besondere Konstellation, der Stuttgarter Trainer war zuvor bekanntlich in Augsburg erfolgreich und auf Schalke weniger erfolgreich tätig. Und jetzt erfolgreich in Stuttgart? Wie auch immer, für einen der drei Klubs gibt es im Mai noch eine Fastenzeit, wenn man Nürnberg und Hannover schon abschreibt.

Eine Fastenzeit für die Fußball-Fans gibt es nach dem Faschingsdienstag nicht, ganz im Gegenteil, Europas Wettbewerbe stehen wieder im Mittelpunkt. Glücklich wird man in Dortmund nicht sein, dass es gerade jetzt gegen Tottenham ums Überleben in der Champions League geht. Ein 0:3 ist schwer aufzuholen, aber wie es geht, Unmögliches möglich zu machen, bekam Dortmund ja von den Augsburgern gezeigt. Auf Europas Bühnen ging es ebenfalls ein bisschen verrückt und turbulent zu. So zum Beispiel in Spanien, als Barcelona im Pokal mit 3:0 und in der Meisterschaft mit 1:0 zweimal in wenigen Tagen bei Real Madrid gewann. Da zweifelt man beim Titelverteidiger schon, ob das 2:1 gegen Ajax Amsterdam aus dem Hinspiel reicht, zumal Kapitän Ramos ein Eigentor fabrizierte. Er provozierte im Hinspiel eine Gelbe Karte, weil er dachte, das Fehlen gegen Ajax würde nicht ins Gewicht fallen, doch weil er damit prahlte, wurde er gleich für noch ein Spiel gesperrt.

Eine Woche später ist erst Bayern München gegen den FC Liverpool zum Rückspiel dran. Noch eine Verschnaufpause vor allem für Jürgen Klopp bei den „Reds“, denn es will nicht mehr so richtig laufen. Wieder ein 0:0 im Lokalderby gegen Everton, zweimal auswärts jetzt ohne Tor, Manchester City (nach einem 1:0 in ‚Bournemouth) zog vorbei. Auch Klopp hatte schon mal sieben Punkte Vorsprung vor Pep Guardiolas Team. Da ist Dortmund ja noch besser dran, ist noch Tabellenführer mit zwei Toren Vorsprung. Doch die Zeichen stehen auf Wechsel, „wir haben das Momentum auf unserer Seite“, betonte Thomas Müller, der wieder einmal von Anfang an ran durfte und sich als „Comebacker des Tages“ bezeichnete. Es könnte wirklich eine bittere Fastenzeit für Dortmund werden.

Dortmund, Bayern, Abstieg: Zeichen und Weichen

Die Einschaltquoten im deutschen Fernsehen sprechen eine deutliche Sprache: Die Handball-Weltmeisterschaft schlägt die Fußball-Bundesliga in Sachen Aufmerksamkeit. 7,87 Millionen Zuschauer sahen am Samstag (20.30 Uhr) den Auftakt der DHB-Auswahl in der WM-Hauptrunde, „nur“ 6,69 Millionen verfolgten dagegen am Freitag (20.30 Uhr) den Auftakt der Bundesliga-Rückrunde zwischen Hoffenheim und Bayern München und 6,55 Millionen interessierten sich am Samstag (18.30 Uhr) in der ARD-Sportschau für die Zusammenfassung der Spiele, dies allerdings ist eine beachtliche Zahl. Der Fußball kann auch gut mit der vorübergehenden Nummer zwei leben, denn der Handball hat wie Basketball und Eishockey das Problem, dass nur die Nationalmannschaften eine breite Öffentlichkeit interessieren, wobei dafür auch unbedingt der sportliche Erfolg notwendig ist (siehe Silber im Eishockey bei Olympia). Die nationalen Punktrunden sind dagegen nur eine Angelegenheit für echte Fans dieser Sportarten.

Die Fußball-Bundesliga ist aber fast schon ein nationales Ereignis, der Fußball bestimmt die Stammtische oder modern eben die sozialen Medien. Gerade zum Rückrunden-Start bietet die Bundesliga aber auch wieder viel Gesprächsstoff, zum Beispiel über die Titeljagd zwischen Borussia Dortmund und Bayern München oder den Kampf gegen den Abstieg. Hier wie dort gab es Zeichen, es wurden aber – obwohl noch 16 Spieltage ausstehen – auch Weichen gestellt.

Im Titelrennen sorgten die Bayern für die logische Kampfansage, der Spitzenreiter aus Dortmund sendete aber als Antwort ein deutliches Zeichen: Ein 1:0-Sieg beim Verfolger RB Leipzig und das mit einer Not-Abwehr und ohne den angeblich eigentlich unentbehrlichen Kapitän Marco Reus. Ein Zeichen, dass die Westfalen so leicht nichts aus der Fassung bringt, ein Zeichen aber auch, dass der Spitzenreiter über einen zweiten Anzug verfügt der passt, dass also ein ausgeglichener breiter Kader kein Alleinstellungsmerkmal der Münchner ist. Da schmerzt es die Bayern sicherlich, dass Leipzigs Mittelfeldmotor Kevin Kampl zu dem Schluss kam: „So ist Dortmund schwer aufzuhalten.“

Dabei hatten die Münchner in Hoffenheim alles getan, um Dortmund unter Druck zu setzen. Eine beeindruckende erste Halbzeit mit einem Gastgeber ohne Chance, ein starke Antwort auf eine Schwächephase mit einem glänzend herausgespielten entscheidenden 3:1 über James, Müller und Lewandowski. Ein Zeichen aber auch intern, als in der Abwehr Mats Hummels den Vorzug vor Jerome Boateng bekam und Trainer Niko Kovac den jungen Niklas Süle als „Nummer 1“ adelte. Dazu überraschte Kovac mit dem Schachzug Leon Goretzka auf der Position als Zehn aufzubieten. Der Ex-Schalker dankte es mit zwei Toren und sorgte damit dafür, dass der Trainer Lob erntete und seine Position in Verein und Öffentlichkeit festigte, nach dem Motto, er kann es ja doch. Der Abstand blieb halt dennoch bei sechs Punkten, aber der Spannung schadet dies (vorerst?) nicht, es bleibt interessant. Am kommenden Wochenende legt Dortmund gegen Hannover vor, die Bayern müssen am Sonntag gegen Stuttgart nachziehen. Sollte sich am Abstand etwas ändern, wäre dies eine Sensation. Doch Vorsicht: Stuttgarts Trainer Markus Weinzierl konnte die Bayern mit Augsburg schon ärgern!

An der Tabellenspitze wurden Zeichen gesetzt, im Abstiegskampf Weichen gestellt. Auffällig, dass die letzten vier Mannschaften allesamt ihre Heimspiele verloren. Damit hat sich der Abstand nach oben vergrößert und es sieht ganz danach aus, dass Nürnberg, Hannover, Stuttgart und Augsburg die zwei Absteiger und den Teilnehmer an der Relegation unter sich ausmachen. Eine Siegesserie, die den einen anderen (Düsseldorf oder Freiburg zum Beispiel) in Gefahr bringen könnte, ist natürlich immer möglich, aber derzeit deutet nichts darauf hin. Kein Wunder, dass in Nürnberg über Aufstiegs-Trainer Michael Köllner diskutiert wird, während in Hannover nach Medien-Meldungen Andre Breitenreiter schon vor der Ablösung steht. Stuttgart hat das Mittel des Trainerwechsels schon angewendet, die Hilflosigkeit aber nicht abgelegt. Vor allem in der Abwehr hapert es ohne den verletzten Weltmeister Pavard, jetzt soll ein 18-Jähriger der Retter sein, das türkische Abwehrtalent Ozan Kabak von Galatasaray Istanbul. Ob das funktioniert?

In Augsburg ist von Trainer-Wechsel oder neuen Spielern (vorerst?) nicht die Rede, aber Coach, Spieler und Manager verstehen die Welt nicht mehr, trotz Trainingslager, trotz aller Bemühungen passieren wieder die gleichen Fehler wie in der Vorrunde. Selbst der Ärger über den Brasilianer Caiuby, der sich eigenmächtig Urlaub genehmigte, dem Trainingslager fernblieb und bis heute nicht auftauchte, wurde mit ins neue Jahr genommen. Im wegweisenden Spiel gegen Fortuna Düsseldorf sorgten Fehler und Unaufmerksamkeiten für eine 1:2-Niederlage, statt wenigstens einen Punktgewinn zu sichern. Die Fehlerquote zieht sich genauso durch die ganze Saison wie vielfaches Lob über das spielerische Vermögen des FCA. Doch Punkte gibt es dafür nicht. Möglicherweise sind die Augsburger am Ende der Absteiger mit dem größten Lob.

Für eine Wende beim FCA konnte auch der dritte Torhüter in dieser Saison nicht sorgen, Hoffenheims Nummer 2, Gregor Kobel, wurde bekanntlich ausgeliehen, erlitt aber ein frustrierendes Debüt mit zwei Gegentreffern und ohne Gelegenheit sich auszuzeichnen. Kollege Alexander Nübel hatte es da auf Schalke besser. Überraschend hatte er von Trainer Domenico Tedesco den Vorzug vor Stammtorhüter und Kapitän Ralf Fährmann erhalten und der Nationaltorhüter der U21 dankte es mit großartigen Paraden und hielt den 2:1-Sieg gegen Wolfsburg fest. Tedesco erinnerte sich wohl daran, dass Nübel den damals verletzten Fährmann großartig vertreten hatte und Schalke Punkte holte. Da wird auch ein Trainer ein bisschen abergläubisch. Tedesco setzte ein Zeichen, Schalke stellte die Weichen für eine Tendenz nach oben. Ebenso ein Zeichen von Hertha BSC Berlin, das mit dem 3:1-Sieg in Nürnberg deutlich machte, dass man den Fluch einer schwachen Rückrunde ablegen und im Kampf um die Plätze in Europa mitmischen will. Auf weitere Zeichen und Weichenstellungen können wir auch in den nächsten Runden warten.

Zwischenbilanz der Fußball-Bundesliga vor dem Jahres-Endspurt

Elf von 34 Spieltagen sind absolviert, quasi ein Drittel der Saison, Zeit für eine Zwischenbilanz der Fußball-Bundesliga. Die Länderspielpause dient zum Durchschnaufen, bevor der Jahres-Endspurt beginnt, sechs Spiele sind es noch bis zum 23. Dezember, ausgerechnet in der Woche vor Weihnachten müssen die Klubs zusätzlich ran, alles andere als ein Weihnachtsgeschenk für die Fans (erstaunlich, dass es am 24. Dezember kein Montagspiel gibt!). Wer aber hat bisher die Erwartungen erfüllt, wer nicht? Der Sport-Grantler gibt einen kleinen Überblick:

Über dem Soll

Auffallend, fünf Klubs befinden sich über dem Soll, genau fünf aber auch unter dem Soll, dazwischen das breite Mittelfeld. Fangen wir aber mit der Spitze an und damit natürlich mit Borussia Dortmund. Ungeschlagener Tabellenführer mit vier Punkten Vorsprung vor Gladbach und sieben auf Bayern München (Platz 5), was will man mehr. Vor der Saison hatten selbst die Dortmunder nicht damit gerechnet, schließlich musste man erwarten, dass der neue Trainer Lucien Favre mit einer neuen Mannschaft mit vielen jungen Spielern Zeit für den Erfolg benötigen würde. Aber die Konkurrenz wurde praktisch überrannt, die Neuen schlugen ein (kein Wunder, dass der kicker Dortmund als Transfersieger sah, Schlusslicht ist Stuttgart) und alle staunen, auch die Bayern. Für die letzten sechs Spiele der Vorrunde stellt sich die Frage, bleibt die Borussia ungeschlagen? Könnte sein, die Gegner sind Mainz (auswärts), Freiburg (zu Hause), Schalke (A), Bremen (H), Düsseldorf (A) und Gladbach (H).

Dortmund überstrahlt alles, aber über dem Soll sind sicherlich auch die Nächstplatzierten, nämlich Borussia Mönchengladbach, RB Leipzig und Eintracht Frankfurt. Von Leipzig durfte das erwartet werden, unter Trainer-Sportdirektor Ralf Rangnick sollte es doch wieder in die Champions League gehen. Bei Gladbach und Frankfurt bleiben Fragezeichen, ob die Teams ihre Form durchhalten. Bei beiden beeindruckt der Schwung, die Eintracht bestaunt ihr „magisches Dreieck“ mit Jovic, Rebic und Kostic. Kein Wunder, dass die Stürmer bei vielen Großklubs auf der Wunschliste stehen, u. a. auch bei Bayern München. Ja, und zu den Spitzenteams gesellt sich auch der Außenseiter Mainz 05, derzeit auf Rang neun, also im gesicherten Mittelfeld und spielerisch stark, das durfte man so nicht unbedingt erwarten.

Im Soll

Das breite Feld befindet sich quasi im Soll, zum Teil ist der Sprung nach oben noch im Visier (Hoffenheim, Bremen), zum Teil gilt ein einstelliger Tabellenplatz als Ziel (Berlin, Augsburg), zum Teil ist man froh, wenn man nicht im Abstiegskampf steckt (Freiburg, Wolfsburg). Dazu gesellt sich noch Neuling 1. FC Nürnberg, der mit Rang 15 und zehn Punkten im Moment sogar der Relegation entgeht, also mit dieser Platzierung am Saisonende punktgenau das Ziel erreicht hätte: Nur nicht absteigen.

Die Stimmung ist bei den betroffenen Vereinen natürlich ein bisschen unterschiedlich. So haben sich vor allem Hertha BSC und Wolfsburg ihren Aufenthalt im Mittelfeld zu Beginn der Saison verdient. Die Hertha ist jetzt fünf Spiele ohne Sieg (der letzte gelang ausgerechnet gegen die Bayern, dann schlug wohl der „Bayern-Fluch“ zu, denn Bayern-Bezwinger tun sich danach mit dem Siegen schwer), Wolfsburg hat in den letzten acht Spielen gerade einmal gewonnen (in Düsseldorf). Bei beiden heißt es also, den Trend umkehren, sonst sind sie nicht mehr lange im Soll. Trainer Pal Dardai hat Ruhe in Berlin, Bruno Labbadia in Wolfsburg fordert mehr, Ziel war ja, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Von der Relegation hat man die Nase voll,.

Ein Sonderfall ist der FC Augsburg. Platz 10 und 13 Punkte bedeuten das Soll, nur einmal war man in sieben Jahren Bundesliga besser (14/15 Platz 7 mit 15 Punkten, am Ende 5. und in der Europa League). Was die Augsburger ärgert: Sie haben viele Punkte verschenkt, haderten über individuelle Fehler und späte Gegentore. Ohne „Geschenke“ könnte der FCA punktgleich mit den Bayern sein! Der Verein sieht sich immer im Kreis derer, die gegen den Abstieg kämpfen, die Spieler allerdings wollen mehr, Das könnte möglich sein, zumindest nach Weihnachten sollte es mit den Geschenken aber vorbei sein.

Unter dem Soll

Logisch, dass hier der Blick ans Tabellenende geht, aber nicht nur. Der Verein, der gefühlt wohl am meisten von seinen Zielen entfernt ist, heißt Bayern München. Sechs mal in Folge Meister und jetzt nur Fünfter, nicht einmal in der Champions League – ein Wunder, dass Trainer Niko Kovac nicht in Frage gestellt wird. Das Verletzungspech schlägt zwar weiter unerbittlich zu (jetzt fällt auch James aus), aber dennoch soll es im Endspurt ein Punktesammeln ohne Niederlage geben. Die größten Hürden des Restprogramms kommen zum Schluss der Vorrunde: Am 19. Dezember gegen Leipzig, am 22. in Frankfurt.

Gleich nach den Bayern kommt natürlich der VfB Stuttgart, das Schlusslicht. Da hat man sich mehr erwartet, auch wenn klar war, dass sich eine so erfolgreiche Rückrunde wie im letzten Jahr unter Tayfun Korkut, die mit Rang sieben endete, nicht wiederholen lässt. Korkut musste gehen, aber Nachfolger Markus Weinzierl startete mit klaren Niederlagen, bisher hat sich noch wenig geändert. Ruhiger ist es bei Neuling Fortuna Düsseldorf, der ja fast im Soll liegt, denn mit einem Wiederabstieg muss man rechnen, und bei Hannover 96, für das der Kampf gegen den Abstieg nicht unerwartet kommt. Kurios: Die Fans machen wieder Stimmung, aber stimulierend auf das Team wirkt das scheinbar nicht.

Anders sieht es natürlich bei Schalke 04 und Bayer Leverkusen aus. Das internationale Geschäft war das Ziel, Vizemeister Schalke stürzte tabellarisch am meisten ab, aber auch Leverkusen blickte vom letztjährigen Platz 5 eher in die Champions League, als dass man die unteren Regionen im Kalkül hatte. Die Mannschaft hat das Zeug zum begeisternden Fußball, doch zeigt sie ihn zu selten. Schalke war im Vorjahr mit minimalistischem Fußball erfolgreich, jetzt geht das nicht mehr und die Tore fehlen, Dazu fällt ein Stürmer nach dem anderen aus (Uth, Embolo, Burgstaller), da muss Trainer Dominik Tedesco die Leistung vom Vorjahr wiederholen: Viele Punkte mit wenig Toren. Erstaunlich, die Manager auf Schalke und in Leverkusen verteidigen tapfer ihre Trainer gegen die ständigen Anfragen der Medien, wann denn der Coach gehen muss. Wenn aber weiter die Punkte fehlen, könnte es bald ganz anders aussehen.

Lassen wir uns überraschen, wer frohe Weihnachten feiern kann.

Dortmund Meister des Comebacks – Bald Comeback als Meister?

Es war eines der spektakulärsten Spiele der Bundesliga-Geschichte und nicht nur rein zufällig war Borussia Dortmund beteiligt. Beim 4:3 gegen den FC Augsburg, mit dem Siegtreffer durch einen Freistoß in letzter Sekunde, zeigt der noch ungeschlagene Tabellenführer der Fußball-Bundesliga alles, was den Fans gefällt und zum Erfolg führt: Schwung, Punch, Begeisterung. Trainer Lucien Favre war nicht glücklich über die Anzahl der Gegentreffer, aber glücklich über das Spiel: „Fantastisch“.

Die junge Dortmunder Mannschaft (im Schnitt gerade mal 23,8 Jahre alt) beeindruckt mit den jungen Flügelflitzern Sancho, Pulisic und Brunn Larsen (geführt von Kapitän Marco Reus), zeigt sich andererseits aber unbeeindruckt von Rückständen und beweist sich als Meister des Comebacks, als Meister der zweiten Halbzeit (in Leverkusen 4:2 nach 0:2) und der letzten Minuten. Die Moral bleibt scheinbar ungebrochen. Und der Trainer hat ein glückliches Händchen, was Joker-Tor en masse beweisen, und er hat den Spanier Alcacer. Der Torjäger wurde vom FC Barcelona ausgeliehen und wird von Favre erst im Laufe des Spiels aufs Feld geschickt, aber dann kracht es. Mit sechs Treffern führt er die Bundesliga-Torschützenliste an. Favre will den Torjäger, der auch das Comeback in der Nationalmannschaft feiern kann, langsam aufbauen: „Er hat drei Jahre lang kein Spiel über 90 Minuten bestritten.“

Die Augsburger mussten sich vorkommen wie im falschen Film. Sie machten ihrem Ruf als „nervigste Mannschaft der Bundesliga“ alle Ehre, ärgerten nach den Bayern (1:1) auch Dortmund, führten 1:0 und 2:1, glichen in der 87. Minute zum 3:3 aus und mussten doch mit leeren Händen abreisen, weil Alcacer in der 6. Minute der Nachspielzeit einen Freistoß durch die sich auflösenden Mauer ins Netz donnerte. Mitspieler berichten, „das macht er im Training auch immer so“. Beim FCA dagegen ist fast Verzweiflung angesagt, wieder gut gespielt, wieder Lob, wieder keine Punkte. Acht sind es bisher in sieben Spielen, vier wurden schon durch Torwartfehler verschenkt und jetzt dies. Der FCA könnte Sechster sein, nicht Zehnter wie aktuell, mit nur drei Zählern Abstand zu den Abstiegsplätzen.

Sechster ist, man höre und staune, der FC Bayern München. Die Lust am Oktoberfest ist den Münchnern am Sonntag zwar nicht vergangen, aber der Frust sitzt tief, Trainer Niko Kovac aber angeblich noch fest auf seinem Trainerstuhl. Präsident Uli Hoeneß hat ihm die Absolution erteilt, „ich werde ihn bis aufs Blut verteidigen“ – aber wie lange noch. Die Länderspielpause muss zur Ursachenfindung genutzt werden, aber schon seltsam, dass alle Stärken der ersten vier Spiele wie weggeblasen sind. Da ist vor allem auch Hasan Salihamidzic als Sportdirektor gefordert, der bisher nur Allgemeinplätze von sich gab („Wir werden gestärkt zurückkommen“).

Bayern nur Sechster, das gab es zuletzt 2010 unter Trainer Louis van Gaal, als die Bayern zum Oktoberfest nach drei Niederlagen 13 Punkte Rückstand auf Tabellenführer Mainz (!) hatten und gerade mal Zwölfter waren. Diesen Absturz soll es nicht wieder geben, aber die Bayern präsentieren sich als das Gegenteil von Dortmund: Teilnahmslos, müde und erschreckend harmlos. Beim 0:3 gegen Gladbach traf der Gegner wie er wollte, wurden die Punkte mit eklatanten Fehlern quasi auf dem Silbertablett serviert, aber die Bayern selbst kamen kaum einmal zu gefährlichen Aktionen. Die Wende soll ab dem 20. Oktober in Wolfsburg und Mainz sowie gegen Freiburg gelingen, danach geht es zum Schlagerspiel nach Dortmund. Der Tabellenführer selbst hat Stuttgart, Hertha BSC und ebenfalls Wolfsburg vor der Brust, könnte also ungeschlagen auf die Bayern treffen – und dann die Weichen stellen für ein weiteres Comeback, für das Comeback als Meister!

Stuttgarts seltsame Tradition

Alles schaute auf die Bayern und was mit Trainer Niko Kovac passiert, da war ein anderer Verein mit der Entlassung seines Coaches schon schneller: Beim VfB Stuttgart brach nach dem Absturz auf den letzten Platz die Panik aus und Trainer Tayfun Korkut musste gehen. Seltsam, es hat fast schon Tradition beim VfB, dass der Trainer im Herbst gehen muss. Seit 2008 wurden sieben Coaches in dieser Zeit geschasst. Seltsame Parallelen auch, meist nach erfolgreicher Arbeit in der Rückrunde, also im Frühjahr. Korkut wurde wohl die defensive Spielweise zum Verhängnis. Markus Weinzierl, seit seinem Schalke-Gastspiel arbeitslos und einst in Augsburg erfolgreich, wird als heißer Nachfolger gehandelt. Vor einem Jahr wollte er keinen Vertrag nur bis Saisonende unterschreiben. Viel mehr wird es in Stuttgart aber sowieso nicht… Der nächste Herbst kommt bestimmt.

Was auffällt, ist, dass die Bayern nicht die einzige Spitzenmannschaft in Europa sind, die als Anwärter auf den Sieg in der Champions League gilt, aber mit Problemen zu kämpfen hat. Frust schiebt auch Real Madrid, drei Niederlagen in den letzten vier Spielen bringen Trainer Lopetegui in die Schusslinie, der Abgang von Cristiano Ronaldo wurde offensichtlich nicht verkraftet. So ist Real in der La Liga nur Vierter, zwei Punkte hinter Überraschungstabellenführer FC Sevilla, weil auch Titelverteidiger FC Barcelona mit Messi nicht richtig in die Spur findet und sich vorerst mit Platz zwei zufrieden geben muss. Seltsam, dass die Barca-Stars schon im Oktober müde wirken. Dabei hatten sie doch gar kein Oktoberfest.

Deutschland auf Platz eins

Real patzte auch in der Champions League mit der 0:1-Niederlage bei ZSKA Moskau, was die Krise noch ein bisschen ernster macht. Barca zeigte sich da mit einem 4:2-Erfolg bei den Tottenham Hotspur voll auf der Höhe. Wie übrigens auch die deutschen Klubs, die sich in dieser Saison auf Europas Bühne von der besten Seite zeigen und wirklich Wiedergutmachung für die UEFA-Rangliste betreiben. Deutschland führt derzeit die Jahresliste sogar an. Getrübt wurde die Bilanz nur durch das unglückliche und verletzungsgeplagte Hoffenheim mit einem 1:2 gegen Pep Guardiolas Manchester City und eben durch die Bayern, für die das 1:1 gegen Ajax Amsterdam fast schon eine Niederlage war, aber auch eine Bestätigung der Krise, die sich gegen Gladbach noch verschärfte. Insgesamt aber nehmen die Bundesliga-Klubs die Wettbewerbe in Champions- und Europa League offensichtlich wieder ernsthafter und mit Erfolgshunger an. Wird ja auch Zeit.

Löws Kampf gegen den Abstieg

Erfolgshunger muss die deutsche Nationalmannschaft auch zeigen, in der Nations League, die jetzt in der zweiten Länderspielpause in den Mittelpunkt rückt. Zwei richtungsweisende Spiele stehen für Bundestrainer Joachim Löw und seine Jungs an, nämlich am Samstag in Amsterdam gegen die Niederlande und am Dienstag, 16. Oktober, in Paris das Rückspiel gegen Weltmeister Frankreich (Hinspiel 0:0). Gerade gegen die Niederlande geht es schon um den Klassenerhalt in der Dreier-Gruppe. Es treffen da zwei Teams aufeinander, die zuletzt Probleme hatten. Die Niederlande sicherlich noch mehr, aber so richtig Zutrauen zum DFB-Team und Jogi Löw haben die deutschen Fans auch noch nicht.

So sorgte der Bundestrainer für Verwirrung mit der Nominierung von Stürmer Mark Uth, der bei Schalke oft nur auf der Ersatzbank sitzt. Als er in Hoffenheim zum Torjäger mutierte, zeigte ihm Löw noch die kalte Schulter. Eine erhebliche Schwächung stellt die Absage von Marco Reus da, der Dortmunder Kapitän klagt über Kniebeschwerden und will sich schonen. Der Verein geht vor. Nach Özils Rücktritt und da auch Gündogan verletzt ausfällt, wird ein Spielgestalter neben Toni Kroos gesucht. Möglich, dass der 19-Jährige Leverkusener Kai Havertz ins kalte Wasser geworfen wird. Hoffentlich geht dann Deutschland mit ihm nicht unter. Wäre ja blöd, wenn sich die Fans in der Niederlande revanchieren könnten, für die beliebten Gesänge in Deutschland: „Ohne Holland fahr’n wir zur WM!“