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Ab sofort gibt es nur noch Endspiele

Es war wie immer, wenn Borussia Dortmund zu einem wichtigen Spiel in München auftaucht – der BVB geht unter. Thomas Müller, Mann des Spiels, feixte: „Wenn die Bayern müssen, dann können sie.“ Selten waren die Dortmunder vorher so selbstbewusst wie diesmal, vollkommen zurecht, nachdem sie in der Bundesliga 2023 noch ungeschlagen waren. Diese Serie endete bei den Bayern, die Serie der seltsamen Pleiten hielt: Gregor Kobel gilt derzeit als der beste Torhüter der Fußball-Bundesliga, undenkbar, dass er in so einem wichtigen Spiel am Ball vorbei schlägt – er tat es. Bayern führte 1:0, fand nach nervösem Beginn zur alten Sicherheit, Dortmund dagegen war plötzlich verunsichert – die Entscheidung. Es hätte höher als 4:2 ausgehen können.

Dabei konnten sich die Bosse der Bayern bestätigt fühlen, dass ihre Entscheidung des Trainerwechsels von Julian Nagelsmann zu Thomas Tuchel richtig war, obwohl Tuchel kaum Akzente setzte. Ganz im Gegenteil, er setzte für die Mannschaft auf Gewohntes, keine Experimente, nur Leitplanken für die Taktik auf dem Feld. Das reichte. Den meisten Wirbel gab es am Rande des „Endspiels“, weil sich vor allem „Chefkritiker“ (Oliver Kahn) Lothar Matthäus via Fernsehen am Geschehen rund um Nagelsmanns Entlassung echauffierte. Es entsteht immer der Eindruck, dass der „Allesbesserwisser“ Matthäus noch alte Rechnungen mit den Bayern begleichen will, schon vor 21 Jahren hatte ihn Uli Hoeneß gedemütigt: „Der wird bei uns nicht mal Greenkeeper, der wird nie einen Posten bei den Bayern bekommen.“ Das wirkt nach bis heute. Ein Trainerwechsel ist immer eine Art schmutziges Geschäft, hohes Schmerzensgeld inbegriffen.

Die Bayern haben das „Endspiel“ wieder einmal gewonnen, die Meisterschaft aber noch lange nicht. Logisch, dass BVB-Sportboss Sebastian Kehl deutlich macht: „Wir lassen nicht locker, der Titel ist noch nicht vergeben.“ Bei zwei Punkten Vorsprung können sich die Münchner gerade mal ein Unentschieden leisten, um den Platz an der Sonne nicht zu verlieren. Für beide Teams gilt also: Ab sofort ist jedes Spiel ein Endspiel, wobei der Terminkalender den Fans ein besonderes Ostergeschenk macht: Die ersten vier Teams sind unter sich! Die Bayern müssen am Samstag zum Vierten SC Freiburg, Dortmund erwartet zur gleichen Zeit (15.30 Uhr) den Dritten, Union Berlin, der gerade mal ein Pünktchen zurück liegt… Da ist alles drin!

Bayern und Dortmund, wer hält durch? So sieht das Restprogramm aus: Bayern gegen Freiburg (A), Hoffenheim (H), Mainz (A), Hertha (H), Bremen (A), Schalke (H), Leipzig (H), Köln (A). Dortmund gegen Union (H), Stuttgart (A), Frankfurt (H), Bochum (A), Wolfsburg (H), Gladbach (H), Augsburg (A), Mainz (H).

Mit einem Blick auf die anderen Tabellenregionen wird deutlich, dass es überall um die Wurst geht und für viele Mannschaften nur Endspiele anstehen, vor allem im Kampf um Europa. Da schwächelt derzeit RB Leipzig, hat an drei Pflichtspielniederlagen ohne eigenen Treffer zu kauen, mit dem 0:7 in Manchester als Höhepunkt. Jetzt gab es eine spezielle Teamsitzung, am Samstag (19.30 Uhr) soll bei Hertha die Wende her, RB ist schließlich hinter Union und Freiburg nur noch Fünfter. Aber auch Frankfurt (Sechster, 41 Punkte) ist nicht in Form, die Champions League rückt in weite Ferne, Trainer Oliver Glasner wirkt unsicher und in der Vorstandsetage kracht es. Keine guten Voraussetzungen für Erfolg. Dabei ist das Gastspiel bei Verfolger Leverkusen (Siebter, 40) auch ein Endspiel. Bayer schwimmt unter Xabi Alonso auf einer Erfolgswelle mit vier Siegen in Folge, träumt wieder von der Champions League. Ein Sieg über die Eintracht wäre der nächste Schritt.

Selbst im Mittelfeld gibt es eine Art Endspiel: Augsburg (12./29) erwartet Köln (13./28). Wichtig: Wer gewinnt, kann mehr oder weniger mit dem Klassenerhalt planen. Vorteil für den heimstarken FCA, die Kölner sind seit sieben Spielen sieglos!

Am Tabellenende haben Bochum und Hoffenheim gepunktet und ein bisschen Abstand zu den gefährlichen Plätzen geschaffen. Spannung pur: Am Sonntag stehen zwei Endspiele an, Bochum erwartet Schlusslicht Stuttgart, Hoffenheim den FC Schalke 04. Die Heimteams könnten sich absetzen! Für Schalke gibt es gleich zwei Endspiele, denn die Woche darauf kommt Hertha. In Stuttgart herrscht derzeit die größte Unruhe, muss Trainer Bruno Labbadia gehen oder nicht? Manche Gazetten meldeten schon seine Entlassung, doch er darf noch trainieren, weil es noch keinen Nachfolger gibt. Das schmutzige Geschäft Trainerentlassung wird auch hier deutlich. Bitter, wenn man weiß, dass man nur auf Abruf arbeitet. Aber gerade Labbadia kennt das Geschäft. Fröhliche Ostern sehen wohl anders aus!

Das Restprogramm der heißesten Abstiegskandidaten: Hertha gegen Leipzig (H), Schalke (A), Bremen (H), Bayern (A), Stuttgart (H), Köln (A), Bochum (H), Wolfsburg (A). Schalke bei Hoffenheim (A), gegen Hertha (H), Freiburg (A), Bremen (H), Mainz (A), Bayern (A), Frankfurt (H), Leipzig (A). Stuttgart in Bochum (A), gegen Dortmund (H), Augsburg (A), Gladbach (H), Hertha (A), Leverkusen (H), Mainz (A), Hoffenheim (H).

DFB-Pokal als Hoffnungscup

Neben der Bundesliga gibt es in dieser Woche zusätzlich den DFB-Pokal, da ist sowieso jedes Spiel ein Endspiel. Im Viertelfinale wird der Pokal für einige zum Hoffnungscup, sie suchen ein Erfolgserlebnis, um wieder in die Spur zu kommen. Das gilt am Dienstag für Frankfurt gegen Union Berlin (18.00 Uhr), am Mittwoch vor allem für den VfB Stuttgart in Nürnberg (18.00 Uhr), aber auch für Leipzig gegen Dortmund (20.45 Uhr). Eine Besonderheit im vierten Duell, die Bayern und Freiburg liefern sich ein „Doppel“, Dienstag (20.45 Uhr) im Pokal, Samstag in der Liga. Da wird es für die Streich-Schützlinge schwer, sich wieder Selbstvertrauen zu holen, sie gewannen nur eins der letzten sieben Spiele und siegten noch nie in München! Im Pokal gab es bisher nur ein Duell, die Bayern siegten 2004/05 ebenfalls im Viertelfinale in Freiburg mit 7:0.

Zwei Mannschaften haben besondere Hoffnungen: Union schielt auf das Endspiel am 3.Juni in Berlin und könnte damit wieder einmal die Hertha düpieren, Nürnberg als einziger Zweitligist hofft auf Rückenwind für den Abstiegskampf in der 2. Liga sowie auf Geld für die schwindsüchtige Kasse. Apropos 2. Bundesliga: Da fallen die zwei Hamburger Klubs auf. Positiv St. Pauli, das unter Trainer Fabian Hürzeler (30!) vom Abstiegskandidaten zum Aufstiegsanwärter wurde. Neun Siege in Folge! Das schaffte zuletzt in der zweiten Liga der Karlsruher SC vor 30 Jahren. Der HSV dagegen, noch sechs Punkte vor dem Lokalrivalen auf Rang drei, droht den Aufstieg zu verspielen, nach zuletzt drei Spielen ohne Sieg und nur einem Erfolg in den letzten fünf Partien. Der übliche Frühjahrsblues an der Elbe!

Voss-Tecklenburg bleibt Bundestrainerin

Im Frauen-Fußball ist der Blick ganz auf die Weltmeisterschaft ab dem 20. Juli in Australien und Neuseeland gerichtet. Deshalb gibt es im Ligenspielbetrieb wieder ein Pause und die Nationalmannschaft hat das Wort. Getestet wird am Freitag (20.00 Uhr) in den Niederlanden und am Dienstag (11. April, 18.00 Uhr) in Nürnberg gegen Brasilien. Rechtzeitig vorher hat Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg ebenso wie ihre Assistentin Britta Carlson den Vertrag mit dem DFB bis nach der EM 2025 verlängert. Ein Vertrag ist allerdings noch offen: Für die WM-Übertragung fand sich noch kein Fernsehsender, der Weltverband fordert zu viel Geld. So kann man den Frauen-Fußball nicht fördern.

Freud und Leid bei den deutschen Spitzenteams. Bayern München stürzte zwar Wolfsburg in der Bundesliga vom Thron, doch international konnten nur die Wölfinnen glänzen, sie zogen mit einem 1:1 (Hinspiel 1:0) gegen Paris St. Germain ins Halbfinale der Champions League ein und treffen hier auf Arsenal London. Die Engländerinnen verhinderten ein deutsches Duell, weil sie die Bayern-Mädchen im Rückspiel 2:0 besiegten und das 1:0 vom Hinspiel wettmachten. Die Münchnerinnen waren nervös, aber auch müde, der Kader ist nach Verletzungen zu klein. Sie stehen auch in der Bundesliga unter Druck, jedes Spiel ist auch hier ein Endspiel, beim 2:0 in Meppen (Rekord mit 3685 Zuschauern) war Nummer 1 geschafft. Wolfsburg machte den besseren Eindruck, siegte mühelos 8:0 gegen Bremen.

Informationen zur Männer-Nationalmannschaft im nächsten Blog „Das Jahr der Schiedsrichter – Hansi Flick und die unangenehmen Fragen“

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Das Jahr der Schiedsrichter – Hansi Flick und die unangenehmen Fragen

Die persönliche Entscheidung passte ja wie die Faust aufs Auge. Der Freiburger Profi Nils Petersen tat dieser Tage kund, dass er seine aktive Karriere im Sommer beenden werde. Was macht der Rekord-Joker der Fußball-Bundesliga danach? Vielleicht bekommen wir bald einen neuen Spitzen-Schiedsrichter!

Nils Petersen war kürzlich zusammen mit seinem Kollegen Anton Stach Hauptdarsteller einer Werbeaktion des Deutschen Fußball-Bundes für Schiedsrichter. Der DFB hat das „Jahr der Schiedsrichter“ ausgerufen, weil es in dieser „Branche“ brennt. Innerhalb von zehn Jahren sank die Zahl der Schiris von 70.000 auf 50.000. Vor allem in den unteren Klassen ist der Job kein Zuckerschlecken, die Zahl der Spielabbrüche stieg auf die Rekordzahl von 911, Diskriminierungen, Bedrohungen und sogar Gewalt sind fast schon an der Tagesordnung. Kein Wunder also, dass es an Nachwuchs mangelt.

Nils Petersen und Anton Stach versuchten sich in dieser „artfremden“ Aufgabe für Fußball-Profis. Sie leiteten jeder eine Halbzeit das Bezirksliga-Derby zwischen dem VfR Nierstein und TSV Mommenheim (6:0). Es wurde ein Volksfest mit 1100 Zuschauern rund um den Kunstrasenplatz an der Realschule. Petersen und Stach wurden ins kalte Wasser geworfen, hatten aber den erfahrenen Bundesliga-Schiedsrichter Deniz Aytekin über Kopfhörer an ihrer Seite und auch junge Schiedsrichter an der Linie gaben über Funk Tipps und Anweisungen, nämlich Sophie Burkhart (22), sie pfeift in der Männer-Landesliga und U17-Juniorinnen-Bundesliga, sowie Bezirksliga-Referee Jo Blattner (25). Am Schluss war Aytekin zufrieden, „sie haben das großartig gemacht“, er bescheinigte Nils Petersen, dass er Talent habe. „Wäre doch toll, wenn er sich für die Schiedsrichterei entscheiden würde.“

Nils Petersen selbst sprach von einer „großen Erfahrung“, ist am Überlegen und will „respektvoller an die Sache rangehen“. Er gesteht: „Ich hatte mich nie groß mit dem Schiri-Dasein beschäftigt. Meinen Kumpels in der Heimat, die in der Bezirksliga und Landesliga unterwegs sind, werde ich jetzt ins Gewissen reden. In erster Linie sind wir Fußballer gefragt, dass wir uns korrekt verhalten.“ Wir werden sehen, wie sich der Spieler jetzt auch in der Bundesliga gegenüber den Unparteiischen verhält… Die Profis sollten sich ja immer bewusst sein, dass sie den Amateuren ein Beispiel geben.

Anton Stach musste erkennen, dass Schiedsrichter doch ein ganz anderer Job ist. Die Beobachter urteilten „lauffaul“ über ihn, er war nicht immer auf Ballhöhe und beschrieb die größte Schwierigkeit: „Es fühlte sich komisch an, vom Ball wegzulaufen. Es war überfordernd.“ Auch sein Urteil steht: „Ich habe künftig mehr Respekt vor den Schiris.“ Vielleicht sollte künftig jeder Profi vor der Saison erst mal ein Amateurspiel als Schiri leiten!

Hansi Flick und die Frage der Sicherheit

Beliebter als Schiedsrichter ist die deutsche Nationalmannschaft allemal noch, aber beim desolaten 2:3 gegen Belgien passierte seltsames: Das Kölner Publikum ließ sich vom abstrusen Geschehen auf dem Rasen nicht beeindrucken, feierte die Mannschaft und sich selbst und sorgte für tolle Stimmung. Und das bei einem Katastrophen-Start mit haarsträubenden Fehlern und einem 0:2 nach nur neun Minuten! Gut, die Flick-Schützlinge bäumten sich auf und der Bundestrainer schritt zu den entscheidenden Auswechslungen: Emre Can kam für den angeschlagenen Leon Goretzka, Felix Nmecha sorgte für mehr Kampfgeist als der überforderte Florian Wirtz. Vor allem Can wurde zum Gewinner der ersten Testspiele. Er übernahm das Kommando im Mittelfeld, sorgte für Ordnung und Sicherheit, war der „Sheriff“ auf dem Platz und er wird Flick jetzt zum Grübeln bringen. Im Mittelpunkt steht die Frage der Sicherheit.

Insofern war Belgien der beste Testgegner, die Wunden wurden offengelegt, jetzt muss Hansi Flick handeln. Dies könnte zum Beispiel das Aus des Mittelfeld-Duos Kimmich/Goretzka bedeuten. Beide wollen am Spiel teilhaben, sind keine Abräumer, sondern eher offensiv ausgerichtet. Joshua Kimmich möchte sowieso überall sein – und fehlt überall. Can stopfte dieses Loch, Gorotzka macht das nicht. Vorteil Can.

Der Bundestrainer sah die Abwehr eher in der Verantwortung, Wolf, Ginter, Kehrer und Raum haben alle defensiv enttäuscht. Wobei Hansi Flick eigentlich erkannt haben muss, dass er Abstand von seinen Lieblingsschülern nehmen muss: Thilo Kehrer ist kein Stabilisator einer Abwehr, er kann vielleicht wertvolles Mitglied eines Turnieraufgebots sein, weil er auf verschiedenen Positionen einsetzbar ist. Auch die Nibelungentreue zu Timo Werner wirkt bald lächerlich, erneut hat der unbeholfene Leipziger in zwei Spielen mehr Schwächen als Stärken gezeigt. Er kann sich an Niclas Füllkrug ein Beispiel nehmen, der kam, traf und machte sich unentbehrlich. Als Mann neben ihm gibt es viele Kandidaten (Havertz, Wirtz, Gnabry, Müller, Musiala), Werner hat die Rolle ausgespielt.

Hansi Flick sieht sich mit seinem Team in der Zeit des „Castings“, doch eigentlich hat er die Zeit nicht. Er sollte jeweils auf sein stärkstes Team bauen und sehen, dass er die Schwächen ausmerzen kann. Das Thema Sicherheit gilt auch für die Außenverteidiger, offensiv oder defensiv stark – eine Frage des Systems. Deutschland wurde 2014 Weltmeister mit vier Innenverteidigern auf einer Linie! Defensive holt Titel! Hansi Flick muss sich an die Realität halten und nicht Wunschvorstellungen nachlaufen. Im Juni stehen noch einmal drei Tests an, am 12. Juni soll es in Bremen das 1000. Länderspiel geben, Gegner wird die Ukraine sein, als Botschaft gegen den russischen Angriffskrieg. Danach könnte es ein Spiel in Polen geben und in Frankfurt Uruguay der Gegner sein. Doch fixiert ist noch nichts. Alles ungewiss also im Laden Nationalmannschaft.

Nagelsmann war zu jung für den FC Bayern

Typisch für den Fußball in Deutschland: Da soll die Nationalmannschaft erstmals nach der missglückten Weltmeisterschaft in Katar wieder einmal im Mittelpunkt stehen – da stiehlt ihr Dauer-Meister Bayern München die Show, nach dem alten Motto des FC Hollywood „die Schlagzeilen gehören uns“. Dass die Bayern die Fußball-Welt derart überraschen können wie mit der Entlassung von Trainer Julian Nagelsmann kommt allerdings selten vor. In allen drei großen Wettbewerben noch im Rennen, das „Endspiel“ gegen Borussia Dortmund und den Vergleich mit Manchester City in der Champions League vor der Brust – und gerade jetzt den wichtigsten Mann im Verein wechseln. Was war da los?

Die Bayern-Bosse Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic müssen bei der Bestandsaufnahme nach der folgenschweren 1:2-Niederlage in Leverkusen Panik bekommen haben. Was da auf Platz zwei in der Bundesliga steht, kann nicht der „richtige“ FC Bayern sein. Im Jahr 2023 gab es keine Konstanz, unverständliche Aufstellungen sorgten ebenso für Kopfschütteln wie seltsame Auswechslungen. Nagelsmann machte sich vor allem auch neben dem Platz angreifbar, seine Äußerungen waren mal überheblich, mal egoistisch, mal sogar beleidigend. Dazu kamen das Problem „Maulwurf“ mit Schuldigensuche, als Internas nach außen drangen, und das Problem Freundin, eine Bild-Reporterin. Das Minus-Konto schwoll an. Jetzt hatten es die Bosse eilig, weil mit Thomas Tuchel ein Ersatz parat stand, der allerdings schon auf dem Sprung zu Tottenham war und auch bei Real Madrid auf dem Wunschzettel stand. Deshalb das überstürzte Handeln in München. Thomas Tuchel ist glücklich, doch werden sie auch bei den Bayern glücklich?

Klar ist, für Julian Nagelsmann war der FC Bayern zu der Zeit einfach eine Nummer zu groß. Er war mit 33 Jahren und ohne Erfahrung bei großen Vereinen noch zu jung für dieses Haifischbecken, das er forsch erobern wollte. Allerdings muss sich vor allem Sportvorstand Hasan Salihamidzic hinterfragen, er zeigt kein glückliches Händchen bei den Trainer-Verpflichtungen und versteht sich ohne Rücksicht auf die Millionenverluste aufs Heuern und Feuern. Julian Nagelsmann gilt weiterhin als Trainer-Talent, warum aber musste es ein Fünf-Jahres-Vertrag sein, der erst 2026 endet? Wenn man ihn schon als Zukunftsprojekt ansah, dann muss man auch mal Schwächeperioden durchstehen. Doch Erfolg war Pflicht, das Aus gegen Villarreal vor einem Jahr hängt nach. Salihamdzic betont auffällig oft, Nagelsmann hätte die Kabine verloren, was höchstens zum Teil stimmen kann. Erstaunlich, wie Kimmich und Goretzka den Trainer loben, Neuer und Müller zum Beispiel blieben still. Thomas Tuchel wird keine leichte Situation vorfinden.

Mit Nagelsmann musste auch seine Trainer-Crew gehen, nur Fitness-Spezialist Dr. Holger Broich und der neue Torwarttrainer Michael Rechner bleiben. Tuchel (Vertrag bis 2025) bringt seine erfahrenen Gefährten mit, neben Arno Michels gilt vor allem Zsolt Löw als einer der besten Co-Trainer, der jederzeit als Chef arbeiten könnte, aber er bleibt lieber bei „TT“. Tuchel hat mit seinen Stationen Paris St. Germain und Chelsea London, mit dem er überraschend 2021 die Champions League gewann, das, was Nagelsmann fehlt: Erfahrung. Der 49-jährige hat vor allem auch Erfahrung mit exzentrischen Stars und ungeduldigen Bossen. Auch menschlich soll sich Tuchel geändert haben, gilt nicht mehr als mürrisch und eigenbrötlerisch und machte bei seiner Vorstellung bei den Bayern von allen den besten Eindruck. Den „Preis für besten Hauptdarsteller“ verlieh ihm die Süddeutsche Zeitung.

Am Samstag (18.30 Uhr) steht jetzt die große Bewährungsprobe an. Dortmund kommt als Tabellenführer, ist national in diesem Jahr noch ungeschlagen und hat zehn Punkte mehr geholt als die Bayern. Dortmund war nicht Dortmund, die Bayern waren nicht die Bayern. Die Borussen wanken und zweifeln nicht. „Im Training haben alle eine geile Einstellung“, freut sich Emporkömmling Marius Wolf. In Dortmund sind sie glücklich, aber nicht mit dem Blick auf die Statistik. Der letzte Sieg in München gelang am 12. April 2014, ein 3:0. Danach gab es acht Niederlagen am Stück mit einer Bilanz von 6:33 Toren! Aber im Moment ist ja alles anders…Hinter diesem Duell verblasst alles andere in der Bundesliga, auch das Rhein-Derby Köln – Gladbach (Sonntag, 15.30 Uhr).

Bayern- Frauen als Vorbild

Wie man den Tabellenführer stürzt, das machten die Bayern-Frauen den Männern vor. In der Frauen-Bundesliga dominierte zuletzt der VfL Wolfsburg, jetzt schafften die Münchnerinnen mit einem 1:0-Sieg erstmals wieder den Sprung an die Spitze. Zuletzt hatten sie im November 2020 gegen Wolfsburg gewonnen, die Wölfinnen waren das ganze Jahr 2022 ohne Niederlage geblieben, jetzt sieht es nach Niederlagen gegen Hoffenheim und die Bayern anders aus. Aber aufgeben gilt nicht, sechs Spieltage stehen noch an, ein Punkt Vorsprung ist fast nichts. Bayern-Trainer Alexander Straus warnt seine Mädchen: „Wir müssen wachsam bleiben. Jetzt sind sie die Jäger und werden uns jagen.“

Im Spitzenspiel waren die Bayern die bessere Mannschaft, einen Torerfolg verhinderten zunächst Aluminium und die überragende Nationaltorhüterin Merle Frohms. Die Entscheidung fiel durch einen Handelfmeter in der 84.Minute, den die ebenso überragende Georgia Stanway verwandelte. Die englische Europameisterin erweist sich als die entscheidende Verstärkung für die Bayern und könnte das Team zum vierten Titel nach 2015, 2016 und 2021 führen. Daneben holte sich seit 2013 Wolfsburg siebenmal die Meisterschaft.

Für beide Mannschaften stehen in dieser Woche noch die bedeutenden Aufgaben in der Champions League an. Mit 1:0-Siegen verschafften sie sich gute Ausgangspositionen. Für Bayern gilt es am Mittwoch (21.00 Uhr) bei Arsenal London den Vorsprung zu verteidigen, Wolfsburg erwartet am Donnerstag (18.45 Uhr) Paris St. Germain zum Rückspiel. Kommen beide durch, gibt es die nächsten Gipfeltreffen im Halbfinale (22./23. und 29.30. April), aber schon am 15. April muss Wolfsburg im Halbfinale des DFB-Pokals wieder in München antreten. Beste Werbung für den Frauen-Fußball ist garantiert.

Flick mit neuem System

Ja, die Nationalmannschaft geht fast unter, bei all den Bayern-Schlagzeilen. Dabei schaffte es Bundestrainer Hansi Flick mit seinen Mannen im ersten Spiel nach der WM-Pleite für einen guten Eindruck zu sorgen. Gut, das 2:0 gegen Peru war jetzt nicht die große Show, die Begeisterung bei 6,4 Millionen Zuschauern an den Bildschirmen war auch nicht so groß, doch der Eindruck insgesamt war positiv. Hansi Flick hat sich zunächst einmal mit einem Blick auf sein Personal auf ein neues System festgelegt. Nicht Dreier- oder Viererkette stehen im Vordergrund, sondern ein kompaktes Mittelfeld mit Verzicht auf Außenstürmer. Diese Aufgabe übernehmen die Außenverteidiger, was Neuling Marius Wolf hervorragend, David Raum weniger gut gelang.

Im 4-2-2-2 ist vor allem Tempo angesagt, Flick hatte neben Kimmich Emre Can als Absicherung gestellt, eine Rolle, die dieser in Dortmund derzeit hervorragend ausfüllt. Davor sollten Havertz und Wirtz für Schwung sorgen, in der Doppelspitze war Werner für schnelle Vorstöße zuständig, Niclas Füllkrug für die Tore. Der Bremer erfüllte seine Aufgabe am besten und Flick muss sich noch nachträglich ärgern, dass er Füllkrug bei der WM zu wenig eingesetzt hatte. Jedenfalls jubelten die Medien, „Deutschland ist wieder ein Stürmerland“. Welch ein Aufstieg des Torjägers, wenn es jetzt heißt „nie mehr ohne Füllkrug“. Die anderen im Kader, egal ob Werner, Gnabry oder Berisha kämpfen nur um den Platz neben Füllkrug.

Am Dienstag wird Belgien ein stärkerer Gegner sein, der neue Trainer Domenico Tedesco feierte mit einem 3:0-Sieg in Schweden einen tollen Einstand. Schlotterbeck und Havertz fallen für Flick aus, der an seinem System festhalten und eigentlich gar nicht so viel wechseln will. Andererseits wollte er möglichst viele Kandidaten vorspielen lassen. Mal sehen, ob in Köln die Stimmung so gut ist wie in Mainz und ob Flicks weiterer Wunsch ebenfalls wieder in Erfüllung geht: „Endlich steht mal die Null.“ Die Fans hoffen darauf, dass es heißt „endlich keine Enttäuschung mehr“.

Am Ende des Winters herrschte Abschiedsstimmung

So ganz ist der Winter noch nicht vorbei, sowohl meteorologisch, als auch sportlich, doch gerade sportlich lässt sich schon eine Bilanz ziehen. Vor allem, weil das Ende des Winters von einer Abschiedsstimmung geprägt war. Einmal, weil bekannte Sportgrößen ihr Karriere-Ende ankündigten, zum anderen, weil der Wintersport vor einen ungewissen Zukunft steht, wie lange denn noch überhaupt Wintersport in gewohnter Weise betrieben werden kann. Da muss sich vor allem der Spoitzensport Gedanken machen, wie er dem Klimawandel begegnen kann. „Die Jugend wird Schnee bald nicht mehr kennen, wie soll es denn Nachwuchs für unseren Sport geben?“ hadern die Größen von heute.

Vielleicht war es auch eine Art letztes Aufbäumen, dass einige spektakuläre Rekordmarken vor allem im alpinen Skisport gebrochen wurden. An der Spitze sicherlich die US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin, die von Sieg zu Sieg eilte und mit 87 Weltcuperfolgen jetzt die erfolgreichste Skirennsportlerin aller Zeiten ist. Sie übertraf auch den Rekord des Schweden Ingemar Stenmark mit 86 Siegen. Die einst utopische Zahl von 100 ist nicht mehr weit und für Shiffrin möglich, sie ist erst 28 Jahre alt. Logisch, dass sie auch wieder Weltcupsiegerin wurde. Ihr männliches Pendant war der Schweizer Marco Odermatt. Der fuhr der Konkurrenz ebenfalls um die Nase und knackte die legendäre Alpin-Bestmarke vom „Herminator“, dem Österreicher Herrmann Maier, der einst 200 Punkte in einer Saison sammelte. Odermatt holte sich den Weltcup jetzt mit 2042 Punkten.

Rekorde zu einer Zeit, da man sich fragt, wie lange es Rekorde überhaupt noch gibt. Da passt es vielleicht auch, dass es, bevor es den Winter nicht mehr gibt, noch zu einer spektakulären Premiere reichte. Die 15 besten Skispringerinnen durften erstmals auf eine Skiflugschanze. Dafür hatte man Vikersund ausgesucht, weil die Schanze gut zu springen ist. Die Slowenin Erna Klinec sorgte mit 226 Metern für den ersten Weltrekord, ein Stückchen von dem der Männer mit 253,5 Metern (Stefan Kraft, Österreich) ist er entfernt. Aber ein toller Anfang ist gemacht. Von den 200 Metern träumten auch die deutschen Frauen, die glücklich über die Premiere waren, weniger glücklich darüber, dass der deutsche Rekord bei 194 Metern steht, Katharina Althaus ist sich aber sicher, dass die 200 Meter beim nächsten Mal fallen. Noch darf man von einem nächsten Mal träumen.

Abschiedsstimmung herrschte vor allem im Biathlon, einer Sportart, die notfalls auch ohne Schnee auskommen kann, aber was ist Wintersport ohne Schnee? Vor allem die Damen verkündeten reihenweise ihren Abschied. Norwegen trifft es gleich ganz hart, weil mit Marte Olsbu Röiseland die erfolgreichste Skijägerin aller Zeiten die Bühne verlässt. Sie brachte es auf sieben Olympia- und 17 WM-Medaillen. Wegen einer Corona-Erkrankung stieg sie erst verspätet in ihre Abschiedssaison ein, eine Kollegin schaffte es gar nicht. Auch Tiril Eckhoff wird nicht zurückkehren, Corona hat sie komplett gestoppt.

Die deutschen Frauen verlieren ihre Anführerin. Die 34-jährige Denise Herrmann-Wick hat ihre Karriere beendet, das Team verliert ihre „Mami“, wie sie von den meist jüngeren Kolleginnen gern genannt wurde. Die einstige Langläuferin geht als Olympiasiegerin und Weltmeisterin, sie hat alles erreicht, geht als Große des Wintersports. Ihren Lebensmittelpunkt hat die Sächsin nach Ruhpolding in Bayern verlegt, dort steht mit ihrem Mann ein Hausbau und die Gründung einer Familie an. Schöner kann die Zukunft nicht sein. Wie es allerdings mit der Zukunft des Biathlonsports aussieht, ist offen. In die Fußstapfen von Herrmann-Wick könnte Franziska Preuß treten, wenn es die Gesundheit zulässt. Ein Versprechen für die Zukunft sollte allerdings die 18-jährige Selina Grotian aus Garmisch-Partenkirchen sein, die vierfache Junioren-Weltmeisterin wurde und vom einstigen Coach von Magdalena Neuner und Laura Dahlmeier trainiert wird.

Apropos Coach, bei den Herren gab es zum Abschluss auch noch einen überraschenden Abschied: Trainer Mark Kirchner will sich den Stress nicht mehr antun. Vielleicht ist ihm auch die unheimliche Siegesserie des Johannes Thinges Bö auf die Nerven gegangen, der schier unschlagbar war. Jetzt soll Kirchners Assistent Uros Velepec das Kommando übernehmen, der 55-jährige Slowene soll zusammen mit dem einstigen Langläufer Jens Filbrich an seiner Seite für neuen Schwung sorgen. Den kann das Herren-Team brauchen.

Zur Zeit des Abschieds passt auch, dass der König der Königsdiszplin abtritt. Der 34-jährige Eric Frenzel schaffte es in dieser Saison nicht mehr nach ganz vorn, aber er geht erhobenen Hauptes, mit 18 Medaillen bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften ist der Kombinierer der meist dekorierte männliche Sportler. Mit ihm geht auch Trainer Hermann Weinbuch nach langer erfolgreicher Arbeit. Vielleicht haben beide auch die ungewisse Zukunft ihrer Sportart vor Augen, die die Lust an der täglichen Plackerei nimmt.

Ob der Wintersport Zukunft hat, hängt vom Klimawandel ab, aber auch davon, dass Verbände und Funktionäre endlich Konsequenzen und auf die erschwerten Bedingungen eingehen. Man kann nicht x-beliebig von Kontinent zu Kontinent fliegen, die Veranstaltungsketten müssen intelligent geplant werden, damit die Umwelt geschont wird. Der Wintersport kann selbst viel tun, damit viele noch lange Wintersport betreiben können.

Hansi Flick und das Prinzip Hoffnung

Das kennen wir doch alle aus unserem Leben: Alles kommt irgendwie zum ungünstigen Zeitpunkt. So geht es jetzt auch der Bundesliga, da stürzt Borussia Dortmund Dauer-Meister Bayern München von Platz eins, das nun megaspannende direkte Duell steht an – aber erst einmal ist Länderspielpause. Wir müssen bis zum 1. April warten und darauf, wer am Ende dieses Duell als Aprilscherz empfindet…

Zunächst einmal gehört die Fußball-Bühne der Nationalmannschaft, erstmals wieder seit der missglückten Weltmeisterschaft in Katar. Die Fans sollen nie mehr das Gefühl bekommen, dass sie das Aushängeschild des Fußballs in die Wüste schicken wollen. Bundestrainer Hansi Flick hat eine große, fast nicht zu bewältigende Aufgabe vor sich. Für die Europameisterschaft 2024 im eigenen Land soll er ein starkes Team basteln, soll Nachwuchstalenten eine Chance geben, gleichzeitig aber mit guten Leistungen, am besten mit Siegen, für gute Stimmung und zudem für Nähe zu den Fans sorgen. Kurz zusammengefasst: Die Fußball-Nationalmannschaft – erfolgreich und beliebt. So wie es früher war.

Hansi Flick startet mit dem Prinzip Hoffnung. Die Hoffnung darauf, dass er die richtigen Spieler findet, die Hoffnung, dass er schnell ein Gerüst hat, damit sich die Mannschaft einspielen kann, die Hoffnung, dass die Stimmung positiv wird und bleibt. Ihm zur Seite steht jetzt mit Rudi Völler als Team-Manager ein Sympathie-Bolzen, der manche Kritik auffangen bzw. abfedern soll. Der Weg von einem Versager-Team zu einer Erfolgsmannschaft wird holprig werden. Wenn er denn überhaupt gelingt. Das Problem: Während für alle anderen Nationen die Qualifikationsrunde für die EM in Deutschland beginnt, bestreitet das DFB-Team nur Freundschaftsspiele, hat keine echten Bewährungsproben.

Mit seinem ersten Nach-WM-Aufgebot hat Hansi Flick schon einmal Zeichen gesetzt. Er hat für Überraschungen gesorgt, etablierte Spieler müssen zu Hause bleiben, andere Kandidaten, die sich aktuell in der Bundesliga in Form zeigen, dürfen vorspielen oder Talente sind dabei, die in ihren Vereinen sogar auf der Bank sitzen. Die Experimente sind umfangreich. Mal sehen, wer wirklich in den ersten Testspielen gegen Peru am Samstag in Mainz und Belgien am Dienstag, 28. März, in Köln zum Einsatz kommt bzw. seine Chance nutzen kann. Die Zeichen, die Flick sendet: Gefragt sind Kämpfer wie der Dortmunder Marius Wolf, aber auch Talente, die sich in der U21, aber eben auch bei Flick bewähren dürfen, wie der Stuttgarter Josha Vagnoman, der beim VfB oft nur auf der Bank sitzt. Schöne Schlagzeile: Ersatzverteidiger wird Nationalspieler! Besonders interessant aber auch die Nominierungen von Kevin Schade (Brentford, vorher Freiburg) und Mergim Berisha (Augsburg), ein Arbeiter und Torjäger. Alle Pläne des Bundestrainers gingen nicht auf, Bella-Kotchap (Southampton) musste ebenso verletzt absagen wie Hoffnungsträger Jamal Musiala, der bei Bayerns Niederlage in Leverkusen einen Muskelfaserriss erlitt.

Das Aufgebot: Tor: ter, Stegen, Trapp, Leno. – Abwehr: Ginter, Günther, Kehrer, Raum, N. Schlotterbeck, Thiaw, Vagnoman, Wolf. – Mittelfeld/Angriff: Berisha, Can, Füllkrug, Gnabry, Goretzka, Götze, Havertz, Kimmich, F. Nmecha, Schade, Werner, Wirtz.

Leverkusen sorgt für Spannung

Es war das Duell der Bundesliga-Vertreter auf der Bühne Europas, doch nicht die Champions League gewann, sondern die Europa League. Xabi Alonso, der einstige Bayern-Star, brachte auf seiner ersten große Trainer-Station Bayer Leverkusen das Siegen bei, das musste auch sein alter Verein spüren. Seltsam aber die Lethargie der Bayern, die gegen Paris noch zu glänzen wussten, aber beim 1:2 in Leverkusen alles vermissen ließen. Trainer Julian Nagelsmann musste eingestehen: „Wir waren 80 Minuten lang die schlechtere Mannschaft.“ Wenn auch die Niederlage kurios zustande kam: Zwei Elfmeter, zweimal VAR-Beweis, der Schiedsrichter Stielers ursprüngliche Entscheidung von Schwalben Adlis korrigierte. Stieler nahm sie jeweils mit einem Lachen zurück – das gab es noch nie. Gelacht haben sie auch in Dortmund, zuerst beim 6:1-Erfolg über Köln, am Sonntag über die Bayern. Wenn es auch in der Champions League anders aussah, in der Bundesliga sind die Dortmunder derzeit die Nummer 1. Übrigens auch in einer interessanten Alonso-Tabelle. Als der Spanier im Oktober kam, war Leverkusen Vorletzter, jetzt ist Europa wieder in Sicht auf Platz acht. Die Alonso-Tabelle sieht so aus: 1. Dortmund 38 Punkte, 2. Bayern 37, 3. Leipzig 34, 4. Leverkusen 32. Wäre ein Platz in der Champions League – und Dortmund Meister! Mal sehen, wie es nach dem 1. April aussieht…

Die Bundesliga macht Pause, die Spannung steigt, auch im Abstiegskampf. Neues Schlusslicht ist der VfB Stuttgart (20 Punkte), auf dem Abstiegsplatz auch wieder Schalke (21), das das 1:1 in Augsburg aber als Erfolg verbucht, der Abstiegskandidat ist in der Rückrunde noch ungeschlagen. Unvorstellbar! Dagegen stimmt nicht nur beim VfB, sondern auch bei der Hertha (21) die Form nicht – da droht der Abstieg. Bochum (1:0 gegen Leipzig) und Hoffenheim (3:1 gegen Hertha) tankten dagegen Selbstvertrauen. Da muss auch Köln aufpassen, dass es nicht unten mit reingezogen wird. Am 31. März geht es weiter.

Auf der Bühne Europas geht es am 11. April weiter, dann mit CL-Schlager Manchester City – Bayern München. Trainer Pep Guardiola trifft dabei erstmals wieder auf seinen alten Verein. Eine Leistung wie in Leverkusen dürfen sich die Münchner nicht leisten. Die Bundesliga wurde im Achtelfinale gerupft, sieben Vertreter gingen ins Rennen, die Bayern und Leverkusen blieben übrig. Dortmund scheiterte an einem plötzlich kampfkräftigen Chelsea, Leipzig blamierte sich beim 0:7 in Manchester, Frankfurt erzielte gegen Neapel nicht ein Tor! In der Europa League schaffte das auch der SC Freiburg gegen Juventus Turin nicht und war ebenso für Union Berlin gegen den Namensvetter von Saint-Gilloise etwas überraschend Endstation. Da ist halt doch noch ein Lernprozess nötig. Im Viertelfinale darf sich jetzt Leverkusen an den Belgiern versuchen.

Bei der Bundesliga hieß es “ aus sieben mach zwei“, die oftmals belächelten Italiener brachten von sieben Vereinen gleich sechs ins Viertelfinale drei Wettbewerbe, wobei vor allem in der CL die alten italienischen Tugenden hilfreich waren: Abwehrstärke. Und so kommt es im Viertelfinale zu folgenden Duellen: Manchester City – Bayern München, Benfica Lissabon – Inter Mailand, Real Madrid – FC Chelsea, AC Mailand – SSC Neapel.Das Halbfinale wurde so ausgelost: Milan/Neapel – Benfica/Inter, Real/Chelsea – ManCity/Bayern.

Bühne frei für die Frauen

„Der April wird der entscheidende Monat“ hatte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann orakelt. Die Frauen sind schneller, für sie wird noch der März der (vor)entscheidende Monat, da stellen der VfL Wolfsburg und Bayern München nämlich Weichen für mögliche Titel. Die Männer machen Pause, deshalb Bühne frei für die Frauen, kurios, dass in die zwei Spieltage der Champions League das Spitzenspiel um die Bundesliga-Meisterschaft eingebettet ist. Tabellenführer Wolfsburg und Verfolger Bayern treffen sich am Samstag (17.55 Uhr, die ARD überträgt live!) in München (der Campus ist schon ausverkauft). Es ist die letzte Chance für die Münchnerinnen, die Titelserie der Wölfinnen zu beenden. Die Bayern beklagen den Ausfall von Linda Dallmann, Wolfsburg muss auf Lena Oberdorf verzichten.

Im Halbfinale der Champions League könnte es ebenfalls wieder zu einem deutschen Duell kommen, doch die Hürden dafür sind hoch, da müssten sich beide Mannschaften gegen hochkarätige Gegner durchsetzen. Die Bayern-Mädchen haben am Dienstag (18.45 Uhr) Arsenal London zu Gast und wechseln dafür wieder einmal in die Allianz Arena, rund 25.000 Karten sind bereits verkauft. Ein Erlebnis also wieder für den Frauen-Fußball. Wolfsburg hat mit Paris St. Germain eine noch größere Aufgabe, zählt doch der Gegner zum engeren Favoritenkreis, wie aber Wolfsburg auch. Zuerst wird am Mittwoch (21.00 Uhr) in Paris gespielt, das Rückspiel dann am Dienstag, 30. März, 1845 Uhr) in Wolfsburg. Die weiteren Duelle heißen AS Rom – FC Barcelona und Olympique Lyon – Chelsea London. DAZN überträgt alle Spiele der Frauen-CL live.

In dieser Woche geht es um die Zukunft des Fußballs

Die Fußball-Bundesliga ist nicht alles, in dieser Woche geht es um mehr, bei verschiedenen Terminen geht es schlichtweg um die Zukunft des Fußballs. In erster Linie natürlich beim FIFA-Kongress in Kigali (Ruanda). Dort wird der 52-jährige Schweizer Gianni Infantino als FIFA-Präsident bestätigt, was Zweifel an einer guten Zukunft des Fußballs aufkommen lässt. Aber so ist die Wirklichkeit: Der umstrittene und der Korruption verdächtige Infantino hat die Landesverbände weltweit im Griff – mit Geld. Er macht die FIFA immer reicher, die Turniere immer größer und verspricht den Landesfürsten mehr Einnahmen. Das zählt, es gibt keinen Gegenkandidaten und nur wenige Verbände stellen sich gegen Infantino. Auch der DFB nicht, als weltgrößter Verband. Der neue DFB-Präsident Bernd Neuendorf sagt, dass er angeblich noch nicht weiß, wie er abstimmen wird, aber er wird alles versuchen, den „großen Zampano“ nicht zu verärgern. Der DFB braucht nämlich die FIFA: Es gibt finanzielle Sorgen, bei denen der Weltverband unterstützen soll, die EM 2024 findet in Deutschland statt und für die Frauen-WM 2027 wird sich Deutschland zusammen mit Belgien und den Niederlanden bewerben. Da verärgert man den „Chef“ nicht, wird lieber vom Deutschen Fußball-Bund zum Deutschen Feiglings-Bund.

Infantino dürfte wohl der durchtriebenste Sportfunktionär weltweit sein. Kritik prallt an ihm ab, stattdessen bläht er WM-Turniere auf, mobilisiert Mehrheiten mit den Versprechungen, dass die Moneten rollen. So wird die nächste WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko erstmals mit 48 Nationen ausgetragen, hat Infantino eine überdimensionale Klub-WM mit 32 Mannschaften erfunden, die erstmals 2025 stattfinden soll. Hinter all dieser Gewinn-Maximierung stecken offensichtlich die Scheichs der Golfstaaten. Es schaut aus, als hätten sie sich Infantino gefügig gemacht. Der Weltpräsident residierte bekanntlich vor der WM 2022 höchstpersönlich in Katar, jetzt erwägt er einen Umzug nach Saudi-Arabien, die Saudis haben nämlich bereits Interesse an einer WM bekundet, wollen auch die Klub-WM. Höchst delikat deshalb jetzt der Verdacht, dass Katar Infantino bei offensichtlichen Korruptionsgesprächen in einem Schweizer Hotel abgehört haben soll. Das würde wie die Faust aufs Auge passen, Infantino wäre erpressbar! Nichts hört man allerdings von dem Schweizer zu Klimaschutz, vom Fußball an der Basis, vom Bemühen, dass der Fußball weltweit wirklich Volkssport bleibt. Ist ihm wohl zu klein und zu wenig glamourös. Vielleicht kann ihn doch noch die Schweizer Justiz stoppen, eine Korruptionsaffäre ist noch anhängig.

Flick deckt die Karten auf

Um die Zukunft des Fußballs geht es auch national, Bundestrainer Hansi Flick wird am Freitag sein erstes Aufgebot der „neuen Nationalmannschaft“ vorstellen. Nach der Pleite in Katar geht es um mehr als einen Neuanfang, es geht um die Zurückgewinnung der Sympathien für die Auswahlmannschaft. Flick verspricht: „Wir wissen, was wir zu tun haben.“ Die Mannschaft soll mit spielerischem Glanz und kämpferischem Einsatz glänzen, die Nähe zu den Fans ist Pflicht und frühere Anfangszeiten der Spiele sollen mehr jugendliche Fans vor die Bildschirme holen. Das allerdings mit Einschränkungen, da müssen Fernsehen und Sponsoren erst mitspielen. Gegen Peru am 25. und Belgien am 28. März wird noch um 20.45 Uhr gespielt. Für mehr Sympathien soll auch Rudi Völler als Team-Manager sorgen.

Was die Mannschaft angeht, hat der Bundestrainer natürlich auch klare Vorstellungen. So spricht er davon, dass es Überraschungen geben wird, neue Gesichter und Chancen für junge Spieler. Verraten hat er bereits, dass er im März und bei drei Länderspielen im Juni auf Thomas Müller verzichten wird. Kapitän Manuel Neuer wird aus Verletzungsgründen fehlen, kein Geheimnis ist, dass ter Stegen Torhüter Nummer 1 wird. Ilkay Gündogan fehlt aus privaten Gründen. In den Mittelpunkt rücken die Talente Musiala, Wirtz und Havertz, neugierig dürfen wir sein, wen Flick als Mittelstürmer sieht (Füllkrug, Berisha) und ob er bei den Außenverteidigern neue Ideen hat.

Um die nahe Zukunft geht es ebenfalls an diesem spannenden Freitag. Bevor Flick mit dem Aufgebot kommt, werden in der UEFA-Zentrale in Nyon die nächsten Runden in den europäischen Wettbewerben ausgelost. Da ist in der Champions League Bayern München nach der tollen Leistung beim 2:0 gegen Paris noch dabei (es war das 500. Europacupspiel der Münchner!), RB Leipzig (bei Manchester City nach einem 1:1) und Eintracht Frankfurt in Neapel (0:2) kämpfen dagegen noch ums Weiterkommen. Das Spiel der Eintracht wird dabei von Verboten für Frankfurter Fans überschattet, jetzt will der Verein als Mahnung ganz auf Fans verzichten. In der Europa League sollte die Bundesliga ebenfalls weiter vertreten sein. Am ehesten darf man dies Bayer Leverkusen bei Ferencvaros Budapest zutrauen (Hinspiel 2:0), Union Berlin ist bei St. Gilloise nach einem 3:3 nicht chancenlos, Freiburg hat nach dem 0:1 bei Juventus Turin immer noch eine hohe Hürde vor sich. Aber machbar ist alles! Wen also werden wir wieder im Lostopf finden?

Der April wird entscheidend

In der Bundesliga steht vor der Länderspielpause noch ein Spieltag an, aber dann kommt es für viele knüppeldick. Bayern-Trainer Julian Nagelsmann hat bereits orakelt: „Der April wird entscheidend.“ Das gilt nicht nur für die Münchner, die aber beispielhaft ein dickes Programm haben. Erste Bewährungsprobe am Sonntag (noch März) in Leverkusen, wo man oft Probleme hatte. Allerdings ist etwas neu: Die Bayern treten ausgeruht an, Bayer muss noch Donnerstag in Budapest ran! Dann aber folgen am 1. April das große Duell mit Dortmund, in Pokal und Bundesliga der Vergleich mit Freiburg und die Zusatzaufgaben in der Champions League.

Ähnlich sieht das Programm für Dortmund aus. Die Borussen mussten ja mit dem Ausscheiden in der CL gegen Chelsea London einen Rückschlag hinnehmen, den auch das 2:2 im 100. Revierderby gegen Schalke bedeutet. Die Verletzungssorgen waren einfach zu groß (Kobel, Adeyemi, Reus, Brandt und Moukoko fehlten), damit sind die Bayern wieder allein vorn. Die hatten im Gegensatz dazu Pavard, Mané, Sané, Cancelo und Gnabry neu im Team. In diesen strapaziösen Zeiten hilft eine starke Bank. Bis nach der Länderspielpause sollte Dortmund weitgehend komplett sein und gerüstet für das Spiel in München, den Pokalfight mit Leipzig und die Aufgabe gegen Union Berlin. Der April wird entscheidend sein!

Im Kampf um die CL liegen jetzt Leipzig, Union und Freiburg gleichauf, Frankfurt hat ein bisschen den Anschluss verloren, dagegen machen sich dahinter Mainz, Wolfsburg und vor allem Leverkusen, das in Form gekommen ist, Hoffnungen auf Europa. Spannend bleibt es auch im Abstiegskampf mit drei Punkten Abstand zwischen Bochum (14.) und Schlusslicht Hoffenheim. In Sinsheim geht endgültig die Angst um, die TSG Hoffenheim ist seit 14 Spielen nicht mehr erfolgreich gewesen, da konnte auch der neue Trainer Pellegrino Matarazzo nicht helfen. Das Duell mit Hertha BSC konnte ein Endspiel für den Trainer werden. Anders sieht es bei Schalke aus, dass sich mit Thomas Reis absolut im Aufwind befindet, die Erfolgsserie mit jetzt sieben Spielen ohne Niederlage auch gegen Dortmund nicht gestoppt hat. Aber Vorsicht jetzt in Augsburg, der FCA verliert zwar auswärts, wenn auch mit Lob beim 3:5 in München, aber er gewinnt in diesem Jahr zu Hause! Wieder heißt es: Eine Serie wird enden – und außerdem: Der April wird entscheiden!

Ein Paukenschlag im Frauen-Fußball: Dzsenifer Marozsan, langjährige Kapitänin der Nationalmannschaft, hat am Montag ihren Rücktritt aus der DFB-Auswahl bekanntgegeben. Sie hat dauerhaft mit Knieprobleme zu kämpfen und sieht sich für die zusätzliche Belastung nicht mehr im Stande. Bei Olympique Lyon will sie noch spielen, mit dem Verein gewann sie fünfmal die Champions League (außerdem mit dem 1. FC Frankfurt). Mit der Nationalmannschaft wurde sie 2013 Europameisterin und 2016 Olympiasiegerin. Die 30-jährige wird ihren Abschied wohl am 11. April beim Testspiel gegen Brasilien in Nürnberg feiern. Es wird dann ihr 112. Länderspiel sein.

Entscheidet wirklich ein Spiel über die ganze Saison?

Es ist wieder Zeit für Europa, bei Fußball-Fans und vor allem -Spielern schlagen die Herzen wieder ein bisschen schneller. Die Bundesliga ist im Moment höchst attraktiv, aber für die Reputation von Vereinen und Ligen zählen vor allem Erfolge auf den Bühnen Europas. In erster Linie Meister Bayern München sucht da den Glanz, weil nationale Siege fast schon zur Gewohnheit geworden sind. Jetzt steht am Mittwoch das Rückspiel gegen Paris St. Germain an und für den Verein ist dies das wichtigste Spiel des Jahres. Kann aber Erfolg oder Misserfolg einer Saison wirklich nur von einem Spiel abhängen?

Die Bayern erleben derzeit eine etwas holprige Saison und genau genommen wissen sie selbst nicht, wo sie leistungsmäßig stehen. Es ist ein ständiges Auf und Ab, manche Glanzpunkte hat es gegeben, dann aber wieder große Enttäuschungen. Balsam auf Wunden sind immer Siege auf Europas Bühne, doch da gab es im Vorjahr ein blamables vorzeitiges Ausscheiden gegen die Nobodys von Villarreal. Umso bedeutender wäre ein Weiterkommen gegen den Favoriten Paris, den die Besitzer aus Katar mit viel Geld zum Champion machen wollen. Die Weichen für ein Weiterkommen haben die Bayern mit dem 1:0-Sieg in Paris gestellt, doch das Ziel ist noch nicht erreicht. Vor allem Superstar Kylian Mbappé wird gefürchtet, der im Hinspiel bei einem Kurzeinsatz schon für Furore sorgte. Jetzt ist er wieder ganz fit und der zweite Star, Weltfußballer Lionel Messi, wieder in Spiellaune. Ein Paket, das Seinesgleichen sucht. Mbappé droht: „Wir kommen weiter.“

Den Bayern könnte die Statistik Mut machen, die Bilanz gegen Paris ist bei zwölf Spielen mit je sechs Siegen ausgeglichen, doch wenn die Münchner das Hinspiel gewonnen hatten, kamen sie in 20 der letzten 22 CL-Spiele weiter und auch die Heimstärke sollte Selbstvertrauen geben, 15 der letzten 17 CL-Spiele wurden gewonnen, die letzte Niederlage gab es 20/21 mit 2:3 gegen – Paris! Aber der Gegner hat auch Sorgen, der dritte Weltstar Neymar fällt aus, aber auch Abwehr-As Kimpembe fehlt, dazu zeigt Torhüter Donnarumma derzeit ungewohnte Schwächen (auch im Hinspiel). Die sogenannten Schienenspieler Mendes und Hakimi dürften dagegen für die Bayern-Abwehr einen besonderen Gefahrenherd darstellen.

Trainer Julian Nagelsmann sucht nach dem geeigneten Gegenmittel, deshalb trifft ihn die Sperre vom formstarken Benjamin Pavard schwer. Es scheint, dass Nachwuchsmann Josip Stanisic die Chance bekommt, weil Neuzugang Cancelo defensiv zu große Schwächen aufweist. Nagelsmann wurden beim nicht berauschenden 2:1 in Stuttgart aber auch die Augen geöffnet, dass derzeit die ballverliebten Sané und Gnabry ebenso wie der lange verletzte Mané keine wertvolle Hilfe sind. Als Musiala, Coman und Choupo-Moting gingen, kippte das Spiel. So wäre das Weiterkommen gegen Paris gefährdet. Aber was ist bei einem Ausscheiden? Muss Nagelsmann um seinen Job bangen? Es bleiben noch Pokal und Meisterschaft, die nationalen Trophäen, die in München keinen mehr glücklich machen. Zu viel Erfolg macht das Leben halt kompliziert.

Den Erfolg auf Europas Bühne suchen natürlich alle deutschen Vertreter, nur bei keinem ist die Brisanz so groß wie in München. Insgesamt sieben Bundesligisten sind in den Achtelfinals noch dabei, Deutschland ist neben England und Italien Spitze. Spanien ist noch mit fünf Teams dabei, aber nur mit Real Madrid in der Champions League vertreten. Vom Viertelfinale träumt vor allem Borussia Dortmund, das derzeit auf einer Erfolgswelle schwimmt und in diesem Jahr als einzige Mannschaft in Europa Spitzenligen noch ungeschlagen ist! Bleibt die Serie bestehen? Die nächste Prüfung gibt es in London, wo Gegner Chelsea gerade rechtzeitig sein Tief mit einem 1:0 gegen Leeds überwunden glaubt und die 0:1-Hinspielniederlage am Dienstag ausbügeln will. Leipzig und Frankfurt sind erst nächste Woche gegen Manchester City und Neapel dran.

In der Europa League geht es aber gleich für drei Bundesligisten am Donnerstag in die Hinspiele des Achtelfinals. Heimspiele haben Union Berlin und Leverkusen, Freiburg muss dagegen zur alten Dame Juventus Turin nach Italien, freut sich aber schon auf ein Fest beim Rückspiel. Union bekommt es mit den Belgiern von Saint-Gilloise zu tun, eine eher unbekannten Mannschaft, die aber die Berliner in schlechter Erinnerung haben. Die Belgier waren schon Gruppengegner und siegten zweimal. Zeit also für die Revanche. Bayer Leverkusen scheint wieder in Form zu sein und geht mit großen Hoffnungen die Aufgabe gegen die Ungarn von Ferencvaros Budapest an. In Budapest findet auch das Finale am 31. Mai statt, Leverkusen hat also das große Ziel hautnah vor Augen.

Das Wunder Schalke

Wie gesagt, die Bundesliga bietet derzeit schon genug Unterhaltung. Überraschend vor allem auch Schalke 04, der nach der Hinrunde am Rande des Abstiegs stehende Altmeister hat eine wundersame Wandlung erfahren und ist in der Rückrunde zusammen mit Dortmund als einzige Mannschaften noch ungeschlagen. Neun Punkte nach 17 Spielen, zehn jetzt bereits nach sechs Spielen, das sagt alles. Das erste Revier-Derby in Bochum wurde erfolgreich bestritten, jetzt kann also Dortmund zum zweiten Revier-Derby kommen! Nur ein Remis kann dafür sorgen, dass beide Serien bestehen bleiben. Das Wunder Schalke: In Bochum endete auch eine unbeschreibliche Serie von 38 Auswärtsspielen ohne Sieg – ewiger Bundesliga-Rekord!

Schalke hat das Schlusslicht an Bochum abgegeben und mit seinen Erfolgen für ein Novum im Abstiegskampf gesorgt: Erstmals in der Bundesliga-Geschichte sind am Tabellenende vier Mannschaften punktgleich (alle 19)! Spannung pur, zumal Hertha BSC auch nur einen Zähler mehr hat. Köln und Augsburg dürfen sich mit 27 Punkten vorerst in Sicherheit wiegen, zumal nicht alle der fünf Abstiegskandidaten Siegesserien starten können. Überraschungsgast am Tabellenende ist die TSG Hoffenheim, am Saisonbeginn noch an der Spitze zu finden. 14 Pflichtspiele ist die TSG jetzt schon ohne Sieg, auch der neue Trainer Pellegrino Matarazzo hadert, weiß aber, wo der Hebel anzusetzen ist: „Wir haben die letzten drei Spiele mit 0:1 verloren und dreimal ein Standardtor kassiert. So kann es nicht weitergehen.“ In Freiburg hängen die Trauben am Sonntag aber erneut hoch.

An der Tabellenspitze haben sich die Bayern und Dortmund abgesetzt, die Borussia wies Leipzig in die Schranken und die weiteren Verfolger Union, Freiburg und Frankfurt ließen ebenfalls alle Punkte. Im Aufwind dagegen Mainz und Leverkusen, die im Kampf um Europa wieder mitmischen, Platz sieben könnte ja für die Conference League reichen.

Wölfinnen können verlieren

Bisher hieß es bei den Frauen des VfL Wolfsburg auf nationaler Ebene: „Niederlagen? Kennen wir nicht.“ 2022 gewannen die Wölfinnen alle Bundesligaspiele, jetzt waren es wieder zwölf, doch dann kam die „böse 13“. Die Frauen der TSG Hoffenheim waren den Männern ein Vorbild und sorgten für eine Sensation – sie gewannen mit 2:1 in Wolfsburg! Die letzte Heimpleite erlebte Wolfsburg im November 2016 gegen Potsdam! Außerdem war das Eigentor von Felicitas Rauch zum 1:1 der erste Gegentreffer auf eigenem Platz seit Oktober 2022! Hoffenheims Torjägerin Billa machte dann in der 70. Minute vor 3500 Zuschauern noch den Deckel drauf – die Sensation war perfekt. Bemerkenswert, nach der nächsten Partie gegen Meppen, wird der frühere Wolfsburger Meister-Trainer Stephan Lerch, neuer Coach bei der TSG. Hoffenheim ist wieder im Rennen um Platz drei, der zur Champions League berechtigt. Dazu kommt die Hoffnung bei Bayern München zurück, weil sich nach dem 2:0-Sieg in Bremen der Abstand zu Meister Wolfsburg auf zwei Zähler verkürzte. Am 25. März sieht man sich dann in München.

Bald darauf steigt dieses Spitzenspiel erneut in München, im Halbfinale des DFB-Pokals wurde diese Paarung nämlich ausgelost, am 15. April wird gespielt. Es ist zweifellos das vorgezogene Endspiel. In der zweiten Paarung hofft Zweitligist RB Leipzig auf die nächste Überraschung nach Siegen über Frankfurt und Essen. Gegner ist mit dem Tabellenfünften SC Freiburg eine Mannschaft von ähnlichem Kaliber, eine weitere Überraschung ist dem ambitioniertem Zweitligisten also zuzutrauen. Langfristig will man ja auch Wolfsburg und Bayern im Oberhaus Paroli bieten, der Pokal bietet da schon eine frühere Chance.

Kampf den Seriensiegern in der Formel 1

Es liegt offensichtlich in der Natur der Sache, dass es in der Formel 1 immer wieder Seriensieger gibt. Eine Firma findet die Erfolgsformel, beschäftigt einen guten Fahrer und schon ist der Seriensieger fertig. Bis die Konkurrenz wirklich aufgeholt hat oder vorbei ziehen kann, vergehen Jahre. Das war früher zu Fangios Zeiten so und ebenso in den letzten Jahrzehnten. Denken wir an Michael Schumacher mit Ferrari, Sebastian Vettel mit Red Bull und Lewis Hamilton mit Mercedes. Auch diese Erfolgsserie ging zu Ende und eine neue steht bevor. Zumindest geht in der Formel 1 die Angst um, dass Red Bull und Max Verstappen auch 2023 der Konkurrenz nur den Auspuff zeigen könnten. Nach dem Double 2021 + 2022 träumt der Holländer mit seinem Rennstall vom Hattrick. Der nächste Seriensieger wären geboren.

Dabei haben die neuen amerikanischen Besitzer zuvor alles getan, um Mercedes auszubremsen, die neuen Regeln haben tatsächlich dem Stern den Glanz benommen. Die Bullen haben dagegen an Kraft gewonnen und da konnten auch die italienischen Pferde nicht mithalten. Und was jetzt? Erinnern wir uns, der erste Titelgewinn von Max Verstappen war von Regelverstößen begleitet, Hauptsache Mercedes war gestoppt. Vor der letzten Saison gab es Regeländerungen mit der Hoffnung, für mehr Spannung zu sorgen. Ferrari und Mercedes spielten nicht mit. Die Italiener hatten ein gutes Auto, am Anfang vielleicht sogar das beste, doch dann reihten sich Fehler an Fehler. Mercedes dagegen lag mit seiner Neukonstruktion daneben, das Auto war kaum fahrbar, der Dauerweltmeister geriet ins Hintertreffen, holte allerdings im Laufe der Saison auf. Bleibt also nur die Hoffnung auf 2023, 15 Siege von Max Verstappen und Red Bull sollte es nicht mehr geben.

Für mehr Spannung spricht, dass Ferrari und Mercedes zuversichtlich sind, schnelle Autos zu haben und Red Bull herausfordern zu können. Gegen mehr Spannung spricht, dass bei den Testfahrten vor dem ersten Rennen am Sonntag in Bahrain Red Bull wieder dominierte. Lewis Hamilton ist vorsichtig: „Bei uns dauert es noch ein bisschen, bis wir ganz vorne sein können.“ Ferrari dagegen macht in Optimismus: „Für uns zählt nur der Sieg.“ Das ist aber logisch, der neue Teamchef Frederic Vasseur, der den Erfolg zurückbringen soll, darf nichts anderes sagen. Immerhin: Charles Leclerc siegte mit Ferrari im Vorjahr in Bahrain.

Die Rekordzahl von 23 Rennen wird in diesem Jahr ausgetragen. obwohl der Grand Prix von China wieder gestrichen wurde. Die neuen Besitzer wollen vor allem in Nordamerika an Boden gewinnen und so werden dort gleich fünf Rennen ausgetragen, drei davon in den USA. Nach Miami und Austin geht es Mitte November im 22. Lauf auch nach Las Vegas. Die Formel 1 auf dem legendären Strip, vorbei an der Reihe der Luxushotels mit leuchtenden Reklamen wird spektakulär, so wie sich die Königsklasse des Motorsports auch sieht. Deshalb wird das Rennen ausnahmsweise auch an einem Samstagabend Ortszeit ausgetragen. Für 240 Millionen Dollar wurde auch gleich ein ganzer Häuserblock gekauft. Saisonende ist am 26. November in Abu Dhabi. Deutschland ging wieder leer aus, die Formel 1 ist für Hockenheimring und Nürburgring zu teuer geworden. Las Vegas ist hier nicht möglich.

Die „Formel deutsch“ gibt es nicht mehr, früher tummelte sich eine Reihe von deutschen Fahrern in der Königsklasse. Jetzt hat auch Sebastian Vettel seine Karriere beendet und Mick Schumacher kein Cockpit mehr bekommen, deshalb ist Nico Hülkenberg als Schumacher-Nachfolger bei Haas der deutsche Alleinunterhalter. Der 35jährige soll seine Routine einbringen, er konnte in den letzten Jahren als Ersatzfahrer für sich werben. Mick Schumacher macht als Testfahrer von Mercedes und McLaren einen Schritt zurück, um für eine bessere Zukunft gerüstet zu sein. Er will mehr lernen und als besserer Fahrer wieder in einem guten Cockpit angreifen. Ob das irgendwann sogar als Hamilton-Nachfolger möglich sein wird?

Der englische Rekordweltmeister erlebte 2022 ein Jahr zum Vergessen, nicht ein Sieg sprang für ihn heraus, er kam mit dem hoppelnden Boliden einfach nicht zurecht. Kollege George Russell rettete mit dem Sieg in Brasilien wenigstens die Ehre von Mercedes, zu dieser Zeit deuteten die Autos mit dem Stern schon an, dass sie wieder echte Konkurrenten von Red Bull werden wollen. Hamilton wird alles für einen achten Titel tun, damit wäre er alleiniger Rekordweltmeister und müsste sich diese Ehre nicht mit Michael Schumacher teilen. Übrigens sind mit Hamilton, Verstappen und Fernando Alonso (der bei Aston Martin Vettel ersetzt) gerade mal drei Weltmeister am Start. Demgegenüber gibt es auch drei Neulinge, davon ist der 22jährige Amerikaner Logan Sargeant (Williams, neben Alexander Albon) der unerfahrenste, Nyck de Vries (22, Alpha Tauri neben Yuki Tsunoda) ist immerhin Formel-E-Weltmeister. Der dritte im Bunde ist der 21jährige Australier Oscar Piastri (McLaren, neben Lando Norris), der als großes Talent gilt. Ein starkes Mittelfeld ist auch ein Glücksfall für die Formel 1, weil da zahlreiche Überholmanöver für Unterhaltung sorgen, die an der Spitze leider oft fehlt.

Für Unterhaltung sorgen sollen auch Sprintrennen am Samstag anstatt der üblichen Qualifikation. So richtig gut kamen sie nicht an, dennoch wurde ihre Zahl von drei auf sechs erhöht. Ansonsten gibt es kaum neue Regeln, optisch bemerkbar macht sich die Gewichtsreduzierung von 798 auf 796 Kilogramm, die viele Teams damit kompensieren, dass sie auf eine Lackierung verzichten. Deshalb wird aus den Silberpfeilen bei Mercedes wieder ein schwarzes Ungeheuer. Übrigens ging auch die Entstehung der Silberpfeile auf den Verzicht von Lackierung zurück. In den Anfängen war darunter silbernes Aluminium und nicht schwarzes Karbon.

Die deutschen Fernsehzuschauer müssen ganz dem Pay-TV-Sender Sky vertrauen, wenn sie die Formel 1 am Bildschirm verfolgen wollen. RTL hat sich endgültig zurückgezogen, die Einschaltquoten haben offensichtlich nicht gestimmt. Sky sucht noch einen neuen Partner, vier Rennen müssen auf jeden Fall im Free-TV übertragen werden. Notfalls verzichtet Sky auf eine Verschlüsselung. Vielleicht wird die Formel 1 aber so interessant, dass plötzlich Interesse besteht. Vielleicht blickt auch mancher Bewerber in die Zukunft, denn Audi will 2026 einsteigen und damit wieder den deutschen Markt beleben. Laut Umfragen freuen sich 86 Prozent der deutschen Fans darauf. Die echten Motorsportfans freuen sich bestimmt auch auf die Saison 2023.

Müllers Ohrfeigen für Nagelsmann und in Dortmund brennt Brandt

Die Fußball-Bundesliga so spannend wie nie, fünf Mannschaften an der Spitze nur um vier Punkte getrennt, drei vorne gleichauf – so war es nach dem 21. Spieltag. Einen Spieltag später bleibt die Spannung natürlich erhalten, aber es hat sich doch Entscheidendes getan. Gleichauf sind nur noch Bayern München und Borussia Dortmund, die Großen der Branche, die aufmüpfigen Außenseiter Union Berlin und SC Freiburg mussten Federn lassen und Vierter ist jetzt wieder RB Leipzig. Ist am Ende doch wieder alles wie vor der Saison vermutet? Die Made im Speck als Dritter bleibt Union, aber das 3:0 der dominanten Bayern gegen die Berliner und das glückliche 1:0 von Dortmund bei Hoffenheim machen deutlich, dass der Titel nur zwischen diesen beiden Teams vergeben wird!

Vor einer Woche schon hieß es an dieser Stelle, dass Dortmund erwachsen geworden ist. Das bestätigte sich nun gegen den Abstiegskandidaten Hoffenheim, wobei das 1:0 keine Glanzleistung war, aber solche Spiele hat die Borussia bisher gerne verloren. Deshalb kam der Titelanwärter gegen die Münchner regelmäßig ins Hintertreffen. Diesmal nicht, weil neben den Stützen Kobel und Bellingham zum Beispiel ein Julian Brandt plötzlich zur Hochform aufläuft, richtiggehend brennt und das entscheidende Tor notfalls mit dem Rücken macht. Ähnliches gilt für Emre Can, vor kurzem noch ein Sorgenkind, das seine Form nicht fand, jetzt plötzlich Mannschaftsstütze ist. Es läuft also, so wird man Meister. Das zumindest singen die Fans: „Meister wird nur der BVB“. Wichtig: Auch auf der Bank draußen scheint es keinen Ärger zu geben. Mats Hummels zum Beispiel wird als wichtig für das Team erachtet, aber nicht unbedingt immer auf dem Rasen. Dort wandelt sich Kapitän Marco Reus wieder vom Teilzeitarbeiter zum wichtigen Faktor. Ergebnis: Alle neun Spiele in allen Wettbewerben hat die Borussia in diesem Jahr gewonnen! Nächste Bewährungsprobe am Freitag gegen Verfolger Leipzig, das Hinspiel hatte RB zu Hause mit 3:0 gewonnen – gegen eine andere Borussia als heute.

Vor einer Woche noch gab es Unruhe bei Dauermeister Bayern München, jetzt herrscht dort wieder eitel Sonnenschein. Die Bayern haben ihre alte Qualität offensichtlich nicht verloren, dass sie nämlich auf den Punkt genau ihre Bestform abrufen können. Die Sinne waren geschärft, jeder wusste, ein Sieg muss gegen Union her und Bayern-Boss Oliver Kahn hat süffisant erkannt: „Ist gar nicht so schlecht für uns, wenn es eng ist.“ Die Ruhe wird vor allem Trainer Julian Nagelsmann gut tun, denn sein mit 50.000 Euro bestrafter Ausraster zu den Schiedsrichtern im Gladbach-Spiel hat Staub aufgewirbelt und dann die Sache mit Thomas Müller, den oft der Bann des Trainers traf. Gegen Union erhielt er von Nagelsmann eine Einsatzgarantie und „dankte“ es ihm mit „Ohrfeigen“: Müller war der dominante Mann auf dem Feld, dirigierte und glänzte mit zwei entscheidenden Vorlagen. Auch Nagelsmann wird erkannt haben: Müller ist die dringend benötigte Führungsfigur der Mannschaft. Einst führte die Achse Neuer-Alaba-Müller-Lewandowski das Team zum Erfolg, nur Müller blieb übrig. Und ausgerechnet auf den will der Trainer freiwillig verzichten? Allein Joshua Kimmich und Neuzugang Matthijs de Ligt bieten sich als Helfer für Müller an. Dagegen wird immer mehr erkennbar, dass gefeierte Talente wie Sané und Gnabry ins Hintertreffen geraten. Sie sind mit ihren Gedanken offensichtlich oft woanders, vor allem Sané wird immer wieder zum Bruder Leichtfuß und Sicherheitsrisiko. Coman und Musiala haben ihnen den Rang abgelaufen.

Übrigens, für gute Laune bei den Bayern sorgten nicht nur die Punkte. Welche Bilanz gegen Union: 20:3 Torschüsse, 89 Prozent Passquote, 70 Prozent Ballbesitz. Eric Maxim Choupo-Moting hat getroffen und damit gegen alle Bundesligisten und Jamal Musiala feierte seinen 20. Geburtstag mit einem Tor. Da darf man strahlen. Passend dazu ehrte der Verein sein 300.000 Mitglied und präsentiert sich damit als der größte Verein der Welt. Muss da nicht am Ende wieder der Titelgewinn stehen?

Union spürte am Sonntag in der Allianz-Arena das, was die Bayern sonst immer wieder wegstecken müssen: Die zusätzliche Belastung in der Europa League. Die Bayern hatten in der Champions League Pause, Union feierte einen stolzen 3:1-Erfolg gegen Ajax Amsterdam und zog wie Bayer Leverkusen (3:2 und Elfmeterkrimi gegen Monaco) ins Achtelfinale ein. Der Stress geht weiter und Trainer Urs Fischer wundert sich weiter: „Es ist ein Wahnsinn“. Es ist schon eine beeindruckende Bilanz der Bundesliga mit vier Teams im Achtelfinale der Champions League und jetzt drei im Achtelfinale der Europa League. Das kann England nicht vorweisen. Union trifft wie in der Gruppe auf die Belgier von Saint-Gilloise, Bayer Leverkusen testet gegen Ferencvaros den Endspielort Budapest und der SC Freiburg bezeichnet Juventus Turin als ein Traumlos. Prominenz im Schwarzwald! Gespielt wird am 9. und 16. März.

Den Abstiegskampf gibt es in der Bundesliga natürlich auch noch und wurde durch Schalke und Hertha belebt. Das Schlusslicht leuchtet noch, Schalke fasst nach dem 2:1 gegen Stuttgart neuen Mut und stürzt den VfB gleichzeitig ins Dilemma. Und am Samstag kommen die Bayern! Schalke wiederum tritt zum Derby in Bochum an – eine besondere Konstellation, der Rivale ist genau drei Punkte voraus und hat Thomas Reis entlassen, jetzt Trainer auf Schalke. Welches Wiedersehen!

Neuer Mut auch bei der Hertha, optisches Zeichen ist Rang 14, nach Wochen die Abstiegsränge verlassen. Posse um Florian Niederlechner beim 2:0 gegen Augsburg. Den FCA hat er im Winter für 100.000 Euro verlassen, jetzt zahlt Hertha noch einmal 300.000 dafür, dass Niederlechner gegen die Augsburger eingesetzt wurde. Das Geld hat sich gelohnt, der Stürmer brachte das kämpferische Element ein, das dem FCA fehlte. Zudem: Das 1:0 erzielte der Ex-Augsburger Marco Richter! Dadurch konnte sich der FCA von unten nicht absetzen, das punktgleiche Trio Stuttgart, Hoffenheim und Bochum ist fünf Zähler weg. Ein Abstand, kein Ruhekissen.

Premiere für die Frauen

Bei den Männern ist in dieser Woche Pause, für sie steht keine englische Woche an. Dies nutzen die Frauen, die am Dienstag ihr Viertelfinale im DFB-Pokal austragen. Dabei gibt es eine Premiere, die das gewachsene Interesse am Frauen-Fußball deutlich macht: Alle vier Spiele werden erstmals im Fernsehen übertragen, wobei der Pay-TV-Sender Sky auch eine Konferenz anbietet. Um 18.00 Uhr spielen Leipzig – Essen, Köln – Wolfsburg und Jena – Freiburg, um 20.30 Uhr dann das Schlagerspiel Hoffenheim – Bayern, das neben Sky auch im Dritten beim SWR live übertragen wird. Das Halbfinale wird am Sonntag, 5. März (17.15 Uhr) bei Sky ausgelost, „Glücksfee“ ist Lothar Matthäus.

Der Pokal-Wettbewerb der Frauen hat eigentlich Abwechslung nötig, denn achtmal in Folge gewann der VfL Wolfsburg. Aber die Wölfinnen werden nicht freiwillig verlieren und sind auch in Köln Favorit. Erster Konkurrent bleiben die Bayern-Mädchen, die aber beim Bundesliga-Vierten Hoffenheim vor einer hohen Hürde stehen. Immerhin gelang nach der Länderspielpause ein gutes Comeback mit dem 3:0 in Potsdam im Nachholspiel der Bundesliga. Es war der siebte Sieg in Folge der Münchnerinnen. Auf den Spuren der Spitzenteams will auch bald RB Leipzig wandeln, der Spitzenreiter der 2. Bundesliga. Leipzig schaltete zuletzt das Erstliga-Top-Team Eintracht Frankfurt überraschend aus, sieht sich selbst aber gegen den Bundesliga-Siebten Essen wieder als Außenseiter. Langfristig will RB jedoch in der Bundesliga-Spitze mitmischen.

Um die Spitze geht es auch in der Formel 1, die am kommenden Sonntag, 5. März, mit dem Rennen in Bahrain die neue Saison beginnt. Auch hier hoffen die Verantwortlichen auf mehr Spannung, Mercedes und Ferrari sollen Red Bull und Titelverteidiger Max Verstappen herausfordern. Mehr dazu in einem weiteren Blog in dieser Woche vom Sport-Grantler.

Union hat Angst vor der Spitze und Dortmund ist erwachsen geworden

In den letzten Jahren geisterte immer wieder ein besonderer Wunsch durch die Fußball-Bundesliga: Die Bayern müssten immer mit zehn Mann antreten, dann würde mal eine andere Mannschaft Meister werden. Zehn Jahre lang ging dieser Wunsch nicht in Erfüllung, doch jetzt keimt wieder Hoffnung auf. Zehn Bayern sind tatsächlich zu schlagen, aber es waren auch besondere Umstände beim 2:3 in Gladbach und am Ende des 21. Spieltages gab es eine besondere Konstellation: Mit Bayern München, Borussia Dortmund und Union Berlin liegen drei Mannschaften mit 43 Punkten gleichauf, das gab es noch nie um diese Zeitpunkt seit Einführung der Drei-Punkte-Regel 1995/96. Erst einmal, 2011/12, waren nach dem 19. Spieltag drei Teams gleichauf, Bayern vor Dortmund und Schalke 04 mit je 40 Punkten. Meister wurde Dortmund!

„Bayern mit zehn“, dafür sorgte Schiedsrichter Tobias Welz, der bereits nach acht Minuten Bayerns Abwehrspieler Dayot Upamecano wegen einer angeblichen Notbremse mit Rot vom Platz schickte. Nach einem langen Ball verfolgte Upamecano Borussia-Stürmer Plea, griff leicht an dessen Schulter, zog nicht und war offensichtlich bemüht, kein Foul zu begehen, so wich er im Laufen auch aus. Plea aber fiel – es war mehr ein Faller als ein Foul, für Welz eine Notbremse. Notbremse? Kein Halten, keine Grätsche – eine extrem zweifelhafte Entscheidung. Welz sah sich die Szene nicht mehr am Bildschirm an und zeigte vor allem kein Fingerspitzengefühl, entschied das Spiel nach dem Motto „die Münchner müssten mit zehn Mann spielen…“. Experten sind sich einig: Das war kein Platzverweis. So urteilte der ehemalige Spitzen-Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer: „So ein Rot nach acht Minuten geht gar nicht, vor allem, wenn man es sich nicht noch einmal anschaut. Fußball ist ein Kontaktsport und nicht jeder Kontakt ist ein Foul.“

Dennoch müssen sich die Münchner an die eigene Nase fassen, die Leistung stimmte nicht, Gladbach wiederum bringt gegen die Bayern immer seine Bestleistung. Ähnlich daneben wie Welz lag danach Trainer Julian Nagelsmann, der die Unparteiischen als „weichgespültes Pack“ beschimpfte. Nagelsmann hat mit den Bayern noch nie gegen Gladbach gewonnen! Eigentlich sollte der 1:0-Sieg in Paris in der Champions League beruhigen, doch zumindest bei demTrainer liegen die Nerven blank. Nagelsmann gilt als Talent, für den jungen Coach ist die Aufgabe Bayern vielleicht doch zu groß. Er redet gern, poltert schnell und versucht, ein richtiger Bayern-Trainer zu sein. Aber die Mannschaft scheint ihm zu entgleiten, die Fehler häufen sich.

Nagelsmann war auch der Situation beim Platzverweis nicht gewachsen. Aus taktischen Gründen musste ein Mann vom Feld – es traf ausgerechnet Kapitän Thomas Müller. „Es ging zu schnell“, klagte Nagelsmann und begründete „ich wollte Tempo“. Aber Erfahrung wäre vielleicht besser gewesen, zumal er Müller zuletzt öfters auf der Bank ließ oder ihn frühzeitig dahin schickte. Immerhin also Bayerns Rekordspieler und den Mann, den die Fachzeitung kicker als notenbesten Spieler der Liga auswies! Dafür darf der zu verspielte Sané bleiben. Erinnerungen an das missglückte Gastspiel von Niko Kovac werden wach, der damals ebenfalls nicht auf Müller setzte. Auffällige Parallele: Seit Januar 22 hapert es und Nagelsmann kommt in 55 Spielen genau auf den Punkteschnitt von 2,03 wie Kovac nach 44 Spielen. Bayern hat 43 Punkte nach 21 Spielen – bei dieser Bilanz musste Kovac gehen! Es brennt also, das Duell mit Union Berlin steht an und das Rückspiel gegen Paris. Danach wird Bilanz gezogen, entweder die Bayern sind erfolgreich oder die Ära Nagelsmann (fünf Jahre Vertrag!) ist frühzeitig beendet.

Ärger in München, aber die Konkurrenz konnte die Schwäche nicht nutzen, liegt jedoch gleichauf, lauter könnte das Alarmsignal nicht sein. Union Berlin versäumte den Sprung an die Spitze mit einem 0:0 gegen Schlusslicht Schalke. Offensichtlich konnte der Klub, der den Klassenerhalt als erstes Ziel ausgab, nicht sofort auf Titelkampf umschalten und offenbarte eine gewisse Angst vor der Spitze. Die dünne Luft da oben muss man erst mal verkraften. Union ist nach Dortmund die heimstärkste Mannschaft und noch ungeschlagen, es war erst das dritte Remis. Eine glückliche Konstellation des Terminplans sorgt am Sonntag (17.30 Uhr) zum Abschluss des 22. Spieltags für das Spitzenspiel Bayern – Union. Bis jetzt sind die Bayern gegen Union noch ungeschlagen, vier Siegen stehen drei Unentschieden gegenüber. Zu Hause gab es 2022 einen 4:0-Sieg, 2021 ein 1:1 und 2019 ein 2:1. Das Hinspiel endete 1:1. Union kann es diesmal locker angehen lassen, der Druck liegt allein bei den Bayern und Julian Nagelsmann. Immerhin wird den Meister eins beruhigen: Er ist noch Tabellenführer, die Tordifferenz von +40 erreicht die Konkurrenz bei weitem nicht (Dortmund +17, Union +11).

Aber gerade Borussia Dortmund hat derzeit ein ganz anderes Feeling als die gebeutelten Münchner. Die Borussia siegt immer, bereits siebenmal nach der Winterpause, die Krönung das 1:0 gegen Chelsea in der Champions League. Die Mannschaft hat Beständigkeit, wankt nicht, zeigt Kampfgeist, verkraftet Rückschläge, all das, was man schon lange von den Gelb-Schwarzen fordert. Es scheint, die Borussia ist erwachsen geworden und ein ernsthafter Rivale für den Dauermeister. Es folgt das Gastspiel bei Hoffenheim, dem momentan größten Sorgenkind der Liga. Danach kommt Leipzig nach Dortmund und die Schlagerspiele gegen die Konkurrenten Bayern und Union stehen am 26. und 27. Spieltag an. Die Bundesliga erlebt also derzeit eine Spannung, nach der sie sich schon lange gesehnt hat.

Genauso spannend geht es am Tabellenende zu. Auf den Abstiegsplätze Schalke (13 Punkte) und Hertha (17), davor mit Stuttgart, Hoffenheim und Bochum drei Teams mit je 19 Zählern. Im Aufwind der VfB, der unter Bruno Labbadia erstmals siegen konnte (3:0 gegen Köln). Im Aufwind auch der FC Augsburg, der den Freitagabend unter Flutlicht als seine „Champions League“ ansieht, da fünfmal gewann und mit dem 1:0 Hoffenheim in den Abstiegskampf schickte, selbst aber Abstand schaffte. Nun folgt das Duell bei der Hertha und Schalke steht quasi nach viermal 0:0 vor der letzten Chance gegen Mitkonkurrenten Stuttgart. Beim Kampf um einen Platz in der Bundesliga gibt es in der zweiten Liga eine Parallele zum Oberhaus: Mit Darmstadt und Hamburg stehen sich am Samstag die Aufstiegskandidaten der Plätze eins und zwei direkt gegenüber.

Champions League zweiter Teil

Die Champions League ist im Achtelfinale bekanntlich zweigeteilt. In der ersten Woche haben Dortmund und München mit ihren 1:0-Siegen über Chelsea London und Paris ihre Aufgaben erfüllt. Jetzt gilt es für Eintracht Frankfurt und RB Leipzig. Für sie wird es auch nicht leichter, die Eintracht trifft auf Maradonas Erben, seit dem Gastspiel des argentinischen Stars war der SSC Neapel nie so erfolgreich wie jetzt, führt die Serie A mit 15 Punkten Vorsprung vor Inter Mailand an. RB trifft auf Manchester City mit Erling Haaland, dem Torschützenkönig der Premier League, und Trainer Pep Guardiola, der immer wieder gern nach Deutschland kommt – zum Siegen!

Nicht ganz so erfolgreich wie die Kollegen in der CL waren die Vertreter in der Europa League. Am Donnerstag stehen bereits die Rückspiele an, Leverkusen muss in Monaco ein unglückliches 2;3 aufholen, Union Berlin hat nach dem 0:0 bei Ajax Amsterdam jetzt Heimvorteil. Ein 0:0 dürfte es nicht noch einmal geben… Der SC Freiburg kann übrigens zuschauen, er ist bereits für das Achtelfinale qualifiziert.

Aber seit Sonntag wissen die Freiburger auch, dass wieder ein besonderes Spiel auf sie wartet, sie müssen im Viertelfinale des DFB-Pokals zum FC Bayern reisen, der bis dahin womöglich den Pokal als letzte Titelchance sieht und erstmals in dieser Saison ein Heimspiel hat. Genau so schwer wie für Freiburg wird es für Titelverteidiger RB Leipzig gegen Borussia Dortmund. Mit Eintracht Frankfurt und Union Berlin treffen zwei CL-Kanidaten aufeinander, der einzig verbliebene Zweitligist 1. FC Nürnberg hat Heimrecht gegen den VfB Stuttgart. Gespielt wird am 4./5. April.

Für den Club ist der Pokal das Trostpflaster, in der Punktrunde klappt es nicht, deshalb wurde Trainer Markus Weinzierl am Montag entlassen. Gerade mal elf Spiele stand er an der Seitenlinie, davon hat der drei gewonnen. Der Pokalerfolg hat ihn auch nicht mehr gerettet. Überraschung: Sportvorstand Dieter Hecking, der nicht mehr auf die Trainerbank zurückkehren wollte, übernimmt. Seine erste Bewährungsprobe ist am Samstag gegen Schlusslicht SV Sandhausen, das seinerseits Trainer Alois Schwartz entlassen hat. Wo wirkt die „Arznei“ besser?

Ohne großen Druck können die Fußball-Frauen antreten. Die Nationalmannschaft absolvierte ein Trainingslager in Marbella und testet die Form am Dienstag (18.15 Uhr) in Duisburg gegen den ewigen Kontrahenten Schweden. 16.000 Karten sind bereits verkauft, das ZDF überträgt live, das Spiel soll wieder ein Mosaikstein zu mehr Anerkennung sein.