Der Sport – Grantler

Kommentare rund um Fußball und anderen Sport

Kein Olympia, dafür könnte 2023 ein Jahr der Justiz im Fußball werden

An Silvester flogen in Deutschland wieder die Raketen, mit einem Feuerwerk wie in alten Zeiten begrüßte die Bevölkerung das neue Jahr. Offensichtlich gab es nach zwei Jahren Corona Entzugserscheinungen. Da tut sich der Sport leichter, wenn es um Höhepunkte geht. Nicht von ungefähr hat das IOC die Olympischen Spiele im Sommer und Winter in den Jahren getrennt, damit Olympia alle zwei und nicht vier Jahre ins Bewusstsein der Öffentlichkeit tritt. 2023 ist aber ein sogenanntes Zwischenjahr. Im Jahr ohne Olympia dominieren dafür die Weltmeisterschaften und es gibt auch wieder den Ryder Cup im Golf. Im Fußball steht die Weltmeisterschaft der Frauen an, aber im Mittelpunkt könnten auch Gerichtsurteile stehen. 2023 könnte das Jahr der Justiz im Fußball werden.

Aber zunächst zum Sport, der traditionell mit der Vierschanzentournee als besonderen Veranstaltung das Jahr einleitet. Aber bereits im Januar stehen die ersten Weltmeisterschaften an, die Handballer machen mit dem Turnier vom 11. bis 29. Januar in Polen und Schweden den Anfang. Die deutsche Mannschaft tritt in der Vorrunde in Kattowitz an und trifft auf Katar, Serbien und Algerien. Auch die Rodler rasen bereits im Januar den Eiskanal um Medaillen hinunter. Sie treffen sich vom 23. bis 29. Januar in Oberhof. Das Wintersportzentrum in Thüringen steht vor einem besonderen Winter, denn vom 8. bis 19. Februar tragen auch die Biathleten in Oberhof ihre WM aus. Bei den Rodlern dürfte es allerdings mehr deutsche Medaillengewinne geben.

Bei den Weltmeisterschaften geht es Schlag auf Schlag. Einige Appetithappen: Die alpinen Skisportler treffen sich im Februar in Courchevel, die nordischen in Planica. Die Eishockey-WM wird erst im Mai (12.-28.) in Finnland (Tampere) und Lettland (Riga) ausgetragen, im Sommer folgen die Rad-WM in Glasgow, die Leichtathletik-WM in Budapest und die Basketball-WM Ende August in Manila. Auch Deutschland ist Gastgeber, wenn sich die Kanuten in Duisburg treffen. Daneben gibt es natürlich die üblichen Turnierserien im Tennis und Golf sowie die großen Radrennen, u. a. mit dem Giro in Italien und der Tour in Frankreich. Die Formel 1 plant einen Rekordkalender mit 23 Rennen, los geht es am 5. März in Bahrain, das Finale ist am 26. November in Abu Dhabi. Auch in Las Vegas wird gefahren. Berlin bietet zudem eine außergewöhnliche Veranstaltung, die Special Olympics World Summer Games vom 17. bis 24. Juni.

Gerade mit Weltmeisterschaften versuchen alle Sportarten ein bisschen mehr Aufmerksamkeit zu erreichen, damit können sie aus dem Schatten von König Fußball treten, der ansonsten dominiert, aber auch eine Weltmeisterschaft bietet, und zwar die der Frauen. Vom 20,. Juli bis 20. August wird in Australien und Neuseeland gespielt und die deutschen Frauen wollen die Gelegenheit nutzen, die EM-Euphorie des vergangenen Jahres wieder neu zu beleben. Marokko, Kolumbien und Südkorea sind zunächst die Gruppengegner, da sollte es eigentlich keine Probleme geben. Allerdings finden die Spiele zu deutscher Zeit am Vormittag statt, was natürlich eine Euphorie-Bremse darstellt. Der Frauen-Fußball wird weiter aufmerksam beobachtet werden, vor allem, ob er es schafft, den Aufwärtstrend fortzusetzen.

Die Männer haben nach der WM-Pleite in Katar ganz andere Sorgen, sie wollen in erster Linie bei den Fans Wiedergutmachung betreiben und kämpfen um den alten Stellenwert. Der Mehrheit der Deutschen ist die Nationalmannschaft inzwischen ziemlich egal – ein Alarmzeichen. Da muss auch die Bundesliga helfen, die am 20. Januar wieder ihren Spielbetrieb aufnimmt. Auf andere Sportarten nimmt der Fußball keine Rücksicht, er plant seine nationalen Punktrunden und die internationalen Wettbewerbe ohne einen Blick auf den Rest der Welt. König Fußball eben. Übrigens geht es mit der Champions League wieder am 14. Februar weiter und das mit dem Schlagerspiel Paris St. Germain gegen Bayern München. Die WM-Helden Messi und Mbappé gegen einige WM-Versager aus München! Na ja, bis dahin haben wohl Müller und Co. wieder das Bayern-Motto „mia san mia“ intus.

Infantinos Angst vor dem Sturz

Es könnte allerdings sein, dass beim Fußball nicht der Sport im Mittelpunkt steht, sondern eher die Justiz. Insofern könnte es sogar ein zukunftsweisendes Jahr werden. Die Frage ist allerdings, wo zuerst ein Urteil fällt. Um die Macht von FIFA oder UEFA geht es vor dem Europäischen Gerichtshof, der darüber befinden muss, ob die Vereine, die eine eigene Super League gründen wollen, von der UEFA von deren Wettbewerben ausgeschlossen werden dürfen. Der Generalanwalt hat dem Gericht ein Urteil pro Verband empfohlen, die Gutachten sagen aus, dass die UEFA mit diesem Zwang für die Vereine nicht gegen das Kartellrecht verstößt. Eigentlich logisch, denn die Verbände sorgen für die Organisation und jeder, der mitmachen will, hat die Verpflichtung, sich an die vorgegebenen Regeln zu halten. Das Urteil soll im Laufe des Jahres fallen.

Ein Erdbeben könnte es geben, wenn die Schweizer Justiz endlich zu Potte kommt und im Fall Gianni Infantino ein Gerichtsverfahren durchführt. Der selbstgefällige FIFA-Präsident verdrängt in der Öffentlichkeit immer, dass er vor einer Anklage zittern muss. Ein Sonderermittler wurde beauftragt, die Machenschaften zwischen Infantino und Schweizer Staatsanwälten zu untersuchen. Es gab inzwischen bekannte Geheimtreffen zwischen Oberstaatsanwalt Rinaldo Arnold, ein Schulfreund von Infantino, bzw. Bundesanwalt Michael Lauber mit dem FIFA-Präsidenten, die das Ziel hatten, Infantino den Weg zum FIFA-Vorsitz zu ebnen. In den Ermittlungen verstrickte sich Infantino in Lügen und Lauber wurde bereits suspendiert. Strafbares Verhalten des FIFA-Präsidenten ist offensichtlich erwiesen, nur angeklagt und verurteilt ist er noch nicht. Wird jedoch Zeit. Sein Umzug nach Katar gilt auch als Zeichen, dass er der Schweizer Justiz entkommen will. Es wird ihn aber nicht davor schützen, bei einer Verurteilung sein Amt niederlegen zu müssen. Dies wäre sicherlich zum Wohle des Fußballs, den Infantino mit seinen größenwahnsinnigen Ideen missbraucht. Leider schmiert er mit Geld genügend Verbände, um an der Macht bleiben zu können. Eine Verurteilung würde diese Spielchen beenden.

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2022 war das Jahr der Kritik am Sport – Frauen-Fußball war der große Gewinner

Es gibt viele Menschen, die froh sind, wenn das Jahr 2022 zu Ende ist, dafür aber mit großer Hoffnung ins neue Jahr gehen. Nehmen wir nur die leidgeprüften Leute in der Ukraine. Werden sie den Frieden erleben? Was ist der Sport doch für ein kleines Licht gegenüber diesem Leid. Aber der Sport hat doch eine große Bedeutung und sei es nur, dass er uns Ablenkung vom tristen Alltag bietet. Wer selbst Sport treibt, wird wiederum die körperlichen und seelischen Vorteile spüren.

Im Profi-Bereich war 2022 das Jahr der Kritik am Sport. Es begann im Februar mit den Olympischen Winterspielen in Peking und endete mit der Fußball-Weltmeisterschaft im November/Dezember in Katar. Beiden Großveranstaltungen war gemein, dass es viele gern gesehen hätten, wenn sie gar nicht stattgefunden hätten. In China ist es mit den Menschenrechten ähnlich schlecht bestellt wie in Katar, an Peking kritisierten die Umweltschützer ebenso den Frevel an der Natur wie in Katar den Unsinn von heruntergekühlten Stadien. Der Unterschied: Peking litt auch unter Corona und der Wintersport hatte einen tristen Rahmen in brauner Natur. Katar wiederum schaffte es, eine wunderbare WM-Stimmung zu erzeugen und so erfüllte die WM die Hoffnungen der Politiker: Fußball als Werbeträger. China konnte Olympia nicht als PR-Lokomotive nutzen. Wie auch immer, da das IOC und dort die FIFA sollten bei der Wahl der Austragungsorte ihrer Veranstaltungen künftig strengere Maßstäbe anlegen und nicht nur auf das Geld schauen.

Die Sportler versuchten sich größtenteils auf den Sport zu konzentrieren, wie bekannt, gelang das deutschen Fußball-Nationalmannschaft rund um die Diskussion mit der Kapitänsbinde „One Love“, die von der FIFA verboten wurde, nicht. Vielleicht war deshalb die deutsche Mannschaft bei Olympia erfolgreicher, weil der Sport im Mittelpunkt stand. Immerhin 27 Medaillen wurden errungen, davon allein 12 Goldene, was Platz zwei in der Nationenwertung hinter Norwegen (37 Medaillen, davon 16 Goldene) bedeutete, noch vor China (15/9) und den USA (25/8).

In Katar blamierte sich die DFB-Elf mit dem Aus in der Gruppenphase, wobei es schon ein Stück unglücklich war, mit einem 4:2-Sieg gegen Costa Rica auszuscheiden. Seitdem werden im deutschen Fußball die Wunden geleckt. Sportdirektor Oliver Bierhoff war das Opfer, Bundestrainer Hansi Flick darf weitermachen und soll zunächst einmal die negative Stimmung in Deutschland wieder in eine positive umwandeln, damit das Herz der Fans wieder für Fußball schlägt. Die Europameisterschaft 2024 im eigenen Land soll hier der Motor sein. Ganz anders war die Stimmung in Argentinien, dort wurde der WM-Titel mit einem Feiertag bejubelt, da war eine ganze Nation aus dem Häuschen und hat nach Diego Maradona mit Lionel Messi einen weiteren Fußball-Gott. Die Frage nach dem Weltfußballer des Jahres dürfte beantwortet sein. Messi führte Argentinien zum Sieg über Frankreich.

Aber der deutsche Fußball hatte dennoch etwas zu bejubeln, nämlich die Frauen-Nationalmannschaft. Die begeisterte bei der Europameisterschaft in England und die Niederlage im Finale gegen England wurde dennoch als Sieg für die Fußball-Frauen hierzulande gewertet. Seitdem geht es aufwärts, steigen die Zuschauerzahlen in der Bundesliga, füllen die Frauen auch große Stadien. 2023 soll die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland zur nächsten Werbelokomotive werden, denn es muss sich noch viel ändern. Die Frauen erwarten nicht die gleiche Entlohnung wie die Männer, aber sie würden sich in der Bundesliga echtes Profitum wünschen, damit jede Spielerin auch vom Fußball leben kann. Die Mädchen wurden populär, werden jetzt auf der Straße erkannt, bekommen bessere Werbeverträge und werden in der Öffentlichkeit besser wahrgenommen. So profilierten sich einige Ex-Nationalspielerinnen als Expertinnen bei der Männer-WM und der kicker kürte die Kapitänin der Nationalmannschaft, Alexandra Popp, als erste Frau zur „Persönlichkeit des Jahres“ im Fußball. Den Auftakt machte 1990 Franz Beckenbauer, Popp folgt jetzt auf Robert Lewandowski, Hansi Flick und Jürgen Klopp. Das kann sich doch sehen lassen!

Begeisterung im Fußball gab es auch um Eintracht Frankfurt, der Sieg in der Europa League kann als Überraschung des Jahres gewertet werden. Die Eintracht wurde dann auch „Mannschaft des Jahres“ noch vor den Frauen. Es war ein Siegeszug, der vor allem von der Begeisterung und der mannschaftlichen Geschlossenheit lebte und die Fans mobilisierte. Die einst als Cup der Verlierer gegeißelte Europa League kann also attraktiv sein.

2022 war insgesamt ein ereignisreiches Sportjahr, wobei mit den European Championships im August in München in Erinnerung an Olympia 1972, also vor 50 Jahren, eine Veranstaltung mit großer Begeisterung gefeiert wurde, die man im Vorfeld eher als „Mitläufer“ bezeichnet hat. Der Zusammenschluss mehrere Europameisterschaft ließ mit der tollen Stimmung der Fans wirklich Erinnerungen an Olympia 1972 wach werden, die bis schrecklichen Attentat an der israelischen Mannschaft ein Sommermärchen waren. Vor allem die Leichtathleten feierten nach einer eher schwachen Weltmeisterschaft ein Comeback und Zehnkämpfer Niklas Kaul und Sprint-Ass Gina Lückenkemper wurden zu Sportler und Sportlerin des Jahres gewählt.

In Erinnerung bleiben manche Weichenstellungen im Fußball und auch Abschiede. So hat der DFB mit Bernd Neuendorf jetzt einen neuen Präsidenten, die Ära des dubiosen Strippenziehers Rainer Koch ging zu Ende. Neuendorf, so zeigte es die WM, muss aber erst in das Amt hineinwachsen. Das Gastspiel von Donata Hopfen als DFL-Chefin endete nach nur wenigen Monaten, der Job war eine Nummer zu groß für sie. Mit Max Eberl ging einer der bekanntesten Manager bei Borussia Mönchengladbach unter Tränen, er fühlte sich ausgebrannt. Nach einer Erholungsphase heuerte er jetzt bei RB Leipzig an. Einen ruhigen Abschied nahm Rudi Völler in Leverkusen. Abschiede auch von Serena Williams und Roger Federer im Tennis sowie Sebastian Vettel in der Formel 1. Jede Ära geht einmal zu Ende. Besondere Schlagzeilen gehörten Boris Becker, aus dem einstigen Wimbledon-Helden wurde ein Insolvenzbetrüger, aber sein Gefängnisaufenthalt in London endete nach nur wenigen Monaten. Jetzt will er sein Leben neu ordnen.

Aus dem Leben geschieden sind leider viele Sportler, in besonderer Erinnerung werden uns zwei Fußball-Größen bleiben. Mit Uwe Seeler ging Deutschlands vielleicht sympathischster Fußballer aller Zeiten ebenso von uns, wie in diesen Tagen auch Brasiliens Fußball-König Pelé nach langer Leidenszeit einer Darmkrebserkrankung. Und wann immer die Frage nach dem besten Fußballer aller Zeiten gestellt wird, die Antwort kann nur Pelé lauten, er hat wie kein Zweiter den Fußball inspiriert. Der Sport-Grantler wird Pelé in besonderer Erinnerung behalten, weil er ihn bei seinem Abschiedsspiel 1977 in New York kennenlernen durfte.

Sie fliegen dem großen Traum hinterher

Mit Ausnahme von England macht der Fußball in Europa zum Jahreswechsel eine Pause und macht damit den Weg frei für einen anderen Höhepunkt im internationalen Sport: Die Vierschanzentournee der Skispringer. Am Donnerstag beginnt in Oberstdorf die 71. Auflage mit einem Comeback: Zuschauer sind wieder zugelassen. Das Stadion ist mit 25.000 Besuchern ausverkauft, die Springer freuen sich auf den Wettbewerb. „Die Atmosphäre ist einmalig“, strahlt Deutschlands Nummer 1 Karl Geiger, der das Glück hat, dass er zudem auf seiner Heimschanze antreten kann. Dennoch sind die Prognosen im deutschen Lager verhalten, so richtig kamen Karl Geiger, Andreas Wellinger, Markus Eisenbichler und Co. nicht in Schwung. Dabei gilt die Vierschanzentournee auch in WM-Jahren als Saison-Höhepunkt, aber seit 21 Jahren, als Sven Hannawald 2001/2002 als letzter deutscher Athlet den Tourneesieg feierte, fliegen sie dem großen Traum hinterher. Sven Hannawald weiß, warum die neue Generation regelmäßig scheitert: „Sie kommen mit dem Druck nicht zurecht.“

Der 29-jährige Karl Geiger ist das typische Beispiel dafür, dass der Gesamtsieg im Bereich des Möglichen lag, doch es blieb ein Traum. Der Oberstdorfer trat als Gesamtführender im Weltcup an, gewann sein Heimspringen und hatte damit die beste Ausgangsposition, doch seine besten Platzierungen waren Zweiter (2020/21), Dritter (2019/20/ und Vierter (2021/22). Vielleicht klappt es jetzt, denn im Gegensatz zu den letzten Jahren gehen Geiger und Mannschaftskameraden ohne große Erwartungen in den Wettbewerb. „Wir suchen noch unsere Bestform, es hat sich wieder vieles geändert und es fehlt die optimale Abstimmung,“ gesteht Geiger und der „Gefühlsspringer“ Markus Eisenbichler hadert sogar total: „Es ist ekelhaft, ich habe kein tragendes Gefühl, ich bin brutal enttäuscht von mir.“ Auch der Trainer will den Druck von seiner Mannschaft nehmen. Im Gegensatz zu den letzten Jahren gab es diesmal kein Sondertraining auf der Schanze in Innsbruck, der dritten Station, die als deutsche „Angstschanze“ gilt. ‚“Wir wollen die Tournee ganz bewusst normal angehen,“ sagt Stefan Horngacher. Ein bisschen Hoffnung bleibt immerhin: „Zuletzt hatten wir einen Aufwärtstrend,“ meint der Coach.

Favoriten sind freilich andere, es gilt vor allem den Weltcup-Führenden Dawid Kubacki zu schlagen, der Pole sprang teilweise in einer eigenen Liga. Gut in Form sind aber auch Halvor Egner Granerud (Norwegen), Anze Lanisek (Slowenien) und Stefan Kraft (Österreich). Doch oft gab es bei der Tournee auch Überraschungen und so bleibt die Hoffnung, dass diesmal einer aus der deutschen Mannschaft ohne Druck plötzlich der Konkurrenz davon fliegt. Eines ist sicher: Bei den TV-Übertragungen von ARD und ZDF sind hohe Einschaltquoten garantiert. Skispringen tritt hier in die Fußstapfen des Fußballs.

Die Tournee-Termine: Oberstdorf: Donnerstag, 29. Dezember, 16.30 Uhr. Garmisch-Partenkirchen: Samstag, 1. Januar 2023, 14.00 Uhr. Innsbruck: Mittwoch, 4.1., 13.30 Uhr. Bischofshofen: Freitag, 6. 1., 16.30 Uhr.

Von einer Vierschanzen-Tournee parallel zu den Männern träumen auch die Frauen. Doch die Springerinnen müssen sich noch gedulden, zwar sind die Pläne bereits beschlossen, doch an der Umsetzung hapert es noch. 2023/24 sollte es eigentlich losgehen, aber jetzt wurde der Start auf 2024/25 verschoben. Zum Trost gibt es eine Silvester-Tournee mit je zwei Springen in Villach (28. und 29.12.) und Ljubno (Slowenien/31.12 und 1.1). Allerdings wird auf kleineren Schanzen gesprungen. Die deutsche Spitzenspringerin Luise Görlich ist nicht glücklich: „Karl Geiger und Co. fliegen auf 140 m vor vollem Haus, wir müssen auf kleinen Normalschanzen springen, im Fernsehen sieht das dann ziemlich verniedlicht aus, als ob Frauen nicht weit springen könnten.“

Auch im Fußball wird es wieder hektisch

Soll keiner glauben, dass der Profi-Fußball den anderen Sportarten ganz das Feld der Schlagzeilen überlässt. Hat man den Wintersportarten mit der Weltmeisterschaft vor Weihnachten schon Schaden zugefügt, so wissen die, dass der Fußball immer im Gespräch bleibt. In England wird wieder gespielt, der beliebte Boxing Day am 2. Weihnachtsfeiertag brachte wieder Leben in die Liga. Die Bundesligisten haben die WM teilweise mit Trainingslagern im Dezember überbrückt, aber ab 1. Januar geht es wieder richtig los. Eintracht Frankfurt und die Bayern starten als letzte Vereine am 3. Januar, für die Münchner geht es dann gleich wieder nach Katar, zum üblichen Trainingslager in Doha, Kritik hin oder her. Im Mittelpunkt werden in den nächsten Wochen aber vor allem die Transfers stehen, denn ab 1. Januar können auch wieder Spieler verpflichtet werden, sowohl für den Winter, als auch für den Sommer.

Die ersten Schlagzeilen gehörten diesbezüglich dem FC Liverpool. Jürgen Klopps Mannschaft startete erfolgreich gegen Aston Villa, doch den dicken Fisch ziehen die „Reds“ offensichtlich am Transfermarkt an Land: Der Wechsel von WM-Star Cody Gakpo vom PSV Eindhoven zum FC Liverpool soll perfekt sein. Der 23-jährige Stürmer wollte eigentlich im Sommer zu Manchester United gehen, doch der Wechsel platzte. Jetzt legt Liverpool wohl an die 50 Millionen Euro für den Niederländer hin. Und dabei hatte Klopp gerade öffentlich darüber sinniert, dass das Talent Jude Bellingham von Borussia Dortmund sehr wohl ein Kandidat für sein Team wäre, aber dies sei wohl eine Geldfrage. Bellingham, ebenfalls einer der WM-Stars, wird wohl Dortmund im Sommer auf jeden Fall verlassen. Bisher galt Manchester City als sein Ziel Nummer 1. Der ehemalige Vereinskollege Erling Haaland, jetzt Torjäger bei City, soll ihm den Wechsel schon schmackhaft gemacht haben.

Die Bayern haben da andere Sorgen, sie müssen das Torhüterproblem lösen, wie schon geschrieben, ist ihnen die Besetzung mit Neuer-Ersatzmann Sven Ulreich und Talent Schenk zu unsicher. Doch welcher Star lässt sich darauf ein, dass er bald zum Neuer-Ersatzmann degradiert werden könnte? Nicht nur die Bayern-Fans werden mit Spannung auf die Antwort in den nächsten Wochen warten.

Bundesliga-Pause machen jetzt auch die Frauen, weiter geht es am 3. Februar. In der Champions League gab es am letzten Spieltag in der Woche vor Heiligen Abend keine Weihnachtsgeschenke mehr, die Favoriten setzten sich durch. Auch der VfL Wolfsburg schaffte mit einem leichten Erfolg bei St. Pölten den Gruppensieg. Die Nummer 1 sind auch Chelsea London nach einem 3:0 gegen Paris St. Germain, Arsenal London, nachdem Olympique Lyon gegen Juventus Turin nur 0:0 spielte, und der FC Barcelona, punktgleich mit Bayern München, aber mit der besseren Tordifferenz. Überraschend ist es schon, dass die englischen Teams die französischen Favoritinnen in die Schranken verwiesen. Interessante Abwechslung in der Pause: Am 20. Januar wird das CL-Viertelfinale ausgelost, die Zweiten (Bayern, Lyon, Paris, AS Rom) werden den Ersten zugelost, es könnte es also auch zu einem deutschen Duell kommen. Wolfsburg gehört zweifellos zu den Favoriten. Spieltage für das Viertelfinale sind der 21./23. und 29./30. März.

Die Bayern Mädchen haben vor allem Schlagzeilen mit dem 3:1-Sieg über Barcelona gemacht und haben ihre gute Form trotz Verletzungsproblemen mit dem 2:0 gegen Benfica Lissabon bestätigt. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, heißt es in München. Vor allem die englische Europameisterin Georgia Stanway zeigte sich als wertvolle Verstärkung, aber noch muss ein Stück zu Wolfsburg und der internationalen Elite überbrückt werden. Das Viertelfinale wird Fingerzeige geben.

In dieser Woche meldet sich der Sport-Grantler noch einmal mit einer interessanten Jahresbilanz 2022.

Messi-Krönung – Infantino-Schock – Deutsche Zukunft

Jetzt ist auch die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 Geschichte. Sie hat doch tatsächlich im umstrittenen Katar stattgefunden und war am Ende trotz aller Unkenrufe und Kritik (vor allem in Deutschland) ein Erfolg. Katar darf sich freuen, die ausländischen Gäste (nur wenige aus Deutschland) waren zufrieden, die Stadien gut gefüllt und Katar selbst bekam die maximale Aufmerksamkeit. Die Organisatoren waren glücklich, dass alles geklappt hat und stellten zufrieden fest: „Wir haben gezeigt, was auch die arabische Welt zu leisten vermag.“ Werbung also auch für die Nachbarn. Natürlich muss sich in Sachen Menschenrechte in vielen Staaten im arabischen Raum etwas ändern, aber das ist eine Sache der Politik, nicht des Sports. Und da haben viele in Deutschland über das Ziel hinaus geschossen, nicht umsonst beklagte Bundestrainer Hansi Flick, dass die Politik die Mannschaft im Stich gelassen habe. Allerdings hätte auch der DFB-Vorstand diesbezüglich das Team schützen müssen.

Bei den erfolgreichen Nationen waren die deutschen „One-Love-Diskussionen“ nur ein Thema am Rande. Schon gar nicht rund um das Finale, das als eines der besten in die WM-Analen eingehen wird. Ein begeisterndes und spannendes Spiel mit der Krönung für den überragenden Lionel Messi, der ganz Argentinien glücklich machte. Endlich, nach 36 Jahren des Wartens, wieder Weltmeister und der 35-jährige Ausnahmespieler hat seinen WM-Titel, steht jetzt auf einer Stufe mit Legende Diego Maradona. Messi löste zudem Lothar Matthäus als Rekordspieler ab. Es war das Finale der Stars, Messi war glücklicher als der dreifache Torschütze Kylian Mbappé, vier Tore in zwei Endspielen ist Rekord, Argentinien einen Tick abgebrühter als der Titelverteidiger, der den Weltmeister-Fluch wohl auch deshalb nicht bannen konnte, weil die Mannschaft im Vorfeld von einer Erkältungswelle überrollt wurde. Da halfen auch regelgerechte sieben (!) Auswechslungen nichts mehr, seit jetzt 60 Jahren konnte kein Weltmeister seinen Titel erfolgreich verteidigen. Den nächsten Versuch gibt es 2026 von Argentinien, wenn die WM auf 48 Nationen aufgestockt und mit Mexiko, Kanada und den USA gleich in drei Ländern ausgetragen wird.

Kleinere Länder wie Katar werden so ein Mammutturnier nicht mehr ausrichten können. Katar investierte viele Milliarden Dollar für das Gelingen, baute neue Stadien, von denen viele wieder abgebaut, allerdings teilweise wieder verwertet werden. Die Besucher in Katar waren glücklich darüber, dass es eine WM der kurzen Wege gab. Auch hier wird Katar eine Ausnahme bleiben.

Auch sportlich war es eine gelungene WM mit vielen interessanten Spielen. Im Vordergrund stand eine zuverlässige Abwehrarbeit, da gehörte gerade Deutschland zu den schwächeren Teams und schied deshalb vorzeitig aus. Viele Nationen agierten defensiv mit Kontertaktik, was auch dazu führte, dass es tatsächlich keine Kleinen mehr gibt, spielerische Nachteile wurden durch Kampfgeist ausgeglichen. Vor allem Afrika war erfolgreich wie nie, Marokko als Vierter machte den ganzen Kontinent einschließlich des arabischen Raums glücklich. Die Spieler und Trainer haben viel in Europa und Südamerika gelernt, bald können sie wohl noch mehr Erfolge ernten. Aber ohne große Spieler geht es eben auch nicht, siehe die Stars Lionel Messi, Kylian Mbappé und Luka Modric, der Kroatien auf Rang drei führte. Messi (35) und Modric (37) wollen sogar in den Nationalteams ihre Karriere fortsetzen und noch ein bisschen den Glanz der großen Erfolge genießen.

Die FIFA will vor allem kassieren

Nach der WM ist vor der WM und da steht wieder die FIFA im Mittelpunkt. Wer gedacht hatte, dass Präsident Gianni Infantino geschwächt aus dem Katar-Geschehen hervorgehen könnte, der sieht sich getäuscht und muss den Infantino-Schock verdauen. Der größenwahnsinnige Schweizer, der sich sogar als politischer Weltführer sieht, hat nicht nur weitere Pläne, um FIFA-Turniere noch größer zu machen, er schockte auch damit, dass seine Berater trickreich Schwächen in den Statuten erkannten, so dass Infantino sogar bis 2031 im Amt bleiben kann. Seine ersten drei Jahre als Nachfolger von Josef Blatter werden nicht als erste Amtszeit gewertet, die läuft erst jetzt und zwei Wiederwahlen sind möglich.

Infantino sieht sich als Geldbeschaffer und verspricht vor allem den kleinen Nationen große Unterstützung – das bringt Stimmen. Dass Deutschland ihn nicht unterstützt, interessiert ihn nicht, „es ist nur eine Stimme von 211, über 200 sind für mich.“ So steht der DFB als doppelter Verlierer der WM da, denn auch in der FIFA hat der Verband an Einfluss verloren. Der größte Verband muss kleine Brötchen backen.

Der nächste Coup von Infantino ist die Ankündigung, dass die Klub-Weltmeisterschaft ab 2025 als großes Weltturnier mit 32 Mannschaften durchgeführt werden wird. Der Terminkalender wird immer dichter, die Spieler stoßen jetzt schon an ihre Grenzen, aber die FIFA will kassieren. Der Gewinn liegt derzeit schon bei 7,5 Milliarden Dollar und soll auf elf gesteigert werden. Als Einnahmequelle dienen künftig zudem sogenannte „World Series“, die in der Länderspielpause im März als Viererturnier durchgeführt werden sollen. Sie sollen wohl ein Gegenstück zur Nations League in Europa darstellen. Pflichtspiele statt Testspiele ist das Motto. Doch wo findet die UEFA neuen freien Raum? Ist der FIFA egal, sie diktiert und kassiert. Der Fußball wird finanziell ausgequetscht und stößt immer mehr an seine Grenzen. Kein Wunder, dass es noch Widerstand gibt.

Der DFB und die Zukunft

In Katar wurde großer Fußball geboten, in Deutschland werden die Wunden geleckt. Was ist zu tun, damit die Nationalmannschaft auch sportlich als würdiger Gastgeber bei der Europameisterschaft 2024 im eigenen Land antritt? Wer nicht weiter weiß, der gründet zunächst einen Arbeitskreis. DFB-Präsident Neuendorf hat die Größen Rummenigge, Völler, Kahn und Sammer um sich versammelt, dazu die Top-Funktionäre Watzke und Mintzlaff. Sie sollen sich Gedanken machen, wie das DFB-Team auf Vordermann gebracht werden kann. Bundestrainer Hansi Flick wird aber auch gesehen haben, dass andere Mannschaften besser in der Abwehr und gieriger auf den Erfolg waren. Diesbezüglich kann der Weltmeister als Vorbild dienen. Argentinien startete mit der Blamage einer 1:2-Niederlage gegen Saudi-Arabien, Deutschland mit einer 1:2-Niederlage gegen Japan – dann trennten sich die Wege. Argentinien wurde Weltmeister, Deutschland schied aus.

Ein zweiter Arbeitskreis soll sich zudem um die Entwicklung im deutschen Fußball kümmern, da sind dann auch Frauen dabei, die rund ums Nationalteam vermisst werden. Diese Strukturkommission wird gebildet von Alexander Wehrle (Aufsichtsratchef der DFB GmbH), Schatzmeister Stephan Grunwald, Generalsekretärin Heike Ullrich, Marketing-Geschäftsführer Holger Blask, EM-Direktor Philipp Lahm und Vizepräsidentin Celia Sasic. Sie sollen auch die Organisation überprüfen, wie die Aufgaben vom bisherigen Direktor Oliver Bierhoff wirkungsvoll aufgeteilt werden können. Dann geht es auch um die personellen Entscheidungen.

Gute Ideen und Entscheidungen sind eine Notwendigkeit, wenn der Fußball in der Öffentlichkeit Kredit zurück gewinnen will. Die Begeisterung hat nachgelassen, Fans wenden sich ab, die Nationalmannschaft ist nicht mehr unantastbar. Die Einschaltquoten im Fernsehen zeigen den Rückgang des Interesses. 13,86 Millionen sahen das Finale in der ARD, vor vier Jahren waren es noch 21,32 Millionen, die sich für das WM-Finale Frankreich – Kroatien interessierten. Insgesamt verzeichneten ARD und ZDF einen Rückgang von 40 Prozent bei den WM-Zuschauern.

Das Interesse der Fans hat sich teilweise auf die Frauen verlagert, die mit Erfolgen glänzen können. Der Vize-Europameister beginnt das neue Länderspieljahr im Februar mit einem Gastspiel von Schweden in Duisburg. Vor allem für Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, die in Duisburg gespielt hat und Trainerin war, ein Heimspiel.

Der VfL Wolfsburg und Bayern München sind aogar in der letzten Woche vor Weihnachten noch im Spielbetrieb, schließen die Champions League ab. Die Bayern-Mädchen haben sich mit dem 4:0-Sieg in Malmö gegen Rosengard für das Viertelfinale qualifiziert, gegen Benfica Lissabon geht es am Mittwoch (21.00 Uhr) nur noch ums Prestige, denn Barcelona wird gegen Rosengard kaum Platz eins freimachen. Die Wölfinnen schwächelten beim 0:0 gegen AS Rom und müssen nun am Donnerstag (18.45 Uhr) beim SKN St. Pölten Platz eins mit einem Sieg verteidigen.

Eine WM der besonderen Überraschungen

Gianni Infantino hat es natürlich schon vorher gewusst. Der FIFA-Präsident prophezeite als oberster Katar-Repräsentant „die beste WM aller Zeiten“. Er nahm den Mund so voll, weil sein Geldbeutel schon voll war. Die beste WM aller Zeiten ist es natürlich nicht, auch wenn vor dem Halbfinale in punkto Organisation und Stimmung das Zwischenfazit einer überraschend guten Weltmeisterschaft gezogen werden kann, aber sie ist eine WM der Überraschungen. Sportlich reiht sich ein besonderes Schicksal an das andere.

Beginnen wir bei den großen Nationen des Fußballs. Italien – nicht dabei. Deutschland – die Gruppenphase wegen 20 schwacher Minuten gegen Japan nicht überstanden. Spanien – träumte vom Titel, wurde von Marokko im Elfmeterschießen ausgeschaltet. Brasilien – weint, zauberte teilweise wie der künftige Weltmeister, nur gegen Kroatien nicht. Das vorzeitige Aus wie schon immer seit dem letzten Titelgewinn 2002. 2006 Aus im Viertelfinale, genauso 2010, 2014 bei der Heim-WM 1:7 im Halbfinale gegen Deutschland, 2018 wieder Ende im Viertelfinale, wie jetzt auch. England – der Elfmeter-Fluch ist nicht besiegt. Torjäger Harry Kane traf erst, dann beim entscheidenden Schuss (natürlich) nicht, 1:2 gegen Frankreich. Elfmeter-Schicksal halt.

Das Gegenstück zu diesen Namen sind Marokko und Kroatien. Marokko ist die Überraschung schlechthin, ist als erste afrikanische Mannschaft im Halbfinale dabei und fordert Titelverteidiger Frankreich heraus, der als erste Nation seit 60 Jahren das Double schaffen will. Kroatien wiederum besticht damit, dass es bei Weltmeisterschaften auf den Punkt seine beste Leistung abruft, mit Taktgeber Luka Modric im Mittelpunkt. 1998 war Kroatien Dritter, wurde vor vier Jahren erst im Endspiel von Frankreich gestoppt. Ein Titel fehlt noch, im Halbfinale das große Duell Modric gegen Messi.

Da sind wir bei den großen Spielern, die dieser WM den Stempel aufdrücken. Natürlich zuerst die beherrschenden Weltfußballer der letzten Jahre. Doch welche Diskrepanz: Hier Cristiano Ronaldo, im Verein nicht mehr gewollt und bei Portugal zum Mitläufer verkommen, der mit 37 Jahren das Ende seiner Karriere nicht sehen will. Im Nationaltrikot bleibt bei zehn Turnieren (bei denen er immer traf. Rekord!) der EM-Titel 2016 der größte Erfolg. Eine andere Figur gibt sein alter Widersacher Lionel Messi ab, der Argentinien ins Halbfinale führte, aber auch darum kämpft, sich endlich seinen großen Traum zu erfüllen: Als Weltmeister würde er sich und Argentinien glücklich machen. Ganz anders Neymar. Er will ein ganz Großer sein, aber wieder gehört er zu den Verlierern, wird in Brasilien nie auf einer Stufe mit Pelé oder Ronaldo stehen. Die Zukunft gehört dagegen Kylian Mbappé, auch wenn es mit der erfolgreichen Titelverteidigung mit Frankreich nichts werden würde. Wenn doch, dann wäre er das Gesicht dieses Erfolgs. Wohlgemerkt, er wird am 20. Dezember erst 24 Jahre alt, Messi ist 35, Neymar spricht mit 30 vom Ende seiner Karriere in der Selecao.

Und dann gibt es noch die kleinen Begebenheit am Rande der großen Geschichten. So zum Beispiel die Rolle von Olivier Giroud, der mit 36 zum Torgaranten von Frankreich aufstieg und den amtierenden Weltfußballer Benzema vergessen ließ. Oder die Elfmetertöter Dominik Livakovic und Emiliano Martinez aus Kroatien und Argentinien, die ihren Teams das Weiterkommen ermöglichten. Wer hat von diesen Torhütern vor dem Turnier gesprochen? Und dann natürlich Marokko, das afrikanische Wunder, mit Keeper Bono an der Spitze, mit einer starken Abwehrleistung, bisher ohne Gegentreffer vom Gegner in 90 Minuten, das einzige kassierte Tor war ein Eigentor. Der Erfolg ist das Ergebnis einer starken Mannschaftsleistung, auch das fast ein Wunder, denn die Spieler arbeiten reihenweise im Ausland, sind teilweise nicht einmal in Marokko geboren, sind aber mit Herz für die „Heimat“ dabei, orchestriert von Walid Regragui, der schon jetzt als „der“ Trainer des Turniers bezeichnet werden muss. Schon vor den Halbfinals Argentinien – Kroatien und Frankreich – Marokko und dem Finale am Sonntag – Katar hatte viel zu bieten.

Die Bayern im Neuer-Dilemma

Eine Weltmeisterschaft steht natürlich immer im Mittelpunkt, aber die Bundesliga tut einiges dafür, dass sie zum Comeback am 20. Januar nicht in Vergessenheit gerät. Auf diese Schlagzeile hätten Meister Bayern und Bundestrainer Hansi Flick allerdings gern verzichtet: Saison-Aus für Manuel Neuer! Der Nationaltorhüter hat sich beim Skiwandern verletzt, einen Ski verkantet, ist gestürzt und hat sich einen Schien- und Wadenbeinbruch zugezogen. Neuer wurde bereits operiert, muss sechs Wochen Gips tragen und wird frühestens im Sommer wieder zur Mannschaft stoßen. Und die Frage bei dem 37-jährigen lautet dann: Können Nagelsmann und Flick noch auf Neuer setzen? Schon in Katar war er keineswegs einer der weltbesten Torhüter.

Die Bayern jetzt im Neuer-Dilemma. Was tun? Natürlich heißt es, dass Ersatzmann Sven Ulreich (34) und seinem Vertreter Johannes Schenk (19) das Vertrauen gilt. Weitere Kandidaten im Verein sind ebenfalls verletzt. Ulreich hat als Neuer-Vertreter nie enttäuscht, zuletzt gab es in acht Spielen acht Siege, davon fünf Zu-Null. Neuer fehlte wegen einer Schulterverletzung. Er fehlt immer öfter. Für die entscheidenden Wochen der Saison fehlen auch Weltstar Mané und Verteidiger Hernandez. Die großen Ziele in Meisterschaft und vor allem Champions League könnten zu einer Fata Morgana werden. Natürlich werden aber auch sofort Namen genannt, die Neuer ersetzen künnten. Zuerst geht es logischerweise um Alexander Nübel, der den Bayern gehört und zum AS Monaco ausgeliehen ist. Aber Nübel wird nicht als Teilzeitvertreter kommen, Monaco will ihn überdies halten und auch Klubs der Premier League sind an ihm dran. Ein Ersatz könnte Keylor Navas (35) sein, der bei Costa Rica glänzt, in Paris aber auf der Bank sitzt, der Italiener Donnarumma ist die Nummer 1. Aber lässt Paris den Torhüter zum CL-Gegner Bayern gehen? Da wäre auch noch der kroatische Held Dominik Livakovic, den sein Verein Dinamo Zagreb jetzt für gutes Geld verkaufen könnte. Eine Gelegenheit für die Bayern, die finanziell ja gut situiert sind.

Die Bayern müssen diesbezüglich noch Weichen stellen, der VfB Stuttgart hat es rund um seine Mannschaft bereits getan. Er nutzte die Pause zur personellen Erneuerung. Mit Fabian Wohlgemuth kam vom SC Paderborn ein neuer Manager, mit Bruno Labbadia zudem ein neuer Trainer, der ja in Stuttgart ein alter Bekannter ist, zum dritten Mal engagiert wurde, nachdem er zuletzt allerdings 2013 vorzeitig gehen musste. Jetzt soll das neue Gespann den Klassenerhalt schaffen. Neue Hoffnung auch bei Bayer Leverkusen, da hat Talent Florian Wirtz seine Leidenszeit beendet und ist in die Mannschaft zurück gekehrt. Es sagt einiges aus, wenn Trainer Xabi Alonso bereits nach 45 Minuten von seinem „Neuzugang“ begeistert ist. Außerdem: Hertha BSC würde dem DFB helfen und Sportdirektor Fredi Bobic als Bierhoff-Nachfolger ziehen lassen.

Bayern-Frauen lassen aufhorchen

Die Männer im Dilemma, die Frauen im Siegesrausch. Die Bayern-Frauen lassen in diesen Tagen aufhorchen, mit einem 3:1 über den FC Barcelona in der Champions League schafften sie mit einer großen Leistung vor 24.000 Zuschauern in der Allianz Arena ihren größten internationalen Erfolg. In der Bundesliga legten sie mit einem 2:0 gegen Leverkusen nach und gehen damit als Zweiter in die Winterpause. Erfolge aber auch am Verhandlungstisch, denn nach Klara Bühl, Lea Schiller und Sarah Zadrazil hat nun auch Linda Dallmann ihren Vertrag bis 2026 verlängert. Im Verein heißt es, „damit wurde die Grundlage für weitere Erfolge geschaffen“. Zwei Spiele stehen noch in der CL an, zunächst am Donnerstag in Malmö gegen Rosengard.

Noch aber behauptet der VfL Wolfsburg seine Rolle als führende Mannschaft in Deutschland. In der Bundesliga sind es immerhin fünf Punkte Vorsprung vor den Bayern und in der Champions League sind die Wölfinnen nach dem 4:2 gegen den AS Rom bereits für das Viertelfinale qualifiziert. In der Bundesliga überwintert Eintracht Frankfurt als Dritter ebenfalls auf einem Platz für die CL, am Tabellenende müssen sich Schlusslicht Turbine Potsdam (nur ein Punkt), das nach großartigen Jahren den Anschluss verloren hat, und Werder Bremen (4) Abstiegssorgen machen. Duisburg, Essen und Köln (je 10 Punkte) sind schon etwas enteilt. Am 4. Februar geht mit dem letzten Spieltag der Hinrunde weiter.

Eine positive Nachricht gab es für die Klubs abseits der Punktrunde, der neue Fernsehvertrag von 2023 bis zur Saison 2026/27 bringt das Vierfache an Geld. Künftig werden 5,175 Millionen Euro pro Saison an die zwölf Vereine ausgeschüttet, was für die Männer natürlich immer noch Peanuts wären. Für die Frauen-Bundesliga ist es aber eine erhebliche Steigerung und ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu mehr Anerkennung, zumal sich die TV-Zeiten steigern werden.

Auch die Bundesliga wird unter der WM-Pleite leiden

Man mag es kaum glauben, Deutschland ist ausgeschieden, aber die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar nimmt ihren gewohnten Gang. Der Unterschied ist frappierend: Katzenjammer hierzulande, vor allem die sogenannten Experten, meist ehemalige Nationalspieler, lassen kein gutes Haar an der aktuellen Mannschaft, jeder haut drauf wie er will. Schadenfreude dagegen in Katar und bei vielen Konkurrenten über die Deutschen, die sich so gern, vor allem im Vorfeld der WM, als Weltverbesserer aufspielen. Zurück bleibt für den Deutschen Fußball-Bund ein Scherbenhaufen und auch die Bundesliga wird unter der WM-Pleite leiden. Jetzt geht es um die Aufarbeitung und die Zukunft. Die Europameisterschaft 2024 in Deutschland sollte eine Wiederauflage des Sommermärchens von der WM 2006 werden, doch derzeit ist die Stimmung im Keller, die Öffentlichkeit wendet sich vom Fußball ab. Die Fußball-Nationalmannschaft hat die Rolle als der Deutschen liebstes Kind verloren.

Fehler über Fehler wurden vor und in Katar gemacht (WM-Bilanz im nächsten Blog „Chaos auf dem Feld und neben dem Feld – Resultat: WM-Aus“), dem DFB traut man in seiner jetzigen Konstellation nicht zu, die Probleme wirklich zu lösen. Da muss die DFL mit der Bundesliga das Heft in die Hand nehmen, aber sie hat selbst Sorgen, DFL-Chefin Donata Hopfen zeigte sich nicht als würdige Seifert-Nachfolgerin und steht offensichtlich vor der Ablösung. Ihr Vertrag geht bis 2024, das kostet die DFL einiges an Geld, außerdem stehen wichtigen Fernsehverhandlungen mit dem Ausland bevor. Dabei befindet sich die Bundesliga nach Katar in einer schlechten Ausgangsposition, denn der gute Ruf hat gelitten.

Noch größer sind freilich die Probleme beim DFB, der auch finanziell leidet, von rund 30 Millionen Euro Verlust im letzten Geschäftsjahr ist die Rede. Der neue Präsident Bernd Neuendorf sucht gern die Öffentlichkeit, aber die Fallstricke hat er nicht erkannt und Führung nicht gezeigt. Wie früher schon in anderen Situationen, so hat der DFB jetzt auch unter Neuendorf in der „Binden-Affäre“ ein denkbar schlechtes Bild abgeben, der Verband wurde getrieben von Menschenrechtsgegnern in Deutschland, hat selbst keine Meinung vertreten und international Porzellan zerschlagen. Bitter, dass Deutschland seine führende Rolle innerhalb des Weltverbandes verloren hat. Ganz im Gegenteil, in Sachen „One-Love-Binde“ musste sich Deutschland noch von FIFA-Präsident Gianni Infantino verspotten lassen.

Die Vergangenheit war schlecht, die letzten Turniere von Misserfolgen geprägt, aber die Zukunft sieht nicht besser aus. Doch wer kann die Weichen für eine bessere Zukunft stellen? Oliver Bierhoff wird diese Rolle nicht mehr zugetraut, der für den Sport zuständige Direktor stellt die neue Akademie in Frankfurt als sein Glanzstück heraus, doch eine bessere Organisation rund um die Nationalmannschaft verhindert er, bremst bei der Installierung eines Sportdirektors für das Team. Bezeichnend, dass bei einer Umfrage des kicker mit über 300.000 Teilnehmern 91 Prozent die Ablösung von Bierhoff fordern! Da hat Bundestrainer Hansi Flick sogar ein besseres Standing, 45 Prozent, also eine Minderheit, halten zu ihm, wollen ihm noch eine Chance geben.

Dabei wird die Weiterentwicklung der Auswahlmannschaft schwierig, sie kann in den nächsten Jahren für keine Höhepunkte sorgen, denn als Gastgeber für die EM 2024 qualifiziert, stehen bis dahin nur Freundschaftsspiele auf dem Programm. Im März geht es los. Hansi Flick muss allerdings diese Zeit nutzen, um einerseits zu testen, andererseits dann aber rechtzeitig eine Stamm-Mannschaft zu finden. Das hat er vor Katar versäumt. Vor allem muss sich Flick auf ein System festlegen und entsprechend das Personal auswählen. Eigentlich sollte die WM 2022 eine Zwischenstation auf dem Weg zu einer erfolgreichen EM 2024 sein, doch sie war eher ein Schritt zurück. Allerdings muss man schon einschränken, dass das Ausscheiden nicht so katastrophal war wie 2018. Immerhin schied Deutschland nach einem Sieg aus, weil die anderen Nationen nicht für die DFB-Elf spielten. Jeder ist halt seines eigenen Glückes Schmied. Aber wie wäre die Stimmung bei einem Weiterkommen dank spanischer Schützenhilfe gewesen?

Die Gruppenphase bewies: Es gibt keine Kleinen mehr! Das Achtelfinale ohne Deutschland läuft noch bis Dienstag und das mit Japan, Südkorea, Marokko und zum dritten Mal in Folge mit der Schweiz, die Portugal mit Cristiano Portugal herausfordert, nachdem sie das emotionale Duell mit Serbien gewonnen hat. Die Weltstars Lionel Messi und Kylian Mbappé prägen derzeit das Geschehen. Messi hat sein 1000. Pflichtspiel als Profi absolviert und Argentiniens alten Held Maradona an WM-Toren übertrumpft. Auf dem Weg zum ersehnten WM-Titel steht jetzt die Niederlande im Viertelfinale im Weg. Ob die Holländer singen „Ohne Deutschland sind wir bei der WM“?

Das Viertelfinale am Freitag und Samstag hat zudem einen zweiten Knüller zu bieten, nämlich das Duell England gegen Frankreich. Erstaunlich, Titelverteidiger Frankreich hat bei einer WM-K.o.-Runde noch nie gegen England gewonnen. Erstaunlich, wie Frankreich die Ausfälle von Benzema und Pogba kompensiert hat. Fehlt ein klasse Mittelstürmer ist mit Giroud noch ein zweiter im Kader. Glückliches Frankreich. Vor allem aber Mbappé macht Spaß, stahl beim 3:1 gegen Polen Lewandowski die Show und führt jetzt mit fünf Treffern die Torschützenliste an. Ihn sollten sich Gnabry oder Sané zum Vorbild nehmen.

Das lenkt den Blick auf die Bundesliga, die zwar noch bis 20. Januar Pause hat, die aber schon jetzt weiß, dass sie im nächsten Jahr international um eine neue Reputation kämpfen muss. Zum Beispiel in der Champions League die Bayern gegen Paris St. Germain mit Mbappé. Die Bayern-Asse befinden sich in einem Tief, Joshua Kimmich sieht sich „in einem Loch“, Thomas Müller verzweifelt, „ich brauche lange, um das zu verdauen“. Sieben Bayern waren unter den Ausgeschiedenen, nur Upamecano hat bei Frankreich einen Stammplatz, Coman und Pavard sind nur Einwechselspieler, ebenso de Light bei den Niederlande. Keine gute Werbung. Ähnlich sieht es bei Dortmund aus, wo Bellingham zwar bei England auftrumpft, aber Süle und Schlotterbeck waren die größte Fehlerquelle beim entscheidenden 1:2 gegen Japan. Eigentlich zeichnete sich das auch in der Bundesliga ab, Herr Flick!

Freude bei den Frauen

Dann kommen wir doch zu einem erfreulicheren Thema, die Frauen stehlen im Fußball den Männern die Schau und es gibt Anzeichen, dass die Zuschauerzahlen deshalb steigen, weil viele Männer jetzt lieber den Fußball-Mädchen zuschauen, die bei der EM für eine Begeisterungswelle sorgten. Kein Wunder also, dass die Frauen-Bundesliga von Rekord zu Rekord eilt. Bisher stand der Zuschauerrekord einer Saison bei 156.000, im Jahr 13/14 erzielt. Jetzt sahen nach nur neun Spieltagen bereits 173.000 Fans zu! Beim Schlagerspiel Wolfsburg – Frankfurt waren 14.000 Fans dabei, 3500 sahen Freiburgs 4:1 gegen Duisburg und 2900 Hoffenheims Niederlage gegen Bayern München. Die Spitzenteams sorgten aber dafür, dass oben die Spannung verloren geht, Wolfsburg hat nach dem 5:0 gegen die Eintracht fünf Punkte Vorsprung auf die Bayern, die in Hoffenheim 4:0 auftrumpften und an Frankfurt vorbei auf Platz zwei rutschten. Am kommenden Wochenende wird die Runde für dieses Jahr abgeschlossen, der letzte Vorrundenspieltag wird erst im Februar ausgetragen. So ist der Spielplan nicht attraktiv, das muss sich verbessern. Wolfsburg und die Bayern wollen sich zum Abschluss von Meppen bzw. Leverkusen nicht düpieren lassen.

Schwerer werden die Aufgaben in der Champions League, wo erst Halbzeit in der Gruppenphase ist. Wolfsburg kann am Donnerstag (18.45 Uhr) gegen AS Rom nach dem 1:1 im Hinspiel die Weichen auf Gruppensieg stellen. Der ist für die Bayern nach dem 0:3 in Barcelona weit weg, aber ein Achtungserfolg im Rückspiel am Mittwoch (21.00 Uhr) könnte Auftrieb geben. Ein Vereinsrekord steht da schon fest, es sind nämlich bereits 20.000 Tickets für die Allianz Arena verkauft. Da geht es also auch wieder um Werbung für den Frauen-Fußball.

Chaos auf dem Feld und neben dem Feld – Resultat: WM-Aus

Aus und vorbei. Wieder einmal muss Deutschland bei einem Turnier vorzeitig abreisen, wie bei der letzten Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland überstand das DFB-Team die Gruppenphase nicht. Spott und Häme sind der Mannschaft gewiss, gemäßigt heißt es „Vom Weltmeister zum Sorgenkind“, doch das Ausscheiden 2022 hat einen anderen Touch als das 2018. Vielleicht bringt es Italiens Fachzeitung Gazzetto dello Sport auf den Punkt: „Deutschland von Spanien verraten.“

Das Ausscheiden nach dem 1:2 gegen Japan, 1:1 gegen Spanien und 4:2 gegen Costa Rica war so unnötig wie unglücklich. Unnötig, weil zunächst die Nebengeräusche um die Kapitänsbinde „One Love“ den Sport übertönten und die Konzentration auf das erste Spiel störten. Unnötig, weil Bundestrainer Hansi Flick Fehler beging und der Mannschaft nicht half. Unnötig, weil allein 20 schwache Minuten gegen Japan für die entscheidende Niederlage sorgten. Unglücklich, weil die Flick-Schützlinge zig Chancen auf Tore hatten, sie aber nicht nutzten. So traf Jamal Musiala allein gegen Costa Rica zweimal den Pfosten. Unglücklich, weil Spanien gegen Japan keine Schrittmacherdienste leistete, ein Unentschieden hätte Deutschland gereicht. Vielleicht wollte Spanien aber auch gar nicht gewinnen, die seltsame 1:2-Niederlage bedeutete Platz zwei und den Gegner Marokko im Achtelfinale, als Gruppensieger wäre es gegen Kroatien gegangen, das als unangenehmer gilt. Nicht zu vergessen, zwischendurch waren dem Spielstand nach Spanien und Deutschland ausgeschieden! Dann rettete Deutschland mit dem 4:2 Spanien, bekam aber keine Gegenleistung. Unglücklich auch, weil das Siegtor Japans umstritten war, es wurde diskutiert, ob der Ball vor dem Siegtor Tanakas im Aus war oder nicht. Der Schiedsrichter gab den Treffer, die Szene wurde vom VAR geprüft, war aber offensichtlich nicht richtig zu klären. Es gibt Bilder, die den Ball eindeutig im Aus zeigen! Unglücklicher geht es also nicht.

Dennoch, es bleibt als WM-Bilanz, dass das Aus zum großen Teil selbst verschuldet ist. Japans Trainer bedankte sich bei Deutschland: „Wir sind so stark, weil unsere Spieler in der Bundesliga viel lernen“ Zur Erinnerung, acht Japaner verdienen ihr Geld in Deutschland, der Siegtorschütze bei Fortuna Düsseldorf. Lernen die deutschen Spieler in ihrer eigenen Liga weniger? Es hat den Anschein, denn mit der DFB-Elf geht es bergab, früher galt Deutschland als Turniermannschaft, das ist vorbei. Seit der EM 2016 ist die Bilanz negativ, in zehn Spielen siegte Deutschland nur dreimal, verlor aber fünf Spiele (2 Remis). Da ist ein vorzeitiges WM-Aus eigentlich logisch…

Wer sind die Schuldigen, wo sind sie zu finden? Der neue DFB-Präsident Bernd Neuendorf kündigte natürlich eine Analyse an, wollte aber von Entlassungen nichts wissen. Auch die Hauptverantwortlichen nicht, nämlich Sportdirektor Oliver Bierhoff, unter dessen Leitung es mit dem Nationalteam abwärts geht und der sich auch nicht frühzeitig genug von Joachim Löw trennte, aber auch Hansi Flick nicht, der wie Bierhoff einen Vertrag bis 2024 hat und die Europameisterschaft 2024 in Deutschland als Ziel von Anbeginn an ausgab. Ein WM-Aus nur als Zwischenstation? Als Wachrüttler und Mutmacher? Dann muss das Chaos rund um das Team und beim DFB, also neben dem Feld, und das Chaos auf dem Feld (Schwächen in der Abwehr, keine Gier, vor allem vor dem gegnerischen Tor, fehlendes Tempo) beseitigt werden. Gegen Costa Rica fielen zwar am Ende doch noch die Tore zum Sieg, zwischendurch aber gab es Standfußball, war das Team wie gegen Japan von der Rolle. Eine Sache für Flick. Was wir vorgesetzt bekamen war Flick-Schusterei.

Verantwortlich sind in erster Linie natürlich die Spieler. Angeblich war die Gemeinschaft viel besser als 2018 in Russland, das Resultat aber gleich schlecht. Die Fans stellen sich die Frage, wer von den älteren Spielern die Konsequenzen zieht. Kapitän Manuel Neuer hat einen Rücktritt schon ausgeschlossen, zeigte aber nicht die gewohnte Souveränität. Thomas Müller deutete Überlegungen an („Muss mit meiner Frau reden“) und sollte erkennen, dass er an Bedeutung verloren hat. Auf seiner Position war Jamal Musiala der beste deutsche Spieler. Ein Duell, das auch Bayern München beschäftigen wird. Auch ein Rücktritt von Ilkay Gündogan würde nicht überraschen, schließlich hatte er schon vor dem Turnier darüber sinniert. Vielleicht hat er selbst erkannt, dass er das Spiel eher hemmt als ihm nützt.

Da sind wir bei der Zukunft. Auffallend, dass Flick gegen Costa Rica auf die Bayern-Power setzte und alle sieben Münchner WM-Akteure aufs Feld schickte. Das „mia san mia“ konnte er dem Team aber ebenso wenig implantieren wie das schnelle Spiel. Und er hätte eine Erkenntnis der Bayern übernehmen sollen: Ohne richtigen Mittelstürmer geht es nicht. Was bei Bayern Choupo-Moting zuletzt war, hätte jetzt Niclas Füllkrug sein können, der aber nur Kurzzeitarbeiter sein durfte, es aber erfolgreich war. Die Fans hätten gern Füllkrug statt Müller gesehen. Fachleute eben…

Eigentlich hatte man gedacht, dass mit dem bei Bayern erfolgreichen Hansi Flick eine bessere Zukunft eingeleitet werden würde, doch acht Siege zum Auftakt waren Augenwischerei, weil es schwache Gegner waren. Die Wahrheit zeigte sich in den letzten Monaten, in elf Spielen nur drei Siege gegen Italien (nicht bei der WM!), Oman und Costa Rica! Die Zukunft gehört jungen Spielern wie Musiala, Wirtz und Moukoko – und wer noch? Da taucht ein Problem auf, für das Oliver Bierhoff zum Teil verantwortlich ist: Die Nachwuchsarbeit, auch hier geht es beim DFB abwärts. Verantwortlich sind aber auch die Vereine. Abwehrrecken, Mittelfeldabräumer und Mittelstürmer werden benötigt. Sie sind Mangelware, weil vor allem von jungen Spielern Technik und Flexibilität gefordert wird. Nicht der Arbeiter bzw. Fachmann für eine Position wird herangebildet.

Der DFB als Verband hat in seiner Ausstrahlung gelitten, galt Fußball einst als Vorbild, so wenden sich die Leute jetzt vielfach ab, aber nicht unbedingt anderen Sportarten zu. Der Chaos-Verband wird es bald ebenso merken wie die Bundesliga, wenn zum Beispiel die Einschaltquoten im Fernsehen im Keller bleiben, lukrative Verträge können dann kaum noch abgeschlossen werden. Bezeichnend auch, dass 17,4 Millionen Zuschauer in der ARD das Spiel gegen Costa Rica sahen, was 2022 WM-Rekord war, aber weit weniger als die 25 Millionen im entscheidenen Spiel gegen Südkorea vor vier Jahren. Und weniger, als die 17,9 Millionen, die das EM-Finale der Frauen-Nationalmannschaft im Sommer sahen. Die Frauen sorgten für Begeisterung, die Männer jetzt für Enttäuschung. Dabei sollten sie sich doch die Frauen als Vorbild nehmen, denen die Begeisterung auch auf dem Feld anzumerken war. Von Chaos war im Sommer keine Spur.

„Hurra, wir leben noch“

Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar ist jetzt auch in Deutschland angekommen. Nach der Auftaktpleite gegen Japan saßen plötzlich 17 Millionen Zuschauer hierzulande vor den Bildschirmen, um das vorentscheidende Spiel gegen Spanien zu sehen. Gegenüber den rund zehn Millionen gegen Japan wurden also viele Fans mobilisiert. Mobilisiert hat auch das DFB-Team seine Kräfte, „gemeinsam stark“ war das Motto, der Respekt vor Angstgegner Spanien war nach dessen 7:0 gegen Costa Rica groß. Auftrieb gab, dass Costa Rica vorher schon gegen Japan ein anderes Gesicht zeigte, mit 1:0 siegte und Deutschland damit wieder ins Rennen brachte. Das 1:1 war zwar kein Sieg, Deutschland ist immer noch Gruppenletzter, darf sich aber als Sieger fühlen.

Gab es beim 1:2 gegen Japan viele Verlierer, allen voran Bundestrainer Hansi Flick, so gab es nach dem 1:1 gegen Spanien einige Gewinner – allen voran Bundestrainer Hansi Flick. Hatte er gegen Japan mit seinen Wechseln die Niederlage eingeleitet, so hatte er diesmal mit seinen Wechseln mehr Glück, obwohl es zum Teil die gleichen Namen waren. Aber jedes Spiel ist eben anders. Gegen Japan gingen Gündogan und Müller und die Stabilität ging verloren. Diesmal mussten sie wieder vorzeitig vom Feld, doch mit Sané und Füllkrug wechselte Flick die Wende ein. Vor allem Bremens Mittelstürmer wurde nach dem goldenen Tor zum Unentschieden gefeiert, der Mann mit der Lücke (Zahnlücke als Markenzeichen) füllte die Lücke im Angriff und bewies: Deutschland braucht einen echten Mittelstürmer, vor allem auch am Donnerstag im entscheidenden Spiel gegen Costa Rica. Auf ihm und Jamal Musiala ruhen die Hoffnungen.

Flick hat Fehler korrigiert, er hätte sie eigentlich nicht machen dürfen. Er hätte vor dem ersten Spiel auf seinen Kollegen Edin Terzic in Dortmund hören sollen, der zu viele Gegentore für seine Borussia monierte. Mittendrin dort Niklas Süle und Nico Schlotterbeck. Auf sie setzte Flick in der Abwehr und prompt wurden die Dortmunder Defensivschwächen auf das DFB-Team übertragen. Süle und Schlotterbeck waren die Sündenböcke der Niederlage. Flick hat gelernt, begnadigte zwar Süle, doch der ist in der Innenverteidigung besser aufgehoben, und er setzte von Anfang an auf die Dynamik von Leon Gorotzka. Das brachte mehr Kampfgeist und Dynamik ins deutsche Spiel.

Die Ausgangsposition fürs Weiterkommen hat sich gebessert, doch Deutschland ist nach wie vor auf Schützenhilfe angewiesen. Es ist einfach: Deutschland muss Costa Rica schlagen, schafft dies auch Spanien gegen Japan, dann ist Deutschland als Zweiter weiter. Es kann auch kompliziert werden: Spielt Spanien nur unentschieden, dann zählt die Tordifferenz, wobei das DFB-Team (2:3) gegenüber Japan (2:2) einen Treffer schlechter ist, also ein Sieg mit zwei Toren Unterschied gelingen muss. Da die Spiele parallel laufen, werden die Telefonleitungen glühen. Sollte Spanien verlieren und alle Teams punktgleich sein, dann könnte am Ende sogar das Los zwischen zwei Teams entscheiden. Aber so weit wird es nicht kommen.

Deutschland und Costa Rica haben vor dem Schlussakkord am Donnerstag (20.00 Uhr MEZ) eine Gemeinsamkeit: Aus beiden Lagern klang es nach den Erfolgserlebnissen „Hurra, wir leben noch“. Kapitän Manuel Neuer nach dem Spiel: „Das Wichtigste ist, wir leben noch“. Luis Fernando Suarez, Trainer der „Ticos“, vor dem Japan-Spiel „wir sind noch nicht tot“ und nachher „jetzt leben wir wieder richtig“. Costa Rica setzte auf eine stabile Abwehr, die eigentlich als Schwachpunkt galt. Flick und seine Mannen müssen wohl ebenfalls so ein Abwehrbollwerk überwinden, Costa Rica könnte ja ein Punkt reichen. Eine Aufgabe für Bundesliga-Torjäger Niklas Füllkrug von Anfang an? Zwischen beiden Nationen gab es bisher nur ein Duell, bei der WM 2006 in Italien siegte Deutschland 4:2. Das wäre ein Wunschergebnis.

Es stehen Endspiele an

Am Montag gab es die letzten Spiele der Gruppen G und H in der zweiten Runde, ab Dienstag geht es um die Wurst, es stehen Endspiele an. Bis jetzt hat nur Frankreich den Sprung ins Achtelfinale geschafft, Gastgeber Katar und Kanada (mit dem ersten WM-Tor durch Bayerns Davies) sind als erste Teams bereits ausgeschieden. Kamerun und Serbien trennten sich am Montag 3:3 und wahrten somit die Chance aufs Weiterkommen, ähnlich der Situation von Deutschland in der Gruppe E. Im britischen Vergleich trifft England in der Gruppe B auf Wales, da reicht schon ein Unentschieden. In der Gruppe C steht das Endspiel Polen – Argentinien an, mit den Protagonisten Robert Lewandowski, den sein erstes WM-Tor zu Tränen rührte, und Lionel Messi, der Argentinien endlich zum WM-Titel führen will. Polen könnte sogar ein Remis reichen. In der Gruppe D kämpfen Dänemark und Australien um den Platz hinter Frankreich, in der Gruppe F streiten Kroatien, Belgien und Marokko um das Weiterkommen. Die Glücklichen treffen dann auf die Erfolgreichen der Gruppe E. Wird Deutschland dabei sein?

Sehr stimmungsvoll zeigte sich die Weltmeisterschaft in Katar bisher nicht, die „verpflichteten“ einheimischen Fans bemühen sich nach Kräften, beherrschend sind aber vor allem die Südamerikaner. Sportlich auffallend, dass vor allem die Nationen aus Afrika und Asien den Europäern, die zuletzt viermal den Titel holten, die Hölle heiß machen, sie haben aufgeholt. Marokko zeigte dies mit dem 0:0 gegen Kroatien und 1:0 gegen Belgien. Zum Glück steht jetzt der Sport im Mittelpunkt und hat die politischen Diskussionen um Korruption und Menschenrechte abgelöst.

Rekord für Bremens Frauen

Werder Bremen mit seinem Profi Füllkrug steht nicht nur bei der Weltmeisterschaft im Mittelpunkt, auch national sorgte der Verein für Aufmerksamkeit. Diesmal allerdings die Frauen, die einen fast sensationellen Vereinsrekord feiern konnten. Die Werder-Mädchen befinden sich im Abstiegskampf der Bundesliga, sind mit nur zwei Punkten Vorletzter, aber für das Duell mit dem SC Freiburg durften sie in das Weserstadion umziehen und gleich 20.417 Fans interessierten sich für dieses Spiel! Es lohnt sich also, wenn die Frauen-Teams in den großen Stadien spielen dürfen. Bremen verlor zwar mit 1:2, die Spielerinnen wurden aber mit Ovationen bedacht und noch lange nach dem Match gefeiert. „Für uns ist ein Traum in Erfüllung gegangen“, freute sich Werders Spielführerin Lina Hausicke. Angestachelt von der Kulisse zeigte Werder wohl sein bestes Spiel seit Jahren. „Ich hatte Tränen in den Augen. Das macht Lust auf mehr“, gestand Trainer Thomas Horsch.

Feiern konnten die deutschen Vertreter in der Champions League nicht. Der VfL Wolfsburg hatte sich eigentlich mehr als ein 1:1 beim AS Rom erhofft, aber im Rückspiel sollte das Weiterkommen perfekt gemacht werden. Bayern München wurden dagegen vom FC Barcelona beim 0:3 die Grenzen aufgezeigt, das Rückspiel gibt es am 7. Dezember in der Allianz-Arena.

Zunächst gibt es am Wochenende wieder Bundesliga und da stehen sich die vier Spitzenteams direkt gegenüber. Der Vierte Hoffenheim (16 Punkte) erwartet am Freitag (19.15 Uhr/Eurosport) Bayern München (19), Wolfsburg (24) hat am Samstag (13.00 Uhr) die ebenfalls noch ungeschlagene Eintracht aus Frankfurt (20) zu Gast. Die Bayern-Mädchen wollen ihre eigene Aufgabe lösen und hoffen in dem Fall auf einen Ausrutscher von Frankfurt, um auf Platz zwei vorrücken zu können. Gegen Leverkusen hat die Eintracht vor 2500 Zuschauern gerade noch den Kopf aus der Schlinge gezogen, Prasnikar erzielte in der 93. Minuten das goldene Tor. Wolfsburg siegte vor 5400 Fans in Köln mit 4:0.

Vom Sommer zum Winter: Mercedes mit einer Saison zum Vergessen – Biathlon vor einer Saison voller Hoffnung

Sportfans – es gibt nicht nur Fußball! Deshalb an dieser Stelle heute auch nichts über die Fußball-Weltmeisterschaft, zu Deutschlands 1:2 gegen Japan gibt es auch nur eins: Ohne Worte! Fußball drängt vor allem in Deutschland den restlichen Sport an die Wand, hier soll er aber zu Wort kommen, Gedanken zum Übergang vom Sommer zum Winter.

Red Bull in Formel 1 ohne Konkurrenz

Die Formel 1 beherrschte den Sommer, sie tourt schließlich durch die ganze Welt, nur in Deutschland macht sie leider nicht mehr Halt und bei den deutschen Fahrern stand der Abschied am Ende der Saison im Vordergrund. Zudem war es für Mercedes eine Saison zum Vergessen. Freie Fahrt gab es für Red Bull und Max Verstappen, der seinen skandalumtosten ersten Titel erfolgreich verteidigen konnte, aber wieder nicht ohne negative Nebengeräusche. Der Holländer wurde auch deshalb Weltmeister, weil Red Bull die Finanzregeln verletzte, mehr als erlaubt investierte und nur eine lächerliche Geldstrafe zahlte. Der durchaus talentierte Fahrer wurde aber auch Weltmeister, weil sich die Konkurrenz selber schlug. Ferrari schien anfangs stark zu sein, doch dann häuften sich Fehler um Fehler. Mercedes kam mit dem neuen Reglement nicht zurecht und konnte seinen Fahrern lange Zeit kein Siegauto hinstellen. Vor allem Lewis Hamilton litt darunter, erstmals nach Jahren wieder eine Saison ohne Sieg zu erleben.

Bezeichnend, dass die Rennen anfangs spannend und spektakulär waren, am Ende aber eher die Langeweile vorherrschte. Nur Red Bull sorgte für Schlagzeilen und wieder negativ Max Verstappen, der seinem Kollegen Sergio Perez keine Schützenhilfe leistete und so schließlich Rennstall und Kameraden den Erfolg stahl, nämlich den Vize-Titel bei den Fahrern, den sich im letzten Rennen Charles Leclerc mit seinem Ferrari holte. Ein kleiner Trostpreis.

Trost brauchten eher auch die deutschen Fahrer, aber nein, sie sehen einerseits optimistisch, andererseits trotzig in die Zukunft. Mit Sebastian Vettel nimmt eine Legende Abschied von der Formel 1, der 35jährige will sich künftig anderen Aufgaben widmen, vor allem seiner Familie, aber auch dem Umweltschutz. Der vierfache Weltmeister mit Red Bull stoppte bei 299 Rennen und wurde von seinen Kollegen gefeiert. Vettel brachte zwar nicht das Charisma eines Lewis Hamilton ein, war aber im Fahrerkreis beliebt.

Abschied auch für Hoffnungsträger Mick Schumacher, der keinen neuen Vertrag mehr bei seinem Rennstall Haas bekommt. Aber im schwächsten Auto nur die Rücklichter der anderen zu sehen, ist auch keine gute Basis für eine Entwicklung. Schumacher stagnierte etwas, überdrehte manchmal und baute teure Unfälle, so dass sein Boss Günther Steiner moserte: „Das können wir uns nicht leisten, die Millionen brauchen wir für die Entwicklung.“ Für Schumacher öffnet sich die Tür bei Mercedes, die ihn gern als Testfahrer hätten. Möglicherweise ist dieser Schritt zurück für seine Zukunft ein Schritt nach vorn.

Das deutsche Element wird dann bei den Fahrern allein von Nico Hülkenberg vertreten, der Schumacher bei Haas ersetzen wird. Seine Erfahrung ist gefragt. Die deutschen Fans wird das allein aber nicht von den Sitzen reißen, zumal es ein Rennen auf dem Hockenheim- oder Nürburgring weiterhin nicht geben wird. Es gibt auch keine Hoffnung, dass die Formel 1 diese Karte ziehen wird, weil das Rennen in China abgesagt wird. 24 Rennen (Rekord) waren vorgesehen. Die Formel 1 will im Gespräch bleiben.

Der Wintersport hat es schwer

Vom Sommer zum Winter, von spektakulären Rennen zu einem Sorgenkind. Der Wintersport leidet unter dem Klimawandel und steht vor einer ungewissen Zukunft. Wer das nicht glauben will, dem wurden die Augen geöffnet, als die Saison der Skispringer auf grünen Matten statt auf Schnee eröffnet wurde. So stellt sich immer erst die Frage, „wo gibt es Schnee“, andererseits wieder, wie werden wir dem Umweltschutz gerecht und verbrauchen weniger Energie. Da stehen vor allem die Eishallen vor einer ungewissen Zukunft, aber auch die Bob- und Rodelbahnen werden in Frage gestellt. So sinnierte bereits Rekord-Weltmeister Francesco Friedrich: „Ich glaube, unser Sport stirbt.“ Ski alpin wollte mit spektakulären Rennen vom Matterhorn für sich werben, scheiterte aber am Wetter. Da wetterte DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier: „Der Wintersport geht in die falsche Richtung.“ Er klagt FIS-Präsident Johan Eliasch an, dass es dem Schweden mehr um die Show und weniger um den Sport gehe.

Der populärste Wintersport ist derzeit zumindest in Deutschland Biathlon. Die Erfolge sind zwar in den letzten Jahren weniger geworden, einige Aushängeschilder haben ihre Karrieren beendet, aber Laufen und Schießen in einem Rennen fasziniert immer noch. Das bekannteste Gesicht ist Weltmeisterin Denise Herrmann, die nach Heirat jetzt Herrmann-Wick heißt. Sie führt das deutsche Team an, in dem bei den Frauen auch Franziska Preuß und Vanessa Voigt gesetzt sind. Allerdings hatte Preuß wieder gesundheitlich Probleme. Die stoppten auch Vanessa Hinz, die deshalb mit Janina Hettich-Walz die Saison im B-Team beginnen wird. Im Weltcup sind dafür Anna Weidel, Juliane Frühwirt und Sophia Schneider dabei. Die Herren setzen vor allem auf Benedikt Doll aus der alten Garde, sowie auf Johannes Kühn, Philipp Nawrath und Roman Rees sowie Julius Strelow und David Zobel aus dem Nachwuchsbereich.

Wir werden sehen, ob die Begeisterung bei den deutschen Zuschauern anhält. Die Saison beginnt bereit am Dienstag, 29. November, im finnischen Kontolahti, dort soll es genug Schnee haben. Die weiteren Stationen im Dezember sind Hochfilzen und Annecy in Frankreich. In Ruhpolding sind die Rennen vom 11. bis 15. Januar, der Saison-Höhepunkt folgt mit der Weltmeisterschaft vom 8. bis 19. Februar in Oberhof. Die große Hoffnung: Mit Erfolgen in Thüringen soll die Biathlon-Zukunft gesichert werden.

Deutschland zwischen Angst und Hoffnung

Am Mittwoch geht die Fußball-Weltmeisterschaft auch für Deutschland los. Vor dem Auftaktspiel um 14.00 Uhr MEZ gegen Japan macht sich vor allem eine Anspannung breit, die über den üblichen Turnierauftakt hinaus geht. Die Unsicherheit ist groß, nicht nur die Fans, sondern auch Spieler und Trainer stellen sich die Frage: „Wo stehen wir?“ Das einzige Testspiel mit dem glücklichen 1:0 gegen den Oman gab keine Antwort. Da passt es fast nicht, dass klar das Ziel formuliert wird, um den Titel mitspielen zu wollen. Deutschland also zwischen Angst und Hoffnung!

Die erhöhte Anspannung im deutschen Team rührt vielleicht daher, dass es eine schlechte Erinnerung gibt. Vor vier Jahren bei der WM in Russland begann das Dilemma des frühen Ausscheidens nämlich mit dem ersten Spiel – die 0:1-Niederlage gegen Mexiko war der Anfang vom Ende. Es folgten ein 2:1 gegen Schweden, das trügerische Hoffnungen weckte, die jäh mit dem peinlichen 0:2 gegen Südkorea platzten. Der Weltmeister war als Letzter seiner Gruppe ausgeschieden! So weiß auch Kapitän Manuel Neuer als gebranntes Kind, „das erste Spiel stellt die Weichen“ und er hat auch schon ein Mittel für den Erfolg parat: „Wir müssen in der Defensive gut stehen“. Aber gerade das ist derzeit bei der Flick-Elf leichter gesagt als getan, gerade die Defensive wackelte, das Rezept war eher, mehr Tore zu schießen als der Gegner.

Eigentlich könnte es sich Bundestrainer Hansi Flick leicht machen und vor allem auf den Bayern-Block setzen. Die Münchner zeigten sich zuletzt in Bestform, schossen Tore fast am Fließband und konnten Gegentore so leicht verkraften. Der Bayern-Block bildet sowieso die Achse mit Neuer, Kimmich, Musiala, Müller, Sané und Gnabry. Zwei Fragezeichen gibt es: Wohin mit Thomas Müller, der wieder fit ist? Er könnte Mittelstürmer spielen oder Musiala, Sané oder Gnabry ersetzen. Dazu muss sich Flick entscheiden, ob Goretzka neben Kimmich den Bayern-Block komplettiert, was empfehlenswert wäre, oder auf Ilkay Gündogan setzt, der zweifellos weniger Power ins Spiel bringt, vielleicht aber mehr Sicherheit, zumindest an guten Tagen.

Auch darüber hinaus hat der Bundestrainer wohl nicht allzu viele Fragen zu klären. Rüdiger und Süle bilden wohl die Innenverteidigung, auf den Außenpositionen setzt er sicher rechts auf Kehrer, während links sich eher der Freiburger Günter anbot, weil sich Stammkraft David Raum eine kleine Formkrise leistet. Und dann muss sich Hansi Flick noch auf sein Bauchgefühl beim Mittelstürmer verlassen. Gnabry, Müller und Havertz stehen zur Debatte, Füllkrug oder Moukoko stehen je nach Spielstand und Spielgeschehen als Joker parat. Wenn die Bayern-Asse den Schwung der letzten Bundesliga-Begegnungen nun auch auf den Rasen in Katar bringen, sollte sich eine Pleite wie 2018 nicht wiederholen.

Japan ist für die deutsche Mannschaft ein weitgehend unbeschriebenes Blatt, obwohl acht der 26 Spieler bei deutschen Klubs angestellt sind. Dazu kommt ein Torhüter mit deutschem Namen, nämlich Daniel Schmidt, dessen Vater ein US-Amerikaner mit deutschen Vorfahren ist, seine Mutter ist Japanerin. Schmidt ist in den USA geboren, wuchs aber im japanischen Sendai auf und spielt in Belgien. Mit seiner Körpergröße von 1,96 m ist er nicht der typische Japaner.

Zweimal spielte eine DFB-Elf erst gegen Japan, dabei gab es 2004 einen 3:0-Sieg in Yokohama, 2006 trennte man sich in Leverkusen 2:2. Japan erreichte bei WM-Turnieren dreimal das Achtelfinale (2002, 2010 und 2018), dann aber war immer Endstation. Der letzte Test ging mit 1:2 gegen Kanada verloren. Erwartet wird ein defensiver Gegner, der gerne kontert. In der Abwehr sollten Ito (Stuttgart) und Yoshida (Schalke) auftauchen, im Mittelfeld sind Kamada (Frankfurt) und Endo (Stuttgart) zu beachten. Die Japaner des WM-Aufgebotes sind überwiegend in Europa beschäftigt.

Blamage für die FIFA und Infantino

Wenn die deutsche Mannschaft das erste Mal gegen den Ball tritt, dann ist die WM bereits in vollem Gange. Ausgenommen der pompösen und bunten Eröffnungsfeier war der Start für den Weltverband und Gastgeber Katar nicht glücklich. Ganz im Gegenteil, die FIFA und ihr überheblicher Präsident Gianni Infantino haben sich wieder blamiert. Der FIFA-Boss schoss bei einer bizarren Pressekonferenz mit seinen Äußerungen weit über das Ziel hinaus, warf den Europäern Doppelmoral in Sachen Menschenrechten vor, zeigte sich als Lobbyist von Katar und hob die FIFA in den Rang einer Weltmacht, die als einzige wirklich etwas für die Bevölkerung tun würde. So tummelte sich Infantino ja auch beim Treffen der Präsidenten der G20, eine Ebene der Politik, auf der er sich auch verortet.

Das Katar kein Fußball-Land ist, zeigte sich beim Eröffnungsspiel. Beobachter vermissten die Atmosphäre vor dem Stadion, bei der 0:2-Niederlage von Katar gegen Ecuador verließen zudem die meisten der 67.000 Zuschauer ihre Plätze weit vor Spielende! Nur bezahlte und offensichtlich trainierte katarische „Fans“ und natürlich die Südamerikaner sorgten für ein bisschen Stimmung. Auch das Team von Katar zeigte sich als Lehrling, erstmals verlor ein Gastgeber das Eröffnungsspiel!

Der Gastgeber und die FIFA blamierten sich auch mit dubiosen Entscheidungen. So zog Katar die Zusage zurück, dass die Fans rund um die Stadien Bier trinken dürfen, was im Land ansonsten verpönt ist. Die FIFA akzeptierte diese Entscheidung, die eigentlich einem Affront gleich kommt. Der Weltverband verhinderte auch, dass die Kapitäne einiger europäischer Verbände mit der Kapitänsbinde „One Love“ in bunten Farben als Zeichen für Diversität und Toleranz auflaufen. Diese wurde verboten und Strafen angekündigt. Geldstrafen hätten Deutschland, England, Frankreich, Spanien, die Niederlande, Schweiz, Wales und Dänemark hingenommen, doch es drohen auch Gelbe Karten und damit Sperren, die den Sport beeinträchtigen können. Die FIFA legt ihrerseits eine Kapitänsbinde vor mit dem Slogan „Fußball vereint die Welt“. Nichts als eine Parole ohne Aussagekraft. Typisch FIFA, die nur mit verlogenen Parolen operieren kann, um die Wahrheit von Korruption und Geldwäsche zu vertuschen.

Die umstrittene Fußball-Weltmeisterschaft 2022 hatte also keinen glücklichen Start. Es ist zu befürchten, dass da noch einiges auf uns zukommt. Zur WM auch der nächste Blog „Die verkaufte WM und der Zwiespalt der Gefühle“.

Zuschauer-Rekord im Frauen-Fußball

Während die Fußballwelt auf Katar schaut, geht der Fußball national und in Europa weiter. So spielen in Deutschland noch die Amateure und die Frauen müssen allein schon aus Termingründen ihr Programm national und international durchziehen. Am Wochenende stand das Achtelfinale des DFB-Pokals an und dabei gab es wieder einen neuen Zuschauer-Rekord. In Nürnberg strömten 17.302 Fans ins Max-Morlock-Stadion um den Zweitligisten gegen die Übermannschaft vom VfL Wolfsburg zu sehen. Nürnberg verlor erwartungsgemäß mit 0:6, feierte aber ein Fest. Neben Wolfsburg kamen meist die Favoriten weiter, nur Frankfurt scheiterte mit 1:2 am aufstrebenden RB Leipzig. Die Bayern-Mädchen hatten beim 7:0 in Duisburg keine Probleme, haben nun im Viertelfinale in Hoffenheim (3:0 gegen Leverkusen) eine höhere Hürde. Außerdem ausgelost die Partien Köln – Wolfsburg, Leipzig – Essen und Jena – Freiburg für die Spiele am 28. Februar/1. März 2023.

Am kommenden Wochenende steht der 8. Spieltag der Bundesliga an, 9 und 10 folgen noch im Dezember als Parallel-Vergnügen zur Männer-WM! Für die Spitzenteams aus Wolfsburg und München stehen vorher aber noch internationale Aufgaben an. In der Champions League gibt es in ihren Gruppen die Duelle der noch ungeschlagenen Mannschaften. Die Wölfinnen gastieren am Mittwoch (21.00 Uhr) bei AS Rom und sind dabei Favorit, die Bayern-Mädchen müssen zum Mit-Titelfavoriten FC Barcelona (Donnerstag, 18.45 Uhr) und sind Außenseiter. Sie fiebern eher dem Rückspiel am 7. Dezember entgegen, wenn mehr als 20.000 Fans in der Allianz-Arena erwartet werden.