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Tag: Aleksander Ceferin

Mit der National League werden die Fans betrogen

Derzeit haben wir im Fußball wieder einmal eine internationale Länderspielpause. Sie dient in erster Linie dazu, die letzten Teilnehmer für die Weltmeisterschaft 2018 in Russland zu ermitteln. Nur wenige Nationen sind da involviert, der Rest macht das, was eigentlich nicht mehr sehr attraktiv ist – er bestreitet Freundschaftsländerspiele. Die internationalen Vergleiche kamen früher gut an, doch diese Freundschaftsspiele sind zu Testspielen verkommen und ohne Spannung locken sie nur noch wenige Fans an. Dies wird sogar bei den traditionsreichen Duellen England – Deutschland und Deutschland – Frankreich so sein.

Dieses Dilemma soll es künftig nicht mehr geben oder zumindest zur Seltenheit werden. Die UEFA, der europäische Fußball-Verband, hat dafür als Gegenmittel die National League erfunden. Dies ist eine Liga für Nationalmannschaften, deren Spiele in den Freiräumen zwischen Europa- und Weltmeisterschaften einschließlich ihrer Qualifikationsspiele ausgetragen werden sollen. Punktspiele also statt Freundschaftsspiele. Die Krux ist: Das Programm für die Spieler wird noch größer, die Nationaltrainer finden kein Testfeld mehr und deshalb hat zum Beispiel der deutsche Bundestrainer Joachim Löw bereits abgewehrt: „Die National League hat für uns keine Bedeutung, wir werden diese Spiele zum Testen verwenden.“ Gut, wenn er das offen sagt, seine Kollegen werden das nicht anders sehen und am Ende gibt es also nur verkappte Testspiele. Der Fan wird also betrogen, er erhält eine Mogelpackung.

Im Herbst 2018, nach der Weltmeisterschaft in Russland, soll die neue National League starten. Alle UEFA-Verbände sind dabei, das Feld wird in vier große Klassen unterteilt, gemäß der Spielstärke wie sie die Rangliste ergibt. Künftig soll es dann Auf- und Abstieg geben. Damit die Mogelpackung nicht gleich auffällt, gibt es auch vier Startplätze für die Europameisterschaft 2020, die bekanntlich mit 24 Teams in 13 Ländern ausgetragen wird. Der Spielmodus dieser National League ist so kompliziert, dass ihn die Fans wahrscheinlich gar nicht verstehen, vielleicht nicht einmal die Spieler, die wohl einfach nach dem Motto auflaufen „gewinnen wir halt mal“.

Auf jeden Fall werden zwölf Nationen die Ligen A und B bilden, in C und D werden es 15 oder 16 sein. Innerhalb der Liga werden vier Gruppen gebildet, in denen die Teams gegeneinander spielen. Die Liga A könnten nach Stand der Dinge Deutschland, Europameister Portugal, Belgien, Spanien, Frankreich, England, Schweiz, Italien, Polen, Island, Kroatien und die Niederlande bilden. Durchaus attraktive Gegner, wobei von Austragung zu Austragung die Gruppen natürlich neu ausgelost werden und hoffentlich verhindert wird, dass es zu immer gleichen Duellen kommt. Die erste Auslosung findet am 24. Januar 2018 in Lausanne statt. Der Sieger der National League wird in einem Endturnier von den vier Gruppensiegern ermittelt, als Termin steht bereits die Zeit vom 5. bis 9. Juni 2019 fest. Die nächste EM-Qualifikation soll dafür kompakter zwischen März und November 2019 ausgetragen werden.

Der geneigte Leser sieht, es ist nicht leicht, sich mit dem neuen Wettbewerb anzufreunden. Auch Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff kritisierte, dass der vom früheren UEFA-Präsident Michel Platini ins Leben gerufene Wettbewerb wohl vor allem zur Geldbeschaffungsmaßnahme des Verbandes dienen soll. Aber die Verbände werden nicht ausweichen können, die Fernsehrechte sind schon vergeben. In Deutschland freuen sich ARD und ZDF, die ja die Rechte in den Qualifikationsspielen verloren haben, dass sie die Spiele von 2018 bis 2022 schon mal übertragen dürfen.

Am Ende dürfen sie vielleicht sogar eine Weltliga übertragen, denn mit Europa allein will sich der neue UEFA-Präsident Aleksander Ceferin nicht zufrieden geben, er plant, alle Nationen auf allen Kontinenten einzuladen. Aus der Konkurrenz zur Europameisterschaft könnte eine Konkurrenz zur Weltmeisterschaft werden, der Geldfluss dann natürlich noch größer werden.

Den Funktionären ist es egal, wie Spieler oder Fans die Neuerung sehen. Hauptsache die Kasse stimmt. Sie werden erst dann aufwachen, wenn die Fans reagieren und der Zuspruch fehlt. Wenn das Angebot zu viel wird, fehlt der Reiz. Attraktiver wird, wer sich rar macht. Der Fußball muss aufpassen, dass er nicht überreizt. Die Frage erübrigt sich wohl, ob wir uns schon auf die neue National League freuen…

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Geldgier und Machthunger als Schatten über dem Profi-Fußball

 

Das Jahr 2016 neigt sich dem Ende zu und mit der Auslosung der Achtelfinales im europäischen Fußball, in der Champions League und Europa League, ging der Blick auch schon wieder ins Jahr 2017. Die Fans können sich auf großen und spannenden Fußball freuen, aber sie werden auch einigen Ärger herunterschlucken müssen. Vor allem dann, wenn sie Anhänger von kleineren Vereinen sind. Die müssen nämlich befürchten, abgehängt zu werden. Die Großen drängen an die Geldtöpfe und tun alles, um ihre Pfründe noch zu vergrößern. Die Geldgier und der Machthunger der Funktionäre liegen zum Jahreswechsel als Schatten über dem Profi-Fußball.

Ein gewisser Größenwahn zeigt sich zum Beispiel bei den Plänen vom neuen FIFA-Präsidenten Gianni Infantino. Vom 46jährigen Schweizer hat man bisher nur wenig gehört darüber, wie er den Weltverband wieder zu einer seriösen Organisation machen will. Aber viel über Gedanken, wie die Fußball-Weltmeisterschaft noch größer, noch attraktiver und noch mehr zur Gelddruckmaschine für die Verbände werden kann. Mit 32 Teilnehmern stößt die WM für viele Nationen schon an organisatorische Grenzen, aber Infantino brachte schon Turniere mit 40 und kürzlich sogar mit 48 Teilnehmern ab 2026 ins Gespräch. Wenn der FIFA-Kongress im Januar 2017 tagt, da geht es offensichtlich gar nicht mehr darum, ob das Teilnehmerfeld erweitert wird, sondern nur noch darum, in welchem Umfang. Der Grund für Infantinos Größenwahn ist klar: Er will die kleineren Verbände gnädig stimmen für die nächste Wahl. Mehr Teilnehmer, mehr Stimmen. Mit komplizierten Spielplänen will der FIFA-Präsident dafür sorgen, dass eine Weltmeisterschaft nicht länger als 32 Tage dauert. Wie sie organisiert werden soll, sagt er allerdings nicht. Und welche Unbillen die Fans dann auf sich nehmen müssen, ist ihm vollkommen egal. Die Turniere werden nicht übersichtlicher.

Mit der Weltmeisterschaft allein hat sich Infantino natürlich nicht beschäftigt, er hat noch andere große Visionen. So ist er mit der Klub-Weltmeisterschaft, die derzeit bis zum 18. Dezember in Japan ausgetragen wird, nicht zufrieden. Bisher nahmen acht Vereine von den verschiedenen Kontinenten teil, wobei die Champions aus Südamerika und Europa (in diesem Jahr Medellin/Kolumbien und Real Madrid/Spanien) bereits fest das Halbfinale gebucht haben. Infantino will als größer, besser, stärker, brachte 32 Mannschaften ins Spiel. Woher er die Zeit nehmen will und wie solch ein Mammutturnier überhaupt in den schon prallen Terminkalender passt, sagt er nicht. Der Sport-Grantler hätte da eine bessere Lösung: Abschaffen!

Für die Champions League ist der FIFA-Präsident nicht zuständig, aber auch hier heißt es, wie können wir noch mehr Geld verdienen. Erstaunlich ist, dass es die starken Verbände geschafft haben, die kleinen Verbände auszutricksen, weil die ja eigentlich in ihrer Gesamtheit über mehr Stimmen bei allen Beschlüssen verfügen. Tatsache ist jedenfalls, dass ab 2018 die stärksten Verbände Spanien, Deutschland, England und Italien vier feste Vertreter für die Champions League abstellen können. Die Meister der kleineren Verbände haben es damit noch schwerer in den Kreis der erlauchten Geldverdiener aufzurücken. Viele Präsidenten erhoben ihre Stimme, tobten „diese Reform ist ein Skandal“, doch ändern können sie nichts mehr. Im Achtelfinale dieser Saison stehen Vereine aus sechs Ländern: Spanien, Deutschland, England, Italien, Portugal und Frankreich. Die Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer. Das sind die Schatten, die über dem Fußball liegen. Wird der Wettbewerb wirklich attraktiver, wenn die Großen unter sich sind und Überraschungen zur Ausnahme werden?

Der neue UEFA-Präsident Aleksander Ceferin scheint ein bisschen anders zu ticken als Kollege Infantino, der Slowene stammt ja aus einem kleinen Verband und hat es bei der Sitzung des UEFA-Exekutivkomitees geschafft, dass für die benachteiligten Nationen wenigstens ein kleiner Ausgleich geschaffen wird. So wird die Europa League zum Auffangbecken und bekommt 50 Millionen Euro zusätzlich als Ausschüttung. Aber wieder geht es halt ums Geld: Mit ein paar Moneten wird der große Hunger nach dem Reibach ein bisschen gestillt. Die Schatten über dem Fußball bleiben und der Machthunger der Funktionäre ist unstillbar.