Geldgier und Machthunger als Schatten über dem Profi-Fußball

von knospepeter

 

Das Jahr 2016 neigt sich dem Ende zu und mit der Auslosung der Achtelfinales im europäischen Fußball, in der Champions League und Europa League, ging der Blick auch schon wieder ins Jahr 2017. Die Fans können sich auf großen und spannenden Fußball freuen, aber sie werden auch einigen Ärger herunterschlucken müssen. Vor allem dann, wenn sie Anhänger von kleineren Vereinen sind. Die müssen nämlich befürchten, abgehängt zu werden. Die Großen drängen an die Geldtöpfe und tun alles, um ihre Pfründe noch zu vergrößern. Die Geldgier und der Machthunger der Funktionäre liegen zum Jahreswechsel als Schatten über dem Profi-Fußball.

Ein gewisser Größenwahn zeigt sich zum Beispiel bei den Plänen vom neuen FIFA-Präsidenten Gianni Infantino. Vom 46jährigen Schweizer hat man bisher nur wenig gehört darüber, wie er den Weltverband wieder zu einer seriösen Organisation machen will. Aber viel über Gedanken, wie die Fußball-Weltmeisterschaft noch größer, noch attraktiver und noch mehr zur Gelddruckmaschine für die Verbände werden kann. Mit 32 Teilnehmern stößt die WM für viele Nationen schon an organisatorische Grenzen, aber Infantino brachte schon Turniere mit 40 und kürzlich sogar mit 48 Teilnehmern ab 2026 ins Gespräch. Wenn der FIFA-Kongress im Januar 2017 tagt, da geht es offensichtlich gar nicht mehr darum, ob das Teilnehmerfeld erweitert wird, sondern nur noch darum, in welchem Umfang. Der Grund für Infantinos Größenwahn ist klar: Er will die kleineren Verbände gnädig stimmen für die nächste Wahl. Mehr Teilnehmer, mehr Stimmen. Mit komplizierten Spielplänen will der FIFA-Präsident dafür sorgen, dass eine Weltmeisterschaft nicht länger als 32 Tage dauert. Wie sie organisiert werden soll, sagt er allerdings nicht. Und welche Unbillen die Fans dann auf sich nehmen müssen, ist ihm vollkommen egal. Die Turniere werden nicht übersichtlicher.

Mit der Weltmeisterschaft allein hat sich Infantino natürlich nicht beschäftigt, er hat noch andere große Visionen. So ist er mit der Klub-Weltmeisterschaft, die derzeit bis zum 18. Dezember in Japan ausgetragen wird, nicht zufrieden. Bisher nahmen acht Vereine von den verschiedenen Kontinenten teil, wobei die Champions aus Südamerika und Europa (in diesem Jahr Medellin/Kolumbien und Real Madrid/Spanien) bereits fest das Halbfinale gebucht haben. Infantino will als größer, besser, stärker, brachte 32 Mannschaften ins Spiel. Woher er die Zeit nehmen will und wie solch ein Mammutturnier überhaupt in den schon prallen Terminkalender passt, sagt er nicht. Der Sport-Grantler hätte da eine bessere Lösung: Abschaffen!

Für die Champions League ist der FIFA-Präsident nicht zuständig, aber auch hier heißt es, wie können wir noch mehr Geld verdienen. Erstaunlich ist, dass es die starken Verbände geschafft haben, die kleinen Verbände auszutricksen, weil die ja eigentlich in ihrer Gesamtheit über mehr Stimmen bei allen Beschlüssen verfügen. Tatsache ist jedenfalls, dass ab 2018 die stärksten Verbände Spanien, Deutschland, England und Italien vier feste Vertreter für die Champions League abstellen können. Die Meister der kleineren Verbände haben es damit noch schwerer in den Kreis der erlauchten Geldverdiener aufzurücken. Viele Präsidenten erhoben ihre Stimme, tobten „diese Reform ist ein Skandal“, doch ändern können sie nichts mehr. Im Achtelfinale dieser Saison stehen Vereine aus sechs Ländern: Spanien, Deutschland, England, Italien, Portugal und Frankreich. Die Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer. Das sind die Schatten, die über dem Fußball liegen. Wird der Wettbewerb wirklich attraktiver, wenn die Großen unter sich sind und Überraschungen zur Ausnahme werden?

Der neue UEFA-Präsident Aleksander Ceferin scheint ein bisschen anders zu ticken als Kollege Infantino, der Slowene stammt ja aus einem kleinen Verband und hat es bei der Sitzung des UEFA-Exekutivkomitees geschafft, dass für die benachteiligten Nationen wenigstens ein kleiner Ausgleich geschaffen wird. So wird die Europa League zum Auffangbecken und bekommt 50 Millionen Euro zusätzlich als Ausschüttung. Aber wieder geht es halt ums Geld: Mit ein paar Moneten wird der große Hunger nach dem Reibach ein bisschen gestillt. Die Schatten über dem Fußball bleiben und der Machthunger der Funktionäre ist unstillbar.

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