Der Sport – Grantler

Kommentare rund um Fußball und anderen Sport

Tag: ARD

Ganz Europa schaut auf die Bundesliga

Es ist geschafft! Die Fans atmen auf, die Fußball-Bundesliga spielt wieder und startet am 16. Mai in den Endspurt mit dem 26. Spieltag von insgesamt 34. Am Samstag, 27. Juni, soll dann der Meister gekürt werden. Die Fans atmen auf, aber nicht alle sind begeistert, weil die Zuschauer ausgesperrt sind und Geisterspiele eigentlich keinen hinter dem Ofen hervorlocken. Doch inzwischen hat sich auch bei den Anhängern die Erkenntnis durchgesetzt, dass Geisterspiele das geringere Übel sind, um einige Vereine vor der Pleite zu bewahren.

Insofern ist die Entscheidung der Politik eine lebensrettende Maßnahme, doch der Chor der Kritiker war lauter als die Jubeltöne. Was wurde nicht alles kritisiert, dass die Bundesliga eine unangebrachte Bevorzugung erhalte. Der Deutschlandtrend der ARD bestätigt die Skepsis, in einer Umfrage ist die Hälfte der Befragten gegen den Wiederbeginn der Bundesliga, 36 Prozent sind dafür. Da bekommt sogar der bekennende Fußball-Fan Markus Söder mehr Zustimmung, 53 Prozent halten Bayerns Ministerpräsidenten für den besten Kanzlerkandidaten von CDU/CSU. Söder beliebter als der Fußball!

In Deutschland wird vor allem über die Kritik diskutiert, außerhalb der Grenzen ist es anders. Ganz Europa schaut auf die Bundesliga, lobt den Wiederbeginn und zeigt Respekt vor der Arbeit der DFL. UEFA-Präsident Aleksander Ceferin stellte die Bundesliga sogar als „leuchtendes Vorbild“ dar. Die Medien in den Ländern der Top-Ligen sehen das genauso und würden sich wünschen, dass in ihren Ligen ebenso gut und konsequent gehandelt wird. In Italien heißt es u. a. „Die Lokomotive des europäischen Fußballs kommt wieder in Bewegung“ oder „Angela Merkel gibt ein wichtiges Zeichen der Normalisierung in Deutschland“. In Frankreich loben die Zeitungen „Der Bundesliga ist weltweite Beachtung sicher“ oder „Wenn wieder Fußball gespielt wird, ist Licht am Ende des Tunnels“ und „Deutschland profiliert sich in einem undurchsichtigen Europa.“

Natürlich bleibt der Spielbetrieb mit direkten Zweikämpfen eine Gratwanderung. Die DFL hat aber ein schlüssiges Sicherheitskonzept erarbeitet und damit alles menschenmögliche getan. Gegen Undiszipliniertheiten wie sie Hertha-Star Kalou offenbarte, kommt das beste Konzept nicht an. Wie heißt es so schön „Fußballer sind wie Kinder“ (deshalb darf die Bundesliga genau so schnell spielen wie die Kitas wieder geöffnet haben!) oder (was allerdings schon oft widerlegt worden ist) „die Fußballer haben es in den Füßen, nicht im Kopf“ Angesichts solcher Ausfälle kommen alte Vorurteile wieder hoch.

Es gibt genügend Unwägbarkeiten, die den Spielbetrieb wieder stoppen können. Zum Beispiel wenn sich die Fans vor den Stadien oder zu Hause vor den Fernsehern versammeln und Abstand Abstand sein lassen und zusammenrücken. Steigt die Zahl der Infizierten eklatant, ist Schluss. Oder auf dem Feld springt Covid-19 von einem zum anderen bei Zweikämpfen, bei Gerangel im Strafraum oder wenn die Mauer gestellt wird. Immerhin alle sind ja getestet und sollten Corona-frei sein. Auf gängige Gewohnheiten sollten die Profis verzichten: Das Spucken auf den Rasen, Rudelbildung und Beschimpfungen nah am Gegner mit Kopf-an-Kopf-Diskussion. Fußball in Corona-Zeiten kann auch ein bisschen Knigge-Schulung werden.

Im Deutschlandtrend sind nur 36 Prozent für den Start der Bundesliga, doch eigentlich hat man das Gefühl ganz Deutschland freut sich auf den Re-Start. Immerhin geht es gleich mit dem Revier-Derby Dortmund – Schalke los, Meister Bayern kreuzt am Sonntag bei Neuling Union Berlin auf. Mehr zum ersten Geister-Spieltag in Bälde an dieser Stelle.

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Handball hat das Potenzial zur Nummer 1

Geht es um den Sport in Deutschland, dann heißt es immer, „es gibt nur Fußball, Fußball, Fußball“. Falsch gedacht! Es gibt auch Handball und (aufgepasst) Handball war im letzten Jahr sogar die Nummer 1 in Deutschland vor Fußball – bei den TV-Einschaltquoten! „Handball schlägt Fußball“ ist doch eine schöne Schlagzeile, 11,91 Millionen Zuschauer sahen am 25. Januar in der ARD das Spiel Deutschland – Norwegen bei der Handball-Weltmeisterschaft, mehr schauten ansonsten bei keiner Sportsendung zu. Knapp dahinter eben der Fußball mit 11,83 Millionen, die sich bei RTL über die EM-Qualifikation Niederlande – Deutschland interessierten. Unter den Top Ten 2019 der erfolgreichsten Sportsendungen fanden sich immerhin drei Spiele der Handball-WM. Wobei sich eines wieder zeigte: Bei ARD oder ZDF sind die Einschaltquoten bei Sport-Übertragungen höher als bei den Privaten. ARD und ZDF sind auch wieder bei der EM auf Sendung.

Der Januar ist der Handball-Monat, jetzt könnte Deutschland wieder zu einer Handball-Nation werden, nämlich bei der Europameisterschaft vom 9. – 26. Januar. Bei der EM sind erstmals 24 Nationen dabei (unterteilt in sechs Gruppen) und die spielen ebenfalls erstmals in drei Ländern, nämlich Österreich, Norwegen und Schweden. Deutschland bestreitet die Vorrunde in Trondheim/Norwegen, Gegner sind die Niederlande (Donnerstag, 9.1.), Titelverteidiger Spanien (Samstag) und Lettland (Montag), in der Hauptrunde könnte es nach Wien gehen und ab dem Halbfinale wird in Stockholm gespielt.

In der jeder Gruppe qualifizieren sich die beiden besten Mannschaften für die Hauptrunde, das sollte für Deutschland kein Problem darstellen. Bundestrainer Christian Prokop hat sogar eine Medaille als Zielsetzung ausgegeben. Mutig angesichts der Tatsache, dass die letzte EM 2018 mit Platz 9 in Kroatien total in die Hosen ging, als Prokop erstmals die Verantwortung für die Mannschaft übernommen hatte. Platz 4 bei der WM zeigte aber den Aufwärtstrend und bewies, dass Deutschlands Handballer wieder in der Weltspitze angekommen sind. EM-Titel gab es 2004 und 2016, achtmal wurde Deutschland Weltmeister, davon sechsmal auf dem Feld, außerdem 1978 und zuletzt 2007.

Der Bundestrainer hofft, dass seine Mannschaft wieder eine Euphorie in Deutschland auslöst, ähnlich eben wie vor einem Jahr beim WM-Turnier im eigenen Land und mit überragenden Einschaltquoten. Dafür müssen aber Erfolge her und die Voraussetzungen sind eigentlich nicht die besten, denn Prokop musste eine ganze Reihe von Ausfällen von Stammspieler hinnehmen, so fehlen ihm gleich sechs Rückraumspieler, die eigentlich das Herz der Mannschaft darstellen. Dennoch sorgte er für eine Überraschung, als er den 37-Jährigen Johannes Bitter, der 2011 aus dem Nationalteam zurückgetreten war, als zweiten Torhüter neben Andreas Wolff nominierte. Aber gerade die Torhüter sollen zusammen mit einer starken Abwehr die Basis zum Erfolg darstellen und vorne soll es vor allem Kapitän Uwe Gensheimer richten, mit 178 Länderspielen der erfahrenste Mann im Team.

Euphorie kann entstehen, aber die deutschen Sportfans wollen eben Erfolge sehen. Logisch, wer freut sich schon über eine Niederlage. Aber Handball hat nicht nur durch Erfolge die Chance zur Nummer 1 vor Fußball, sondern auch durch das Spiel und das Auftreten schlechthin. Handball ist spannend, torreich und nie langweilig. Die Spieler zeigen ein diszipliniertes Auftreten (Ausnahmen bestätigen die Regel), lamentieren nicht bei Fouls, Spielverzögerungen sind ihnen fast fremd, ebenso wie Schwalben. Sie zeigen sich als echte Kerle und nicht wie verwöhnte Zöglinge, wie es im Fußball oft kritisiert wird.

Aber noch ist der Fußball die Nummer 1, doch er könnte sich selbst ins Bein schießen, wenn nationale und internationale Spiele immer mehr ins Internet und Pay-TV abwandern. Dann könnten sich die Sportfans Ersatz suchen und da wäre Handball sicherlich vorn dabei. Das Potenzial zur Nummer 1 hat diese attraktive Sportart auf jeden Fall.

Der Winter ist da – und macht Pause

Wenn Sie wissen wollen, ob der Winter schon da ist, lohnt es sich nicht, aus dem Fenster zu schauen und zu gucken, ob Schnee liegt. Meist ist es noch grün. Werfen Sie stattdessen lieber einen Blick ins Fernsehprogramm: Wenn es bei ARD oder ZDF am Wochenende von früh bis spät Wintersport gibt, dann ist der Winter da, auch wenn sich die Natur draußen noch herbstlich oder vielleicht sogar frühlingshaft gibt.

Es ist ja ein Phänomen, dass Wintersport im Fernsehen so beliebt ist. Mal sehen, ob dies so bleibt, nachdem ja viele Stars aufgehört haben und es in dieser Saison eine Higlight-Pause gibt. Ja, der Winter macht eine Pause, in punkto Weltmeisterschaften nämlich, zumindest in den Schnee-Sportarten, für die Alpinen und Nordischen Damen und Herren ist die Saison 19/20 ein Zwischenjahr (Olympia gibt es auch erst wieder 2022). Andere Sportarten wollen auf ihre jährlichen Weltmeisterschaften nicht verzichten. So hat Biathlon ab 13. Februar im Südtiroler Antholz seinen Höhepunkt, treffen sich die Bobfahrer im Februar in Altenberg, die Rodler müssen nach Sotschi und auch auf dem Eis haben Kunst- und Schnellläufer ihre Weltmeisterschaften. Ein bisschen was ist also schon los.

Aber was ist los in den einzelnen Sportarten und vor allem im deutschen Sport. Biathlon muss vor allem ohne seine Siegläuferin Laura Dahlmeier auskommen, die ihre Laufbahn beendet hat und eine neue Herausforderung bei der Berglauf-WM suchte. Deutsche Siege könnten da zur Mangelware werden, die Hoffnungen ruhen auf Denise Herrmann, wenn die ehemalige Langläuferin beim Schießen die Nerven im Griff hat, und Franziska Preuß, einst so hoffnungsvoll wie Dahlmeier. Bei den Männern ist Simon Schempp wieder an Bord und Arnd Peiffer wird scheinbar immer besser. Das könnte die Zuschauer am Bildschirm weiterhin begeistern, zumal die Damen mit Dorothea Wierer und Lisa Vitozzi zwei attraktive Italienerinnen als neue Stars anbieten, bei den Männern sich wohl weiterhin der Franzose Martin Fourcade und der Norweger Johannes Thingnes Bö packende Duelle liefern werden. Biathlon hat bei ARD und ZDF die höchsten Einschaltquoten.

Der alpine Skisport hat gleich vier Größen in den Ruhestand verabschieden müssen. Lindsey Vonn (USA), Marcel Hirscher (Österreich), Aksel Lund Svindal (Norwegen) und der Garmischer Felix Neureuther werden den Ski-Fans fehlen. Einzig der amerikanische Slalom-Star Mikaela Shiffrin steht wohl bereit, in diese Fußstapfen zu treten. Auf das Abschneiden der deutschen Läuferinnen und Läufer darf man gespannt sein, die Hoffnungen trägt vor allem die Riesenslalom-Spezialisten Viktoria Rebensburg. Aber auch für andere sollte der eine oder Podestplatz möglich sein, allerdings gab es auch schon wieder einige Ausfälle durch Verletzungen.

Für die Skispringer ist die Vierschanzentournee zur Jahreswende der Ersatz für eine Weltmeisterschaft, allerdings gibt es zumindest im März die Skiflug-WM in Planica. Die deutschen Adler stehen unter neuer Führung, ein Österreicher löste einen Österreicher ab, Stefan Horngacher heißt der neue Cheftrainer, der auf den erfolgreichen und beliebten Werner Schuster folgte und sich vorher Meriten in Polen erwarb. Auch er muss allerdings mit Verletzungen leben, so fällt Andreas Wellinger aus und Routinier Severin Freund ist nach einer Verletzungspause noch nicht in Form. Der Saisonstart um Weltmeister Markus Eisenbichler war nicht gerade vielversprechend.

Kleinere Brötchen müssen wohl auch die Rodler backen, vor allem die Rodlerinnen. Die Siegesserien der letzten Jahre sind wohl vorbei. Bei den Damen macht der Winter eine besondere Pause, nämlich eine Babypause, die überragende Natalie Geisenberger und die Nummer zwei, Dajana Eitberger, erwarten Nachwuchs. Dazu hängte Tatjana Hüfner den Rodel an den Nagel. Zeit also für Talente wie Junioren-Weltmeisterin Julia Taubitz, doch die großen Erfolge werden rarer werden.

Ganz andere Sorgen haben die Eisschnellläufer, da kracht es im Gebälk, der Verband gibt eine jämmerliche Figur ab. Streitereien sind an der Tagesordnung und so bleibt das Eis halt auch stumpf, die Deutschen laufen mehr oder weniger hinterher. Für Schlagzeilen sorgt allein die Eislauf-Oma Claudia Pechstein, die von Bundestrainer Bouwman aus dem Kader geschmissen wurde und gegen den Verband stänkert. Sie trainiert jetzt mit dem Team von Polen und ihr Lebensgefährte Matthias Große möchte die Führung im Verband übernehmen. Da ist weiterhin Knatsch vorprogrammiert und es tritt wohl erst dann Ruhe ein, wenn die 47-Jährige (!) Pechstein mal ihre Laufbahn beendet und Ruhe gibt. Doch wird es jemals dazu kommen?

Auch wenn Olympische Spiele und in einigen Disziplinen keine Weltmeisterschaft anstehen, auf Höhepunkte müssen die Wintersportfans nicht verzichten. ARD und ZDF können sich also weiterhin auf gute Einschaltquoten freuen.

Leichtathletik-WM: Angst vor der Kälte

Die Welt ist verrückt geworden und davor macht natürlich auch der Sport nicht halt. Ein Beispiel ist Doha, die Hauptstadt von Katar, als Austragungsort für die Leichtathletik-Weltmeisterschaft vom 27. September bis 6. Oktober. Das Scheichtum hat ja schon viele internationale Meisterschaften ausgetragen, die sie mit viel Geld (und wohl auch Bestechung) an Land gezogen hat, als die Scheichs den Sport als PR-Vehikel entdeckt haben. Höhepunkt ist die Fußball-Weltmeisterschaft 2022, deren Vorbereitung ebenfalls mit Skandalen verbunden ist. Auf Rang zwei der Bedeutung dürfte wohl die Leichtathletik landen. Die Scheichs sind stolz, Leichtathletik-Fans und die Athletinnen und Athleten stehen dagegen vor einer wüsten WM in der Wüste.

Die Scheichs haben nicht nur den finanziellen Reichtum, sondern auch Erfindungsreichtum. Den Klagen über zu große Hitze begegneten sie mit einem klimatisierten Stadion. Klimaschutz spielt in der Wüste keine Rolle. Die Temperaturen von 40 Grad, die in Doha am Abend noch herrschen, könnten im Stadion bis auf 16 Grad gesenkt werden, rund 25 Grad sollen es „nur“ sein. Eigentlich beste Bedingungen, wenn nur nicht die negativen Folgen der typischen Klimaanlage wären. Einmal Hitze, dann Kälte und Zugluft machen den Sportlern zu schaffen. Verrückte Welt: In der heißen Wüste herrscht die Angst vor der Kälte.

Der Hitze nicht entfliehen kann man nur beim Marathon und Gehen, der Kurs führt durch die Stadt und die ganze Stadt kann man dann wirklich nicht abkühlen. Gelaufen und gegangen wird um Mitternacht, was sicherlich eine weitere Herausforderung für Leistungssportler ist. Ansonsten heißt das Rezept gegen den Wechsel zwischen Hitze und Kälte: Vor dem Start nur kurz im Stadion aufhalten. Eigentlich sind Leichtathleten Hitze gewohnt, sie lieben ja den Sommer. Bei der Europameisterschaft in Berlin war es ebenfalls heiß, es wurden Kühlwesten ausgegeben. Die kommen in Katar wieder zum Einsatz.

Verrückte Welt: Die Temperaturen stehen mehr im Mittelpunkt als der Sport selbst. Die Leichtathletik sucht einen neuen Star, nachdem Sprintkönig Usain Bolt seine Karriere beendet hat. Er wird die WM nicht einmal besuchen. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) sucht dagegen Medaillengewinner. 71 Starter sind gemeldet, es hätten mehr sein sollen, doch eine außergewöhnliche Verletzungsserie stoppte manche Hoffnung. Bei der WM 2017 in London holte allein Speerwerfer Johannes Vetter Gold, dazu gab es je zweimal Silber und Bronze. So ungefähr sollte die Medaillenbilanz auch diesmal ausfallen. Neben den Speerwerfern (jeder deutsche Starter ist für den Sieg gut!) gilt die Weitspringerin Malaika Mihambo als größte Hoffnung, sie ist schließlich in diesem Jahr die Nummer 1 der Welt. Es könnte zum Abschluss am 6. Oktober ein „goldener deutscher Sonntag“ werden, Speerwurf ist ab 18.55 Uhr, Weitsprung der Frauen ab 18.15 Uhr (das ZDF überträgt). Die Sender ARD und ZDF wechseln sich in den Übertragungen ab, die Entscheidungen fallen zu den besten Sendezeiten am Abend, die Leichtathletik spielt also ihr Rolle als Sport-Königin des Sommers (in dem Fall Herbst) voll aus.

Gold sorgt nicht nur für Jubel, es lohnt sich auch finanziell. Die Sieger erhalten vom Weltverband 60.000 Dollar, für Silber gibt es 30.000, für Bronze 20.000 Dollar. Bis zu Platz acht werden Prämien ausgeschüttet (15.000, 10.000, 6000, 5000 und 4000 Dollar), insgesamt werden 7,53 Millionen Dollar verteilt.

Wo viel Gold und Glanz ist, gibt es auch Schatten. Das Thema Doping ist auch in der Leichtathletik allgegenwärtig und unter der alten und neuen Führung des Briten Sebastian Coe blieb der Weltverband hart, Russland bleibt von der WM suspendiert. Die Auflagen der Weltdopingagentur wurden nicht erfüllt, es gibt weiter Ungereimtheiten. Russische Athletinnen und Athleten, die den Dopingregeln genügen, dürfen unter neutraler Flagge starten.

Mit dem Thema Doping muss sich auch die deutsche Langestreckenläuferin Konstanze Klosterhalfen beschäftigen, die zuletzt manchen Rekord pulversierte und in der umstrittenen US-Akademie in Eugene bei Portland (Oregon) trainiert. Sie wird über 1500 m oder 5000 m starten, ein Medaillengewinn ist dennoch fraglich. Das gilt auch für Gesa Krause, die über 3000m Hindernis zur Weltspitze zählt. Beide Mädchen müssen sich aber gegen afrikanische Laufwunder erwehren. Sie haben eine Hoffnung: Vielleicht ist es den Afrikanerinnen einfach zu kalt…

Neue Helden und alte Sorgen bei der Tour

Die Tour de France 2019 hat die Sportfans wahrlich in ihren Bann gezogen, sie war spannend wie selten und Beobachter nannten sie eine „verrückte Tour“. Noch am letzten entscheidenden Tag in den Bergen kämpften fünf Fahrer um den Gesamtsieg, eine Dramaturgie wie aus einem Drehbuch. Dazu präsentierte die Tour 2019 neue Helden, zuerst natürlich den Sieger Egan Arley Bernal Gomez, erst 22 Jahre alt. Der Kolumbianer gilt als Jahrhunderttalent, er könnte eine Ära einläuten wie einst Eddy Merckx. Die Franzosen fieberten bei „ihrer Tour“ noch ein bisschen mehr mit, weil ihr Landsmann Julian Alaphilippe tagelang im Gelben Trikot fuhr. Wieder ein neuer Held. Und die Deutschen hatten Emanuel Buchmann, erstmals seit 2006 fuhr wieder ein deutscher Fahrer um den Sieg mit. Der Ravensburger wurde am Ende Vierter, nur drei Deutsche waren in 116 Jahren besser, Kurt Stöpel 1932 als Zweiter, Jan Ullrich 1997 als Sieger und Andreas Klöden 2004 und 2006 als Zweiter. Der neue Held Buchmann wird auch als neuer möglicher Tour-Sieger gehandelt. Die Tour 2019 war für die Zukunft der Rundfahrt und des Radsports ein Gewinn!

Neue Helden hat die Tour, aber sie hat auch alte Sorgen. Verrückter Sport auf der Straße kann die verrückten Spielchen im Hintergrund nur überdecken, sie tauchen aber wieder auf. Doping wird den Radsport wohl ewig begleiten und das Thema kam auch diesmal wieder auf den Tisch, obwohl der Verband erneut eine dopingfreie Tour seit 2015 feiert. Doch zwischen dem Nehmen und erwischt werden ist eben ein Unterschied. Es war ja eine Tour der Bergziegen, besonders schwer und deshalb auch der Anreiz besonders groß, zu leistungsfördernden Mitteln zu greifen. Ein altes Mittel geriet ins Gespräch, es heißt Aicar. Es verstärkt Ausdauer und Fettverbrennung ohne dass die Muskeln an Kraft und Effizienz verlieren. Aicar wird vom Körper selbst produziert, ähnlich wie Testosteron und steht bei der Dopingagentur Wada seit 2011 auf der Verbotsliste. Urintests gibt es seit 2014, es ist aber schwer nachweisbar. Ein Schatten bleibt also, auch weil die Rennställe sogar offen zugeben, dass sie nach leistungsfördernden, allerdings legalen Mitteln suchen. Vitamine, Mineralien und Ketonpräparate sollen den Stoffwechseln ankurbeln, oft wird ein Mix aus verschiedenen (erlaubten) Mitteln auf die Spitze getrieben. Ärzte warnen: Ob das schädlich ist oder nicht, ist noch nicht erforscht. Die Bergziegen im Radsport sind auch Versuchskaninchen. Der Sieg zählt mehr als die Gesundheit. Doping bleibt weiterhin ein Begleiter, ob illegal oder legal.

Es könnte auch sein, dass die verrückte Tour 2019 eine Ausnahme bleibt, weil eine Mannschaft das beherrschende Team in Radsport bleibt, Inoes, früher Sky. Es stellte in den letzten Jahren immer den Sieger und hat weiterhin neben dem neuen Helden Egan Bernal die letztjährigen Sieger Geraint Thomas und Christopher Froome unter Vertrag. Bei beiden Letztgenannten fuhren auch die Dopinggerüchte mit, der Kolumbianer Bernal kann auf natürliches Doping verweisen: Er lebt in der Nähe der Hauptstadt Bogota auf 2600 Metern Höhe und trainiert oft in Pacho, dem Geburtsort seiner Mutter auf 3600 Metern. 23 Kilometer ist der Anstieg lang mit 7,5 Prozent Steigung im Schnitt. Eine bessere Vorbereitung auf die Berge in den Pyrenäen und Alpen gibt es nicht. Sie werden für ihn wie Hügel gewesen sein.

Auch Emanuel Buchmann hat sich besonders vorbereitet, der 26-jährige Ravensburger hat einige Kilo an Gewicht abgenommen, um leichter für die Berge zu sein. Was die Ernährung angeht ist er wohl in besten Händen, denn Freundin Claudia ist Ernährungsberaterin. Eine Chance auf einen Rundfahrtsieg hat Buchmann allerdings nur, wenn das Team auch stark genug ist. Bei Bora-hansgrohe war bisher Sprintkönig Peter Sagan der Star, der zum siebten Mal das Grüne Trikot gewann. Auf ihn war die Erfolgsstrategie abgerichtet, Buchmanns gute Leistung fast nur willkommenes Beiwerk. Er bräuchte mehr Helfer wie den Österreicher Gregor Mühlberger, der in den Bergen stets an seiner Seite war. „Wir brauchen mehr Bergfahrer“, sagt Buchmann, doch was sagt sein Chef Ralph Denk? Außerdem: Laut Sport-Bild kassiert Sagan vier Millionen Euro im Jahr, Buchmann ist mit 750.000 dagegen fast schon ein armer Hund. Die Zukunft wird es zeigen, es wird spannend bleiben und wohl auch immer ein bisschen verrückt.

In Deutschland hält sich die Begeisterung für die Tour übrigens in Grenzen, die TV-Einschaltquoten bei der ARD beweisen dies, sie lagen meist bei rund 1,5 Millionen Zuschauer. Erfolgszahlen sind das keine.

Für Fußball-Fans: Lesen Sie auch den nächsten Kommentar „Der Supercup wird zum echten Supercup“.

Der Supercup wird zum echten Supercup

Darauf haben die Fußball-Fans seit dem Start der Trainingslager gewartet – auf das direkte Duell der beiden Star-Klubs Bayern München und Borussia Dortmund. Sie müssen dabei nicht bis zum November warten, bis es das Aufeinandertreffen in der Bundesliga gibt, sondern sie bekommen vor der Punktrunde als Hauptgericht vorab eine schmackhafte Vorspeise. Der Supercup, ansonsten als minderwertiger Wettbewerb angeprangert, wird zum echten Supercup, wenn am Samstag Borussia Dortmund Meister Bayern München erstmals in der neuen Saison herausfordert (live im ZDF). Möglich machte dies das Double der Bayern, denn normalerweise stehen sich Pokalsieger und Meister gegenüber. Da die Bayern schlecht gegen sich selbst spielen können, kommt der Bundesliga-Zweite zum Zug.

Zweiter? Davon wollen sie in Dortmund nichts mehr hören. Erstaunlich selbstbewusst treten sie in diesem Sommer auf und lassen keine Gelegenheit aus, um zu verkünden, dass sie Meister werden wollen. Und die Bayern freuen sich sogar: „Endlich ein Gegner, der uns herausfordert“, heißt an der Isar. Es könnte am Ende sogar ein böses Erwachen geben. Erster Test also beim Supercup. Es wird ein ernsthaftes Duell werden.

Beide Klubs gehen unterschiedlich in die Saison. Die Dortmunder haben schnell auf dem Transfermarkt zugeschlagen und für die Neuzugänge Julian Brandt (Leverkusen), Thorgan Hazard (Gladbach), Nico Schulz (Hoffenheim) und Mats Hummels (Bayern) fast schon Bewunderung geerntet. Vor allem der Wechsel von Hummels von München zurück nach Dortmund erntete Erstaunen, stärken die Bayern doch damit den größten Gegner. Hummels könnte die Schwachstelle in der Borussen-Abwehr schließen. Die Bayern machen im Gegensatz zu Dortmund auf dem Transfermarkt eine eher schlechte Figur. Zwar holten sie zwei Weltmeister, sind aber Abwehrstratege Lucas Hernandez (von Atletico Madrid) 80 Millionen Euro wert und Benjamin Pavard vom Absteiger VfB Stuttgart wirklich Verstärkungen? Fiete Arp vom HSV gilt als großes Talent, ist aber eher ein Mann für die Zukunft.

Kein Wunder, dass Dortmund auch in der Meinung der Fans vorne liegt. In Umfragen der Fachzeitschrift kicker sehen 49,3 Prozent der Leser Dortmund als neuen Meister, nur 36,9 % setzen auf die Bayern, danach kommt lange nichts, mit 3,4 % ist RB Leipzig Dritter. Und aktuell glauben 61 Prozent das Dortmund den Supercup gewinnt. Die Dortmunder hatten zuletzt 2014 den ersten Pokal der Saison in den Händen und gewannen ihn sechsmal. Die Bayern haben (natürlich) auch in dieser Statistik die Nase vorn, siegten zuletzt dreimal in Folge und insgesamt achtmal. Aber noch nie war die Spannung vor diesem zusätzlichen Wettbewerb so groß. Die Saison beginnt wahrlich mit einem Paukenschlag!

Eintracht Frankfurt als Vorbild

Für einen Bundesligisten haben die Pflichtspiele bereits begonnen: Eintracht Frankfurt musste in der Qualifikation zur Europa League ran. Es ist ein Ritt auf der Rasierklinge zwischen effektiver Saisonvorbereitung und Erfolg in frühen wichtigen Spielen. Manche Trainer haderten mit dieser Konstellation und scheiterten. Nicht so Adi Hütter und Frankfurt. Der Österreicher machte von Anfang deutlich, wir wollen wieder für Furore sorgen und nahm die Fans auf diesem Weg mit. Das Europa-Feeling ist schon wieder da, die Fans machten sich auch auf den Weg nach Estland. Mit einem 2:1-Sieg war der Start erfolgreich, die Eintracht darf von Runde drei träumen und ist für die anderen, oft zögerlichen Bundesligisten mit dieser Einstellung ein Vorbild. Der Anfang für eine erneute erfolgreiche Saison in Europa ist gemacht, obwohl die Frankfurter ja zwei Torjäger verloren haben und mit Hängepartien auf dem Transfermarkt leben müssen. Doch geklagt wird bei den Hessen nicht!

Olympia-Feeling in Berlin

Noch ein Beispiel, dass es mit Klagen allein nicht getan ist, sondern dass gehandelt werden muss. Die Sommersportarten fühlen sich gegenüber dem Wintersport mit seinen langen TV-Übertragungen immer zurückgesetzt und im Schatten von König Fußball auf verlorenem Posten. Es geht auch anders, es gibt bei Sport und Fernsehen offensichtlich ein Umdenken und einen Versuch – und deshalb am Wochenende ein bisschen Olympia-Feeling in Berlin. Die Hauptstadt wird auch zur Sport-Hauptstadt, zehn Deutsche Meisterschaften finden an einem Wochenende statt, 3000 Athleten und Athletinnen sind dabei und kämpfen in 202 Entscheidungen um die Titel. ARD und ZDF übertragen rund 20 Stunden lang, die ARD am Samstag von 10.00 bis 19.50 Uhr, das ZDF am Sonntag von 10.15 bis 19.00 Uhr.

Mit von der Partie sind die Sportarten Bahnradfahren, Bogenschießen, Boxen, Kanu, Leichtathletik, Moderner Fünfkampf, Schwimmen, Trial, Triathlon und Turnen. Ein Versuch ist es sicherlich wert, auf Anhieb wird man allerdings die Einschaltquoten von Wintersporttagen kaum erreichen können, dort ist Biathlon auch der attraktiven Leichtathletik überlegen. Zu loben ist, dass es überhaupt Ideen gibt, um zu mehr Aufmerksamkeit zu gelangen.

Viel Aufmerksamkeit hatte zuletzt Uli Hoeneß, dem nachgesagt wird, er würde seine Ämter bei den Bayern abgeben. Lesen Sie dazu den nächsten Kommentar: „Uli Hoeneß: Umstritten, erfolgreich, ein Mensch“. Viel Aufmerksamkeit hatte in den letzten Wochen auch die Tour de France, dazu ein paar Gedanken in den nächsten Tagen hier im Blog.

Der Winter ist heißer als der Sommer

Nicht nur der Blick auf den Kalender bestätigt es, sondern vor allem der Blick auf das Wettkampf-Programm – der Winter ist vorbei. Einzige Ausnahme bildet die Eishockey-Weltmeisterschaft vom 10. bis 26. Mai in der Slowakei, doch Eishockey sieht sich ja fast schon als Ganzjahressportart, so werden Spiele der europäischen Wettbewerbe auch im Sommer ausgetragen. Zeit also für eine Bilanz.

Apropos Sommer, im deutschen Sport ist der Winter heißer als der Sommer, was zumindest die Aufmerksamkeit und die Erfolge angeht. Das ist auch wieder an den Einschaltquoten im Fernsehen abzulesen. Wenn ARD und ZDF von Dezember bis März ihre Wintersport-Wochenenden haben mit Übertragungen vom Vormittag bis zum frühen Abend, dann schalten mehr Zuschauer ein als zu „normalen“ Zeiten. Auch wenn es natürlich viele Nicht-Sport-Fans gibt, die monieren, dass nur Sport läuft. Aber die haben wohl vergessen, wie das Umschalten funktioniert. Auffallend ist jedenfalls, dass über zwei Millionen Zuschauer sogar bei Bob und Rodeln hängen bleiben, dass Biathlon im Winter die Nummer 1 bleibt, mit Minimum drei Millionen und bei guten Sendezeiten über fünf Millionen Zuschauern. Zahlen, die im Sommer (Fußball ist immer außen vor) nur die Formel 1 und bei Meisterschaften die Leichtathletik erreichen. Sommersport-Wochenenden gibt es dagegen nicht. Außer Leichtathletik garantiert kein Sport gute Einschaltquoten, Tennis ist durch häufige Übertragungsrechte ans Pay-TV außen vor.

Das Interesse ist natürlich nur da, wenn auch die Erfolge stimmen und spannende Wettkämpfe zu sehen sind. Erfolgen haben die deutschen Frauen und Männer im Winter wieder zur Genüge erzielt. Rekorde stellte zum Beispiel Bobfahrer Francesco Friedrich auf, der im Zweier-Bob alle Weltcuprennen gewann und seit 2017 bei Weltmeisterschaften und Olympia ungeschlagen ist! Zudem wurde er auch im Viererbob Weltmeister. Natalie Geisenberger ist die Königin des Rodelns, sie gewann als erste Frau zum siebten Mal hintereinander den Gesamtweltcup und gewann von 2014 bis 2018 bei Weltmeisterschaften alle Rennen im Sprint und Einzel.

Auch die deutschen Skispringer hatten ihren König, Markus Eisenbichler erlebte zum Ende der Saison eine Leistungsexplosion, wurde Weltmeister bevor er auch nur einen Weltcupsieg errungen hatte, holte diesen heiß ersehnten Erfolg allerdings beim Skifliegen zum Schluss noch nach. Viele Siege waren im Schatten des japanischen Überfliegers Ryoyu Kobayashi sowieso nicht möglich, der Dauersieger holte sich die Vierschanzen-Tournee mit totalen Triumph, den Raw-Air-Titel in Skandinavien, frühzeitig den Gesamtweltcup und schließlich auch noch den Skiflug-Weltcup. Besonders erfolgreich waren erneut die deutschen Skispringerinnen, die wieder einmal Siege für das Geschichtsbuch erreichten, nämlich den Titelgewinn bei der Premiere der Frauen-Teams bei der WM.

Am Ende der Saison ein bisschen Trauer im Lager der Skispringer, denn der erfolgreiche Bundestrainer Werner Schuster hört auf. 2008 hatte er die deutschen Skispringer quasi am Tiefpunkt übernommen und zu zahlreichen Erfolgen geführt. Ein Österreicher soll dem Österreicher folgen, Stefan Hornbacher, zuletzt Polens ebenfalls erfolgreicher Nationaltrainer.

Es ist nicht der einzige Abschied, vor allem die alpine Welt wird Charakterköpfe und Vorzeige-Athleten vermissen. Die amerikanische Rekordjägerin Lindsay Vonn, der Norweger Aksel Svindal und das deutsche Ski-Ass Felix Neureuther haben ihre Karrieren beendet. Gerade die Amerikanerin Lindsay Vonn wird mit Argusaugen die Rekorde der neuen Ski-Königin Mikaela Shiffrin beobachten, die als erste Frau bei 26 Starts 17 Saisonsiege erzielte. Sie kann ihrer Landsfrau alle Rekorde abjagen.

Auch im Biathlon gab es einen alles überragenden König. Der 25-Jährige Johannes Thingnes Boe gewann alles, was es zu gewinnen gab, nur nicht alle WM-Titel. Aber im Weltcup ließ er der Konkurrenz nicht einmal eine kleine Kristallkugel, er war in der Gesamtwertung, im Einzel, Sprint, Verfolgung und Massenstart überall vorn und stellte nebenbei mit 16 Saisonsiegen wohl einen Rekord für die Ewigkeit auf. Der Norweger löste den Franzosen Martin Fourcade als Seriensieger ab, aber langweilig wurde es trotzdem nicht, weil Biathlon eben spannende Wettbewerbe bietet und auch die deutschen Frauen und Männer vorne mitmischten. Zwar reichte es nur selten zu Platz eins, aber Denise Herrmann wurde zur deutschen WM-Königin, Arnd Peiffer und Benedikt Doll vervollständigten zum Beispiel beim letzten Massenstart das Podium zusammen mit Boe.

Nur die einstige Biathlon-Königin Laura Dahlmeier gibt Rätsel auf, sie hatte aufgrund von gesundheitlichen Problemen den ganzen Winter über nicht ihre Bestform (und gewann trotzdem). Zweimal WM-Bronze waren unter diesen Bedingungen für sie persönliche Siege. Jetzt bangt die Biathlon-Gemeinde, ob die Partenkirchnerin ihre Laufbahn beendet oder nicht. Sie will in erster Linie Spaß haben und muss auf ihren Körper hören. Mal sehen, was er sagt. Ein Rücktritt würde natürlich die deutsche Mannschaft schwächen, die Frauen waren in der Nationenwertung immerhin Zweite hinter Norwegen und vor Frankreich. Norwegen siegte auch bei den Männern, da schob sich Frankreich vor Deutschland. Italien wiederum freute sich über einen ersten Gesamtsieg, den schaffte die Südtirolerin Dorothea Wierer bei den Frauen vor ihrer Freundin Lisa Vittozzi.

Der Sport braucht Aushängeschilder und Erfolge, die Fans wollen Spannung, aber eben auch Siege, die via Bildschirm Freude ins Wohnzimmer liefern. Insofern muss der Wintersport auch für erfolgreichen Nachwuchs sorgen, damit die Winter heißer als die Sommer bleiben und die Einschaltquoten weiterhin stimmen.

Die Wahrheit nach dem Handball-Märchen oder – es war einmal…

Kinder lieben Märchen, bis sie später mal erfahren, dass das alles nicht so stimmt und hinter den Märchen eine oft bittere Wahrheit steckt. Sportler lieben auch Märchen und sie wollen, dass diese Märchen nie enden mögen. Aber auch bei ihnen gibt es eine bittere Wahrheit, die wohl auch der Deutsche Handball-Bund nach dem Märchen bei der Weltmeisterschaft wieder erleben wird, egal ob das WM-Märchen mit dem Titelgewinn endet oder nicht.

Die bittere Wahrheit ist, dass die anderen Mannschaftssportarten gegen „König Fußball“ einfach nicht ankommen, dass sie zwar bei erfolgreichen Meisterschafts-Turnieren durchaus die Deutschen Sportfans wachrütteln können („Huch, es gibt ja noch etwas anderes als Fußball“), aber danach kehrt der Alltag zurück. Dann heißt es wieder „Handball, wo kann man das eigentlich schauen? Die WM war toll, aber jetzt interessiert es mich eigentlich nicht mehr.“ Es ist das alte Lied und es wird wieder neu gesungen werden, ob Handball, Basketball oder Eishockey, sie schaffen es einfach nicht, dauerhaft ins Bewusstsein der Sportfans zu gelangen. Oder nehmen wir Hockey, ein erfolgreicher Verband mit vielen Titelgewinnen. Doch wer nimmt dies wirklich wahr?

Die Wahrheit nach dem Handball-Märchen wird wieder sein, dass die Funktionäre nach Mitteln und Wegen suchen, ihre Sportart bekannter zu machen, dass sie aber nach einigen Fehlschlägen wieder resignieren und in die altbekannten Muster zurückfallen werden. Was bleibt, ist eine schöne Erinnerung an das Märchen, mehr aber auch nicht. Allerdings haben sich dies die Funktionäre zum Teil auch selbst eingebrockt, nicht nur national, im Handball vor allem auch international. Da gab es Ärger mit den Übertragungsrechten für das Fernsehen, die an einen arabischen Sender gingen, der danach zu hohe Lizenzgebühren verlangte. Da sagten ARD und ZDF in den letzten Jahren dankend ab, Handball verschwand im Pay-TV oder wurde gar nicht übertragen. Aufmerksamkeit ist so nicht zu erzielen. Die Dollar-Zeichen in den Augen verhinderten den Weitblick.

Auch das Eishockey hat dies schon mitgemacht bzw. mitgelitten. Eigentlich ist der schnellste Mannschaftssport der Welt eine attraktive Sportart, wenn auch nicht unbedingt für TV-Übertragungen geeignet. Der kleine Puck ist das Übel und alle Bemühungen, ihn auf dem Bildschirm deutlicher zu machen (mit einem Lichtpuck zum Beispiel) scheiterten. Dennoch war Eishockey im Fernsehen gut präsent, verkaufte sich nach der Gründung der Deutschen Eishockey-Liga, als der Sport mehr professionalisiert werden sollte, aber ans Pay-TV. Auch hier ging also Geld vor Vernunft. Langfristiges Denken? Fehlanzeige. Heute das Märchen, morgen das Wehklagen.

Damals war es so, dass sich ARD und ZDF in den Schmollwinkel zurückzogen und von Eishockey gar nichts mehr wissen wollten. Ein schwerer Rückschlag für die Sportart. Und als über die 2. Bundesliga die Fronten wieder aufzuweichen schienen, da waren die Vereinsfunktionäre erneut zu kurzsichtig. Es gab in den Dritten Programmen der ARD an einem Samstag am Nachmittag vier verschiedene Begegnungen der 2. Bundesliga live, die Sender waren für eine Wiederholung offen, doch die Vereine machten nicht mit. Zu strapaziös am Freitag und wieder am Samstag zu spielen, Verlegungen waren nicht möglich. Engstirnig wurde eine Chance für die Zukunft verspielt. Der Fußball lachte sich ins Fäustchen.

Und so sieht die bittere Wahrheit heute aus: Sport 1 hat zum Beispiel bei Spielen der viertklassigen Regionalliga im Fußball mehr Zuschauer als es früher bei der Handball-Bundesliga war. Und der Pay-TV-Sender Sky, der heute die Rechte an der Handball-Bundesliga hat, ist mit den Einschaltquoten nicht glücklich, sie dümpeln bei 200.000 bis 400.000 dahin. Kein Vergleich zur Weltmeisterschaft also, wo Handball die Hitlisten stürmt und den Fußball schlägt, über zehn Millionen bangten in Deutschland mit den Handball-Helden, die für ein paar Tage oder Wochen Helden bleiben werden, ob Weltmeister oder nicht. Danach gehört das Feld wieder dem Fußball. Die bittere Wahrheit nach dem Märchen. Auch im Handball wird man sich wieder erzählen: „Es war einmal…“.

Endlich Winter!

In manchen Teilen der Welt kennen sie Schnee gar nicht, aber dort, wo der Winter so richtig einkehrt, da freuen sich nicht nur die Kinder auf die Schneeflocken, sondern auch die Sportler, vor allem die Freizeitskifahrer. Der erste Schnee ist schon gefallen, endlich Winter! Freuen wir uns darüber, solange es einen Winter mit Schnee überhaupt noch gibt (Mister Trump: Stichwort Klimawandel). In Deutschland freuen sich aber auch die Programmdirektoren der Fernsehanstalten. Endlich Winter! Das Programm stellt sich leicht zusammen, von früh bis spät senden abwechselnd ARD und ZDF am Wochenende Wintersport. Ungefähr von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr muss man sich über den Ablauf keine Gedanken machen, den geben die Wettbewerbe vor. Ski alpin, Rodeln, Bob, Eisschnelllauf, Ski nordisch und vor allem Biathlon, der winterliche Lieblingssport der Deutschen.

Die Ski-Fans sind glücklich, manche Zuschauer natürlich nicht, aber sie vergessen bei ihrer Kritik zwei wichtige Kriterien. Einmal übersehen sie wohl, dass es auf ihrer Fernbedienung noch viele Druckknöpfe für andere Programme gibt, da sollte ein Ersatz für die Lieblingssendung, die alle zwei Wochen dem Sport geopfert wird, doch möglich sein. Zum anderen können die Sender ein für sie gewichtiges Argument in die Waagschale werfen: Die Einschaltquoten stimmen, sie sind höher als an „normalen“ Wochenenden unter dem Jahr ohne Skisport. Der Wintersport ist quasi ein Ass.

Das verwundert manchmal, Begeisterung für den Wintersport kannte man früher nur von den Olympischen Winterspielen. Das gesteigerte Interesse hat aber wohl seine Ursachen auch darin, dass die deutschen Wintersportler über die Maßen erfolgreich sind. Die Zuschauer wollen Helden sehen, also Sieger. Egal ab Ski alpin oder Ski nordisch, vor allem beim Rodeln oder Bob, deutsche Siege sind nicht selten. Vorzeige-Sportarten sind dazu noch Biathlon und die Nordische Kombination, wo es in den letzten Jahren Siege am laufenden Band gab.

So werden es die Wintersportler auch verschmerzen, dass es in diesem Winter keine Olympischen Spiele gibt (sieht man die Probleme mit der Ausrichtung von Winterspielen, dann gibt es vielleicht bald überhaupt keine mehr). Dafür sind diverse Weltmeisterschaften das Highlight und Traditionsrennen locken die Zuschauer auch hinter dem Ofen hervor. Deutschland darf sich über die Weltmeisterschaft der Rodler vom 25. bis 27. Januar 2019 in Winterberg freuen, Siege und Medaillen sind da fast garantiert. Die Nordische Ski-WM findet zudem vom 20. Februar bis 3. März im nahen Seefeld in Österreich statt. Are in Schweden ist Gastgeber der alpinen WM-Wettkämpfe, Bob und Skeleton haben sich Whistler in Kanada ausgesucht (25. Februar bis 10. März). Den Schluss der WM-Reigen macht Eishockey mit der Weltmeisterschaft vom 10. bis 26. Mai in der Slowakei. An diesem späten Termin gibt es wiederkehrend jährlich Kritik: Ist den Eishockey schon eine Sommersportart?

Apropos Sommer. Die Sommersportarten schauen immer ein wenig neidisch auf den Winter mit seiner TV-Präsenz und den langen Übertragungszeiten. Deshalb wurde ja auch die Idee der European Championships geboren und mehrere Weltmeisterschaften verschiedener Sommersportarten zusammengelegt, damit die Aufmerksamkeit gesteigert wird. Was international ein Erfolg war, soll jetzt auch national gelingen, verschiedene Deutsche Meisterschaften sollen zu einem Event zusammengefasst werden. Richtig so, nicht nur klagen, sondern auch handeln.

Aber jetzt ist erst einmal Winter, auch wenn die Wetterkapriolen zwischendurch immer wieder eine Rückkehr von Sommer oder Herbst verheißen. Aber Winter ist einfach dann, wenn der Wintersport Konjunktur hat und deshalb heißt es jetzt: Endlich Winter!

European Championships: Die Sehnsucht nach mehr Aufmerksamkeit

Die Olympischen Spiele sind das Vorbild, die Bedeutung dieses weltweiten Festes des Sports werden sie aber nie erreichen. Aber die Sehnsucht nach mehr Aufmerksamkeit führte zu einem neuen Wettbewerb im Sport, vom 2. bis 12. August werden in Glasgow und Berlin erstmals die „European Championships“ ausgetragen. Sieben Sportarten präsentieren sich in zehn Tagen, tragen aufeinander abgestimmt quasi ihre Europameisterschaften aus. Eine Art von Konzentration der Wettkämpfe, wie sie zum Beispiel bei den Asien-Spielen schon lange erfolgreich praktiziert wird.

Bezeichnend, dass die Idee zu dieser Bündelung der Meisterschaften nicht vom Sport selbst kam, sondern vom Fernsehen. Auch die TV-Anstalten wollen natürlich mehr Aufmerksamkeit, sprich höhere Einschaltquoten. Initiator war die EBU (European Broadcasting Union), ein Zusammenschluss der öffentlich-rechtlichen TV-Sender in Europa. Die EBU ist Veranstalter, hat das Ereignis nicht nur angestoßen, sondern jetzt auch organisiert. Kein Wunder also, dass in Deutschland ARD und ZDF zusammen rund 100 Stunden übertragen. Nach den Qualifikationen am 2. August beginnt das ZDF am 3. August und danach wechseln sich die beiden Sender täglich ab, die ARD überträgt also an allen geraden Tagen.

Eigentlich sollten die European Championships nur an einem Ort stattfinden, in Glasgow nämlich. Doch die Leichtathletik-Europameisterschaften waren bereits nach Berlin vergeben und die Leichtathletik sollte das Herzstück der Spiele bilden, also wurde Berlin kurzerhand zweiter Standort. In Glasgow tummeln sich Schwimmen, Rudern, Triathlon, Radsport, Turnen und Golf. Mal sehen, ob die Wettkämpfe im neuen Gewand die Zuschauer mobilisieren, schlechter kann es ja nicht werden.

Hintergrund zur Idee der European Championships ist ja, dass viele Sportarten kaum noch Beachtung im Fernsehen und in der Öffentlichkeit finden. Bestes Beispiel ist in Deutschland das einst so populäre Schwimmen. Viele Sportarten tauchen fast immer nur alle vier Jahre bei den Olympischen Spielen auf, jetzt soll die Durststrecke also nicht mehr so lang sein. Gefordert sind natürlich vor allem die Sportler selbst, denn die müssen mit guten Leistungen und Erfolge für Aufmerksamkeit, vielleicht sogar für Euphorie sorgen. Rund 4500 Athleten aus über 50 Ländern sind am Start, 188 Medaillenentscheidungen gibt es. Kleine Olympische Spiele also.

Kein Wunder, dass am Anfang noch nicht alles rund läuft. So legten die Schotten Wert darauf, dass ihr Lieblingssport Golf im Programm auftaucht, doch der internationale Wettkampfkalender war natürlich schon geschrieben. So gibt es allein Mannschaftswettbewerbe der Damen und Herren und im Mixed. Die Amateure haben das Sagen, aus Deutschland werden nur Damen am Start sein.

Die TV-Anstalten als Organisator? Vielleicht werden wir uns daran gewöhnen müssen, in vielen Ländern Europas haben vor allem Privatsender schon Wettbewerbe durchgeführt, bisher waren es allerdings meist Spaßveranstaltungen. Es kann gut sein, dass mehr TV-Anstalten die Idee aufgreifen und den darbenden Sportarten eine Plattform bieten. Die EBU ist wahrscheinlich auch deshalb auf die Idee dieser Spiele gekommen, weil ihre Sender inzwischen viele Rechte an attraktiven Sportarten (Fußball!) verloren haben. So sind jetzt alle auf das erste Experiment gespannt, gelingt es, soll es in vier Jahren eine Neuauflage geben, natürlich mit noch mehr Sportarten.