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Tag: Arjen Robben

Das Wochenende des FC Bayern München

Ende gut, alles gut heißt es beim FC Bayern München. Der Fußball-Bundesligist beendete eine Saison, die im Herbst des letzten Jahres fast schon (gefühlt) in Trümmern lag, mit einem grandiosen Sieges-Wochenende. Das schlagzeilenträchtige Double der Profis mit Meisterschaft und Pokalsieg innerhalb einer Woche war es nicht allein, sondern dazu kam, dass die Amateure als Bayern II nach acht Jahren Wartezeit endlich den Aufstieg in die 3. Liga schafften und der Nachwuchs der U17 rundete das Feier-Wochenende mit dem Titelgewinn als Süddeutscher Meister ab. Ein erster Erfolg für Miroslav Klose als Trainer.

War es aber auch das Wochenende des Niko Kovac? Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man die Diskussionen rund um den Bayern-Trainer als Komödienstadel bezeichnen. Die Bayern-Bosse Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge gaben eine unglückliche Figur in ihren Verlautbarungen ab, wenn es um die Zukunft des Kroaten ging, der ja sowieso einen Vertrag bis 2021 hat. Die Zwischentöne offenbarten: Man mag ihn nicht unbedingt, aber man muss ihn wohl behalten, wenn er so erfolgreich ist. Der 47-Jährige Coach ist zu nüchtern und pragmatisch, als dass er die Herzen spontan erobern kann. Sein Defensiv-Denken kommt in der Mannschaft nicht gut an, also ist er auch bei den Stars umstritten. Doch sie haben mit ihm Erfolg. Kovac schaffte ein Novum, als Erster holte er als Spieler und als Trainer mit den Bayern das Double. Eine Leistung, die bei den Fans zählt, denn die gaben ihre Zurückhaltung auf und feierten sowohl in den Stadien in München beim Titelgewinn und in Berlin beim Pokalsieg als auch auf dem Marienplatz bei der Meisterfeier den Trainer. Rummenigge hingegen versäumte einen Dank beim Siegesbankett. Das lässt tief blicken.

Aber Erfolg sichert den Arbeitsplatz. Hatte nicht Uli Hoeneß schon vorgebeugt, als er davon sprach, „dass die Bayern auch mal mit einem Jahr ohne Titel leben könnten“? Jetzt werden sie mit zwei Titeln besonders gut leben können und müssen abwarten, wie Niko Kovac den weiteren Umbruch der Mannschaft bewältigt, den ersten Teil hat er jedenfalls erfolgreich, wenn auch mit Schrammen, hinter sich gebracht.

Abschiede gibt es bei den Bayern dennoch und sie drängten die Zukunft des Trainers sogar in den Hintergrund. Die große Ära der Franck Ribery und Arjen Robben und in ihrem Schatten auch des Brasilianers Rafinha ist zu Ende. Sie holten Titel en masse, gekrönt mit dem Triple mit Champions-League-Sieg 2013. Ribery sicherte sich sogar Rekorde als einziger Spieler mit neun Meisterschaften und jetzt sechs Pokalsiegen. Ein weiterer Abschied kündigte sich zudem an, Jerome Boateng, zuletzt nur Ersatz, verzog sich in den Schmollwinkel und blieb bei den Feierlichkeiten außen vor. Er hat mit den Bayern abgeschlossen und Uli Hoeneß riet ihm folgerichtig, sich einen neuen Verein zu suchen. Ein Abschied in Ehren dagegen für Kovac-Assistent Peter Herrmann, der einst an der Seite von Jupp Heynckes zu den Bayern kam und jetzt vielleicht Sportdirektor in Nürnberg wird. Als möglicher Nachfolger wird der frühere Löw-Assistent und DFB-Sportdirektor Hansi Flick gehandelt.

Jetzt wird der Blick in die Zukunft gerichtet, welche Verstärkungen nach Hernandez und Pavard an Bord kommen. Heiß gehandelt werden vor allem die Nationalspieler Timo Werner und Leroy Sane als weitere Tempo-Spieler sowie der Spanier Rodrigo von Atletico Madrid als Verstärkung im Mittelfeld. Bei allen Stars sind die Bayern natürlich nicht der einzige Interessent. In Berlin im Pokalfinale richteten es aber vorwiegend noch die alten Cracks. Torhüter Manuel Neuer kam nach Verletzungspause mit Sensationsparaden zurück, Mats Hummels bewies ebenso seine Klasse wie Thiago, dem man ja auch oft nachsagt, in wichtigen Spielen unterzutauchen. Ein Makel, der auch Robert Lewandowski anhaftet, der aber mit zwei Treffern ebenso wie Neuer zum absoluten Matchwinner wurde. Und mit sechs Toren in Pokalfinalen ist er alleiniger Rekordhalter, noch vor der Legende Gerd Müller.

Jetzt geht es um die Zukunft

Die Zukunft wird in den nächsten Wochen die Schlagzeilen bestimmen, eine Zukunft, die auch die Konkurrenz beeinflussen will. So stellte sich der RB Leipzig schon als starker Gegner vor, der den Bayern mit einem offensiven Pressing anfangs erhebliche Probleme bereitete, aber das Spielglück nicht auf seiner Seite hatte und an der Klasse der Bayern schließlich zerbrach. Aber für die Zukunft sind die Leipziger gut gerüstet und das will auch Borussia Dortmund sein. Dort stellte die Einkaufslust das Pokalfinale fast in den Schatten, die Verstärkungen Julian Brandt (Leverkusen), Nico Schulz (Hoffenheim) und Thorgan Hazard (Gladbach) für rund 80 Millionen Euro stellen eine Kampfansage dar, die Boss Watzke untermauert: „Wir wollen Meister werden“, legt er die jahrelange Zurückhaltung ab. Bisher hieß es bei der Konkurrenz immer, „wenn die Bayern schwächeln, müssen wir da sein“. Jetzt schwächelten die Bayern und niemand war da. Am Ende waren die Bayern selbst wieder da, sogar doppelt.

Was die Zukunft angeht, sollte auch die Bayern II eine Rolle spielen. Nach acht Jahren Anlauf klappte die Rückkehr in die 3. Liga mit einem Kraftakt wie wir ihn zuletzt auf Europas Bühnen gesehen haben. Gegen Wolfsburg II schafften die Münchner nach einer 1:3-Niederlage mit einem grandiosen 4:1 nach 0:1-Rückstand noch die Wende. Allerdings könnte es sein, dass trotz des Aufstiegs Talente bei anderen Vereinen eher eine Zukunft sehen. Leistungsträger wie Abwehrspieler Mai, Spielmacher Shabani und Flügelflitzer Jeong sind begehrt. Allerdings brauchen die Bayern für die 3. Liga eine starke Mannschaft. Interessant vor allem die Derbys gegen 1860 München und Unterhaching. Die Bayern stellen übrigens jetzt die einzige 2. Mannschaft in der 3. Liga, was ja auch dem Sonderstatus, den die Münchner gerne für sich reklamieren, entspricht.

Englische Woche

Auf Europas Bühne spielen die deutschen Teams bekanntlich nicht mit, mit den Finals in Europa League am Mittwoch in Baku und Champions League am Samstag in Madrid haben wir nicht nur den Höhepunkt der internationalen Punktspielsaison, sondern auch eine „Englische Woche“. Europa guckt quasi auf die Geldtöpfe der Premier League, die die Pokale unter sich aufteilt. Brexit hin oder her, im Fußball dominiert England Europa.

Vereinen und Fans ist eigentlich zum Feiern zumute, für Misstöne sorgt (natürlich) aber wieder die UEFA. Die Funktionäre treten ja wirklich in jedes Fettnäpfchen, den Austragungsort Baku hätte es nicht geben dürfen. In Aserbeidschan spielen die Menschenrechte nur eine untergeordnete Rolle und da es einen politischen, kriegerischen Zwist mit Armenien gibt, wird Arsenals Star, der Ex-Dortmunder Mkhitaryan aus Sicherheitsgründen nicht nach Baku reisen. Ein Unding, so etwas muss die UEFA bei der Auswahl des Endspielortes berücksichtigen. Außerdem gibt es Zwistigkeiten mit Eintrittskarten, so dass von einem Fußball-Fest beim Duell FC Chelsea gegen FC Arsenal keine Rede sein kann.

Auch ohne deutsche Klubs gibt es wenigstens eine deutsche Beteiligung, bei Arsenal dürften die deutschen Nationalspieler Leno, Özil und Mustafi auf dem Rasen stehen, zudem die früheren Bundesligaspieler Xhaka (Gladbach), Kolasinac (Schalke), Aubemayang und Sokratis (beide Dortmund). Fußball-Deutschland ist bekanntlich auch im Finale der Champions League dabei und drückt wohl Liverpools Trainer Jürgen Klopp gegen Tottenham die Daumen, damit er seinen ersten internationalen Titel gewinnt und die Fans der Reds für die entgangene Meisterschaft entschädigt. Klopp würde sich dann wohl endgültig in Liverpool unsterblich machen.

Demnächst hier auch ein Rückblick auf die Eishockey-Weltmeisterschaft und die Zukunft der deutschen Nationalmannschaft.

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Bayerns Angst vor der Zukunft

Das Jahr 2018 ging ja schon gut los – 3:1-Sieg in Leverkusen, dass in dieser Saison zu Hause noch ungeschlagen war, ebenso in den letzten zwölf Bundesliga-Spielen. Der FC Bayern München setzte also in der Fußball-Bundesliga gleich ein Zeichen für die Konkurrenz, Motto: Wir lassen nicht locker, der Titel gehört uns. Die Gegenwart schaut also unter Trainer Jupp Heynckes rosig aus, nachdem es im Herbst noch Turbulenzen gegeben hatte, die in der Ablösung von Trainer Carlo Ancelotti und seinem Team ihren Höhepunkt hatten. Die Zukunft sehen die Verantwortlichen des FC Bayern allerdings nicht so rosig, insgeheim geht im Verein sogar die Angst vor der Zukunft um.

Das berühmte „mia san mia“ wird zwar natürlich weiter zur Schau getragen, damit keiner glaubt, er könnte an der Spitzenstellung der Münchner kratzen, aber wie die Vormachtstellung im deutschen Fußball auch in der Zukunft erhalten werden kann, dafür gibt es noch keine gültige Antwort. Tatsache ist, dass die Protagonisten der letzten Jahre an ihre Altersgrenze stoßen, die einen auf dem Feld, die anderen im Vorstand. In Leverkusen stand die älteste Mannschaft der Bundesliga auf dem Feld – Zukunft sieht anders aus. Sinnbild dafür die in die Jahre gekommenen Flügelflitzer Arjen Robben (33 Jahre alt) und Franck Ribery (34). Deren Verträge laufen 2018 aus, verlängern oder nicht ist für beide Seiten, Spieler und Verein, jetzt die Frage. „Rib & Rob“ stehen für die erfolgreiche Bayern-Zeit, ihre Ablösung tut moralisch weh, ist sportlich auf Sicht aber notwendig, doch werden die Nachfolger auch ihre Klasse haben? Die besten Spieler landen bekanntlich inzwischen an den Geldquellen in England, Spanien oder Paris. Da dürfen die Bayern schon froh sein über einen Hoffnungsträger wie Kingsley Coman, aber ob Serge Gnabry, der im Sommer nach der Ausleihe in Hoffenheim in München landen soll, die Lücke dann schließen kann, ist schon fraglich. Robben und Ribery werden wohl notgedrungen noch bleiben, müssen vielleicht Abstriche in Einsatzzeiten hinnehmen (wenn sie denn überhaupt fit sind), doch Zukunft sieht anders aus.

Die meisten Verträge des Bayern-Kaders haben noch lange Laufzeiten, meist mindestens bis 2021, so dass aktuell keine Sorgen bestehen. Außer den üblichen im Geschäft, dass nämlich Spieler wie Torjäger Robert Lewandowski trotz Vertrags dem Ruf des Geldes erliegen könnten und die Bayern bei unmoralischen Angeboten eben doch schwach werden. Es bleiben Fragezeichen.

Unsicherheit herrscht vor allem in der Trainerfrage und dabei gibt es die größte Unsicherheit, sogar Angst vor der Zukunft. Die Bosse Rummenigge und Hoeneß wünschten sich am meisten, dass der 72-jährige Altmeister Jupp Heynckes, nachdem er schon seinen Ruhestand unterbrochen hat und offensichtlich Spaß an der erfolgreichen Arbeit hat, seine Tätigkeit noch ein Jahr fortsetzt. Dass würde dem Verein Luft verschaffen und ein Jahr später womöglich eine bessere Kandidatenliste der Nachfolger möglich machen. Gesucht wird ja ganz einfach ein Klon von Jupp Heynckes. Dies ist der derzeit einzige Kandidat Thomas Tuchel (vorher Dortmund) zweifellos nicht. Ein deutschsprachiger Trainer soll es wohl sein, da böten sich 2019 u. a. Julian Nagelsmann (Hoffenheim), Ralph Hasenhüttl (Leipzig), Jürgen Klopp (Liverpool) oder sogar Niko Kovac (Frankfurt) an. Deren Verträge laufen da aus oder beinhalten Ablösemöglichkeiten. Im Sommer 2018 sieht es anders aus.

Gedanken müssen sich die Bosse Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß aber auch über ihre eigenen Nachfolger machen. Rummenigge, seit 1991 im Vorstand, seit 2002 Vorsitzender des Aufsichtsrats, ist 62 Jahre alt, Vereinsvorsitzender Uli Hoeneß, seit 1979 der Motor der erfolgreichen Bayern-Jahre, befindet sich im Rentenalter. Mit 66 Jahren geht das Leben zwar erst los, sang einst Udo Jürgens, was die Bayern angeht, da befindet sich Uli Hoeneß wohl eher in der Endphase seines Schaffens. Die Bayern sind sein Lebenswerk, das hat er immer betont. Jetzt muss er bald die Weichen stellen, damit sein Lebenswerk auch erfolgreich fortbesteht. Da herrscht große Unsicherheit, das ist zu spüren. Da gibt es auch ein bisschen Angst vor der Zukunft, deshalb wollen alle auch die Erfolge der Gegenwart besonders genießen und hoffen noch einmal auf einen großen Triumph wie 2013 das Triple aus Meisterschaft, Pokalsieg und Titel in der Champions League. Es könnte der letzte Triumph für Rummenigge und Hoeneß sein.