Bayerns Angst vor der Zukunft

von knospepeter

Das Jahr 2018 ging ja schon gut los – 3:1-Sieg in Leverkusen, dass in dieser Saison zu Hause noch ungeschlagen war, ebenso in den letzten zwölf Bundesliga-Spielen. Der FC Bayern München setzte also in der Fußball-Bundesliga gleich ein Zeichen für die Konkurrenz, Motto: Wir lassen nicht locker, der Titel gehört uns. Die Gegenwart schaut also unter Trainer Jupp Heynckes rosig aus, nachdem es im Herbst noch Turbulenzen gegeben hatte, die in der Ablösung von Trainer Carlo Ancelotti und seinem Team ihren Höhepunkt hatten. Die Zukunft sehen die Verantwortlichen des FC Bayern allerdings nicht so rosig, insgeheim geht im Verein sogar die Angst vor der Zukunft um.

Das berühmte „mia san mia“ wird zwar natürlich weiter zur Schau getragen, damit keiner glaubt, er könnte an der Spitzenstellung der Münchner kratzen, aber wie die Vormachtstellung im deutschen Fußball auch in der Zukunft erhalten werden kann, dafür gibt es noch keine gültige Antwort. Tatsache ist, dass die Protagonisten der letzten Jahre an ihre Altersgrenze stoßen, die einen auf dem Feld, die anderen im Vorstand. In Leverkusen stand die älteste Mannschaft der Bundesliga auf dem Feld – Zukunft sieht anders aus. Sinnbild dafür die in die Jahre gekommenen Flügelflitzer Arjen Robben (33 Jahre alt) und Franck Ribery (34). Deren Verträge laufen 2018 aus, verlängern oder nicht ist für beide Seiten, Spieler und Verein, jetzt die Frage. „Rib & Rob“ stehen für die erfolgreiche Bayern-Zeit, ihre Ablösung tut moralisch weh, ist sportlich auf Sicht aber notwendig, doch werden die Nachfolger auch ihre Klasse haben? Die besten Spieler landen bekanntlich inzwischen an den Geldquellen in England, Spanien oder Paris. Da dürfen die Bayern schon froh sein über einen Hoffnungsträger wie Kingsley Coman, aber ob Serge Gnabry, der im Sommer nach der Ausleihe in Hoffenheim in München landen soll, die Lücke dann schließen kann, ist schon fraglich. Robben und Ribery werden wohl notgedrungen noch bleiben, müssen vielleicht Abstriche in Einsatzzeiten hinnehmen (wenn sie denn überhaupt fit sind), doch Zukunft sieht anders aus.

Die meisten Verträge des Bayern-Kaders haben noch lange Laufzeiten, meist mindestens bis 2021, so dass aktuell keine Sorgen bestehen. Außer den üblichen im Geschäft, dass nämlich Spieler wie Torjäger Robert Lewandowski trotz Vertrags dem Ruf des Geldes erliegen könnten und die Bayern bei unmoralischen Angeboten eben doch schwach werden. Es bleiben Fragezeichen.

Unsicherheit herrscht vor allem in der Trainerfrage und dabei gibt es die größte Unsicherheit, sogar Angst vor der Zukunft. Die Bosse Rummenigge und Hoeneß wünschten sich am meisten, dass der 72-jährige Altmeister Jupp Heynckes, nachdem er schon seinen Ruhestand unterbrochen hat und offensichtlich Spaß an der erfolgreichen Arbeit hat, seine Tätigkeit noch ein Jahr fortsetzt. Dass würde dem Verein Luft verschaffen und ein Jahr später womöglich eine bessere Kandidatenliste der Nachfolger möglich machen. Gesucht wird ja ganz einfach ein Klon von Jupp Heynckes. Dies ist der derzeit einzige Kandidat Thomas Tuchel (vorher Dortmund) zweifellos nicht. Ein deutschsprachiger Trainer soll es wohl sein, da böten sich 2019 u. a. Julian Nagelsmann (Hoffenheim), Ralph Hasenhüttl (Leipzig), Jürgen Klopp (Liverpool) oder sogar Niko Kovac (Frankfurt) an. Deren Verträge laufen da aus oder beinhalten Ablösemöglichkeiten. Im Sommer 2018 sieht es anders aus.

Gedanken müssen sich die Bosse Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß aber auch über ihre eigenen Nachfolger machen. Rummenigge, seit 1991 im Vorstand, seit 2002 Vorsitzender des Aufsichtsrats, ist 62 Jahre alt, Vereinsvorsitzender Uli Hoeneß, seit 1979 der Motor der erfolgreichen Bayern-Jahre, befindet sich im Rentenalter. Mit 66 Jahren geht das Leben zwar erst los, sang einst Udo Jürgens, was die Bayern angeht, da befindet sich Uli Hoeneß wohl eher in der Endphase seines Schaffens. Die Bayern sind sein Lebenswerk, das hat er immer betont. Jetzt muss er bald die Weichen stellen, damit sein Lebenswerk auch erfolgreich fortbesteht. Da herrscht große Unsicherheit, das ist zu spüren. Da gibt es auch ein bisschen Angst vor der Zukunft, deshalb wollen alle auch die Erfolge der Gegenwart besonders genießen und hoffen noch einmal auf einen großen Triumph wie 2013 das Triple aus Meisterschaft, Pokalsieg und Titel in der Champions League. Es könnte der letzte Triumph für Rummenigge und Hoeneß sein.

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