Der Sport – Grantler

Kommentare rund um Fußball und anderen Sport

Tag: Basketball

Vergesst die kleinen Vereine nicht!

Die Corona-Pandemie hält die Welt weiter in Atem (außer in einigen Ländern, wo Diktatoren oder ahnungslose Präsidenten das Sagen haben und Covid-19 verharmlosen), der normale Alltag liegt in weiter Ferne und die Politik kämpft um die richtigen Entscheidungen, um den Mittelweg, welche Lockerungen möglich und welche Verbote notwendig sind. Mittendrin der Sport, der ebenso wie die Wirtschaft mit Millionen Euro Verlusten kämpfen muss. Und wenn in Berlin um die Richtlinien für die Zukunft gestritten wird, da spielt der Profi-Sport zwar eine kleine Rolle, aber keiner redet über die Vereine, die in den kleinen Städten und Dörfern die Basis für einen erfolgreichen Sport bilden. Daher der Aufruf: Vergesst die kleinen Vereine nicht!

Was den großen Vereinen die Millionen, sind den kleinen Klubs in der Provinz die Tausender. Corona brachte das Vereinsleben zum Erliegen, nach Lockerungen sind teilweise sogar Spiele oder zumindest ein Trainingsbetrieb möglich, die einzelnen Länder haben ihre eigenen unterschiedlichen Bestimmungen, Einheitlichkeit gibt es nicht. Was aber fast überall fehlt, sind die Zuschauer. Was dadurch fehlt, sind nicht nur die Einnahmen aus Eintrittsgeldern, sondern vielmehr der Umsatz aus Essen und Trinken, wenn es keine Bratwürste gibt und das Bier nicht fließt. Viele Dorfvereine gehen am Stock, die Zukunft sieht trostlos aus.

Besonders hart trifft es Bayern, weil Ministerpräsident Markus Söder den strengen Sheriff gibt und kein Pardon kennt. Dabei geht es bei den Dorfvereinen gar nicht um Zuschauermassen, sondern viele haben auch in normalen Zeiten nicht mehr als 50 oder 100 Zuschauer und die könnten rund um einen Dorfplatz auch in Corona-Zeiten unter Einhaltung aller Hygieneregeln untergebracht werden. Essen und Trinken kann wie in einem Biergarten geordert werden. Die bayerischen Vereine sind besonders sauer, weil in Nachbarländern der Spielbetrieb auf Sparflamme bereits läuft. Hier sollte nicht der psychologische Effekt übersehen werden, dass der Sport in einem kleinen Orten oft im Mittelpunkt steht und das Dorfleben dadurch wieder belebt wird.

Vergessen werden darf auch nicht, dass vor allem die Kinder über den Fußball oder überhaupt den Sport in der Kleinstadt oder im Dorf zum Verein geführt werden und dort an der Basis die Stars von morgen ihre ersten Gehversuche im Sport unternehmen. Viele Klubs beklagen bereits, dass sich die Kinder abwenden und Vereine über Jahre hinweg mit weniger Zulauf rechnen müssen. Das wird in einigen Jahren auch beim Profi-Sport als Mangel an Talenten ankommen.

Aber es geht natürlich nicht nur um den Fußball, die Weigerung der Politik, keine Zuschauer zuzulassen, bringt vor allem die Mannschaftssportarten Handball, Basketball und Eishockey in die Bredouille. Sie können nicht allein mit den Fernsehgeldern überleben, sie brauchen die Eintrittsgelder und den Umsatz von Essen und Trinken. Mit einer reduzierten Besucherzahl kämen sie vielleicht gerade noch über die Runden. Handball wollte am 1. Oktober mit den Punktspielen beginnen, Basketball und Eishockey im November. Sollte ein Ausschluss der Besucher bis zum Jahresende Tatsache werden, dann könnte eine Pleitewelle über die Ligen hinwegfegen. Umso mehr sind Verbände und Regierung gefordert, entsprechende Maßnahmen zu finden, damit ein Kompromiss möglich ist.

Der nächste Schritt müssen wohl Demonstrationen mit dem Motto „rettet den Sport“ sein. Und dabei muss es ebenfalls heißen „vergesst die kleinen Vereine nicht“!

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Basketball-Bundesliga mit Mut und Kreativität

In den Zeiten der Corona-Pandemie ist alles ganz anders und wer nicht untergehen will, der muss Mut haben und Kreativität. Dies beweist jetzt die Basketball-Bundesliga, die anders als die Handball-Bundesliga oder die Deutsche Eishockey Liga nicht die Saison abgebrochen hat, sondern mit einem Turnier den Deutschen Meister ermitteln will. Dabei gab es Einschränkungen und Zugeständnisse, doch alles, was zählt, bringt Münchens Geschäftsführer Marko Pesic auf den Punkt: „Wir wollten einfach nicht komplett von der Bildfläche verschwinden.“

Nein, von der Bildfläche verschwindet die Basketball-Bundesliga nicht, ganz im Gegenteil, ähnlich wie der große Bruder Fußball wird die deutsche Bundesliga international zum beachteten Vorbild. Mut und Kreativität werden überall bewundert, aber es bedurfte schon einiger Zugeständnisse, um dieses Finalturnier zu ermöglichen. Von den insgesamt 17 Vereinen konnten sich nur zehn für die Fortsetzung der Saison erwärmen, der Rest beendete lieber die Saison, zum Teil aus finanziellen Gründen, zum Teil, weil sie keine spielfähige Mannschaft mehr vorhanden war. Viele ausländische Spieler machten sich beim Abbruch der Runde in die Heimat auf, Verträge wurden aufgelöst und eine Weiterbeschäftigung wäre meist zu teuer. Dass es dieses Finalturnier gibt, wird von ihnen jedoch toleriert.

Dadurch gibt es allerdings seltsame Konstellationen, zum Beispiel sind die Frankfurt Skyliners dabei, die nach 21 Spieltagen vor der Unterbrechung nur auf Rang 14 lagen. Jetzt haben sie, genau wie auch Göttingen und Ulm, die außerhalb der Play-Off-Ränge zu finden waren, noch die Möglichkeit, Deutscher Meister zu werden! Von den Spitzenklubs ist übrigens nur Würzburg nicht dabei. Kurios sind aber auch Spielerwechsel, wie der von Dylan Osetkowski. Der US-Center, der auch einen deutschen Pass besitzt spielte für Göttingen, löste den Vertrag auf, um bei seiner Familie in Kalifornien zu sein und tritt jetzt im Finalturnier für Ulm an und trifft u. a. auf Göttingen! Kein Wunder, dass es Stimmen gibt, die vom „verrücktesten Turnier aller Zeiten“ sprechen. Wohl auch, weil sich alle Beteiligten in wochenlange Quarantäne begeben müssen. Das Hygiene-Konzept umfasst 42 Seiten, etwa 3000 Corona-Tests werden durchgeführt, um die rund 250 Spieler, Trainer, Schiedsrichter und den restlichen Staff regelmäßig zu untersuchen.

Diskussionen gab es natürlich um den Austragungsort München, aber der Titelverteidiger präsentierte rundum das beste Paket mit dem Audi Dome, naheliegendem Hotel und besten organisatorischen Möglichkeiten. Die zehn Mannschaften spielen in zwei Gruppen eine Vorrunde, die jeweils vier besten Teams jeder Gruppe qualifizieren sich für das Viertelfinale, das ebenso wie Halbfinale und Finale mit zwei Duellen gegeneinander ausgetragen wird. Ein hartes Programm wartet auf die Spieler vom Start am Samstag, 6. Juni, bis zum Finale am Sonntag, 28. Juni. Das bedeutet für die Finalteilnehmer zehn Spiele in 23 Tagen, fast alle zwei Tage also ein Match. Doch Basketballer, das weiß man aus Bundesliga und den europäischen Wettbewerben, sind stressresistent. Und auch ohne Zuschauer bekommen sie die gewünschte Aufmerksamkeit, Partner Magenta TV überträgt alle Spiele live im Streaming und Sport1 dazu noch ausgewählte Begegnungen im Free TV.

Das Argument von Kritikern, dass in einem Turnier kein Deutscher Meister ermittelt werden kann, ist wenig stichhaltig und wird von den Befürworten schnell entkräftet, schließlich werden Europameister und Weltmeister auch in Turnierform ermittelt und keiner sieht hier eine sportliche Beeinträchtigung. Ein Novum ist es natürlich und klar ist, dass der Weg für Überraschungen frei ist, die Favoriten Bayern München und Alba Berlin müssen auf der Hut sein. Auch die Frage nach der Form ist offen, zumal nicht alle Teams in Bestbesetzung antreten können (manche Ausländer kehrten nicht zurück), dafür konnte jede Mannschaft zwei Spieler neu verpflichten. Manche Teams haben aber auch nur eine Notbesetzung am Start wie Rasta Vechta, das statt der möglichen 14 Spieler nur zehn im Aufgebot hat.

Aber: Hauptsache gespielt wird. Die Zukunft bleibt dennoch ungewiss, so sagt mancher Vereinsmanager, „wenn wir bis zum Jahresende ohne Zuschauer spielen müssen, wird das kein Verein finanziell überleben.“

Die Gruppeneinteilungen, die ausgelost wurden: Gruppe A: Göttingen (bisher 9.), Crailsheim (3.), München (1.), Ulm (10.), Oldenburg (5.). Gruppe B: Frankfurt (14.), Berlin (4.), Vechta (6.), Ludwigsburg (2.), Bamberg (7.). Spiele vom 6. – 1. 15. 6., Viertelfinale 17. -20., Halbfinale 21. – 24., Finale 26. und 28. Juni.

Deutschland erwache! Mit Anstand und mit Abstand!

Die Welt steht still, weil es ein Virus so will. Aber ewig ist der Stillstand nicht zu verkraften, egal, ob es um Industrie und Wirtschaft geht oder um das tägliche Leben. Wenn die Infektionszahlen zurückgehen, wenn man Corona einigermaßen im Griff hat, dann muss – langsam und vorsichtig – das gewohnte Leben wieder weitergehen. Bis zum 19. April sind die derzeitigen Maßnahmen mit Ausgangssperren und dergleichen terminiert, ab Montag, 20. April, muss es zumindest hierzulande heißen: Deutschland erwache! Österreich ist da schon weiter, dort gibt es nach Ostern die ersten Lockerungen.

Tausende Unternehmer, vor allem Kleinunternehmer bzw. der Mittelstand, und Millionen von Arbeitern und Angestellten warten auf den Tag, an dem wenigstens zum Teil und wohl nur in abgespeckter Form die gewohnte Arbeit wieder aufgenommen werden kann. Der Besuch im Baumarkt muss wieder möglich sein, ebenso wie der im Schreibwarengeschäft, beim Gärtner oder im Lokal. Dabei sind aber weiterhin Anstand und Abstand wichtig. Anstand, weil man wohl noch über Wochen und Monate hinweg darauf achten muss, den anderen mit einer möglichen Infizierung nicht anzustecken. Abstand, weil dies der beste Schutz vor Ansteckung ist, besser noch als ein biederer Mundschutz. Auf Abstand achtend kann jeder einkaufen gehen, kann man Lokale besuchen (nur zwei Leute an einem Tisch) oder sogar Kinos und Theater wieder in Betrieb nehmen. Mit ein bisschen guten Willen und Disziplin sollte dies möglich sein.

Und auch der Sport sollte wieder eine Rolle spielen, in welcher Form auch immer. Freilich, der Amateursport wird noch Probleme haben, der Profisport (Wirtschaftsbetrieb!) allerdings müsste die Genehmigung bekommen, in abgesteckter Form den Spielbetrieb wieder aufzunehmen, damit das Fernsehen berichten kann, damit TV- und Sponsorengelder fließen und die größten Pleiten verhindert werden. Das betrifft vor allem die Fußball-Bundesliga, 2. Bundesliga sowie 3. Liga, aber auch die höchsten Spielklassen im Basketball und Handball, obwohl da natürlich nicht diese Gelder wie im Fußball fließen. Natürlich kann der Spielbetrieb nur ohne Zuschauer aufgenommen werden, Geisterspiele sind die einzige machbare Rettung. Deshalb werden viele andere Sportarten verzichten und die Corona-Pause den einen oder anderen Verein in die Knie zwingen. Insofern heißt es jetzt auch: Rette sich, wer kann.

Die Fußball-Bundesliga steht von der Popularität her natürlich im Mittelpunkt. Am 17. April will die DFL wieder tagen und Spiele im Mai sind im Visier, bis Ende Juni soll die nationale Meisterschaft beendet sein und auch der DFB-Pokal könnte mit Halbfinale und Finale gespielt werden. Die meisten Vereine haben ein reduziertes Training wieder aufgenommen, statt sich zu Hause fit zu halten, heißt es Arbeit mit dem Ball auf Rasen in kleinen Gruppen mit Abstand. Ab Mai sollte ein normales Fußballtraining möglich sein, heißt zwei Wochen Vorbereitung bis zur Fortsetzung der Punktrunde.

Es gibt natürlich Fragezeichen. So wird der Plan, die Spieler alle drei Tage auf eine Corona-Infektion zu kontrollieren, kaum durchführbar sein, weil die Allgemeinheit meutern würde. Die Labore arbeiten am Anschlag und Tests für Fußballprofis können nicht dafür verantwortlich sein, dass Tests für kranke Patienten verschoben werden. Es könnte aber auch sein, dass sich die Gesamtsituation entscheidend verbessert, Pessimisten glauben aber, dass der Höhepunkt der Infektionen noch bevorsteht.

Entscheidend ist aber auch, dass die Fans entsprechend mitmachen. Da kommen wieder Anstand und Abstand ins Spiel. Die Fans, vor allem die Ultras mit ihren manchmal seltsamen Gedanken, müssen wissen, dass ihr Verein nur spielen kann, wenn sie keinen Krawall machen und über die Stränge schlagen, heißt, auch im Umfeld des Stadions dürfen sich die Fans nicht aufhalten (Abstand halten!). Verstoßen sie dagegen (Anstand!), werden auch Geisterspiele nicht möglich sein. Die Fans könnten dann sogar zu Totengräbern ihrer Vereine werden!

Eines muss an dieser Stelle festgestellt werden. Die Fußball-Bundesliga hat sich in diesen Krisenzeiten vorbildlich verhalten, die DFL hat gut reagiert und das Heft des Handelns in die Hand genommen. Die Spieler zeigten sich als Profis mit Herz, waren zu Gehaltskürzungen zum Wohle der Vereine und vor allem der rund 60.000 sonstigen Mitarbeiter bereit und brachten zahlreichen Spendenaktionen auf den Weg. Auch hier wurden Millionen ausgeschüttet.

Dies war in anderen Ländern oft nicht so, da gab es Theater um Gehaltskürzungen (Barcelona zum Beispiel) und in England gibt es Proteste, weil die Spieler nicht kollektiv auf Gehaltskürzungen verzichten und die Klubs sogar öffentliche Subventionen in Anspruch nehmen wollen. Seltsame Begründung der Gewerkschaft dafür, dass die Gelder nicht gekürzt werden dürfen: „Dann würden dem Staat große Steuereinnahmen fehlen.“ Einen radikalen Schnitt vollzog Belgien, das die Saison für beendet erklärte. Es ist auch das internationale Problem für die Fortsetzung der europäischen Wettbewerbe, dass die Nationen unterschiedlich von Corona gebeutelt sind und unterschiedlich damit umgehen. Eine Lösung ist derzeit nicht in Sicht.

Es gab zudem andere Meldungen. Die Corona-Pause nutzte Bayern München zur Vertragsverlängerung mit Trainer Hansi Flick gleich bis 2023, die Bosse vertrauen also auf den Kurpfälzer, der als legitimer Heynckes-Nachfolger vor allem in Sachen Menschlichkeit gilt. Jetzt werden wohl auch Vertragsverlängerungen mit Spielern bis 2023 folgen, wobei Flick da ein starkes Mitspracherecht besitzt.

Es tut sich also etwas in den Vereinen, ein Grund mehr, dass die Fans hoffen, dass der Ball bald wieder rollt. Und eines darf man auch nicht vergessen: Fußball im Fernsehen hat das Zeug dazu, die Stimmung im Lande zu verbessern. Er bietet Unterhaltung und Abwechslung, vielleicht war die Fußball-Bundesliga sogar noch nie so wichtig wie heute!

Gewinner und Verlierer der Corona-Krise

Corona hält die Welt in Atem, nein, das Virus legt die Welt fast lahm. Probleme dieser Art, wie wir sie jetzt erleben, wurden eigentlich für unvorstellbar gehalten. Aber jetzt sind sie da und da gibt es die Gedanken, wer ist in der Bewältigung der Krise im Sport eigentlich ein Gewinner und wer Verlierer? Natürlich, Verlierer sind wir alle, denn das Leben ist nicht mehr so, wie wir es zu leben gewöhnt sind. Aber speziell im Sport können wir doch einige Gewinner, solche, die beherzt Handeln und gute Entscheidungen getroffen haben, und Verlierer, die eben das Gegenteil, nämlich zögerlich sind, herausstellen. Hier ein Versuch:

Gewinner

Christian Seifert: Der DFL-Chef beeindruckte als Krisenmanager. Bisher hatte er einen leichten Job, als Verkäufer der Fußball-Bundesliga rannten ihm die Interessenten die Bude ein. Jedes Jahr mehr Geld durch die Fernsehverträge, das brachte ihn in die Schlagzeilen. Jetzt war er in anderen Aufgaben gefragt und meisterte sie souverän. Die Bundesliga hat Führung, trotz aller Ungewissheiten. Frühzeitig machte er darauf aufmerksam, welches Geld und welch ungeheure Zahl von Jobs am Fußball hängen. Sein Motto „wir müssen den Fußball retten“. Aber auch er kann nicht sagen und schon gleich gar nicht bestimmen, wann selbst Geisterspiele möglich sind. Virologen behaupten sogar, mit Publikum kann die Fußball-Bundesliga erst 2021 wieder spielen. Bundesliga-Geisterspiele wären aber auch eine Ablenkung für die leidgeprüfte Gesellschaft, nicht nur für Fans.

Joshua Kimmich/Leon Goretzka: Es ging ihnen nicht um Schlagzeilen, sondern um Hilfe. Die Bayern-Stars riefen die Hilfsaktion „We Kick Corona“ ins Leben, um während der Corona-Krise soziale und karitative Einrichtungen zu unterstützen. Sie starteten selbst mit einer Million Euro und haben in zwei Tagen bereits drei Millionen zusammen. Zudem haben sie bei der Nationalmannschaft zu den 2,5 Millionen Euro Spende beigetragen. Sie stehen an Stelle von vielen Profi-Sportlern, die die Zeichen der Zeit erkannt haben, ihren Verein (vor allem die „normalen“ Mitarbeiter) unterstützen und Gehaltsverzicht üben. Der harte Profisport ist weichgespült.

Aleksander Ceferin: Der Präsident der UEFA zauderte nicht wie andere Verbandsfürsten, sondern handelte und sorgte frühzeitig für Klarheit mit der Verlegung der Fußball-Europameisterschaft von 2020 auf 2021. Ein Stück Arbeit hat er aber noch vor sich, er will wie Seifert mit der Bundesliga dafür sorgen, dass auch Champions League und Europa League zu Ende gespielt werden. Hier muss er Feingefühl zeigen und abwägen zwischen nationalen und europäischen Interessen. Aber auch gegenüber der FIFA zeigte er zuletzt immer die Stärke, die man von einem UEFA-Präsidenten erwartet.

Gernot Tripcke: Der Geschäftsführer der Deutschen Eishockey Liga sorgte als erster für Klarheit von allen Ligen: Die Eishockey-Saison endete frühzeitig. Eishockey hat allerdings auch ein besonderes Problem, die Eisstadien können nicht auf ewig in Betrieb bleiben, die Kosten würden explodieren und die Mehrzweckhallen stehen nicht unbegrenzt zur Verfügung. Klar erkannt und klare Kante gezeigt.

Dietmar Hopp: Der Milliardär ist das Feindbild der Fans, jetzt ist der Hoffnungsträger in der Corona-Krise. Er hält die Mehrheit bei der Firma, die auf der Suche nach einem Gegenmittel gegen Corona ist. Die Firma in Tübingen scheint in ihren Tests am weitesten zu sein, Hopp verhinderte Übergriffe aus dem Ausland. Daran sollten sich die Fans später erinnern.

Einfallsreichtum: Das ist jetzt gefragt, alle, egal ob Fans, Sportler oder Funktionäre, müssen ein gewisses Maß an Einfallsreichtum zeigen, um die Krise zu überwinden, um das Überleben der Vereine in allen Sportarten zu ermöglichen. Ein Beispiel bietet der Fußball-Traditionsverein Rot-Weiß Essen, er bietet ein virtuelles Heimspiel gegen Corona an und die Fans können dabei sein und den Verein wie im Stadion unterstützen. Sie orderten bisher rund 1900 Tickets, 3600 Becher Bier und 1500 Bratwürste, was dem Verein 40.000 Euro einbrachte. Ein Spiel ohne Zuschauer kostet Essen 100.000 Euro. Die Not wird gelindert, die Fans werden also auch zu Gewinnern.

Verlierer

Dr. Thomas Bach: Der IOC-Präsident gibt eine überaus schlechte Figur ab, er will quasi die Pandemie aussitzen und hofft, dass die Olympischen Sommerspiele im Juli in Tokio noch zu retten sind. Selbst Laien erkennen, dass es ein Wahnsinn ist, Hunderttausende im Sommer Olympia feiern zu lassen, da ist Corona mit Sicherheit noch nicht besiegt. Und ein Geister-Olympia kann es nicht geben. Selbst die Japaner sehen bereits die Notwendigkeit einer Verlegung, so wie eben auch bei der Fußball-EM. Bei Olympia böte sich 2022 an, im gleichen Jahr wie die Winterspiele, so wie es ja früher war. Vorteil 2022 wäre, dass die Fußball-WM in Katar im Winter ausgetragen wird. Thomas Bach müsste angesichts seiner falschen Einschätzung eigentlich zurücktreten.

Formel 1: Auch die Macher der Formel 1 unterlagen einer Fehleinschätzung der Lage, sie wollte ebenfalls mit allen Mitteln die Rennen durchführen respektive ihre investierten Millionen retten. Corona zwang sie in die Knie. Eine Frechheit war es, die erste Veranstaltung in Australien erst dann abzusagen, als die Fans schon vor der Tür standen. Die Realität sieht es jetzt ganz anders aus, zumindest bis Anfang Juni wird es keine Rennen geben, sogar Aserbaidschan wurde abgesagt.

Basketball-Bundesliga: Anders als im Eishockey wollen Handball und Basketball versuchen, ihre Saison notfalls mit Geisterspielen wie im Fußball noch zu Ende zu bringen. Basketball hat aber noch ein großes Problem: Viele ausländische Spieler laufen ihren Vereinen davon, ein echter Wettbewerb findet dann nicht mehr statt.

Bergamo: Die Stadt in der Nähe von Mailand ist wohl der am meisten leidende Ort der Welt, quasi das Zentrum der Corona-Epidemie. Es ging vom Himmel in die Hölle. Ganz Bergamo feierte noch am 19. Februar in Mailand den 4:1-Triumph über Valencia, man lag sich in den Armen, errang einen historischen Erfolg auf Europas Bühne. „Sie küssten und sie herzten sich“ hieß es über die Fans, heute weiß man, dass dies wohl der Beschleuniger der Corona-Epidemie war. Heute beklagt Bergamo Hunderte von Toten, allein in der vergangenen Woche waren es 400. Tragischer könnte es nicht sein.

Was der Sport jetzt braucht, ist eine realistische Einschätzung der Lage und am Ende das Glück, dass die Leute vernünftig sind, Abstand halten und Geisterspiele möglich sind, um die meisten Vereine über Wasser zu halten bzw. zu retten. Ansonsten gilt das Motto: Bleiben Sie gesund!

Wie stark oder schwach sind die Löw- Jungs?

Die Fußball-Welt rätselt und es gibt keine gültige Antwort. Es war die meistgestellte Frage nach den EM-Qualifikationsspielen der deutschen Nationalmannschaft, nach dem 2:4 gegen die Niederlande und nach dem 2:0 in Nordirland: „Wo sehen Sie die deutsche Mannschaft?“ Soll heißen, in der Weltelite oder eher bei den Mitläufern? Die Antwort könnte heißen: Für die Starken zu schwach, für die Schwachen zu stark! Die Löw-Jungs krebsen ja auch in der Weltrangliste derzeit um Platz 15 herum, mal geht es nach oben, mal nach unten.

Der hoffnungsvolle Kader machte im Spiel gegen die Niederlande viele Hoffnungen kaputt. Die Niederländer waren schneller, cleverer, robuster und technisch besser. Es war eine Lehrstunde für die Löw-Jungs und hinterher warb der Bundestrainer um Geduld: „Wir sind in einer Phase Lernens.“ Doch wie lange dauert der Lernprozess? Dabei war die Hoffnung nach guten Spielen und dem 3:2-Sieg in Amsterdam schon groß. Doch die Zweifel an der Qualität bleiben. Die erfahrenen Boateng, Hummels oder Müller wieder zurück zu holen, davon will Löw nichts wissen. Eher fehlt ihm Wirbelwind Sane. Der einzige, der Wirbel macht, ist derzeit Bayern-Stürmer Serge Gnabry, er trifft zuverlässig, glänzt mit Positionswechseln, hat gute Ideen und beim Bundestrainer einen Stein im Brett: „Gnabry spielt immer.“

Dagegen haben einige Spieler Löw im Stich gelassen, die Stützen oder Hoffnungsträger sein sollten. Marco Reus in erster Linie, in beiden Spielen kam er nicht an die Leistung heran, die er in Schwarz-Gelb in Dortmund zeigt. Fremdelt er vielleicht bei Löw? Tino Kroos war nicht der große Halt und Timo Werner andererseits nur ein Schatten seiner selbst und träumte wohl von seinen Bundesliga-Toren, Jonathan Tah stabilisierte die Abwehr nicht, sondern brachte sie durcheinander. Ein Glück, dass wenigstens Torhüter Manuel Neuer wieder seine alte Klasse zeigt. Taktisch ging auch einiges schief, gegen die Niederlande wurde das 2:2 nicht verteidigt, das 2:4 kann noch bitter werden, denn die Niederlande hat jetzt den besseren direkten Vergleich und wird Gruppensieger werden, heißt, Deutschland wird bei der Europameisterschaft 2020 auf jeden Fall einen dicken Brocken in die Vorrunden-Gruppe zugelost bekommen.

Das Deutschland bei der EM 2020 dabei ist, davon darf man ausgehen,. Die Schadensbegrenzung ist gelungen, der 2:0-Sieg in Belfast öffnete die Tür, schließlich haben die Nordiren noch zweimal die Niederlande vor der Brust und eventuell am 19. November ein Endspiel um Platz zwei in Deutschland. Löws Jungs müssen außerdem noch in Estland und gegen Weißrussland antreten. Für die Schwachen sind sie ja zu stark. Was aber für die nächsten Spiele wichtig ist (zum Beispiel am 9. Oktober gegen Argentinien): Wir wollen eine Weiterentwicklung sehen, Herr Bundestrainer!

Der erste Schlager der Bundesliga

Am kommenden Wochenende werden wir aber wieder gebannt auf die Bundesliga blicken, denn da steht auch der erste große Schlager an: Wenn sich am Samstag, 14- September, um 18.30 Uhr in einem wahren Spiel des Tages RB Leipzig und Bayern München, also Erster und Zweiter, gegenüberstehen, dann werden erstmals die Karten auf den Tisch gelegt. Haben die Bayern das Zeug zum achten Titel in Folge bzw. ist Leipzig (einzige Mannschaft mit drei Siegen) im Kampf um die Meisterschaft neben den Bayern und Dortmund wirklich der Dritte im Bunde? Das Umschaltspiel der Leipziger könnte den Bayern weh tun, die zudem meist nach Länderspielpausen schwächeln und mit dem neuen Star Coutinho nach seinen Länderspieleinsätzen für Brasilien nur bedingt rechnen können. Aber zwischen Leipzig und den Bayern ging es meist eng her, in der letzten Saison hieß es 0:0 und 1:0 für die Bayern. Dortmund hat übrigens Bayer Leverkusen zu Gast, das nächste Duell zweier Spitzenteams.

Aber auch am Tabellenende steht ein Schlagerspiel an: Schlusslicht Mainz erwartet den Vorletzten Hertha BSC, es ist das Duell der Enttäuschten. Hier will jeder die Wende zum Guten schaffen. Mainz erhoffte sich schließlich eine Saison ohne Zittern, in Berlin wurde eher nach oben als nach unten geguckt. Vorerst Pustekuchen. Es sind ja aber auch erst drei Spieltage absolviert, vier weitere stehen an, bevor es wieder in eine Länderspielpause geht. Dann sind wir schon wieder um einige klüger.

Der Traum von Olympia

In den letzten Tagen war auch die Basketball-Nationalmannschaft im Gespräch, die im fernen China bei der Weltmeisterschaft allerdings eine große Enttäuschung erlebte und dennoch mit Hoffnung nach Hause flog. Die Fußball- und Basketballteams vereint dies: Zwei hoffnungsvolle Mannschaften, die von einer glorreichen Zukunft träumen, aber die bittere Wahrheit des aktuellen Scheiterns in der Gegenwart verdauen müssen. Derzeit heißt es bei beiden: Für die Starken zu schwach, für die Schwachen zu stark.

Im Fußball gibt es den Traum vom Gewinn der Europameisterschaft, im Basketball den Traum von Olympia. Das war der versöhnliche Abschluss von Dennis Schröder und Co.: Die Teilnahme an den Qualifikationsturnieren wurde geschafft, aber die Hürden sind hoch. In den Sechser-Gruppen schafft nur der Gruppensieger das Ticket für Tokio 2020 und große Kaliber vom Format von Griechenland, Litauen, Italien und Brasilien sind dabei. Was den Unterschied von Fußball und Basketball ausmacht: Im Fußball scheint der Teamgeist zu stimmen, im Basketball gibt es Zweifel, zumal der NBA-Star Dennis Schröder eine Art Eigenleben spielt. Das sind keine guten Aussichten für die Erfüllung eines Traumes und bedeutet viel Arbeit für Bundestrainer Hendrik Rödl. Mit Medaillenträumen im Gepäck war man schließlich auch nach China geflogen!

Dirk Nowitzki ist der Größte

Der Mensch allgemein strebt immer nach dem Größten, nach dem Besten und wird im Laufe der Zeit immer unzufriedener, weil er es nicht erreichen kann. Zum Sport aber gehört das Streben nach dem Großen, dem Besten dazu, schließlich geht es um Bestleistungen und Meisterschaften. Zum Sport gehört aber auch das ewige Spielchen, wer ist eigentlich der oder die Größte oder Beste gewesen, wer hat den deutschen Sport am besten vertreten?

Eigentlich ist die Antwort einfach: Dirk Nowitzki ist im deutschen Sport der Größte. Am Mittwoch ging eine Basketball-Karriere zu Ende, die in Deutschland die Masse nicht von den Sitzen gerissen hat, die aber im Vergleich zu anderen Sport-Legenden einen bemerkenswerten Vorteil aufweist: Nowitzki war international anerkannt, er war in seinem Sport einer der Größten und Amerika lag ihm zu Füßen. Er war der beste Botschafter Deutschlands.

Natürlich gibt es viele deutsche Sport-Legenden, deren man sich immer gern erinnern kann. Am spektakulärsten waren vielleicht die Tennis-Stars Steffi Graf und Boris Becker, die für eine gewisse Zeit aus dem Fußball-Land Deutschland ein Tennis-Land machten. Aber sie waren Einzelsportler, während Dirk Nowitzki ein typischer Mannschaftssportler war, der mit seinem Können seine Mannschaft zum größtmöglichen Erfolg brachte. Dabei stach vor allem eines hervor: Der gebürtige Würzburger war der Star, aber er war auch der Diener im Team.

Davon profitierten die Dallas Mavericks in der nordamerikanischen NBA 21 Jahre lang. Nowitzki wurde nicht nur für seine Leistungen und seine Erfolge gefeiert, sondern vor allem für seine Menschlichkeit, sein bescheidenes Auftreten und seine so seltene Treue zu seinem Verein. „41.21.1“ waren die Kennziffern seines Abschieds: 41 die Rückennummer (und ab 19. Juni auch sein Alter), 21 Jahre bei den Dallas Mavericks und 1 dafür, dass er seine ganze NBA-Karriere lang bei einem Verein blieb. Die Mavs liebte er und die Fans liebten ihn, weil er auch auf Geld verzichtete, damit der Klubs sich verstärken konnte. So schaffte es der 2,13 m große Würzburger eine Mannschaft, die zu den schwächsten in Amerika gehörte, zum Titel zu führen. 2011 war dies, das wohl beste Jahr in seiner Karriere, als er auch zum besten Spieler der Finalserie gewählt wurde. Er hatte seinen Traum erfüllt, der blieb aber einzigartig. Eine Wiederholung dieses „Wunders“ schafften Nowitzki und die Mavericks nicht mehr.

Nowitzki aber stieg zu den Größten im Basketball auf, er wurde zu einem der größten Spieler der letzten 30 Jahre. Seine Rekorde sind nicht aufzuzählen, erster Meilenstein war, dass er in der Saison 2006/07 als erster Europäer zum wertvollsten Spieler einer Spielzeit gewählt wurde und mit 31540 Punkten ist er der Sechstbeste Korbjäger der NBA-Geschichte. Als er 1998 die Bühne in Dallas betrat, konnte dies keiner ahnen. Als er sich verabschiedete, verneigten sich auch die Fans in den Hallen der Gegner. Nowitzki waren allen ein Freund.

Dem deutschen Basketball ging der Größte leider ein wenig verloren. Seine Auftritte in der Nationalmannschaft waren nicht von dem Erfolg gekrönt, die seinem Können entsprach. Er opferte dafür seine Erholungszeit in der NBA-Pause, weil er sich dem Nationalteam verpflichtet fühlte. Auch dies zeigt seine Einstellung. Als Fahnenträger der deutschen Olympia-Mannschaft bei den Sommerspielen 2008 in Peking hat er auch hier eine Duftmarke gesetzt.

Dirk Nowitzki will sich erst einmal ausruhen und seinen geschundenen Körper pflegen. Der Körper war es, der ihm den Abschied vom Leistungssport signalisierte. Nun kann er sich seiner Familie widmen, seiner Frau Jessica und den Kindern Malaika (5), Max (4) und Morris (2 ½). Arbeitslos wird nun sein Trainer und Mentor Holger Gschwindner, der ihn entdeckte, förderte und zu Höchstleistungen führte, vor allem mit einem ausgeklügelten Sommertraining, dass den einst schmächtigen Würzburger Burschen zu einer Ikone des Basketballs machte. Und nicht nur das, Dirk Nowitzki ist wohl der Größte im deutschen Sport. Nicht nur durch seine Erfolge, sondern auch durch sein Auftreten, seine Bescheidenheit. Ein Vorbild für die Jugend.

Die Wahrheit nach dem Handball-Märchen oder – es war einmal…

Kinder lieben Märchen, bis sie später mal erfahren, dass das alles nicht so stimmt und hinter den Märchen eine oft bittere Wahrheit steckt. Sportler lieben auch Märchen und sie wollen, dass diese Märchen nie enden mögen. Aber auch bei ihnen gibt es eine bittere Wahrheit, die wohl auch der Deutsche Handball-Bund nach dem Märchen bei der Weltmeisterschaft wieder erleben wird, egal ob das WM-Märchen mit dem Titelgewinn endet oder nicht.

Die bittere Wahrheit ist, dass die anderen Mannschaftssportarten gegen „König Fußball“ einfach nicht ankommen, dass sie zwar bei erfolgreichen Meisterschafts-Turnieren durchaus die Deutschen Sportfans wachrütteln können („Huch, es gibt ja noch etwas anderes als Fußball“), aber danach kehrt der Alltag zurück. Dann heißt es wieder „Handball, wo kann man das eigentlich schauen? Die WM war toll, aber jetzt interessiert es mich eigentlich nicht mehr.“ Es ist das alte Lied und es wird wieder neu gesungen werden, ob Handball, Basketball oder Eishockey, sie schaffen es einfach nicht, dauerhaft ins Bewusstsein der Sportfans zu gelangen. Oder nehmen wir Hockey, ein erfolgreicher Verband mit vielen Titelgewinnen. Doch wer nimmt dies wirklich wahr?

Die Wahrheit nach dem Handball-Märchen wird wieder sein, dass die Funktionäre nach Mitteln und Wegen suchen, ihre Sportart bekannter zu machen, dass sie aber nach einigen Fehlschlägen wieder resignieren und in die altbekannten Muster zurückfallen werden. Was bleibt, ist eine schöne Erinnerung an das Märchen, mehr aber auch nicht. Allerdings haben sich dies die Funktionäre zum Teil auch selbst eingebrockt, nicht nur national, im Handball vor allem auch international. Da gab es Ärger mit den Übertragungsrechten für das Fernsehen, die an einen arabischen Sender gingen, der danach zu hohe Lizenzgebühren verlangte. Da sagten ARD und ZDF in den letzten Jahren dankend ab, Handball verschwand im Pay-TV oder wurde gar nicht übertragen. Aufmerksamkeit ist so nicht zu erzielen. Die Dollar-Zeichen in den Augen verhinderten den Weitblick.

Auch das Eishockey hat dies schon mitgemacht bzw. mitgelitten. Eigentlich ist der schnellste Mannschaftssport der Welt eine attraktive Sportart, wenn auch nicht unbedingt für TV-Übertragungen geeignet. Der kleine Puck ist das Übel und alle Bemühungen, ihn auf dem Bildschirm deutlicher zu machen (mit einem Lichtpuck zum Beispiel) scheiterten. Dennoch war Eishockey im Fernsehen gut präsent, verkaufte sich nach der Gründung der Deutschen Eishockey-Liga, als der Sport mehr professionalisiert werden sollte, aber ans Pay-TV. Auch hier ging also Geld vor Vernunft. Langfristiges Denken? Fehlanzeige. Heute das Märchen, morgen das Wehklagen.

Damals war es so, dass sich ARD und ZDF in den Schmollwinkel zurückzogen und von Eishockey gar nichts mehr wissen wollten. Ein schwerer Rückschlag für die Sportart. Und als über die 2. Bundesliga die Fronten wieder aufzuweichen schienen, da waren die Vereinsfunktionäre erneut zu kurzsichtig. Es gab in den Dritten Programmen der ARD an einem Samstag am Nachmittag vier verschiedene Begegnungen der 2. Bundesliga live, die Sender waren für eine Wiederholung offen, doch die Vereine machten nicht mit. Zu strapaziös am Freitag und wieder am Samstag zu spielen, Verlegungen waren nicht möglich. Engstirnig wurde eine Chance für die Zukunft verspielt. Der Fußball lachte sich ins Fäustchen.

Und so sieht die bittere Wahrheit heute aus: Sport 1 hat zum Beispiel bei Spielen der viertklassigen Regionalliga im Fußball mehr Zuschauer als es früher bei der Handball-Bundesliga war. Und der Pay-TV-Sender Sky, der heute die Rechte an der Handball-Bundesliga hat, ist mit den Einschaltquoten nicht glücklich, sie dümpeln bei 200.000 bis 400.000 dahin. Kein Vergleich zur Weltmeisterschaft also, wo Handball die Hitlisten stürmt und den Fußball schlägt, über zehn Millionen bangten in Deutschland mit den Handball-Helden, die für ein paar Tage oder Wochen Helden bleiben werden, ob Weltmeister oder nicht. Danach gehört das Feld wieder dem Fußball. Die bittere Wahrheit nach dem Märchen. Auch im Handball wird man sich wieder erzählen: „Es war einmal…“.

Keine Konkurrenz für den Fußball

Die Entscheidung des Tennis-Weltverbandes, den traditionsreichen Davis Cup praktisch abzuschaffen, ist typisch, wie die Funktionäre vieler Weltverbände denken und warum es keine Sportart schafft, zu einem echten Konkurrenten für den Giganten Fußball zu werden. Verbände und Funktionäre sehen nur das Geld, verkaufen die Tradition und die Seele ihres Sports. Der Fan wendet sich mit Grausen.

Gut, abgeschafft ist der Davis Cup nicht, er wird in einer neuen Form ausgetragen, aber geblieben ist eigentlich nur der Name. Der Wettbewerb zieht sich nicht mehr über die Saison hindurch, mit wechselndem Heim- und Auswärtsrecht, womit er immer wieder im Gespräch ist, sondern soll in kompakter Form innerhalb einer Woche durchgeführt werden. Der Davis Cup verkommt praktisch zu einem Turnier unter vielen. Möglich machte dies ein finanziell unverschämtes Angebot der Firma Kosmos, hinter der Milliardäre aus Japan und den USA stecken und deren Kopf der spanische Fußball-Profi Gerard Piqué vom FC Barcelona ist. Der umstrittene ITF-Boss David Haggerty leitete den Deal in die Wege, der dem Verband jährlich drei Milliarden Dollar für 25 Jahre bringt.

Die einzige richtige Antwort hatte der Davis-Cup-Sieger von 1993, Michael Stich, parat: „Den Davis Cup wird es in der Form, wie wir sie kennen, nun nie wieder geben, und 118 Jahre werden der Geldgier von Personen geopfert, die keinen Respekt vor Historie und Tradition haben.“

Nun steht Tennis mit der Geldgier nicht alleine da. Auch andere populäre Verbände, die das Zeug dazu hätten, dem Fußball Paroli zu bieten, haben ihre Seele verkauft und sich im Kampf um die Moneten zerstritten. Nehmen wir das Beispiel Basketball in Europa. Da sagten sich schon 2000 einige Spitzenklubs vom Weltverband bzw. Europas Verband los und gründeten ihre eigene Europa Liga. Es ging, natürlich, um Macht und Geld. Die Euroleague (offiziell Turkish Airlines EuroLeague) ist nun die bedeutendste Liga in Europa, gleichzeitig aber so etwas wie eine geschlossene Gesellschaft. Der traditionsreiche Europapokal der Landesmeister war gestorben. Die Klubs der ULEB gingen sogar noch weiter und installierten darunter noch den Eurocup. Der Weltverband FIBA reagierte mit verschiedenen Gegenmaßen und bietet jetzt die Champions League als Gegenstück an. Leider ist die Champions League, dem Namen nach der Spitzen-Wettbewerb, nur zweitklassig, dazu gibt es den FIBA-Europe Cup. Wer soll sich da noch auskennen?

Ähnlich sieht es beim Handball aus. Da streiten sich die Verbände vor allem um Termine, werden die Spieler in unnötige Wettbewerbe gehetzt und Fernsehrechte für viel Geld vergeben, die keine flächendeckende Übertragung garantieren. Wie soll da eine Sportart populär werden oder bleiben? Ein schlimmes Beispiel gab es in der vergangenen Saison, als Europas Verband und der Deutsche Handball-Bund auf Termine keine Rücksicht nahmen und der Fall eintrat, dass ein Klub gleichzeitig auf Europas Bühne und in der Bundesliga antreten musste. Eine Schande. So wurde die internationale Aufgabe mit einer zweiten Mannschaft wahrgenommen. Im Januar richten Deutschland und Dänemark die Handball-Weltmeisterschaft aus, doch die Übertragung im Free-TV ist fraglich, nachdem es schon 2015 und 2017 im öffentlich-rechtlichen Fernsehen schwarze Bildschirme gegeben hatte. Die Agentur, die der Weltverband beauftragt hat, steckt offenbar in finanziellen Schwierigkeiten, die TV-Sender finden keinen Ansprechpartner. Bei den Verhandlungen dominierte beim Weltverband wohl Geldgier vor Seriosität. So muss der Fußball keine Konkurrenz fürchten.

Dabei macht es der Fußball seinen Konkurrenten eigentlich leicht, denn seine Funktionäre tun im Weltverband bekanntlich auch alles, um den Sport in Misskredit zu bringen. Aber der Fußball ist weltweit inzwischen so populär, dass er einfach nicht totzukriegen ist. So kann sich die FIFA sogar lachhafte Entscheidungen leisten. Im neuen Regelwerk kommt das Wort Korruption nicht mehr vor, der Tatbestand also, der dem Fußball-Weltverband Sorgen bereitete und zahlreiche Funktionäre vor Gericht brachte. Die Lösung war einfach und genial: Streichen wir das Wort Korruption, gibt es keine Korruption mehr. Die Gelder werden allerdings weiterhin fließen.

2017 wird das Jahr der Funktionäre, nicht das der Sportler

 

Für den Spitzensport ist 2017 ein sogenanntes „Zwischenjahr“, es stehen weder Olympische Spiele noch Großereignisse wie Welt- und Europameisterschaften im Fußball an. Dennoch könnte 2017 ein bedeutendes Jahr für den Sport werden, wenn, ja wenn die Sportfunktionäre ein Herz für den Sport und Fans zeigen würden und in ihren Entscheidungen nicht dem Ruf des Geldes folgen. Diesbezüglich wird 2017 also das Jahr der Funktionäre, nicht das der Sportler. Ob es ein bedeutendes Jahr wird, entscheidet sich also am „grünen Tisch“.

Geprägt wird das neue Jahr wohl vor allem wieder durch die Diskussion um das Doping. Russland steht mit dem (vom Land selbst verleugneten) Staatsdoping weiter am Pranger und wir warten auf Entscheidungen. Doping wird auch bei den Großveranstaltungen weiter eine Rolle spielen. Es geht aber auch um die Zukunft der großen Turniere im Fußball, wo der neue FIFA-Präsident Gianni Infantino die Reklametrommel für größere Teilnehmerfelder rührt. Bereits im Januar soll es da erste Entscheidungen geben. Aber auch das IOC muss sich Gedanken um seine Zukunft und die der Olympischen Spiele machen. 2016 war typisch. Brasilien feierte seine Spiele und erleidet jetzt einen olympischen Kater. Das darf es in Zukunft nicht mehr geben, der Sport darf nicht zum Ruin eines Staates beitragen. Hoffnung hat der Sport-Grantler aber nur wenig, dass die Vernunft künftig die Oberhand behält.

Typisches Beispiel ist der Welt-Fußballverband FIFA, der jetzt hat untersuchen lassen, welche Turnier-Form den größten Gewinn verspricht. Angeblich könnte ein Turnier mit 48 Nationen, unterteilt in 16 Dreier-Gruppen, die größten Einnahmen erzielen. Eine Steigerung von 5,5 auf 6,5 Milliarden US-Dollar wäre angeblich möglich. Die Dollar-Zeichen glänzen in den Augen der Funktionäre, die sportliche Qualität und der Anreiz für die Fans spielen mit Sicherheit nur eine untergeordnete Rolle.

Großen Sport wird es aber auch ohne Großereignisse an 2017 geben. Der Wintersport feiert seinen WM-Winter wie immer in ungeraden Jahren. Die großen Tennis- und Golf-Turniere stehen wie jedes Jahr an, wobei der prestigeträchtige Ryder-Cup der Golfer erst wieder 2018 in Paris ausgetragen wird. Dazu gibt es wie immer Formel 1, die Tour de France und die Motorrad-WM.

Verschiedene Welt- und Europameisterschaften werden ihr Interesse finden. Den Anfang macht die Handball-Weltmeisterschaft vom 11. – 29. Januar in Frankreich, wobei die deutschen Fans wohl buchstäblich in die Röhre gucken, weil es im Free-TV wohl keine Fernsehbilder zu sehen gibt. Dabei gehört Deutschland als Europameister mit zu den WM-Favoriten. Im Mai schließt sich die Eishockey-Weltmeisterschaft in Deutschland (Köln) und Frankreich (Paris) an. Der Deutsche Eishockey-Bund erhofft sich positive Schlagzeilen mit Übertragungen bei Sport1. Die Leichtathletik-WM folgt vom 4. – 13. August in London, die Basketballer spielen ihre Europameisterschaft vom 30. August bis 17. September gleich in vier Ländern, nämlich Finnland, Israel, Rumänien und der Türkei. Ob das ein echtes Turnier mit entsprechender Stimmung wird?

Der Fußball ist nicht außen vor und bietet kleinere Turniere, die durchaus Interesse finden werden. Der Confed-Cup vom 17. Juni bis 2. Juli in Russland gilt als Generalprobe für die Weltmeisterschaft 2018. Davon will Bundestrainer Joachim Löw allerdings nichts wissen, er will eher junge Spieler testen. Dabei werden die Trainer beratschlagen, welches Talent sich bei Löw bewähren darf und wer mithelfen soll, Deutschland U21 zum Titel zu führen. Bei der Europameisterschaft der U21 vom 16. – 30. Juni in Polen will Deutschland ganz vorne landen. Das geht aber nur, wenn der neue Bundestrainer Stefan Kuntz seine beste Mannschaft aufbieten kann. Kein Kompetenzgerangel gibt es bei den Frauen, da steht die neue Bundestrainerin Steffi Jones bei der Europameisterschaft vom 16. Juli bis 6. August in den Niederlanden vor ihrer ersten großen Bewährungsprobe.

Also, auch das Sportjahr 2017 kann sich sehen lassen, wir werden Jubel und Enttäuschungen erleben, großen Sport, leider wohl aber auch wieder Lug und Trug, so wie im richtigen Leben halt auch. Wünschen wir den Funktionären den Weitblick, den Spitzensport in eine gute Zukunft zu führen.

Sport in Deutschland: Fußball, Fußball, Fußball, Fußball

 

Viele Sportfunktionäre regen sich in Deutschland auf, wenn sie nicht gerade im Fußball tätig sind: „In Deutschland gilt ja nur der Fußball.“ Das bezieht sich vor allem auf die öffentliche Wahrnehmung in den Medien, speziell Fernsehen und Zeitungen. Die Begeisterung für den Fußball wird im Fernsehen vor allem an den Einschaltquoten festgemacht, in den Tageszeitungen nimmt der Fußball breiten Raum, alles andere sieht sich in der Kategorie „unter ferner liefen“. Der Beweis ist erbracht: Sport in Deutschland ist Fußball, Fußball, Fußball, Fußball.

Nummer 1 Fußball: Die Bundesliga steht natürlich ganz oben, für die Übertragungsrechte wird jetzt wohl die Milliarden-Grenze gesprengt, der Bezahlfernsehsender Sky lebt vor allem vom Fußball, die Sportschau am Samstag ist ebenso Kult wie Radio-Reportagen am Nachmittag mit der berühmten Konferenzschaltung, die Sky auf den Bildschirm übernommen hat.

Nummer 2 Fußball: Die 2. Bundesliga steht zwar im Schatten des Oberhauses, aber der Sender Sport1 möchte auf sie nicht verzichten, das Abendspiel am Montag ist fester Bestandteil und es gibt Kritik, dass die Bundesliga diesen Tag künftig fünfmal für sich beanspruchen wird.

Nummer 3 Fußball: Die 3. Liga hat sich als „Vorläufer“ für die Bundesliga am Samstag in der Sportschau etabliert, die Einschaltquoten sind beachtlich.

Nummer 4 Fußball: Selbst die Regionalliga hat Aufnahme im Fernsehen gefunden, Sport1 hat mit Übertragungen gute Erfahrungen gemacht und will den Amateuren weiterhin eine Plattform bieten. Da wurde sogar die ARD aufmerksam, die am Samstag, 28. Mai, jetzt einen „Finaltag der Amateure“ ins Programm gehoben hat. Von 12.30 Uhr bis 20.00 Uhr gibt es in Konferenzschaltungen 17 Finalspiele des Länderpokals. Da fragen sich andere Sportarten: Gibt es nur Fußball, Fußball, Fußball, Fußball?

Vor allem die anderen Mannschaftssportarten leiden. Die Bundesliga im Handball wird gern als „die beste Liga der Welt“ bezeichnet, doch die Wahrnehmung in der breiten Öffentlichkeit ist gering. Basketball bekam Aufmerksamkeit durch das Mitwirken des FC Bayern München, aber ansonsten ist allein NBA-Star Dirk Nowitzki eine Notiz wert. Eishockey steht noch weiter hinten dran, selbst die Weltmeisterschaft in den letzten Wochen bekam kaum Aufmerksamkeit. Woran das liegt? Die Vereine sind nicht bekannt, geschweige denn die Spieler. Der Fernsehsender Sport1 hat die Erfahrung gemacht, dass die Regionalliga im Fußball mehr Zuschauer findet als Handball und Basketball. Im Schnitt wurden 470.000 Zuschauer erreicht, beim Handball sind es 250.000, beim Basketball gerade mal 100.000. Diese Zahlen zählen.

Im Fußball zählt offensichtlich Tradition, denn viele Klubs der Regionalliga haben eben einen guten Namen, stehen für eine zum Teil glorreichen Vergangenheit: Geballt im Südwesten mit Waldhof Mannheim, Kickers Offenbach, Eintracht Trier, 1. FC Saarbrücken, Hessen Kassel, Wormatia Worms, im Westen beeindruckten früher Rot-Weiß Essen, Alemannia Aachen, Viktoria Köln oder Wattenscheid 09, im Norden sorgten der VfB Oldenburg oder SV Meppen schon für Furore, im Süden Jahn Regensburg, Wacker Burghausen und Vikoria Aschaffenburg. Sage keiner Namen sind nur Schall und Rauch, sie zählen.

Einen Ausweg aus diesem Dilemma gibt es für die anderen Sportarten nicht. Sie können nur mal kurz aus dem Schatten des Fußballs treten, wie der Handball, als die Nationalmannschaft Europameister wurde und rund 13 Millionen vor die Bildschirme holte. Die Begeisterung färbte auf die Liga nicht ab. Im Winter füllen Skisport und Biathlon die Lücke, die der Fußball mit der Winterpause hinterlässt. Aber selbst in dieser Zeit können sich Handball, Basketball, Volleyball und Eishockey nicht in den Vordergrund spielen. Ein Problem, das sie schon ewig aus der Welt schaffen wollen, aber Lösungen wurden bis heute nicht gefunden. Es bleibt halt bei Fußball, Fußball, Fußball, Fußball. Und dabei hat der Sport-Grantler die Fußball-Nationalmannschaft sogar noch außen vor gelassen. Bei Welt- und Europameisterschaften werden bei den Einschaltquoten Rekorde erzielt. Selbst das Pokalfinale zwischen Bayern München und Borussia Dortmund am Samstag sorgte für einen Rekord, 1379 Millionen saßen im Schnitt vor den TV-Geräten, 18 Millionen waren es in der Spitze. Keine andere Sendung hatte in diesem Jahr mehr Zuschauer. Die Deutschen lieben halt den Fußball.