2017 wird das Jahr der Funktionäre, nicht das der Sportler
von knospepeter
Für den Spitzensport ist 2017 ein sogenanntes „Zwischenjahr“, es stehen weder Olympische Spiele noch Großereignisse wie Welt- und Europameisterschaften im Fußball an. Dennoch könnte 2017 ein bedeutendes Jahr für den Sport werden, wenn, ja wenn die Sportfunktionäre ein Herz für den Sport und Fans zeigen würden und in ihren Entscheidungen nicht dem Ruf des Geldes folgen. Diesbezüglich wird 2017 also das Jahr der Funktionäre, nicht das der Sportler. Ob es ein bedeutendes Jahr wird, entscheidet sich also am „grünen Tisch“.
Geprägt wird das neue Jahr wohl vor allem wieder durch die Diskussion um das Doping. Russland steht mit dem (vom Land selbst verleugneten) Staatsdoping weiter am Pranger und wir warten auf Entscheidungen. Doping wird auch bei den Großveranstaltungen weiter eine Rolle spielen. Es geht aber auch um die Zukunft der großen Turniere im Fußball, wo der neue FIFA-Präsident Gianni Infantino die Reklametrommel für größere Teilnehmerfelder rührt. Bereits im Januar soll es da erste Entscheidungen geben. Aber auch das IOC muss sich Gedanken um seine Zukunft und die der Olympischen Spiele machen. 2016 war typisch. Brasilien feierte seine Spiele und erleidet jetzt einen olympischen Kater. Das darf es in Zukunft nicht mehr geben, der Sport darf nicht zum Ruin eines Staates beitragen. Hoffnung hat der Sport-Grantler aber nur wenig, dass die Vernunft künftig die Oberhand behält.
Typisches Beispiel ist der Welt-Fußballverband FIFA, der jetzt hat untersuchen lassen, welche Turnier-Form den größten Gewinn verspricht. Angeblich könnte ein Turnier mit 48 Nationen, unterteilt in 16 Dreier-Gruppen, die größten Einnahmen erzielen. Eine Steigerung von 5,5 auf 6,5 Milliarden US-Dollar wäre angeblich möglich. Die Dollar-Zeichen glänzen in den Augen der Funktionäre, die sportliche Qualität und der Anreiz für die Fans spielen mit Sicherheit nur eine untergeordnete Rolle.
Großen Sport wird es aber auch ohne Großereignisse an 2017 geben. Der Wintersport feiert seinen WM-Winter wie immer in ungeraden Jahren. Die großen Tennis- und Golf-Turniere stehen wie jedes Jahr an, wobei der prestigeträchtige Ryder-Cup der Golfer erst wieder 2018 in Paris ausgetragen wird. Dazu gibt es wie immer Formel 1, die Tour de France und die Motorrad-WM.
Verschiedene Welt- und Europameisterschaften werden ihr Interesse finden. Den Anfang macht die Handball-Weltmeisterschaft vom 11. – 29. Januar in Frankreich, wobei die deutschen Fans wohl buchstäblich in die Röhre gucken, weil es im Free-TV wohl keine Fernsehbilder zu sehen gibt. Dabei gehört Deutschland als Europameister mit zu den WM-Favoriten. Im Mai schließt sich die Eishockey-Weltmeisterschaft in Deutschland (Köln) und Frankreich (Paris) an. Der Deutsche Eishockey-Bund erhofft sich positive Schlagzeilen mit Übertragungen bei Sport1. Die Leichtathletik-WM folgt vom 4. – 13. August in London, die Basketballer spielen ihre Europameisterschaft vom 30. August bis 17. September gleich in vier Ländern, nämlich Finnland, Israel, Rumänien und der Türkei. Ob das ein echtes Turnier mit entsprechender Stimmung wird?
Der Fußball ist nicht außen vor und bietet kleinere Turniere, die durchaus Interesse finden werden. Der Confed-Cup vom 17. Juni bis 2. Juli in Russland gilt als Generalprobe für die Weltmeisterschaft 2018. Davon will Bundestrainer Joachim Löw allerdings nichts wissen, er will eher junge Spieler testen. Dabei werden die Trainer beratschlagen, welches Talent sich bei Löw bewähren darf und wer mithelfen soll, Deutschland U21 zum Titel zu führen. Bei der Europameisterschaft der U21 vom 16. – 30. Juni in Polen will Deutschland ganz vorne landen. Das geht aber nur, wenn der neue Bundestrainer Stefan Kuntz seine beste Mannschaft aufbieten kann. Kein Kompetenzgerangel gibt es bei den Frauen, da steht die neue Bundestrainerin Steffi Jones bei der Europameisterschaft vom 16. Juli bis 6. August in den Niederlanden vor ihrer ersten großen Bewährungsprobe.
Also, auch das Sportjahr 2017 kann sich sehen lassen, wir werden Jubel und Enttäuschungen erleben, großen Sport, leider wohl aber auch wieder Lug und Trug, so wie im richtigen Leben halt auch. Wünschen wir den Funktionären den Weitblick, den Spitzensport in eine gute Zukunft zu führen.