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Tag: Champions League

Die Nations League ist ein Spiel mit dem Feuer

Liebe Leserinnen und Leser, wissen Sie, wann die Fußball-Nationalmannschaft zum letzten Mal gespielt hat? Nein? Kein Wunder, dann müssten Sie ein wandelndes Archiv sein. Es war der 19. November 2019, als Deutschland in Frankfurt 6:1 gegen Nordirland gewann. Es sollte im März 2020 weitergehen und im Sommer stand eigentlich auch die Fußball-Europameisterschaft auf dem Programm. Pustekuchen. Jemand war dagegen, Covid 19 veränderte das tägliche Leben und stoppte auch den Fußball. Die nationalen Ligen unterbrachen ihre Punktrunden und an Länderspiele war gleich gar nicht zu denken. Bundestrainer Joachim Löw hatte das Leben eine Frührentners.

Doch so wie die Vereine, so brauchen auch die Verbände Geld. Die Nationalmannschaften sollen nicht in Vergessenheit geraten, auch wenn die EM auf 2021 verschoben wurde, Länderspiele soll und muss es wieder geben, denn Geld fließt nur durch Werbung und TV-Einnahmen. Trotz Corona-Pandemie weltweit gibt es im Herbst noch drei Länderspiel-Fenster im Spielplan, jetzt im September, im Oktober und November. Die EM wurde abgesagt, aber die Nations League wird stattfinden. Dabei ist dies für die UEFA und die Beteiligten angesichts der weiter vorhandenen Infektionen mit Covid-19 ein Spiel mit dem Feuer. Im Gegensatz zu den Finalturnieren von Champions League und Europa League können hier Mannschaften und Spieler nicht in einer Blase leben, abgeschottet von Fans und Corona. Zwar wird größtenteils ohne Zuschauer gespielt, teilweise allerdings schon. Rücksichtsvoll hat die FIFA für die Vereine eine Abstellungspflicht aufgehoben, wenn Spieler in Länder reisen sollen, für die eine Reisewarnung ausgerufen wurde. Doch die Regierungen sehen die Gefahren unterschiedlich, Chaos und Ärger sind vorprogrammiert.

Dazu kommt, dass durch die Verschiebung der Saison 2019/20 in den Sommer hinein die Saison 20/21 später beginnt und für Spieler und Vereine eine Terminhatz sondergleichen ohne Winterpause stattfinden wird. Länderspiele bedeuten eine zusätzliche Belastung, auf die eigentlich verzichtet werden könnte, wenn da eben nicht die Einnahmen und das Image wären. Bayerns Nationalspieler stehen vor 57 Spielen in rund 250 Tagen! So war es mit einem Blick in die Zukunft vernünftig, dass Bundestrainer Löw für die Maßnahme im September auf die Münchner Triple-Sieger verzichtet. Neuer, Kimmich, Goretzka und Gnabry können Urlaub machen, ebenso die Leipziger Klostermann und Halstenberg, die in der CL beschäftigt waren. Gesundheit geht vor Erfolg in der Nations League, die eigentlich anstelle von uninteressanten Länderspielen zu einem ernsten Wettbewerb werden sollte, für den Bundestrainer nun doch vor allem der Talentsichtung dient.

Das Aufgebot für die Spiele gegen Spanien (Donnerstag in Stuttgart) und die Schweiz (Sonntag in Basel) erinnert eher an eine B-Mannschaft, weil auch noch Torhüter ter Stegen nach Operation fehlt. So muss die zweite Garde der Torhüter ran, Kevin Trapp (Frankfurt), Bernd Leno (Arsenal, nach Verletzung ohne Spielpraxis) und Oliver Baumann (Hoffenheim), für den sich mit 30 Jahren ein Traum erfüllt, einmal bei der Nationalmannschaft zu sein. Neulinge sind auch Robin Gosens und Florian Neuhaus (Gladbach). Die Augen werden vor allem auf Gosens gerichtet sein, der in Deutschland im Fußball nie auffiel, jetzt aber bei Atalanta Bergamo für Furore sorgte. Seine Berufung ist nur logisch. Mit dabei sind auch die Münchner Sané und Süle, die eher Spielpraxis brauchen und nicht im Urlaub weilen. Mal sehen, ob die Nationalmannschaft Freude machen kann, nachdem von einer konzentrierten Vorbereitung keine Rede sein kann. Ein paar Tage reichen nicht, damit alle Räder ineinandergreifen. Auch sportlich also ein Spiel mit dem Feuer, zumal die DFB-Elf in der Nations League noch ohne Sieg ist.

Das Aufgebot: Torhüter: Trapp (Frankfurt), Leno (Arsenal), Baumann (Hoffenheim). – Abwehr: Kehrer (Paris), Gosens (Bergamo), Ginter (Gladbach), Tah (Leverkusen), Schulz (Dortmund), Süle (Bayern), Rüdiger (Chelsea), Koch (Freiburg). – Mittelfeld/Sturm: Neuhaus (Gladbach), Draxler (Paris), Kroos (Real), Werner (Chelsea), Brandt, Can (Dortmund), Waldschmidt (Benfica), Havertz (Leverkusen), Sané (Bayern), Serdar (Schalke), Gündogan (ManCity).

Erster Wahl-Sieg für Lewandowski

Die Bayern können Urlaub machen und gewinnen trotzdem! Bei der Wahl zum „Fußball des Jahres“ trumpften natürlich die Triple-Gewinner auf. Die Wahl wird vom kicker organisiert, die deutschen Sportjournalisten geben ihr Votum ab. Für Bayern-Torjäger Robert Lewandowski war es schon mal ein guter Test, er gewann haushoch mit 276 Stimmen vor seinen Vereinskollegen Thomas Müller (54) und Joshua Kimmich (49). So hätte es der Pole gern, wenn es auch um den „Weltfußballer des Jahres“ geht. Zuletzt hatten dort Cristiano Ronaldo und Lionel Messi dominiert. Joachim Löw bringt allerdings noch einen anderen Kandidaten ins Spiel: Nationaltorhüter Manuel Neuer. Der hätte diese Ehrung eigentlich schon 2014 verdient gehabt, als er vor allem bei der Weltmeisterschaft das Torhüterspiel auf ein neues Niveau hob. Aber Torjäger haben halt einen Bonus, was für Lewandowski spricht, der als Torschützenkönig in Bundesliga, Pokal und Champions League zudem sein persönliches Triple feierte.

Keine Zweifel gab es auch beim „Trainer des Jahres“, da triumphierte Hansi Flick mit 223 Stimmen vor Liverpools Meistermacher Jürgen Klopp (164). „Fußballerin des Jahres“ wurde Wolfsburgs Torjägerin Pernille Harder (212 Stimmen) vor ihrer Vereinskollegin Alexandra Popp (76). Beide hätten wohl lieber am Sonntag in San Sebastian in der Champions League gewonnen.

Auch ohne Wahl ist vor allem Superstar Lionel Messi im Gespräch. Dass er den FC Barcelona verlassen will, kommt einem Erdbeben gleich. Aber so einfach, wie er es sich vorstellt, geht es wohl nicht. Seine Berater versäumten die Frist im Juni wahrzunehmen, nach der er hätte ablösefrei wechseln können. Sie vertrauten darauf, dass es im Sinne des Textes nach der Saison sein soll. Die Liga stellte nun fest, dass die Ablöse gezahlt werden muss, die ist auf 700 Millionen Euro festgelegt. Jetzt darf gestritten werden und die Gerüchteküche kocht. Wo serviert Messi künftig die Vorlagen und Tore zu Titeln? Begibt er sich in die Höhle des Löwen zu Cristiano Ronaldo nach Turin? Da kommt wohl eher eine Wiedervereinigung mit seinem einst geliebten Trainer Pep Guadiola bei Manchester City in Frage. Die Antwort weiß nur Messi selbst.

Start der Frauen-Bundesliga

Das hatten sich die Frauen des VfL Wolfsburg anders vorgestellt. Nachdem die Bayern das Triple holten, wollten die Wölfinnen nachziehen, weil sie auf das gute Omen hofften: Auch 2013 hatten sie wie die Bayern-Männer das Triple geholt. Doch daraus wurde nichts, ausgerechnet im letzten und wichtigsten Spiel der Saison musste der deutsche Meister seine erste Saison-Niederlage hinnehmen und bot beim 1:3 gegen Titelverteidiger Olympique Lyon leider eine erstaunlich schwache Leistung. So bleibt Lyon das Maß aller Dinge mit fünf Titeln, davon zuletzt vier in Folge.

Vielleicht war es sogar die letzte große Chance für einen deutschen Verein, bei den Frauen die Champions League zu gewinnen. Die Klubs im Ausland rüsten auf, zahlen gutes Geld und den deutschen Vereinen fällt es immer schwerer, internationale Stars zu holen. So verlässt jetzt auch Torjägerin Pernille Harder den VfL, sie wechselt aber eher aus privaten Gründen zu Chelsea London.

Aber auch national muss sich der VfL Wolfsburg strecken, wenn am Wochenende bereits die neue Saison der Frauen-Bundesliga beginnt, denn hier will Bayern München die Siegesserie der Norddeutschen beenden, die sechs Titel in acht Jahren holten. Die Bayern-Mädchen wollen nach 2015 und 2016 wieder mal an der Spitze stehen. Dafür haben sie sich mit Schwedens Nationalspielerin Hanna Glas und den deutschen Nationalspielerinnen Marina Hegerin, Klara Bühl und Lea Schüller wirkungsvoll verstärkt. Wolfsburg hält mit Talent Lena Oberdorf, Pauline Bremer (Manchester City) und Kathrin Hendrich (von den Bayern) dagegen. Dabei wird deutlich, dass national sich die Kräfte auf diese beiden Spitzenteams konzentrieren. Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg kann ihr Team künftig fast aus diesen beiden Vereinen rekrutieren. Bei dieser Konstellation ist es schwer, dass die Frauen-Bundesliga für die Fans attraktiver wird.

Dabei hatten sich die Frauen erhofft, dass die Männer-Bundesliga verstärkt als PR-Lokomotive einsteigt, dies tut jetzt Eintracht Frankfurt, das die Mannschaft des 1. FFC Frankfurt übernommen hat. Der Rest ist allerdings Schweigen.

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Bayern-Krise endet im Triple-Triumph

Wenn die Fußball-Stars von Paris Saint Germain auf dem Spielfeld bedröppelt herumstehen, wenn die größten Bayern-Kritiker plötzlich Lobeshymnen schwingen, dann weiß man, was passiert ist: Bayern München ist am Ziel seiner Träume und holte das Triple! Bisher schaffte dieses Non-Plus-Ultra im Profi-Fußball (Nationale Meisterschaft, Pokalsieg, Titel Champions League) nur der FC Barcelona 2009 und 2015, jetzt wiederholten die Bayern diesen Triumph von 2013 sieben Jahre später in Lissabon erneut. Schade, dass es 2020 nur ein stiller Triumph wurde, weil wegen Corona keine Zuschauer im Stadien zugelassen waren. Still auch die Heimkehr in die Heimatstadt, weil die Hygienevorschriften Menschenansammlungen verbieten. Umso lauter wird der Erfolg ansonsten in den Medien und in der Öffentlichkeit gefeiert, rund 15 Millionen Zuschauer waren beim ZDF (fast 13 Millionen) und Pay-TV-Sender Sky an den Bildschirmen dabei. Ein Rekord im Fernsehjahr 2020. Plötzlich drückten den oft ungeliebten, weil zu erfolgreichen Bayern fast alle die Daumen.

Eigentlich ist es ein Märchen, dass die Münchner am Sonntag in Lissabon den Henkelpott in Empfang nehmen konnten. Im Herbst 2019 war der Respekt vor dem Rekordmeister in der Bundesliga verflogen. Trainer Hansi Flick, der den glücklosen und hilflosen Niko Kovac als Cheftrainer abgelöst hatte, erinnert sich: „Keiner hatte mehr Angst vor den Bayern.“ Die Bosse um Karl-Heinz Rummenigge und Ulli Hoeneß bewiesen aber wieder einmal, dass sie Krisenmanagement besser als andere Klubs beherrschen, wobei in dem Fall nicht einmal das Geld eine Rolle gespielt hat. Der eigentlich scheue, zurückhaltende Hansi Flick wurde im Hollywood-Klub zum Glücksgriff. „Er ist ein Menschenfänger“, loben die Spieler. Selbst zwei Niederlagen am Anfang gegen Leverkusen und Gladbach konnten den Erfolgsweg nicht stoppen, der unaufhaltsam wurde, am Ende standen Rekorde und der Triple-Triumph! So nebenher lösten die Münchner zudem Real Madrid als Nummer 1 in der UEFA-Rangliste ab. Jetzt fragen sich viele nach 29 Siegen in Folge, davon elf in der CL (neuer Rekord bei einer Torquote von 3,9 pro Spiel, Rekord!): Können die Bayern 2020 überhaupt verlieren?

Was den Gegnern Angst machen muss: Der Deutsche Rekordmeister hat den Umbruch innerhalb der Mannschaft bestens gemeistert. 2013 war die Zeit der Schweinsteiger, Ribery und Robben, die Mannschaft 2020 gilt als genau so stark und ist vor allem jünger, gilt genauso als Team der Zukunft. Dabei stellt sich den Verantwortlichen die Frage, ob diese Mannschaft überhaupt noch zu verstärken ist. Die abwanderungslustigen Kandidaten Thiago (liebäugelt mit Liverpool) und Alaba (angeblich Tendenz des Bleibens) müssen sich fragen, ob sie woanders erfolgreicher sein können. Nur Abgänge müssen kompensiert werden, Leroy Sané ist bisher der einzige Neuzugang. Sie sollten aber bei Torjäger Robert Lewandowski nachfragen, für den am Sonntag ebenfalls ein Traum in Erfüllung ging: Er wechselte einst zu den Bayern um die Champions League zu gewinnen! Er hat seinen Teil dazu beigetragen, wurde mit 15 Treffern Torschützenkönig, nur Cristiano Ronaldo war 2013/14 mit 17 Toren besser.

Aber es ist nicht der Erfolg Einzelner, das Triple ist ein Erfolg der Mannschaft, „Menschenfänger“ Hansi Flick und sein Team haben Ehrgeiz und Zusammenhalt inplantiert. 20 Spieler hat Flick in der CL eingesetzt, es überrascht, dass neben Torhüter Manuel Neuer und Joshua Kimmich Barcelona-Leihgabe Philippe Coutinho bei allen elf Spielen im Einsatz war. Und das muss den Gegnern ebenfalls Angst machen: Die Münchner bleiben erfolgshungrig, das Titel-Hamstern soll noch nicht vorbei sein, nächste Gelegenheit ist am 24. September im UEFA-Supercup in Budapest gegen den FC Sevilla, Sieger in der Europa League. Nach dem Start in der Bundesliga am 18. September steht dann der deutsche Supercup am 30. September gegen Borussia Dortmund an.

Der Trainer hat also ganze Arbeit geleistet. Er hat vor allem oft ein glückliches Händchen bewiesen, mit Youngster Zirkzee in der Bundesliga, der entscheidende Tore schoss, im Finale mit dem Wechsel von Coman für Perisic. Ausgerechnet der gebürtige Pariser schoss das goldene Tor, es war Bayerns 500. Treffer in der CL! Flick bewies auch ein gutes Händchen im Umgang mit dem Nachwuchs, wobei er sich auf seinen „Stamm“ verlassen kann. Torhüter Neuer wieder überragend im Finale, Alaba Chef in der Abwehr, Goretzka nimmermüder Kämpfer im Mittelfeld, Thomas Müller unberechenbarer Irrwisch hinter den Spitzen sowie Gnabry und Coman als würdige Nachfolger von Ribery und Robben neben Torjäger Lewandowski. Die Gegenwart verspricht also eine gute Zukunft. Und Geld ist auch, wenn es Verstärkungen braucht: Die Bayern kassieren in der CL als Spitzenreiter der Moneylist 135 Millionen Euro!

Auf eine gute Zukunft hofft auch Paris St. Germain. Trainer Thomas Tuchel nach einem Mittelfußbruch gehandicapt war humpelndes Beispiel für sein Team, das nicht an die Bestform herankam. Egal ob Neymar, Mbappe oder di Maria, sie wurden nicht zu Helden, sondern zu unglücklichen Schützen, sie trafen das Tor nicht oder Neuer stand im Weg. Paris fand auf Dauer gegen das Pressing des Gegners kein Mittel. Jetzt steht die Frage an die Scheichs von Katar im Raum, ob Thomas Tuchel in der neuen Saison eine neue Chance bekommt.

Der Cup des FC Sevilla

Den Wettbewerb in der Europa League könnte man eigentlich einstellen und den Pokal gleich nach Sevilla schicken. Die Spanier bezeichnen die EL als „ihren Cup“, sie sind gar traurig, dass sie in der neuen Saison in der Champions League antreten müssen. Aber sie werden wohl nach der Gruppenphase ausscheiden und in der Europa League weitermachen… Gegner Inter Mailand musste im Finale der EL anerkennen, dass Sevilla in diesen speziellen Spielen über sich hinauswächst. Bei der 2:3-Niederlage der Italiener war Belgiens Torjäger Lukaku der traurige Held. Erst brachte er Mailand mit 1:0 in Führung, dann fälschte er einen Freistoß ins eigene Netz zum entscheidenden Treffer ab. Kein Wunder, dass er danach den Ehrungen fernblieb und sich in der Kabine verkroch. Sevilla aber rettete den guten Ruf der spanischen Liga, nachdem Real Madrid und der FC Barcelona es in der Champions League nicht einmal bis ins Halbfinale brachten.

Bayern-Frauen hoffen auf die Zukunft

Bei den Bayern wurde nicht nur gefeiert, Enttäuschung gab es auch, nämlich bei den Frauen, die im Viertelfinale der Champions League Titelverteidiger Olympique Lyon nach tapferer Gegenwehr mit 1:2 recht unglücklich unterlagen. „Ein Spiel, das uns Mut machen sollte“, urteilte deshalb Trainer Jens Scheuer und blickt zuversichtlich in die Zukunft: „Wir haben bewiesen, dass wir eine gute Mannschaft haben und wollen irgendwann einmal diesen Pokal gewinnen, unser Team ist ja noch jung.“ Das erste Ziel ist bereits umrissen: Die Bayern wollen in der Bundesliga die Alleinherrschaft vom VfL Wolfsburg brechen und zumindest ein Konkurrent auf gleicher Höhe sein. Die Unterstützung von Bayern-Präsident Hainer haben sie: „Wir werden alles für die Frauen tun, damit sie erfolgreich sind.“

Noch aber haben die Wölfinnen die Nase vorn und sie dürfen weiter wie Münchens Männer vom Triple träumen. Nach Meisterschaft und Pokalsieg stehen sie nach dem Schützenfest gegen Celtic Glasgow (9:1) im Halbfinale und treffen am Dienstag auf den FC Barcelona. Paris St. Germain und Lyon spielen den anderen Finalteilnehmer für Sonntag in San Sebastian aus. Ein deutsches Triple-Doppel wäre dann ein besonderer Erfolg! Aus England wären dann wohl wieder diese Stimmen zu hören: Am Ende gewinnen immer die Deutschen!

Traumfinale der Enttäuschten – und der Beginn einer neuen Ära?

Diese Tatsache muss man sich mal vor Augen halten: In die Liste der Sieger des Meistercups im europäischen Fußball, von 1956 bis 1992 der Europacup der Landesmeister, ab 1993 die Champions League, konnte sich noch nie eine Mannschaft aus Frankreich eintragen! Am Sonntag gibt es eine Chance zur Premiere: Paris Saint Germain lechzt nach dem Henkelpott, der teuerste Spieler der Welt, der Brasilianer Neymar, will endlich aus dem Schatten der Seriensieger Messi und Cristiano Ronaldo treten. Paris hat also Motivation genug, doch der Gegner Bayern München hat eine furchteinflößende Bilanz: 2020 noch unbesiegt, neuer Rekord in der Champions League mit zehn Siegen am Stück und nach Meinung vieler Fachleute derzeit die beste Mannschaft der Welt. Die bekannte französische Sportzeitung L’Equipe spricht von einem „königlichen Finale“. Es ist aber auch ein Traumfinale der Enttäuschten.

Enttäuscht wurden bisher vor allem die Besitzer von St. Germain, die Scheichs aus Katar. Als sie den Klub 2011 übernahmen, hatten sie nur ein sportliches Ziel: Die Champions League zu gewinnen. Titel gab es haufenweise, doch es waren nur nationale Pokale, da ist Vereinspräsident Nasser el-Khelaif bisher nicht zufrieden. Prominente Trainer wurden schnell geschasst oder suchten das Weite, egal ob Carlo Ancelotti (zwei Jahre), Laurent Blanc (drei Jahre) oder der Spanier Unai Emery (zwei Jahre), sie konnten den CL-Titel nicht liefern. Jetzt versucht sich der Deutsche Thomas Tuchel im zweiten Jahr und erstmals gibt es Hoffnung für die Scheichs: Das Finale ist zunächst mal erreicht. Sie sollten allerdings die Umfrage des kicker nicht anschauen: 85 Prozent der Leser tippen auf einen Sieg der Bayern!

Die Münchner gehörten in den letzten Jahren und im Herbst dieser Saison ebenfalls zu den Enttäuschten. Seit dem Triple 2013 geht der Traum vom erneuten Triumph nicht aus den Köpfen. Aber selbst unter Star-Coach Pep Guardiola gab es keine Wiederholung, viermal erreichten sie das Halbfinale, viermal schieden sie aus. Und im Herbst drohte nach einem 1:5 in Frankfurt und dem Absturz in der Bundesliga-Tabelle sogar ein nationales Fiasko. Und dann kam Hansi Flick. Er erweckte den Klub wie im Märchen ein Prinz die schlafende Prinzessin. Plötzlich strotzen die Bayern vor Selbstbewusstsein und sie haben mit Sicherheit den gleichen Ehrgeiz wie der titellose Gegner: Sie wollen wieder den Henkelpott. So wie bisher fünfmal, nämlich 1974, 1975, 1076, 2001 und 2013. Aus der Bundesliga siegten außerdem der Hamburger SV 1983 und Borussia Dortmund 1997.

Wer aber von den beiden Kontrahenten darf sich die größeren Hoffnungen machen, wer hat die Trümpfe in der Hand? Kurze Antwort: Keiner! Es ist eine 50:50-Partie. Vorteil Bayern: Sie haben einen „Lauf“, derzeit gelingt ihnen alles. Was aber passiert im Team, wenn der Gegner 1:0 oder sogar 2:0 in Führung geht? Warnung: Barcelona und Lyon hatten jeweils zu Beginn des Spiels dicke Chancen, sie wurden vergeben. Die Bayern sind anfällig auf Konter.

Thomas Tuchel hat beim Gegner fast ein Wunder geschafft, plötzlich wurde aus einem Haufen von Alleinunternehmern eine Mannschaft. Der neue Teamgeist macht Paris gefährlich, die schnellen Angel di Maria, Kylan Mbappe und Neymar im Angriff können jede Abwehr schwindlig spielen. Gut, Gnabry, Lewandowski und Perisic (Coman) müssen sich nicht verstecken. Immerhin sind Lewandowski und Gnabry mit gemeinsam 24 Treffern das neue Rekord-Duo der CL, sie lösten Ronaldo (17)/Bale (6) ab, die 2013/14 für Real auf 23 Tore kamen. Die Schwächen von Paris liegen in der Abwehr, ein schnelles Spiel des Gegners liegt ihnen nicht und sollte Stammtorhüter Navas nicht fit werden, ist ein Schwachpunkt ausgemacht: Torhüter Sergio Rico, kein Weltklasse-Mann und außerdem ohne Spielpraxis. Ein Mann wird außerdem die Augen auf sich lenken: Juan Bernat, einst bei den Bayern unsanft abserviert, zuletzt fiel er sogar als Torschütze auf. Scheinbar besser als gedacht, klein, aber fein.

Das Finale 2020 könnte aber auch der Beginn einer neuen Ära im europäischen Fußball sein. Von 2014 bis 2018 dominierten die spanischen Klubs, viermal Real Madrid und 2015 der FC Barcelona. 2019 trumpften die Engländer auf, mit Jürgen Klopp gewann mit dem FC Liverpool wieder einmal ein deutscher Trainer. Jetzt stehen sich wie 2013 wieder zwei deutsche Trainer (damals Klopp und Jupp Heynckes) gegenüber. Im Gegensatz zu 2013 wirken ihre Teams aber auch gerüstet für die Zukunft, was man von Real und Barca nicht sagen kann. Es könnte eine Ära der deutschen Trainer folgen, aber auch wieder eine Ära, in der es keine dominierte Mannschaft gibt. Für die Fans wäre dies am spannendsten, im Sinne von Paris oder den Bayern wäre dies nicht.

Bei einem Blick auf die Siegerliste taucht vor allem immer wieder der Name Real Madrid auf, die Spanier sind mit 13 Titeln Rekord-Sieger vor dem AC Mailand (7). Die Bayern könnten mit dem FC Liverpool (6) gleichziehen. Es tauchen allerdings auch Namen auf, die man hier nicht unbedingt erwartet hätte: Celtic Glasgow zum Beispiel (1967), Feyenoord Rotterdam (1970), Nottingham Forest (1979 und 1980), Aston Villa (1982), Steaua Bukarest (1986) oder Roter Stern Belgrad (1991). Die Zeiten für Überraschungssieger sind aber rauer geworden, die Zeit für eine neue Ära könnte dagegen gekommen sein.

Es ist die Woche der Bayern – so oder so!

Es war wie ein Gewittersturm, der über den FC Barcelona hereinbrach, es war ein Jubelsturm, mit dem Bayern München nach dem jetzt schon historischen 8:2 (4:1) gefeiert wurde. Das Viertelfinale der Fußball-Champions-League brachte am Freitag einen Tag der Rekorde und eine Demütigung für die stolzen Spanier, die nach Jahren der Erfolge nun einen Neuanfang bewältigen müssen. Aber Barcelona steht nicht alleine da, auch in Manchester wird getrauert, seit Sonntag gleich doppelt. City wurde von Olympique Lyon (nur Siebter in Frankreich, im Vorjahr Dritter, deshalb dabei, es ist ja die Runde 19/20) 3:1 geschlagen und Trainer Pep Guardiola entzaubert. Er wählte schlicht die falsche Taktik, was ihm nicht das erste Mal in entscheidenden Spielen der CL passierte. Die Manchester-Pleite komplettierte United mit dem Ausscheiden im Halbfinale der Europa League gegen den FC Sevilla. Nach dem 2:1 gab es also doch noch stolze Spanier.

Aber alle Spiele stehen im Schatten des überwältigenden Auftritts der Bayern gegen Barca. Da wurden Erinnerungen an das 7:1 von Deutschland gegen Brasilien bei der Weltmeisterschaft 2014 wach. Doch kann man man Nationalteam und Verein vergleichen? Eher als gutes Omen nehmen, Deutschland wurde Weltmeister. Dabei gibt es ein anderes 7:1 das als Bayern-Erinnerung dienen kann: Freund Günther war Augenzeuge beim Schützenfest der Bayern in der CL im Oktober 2014 beim AS Rom! Jetzt steht das große Halbfinale des Favoriten gegen den Außenseiter an, Bayern – Lyon, aber es ist auf jeden Fall die Woche der Bayern – so oder so! Wie sagt der Fußball-Weise Lothar Matthäus: „Die Bayern sind im Moment die beste Mannschaft der Welt, aber in einem Spiel kann alles passieren.“ Sprich: Die beste Mannschaft gewinnt in den K.o.-Spielen nicht immer, Helden können schnell zu Verlierern werden. Die Münchner müssen vor allem auf die gefährlichen Konter der Franzosen achten. Vor zehn Jahren traf man ebenfalls im Halbfinale aufeinander, die Bayern siegten 1:0 und 3:0 (Hattrick Ivica Olic)!

Das gab es noch nie!

Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge ist ein Fan des K.o.-Turniers und nennt es „bombastisch“. Das Halbfinale der Champions League in Lissabon steht auch unter dem Motto „Das gab es noch nie“! Noch nie standen sich im Halbfinale zwei deutsche und französische Teams gegenüber, noch nie gab es ein Halbfinale ohne Klubs aus England, Spanien oder Italien, die großen Ligen Europas werden degradiert. Noch nie standen gleich drei deutsche Trainer im Halbfinale und Jürgen Klopp ist nicht einmal dabei. Hansi Flick (Bayern), Julian Nagelsmann (Leipzig) und Thomas Tuchel (Paris) wandeln aber auf den Spuren des Liverpooler Erfolgscoachs, CL-Sieger 2019.

Nagelsmann und Tuchel stehen sich am Dienstag direkt gegenüber. Sie haben eine gemeinsame Vergangenheit, in der U23 des FC Augsburg war Tuchel einst der Trainer von Nagelsmann! RB Leipzig segelt durch die Bayern-Erfolge etwas unter dem Radar, dabei war ja der Sieg über Atletico Madrid aller Ehren wert. Für den jungen Verein aus der Retorte ist es ebenfalls ein historisches Ereignis. Nun warten die deutschen Fans auf eine Wiederholung von 2013, auf ein deutsches Finale, als damals die Bayern und Borussia Dortmund zum Duell antraten, das die Bayern etwas glücklich mit 2:1 gewannen. Die Dortmunder ärgern sich heute noch. Leipzig ist im Vergleich mit den von Scheichs finanziell aufgepäppelten Parisern der Außenseiter, aber Tuchel steht ähnlich unter Druck wie Pep Guardiola, die Besitzer wollen international Erfolg haben, da sind gleich vier nationale Titel, die Tuchel in dieser Saison schon holte, Peanuts dagegen. Der Unterschied: Leipzig kann nicht mehr auf Torjäger Timo Werner bauen, der vom neuen Verein keine Freigabe erhielt, Paris hofft auf den Einsatz von Torjäger Mbappe nach Verletzungspause. Übrigens: Steht eine deutsche Mannschaft im Finale, überträgt am Sonntag das ZDF live im Free-TV, dann ist nämlich der Fußball von nationalem Interesse!

Warum die K.o.-Runde Ausnahme bleiben muss

Erstmals werden die beiden europäischen Klub-Wettbewerbe in einer K.o.-Runde entschieden, die Corona-Pandemie machte diese Notlösung notwendig. Viele finden allerdings an dieser „wahren Klub-Weltmeisterschaft“ Gefallen, Rummenigge schwärmt sogar, „Lissabon ist das Beste, was ich je erlebt habe“. Vielleicht ist er durch das Auftreten seiner Mannschaft euphorisiert. Aber eine jährliche Endrunde würde den Klub-Wettbewerben speziellen Zauber und Spannung rauben.

UEFA-Präsident Aleksandar Ceferin hat schon betont, dass es beim alten Modus bleiben muss. Er sieht vor allem terminliche Probleme für ein fast dreiwöchiges Turnier. Kritiker, die auf mehr Begegnungen bei Hin-Rückspielen bis zum Halbfinale verweisen und von weniger Zeit reden, liegen falsch, denn diese Spiele sind in die nationalen Punktrunden eingebettet und ziehen sich durch das ganze Frühjahr. Und was vor allem verloren ginge, ist die Spannung, wie in zwei Spielen das Weiterkommen geschafft wird, hält der Vorsprung oder holt man den Rückstand auf? Außerdem würden wieder einmal die Fans leiden, gerade die Touren durch Europa sind immer ein Highlight ihres Fan-Lebens! Diese Touren würden dann in der entscheidenden Phase wegfallen, nur ein wesentlicher geringerer Teil könnte im Finalort zugegen sein. Also, lasst es wie es ist.

Dieses Finalturnier sollte aber auch dem durch Geldgier verblendeten FIFA-Präsidenten Gianni Infantino die Augen öffnen. Sein Plan von der aufgeblähten Klub-Weltmeisterschaft mit 24 Mannschaften sollte in der Schublade verschwinden. Schwache Klub-Teams aus allen Erdteilen sorgen für Langeweile, kurz, knackig und voller Spannung muss ein Turnier sein, das sollte in erster Linie für eine Klub-WM gelten!

Auch bei den Frauen Bayern – Lyon

Im Schatten der Männer starten jetzt auch die Fußball-Frauen mit einem Endturnier im K.o.-Modus ihre Champions League. Mit dem Turnier endet nach einer Pause quasi die letzte Saison, gleichzeitig beginnt aber die neue. Keine Mannschaft weiß also so richtig, wo sie steht. Die Austragungsorte liegen ausgerechnet im Norden Spaniens, für den Corona-Reisewarnungen ausgesprochen wurden. Auch bei den Frauen dominieren Deutschland und Frankreich mit je zwei Mannschaften, die mehr oder weniger zum Favoritenkreis gehören. Schicksal, dass bei den Frauen ebenfalls das Duell Bayern gegen Lyon gibt, mit umgekehrten Vorzeichen allerdings. Lyon gewann den seit 2009/10 ausgespielten Cup zuletzt viermal hintereinander, deutschen Teams trugen sich 2010 (Potsdam), 2013 und 2014 (jeweils Wolfsburg) und 2015 (Frankfurt) in die Siegerliste ein. Die Bayern-Mädchen sind also Außenseiter, der VfL Wolfsburg sollte dagegen im Viertelfinale die Hürde Celtic Glasgow nehmen und würde dann wahrscheinlich die deutsch-französischen Duelle gegen Paris St. Germain fortsetzen.

Im Unterschied zu den Männern, dürfen die Frauen mit neu verpflichteten Spielerinnen antreten, was den Bayern helfen könnte, die mit Lea Schüller aus Essen eine Torjägerin holten. Da haperte es zuletzt. Klara Bühl ist leider verletzt. Wolfsburg verlor mit Sara Gunnarsdottir eine Stammspielerin, die es ausgerechnet nach Lyon zog, wo im Mittelfeld die Deutsche Dzsenifer Marozsan Regie führt. Wie bei den Männern führen drei Siege zum Titelgewinn.

Viertelfinale: Freitag, 21.8., 18.00 Uhr: Atletico Madrid – FC Barcelona (Bilbao), Glasgow City – VfL Wolfsburg San Sebastian). Samstag, 22.8., 20.00 Uhr: Lyon – Bayern (Bilbao), Arsenal London – Paris (San Sebastian). Halbfinale: Dienstag, 25.: Glasgow/Wolfsburg – Madrid/Barcelona. Mittwoch, 26.: Arsenal/Paris – Bayern/Lyon (beide 20 Uhr). Finale: Sonntag, 30., 20 Uhr: Sieger 1 – Sieger 2 in San Sebastian.

Super-Bayern gegen „Wundertüte“ Barcelona

Es gibt Leute, die fragen, ob ein Champions-League-Titel, der in einem K.o.-Turnier gewonnen wird, so viel wert sein kann wie der Pokalgewinn im normalen Modus mit Hin- und Rückspiel. Ein Blick auf die Spannung vor dem grandiosen Viertelfinale von Bayern München gegen den FC Barcelona am Freitag genügt, um festzustellen: Wer am Ende den Henkelpott hochhalten darf, ist ein verdienter Sieger, ohne Wenn und Aber.

Das Duell zwischen den Bayern und Barca könnte auch das Endspiel sein. Vor der heißen Phase der entscheidenden Spiele waren vor allem die Münchner und Manchester City als große Favoriten genannt worden, erst dahinter Real Madrid, Juventus Turin, Barcelona oder – schon mit ein wenig Skepsis – Paris St. Germain. Real und Juve mussten bereits die Segel streichen und Barca beeindruckte durchaus beim 3:1 gegen den SSC Neapel. Vor allem einer stach heraus: Lionel Messi!

Als Mannschaft imponierte der Deutsche Meister beim 4:1 gegen Chelsea weit mehr, doch die Londoner waren ein zu schwacher Gegner, um die wahre Form der Bayern zu testen. Dennoch: Die Münchner stellen sich derzeit als Super-Bayern dar, die Rekorde purzeln gleich serienweise, auch in der Champions League (CL). Acht Siege in den ersten acht Spielen gab es noch nie und mit 31 Toren übertrumpften Lewandowski und Co. ausgerechnet Barcas bisherige Rekordmarke von 30 Treffern. Die Bayern sind also in Form. Dagegen präsentiert sich der FC Barcelona als „Wundertüte“. In der nationalen Meisterschaft schwächelten Messi und Co. und mussten Real Madrid den Vortritt lassen. Die Folge waren Streit und gegenseitige Anschuldigungen. Trainer Quique Setien ist umstritten und stand vor dem Aus. Getobt hat vor allem Superstar Messi, der sich mit so schwachen Spielen nicht anfreunden kann. Doch aller Zwist wurde offensichtlich beigelegt, Messi rief die Parole aus, „volle Kraft für den Gewinn der Champions League“. Und Messi lebt es vor, das macht Barca zu einem gefährlichen Gegner für die Super-Bayern, die im Jahr 2020 noch keine Niederlage erlebt haben!

Das große Duell hat seinen Reiz auch in einigen direkten Vergleichen. So stechen Messi auf der einen und Robert Lewandowski auf der anderen Seite heraus. Messi ist natürlich mehr als der reine Torjäger, aber dahin entwickelt sich auch der Pole, führt aber mit 13 Treffern die Torschützenliste der CL an (vor Erling Haaland/Dortmund 10 Tore, Messi liegt bei 3). Für eine Wahl des „Weltfußballers“ werden beide in vorderster Front genannt, noch vor Cristiano Ronaldo, der bekanntlich für den Rest des Turniers zuschauen muss. Er wird schmollend in der Sofa-Ecke sitzen. Reizvoll auch der Vergleich zwischen den Torhütern, den beiden Rivalen in der Nationalmannschaft. Manuel Neuer kämpft um seinen Status als Nummer 1, Marc-Andre ter Stegen will mehr spielen, muckt immer mehr auf. Ein Spiel kann keine endgültige Antwort geben, aber Neuer darf sich keinen Fehler wie gegen Chelsea leisten. Der Bessere an diesem Tag könnte zum Matchwinner werden!

Interessant: Im Gesamtvergleich aller Duelle liegen die Bayern mit sechs Siegen und zwei Niederlagen vorn. Welch ein Omen: Gab es Bayern – Barca in der K.o.-Phase, dann holte der Sieger jeweils später den Titel! Die Münchner erinnern sich gern an 2013, als sie Barcelona im Halbfinale mit 4:0 und 3:0 abservierten und dann das Triple holten!

Vergessen wir die anderen nicht, vor allem Manchester City nicht. Hier ist es ähnlich wie in Barcelona, nur ohne Streit. City sah in der Premier League den FC Liverpool nur durch das Fernrohr, das wurmt natürlich den mit Titeln verwöhnten Pep Guardiola. Wie bei Barca geht es also um Wiedergutmachung: Die CL gewinnen! Pep schickte seinen berühmten Kollegen Zinedine Zidane auch auf das Sofa, das Fehlen des gesperrten Sergio Ramos schmerzte stark. Noch mehr aber haderte man bei Juventus Turin. Italiens Rekordmeister wollte mit Cristiano Ronaldo auch die Champions League erobern, aber Außenseiter Olympique Lyon machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Fast logisch, dass der ungeliebte Trainer Maurizio Sarri schon am nächsten Tag gehen musste, überraschend die Lösung: Mit Andrea Pirlo, einst ein Idol in Italien, übernimmt ein Trainernovize das Ruder. Der 41-Jährige sollte eigentlich bei der U23 von Juve beginnen, jetzt befiehlt er Ronaldo. Der aktuelle Star hat mit dem alten Star einen Coach auf Augenhöhe!

Lyon machte deutlich, vergesst die Außenseiter nicht. City ist also gewarnt, aber auch Paris St. Germain darf sich in Acht nehmen, Gegner Atalanta Bergamo mit dem deutschen Aufsteiger Robin Gosens gehört auch in die Kategorie „Wundertüte“. Paris ist natürlich klarer Favorit, aber international klappte es bisher noch nicht. Trainer Thomas Tuchel bangt vor allem um den angeschlagenen Dampfmacher Kylian Mbappe. Sein Mitwirken könnte entscheidend sein. Eigentlich ist auch der RB Leipzig ein Außenseiter, aber die Bundesligist ist selbstbewusst genug, sich gegen Atletico Madrid nicht als Außenseiter zu sehen. International ist es aber eher ein Duell Lehrling gegen – na sagen wir mal – Geselle (Atletico gehört nicht zu Topfavoriten). Leipzig hat auch ohne Timo Werner das Zeug für eine Überraschung zu sorgen und Trainer Julian Nagelsmann würde sich auch international einen Namen machen. Angeblich könnte er sogar für Real Madrid interessant werden.

Deutsche Hoffnungen ruhen auf Leverkusen

In der Bundesliga muss Bayer Leverkusen mit dem Spott von „Vizekusen“ leben, weil es trotz guter Voraussetzungen nie zu einem Titel reichte. Jetzt soll eine internationale Trophäe her! Bayer Leverkusen träumt vom Sieg in der Europa League, was gleichbedeutend mit einem Startplatz in der CL wäre. Aber da gibt es auch noch andere Interessenten, zum Beispiel gleich im Viertelfinale am Montag in Düsseldorf Inter Mailand. Leverkusen hatte gegen die Glasgow Rangers keine Probleme (3:1/1:0), Mailand hatte nur ein K.o.-Spiel gegen Getafe und gewann 2:0, präsentierte sich dabei aber nicht unbedingt als Titel-Anwärter. Das sieht beim FC Sevilla und Manchester United schon anders aus. Nicht zu vergessen Schachtor Donezk, das gegen den VfL Wolfsburg beim 3:0 und 2:1 beeindruckte. Die „Wölfe“ erlitten also das Schicksal vieler Bundesligisten in der EL, wie auch Eintracht Frankfurt, das seine jahrelange Erfolgsserie mit Niederlagen gegen den FC Basel (0:3/0:1) unrühmlich beendete. Jetzt ruhen die deutschen Hoffnungen also auf Leverkusen, dass auf Kai Havertz bauen kann, aber leider auf Charles Aranguiz, dem Stabilisator im Mittelfeld, wegen Sperre verzichten muss.

Das Duell Leverkusen – Inter ist zweifellos das Schlagerspiel im Viertelfinale, ansonsten treffen Außenseiter auf Favoriten. Das Fußballfest in Nordrhein-Westfalen geht wohl erst im Halbfinale richtig los, leider wie überall eben ohne Zuschauer. Die Paarungen im Viertelfinale: Montag: Inter – Leverkusen (in Düsseldorf), Manchester United – FC Kopenhagen (in Köln). – Dienstag: Wolverhampton Wanderers – FC Sevilla (in Duisburg), Schachtor Donezk – FC Basel (in Gelsenkirchen). Spielbeginn ist jeweils um 21.00 Uhr. Weiter geht es mit dem Halbfinale (Leverkusen/Mailand – Donezk/Basel) am Sonntag und Montag (16./17.8.), das Finale gibt es am Freitag, 21. August (21.00 Uhr) in Köln.

Die Bayern starten die Aktion Triple

Die Corona-Pandemie hat dafür gesorgt, dass im August, wenn normalerweise die neue Fußball-Saison beginnt, jetzt erst der Höhepunkt des Spieljahres 2019/20 ansteht, nämlich die Finalrunden in Champions League (CL) und Europa League (EL). Natürlich ist alles anders, Finalrunden gab es noch nie, beide Wettbewerbe gehen kompakt über die Bühne mit zentralen Spielorten und im K.o.-System. Die CL trifft sich in Lissabon, die EL in Nordrhein-Westfalen, gespielt wird in Düsseldorf, Köln, Duisburg und Gelsenkirchen. Die Finals steigen am Freitag, 21. August, in Köln (EL) und am Sonntag, 23. August, in Lissabon (CL), Beginn jeweils 21.00 Uhr.

Bevor die Finalrunden beginnen, müssen allerdings noch ausstehende Spiele im Achtelfinale ausgetragen werden. Dies betrifft auch den FC Bayern München, der am kommenden Samstag (8.8., 21.00 Uhr) Chelsea London zum Rückspiel erwartet. In London siegten die Bayern mit 3:0, stehen also mit einem Bein in der Endrunde. Parallel dazu wird der Gegner ermittelt, er heißt entweder FC Barcelona oder SSC Neapel, das Hinspiel hatte beim 1:1 keinen Sieger. Bereits im Achtelfinale steht RB Leipzig, das Tottenham mit 3:0 und 1:0 ausgeschaltet hatte. Dagegen ist Borussia Dortmund bekanntlich gegen Paris St. Germain mit 2:1/0:2 ausgeschieden.

Die Bayern starten am Samstag die Aktion Triple, sie träumen davon, dass sie den Erfolg von 2013 unter Trainer Jupp Heynckes wiederholen können. Meisterschaft und Pokalsieg sind bereits eingetütet, die Form stimmt, es ist quasi angerichtet. Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge warnt und ist gleichzeitig erwartungsfroh: „Das wird die spannendste Finalrunde aller Zeiten.“ Er zielt darauf ab, dass es noch nie ein Turnier um Europas Königstitel gab. Nur ein Spiel auf neutralem Boden, so kennt man Turnieren der Nationalmannschaften, aber nicht im Vereinsfußball. In nur einem Spiel ist vieles möglich, es zählen Tagesform, Glück und der Schiedsrichter. Eine Chance vor allem für Außenseiter. Ungewiss ist auch, welche „Vorbereitung“ zur Bestform führt: Die deutschen Klubs müssen nach einer Pause ihre Form wiederfinden, sind aber ausgeruht, die Konkurrenz wiederum hatte zuletzt Spielpraxis, es könnten sich aber Verschleißerscheinungen bemerkbar machen. Wo liegt der Vorteil?

Auch Sperren durch Gelbe Karten könnten noch entscheidend werden, bei den Bayern sind ausgerechnet Thiago und Kimmich gefährdet, zwei Schlüsselspieler. Kimmich muss den verletzten Pavard auf seiner früheren Position als Rechtsverteidiger ersetzen, Thiago wiederum ist sein Vertreter in der Mitte neben Goretzka. Es entstehen Lücken, wenn einer ausfällt, das könnte gerade gegen Barcelona als möglichen Gegner im Viertelfinale (Freitag, 14. August) entscheidend sein. Die Bayern träumen vom Triple, weil sich bemerkenswerte Parallelen zum Titelgewinn von 2013 zeigen. Hansi Flick gilt in manchen Sachen fast als Kopie von Jupp Heynckes und er hat wieder eine Achse geschaffen mit Neuer, Alaba, Kimmich, Müller und Lewandowski, so wie sie Heynckes 2013 mit Neuer, Lahm, Schweinsteiger, Müller, Ribery und Robben hatte. Flick setzt wie Heynckes auf eine Stammelf, rotiert nur in kleinem Rahmen. Ein gutes Omen auch, dass im Achtelfinale ein Klub aus London der Gegner ist. Diesmal Chelsea, damals Arsenal, nach dem 3:1-Sieg in London wurde es im Rückspiel beim 0:2 allerdings eng. Dies soll diesmal mit einem 3:0 im Rücken verhindert werden, zumal Gegner Chelsea mit Verletzungsproblemen zu kämpfen hat, aber zweifellos besser in Form ist als im Frühjahr. Sollten die Bayern wie erwartet weiterkommen, werden sie ein Kurztrainingslager Nähe Lissabon beziehen, um sich auf die Endrunde vorzubereiten.

Auch der RB Leipzig träumt vom Henkelpott, zählt aber zu den Außenseitern. Mit dem erfahrenen Atletico Madrid wartet im Viertelfinale bereits eine harte Nuss. Eine Besonderheit müssen die Leipziger hinnehmen, Neuzugänge für die nächste Saison dürfen noch nicht eingesetzt werden (z. B. Sané bei den Bayern), aber Abgänge stehen zum Teil nicht zur Verfügung. So müssen die Leipziger auf Torjäger Timo Werner verzichten, dem der neue Verein Chelsea nicht die Freigabe erteilte. Einsatz oder nicht ist Verhandlungssache. So rechnet Bayer Leverkusen mit Kai Havertz auch dann, wenn er einen angekündigten Abgang Wirklichkeit werden lässt. In der CL ist Julian Nagelsmann einer der drei deutschen Trainer, die den Titel holen können. Der Dritte ist Thomas Tuchel bei Paris, der im Viertelfinale die Hürde Atalanta Bergamo nehmen muss, das Überraschungsteam aus Italien. Weitere Favoriten müssen wie die Bayern erst noch den Weg ins Viertelfinale finden, Juventus Turin gegen Lyon (Hinspiel 0:1) und der Kracher am Freitag, 7.8., ist das Rückspiel Manchester City gegen Real Madrid. Das Hinspiel entschied Pep Guardiola im Duell der prominenten Trainer gegen Zinedine Zidane mit 2:1 für sich. Beide Klubs erheben den Anspruch, am Ende im Finale zu stehen. Aber es kann nur einen geben… Es stimmt schon, die Finalrunde könnte ganz schön packend werden.

Drei deutsche Hoffnungen

Drei deutsche Trainer hoffen, drei deutsche Hoffnungen gibt es auch in der Europa League. Der VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt kämpfen noch um den Einzug in die Endrunde. Die besten Karten hat dabei Leverkusen, das im Hinspiel bereits bei den Glasgow Rangers mit 3:1 gewann, da sollte am Donnerstag, 6.8., nichts mehr anbrennen. Wolfsburg muss nach Kiew reisen, um dort gegen Donezk am Mittwoch, 5.8., das 1:2 aus dem ersten Duell auszugleichen. Noch schwerer wird es für Frankfurt, das in einem Geisterspiel daheim gegen den FC Basel 0:3 unterlag und trotzdem am Donnerstag, 6.8., auf die Wende hofft, weil sich Basel zuletzt in der Schweizer Liga anfällig zeigte. Das Viertelfinale beginnt dann am Montag, 10. August, in Düsseldorf mit dem Sieger der Begegnung Inter Mailand – FC Getafe (Mittwoch in Gelsenkirchen) gegen den Sieger Leverkusen/Glasgow. In einem Spiel suchen auch der FC Sevilla und AS Rom (Donnerstag, 6.8., in Duisburg) den achten Verein fürs Viertelfinale. Im K.o.-Modus muss spielen, wer im Achtelfinale noch nicht antreten konnte. Beim Rest des Feldes stehen eben die Rückspiele an, nämlich Manchester United – Linz (Hinspiel 5:0) und Wolverhampton – Piräus (1:1). Die Fußball-Fans können sich auf 26 Spiele in 19 Tagen freuen, wahrlich ein heißer August.

Corona verhindert auch Festtage für die Amateure

Es war schon eine seltsame Auslosung für die erste Runde im DFB-Pokal der Saison 2020/21. Die Vereinsfunktionäre und Fußball-Fans saßen diesmal nicht mit Spannung vor dem Bildschirm, als in der ARD-Sportschau am Sonntag ausgelost wurde. Warum auch, die meisten Teilnehmer aus dem Amateurlager stehen noch gar nicht fest und so wurden eigentlich leere Lose gezogen. Seltsam, dass der DFB die Auslosung überhaupt wie geplant so zeitig vorgenommen hat, denn erst am 22. August, wenn es den Finaltag der Amateure gibt und die Länderpokalsieger feststehen, weiß man, wer im Pokal dabei ist. Die Zeit bis zur ersten Runde vom 11. bis 14. September hätte sicherfür die Auslosung gereicht.

Aber es wird ja sowieso ein seltsamer Wettbewerb. Corona verhindert auch die Festtage für die Amateure. Was fiebern normalerweise die kleinen Vereine dem Besuch der Großen aus der Bundesliga entgegen! Für die meisten war das Duell mit einem Profi-Klub ein Ereignis für die Geschichte und immer eine willkommener Segen für die Vereinskasse. Das fällt in diesem Jahr weg. Es wird wohl regional unterschiedlich sein, ob überhaupt und wenn ja, wie viele Zuschauer bei den einzelnen Spielen anwesend sein dürfen. Nach einem Festtag schaut das nicht aus, ganz im Gegenteil, die kleinen Vereine stehen vor einer Herkules-Aufgabe um die Quarantäne- und Abstandsbestimmungen zu erfüllen. Erfreulich, dass es aus der Bundesliga schon Stimmen gibt, die den Klubs helfen wollen. Wäre schön, wenn die großen Klubs den Amateuren auch finanziell unter die Arme greifen würden, damit das Gastspiel der Profis auch in Corona-Zeiten als etwas Besonderes in Erinnerung bleibt.

23 von 64 Teilnehmern sind bisher nicht bekannt, aber ein paar interessante Spiele stehen bereits fest. Der 1. FC Nürnberg (im Topf der Amateure) darf sich auf RB Leipzig freuen, der MSV Duisburg erwartet Borussia Dortmund, ein heißes Duell dürfte es zwischen Dynamo Dresden und dem Hamburger SV geben, aber auch die Paarungen Wehen-Wiesbaden – Heidenheim, Würzburger Kickers – Hannover 96, Ingolstadt – Düsseldorf, Karlsruhe – Union Berlin und Magdeburg – Darmstadt sind durchaus interessant. Ein bisschen Vorfreude auf den Pokal gibt es vielleicht doch und die Hoffnung, dass bis zum September wenigstens einige Zuschauer in den Stadien sein können. Eine Woche später starten dann am 18. September bekanntlich die 1. und 2. Bundesliga in die neue Saison.

Und das sind die weiteren Pokaltermine: 2. Runde 22./23. Dezember, Achtelfinale 2./3. Februar 21, Viertelfinale 2./3. März, Halbfinale 1./2. Mai, Finale 13. Mai.

Zeit des Geldes und der Lügen

Der gesamte Terminkalender des Sports ist in diesem Jahr durcheinander geraten und so bereiten sich die Spitzenklubs erst jetzt auf die entscheidenden Spiele der Champions League und der Europa League vor. Ab dem 5. August geht es in die Vollen, bis zum 23. August stehen 26 Spiele in 19 Tagen an, nur an drei Tagen wird nicht gekickt. Aber nebenher geht es für die Manager auch um den neuen Kader. Teilweise stehen Neuzugänge schon fest, diese dürfen aber in den Spielen der alten Saison noch nicht mitmischen. Dennoch läuft die Gerüchteküche heiß und wir wissen, die Zeit der Wechsel ist auch eine Zeit des Geldes und der Lügen (jeder Spieler geht zu seinem Traumverein, Verhandlungen werden verheimlicht).

Viele Fans hatten ja gehofft, dass Corona dafür sorgen könnte, dass die utopischen Ablösesummen und Gehälter im Profi-Fußball der Vergangenheit angehören, doch die Hoffnung scheint vergebens zu sein. Vor allem die Vereine, die von reichen Scheichs oder Oligarchen gesponsert werden, wollen zum Teil Verstärkungen um jeden Preis, wie etwa Chelsea London oder Manchester City. Aber auch die Spieler träumen weiterhin von Gehaltssteigerungen, so lange es immer noch einen Markt für große Summen gibt. Siehe das Beispiel David Alaba, der bei Bayern München angeblich 20 Millionen Euro Jahressalär für eine Vertragsverlängerung erwartet. Da schlucken dann selbst die Bayern.

Täglich fallen aber auch Entscheidungen, sowohl sportlich, als auch personell. In England wurde die Saison mit Paukenschlägen abgeschlossen, nach Meister Liverpool (da wurde am Mittwoch groß gefeiert) und Manchester City qualifizierten glücklich Manchester United (mit einem 2:0-Sieg bei Konkurrent Leicester) und Chelsea London für die Champions League. Leister und die Tottenham Hotspurs spielen Europa League, auf die noch Wolverhampton hofft, das am letzten Spieltag aus den Europa-Plätzen rutschte, aber als Siebter noch mitmischen darf, wenn Chelsea am Samstag im Pokalfinale Arsenal London schlägt. Am letzten Spieltag hat sich aus der Traditionsklub Aston Villa gerettet (ein 1:1 bei West Ham reichte) und schickte damit Bournemouth, Watford und Norwich in die Zweitklassigkeit. In Italien brachte Juventus Turin den 9. Titel in Folge unter Dach und Fach. Der Wettlauf mit den Bayern, wer mehr Titel in Folge gewinnt, geht also weiter.

Zwei bemerkenswerte Personalien in der 1. und 2. Bundesliga: Die TSG Hoffenheim vertraut künftig dem Profi-Neuling Sebastian Hoeneß als neuem Trainer. Der Sohn von Dieter und Neffe von Uli Hoeneß sorgte für Aufmerksamkeit, weil er Bayerns zweite Mannschaft zur Meisterschaft in der 3. Liga führte. Auch beim 1. FC Nürnberg betritt der neue Mann Neuland: Aus dem Trainer wird jetzt der Sportvorstand Dieter Hecking, der beim Hamburger SV nicht die Wünsche erfüllen konnte und jetzt eine andere Laufbahn einschlägt. Erfahrung im Fußball hat er ja, mal sehen, ob er nächsten Traditionsverein glücklich machen kann.

Nicht glücklich sind die Fans in Augsburg mit Manager Stefan Reuter, nachdem der Kapitän Daniel Baier und der beliebten Torhüter Andreas Luthe rasiert hat. Der Vertrag mit Baier wurde schon aufgelöst, Luthe kann sich einen neuen Verein suchen. Wehe, wenn die Ergebnisse in der neuen Saison nicht stimmen! Aber jetzt freuen sich die Fußball-Fans auf den August!

Leihspieler: Eine gute Idee kann zum Problem werden

Die Sommerpause ging in diesem Jahr verspätet los, ist aber nicht nur wegen Corona für die Manager der Profi-Fußballvereine besonders stressig. Natürlich, die Sorgen rund um die Pandemie beanspruchen besonders die Nerven, dabei haben die Macher in den Klubs bereits mit dem Alltag genug zu tun. Zudem taucht ein Problem verstärkt auf, das einmal eigentlich eine gute Idee war: Das Leihgeschäft mit den Spielern.

Die Idee war einfach: Es gab Spieler, die in ihrem Verein nicht zum Zug kamen, allerdings Talent erkennen ließen und Spielpraxis benötigten, möglichst nicht in der eigenen unterklassigen zweiten Mannschaft bei den Amateuren, sondern durchaus höherklassig, damit sie auch gefordert wurden. Sie sollten als besserer Spieler wieder zurückkehren. Das typische, erfolgreiche Beispiel dafür war Philipp Lahm. Die Bayern liehen den Verteidiger zum VfB Stuttgart aus. Dort wurde er sogar Nationalspieler und machte dann, wie wir alle wissen, eine glänzende Karriere. Am Ende war er Weltmeister, am Anfang stand das Leihgeschäft.

Doch so reibungslos und erfolgreich läuft es natürlich nicht immer. Die Leihen wurden immer populärer, aber der Pferdefuß wurde übersehen bzw. verdrängt. Jeder Spieler, der verliehen wird, kommt auch wieder zurück. Eine Auflistung weist sogar auf einen Rekord hin, weil nämlich die Bundesligisten insgesamt 160 Spieler verliehen haben. Spitzenreiter war Werder Bremen, das zwölf Spieler verliehen und fünf geliehen hat. Die verliehenen waren meist Nachwuchsspieler, die eben Spielpraxis sammeln sollten, die geliehenen sollte sofort in der Bundesliga helfen. Aber auch da wurde ein Pferdefuß draus nach der glücklichen Rettung. Für Selke (von Hertha BSC), Bittencourt (Hoffenheim) und Toprak (Dortmund) wurden Kaufoptionen vereinbart, die jetzt so richtig ins Geld gehen. Geld, das zum Teil nicht da ist, zum Teil aber eher für Verstärkungen gebraucht wird. Übrigens, das kleinste Leihgeschäft machte Meister Bayern München. Fein durfte beim Hamburger SV Spielpraxis sammeln, Perisic, Coutinho und Odriozola ergänzten den aktuellen Kader, wobei Letzterer nicht helfen konnte und ebenso wieder gehen muss wie Coutinho, der viel Klasse besitzt, sie aber zu selten richtig zeigen kann. Bei Ivan Perisic ist die Zukunft noch offen, er dürfte bleiben, was aber eine Frage des Preises ist.

Manager, die dem Leihen und Verleihen vertrauen, verschieben wie gesagt manchmal ihre Probleme. So steht der FC Augsburg zum Beispiel derzeit mit einem übergroßen Kader da, nämlich 39 Spieler. Manager Stefan Reuter hat eingekauft, viel verliehen, wenig verkauft und jetzt muss das Lager geräumt werden. Flops, wie Torhüter Koubek, werden zum doppelten Problem, weil sie – wie in dem Fall – teuer waren und nach schwachen Leistungen unverkäuflich wurden. Reuter hat sich schlicht verkalkuliert, allein fünf Torhüter auf der Gehaltsliste und ausgerechnet der Sicherheitsgarant im Kampf um den Klassenerhalt, Andreas Luthe, soll dagegen gehen. Ein Wunder, dass der FCA von sich behauptet, finanziell gut dazustehen, andererseits schon mehrfach Geld buchstäblich zum Fenster hinaus geworfen hat. So ist das Profi-Geschäft im Fußball.

Real Madrid ist wieder da

Für die Bundesliga-Klubs, die in den europäischen Wettbewerben vertreten sind, ging die Sommerpause bereits zu Ende. Die Bayern beginnen in der ersten Woche mit Cypertraining wie nach der Coronapause, drei Spieler nehmen aber bereits wieder Rückenwind mit in die entscheidenden Spiele: In einer Umfrage des kicker unter den Bundesliga-Profis wurde Torjäger Robert Lewandowski mit 42,6 Prozent der Stimmen zum besten Feldspieler der Saison gewählt (vor Sancho, Dortmund, 141, und Kimmich, Bayern, 12,2), Manuel Neuer mit 35,2 % zum besten Torhüter (vor Sommer, Gladbach, 23,7) und „Roadrunner“ Alphonso Davies war für seine Kollegen der Aufsteiger der Saison (44,8 %, vor Haaland, Dortmund, 18,1). Dazu war für die Profis Hansi Flick der Trainer der Saison (61,1 % vor Rose, Gladbach, 14,4). Auch hier dominieren also die Bayern.

Der Blick geht aber über die Grenzen hinaus, auch in den anderen Top-Ligen liegen die Punktrunden in den letzten Zügen. Eine Wiederauferstehung feierte national Real Madrid, das zuletzt dreimal dem FC Barcelona den Vortritt lassen musste. Jetzt aber schaffte Zinedine Zidane in einem schwierigen Jahr die Wende. Barcelona ging mit zwei Punkten Vorsprung in den Endspurt, wo Real plötzlich einen Lauf bekam, angeführt von Kapitän Sergio Ramos. Gleichzeitig kann Zidane nun behaupten, dass kein Trainer in Europa mehr Titel als er gesammelt hat, nämlich sieben große Meisterschaften. In der Champions League gilt es allerdings einen 1:2-Rückstand gegen Manchester City aufzuholen. Zidane drohte Pep Guardiola bereits: „Wir sind mit unserer Saison noch nicht am Ende.“ Pep und City verspielten dagegen den nächsten Titel, unterlagen im FA-Cup in England mit 0:2 Arsenal London, das im Finale am 1. August auf Chelsea London trifft, das sich ebenso verbessert zeigt. Achtung Bayern! Nachdem Paris in Frankreich zum Meister erklärt wurde, fehlt nur noch Italien, aber da steuert Juventus Turin erneut auf die Meisterschaft zu, nachdem Konkurrent Lazio Rom zuletzt schwächelte.

Die Fans wollen ihren Spaß und einen Fußball von gestern

Die Fußball-Bundesliga macht sportlich Sommerpause, aber die Diskussionen um die Geisterspiele kennen keine Pause. Ganz im Gegenteil, nachdem ein Fußball ohne Fans ein Fußball ohne Atmosphäre war, drehen sich die Gedanken um die Möglichkeit, wie schnell wieder mit Zuschauern gespielt werden bzw. wie eine Öffnung der Stadien ohne Gefährdung der Gesundheit aller organisiert werden kann. Es ist fast ein gordischer Knoten, der hier gelöst werden muss, entsprechend abenteuerlich sind auch die Gedanken, die durch die Gegend geistern.

Es ist auffallend: Die Klubs machen sich Gedanken, ob man mit einer geringen Zuschauerzahl anfangen kann, damit vor allem die Grundvoraussetzung im Kampf gegen das Coronavirus erfüllt ist, nämlich Abstand halten. Entsprechend der Kapazitäten der Stadien könnten dann vielleicht 2000 bis sogar 10.000 Zuschauer den Spielen beiwohnen. Von Fans kann hier nicht die Rede sein, denn diese meldeten sich schon zu Wort und kennen keinen Kompromiss: Entweder alle oder keiner. Bis es allerdings volle Stadien ohne Gesundheitsrisiko geben kann, wird noch viel Zeit vergehen mit vielen Geisterspielen. Aber warum nicht mit kleineren Kapazitäten anfangen, es wäre ein Schritt nach vorn. Um auch die Anfahrt der Zuschauer zu vereinfachen, muss wohl auf Gästefans verzichtet werden. Was den Fans auch wieder nicht gefällt.

Fan-Organisationen haben in einer gemeinsamen Erklärung bereits gefordert, dass der Fußball zurück zu den Wurzeln müsse. Die Corona-Krise soll die Klubs zur Besinnung kommen lassen, der Kommerz soll eingeschränkt werden, Gehälter gekürzt bzw. gedeckelt. Nicht das Geld soll im Mittelpunkt stehen, sondern der Sport. Die Fans machen den Eindruck, als ob für sie die Qualität der Spiele keine Rolle spielt, sie auf Stars verzichten würden und es in Kauf nehmen, wenn die internationale Konkurrenzfähigkeit dann nicht mehr gegeben ist. Was sie wollen, ist ihre Fankultur mit Nähe, Emotionen und Freiheit ausleben. Sie wollen in erster Linie ihren Spaß und plädieren auf ein Zurück zum Fußball von gestern. Mit dem Leistungssport der heutigen Zeit lässt sich das nicht vereinbaren und wahrscheinlich wäre es ihnen am Ende sogar egal, wenn die Bundesliga international nur noch unter „ferner spielten“ registriert würde. Am Ende könnte es dazu kommen, dass sich die Ultras vom Profi-Fußball ganz abwenden. Vielleicht finden sie bei den Amateuren ihre wirkliche Erfüllung. Andererseits: Erst die Masse macht’s, sorgt für Stimmung.

Der Fußball muss aber weiter geplant werden. Die DFL hat in diesem besonderen Jahr auf ein strenges Lizenzierungsverfahren verzichtet und allen Vereinen der 1. und 2. Bundesliga die Lizenz erteilt, damit die Klubs die Möglichkeit haben, sich finanziell zu erholen. Der Terminkalender für die neue Saison steht auch, mit einem Start der Bundesliga am 18. September und ohne Winterpause. Letzter Spieltag soll der 22. Mai sein.

In der Bundesliga wird weiterhin Werder Bremen vertreten sein, das im Duell mit dem Zweitliga-Dritten 1. FC Heidenheim zwar kein Spiel gewinnen konnte, doch das 0:0 und 2:2 auswärts reichte zum überaus glücklichen Klassenerhalt nach einer verkorksten Saison. Damit wurde sogar belohnt, dass die Bremer entgegen der üblichen Gesetzmäßigkeiten an Trainer Florian Kohfeldt festhielten. Logischerweise bleibt er nun weiterhin Coach und alle hoffen auf ein ruhigeres Jahr.

Wer verliert, würde die Relegation natürlich am liebsten abschaffen. Das gilt vor allem für den FC Ingolstadt der eine besonders bittere Zeit hinter sich hat. Am letzten Spieltag der 3. Liga träumte der Verein schon vom direkten Aufstieg, als ein Tor in Würzburg nach einem zweifelhaften Elfmeter alle Träume platzen ließ und stattdessen den Kickers den Aufstieg beschwerte. In der Relegation ging es wieder ähnlich zu. Zuerst lag das Aus gegen Nürnberg nach dem 0:2 im Hinspiel nahe, dann führte Ingolstadt zu Hause plötzlich 3:0 und träumte wieder von der 2. Bundesliga. Doch die Nachspielzeit war erneut eine Zeit der Ernüchterung, Nürnberg traf und jubelte. Ingolstadt fand in Schiedsrichter Christian Dingert den Schuldigen, fünf Minuten Nachspielzeit und die auch noch verlängert, wären nicht korrekt gewesen, außerdem hätte er vor dem entscheidenden Treffer ein Foul übersehen. Verständnis muss man für diese Sichtweise nach der Enttäuschung haben, aber Dingert hatte bei allen Entscheidungen korrekt gehandelt. So kann er beruhigt am Dienstag seinen 40. Geburtstag feiern. Aber alles in allem: Die Relegation hat ihre Berechtigung, spannender geht es nicht.

Auch international bleibt es weiter bei Geisterspielen. So werden Champions League und Europa League in diesem Jahr ohne Zuschauer entschieden. Die Auslosung ist erfolgt, der Spielplan steht, die Spannung steigt. Der portugiesische Ex-Star Paolo Sousa hatte kein glückliches Händchen, als er für Viertel- und Halbfinale der CL die großen Favoriten so zog, dass sie sich schon im Vorfeld des Finales eliminieren werden. Bayern München droht im Viertelfinale (am 8. August erst das Achtelfinale gegen Chelsea mit 3:0-Vorsprung) der FC Barcelona (auch am 8. 8. gegen Neapel, im Hinspiel 1:1). Den Gegner im Halbfinale machen Juventus Turin und Olympique Lyon (0:1 im Hinspiel) bzw. Manchester City und Real Madrid (2:1 im Hinspiel) unter sich aus. Da hat es RB Leipzig in der anderen Hälfte leichter, hat allerdings mit Atletico Madrid ein abzocktes Team als Gegner, der große Favorit auf das Finale ist aber Paris St. Germain mit Thomas Tuchel als Trainer, das zuerst auf Atalanta Bergamo trifft. Es gibt nur K.o.-Spiele im Finalturnier vom 12. bis 23. August, da zählen dann Tagesform, Glück und der Schiedsrichter. Besonderen Schwung dürfte Manchester City haben, nachdem der Internationale Sportgerichtshof die von der UEFA ausgesprochene Sperre für die internationalen Wettbewerbe aufgehoben hat. 10 Millionen Euro Strafe für Vergehen bei Transfers sind zu verschmerzen. Pep Guardiola darf weiter vom CL-Sieg mit City träumen. Allerdings: Träume platzen schnell (siehe oben).

Hansi Flick ist der Bessermacher

Der Deutscher Double-Sieger befindet sich jetzt im wohlverdienten Urlaub, aber es gibt wahrscheinlich einen beim FC Bayern München der auch in den Ferien arbeitet: Trainer Hansi Flick, er gilt nämlich als fleißiger Arbeiter, was er auch als Spieler war. Der Badener, der eine fast verkorkst scheinende Saison der Bayern noch rettete, war der große Gewinner der Corona-Saison. Aber auch die Spieler können sich zu den Gewinnern zählen, denn der einstige Co-Trainer, der in großer Not zum Chef wurde, entpuppte sich als Bessermacher. Bis dato wurde er in der Branche unterschätzt, dabei arbeitete er vorher bereits im Hintergrund äußerst produktiv. So urteilte einmal die Süddeutsche Zeitung: Hansi Flick hat im Sommer 2014 seinen Chef Joachim Löw zum WM-Titel geführt.“ Ein Blick auf die Leistung des Bayern-Teams vom Pokalfinale zeigt, wie Flick als Bessermacher wirkte:

Manuel Neuer: Gut, der Nationaltorhüter ist die Ausnahme, ihn kann man eigentlich nicht mehr besser machen, aber er spielte stabil und der Kapitän war vom Trainer überzeugt. Auch das ist wichtig!

Benjamin Pavard: Es gab nicht wenige, die ätzten, was die Bayern mit einem Absteiger (mit Stuttgart in die 2. Liga) wollten, der zudem 35 Millionen Euro gekostet hatte. Manager Hasan Salihamidzic hatte jedoch das richtige Näschen, der Franzose wurde als Rechtsverteidiger ein Gewinn, zeigte Leistungen, die eines Weltmeisters würdig waren und steuerte manch wichtiges Tor bei.

Jerome Boateng: Über ihn wurde viel geschrieben, immer wieder über seinen Abschied spekuliert, aber Hansi Flick wusste ihn zu nehmen, stärkte den Innenverteidiger, der plötzlich angesichts einer Verletztenmisere wichtig wurde und zu alter Form zurückfand. Mit das deutliches Zeichen für den Bessermacher.

David Alaba: Der Österreicher gehört zu den Aufsteigern der Saison. Internationale Klasse schon als Linksverteidiger, Weltklasse jetzt als Innenverteidiger. Eine Position, die ihm nicht fremd war, aber unter Flick wurde er zum Abwehr- und Aufbauchef. Eine Rolle, die ihm gefiel und die vielleicht dazu führt, dass seine Abwanderungsgelüste wieder verschwinden.

Alphonso Davies: Der Aufsteiger der Saison, der 19-Jährige Kanadier mit einer Flüchtlingsvergangenheit kam als ungeschliffener Diamant und wurde zur Sensation. Thomas Müller ernannt den schnellsten Mann der Bundesliga zum „Roadrunner“. Davies war vorn und hinten so schnell, dass sich oft die Gegner wunderten, wo er denn herkam. So klärte er manche brenzlige Situation vor dem Bayern-Tor. Aber er kann sich vor allem technisch noch steigern. Ein Juwel!

Joshua Kimmich: Flick machte ihn zum Chef im Mittelfeld, eine Rolle, die er ersehnte. Er füllte diese Chefrolle komplett aus und wurde ein wichtiger Faktor auf dem Weg zum Double. Gilt jetzt als Juniorchef im Team.

Leon Goretzka: Aus der zweiten Reihe spielte er sich in den Vordergrund, profitierte vom Ausfall von Thiago und ist eigentlich aus dem Team nicht mehr wegzudenken. Ein Arbeiter, so etwas mag Flick, der vorne und hinten zu finden ist und Lücken schließt. Auch Joachim Löw sollte auf das Duo Kimmich/Goretzka setzen. Wird noch wichtiger, wenn Thiago geht.

Serge Gnabry: Den großen Sprung hat er unter Flick sicherlich nicht gemacht, hat noch zu viele Schwankungen in seinen Leistungen, aber zusammen mit Coman befindet er sich auf dem richtigen Weg, um Robben und Ribery vergessen zu lassen.

Thomas Müller: Unter Flick-Vorgänger Niko Kovac war er nicht mehr wichtig, dass Flick ihn wieder zu einem wichtigen Spieler mit allen Freiheiten machte, war wohl der beste Schachzug des Trainers. Müller blühte auf und fand zu alter Stärke. Bayern-Siege haben den Stempel „Müller macht’s“! Er entwickelte sich immer mehr zu einer Führungspersönlichkeit.

Kingsley Coman: Der 24-Jährige Franzose hat noch einiges an Steigerungspotenzial, lässt aber immer wieder großes Können aufblitzen. Flick versuchte den verletzungsanfälligen Flügelflitzer vorsichtig aufzubauen, wechselte ihn oft vorsichtshalber aus, hatte aber viel Freude an ihm.

Robert Lewandowski: Er spielte vielleicht die beste Saison seiner Karriere, griff sogar nach dem Torrekord von Gerd Müller. Viel Worte über ihn zu verlieren, wäre Wasser in die Donau tragen. Wird nicht umsonst als Kandidat für die Wahl zum „Weltfußballer des Jahres“ gehandelt. Dafür müsste aber der Henkelpott in der Champions League her.

Als Bessermacher zeigte sich Hansi Flick auch beim Nachwuchs. Eine seiner ersten Amtshandlungen war, dass er Talente aus der Bayern II, die ja auch zu Meisterehren in der 3. Liga kam, zu den Profis holte und ihnen dort auch Spielminuten verschaffte. Joshua Zirkzee wurde sogar zu einem wichtigen Torjäger. Dieser Weg soll fortgesetzt werden, was Bayern für Talente wieder attraktiv macht, zuletzt machten die eher einen Bogen um die Münchner, weil sie keine Chance für einen Einsatz sahen. So „klauten“ die Bayern jetzt erst wieder der TSG Hoffenheim zwei hoffnungsvolle Nachwuchsspieler.

Hansi Flick ist aber keiner, der Erfolge groß für sich reklamiert oder größenwahnsinnig wird. Aber Selbstbewusstsein zeigt er, das „mia san mia“ lebt er und so zeigt er Verein und Spielern den Weg für die nächsten Wochen auf. Zunächst gibt es Urlaub, mit einem Fitnessprogramm für die zweite Woche und dann wollen die Bayern auch in der Champions League erfolgreich sein. Die Bayern werden angesichts ihrer Leistungen und dem Schwächeln einiger Konkurrenten als großer Favorit bezeichnet, allerdings bleiben da Fragezeichen, weil sich Mannschaften wie Manchester City, Real Madrid oder der FC Barcelona immer auf Augenhöhe bewegen. Flick wagt sich schon weit vor, wenn er das Finale als Ziel nennt. Vom Triple darf geträumt werden, das zuletzt Trainer Jupp Heynckes den Bayern 2013 bescherte. Heynckes lobt Flick und Fachleute sehen Flick in den Fußstapfen von Heynckes – da könnten sich Träume doch erfüllen!