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Tag: Domenico Tedesco

Narren haben an der Bundesliga ihre Freude

Zur Hochzeit des Karnevals oder Fasching ließ sich die Fußball-Bundesliga am Wochenende nicht lumpen. Sie haute auf die Pauke, lieferte Turbulenzen, manche Klubs spielten den Clown, es gab ein Durcheinander und am Schluss da und dort den entsprechenden Kater. Das Geschehen war teilweise verrückt, die Narren konnten an der Bundesliga ihre Freude haben. Keine Freude dagegen im Pott mit Dortmund und Schalke – dort herrscht Alarmstimmung.

Den Paukenschlag Nummer 1 lieferte bereits am „rußigen Freitag“ der FC Augsburg, der Tabellenführer Borussia Dortmund mit 2:1 schwarz machte. Es war ein besonderes Erlebnis, mit einer Wiederauferstehung des Abstiegskandidaten, der nach einer willenlosen Leistung in Freiburg und der 1:5-Schlappe alles in die Waagschale legte, was ihn bisher in der Bundesliga hielt: Kampfgeist, taktische Disziplin und erfolgreiche Konter. Es bedurfte dazu natürlich auch eines überragenden Torhüters Gregor Kobel und eines eiskalten Torjägers Dong-Won Ji, der mit einem Weltklassetor die Borussia düpierte. Die Augsburger waren laufstark (11 Kilometer mehr als Dortmund), die Borussia offensichtlich zu grün.

Bayern München darf sich beim Nachbarn bedanken und nutzte die Gunst der Stunde mit einem 5:1 bei der schwächelnden Borussia in Mönchengladbach. Der Name Borussia bürgt derzeit für eine Krise. Gladbach kann dabei weniger verspielen als die Dortmunder, die ja schon mit neun Punkten Vorsprung ihre Hand fast an der Meisterschale hatten. Doch der Wind hat sich gedreht. Lief im Herbst alles gegen die Bayern (auch Schiedsrichter-Entscheidungen), so läuft jetzt alles für sie. Beim 1:0 in Gladbach hätte Referee Zwayer auch auf Foul vom Torschützen Martinez entscheiden können, er tat es nicht, entschied im Zweifel (50:50) für den Angreifer. Also, jetzt läuft es wieder bei den Bayern. In Dortmund wächst dagegen der Frust, der Ton wird schärfer und es kommt die Bewährungsprobe für Trainer Lucien Favre. Ist der oft zweifelnde Schweizer in der Lage die Krise zu meistern? Vor Problemen lief er in der Vergangenheit oft davon. Jetzt sind auch Dortmunds Bosse gefragt.

Karneval an Rhein und Main, Alarmstimmung im Pott. Bei Schalke 04 ist Boss Clemens Tönnies noch mehr gefordert als Kollege Watzke in Dortmund. Das 04 stand sinnbildlich für die peinliche 0:4-Niederlage gegen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf. Ohne Gegenwehr ergab sich Schalke, kein Aufbäumen, kein Kampf, nichts. Die Spieler agierten, als wären sie die Nacht vorher beim Karneval gewesen. Der Manager machte schon den Abflug, Trainer Domenico Tedesco wird wohl folgen. Doch der neue Sportvorstand Jochen Schneider ist erst ab 14. März offiziell im Amt. Dann muss er aufräumen, ein Neuanfang am Ende der Saison ist aber fast nicht machbar. Schalke in Not, sogar der Abstieg droht. Bisher weist die Bilanz die schlechteste Saison seit 26 Jahren aus.

Der Abstieg droht – das gilt noch mehr für den 1. FC Nürnberg und Hannover 96. Die Nürnberger konnten nach dem 0:1 gegen Leipzig wenigstens erhobenen Kopfes vom Platz gehen. Sie mussten erkennen, dass im Abstiegskampf eben auch das Glück fehlt, so beim Elfmeter-Fehlschuss, der eine Wende hätte bringen könnte. Bei Hannover fehlte dagegen alles (siehe Schalke). Der neue Trainer Thomas Doll ist frustriert: „So hatte ich mir das nicht vorgestellt.“ Die Stuttgarter hatten sich das beim 5:1-Sieg dagegen genauso vorgestellt: Gomez trifft wieder, das Spiel passt wieder, das Punktekonto steigt. Trainer Markus Weinzierl hat offensichtlich die Wende geschafft und kann wieder ruhiger schlafen.

Die Augsburger konnten sich am Sonntag noch einmal zum Sensationssieg beglückwünschen, denn ohne die drei Punkte wären sie jetzt auf den Relegationsplatz abgerutscht. Es sieht ganz nach einem Dreikampf von Schalke, Augsburg und Stuttgart gegen Rang 16 aus. Nachteil VfB, er muss noch bei beiden Konkurrenten antreten, in Augsburg am 30. Spieltag und auf Schalke ausgerechnet am letzten Spieltag. Der große Showdown wäre reizvoll wie Karneval oder Fasching. Für Markus Weinzierl eine besondere Konstellation, der Stuttgarter Trainer war zuvor bekanntlich in Augsburg erfolgreich und auf Schalke weniger erfolgreich tätig. Und jetzt erfolgreich in Stuttgart? Wie auch immer, für einen der drei Klubs gibt es im Mai noch eine Fastenzeit, wenn man Nürnberg und Hannover schon abschreibt.

Eine Fastenzeit für die Fußball-Fans gibt es nach dem Faschingsdienstag nicht, ganz im Gegenteil, Europas Wettbewerbe stehen wieder im Mittelpunkt. Glücklich wird man in Dortmund nicht sein, dass es gerade jetzt gegen Tottenham ums Überleben in der Champions League geht. Ein 0:3 ist schwer aufzuholen, aber wie es geht, Unmögliches möglich zu machen, bekam Dortmund ja von den Augsburgern gezeigt. Auf Europas Bühnen ging es ebenfalls ein bisschen verrückt und turbulent zu. So zum Beispiel in Spanien, als Barcelona im Pokal mit 3:0 und in der Meisterschaft mit 1:0 zweimal in wenigen Tagen bei Real Madrid gewann. Da zweifelt man beim Titelverteidiger schon, ob das 2:1 gegen Ajax Amsterdam aus dem Hinspiel reicht, zumal Kapitän Ramos ein Eigentor fabrizierte. Er provozierte im Hinspiel eine Gelbe Karte, weil er dachte, das Fehlen gegen Ajax würde nicht ins Gewicht fallen, doch weil er damit prahlte, wurde er gleich für noch ein Spiel gesperrt.

Eine Woche später ist erst Bayern München gegen den FC Liverpool zum Rückspiel dran. Noch eine Verschnaufpause vor allem für Jürgen Klopp bei den „Reds“, denn es will nicht mehr so richtig laufen. Wieder ein 0:0 im Lokalderby gegen Everton, zweimal auswärts jetzt ohne Tor, Manchester City (nach einem 1:0 in ‚Bournemouth) zog vorbei. Auch Klopp hatte schon mal sieben Punkte Vorsprung vor Pep Guardiolas Team. Da ist Dortmund ja noch besser dran, ist noch Tabellenführer mit zwei Toren Vorsprung. Doch die Zeichen stehen auf Wechsel, „wir haben das Momentum auf unserer Seite“, betonte Thomas Müller, der wieder einmal von Anfang an ran durfte und sich als „Comebacker des Tages“ bezeichnete. Es könnte wirklich eine bittere Fastenzeit für Dortmund werden.

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Nie war die Tabellenführung so wertvoll wie heute

Das gibt es doch noch in dieser Fußball-Saison: Der FC Bayern München kämpft um die Tabellenführung. Aber hallo, werden sich da manche sagen, wie geht das denn, bei neun Punkten Rückstand in der Bundesliga? Nun ja, es geht um die Champions League und da stehen in dieser Woche die finalen Spiele in den Gruppen an. Dabei geht es einmal um den Einzug in das Achtelfinale, für einige vor allem um eine gute Ausgangsbasis für die nächste Runde. Das Motto in diesem Fall in Anlehnung an einen alten Werbespruch: Noch nie war die Tabellenführung so wertvoll wie heute.

Zum Abschluss der ungeliebten Gruppenphase ist ja eher Langeweile Trumpf, weil in den meisten Gruppen die Entscheidungen bereits gefallen sind. Die große Ausnahme bildet die Gruppe C, wo mit dem SSC Neapel (9 Punkte), Paris St. Germain (8) und dem FC Liverpool (6) noch drei prominente Klubs um das Weiterkommen kämpfen. Dabei gibt es sogar ein echtes Endspiel, denn Jürgen Klopp muss mit seinen Reds unbedingt gewinnen, um eine Runde weiterzukommen. Wäre es nur in allen Staffeln so. Seltsam: In der Champions League verlor Liverpool alle drei Auswärtsspiele (in Neapel mit 0:1, in Paris 1:2 und sogar in Belgrad 0:2) und steht jetzt unter Zugzwang. In der doch so starken Premier League ist Klopp mit seinen Mannen dagegen seit Sonntag Tabellenführer und noch ungeschlagen!

Für Klopp geht es also in erster Linie ums Weiterkommen, für die Bayern eben um die Tabellenführung, denn dann ist im Achtelfinale die Wahrscheinlichkeit größer, mit einem Zweiten einen leichteren Gegner zu erwischen. Die Namen der derzeitigen Tabellenführer lesen sich fast wie die Liste der Favoriten: Atletico Madrid, FC Barcelona, SSC Neapel, FC Porto, Bayern München, Manchester City, Real Madrid, Juventus Turin. Mehr oder weniger alles Gegner, die man gern frühestens im Halbfinale hätte. Die Auslosung für das Achtelfinale ist übrigens am Montag, 17. Dezember.

Die Münchner brauchen am Mittwoch bei Ajax Amsterdam noch eine Unentschieden, um Gruppen-Erster zu bleiben. Das 1:1 zu Hause im Hinspiel wirkt nach, wobei sich die Kräfteverhältnisse wohl ein bisschen gewandelt haben. „Damals waren wir in einer schlechten Phase, Ajax in einer guten, jetzt sind wir auch gut drauf“, heißt es in München. Dazu kommt, dass Ajax von Verletzungsproblemen geplagt wird. Da haben die Bayern sogar einen neuen Rekord im Visier: Noch nie erreichte eine deutsche Mannschaft 16 Punkte in der Gruppenphase. Die Bayern haben bisher 13.

Trainer Niko Kovac hat einen Sinneswandel vollzogen. Erklärte er zu Saisonbeginn Gegner der Rotation zu Unwissenden, die vom Fußball keine Ahnung hätten, weil die Rotation die absolute Notwendigkeit sei, so erzählt er jetzt das Gegenteil: Die Rotation wurde abgeschafft, damit die Mannschaft ihre Form und die Erfolgsspur findet. Hat geklappt, aber ganz ohne Rotation wird es halt auch nicht gehen. Alles zu seiner Zeit. Kovac muss dabei aber auch eine Niederlage eingestehen. Hatte er die Rotation u. a. doch damit begründet, in seinem Luxus-Kader alle Spieler bei Laune halten zu wollen. Das hat trotz Einsatzzeiten für alle nicht geklappt, Bankdrücker meuterten dennoch. Und jetzt? Die Stars Hummels, Martinez und James schauen meist zu und laufen mit düsterer Miene durch die Gegend. Weihnachtsfreude sieht anders aus.

In Dortmund bleibt die Rotation an der Tagesordnung, Trainer Lucien Favre sieht sie als Notwendigkeit, kann sich dies als nationaler Tabellenführer aber auch leisten. Die Borussia sonnt sich an der Spitze der Bundesliga, sieben Punkte vor Gladbach. Am Samstag winkt gegen Bremen die „Weihnachtsmeisterschaft“. In der Champions League ist die Borussia weiter, doch führt an Atletico wohl kein Weg mehr vorbei, deshalb hat Favre die große Rotation angekündigt. Das Derby gegen Schalke hat Kraft gekostet, aber Punkte gebracht. Da dürfen sich sogar Reus, Witsel und Co. ausruhen.

Der Ruhrpott-Kontrahent Schalke liegt dagegen fast am Boden, da gilt die Champions League als schöne Abwechslung, zumal das Achtelfinale erreicht ist. Gut, dass die Qualifikation in trockenen Tüchern ist, denn von einer CL-Form kann keine Rede sein. Trainer Domenico Tedesco sind die Stürmer ausgegangen, aber auch die guten Ideen. Der Vizemeister des Vorjahres ist jetzt ein Abstiegskandidat. Und da steht auch ein „Endspiel“ am Samstag an: Schalke (14) muss in Augsburg (13) antreten und der Verlierer gesellt sich endgültig zu den Abstiegskandidaten Düsseldorf, Hannover, Stuttgart und Nürnberg. Im Vorjahr gewann Schalke beide Duell mit dem FCA, der gegen eine Minusserie ankämpft mit zuletzt vier Niederlagen am Stück. Mal sehen, wem die Wende gelingt.

Experten und ihre Probleme mit den Regeln

Das vergangene Wochenende brachte wieder einmal den Beweis, dass die Fußballregeln ganz schön kompliziert sind. Da kommen sogar die Experten ins Schleudern, die Schiedsrichter einerseits auf dem Feld, die Kommentatoren andererseits an den Mikrofonen. Die kritisieren zwar vielfach, blamieren sich dabei aber ebenso wie manche Referees. Typisch eine strittige Szene, als sich Hannovers Wimmer den Ball selbst an die Hand köpfte. Schiedsrichter Hartmann lag richtig, gab auch nach dem (unsinnigen) Einspruch des Video-Schiedsrichters keinen Elfmeter für Mainz. Ein Kommentator sah darin eine „krasse Fehlentscheidung“, der andere wertete sie, was sie war „als regelkonform“. Experten unter sich eben. Oder man zieht sich als Kommentator bedeutungsschwer so aus der Bredouille: „Den Elfmeter kann man geben, die Frage ist, ob man ihn geben muss!“ Alles klar?

Übrigens: Der Blick über den Teich lohnt sich für den deutschen Fußball, denn deutsche Spieler feierten mit Atlanta United die US-Meisterschaft (2:0 gegen Portland). Mit 73109 Zuschauern gab es beim Finale der MLS im Mercedes-Benz-Stadium eine Rekordkulisse und Julian Gressel und Kevin Kratz waren dabei. Gressel müsste eigentlich fast im Notizbuch von Bundestrainer Joachim Löw stehen, obwohl er seine Karriere weitab von Deutschland absolvierte. Er spielt bereits seit College-Zeiten in den USA und wurde im Vorjahr zum „Rookie of the year“ gewählt und absolvierte wieder eine starke Saison. Kratz, früher in Braunschweig und Sandhausen, war im Finale nur Ersatz.

Weltmeister Bastian Schweinsteiger wird ein bisschen neidisch auf die deutschen Kollegen schauen. Er hängt noch ein Jahr in Chicago dran und träumt da auch von einem Wunder, er will es Gressel und Kratz nachmachen. Aber er sorgte auf jeden Fall schon mal mit dafür, dass der Fußball (Soccer) sich in den USA weiter im Aufwind befindet.

Die Bundesliga zeigt ihr besseres Gesicht: Tore, Tempo, Siege

Welch ein Wandel! Vor noch gar nicht langer Zeit hörte man im und über den deutschen Fußball nur Wehklagen (auch an dieser Stelle). International fehlten die Erfolge, national in der Bundesliga eher Langeweile als Spannung und fehlende Qualität. Das hat sich total geändert. Auf Europas Bühne feierten die Bundesligisten quasi eine Wiederauferstehung mit teils überraschenden, teils glücklichen Siegen, in der Punktrunde reiben sich manche Fans die Augen, sie sehen Tempo und Tore, so dass Urteile wie „großes Kino in Augsburg“ (beim 2:3 gegen Bremen) keine Seltenheit sind. In Berlin heißt es „wir genießen“. Die Bundesliga wohlgemerkt – Frühlingserwachen im Herbst.

Es sind auch die Geschichten am Rande, welche die Bundesliga im Gespräch halten. Zum Beispiel auf Schalke der Disput zwischen Trainer und Spieler, als Stürmer Franco di Santo (einst ein Torjäger) mit seiner Auswechslung nicht einverstanden war und Trainer Domenico Tedesco anmeckerte, der beendete die Diskussion mit einem „halt die Fresse“. Logisch, nach vier Niederlagen in Folge ist die Stimmung ebenso im Keller wie die Mannschaft als Schlusslicht. Der Trainer fordert deshalb jetzt drei Siege, die Gegner heißen Freiburg, Mainz und Düsseldorf, allesamt vor der Saison dem Kreis der Abstiegsanwärter zugerechnet. Wenn nicht jetzt, wann dann? Und wenn später, dann wohl ohne Tedesco. Die Zeiten haben sich geändert.

Auch Bayern-Trainer Niko Kovac haben die Auguren Ärger mit Auswechslungen vorausgesagt, schließlich tritt er dabei immer einem Star auf die Füße. Bisher moderiert der neue Coach alle Schwierigkeiten hervorragend, wenn auch Arjen Robben auf der Bank oder Franck Ribery bei seiner Auswechslung keine gute Laune zeigen. Eigentlich logisch, bei Ribery aber deshalb seltsam, weil er vorher in einem Interview noch betont hat, dass er die Wechsel versteht und alle spielen müssten. Auf dem Spielfeld und neben dem Feld sind halt zwei paar Stiefel bzw. Ansichten. Bisher betonen allerdings alle Bayern-Spieler die gute Stimmung und Kovac lässt mit viel Gespür wirklich alle spielen. So durfte Renato Sanches in der Champions League in seiner Heimat Lissabon glänzen und Leon Goretzka bei seinem alten Verein Schalke auflaufen. Nur Siege sind für die Münchner das Resultat, Bayern ist das Gegenteil zu Schalke.

Siege verschenkt hat der FC Augsburg. Der Schuldige: Torhüter Fabian Giefer. Gegen Mainz kam er zweimal unglücklich aus dem Tor, aus dem 1:0 wurde ein 1:2. Gegen Bremen hatte der FCA mit viel Elan aus einem 0:2 ein 2:2 gemacht und war am Siegtreffer nahe dran, dann unterlief dem Schlussmann der Fehler eines Schülertorhüters, er ließ den Ball durch Hände und Beine rutschen – 2:3. Augsburg ist Elfter mit vier Punkten, könnte aber Vierter (jetzt Bremen) mit acht Punkten sein! Armer Torwart, armer Trainer. „Er ist ein Mensch, Menschen machen Fehler, aber ich muss nach Leistung gehen“, jammerte Trainer Manuel Baum, den Tränen nahe. Giefer oder Konkurrent Andreas Luthe (derzeit leicht verletzt) waren laut Baum auf gleicher Höhe, es war eine „Bauch-Entscheidung“ meint der Trainer, jetzt hat der Bauchschmerzen. In München, gegen Freiburg und in Dortmund braucht er einen guten Torhüter. Der nach Dortmund abgewanderte Marwin Hitz hinterlässt offensichtlich eine größere Lücke als gedacht.

Die Hetzjagd um Punkte geht weiter, viele Ligen in Europa nutzen die internationale Pause in dieser Woche zu Ligaspielen am Dienstag und Mittwoch, so bleibt eben auch die Bundesliga im Gespräch. Allerdings hat sie selbst verschuldet bzw. aus Geldgier die Regelung getroffen, dass am Freitag das Spitzenspiel Hertha BSC – Bayern München nur von einem kleinen Teil der Interessenten gesehen werden kann. Die TV-Rechte liegen bei Europasport, doch nur wenige nehmen die zusätzlichen Kosten für den Eurosportplayer zum anderen Pay-TV-Anbieter Sky auf sich. Oder wie wäre es mit einem Schmankerl bzw. PR im Free-TV?

Bekanntlich ist ja in Deutschland auch die Champions League im Pay-TV verschwunden, die Anbieter Sky und DAZN teilen sich den Kuchen. UEFA und Vereine kassieren mehr Geld, aber vielleicht geht der Schuss nach hinten los, denn das Interesse lässt nach. Sahen in den letzten Jahren beim ZDF Spiele der Bayern zum Beispiel bis zu acht Millionen Zuschauer, so waren es diesmal beim Match in Lissabon bei Sky gerade mal 770.000 bzw. zusammen mit der Konferenz insgesamt bescheidene 1,3 Millionen Fußball-Fans. So kann die Champions League keine Werbung für sich machen.

Damit sah die Masse der Fans auch das Schauspiel der Saison nicht. Superstar Cristiano Ronaldo flog beim Gastspiel seines neuen Vereins Juventus Turin in Valencia mit Rot vom Platz. Der „Schuldige“ war der deutsche Schiedsrichter Dr. Felix Brych bzw. sein Landsmann Marco Fritz, der eine Tätlichkeit von Ronaldo anzeigte (er griff nach einem Foul dem Gegenspieler in die Haare, gewertet als ein Ziehen). Brych reagierte erst auf einen Hinweis seines Kollegen.

So könnte die Diskussion abgelaufen sein, nachdem Brych zum Kollegen eilte: Brych: „Was hast Du denn gesehen?“ Fritz: „Der Ronaldo hat den anderen an den Haaren gezogen, das ist Rot.“ Brych: „Rot für Ronaldo, das können wir doch nicht machen.“ Fritz: „Gerade Rot für Ronaldo geht, der affektierte Bursche muss mal vom Feld, dem zeigen wir, wer hier das Sagen hat.“ Brych: „Rot für Ronaldo, das gibt einen Skandal.“ Fritz: „Toll, da sind wir doch mal richtig im Gespräch, los schick ihn runter.“ So schafften sie es, dass der Superstar in Tränen ausbrach und der Portugiese musste erkennen, es gibt auf dem Feld eine höhere Macht als ihn! Außerdem bitter: Ohne ihn lief es bei Juve besser…

EM 2024: Übrigens, es gibt in dieser Woche am Donnerstag noch die wichtige Entscheidung der Vergabe der Fußball-Europameisterschaft für 2024. Deutschland und die Türkei wollen die EM ausrichten. Mehr lesen Sie im nächsten Kommentar „Vergabe Fußball-EM 2024: Wie ticken die Funktionäre?“

Bittere Pillen und blaue Grausamkeiten

Die Fußball-Bundesliga hat gerade drei Spieltage hinter sich – und schon werden Trainer in Frage gestellt und die vor der Saison rosig gezeichnete Zukunft nun schwarz gefärbt. Leute, nach 34 Spieltagen wird erst abgerechnet! Andererseits ist es richtig, wer den Start verschläft, muss erst einmal hinterherrennen. Wer gut beginnt, bekommt vielleicht einen Lauf.

Unruhe herrscht vor allem bei Bayer Leverkusen und Schalke 04. Die einen müssen bittere Pillen schlucken, die anderen blaue Grausamkeiten ertragen, beide liegen mit null Punkten am Ende der Tabelle. Rückblick: Vor einem Jahr war der 1. FC Köln nach drei Spieltagen Letzter mit 0 Punkten und stieg am Ende ab. Leverkusen war mit einem Zähler Vorletzter, schaffte es noch auf Rang fünf und in die Europa League, doch auf diese Aufholjagd wollte man in diesem Jahr verzichten und deshalb wackelt bereits der Stuhl von Trainer Heiko Herrlich. Es sind nicht wenige, die die Partie am Sonntag gegen Mainz als „Endspiel“ ausrufen. Schwung könnte sich Bayer mit einem Sieg in der Europa League am Donnerstag in Rasgrad, beim Meister Bulgariens, holen.

Ähnlich die Situation auf Schalke, drei Spiele, drei Niederlagen, dazu kommt Meister Bayern München am Samstag und am Dienstag geht es vorher in der Champions League gegen den FC Porto. Da sind Erfolgserlebnisse nicht leicht und der in der letzten Saison gefeierte Trainer Domenico Tedesco ist jetzt als Krisenmanager gefragt. Wo ist der Schwung geblieben? Auf Schalke erinnert man sich an den Start unter Trainer Markus Weinzierl mit fünf Niederlagen. Zwar schaffte der Straubinger damals die Wende, doch dieser Start war für ihn der Anfang vom Ende. Nun erlebt vielleicht Tedesco blaue Grausamkeiten.

Erstes Aufatmen gibt es anderswo. Bei Neuling Düsseldorf zum Beispiel, mit dem ersten Sieg und das gegen den Champions-League-Neuling Hoffenheim. Auch RB Leipzig feierte den ersten Saisonsieg, da rollte quasi der Stein der Erleichterung vom ganzen Verein. Und am Tabellenende punkteten Aufsteiger Nürnberg und die Baden-Württemberger Freiburg und Stuttgart im Derby im Ländle. Schon kleine Erfolgserlebnisse lassen aufatmen. Die genannten Vereine waren übrigens auch an den dramatischen Ereignissen beteiligt, die Bundesliga beeindruckte nämlich mit vielen Toren in den letzten Minuten. Da haben sich wohl einige die Bayern als Vorbild genommen, deren Markenzeichen ja unter anderem ist, dass sie Spiele noch in den letzten Minuten entscheiden können. Also ist das nicht mehr allein Bayern-Dusel.

Eine andere Diskussion wird rund um die Spitzenklubs geführt. Ist jetzt ein großer Kader von Vorteil oder nicht? Die Geschehnisse zeigen, dass beides falsch und richtig sein kann, das Schicksal entscheidet. Fall Dortmund: Trainer Lucien Favre ist glücklich, „endlich gibt es viele Spiele, da kann ich allen einen Einsatz gönnen“. Rotation zur Beruhigung der Gemüter, keine Rede von Dreifachbelastung. Eigentlich wollte die Borussia den Kader reduzieren.

Das taten die Bayern, doch das Schicksal war nicht auf ihrer Seite. Vidal, Bernat und Rudy durften gehen, um für mehr Ruhe im großen Kader zu sorgen, jetzt hat das Verletzungspech zugeschlagen: Drei Spiele, drei schwer verletzte Spieler. Wenn das so weiter geht, haben die Bayern am Ende keine Mannschaft mehr. Trainer Niko Kovac klagt, „wir dürfen kein Freiwild sein“. Coman und jetzt Rafinha zogen sich ihre Verletzungen nach bösen Fouls der Gegner zu, bei Tolisso war der Kreuzbandriss Pech in einem normalen Zweikampf, aber die Saison könnte für ihn beendet sein. Hieß es vorher, die Bayern müssen ihren Kader reduzieren, so melden sich jetzt Kritiker, dass die personelle Decke ein bisschen dünn geraten ist. Ja, hinterher weiß man es eben besser. Aber die Bayern, die normalerweise mit Mehrfachbelastung erst so richtig in Form kommen, werden die vielen Spiele jetzt mit anderen Augen sehen. So gibt es mit Kimmich und Alaba gerade noch zwei etatmäßige Außenverteidiger. Vielleicht heißt es bei den Gegner ja auch: Irgendwie müssen wir die Bayern doch klein kriegen!

Dürfen Trainer denn auf ihr Bauchgefühl hören? Augsburgs Coach Manuel Baum wird sich da hinterfragen. Vor der Saison hatte er mit Fabian Giefer und Andreas Luthe als Nachfolger von Stammtorhüter Marwin Hitz, der nach Dortmund wechselte, zwei angeblich sich auf gleicher Höhe befindende Kandidaten. Nach „schlaflosen Nächten“ die Bauchentscheidung für Giefer, der Keeper aber verursachte mit zwei dicken Patzern die 1:2-Niederlage in Mainz. Was jetzt? Was sagt der Bauch? Darf man als Trainer nach Torwartfehlern gleich wechseln oder gibt man dem Unglücksraben noch eine Chance. Entscheidungen, die schwer fallen. Hinterher weiß man es aber besser. Die nächste Prüfung heißt Werder Bremen. Lustig: Der FC Augsburg hat wie im Vorjahr vier Punkte und ist wieder Achter in der Tabelle.

In der Woche sind die Augen auf Europa gerichtet, Champions League und Europa League starten mit der Saison 2018/19. Die Bundesliga erhofft sich eine bessere Bilanz als im Vorjahr, aber einige Vereine lassen derzeit zweifeln, ob das wirklich gelingt. Hoffenheim und Schalke in der CL sowie Leverkusen und Frankfurt in der EL sind keineswegs in Form. Die Hoffnung, über den internationalen Wettbewerb die Form für die Bundesliga zu bekommen, kann trügerisch sein.

Lesen Sie auch den nachfolgenden Kommentar „Champions League: Alle gegen Real, die Bundesliga auf Wiedergutmachungskurs“.