Der Sport – Grantler

Kommentare rund um Fußball und anderen Sport

Tag: Handball

Vergesst die kleinen Vereine nicht!

Die Corona-Pandemie hält die Welt weiter in Atem (außer in einigen Ländern, wo Diktatoren oder ahnungslose Präsidenten das Sagen haben und Covid-19 verharmlosen), der normale Alltag liegt in weiter Ferne und die Politik kämpft um die richtigen Entscheidungen, um den Mittelweg, welche Lockerungen möglich und welche Verbote notwendig sind. Mittendrin der Sport, der ebenso wie die Wirtschaft mit Millionen Euro Verlusten kämpfen muss. Und wenn in Berlin um die Richtlinien für die Zukunft gestritten wird, da spielt der Profi-Sport zwar eine kleine Rolle, aber keiner redet über die Vereine, die in den kleinen Städten und Dörfern die Basis für einen erfolgreichen Sport bilden. Daher der Aufruf: Vergesst die kleinen Vereine nicht!

Was den großen Vereinen die Millionen, sind den kleinen Klubs in der Provinz die Tausender. Corona brachte das Vereinsleben zum Erliegen, nach Lockerungen sind teilweise sogar Spiele oder zumindest ein Trainingsbetrieb möglich, die einzelnen Länder haben ihre eigenen unterschiedlichen Bestimmungen, Einheitlichkeit gibt es nicht. Was aber fast überall fehlt, sind die Zuschauer. Was dadurch fehlt, sind nicht nur die Einnahmen aus Eintrittsgeldern, sondern vielmehr der Umsatz aus Essen und Trinken, wenn es keine Bratwürste gibt und das Bier nicht fließt. Viele Dorfvereine gehen am Stock, die Zukunft sieht trostlos aus.

Besonders hart trifft es Bayern, weil Ministerpräsident Markus Söder den strengen Sheriff gibt und kein Pardon kennt. Dabei geht es bei den Dorfvereinen gar nicht um Zuschauermassen, sondern viele haben auch in normalen Zeiten nicht mehr als 50 oder 100 Zuschauer und die könnten rund um einen Dorfplatz auch in Corona-Zeiten unter Einhaltung aller Hygieneregeln untergebracht werden. Essen und Trinken kann wie in einem Biergarten geordert werden. Die bayerischen Vereine sind besonders sauer, weil in Nachbarländern der Spielbetrieb auf Sparflamme bereits läuft. Hier sollte nicht der psychologische Effekt übersehen werden, dass der Sport in einem kleinen Orten oft im Mittelpunkt steht und das Dorfleben dadurch wieder belebt wird.

Vergessen werden darf auch nicht, dass vor allem die Kinder über den Fußball oder überhaupt den Sport in der Kleinstadt oder im Dorf zum Verein geführt werden und dort an der Basis die Stars von morgen ihre ersten Gehversuche im Sport unternehmen. Viele Klubs beklagen bereits, dass sich die Kinder abwenden und Vereine über Jahre hinweg mit weniger Zulauf rechnen müssen. Das wird in einigen Jahren auch beim Profi-Sport als Mangel an Talenten ankommen.

Aber es geht natürlich nicht nur um den Fußball, die Weigerung der Politik, keine Zuschauer zuzulassen, bringt vor allem die Mannschaftssportarten Handball, Basketball und Eishockey in die Bredouille. Sie können nicht allein mit den Fernsehgeldern überleben, sie brauchen die Eintrittsgelder und den Umsatz von Essen und Trinken. Mit einer reduzierten Besucherzahl kämen sie vielleicht gerade noch über die Runden. Handball wollte am 1. Oktober mit den Punktspielen beginnen, Basketball und Eishockey im November. Sollte ein Ausschluss der Besucher bis zum Jahresende Tatsache werden, dann könnte eine Pleitewelle über die Ligen hinwegfegen. Umso mehr sind Verbände und Regierung gefordert, entsprechende Maßnahmen zu finden, damit ein Kompromiss möglich ist.

Der nächste Schritt müssen wohl Demonstrationen mit dem Motto „rettet den Sport“ sein. Und dabei muss es ebenfalls heißen „vergesst die kleinen Vereine nicht“!

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Basketball-Bundesliga mit Mut und Kreativität

In den Zeiten der Corona-Pandemie ist alles ganz anders und wer nicht untergehen will, der muss Mut haben und Kreativität. Dies beweist jetzt die Basketball-Bundesliga, die anders als die Handball-Bundesliga oder die Deutsche Eishockey Liga nicht die Saison abgebrochen hat, sondern mit einem Turnier den Deutschen Meister ermitteln will. Dabei gab es Einschränkungen und Zugeständnisse, doch alles, was zählt, bringt Münchens Geschäftsführer Marko Pesic auf den Punkt: „Wir wollten einfach nicht komplett von der Bildfläche verschwinden.“

Nein, von der Bildfläche verschwindet die Basketball-Bundesliga nicht, ganz im Gegenteil, ähnlich wie der große Bruder Fußball wird die deutsche Bundesliga international zum beachteten Vorbild. Mut und Kreativität werden überall bewundert, aber es bedurfte schon einiger Zugeständnisse, um dieses Finalturnier zu ermöglichen. Von den insgesamt 17 Vereinen konnten sich nur zehn für die Fortsetzung der Saison erwärmen, der Rest beendete lieber die Saison, zum Teil aus finanziellen Gründen, zum Teil, weil sie keine spielfähige Mannschaft mehr vorhanden war. Viele ausländische Spieler machten sich beim Abbruch der Runde in die Heimat auf, Verträge wurden aufgelöst und eine Weiterbeschäftigung wäre meist zu teuer. Dass es dieses Finalturnier gibt, wird von ihnen jedoch toleriert.

Dadurch gibt es allerdings seltsame Konstellationen, zum Beispiel sind die Frankfurt Skyliners dabei, die nach 21 Spieltagen vor der Unterbrechung nur auf Rang 14 lagen. Jetzt haben sie, genau wie auch Göttingen und Ulm, die außerhalb der Play-Off-Ränge zu finden waren, noch die Möglichkeit, Deutscher Meister zu werden! Von den Spitzenklubs ist übrigens nur Würzburg nicht dabei. Kurios sind aber auch Spielerwechsel, wie der von Dylan Osetkowski. Der US-Center, der auch einen deutschen Pass besitzt spielte für Göttingen, löste den Vertrag auf, um bei seiner Familie in Kalifornien zu sein und tritt jetzt im Finalturnier für Ulm an und trifft u. a. auf Göttingen! Kein Wunder, dass es Stimmen gibt, die vom „verrücktesten Turnier aller Zeiten“ sprechen. Wohl auch, weil sich alle Beteiligten in wochenlange Quarantäne begeben müssen. Das Hygiene-Konzept umfasst 42 Seiten, etwa 3000 Corona-Tests werden durchgeführt, um die rund 250 Spieler, Trainer, Schiedsrichter und den restlichen Staff regelmäßig zu untersuchen.

Diskussionen gab es natürlich um den Austragungsort München, aber der Titelverteidiger präsentierte rundum das beste Paket mit dem Audi Dome, naheliegendem Hotel und besten organisatorischen Möglichkeiten. Die zehn Mannschaften spielen in zwei Gruppen eine Vorrunde, die jeweils vier besten Teams jeder Gruppe qualifizieren sich für das Viertelfinale, das ebenso wie Halbfinale und Finale mit zwei Duellen gegeneinander ausgetragen wird. Ein hartes Programm wartet auf die Spieler vom Start am Samstag, 6. Juni, bis zum Finale am Sonntag, 28. Juni. Das bedeutet für die Finalteilnehmer zehn Spiele in 23 Tagen, fast alle zwei Tage also ein Match. Doch Basketballer, das weiß man aus Bundesliga und den europäischen Wettbewerben, sind stressresistent. Und auch ohne Zuschauer bekommen sie die gewünschte Aufmerksamkeit, Partner Magenta TV überträgt alle Spiele live im Streaming und Sport1 dazu noch ausgewählte Begegnungen im Free TV.

Das Argument von Kritikern, dass in einem Turnier kein Deutscher Meister ermittelt werden kann, ist wenig stichhaltig und wird von den Befürworten schnell entkräftet, schließlich werden Europameister und Weltmeister auch in Turnierform ermittelt und keiner sieht hier eine sportliche Beeinträchtigung. Ein Novum ist es natürlich und klar ist, dass der Weg für Überraschungen frei ist, die Favoriten Bayern München und Alba Berlin müssen auf der Hut sein. Auch die Frage nach der Form ist offen, zumal nicht alle Teams in Bestbesetzung antreten können (manche Ausländer kehrten nicht zurück), dafür konnte jede Mannschaft zwei Spieler neu verpflichten. Manche Teams haben aber auch nur eine Notbesetzung am Start wie Rasta Vechta, das statt der möglichen 14 Spieler nur zehn im Aufgebot hat.

Aber: Hauptsache gespielt wird. Die Zukunft bleibt dennoch ungewiss, so sagt mancher Vereinsmanager, „wenn wir bis zum Jahresende ohne Zuschauer spielen müssen, wird das kein Verein finanziell überleben.“

Die Gruppeneinteilungen, die ausgelost wurden: Gruppe A: Göttingen (bisher 9.), Crailsheim (3.), München (1.), Ulm (10.), Oldenburg (5.). Gruppe B: Frankfurt (14.), Berlin (4.), Vechta (6.), Ludwigsburg (2.), Bamberg (7.). Spiele vom 6. – 1. 15. 6., Viertelfinale 17. -20., Halbfinale 21. – 24., Finale 26. und 28. Juni.

Deutschland erwache! Mit Anstand und mit Abstand!

Die Welt steht still, weil es ein Virus so will. Aber ewig ist der Stillstand nicht zu verkraften, egal, ob es um Industrie und Wirtschaft geht oder um das tägliche Leben. Wenn die Infektionszahlen zurückgehen, wenn man Corona einigermaßen im Griff hat, dann muss – langsam und vorsichtig – das gewohnte Leben wieder weitergehen. Bis zum 19. April sind die derzeitigen Maßnahmen mit Ausgangssperren und dergleichen terminiert, ab Montag, 20. April, muss es zumindest hierzulande heißen: Deutschland erwache! Österreich ist da schon weiter, dort gibt es nach Ostern die ersten Lockerungen.

Tausende Unternehmer, vor allem Kleinunternehmer bzw. der Mittelstand, und Millionen von Arbeitern und Angestellten warten auf den Tag, an dem wenigstens zum Teil und wohl nur in abgespeckter Form die gewohnte Arbeit wieder aufgenommen werden kann. Der Besuch im Baumarkt muss wieder möglich sein, ebenso wie der im Schreibwarengeschäft, beim Gärtner oder im Lokal. Dabei sind aber weiterhin Anstand und Abstand wichtig. Anstand, weil man wohl noch über Wochen und Monate hinweg darauf achten muss, den anderen mit einer möglichen Infizierung nicht anzustecken. Abstand, weil dies der beste Schutz vor Ansteckung ist, besser noch als ein biederer Mundschutz. Auf Abstand achtend kann jeder einkaufen gehen, kann man Lokale besuchen (nur zwei Leute an einem Tisch) oder sogar Kinos und Theater wieder in Betrieb nehmen. Mit ein bisschen guten Willen und Disziplin sollte dies möglich sein.

Und auch der Sport sollte wieder eine Rolle spielen, in welcher Form auch immer. Freilich, der Amateursport wird noch Probleme haben, der Profisport (Wirtschaftsbetrieb!) allerdings müsste die Genehmigung bekommen, in abgesteckter Form den Spielbetrieb wieder aufzunehmen, damit das Fernsehen berichten kann, damit TV- und Sponsorengelder fließen und die größten Pleiten verhindert werden. Das betrifft vor allem die Fußball-Bundesliga, 2. Bundesliga sowie 3. Liga, aber auch die höchsten Spielklassen im Basketball und Handball, obwohl da natürlich nicht diese Gelder wie im Fußball fließen. Natürlich kann der Spielbetrieb nur ohne Zuschauer aufgenommen werden, Geisterspiele sind die einzige machbare Rettung. Deshalb werden viele andere Sportarten verzichten und die Corona-Pause den einen oder anderen Verein in die Knie zwingen. Insofern heißt es jetzt auch: Rette sich, wer kann.

Die Fußball-Bundesliga steht von der Popularität her natürlich im Mittelpunkt. Am 17. April will die DFL wieder tagen und Spiele im Mai sind im Visier, bis Ende Juni soll die nationale Meisterschaft beendet sein und auch der DFB-Pokal könnte mit Halbfinale und Finale gespielt werden. Die meisten Vereine haben ein reduziertes Training wieder aufgenommen, statt sich zu Hause fit zu halten, heißt es Arbeit mit dem Ball auf Rasen in kleinen Gruppen mit Abstand. Ab Mai sollte ein normales Fußballtraining möglich sein, heißt zwei Wochen Vorbereitung bis zur Fortsetzung der Punktrunde.

Es gibt natürlich Fragezeichen. So wird der Plan, die Spieler alle drei Tage auf eine Corona-Infektion zu kontrollieren, kaum durchführbar sein, weil die Allgemeinheit meutern würde. Die Labore arbeiten am Anschlag und Tests für Fußballprofis können nicht dafür verantwortlich sein, dass Tests für kranke Patienten verschoben werden. Es könnte aber auch sein, dass sich die Gesamtsituation entscheidend verbessert, Pessimisten glauben aber, dass der Höhepunkt der Infektionen noch bevorsteht.

Entscheidend ist aber auch, dass die Fans entsprechend mitmachen. Da kommen wieder Anstand und Abstand ins Spiel. Die Fans, vor allem die Ultras mit ihren manchmal seltsamen Gedanken, müssen wissen, dass ihr Verein nur spielen kann, wenn sie keinen Krawall machen und über die Stränge schlagen, heißt, auch im Umfeld des Stadions dürfen sich die Fans nicht aufhalten (Abstand halten!). Verstoßen sie dagegen (Anstand!), werden auch Geisterspiele nicht möglich sein. Die Fans könnten dann sogar zu Totengräbern ihrer Vereine werden!

Eines muss an dieser Stelle festgestellt werden. Die Fußball-Bundesliga hat sich in diesen Krisenzeiten vorbildlich verhalten, die DFL hat gut reagiert und das Heft des Handelns in die Hand genommen. Die Spieler zeigten sich als Profis mit Herz, waren zu Gehaltskürzungen zum Wohle der Vereine und vor allem der rund 60.000 sonstigen Mitarbeiter bereit und brachten zahlreichen Spendenaktionen auf den Weg. Auch hier wurden Millionen ausgeschüttet.

Dies war in anderen Ländern oft nicht so, da gab es Theater um Gehaltskürzungen (Barcelona zum Beispiel) und in England gibt es Proteste, weil die Spieler nicht kollektiv auf Gehaltskürzungen verzichten und die Klubs sogar öffentliche Subventionen in Anspruch nehmen wollen. Seltsame Begründung der Gewerkschaft dafür, dass die Gelder nicht gekürzt werden dürfen: „Dann würden dem Staat große Steuereinnahmen fehlen.“ Einen radikalen Schnitt vollzog Belgien, das die Saison für beendet erklärte. Es ist auch das internationale Problem für die Fortsetzung der europäischen Wettbewerbe, dass die Nationen unterschiedlich von Corona gebeutelt sind und unterschiedlich damit umgehen. Eine Lösung ist derzeit nicht in Sicht.

Es gab zudem andere Meldungen. Die Corona-Pause nutzte Bayern München zur Vertragsverlängerung mit Trainer Hansi Flick gleich bis 2023, die Bosse vertrauen also auf den Kurpfälzer, der als legitimer Heynckes-Nachfolger vor allem in Sachen Menschlichkeit gilt. Jetzt werden wohl auch Vertragsverlängerungen mit Spielern bis 2023 folgen, wobei Flick da ein starkes Mitspracherecht besitzt.

Es tut sich also etwas in den Vereinen, ein Grund mehr, dass die Fans hoffen, dass der Ball bald wieder rollt. Und eines darf man auch nicht vergessen: Fußball im Fernsehen hat das Zeug dazu, die Stimmung im Lande zu verbessern. Er bietet Unterhaltung und Abwechslung, vielleicht war die Fußball-Bundesliga sogar noch nie so wichtig wie heute!

Gewinner und Verlierer der Corona-Krise

Corona hält die Welt in Atem, nein, das Virus legt die Welt fast lahm. Probleme dieser Art, wie wir sie jetzt erleben, wurden eigentlich für unvorstellbar gehalten. Aber jetzt sind sie da und da gibt es die Gedanken, wer ist in der Bewältigung der Krise im Sport eigentlich ein Gewinner und wer Verlierer? Natürlich, Verlierer sind wir alle, denn das Leben ist nicht mehr so, wie wir es zu leben gewöhnt sind. Aber speziell im Sport können wir doch einige Gewinner, solche, die beherzt Handeln und gute Entscheidungen getroffen haben, und Verlierer, die eben das Gegenteil, nämlich zögerlich sind, herausstellen. Hier ein Versuch:

Gewinner

Christian Seifert: Der DFL-Chef beeindruckte als Krisenmanager. Bisher hatte er einen leichten Job, als Verkäufer der Fußball-Bundesliga rannten ihm die Interessenten die Bude ein. Jedes Jahr mehr Geld durch die Fernsehverträge, das brachte ihn in die Schlagzeilen. Jetzt war er in anderen Aufgaben gefragt und meisterte sie souverän. Die Bundesliga hat Führung, trotz aller Ungewissheiten. Frühzeitig machte er darauf aufmerksam, welches Geld und welch ungeheure Zahl von Jobs am Fußball hängen. Sein Motto „wir müssen den Fußball retten“. Aber auch er kann nicht sagen und schon gleich gar nicht bestimmen, wann selbst Geisterspiele möglich sind. Virologen behaupten sogar, mit Publikum kann die Fußball-Bundesliga erst 2021 wieder spielen. Bundesliga-Geisterspiele wären aber auch eine Ablenkung für die leidgeprüfte Gesellschaft, nicht nur für Fans.

Joshua Kimmich/Leon Goretzka: Es ging ihnen nicht um Schlagzeilen, sondern um Hilfe. Die Bayern-Stars riefen die Hilfsaktion „We Kick Corona“ ins Leben, um während der Corona-Krise soziale und karitative Einrichtungen zu unterstützen. Sie starteten selbst mit einer Million Euro und haben in zwei Tagen bereits drei Millionen zusammen. Zudem haben sie bei der Nationalmannschaft zu den 2,5 Millionen Euro Spende beigetragen. Sie stehen an Stelle von vielen Profi-Sportlern, die die Zeichen der Zeit erkannt haben, ihren Verein (vor allem die „normalen“ Mitarbeiter) unterstützen und Gehaltsverzicht üben. Der harte Profisport ist weichgespült.

Aleksander Ceferin: Der Präsident der UEFA zauderte nicht wie andere Verbandsfürsten, sondern handelte und sorgte frühzeitig für Klarheit mit der Verlegung der Fußball-Europameisterschaft von 2020 auf 2021. Ein Stück Arbeit hat er aber noch vor sich, er will wie Seifert mit der Bundesliga dafür sorgen, dass auch Champions League und Europa League zu Ende gespielt werden. Hier muss er Feingefühl zeigen und abwägen zwischen nationalen und europäischen Interessen. Aber auch gegenüber der FIFA zeigte er zuletzt immer die Stärke, die man von einem UEFA-Präsidenten erwartet.

Gernot Tripcke: Der Geschäftsführer der Deutschen Eishockey Liga sorgte als erster für Klarheit von allen Ligen: Die Eishockey-Saison endete frühzeitig. Eishockey hat allerdings auch ein besonderes Problem, die Eisstadien können nicht auf ewig in Betrieb bleiben, die Kosten würden explodieren und die Mehrzweckhallen stehen nicht unbegrenzt zur Verfügung. Klar erkannt und klare Kante gezeigt.

Dietmar Hopp: Der Milliardär ist das Feindbild der Fans, jetzt ist der Hoffnungsträger in der Corona-Krise. Er hält die Mehrheit bei der Firma, die auf der Suche nach einem Gegenmittel gegen Corona ist. Die Firma in Tübingen scheint in ihren Tests am weitesten zu sein, Hopp verhinderte Übergriffe aus dem Ausland. Daran sollten sich die Fans später erinnern.

Einfallsreichtum: Das ist jetzt gefragt, alle, egal ob Fans, Sportler oder Funktionäre, müssen ein gewisses Maß an Einfallsreichtum zeigen, um die Krise zu überwinden, um das Überleben der Vereine in allen Sportarten zu ermöglichen. Ein Beispiel bietet der Fußball-Traditionsverein Rot-Weiß Essen, er bietet ein virtuelles Heimspiel gegen Corona an und die Fans können dabei sein und den Verein wie im Stadion unterstützen. Sie orderten bisher rund 1900 Tickets, 3600 Becher Bier und 1500 Bratwürste, was dem Verein 40.000 Euro einbrachte. Ein Spiel ohne Zuschauer kostet Essen 100.000 Euro. Die Not wird gelindert, die Fans werden also auch zu Gewinnern.

Verlierer

Dr. Thomas Bach: Der IOC-Präsident gibt eine überaus schlechte Figur ab, er will quasi die Pandemie aussitzen und hofft, dass die Olympischen Sommerspiele im Juli in Tokio noch zu retten sind. Selbst Laien erkennen, dass es ein Wahnsinn ist, Hunderttausende im Sommer Olympia feiern zu lassen, da ist Corona mit Sicherheit noch nicht besiegt. Und ein Geister-Olympia kann es nicht geben. Selbst die Japaner sehen bereits die Notwendigkeit einer Verlegung, so wie eben auch bei der Fußball-EM. Bei Olympia böte sich 2022 an, im gleichen Jahr wie die Winterspiele, so wie es ja früher war. Vorteil 2022 wäre, dass die Fußball-WM in Katar im Winter ausgetragen wird. Thomas Bach müsste angesichts seiner falschen Einschätzung eigentlich zurücktreten.

Formel 1: Auch die Macher der Formel 1 unterlagen einer Fehleinschätzung der Lage, sie wollte ebenfalls mit allen Mitteln die Rennen durchführen respektive ihre investierten Millionen retten. Corona zwang sie in die Knie. Eine Frechheit war es, die erste Veranstaltung in Australien erst dann abzusagen, als die Fans schon vor der Tür standen. Die Realität sieht es jetzt ganz anders aus, zumindest bis Anfang Juni wird es keine Rennen geben, sogar Aserbaidschan wurde abgesagt.

Basketball-Bundesliga: Anders als im Eishockey wollen Handball und Basketball versuchen, ihre Saison notfalls mit Geisterspielen wie im Fußball noch zu Ende zu bringen. Basketball hat aber noch ein großes Problem: Viele ausländische Spieler laufen ihren Vereinen davon, ein echter Wettbewerb findet dann nicht mehr statt.

Bergamo: Die Stadt in der Nähe von Mailand ist wohl der am meisten leidende Ort der Welt, quasi das Zentrum der Corona-Epidemie. Es ging vom Himmel in die Hölle. Ganz Bergamo feierte noch am 19. Februar in Mailand den 4:1-Triumph über Valencia, man lag sich in den Armen, errang einen historischen Erfolg auf Europas Bühne. „Sie küssten und sie herzten sich“ hieß es über die Fans, heute weiß man, dass dies wohl der Beschleuniger der Corona-Epidemie war. Heute beklagt Bergamo Hunderte von Toten, allein in der vergangenen Woche waren es 400. Tragischer könnte es nicht sein.

Was der Sport jetzt braucht, ist eine realistische Einschätzung der Lage und am Ende das Glück, dass die Leute vernünftig sind, Abstand halten und Geisterspiele möglich sind, um die meisten Vereine über Wasser zu halten bzw. zu retten. Ansonsten gilt das Motto: Bleiben Sie gesund!

Jürgen Klopp als Vorkämpfer gegen den Termin-Wahnsinn

Manche reagierten vielleicht mit Schadenfreude auf das Ergebnis, Jürgen Klopp aber nahm das Ergebnis eher mit Schrecken zur Kenntnis. Was war passiert: Im FA Cup in Englands Fußball reichte es für Champions-League-Sieger FC Liverpool nur zu einem 2:2 beim Drittligisten Shrewsbury Town – und das nach einer 2:0-Führung. So etwas ist auch anderen Favoriten schon passiert, doch Klopp hat es zum Teil selbst verursacht. Der Trainer stellte nicht sein stärkste Elf auf, sondern eher ein B-Team, was allerdings gegen einen Drittligisten auch reichen sollte. Tat es nicht und so hat der beste Trainer der Welt nun ein Problem: In England gibt es kein Elfmeterschießen sondern ein Wiederholungsspiel. Und das wurde genau in die erstmals eingeführte Winterpause gelegt.

Kein Wunder, dass der deutsche Trainer auf die Barrikaden ging, Klopp reagierte auf seine Art: Er kündigte für das Wiederholungsspiel den Einsatz der zweiten Mannschaft an, also eine Aufgabe für das C-Team. Klopp sieht seine Bemühungen um eine Schonung der sich im Dauerstress befindlichen Stammspieler konterkariert. Schonung ist nicht angesagt, wenn es zusätzliche Termine gibt und so wird Klopp zum Vorkämpfer gegen den Termin-Wahnsinn: „Die Termine wuchern aus, keiner denkt mehr an die Gesundheit der Spieler,“ wettert er. Der Trainer muss es tun, schließlich wird er die Ziele Liverpools mit müden Spielern kaum erreichen, da könnte selbst der gigantische Vorsprung von 16 Punkten auf Manchester City in der Premier League nicht mehr reichen. Und der erste Titelgewinn nach 30 Jahren Wartezeit ist das erklärte Ziel, da spielt der FA Cup nur eine untergeordnete Rolle.

Der FC Liverpool war schon einmal Leidtragender des Termin-Wahnsinns, als die Mannschaft nämlich im Liga-Cup antreten musste, obwohl sie tags darauf Europa bei der Klub-Weltmeisterschaft in Katar vertreten musste. Liverpool schied mit einer C-Elf im Liga-Cup aus, wurde aber Klub-Weltmeister. Jetzt soll die wichtige Erholungszeit unterbrochen werden, Liverpool hat vom 2. bis 14. Februar spielfrei. Erstmals hat die Premier League eine variable Pause für alle Klubs eingeführt, weil eben geklagt wurde, dass die englischen Klubs in den entscheidenden Wochen im Frühjahr meist müde sind, weil sie an Weihnachten durchspielen müssen, während sich die Konkurrenz in Europa eine Winterpause genehmigt. Verständlich, dass sich ein Trainer diese notwendige Pause nicht zunichte machen lassen will. Für Klopp gibt es kein zurück: „Ich habe den Spielern schon freigegeben.“

Es sind geldgierige Funktionäre und Manager, die mit dem Fußball Gewinn machen wollen, die für einen überbordenden Terminkalender sorgen. Der nächste Wahnsinn ist schon im Gespräch. So wird schon die Klub-Weltmeisterschaft auf 24 Vereine aufgebläht und sie wird künftig im Sommer vor jeder Weltmeisterschaft gespielt, erstmals 2021 in China. Erholungspause im Sommer? Fehlanzeige! Dazu passt der neueste Plan, der publik wurde: US-Milliardär Ross will die besten Vereine Europas zur „Champions League on tour“ nach Amerika holen, wo bisher schon der „Champions Cup“ im Sommer ausgespielt wurde und es 100 Millionen Dollar zu verdienen gab. Nur wurde der von Klubs wie Manchester City, Juventus Turin oder Bayern München nur als lockerer Vergleich im Rahmen der Saison-Vorbereitung gesehen. Strapaziös durch die Reisen, aber lukrativ. Jetzt soll der Cup unter dem Dach der FIFA einen offiziellen Anstrich bekommen und erweitert werden. FIFA-Boss Gianni Infantino ist natürlich sofort Feuer und Flamme: Mehr Spiele, mehr Geld. Die Gesundheit der Spieler steht im Hintergrund, kein Sommer mehr zur Erholung? Wo soll der Termin-Wahnsinn noch hinführen?

Beim Fußball ist es pure Geldgier, doch mit dem Termin-Wahnsinn steht der Fußball nicht allein da. Im Handball kennt man ähnliches, doch da spielt nicht das Geld die große Rolle, sondern eher ein Streit zwischen dem europäischen Verband und den nationalen Ligen. So musste ein Handball-Bundesligist an zwei Tagen hintereinander in der Bundesliga und im Europacup antreten, weil der europäische Verband auf die Bundesliga keine Rücksicht nahm. Auch hier spielte national das B-Team. Geht nicht anders. Eine Terminhetze erlebt die Handball-Nationalmannschaft ausgerechnet auch bei der so wichtigen Olympia-Qualifikation. Drei Spiele in drei Tagen müssen vom 17. bis 19. April absolviert werden, die Gegner sind dabei in dieser Reihenfolge Schweden, Slowenien und Algerien. Da gibt es für Deutschland kein Einspielen, da muss die Mannschaft von Beginn an funktionieren, schließlich dürfen nur zwei Teams nach Tokio. Wer müde ist, hat schon verloren. Es scheint, es bedarf noch weiterer Vorkämpfer gegen den Termin-Wahnsinn im Sport.

Handball hat das Potenzial zur Nummer 1

Geht es um den Sport in Deutschland, dann heißt es immer, „es gibt nur Fußball, Fußball, Fußball“. Falsch gedacht! Es gibt auch Handball und (aufgepasst) Handball war im letzten Jahr sogar die Nummer 1 in Deutschland vor Fußball – bei den TV-Einschaltquoten! „Handball schlägt Fußball“ ist doch eine schöne Schlagzeile, 11,91 Millionen Zuschauer sahen am 25. Januar in der ARD das Spiel Deutschland – Norwegen bei der Handball-Weltmeisterschaft, mehr schauten ansonsten bei keiner Sportsendung zu. Knapp dahinter eben der Fußball mit 11,83 Millionen, die sich bei RTL über die EM-Qualifikation Niederlande – Deutschland interessierten. Unter den Top Ten 2019 der erfolgreichsten Sportsendungen fanden sich immerhin drei Spiele der Handball-WM. Wobei sich eines wieder zeigte: Bei ARD oder ZDF sind die Einschaltquoten bei Sport-Übertragungen höher als bei den Privaten. ARD und ZDF sind auch wieder bei der EM auf Sendung.

Der Januar ist der Handball-Monat, jetzt könnte Deutschland wieder zu einer Handball-Nation werden, nämlich bei der Europameisterschaft vom 9. – 26. Januar. Bei der EM sind erstmals 24 Nationen dabei (unterteilt in sechs Gruppen) und die spielen ebenfalls erstmals in drei Ländern, nämlich Österreich, Norwegen und Schweden. Deutschland bestreitet die Vorrunde in Trondheim/Norwegen, Gegner sind die Niederlande (Donnerstag, 9.1.), Titelverteidiger Spanien (Samstag) und Lettland (Montag), in der Hauptrunde könnte es nach Wien gehen und ab dem Halbfinale wird in Stockholm gespielt.

In der jeder Gruppe qualifizieren sich die beiden besten Mannschaften für die Hauptrunde, das sollte für Deutschland kein Problem darstellen. Bundestrainer Christian Prokop hat sogar eine Medaille als Zielsetzung ausgegeben. Mutig angesichts der Tatsache, dass die letzte EM 2018 mit Platz 9 in Kroatien total in die Hosen ging, als Prokop erstmals die Verantwortung für die Mannschaft übernommen hatte. Platz 4 bei der WM zeigte aber den Aufwärtstrend und bewies, dass Deutschlands Handballer wieder in der Weltspitze angekommen sind. EM-Titel gab es 2004 und 2016, achtmal wurde Deutschland Weltmeister, davon sechsmal auf dem Feld, außerdem 1978 und zuletzt 2007.

Der Bundestrainer hofft, dass seine Mannschaft wieder eine Euphorie in Deutschland auslöst, ähnlich eben wie vor einem Jahr beim WM-Turnier im eigenen Land und mit überragenden Einschaltquoten. Dafür müssen aber Erfolge her und die Voraussetzungen sind eigentlich nicht die besten, denn Prokop musste eine ganze Reihe von Ausfällen von Stammspieler hinnehmen, so fehlen ihm gleich sechs Rückraumspieler, die eigentlich das Herz der Mannschaft darstellen. Dennoch sorgte er für eine Überraschung, als er den 37-Jährigen Johannes Bitter, der 2011 aus dem Nationalteam zurückgetreten war, als zweiten Torhüter neben Andreas Wolff nominierte. Aber gerade die Torhüter sollen zusammen mit einer starken Abwehr die Basis zum Erfolg darstellen und vorne soll es vor allem Kapitän Uwe Gensheimer richten, mit 178 Länderspielen der erfahrenste Mann im Team.

Euphorie kann entstehen, aber die deutschen Sportfans wollen eben Erfolge sehen. Logisch, wer freut sich schon über eine Niederlage. Aber Handball hat nicht nur durch Erfolge die Chance zur Nummer 1 vor Fußball, sondern auch durch das Spiel und das Auftreten schlechthin. Handball ist spannend, torreich und nie langweilig. Die Spieler zeigen ein diszipliniertes Auftreten (Ausnahmen bestätigen die Regel), lamentieren nicht bei Fouls, Spielverzögerungen sind ihnen fast fremd, ebenso wie Schwalben. Sie zeigen sich als echte Kerle und nicht wie verwöhnte Zöglinge, wie es im Fußball oft kritisiert wird.

Aber noch ist der Fußball die Nummer 1, doch er könnte sich selbst ins Bein schießen, wenn nationale und internationale Spiele immer mehr ins Internet und Pay-TV abwandern. Dann könnten sich die Sportfans Ersatz suchen und da wäre Handball sicherlich vorn dabei. Das Potenzial zur Nummer 1 hat diese attraktive Sportart auf jeden Fall.

Keine Konkurrenz für den Fußball

Die Entscheidung des Tennis-Weltverbandes, den traditionsreichen Davis Cup praktisch abzuschaffen, ist typisch, wie die Funktionäre vieler Weltverbände denken und warum es keine Sportart schafft, zu einem echten Konkurrenten für den Giganten Fußball zu werden. Verbände und Funktionäre sehen nur das Geld, verkaufen die Tradition und die Seele ihres Sports. Der Fan wendet sich mit Grausen.

Gut, abgeschafft ist der Davis Cup nicht, er wird in einer neuen Form ausgetragen, aber geblieben ist eigentlich nur der Name. Der Wettbewerb zieht sich nicht mehr über die Saison hindurch, mit wechselndem Heim- und Auswärtsrecht, womit er immer wieder im Gespräch ist, sondern soll in kompakter Form innerhalb einer Woche durchgeführt werden. Der Davis Cup verkommt praktisch zu einem Turnier unter vielen. Möglich machte dies ein finanziell unverschämtes Angebot der Firma Kosmos, hinter der Milliardäre aus Japan und den USA stecken und deren Kopf der spanische Fußball-Profi Gerard Piqué vom FC Barcelona ist. Der umstrittene ITF-Boss David Haggerty leitete den Deal in die Wege, der dem Verband jährlich drei Milliarden Dollar für 25 Jahre bringt.

Die einzige richtige Antwort hatte der Davis-Cup-Sieger von 1993, Michael Stich, parat: „Den Davis Cup wird es in der Form, wie wir sie kennen, nun nie wieder geben, und 118 Jahre werden der Geldgier von Personen geopfert, die keinen Respekt vor Historie und Tradition haben.“

Nun steht Tennis mit der Geldgier nicht alleine da. Auch andere populäre Verbände, die das Zeug dazu hätten, dem Fußball Paroli zu bieten, haben ihre Seele verkauft und sich im Kampf um die Moneten zerstritten. Nehmen wir das Beispiel Basketball in Europa. Da sagten sich schon 2000 einige Spitzenklubs vom Weltverband bzw. Europas Verband los und gründeten ihre eigene Europa Liga. Es ging, natürlich, um Macht und Geld. Die Euroleague (offiziell Turkish Airlines EuroLeague) ist nun die bedeutendste Liga in Europa, gleichzeitig aber so etwas wie eine geschlossene Gesellschaft. Der traditionsreiche Europapokal der Landesmeister war gestorben. Die Klubs der ULEB gingen sogar noch weiter und installierten darunter noch den Eurocup. Der Weltverband FIBA reagierte mit verschiedenen Gegenmaßen und bietet jetzt die Champions League als Gegenstück an. Leider ist die Champions League, dem Namen nach der Spitzen-Wettbewerb, nur zweitklassig, dazu gibt es den FIBA-Europe Cup. Wer soll sich da noch auskennen?

Ähnlich sieht es beim Handball aus. Da streiten sich die Verbände vor allem um Termine, werden die Spieler in unnötige Wettbewerbe gehetzt und Fernsehrechte für viel Geld vergeben, die keine flächendeckende Übertragung garantieren. Wie soll da eine Sportart populär werden oder bleiben? Ein schlimmes Beispiel gab es in der vergangenen Saison, als Europas Verband und der Deutsche Handball-Bund auf Termine keine Rücksicht nahmen und der Fall eintrat, dass ein Klub gleichzeitig auf Europas Bühne und in der Bundesliga antreten musste. Eine Schande. So wurde die internationale Aufgabe mit einer zweiten Mannschaft wahrgenommen. Im Januar richten Deutschland und Dänemark die Handball-Weltmeisterschaft aus, doch die Übertragung im Free-TV ist fraglich, nachdem es schon 2015 und 2017 im öffentlich-rechtlichen Fernsehen schwarze Bildschirme gegeben hatte. Die Agentur, die der Weltverband beauftragt hat, steckt offenbar in finanziellen Schwierigkeiten, die TV-Sender finden keinen Ansprechpartner. Bei den Verhandlungen dominierte beim Weltverband wohl Geldgier vor Seriosität. So muss der Fußball keine Konkurrenz fürchten.

Dabei macht es der Fußball seinen Konkurrenten eigentlich leicht, denn seine Funktionäre tun im Weltverband bekanntlich auch alles, um den Sport in Misskredit zu bringen. Aber der Fußball ist weltweit inzwischen so populär, dass er einfach nicht totzukriegen ist. So kann sich die FIFA sogar lachhafte Entscheidungen leisten. Im neuen Regelwerk kommt das Wort Korruption nicht mehr vor, der Tatbestand also, der dem Fußball-Weltverband Sorgen bereitete und zahlreiche Funktionäre vor Gericht brachte. Die Lösung war einfach und genial: Streichen wir das Wort Korruption, gibt es keine Korruption mehr. Die Gelder werden allerdings weiterhin fließen.

2018 ist ein Jahr des Sports

Vor einem Jahr hieß es beim Sport-Grantler „2017 wird das Jahr der Funktionäre“ und seine Prognose hat wohl gestimmt, denn neben den Doping-Skandalen haben vor allem korrupte und geltungssüchtige Verbandsfunktionäre die Schlagzeilen bestimmt und den Sport oft an den Rand gedrängt. Die Skandale werden uns auch weiter begleiten, aber 2018 ist dennoch ein Jahr des Sports. Alle vier Jahre stehen einfach die Großereignisse im Mittelpunkt, nämlich die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang/Südkorea (9. – 25. Februar) und die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland (14. Juni – 15. Juli). Früher hatten wir alle vier Jahre die sogenannten Olympischen Jahre, doch dies hat sich ja geändert, nachdem Sommer- und Winterspiele zeitlich getrennt wurden. Dafür beginnt in Südkorea die asiatische Olympia-Ära mit den folgenden Spielen in Tokio und Peking.

Aber zurück ins Jahr 2018, wo es neben den genannten Großereignissen natürlich noch viele Weltmeisterschaften und kontinentale Meisterschaften gibt, die aber alle im Schatten von Olympia und Fußball stehen werden. Hoffen wir, dass es die Funktionäre nicht schaffen, mit weiteren Skandalen den Sport zudem in den Hintergrund zu drängen.

Aber welche Sportarten können die Fans noch begeistern? Die Formel 1 ist wieder interessanter geworden, mit neuen Besitzern und neuer Spannung. Kann Ferrari endlich Mercedes stoppen und Sebastian Vettel dem Briten Lewis Hamilton den Titel entreißen und Italien glücklich machen? Am 25. März beginnt die Hatz in Australien, die nach 21 Rennen am 25. November in Abu Dhabi endet. Natürlich läuft auch wieder die Tour de France, die Radstars sitzen vom 2. bis 29. Juli im Sattel, in der Zeit steigt der Umsatz von Asthma-Mitteln. Christopher Froome hat bewiesen, dass man nur mit Asthma die Tour gewinnen kann. Vielleicht wäre es besser, zwei Felder an den Start gehen zu lassen, die Fahrer mit Asthma und die ohne. Es wäre wohl sportlich gerechter. Von Doping sprechen wir dabei – gemäß der Diktion von Froome – selbstverständlich nicht.

Natürlich ist, wie in jedem Jahr, der Golf- und Tennis-Zirkus wieder unterwegs, mit den Major- bzw. Grand-Slam-Turnieren als Höhepunkte. Die Golfer haben traditionell ihr erster großes Turnier mit dem Masters in Augusta (5. – 8. April) und hoffen vor allem darauf, dass der Rücken von Tiger Woods hält und der große Star den Sport wieder in den Blickpunkt rückt. Als extra Highlight gibt es vom 28. – 30. September noch den Ryder Cup in Paris, wenn sich die Spitzengolfer aus den USA und Europa duellieren. Deutschland hatte vergeblich auf dieses Event gehofft, um Golf aus einem gewissen Schattendasein zu führen. Die Tennis-Cracks starten ihre großen Turniere schon früher, vom 15. – 28. Januar werden die Australian Open in Melbourne ausgetragen. Auch im Tennis geht es um Verletzungen, viele Stars gehen mehr oder weniger am Stock, die Belastung muss reduziert werden.

Die Mannschaftssportarten stöhnen besonders unter „König Fußball“, kämpfen aber unverdrossen darum, auch ein bisschen Aufmerksamkeit zu erhalten. Die Handballer wollen für ihre Europameisterschaften Interesse, die Männer kämpfen vom 12. – 28. Januar in Kroatien um den Titel, die Frauen am Ende des Jahres vom 29. November bis 16. Dezember in Frankreich. Eishockey trägt ungeachtet der Olympischen Spiele auch eine Weltmeisterschaft aus. Die WM dürfte in diesem Jahr allerdings Olympia sogar übertreffen, weil im Gegensatz zu Südkorea vom 4. – 20. Mai in Kopenhagen und Herning in Dänemark einige NHL-Profis dabei sein werden. Für Olympia unterbricht die NHL bekanntlich nicht ihre Saison und erntete dafür viel Kritik. Olympische Spiele sind halt nicht immer der große Lockvogel.

Na ja, Katar darf natürlich mit einem großen Event nicht fehlen, die Scheichs in der Wüste erfreuen sich auch am Turnen und holten die Weltmeisterschaft vom 25. Oktober bis 3. November nach Doha. Aber auch Deutschland darf sich auf ein Großereignis freuen, die Leichtathletik-Europameisterschaft wird vom 6. – 12. August in Berlin ausgetragen. Bleibt zu hoffen, dass es keine Doping-Kämpfe werden. Aber einige Spitzenathleten werden schon über Asthma klagen…

Wir sehen, 2018 hat auch im Sport einiges zu bieten, aber der Sport wird wohl auch wieder einmal im Schatten der Politik stehen. So sucht Deutschland noch eine Regierung, weiß die Welt nicht, welche Torheiten US-Präsident Donald Trump noch in petto hat und mit Blick auf die Olympischen Spiele in Südkorea haben alle Sorgen, ob Nordkoreas Führer Kim Jong Un nicht doch noch etwas in Schilde führt. Hoffen wir dennoch, dass 2018 ein großes Sportjahr wird.

Sport in Deutschland: Fußball, Fußball, Fußball, Fußball

 

Viele Sportfunktionäre regen sich in Deutschland auf, wenn sie nicht gerade im Fußball tätig sind: „In Deutschland gilt ja nur der Fußball.“ Das bezieht sich vor allem auf die öffentliche Wahrnehmung in den Medien, speziell Fernsehen und Zeitungen. Die Begeisterung für den Fußball wird im Fernsehen vor allem an den Einschaltquoten festgemacht, in den Tageszeitungen nimmt der Fußball breiten Raum, alles andere sieht sich in der Kategorie „unter ferner liefen“. Der Beweis ist erbracht: Sport in Deutschland ist Fußball, Fußball, Fußball, Fußball.

Nummer 1 Fußball: Die Bundesliga steht natürlich ganz oben, für die Übertragungsrechte wird jetzt wohl die Milliarden-Grenze gesprengt, der Bezahlfernsehsender Sky lebt vor allem vom Fußball, die Sportschau am Samstag ist ebenso Kult wie Radio-Reportagen am Nachmittag mit der berühmten Konferenzschaltung, die Sky auf den Bildschirm übernommen hat.

Nummer 2 Fußball: Die 2. Bundesliga steht zwar im Schatten des Oberhauses, aber der Sender Sport1 möchte auf sie nicht verzichten, das Abendspiel am Montag ist fester Bestandteil und es gibt Kritik, dass die Bundesliga diesen Tag künftig fünfmal für sich beanspruchen wird.

Nummer 3 Fußball: Die 3. Liga hat sich als „Vorläufer“ für die Bundesliga am Samstag in der Sportschau etabliert, die Einschaltquoten sind beachtlich.

Nummer 4 Fußball: Selbst die Regionalliga hat Aufnahme im Fernsehen gefunden, Sport1 hat mit Übertragungen gute Erfahrungen gemacht und will den Amateuren weiterhin eine Plattform bieten. Da wurde sogar die ARD aufmerksam, die am Samstag, 28. Mai, jetzt einen „Finaltag der Amateure“ ins Programm gehoben hat. Von 12.30 Uhr bis 20.00 Uhr gibt es in Konferenzschaltungen 17 Finalspiele des Länderpokals. Da fragen sich andere Sportarten: Gibt es nur Fußball, Fußball, Fußball, Fußball?

Vor allem die anderen Mannschaftssportarten leiden. Die Bundesliga im Handball wird gern als „die beste Liga der Welt“ bezeichnet, doch die Wahrnehmung in der breiten Öffentlichkeit ist gering. Basketball bekam Aufmerksamkeit durch das Mitwirken des FC Bayern München, aber ansonsten ist allein NBA-Star Dirk Nowitzki eine Notiz wert. Eishockey steht noch weiter hinten dran, selbst die Weltmeisterschaft in den letzten Wochen bekam kaum Aufmerksamkeit. Woran das liegt? Die Vereine sind nicht bekannt, geschweige denn die Spieler. Der Fernsehsender Sport1 hat die Erfahrung gemacht, dass die Regionalliga im Fußball mehr Zuschauer findet als Handball und Basketball. Im Schnitt wurden 470.000 Zuschauer erreicht, beim Handball sind es 250.000, beim Basketball gerade mal 100.000. Diese Zahlen zählen.

Im Fußball zählt offensichtlich Tradition, denn viele Klubs der Regionalliga haben eben einen guten Namen, stehen für eine zum Teil glorreichen Vergangenheit: Geballt im Südwesten mit Waldhof Mannheim, Kickers Offenbach, Eintracht Trier, 1. FC Saarbrücken, Hessen Kassel, Wormatia Worms, im Westen beeindruckten früher Rot-Weiß Essen, Alemannia Aachen, Viktoria Köln oder Wattenscheid 09, im Norden sorgten der VfB Oldenburg oder SV Meppen schon für Furore, im Süden Jahn Regensburg, Wacker Burghausen und Vikoria Aschaffenburg. Sage keiner Namen sind nur Schall und Rauch, sie zählen.

Einen Ausweg aus diesem Dilemma gibt es für die anderen Sportarten nicht. Sie können nur mal kurz aus dem Schatten des Fußballs treten, wie der Handball, als die Nationalmannschaft Europameister wurde und rund 13 Millionen vor die Bildschirme holte. Die Begeisterung färbte auf die Liga nicht ab. Im Winter füllen Skisport und Biathlon die Lücke, die der Fußball mit der Winterpause hinterlässt. Aber selbst in dieser Zeit können sich Handball, Basketball, Volleyball und Eishockey nicht in den Vordergrund spielen. Ein Problem, das sie schon ewig aus der Welt schaffen wollen, aber Lösungen wurden bis heute nicht gefunden. Es bleibt halt bei Fußball, Fußball, Fußball, Fußball. Und dabei hat der Sport-Grantler die Fußball-Nationalmannschaft sogar noch außen vor gelassen. Bei Welt- und Europameisterschaften werden bei den Einschaltquoten Rekorde erzielt. Selbst das Pokalfinale zwischen Bayern München und Borussia Dortmund am Samstag sorgte für einen Rekord, 1379 Millionen saßen im Schnitt vor den TV-Geräten, 18 Millionen waren es in der Spitze. Keine andere Sendung hatte in diesem Jahr mehr Zuschauer. Die Deutschen lieben halt den Fußball.

Das Sportjahr 2016 fängt ja gut an

 

Es war das Super-Wochenende des deutschen Sports. Eigentlich sollte ja der Wintersport im Mittelpunkt stehen, aber Tennis und Handball haben ihm die Show gestohlen. Die Deutschen, denen nachgesagt wird, dass sie allein ein Faible für Fußball haben, wurden plötzlich Tennis- und Handball-Fans. Sportliche Erfolge lockten die Nation vor die Bildschirme. Die Fans feierten Angelique Kerber für ihren Sieg in Melbourne und die Handballer für den EM-Titel in Krakau.

Als Boris Becker und Steffi Graf in den 80er und 90er Jahren von Sieg zu Sieg eilten und die Tennis-Welt aus den Angeln hoben, da schwappte ein Tennisboom über das Land. Jeder wollte auch zum Racket greifen, jeder ein bisschen Boris und Steffi sein. Mit dem Abtreten der Stars ebbte auch der Boom ab, die Tennis-Klubs haben heute oft nicht mal mehr die Hälfte der Mitglieder. Vor allem der Tennis-Bund lechzte nach einem Nachfolger bzw. Nachfolgerin, doch alle verheißungsvollen Talente blieben irgendwann auf der Strecke. Auch Angelique Kerber wurde der Sieg in Melbourne nicht zugetraut, aber die 28jährige löste ein Versprechen ein. Sie hat ihr Training umgestellt, dazu eine neue Einstellung zu ihrem Sport und sie prophezeite: „Bei den großen Turnieren will ich es krachen lassen.“ Es wurde gleich beim ersten Versuch ein Paukenschlag! 

Kerber: Eintagsfliege oder Nummer 1?

Erstmals seit Steffi Graf 1999 in Paris gab es wieder einen deutschen Grand-Slam-Sieg, aber ein Tennisboom wird so schnell wohl nicht wieder entstehen. Da müsste auch die „Angie“ zur Seriensiegerin werden und selbst dann wird die Einmaligkeit von Boris und Steffi nicht zurückkehren. Für Angelique Kerber beginnt jetzt der Druck, dass sie beweisen muss, dass der Erfolg von Melbourne keine Eintagsfliege war. Stark genug hat sie ja beim 6:4, 3:6, 6:4 gegen Serena Williams gespielt und vielleicht kann sie sich irgendwann auch noch einmal den zweiten Traum erfüllen: Die Nummer 1 der Welt zu werden!

Der Europa-Titel der Handballer war wohl noch sensationeller, wenn man die Vorgeschichte beachtet. Früher war Deutschland eine Handball-Nation, aber da wurde noch Feldhandball gespielt. Aber auch in der Halle waren die Deutschen erfolgreich, umso schmerzlicher der Niedergang in den letzten Jahren. Nach der Europameisterschaft 2007 und dem WM-Wintermärchen 2008 ging es nur noch abwärts. Bei der letzten WM durfte Deutschland quasi nur gnadenhalber starten. 

Handball: Glücksgriff Sigurdsson

Der Umschwung kam mit der Verpflichtung des Isländers Dagur Sigurdsson als Bundestrainer. Der Mann mit dem Händchen für den Nachwuchs und gute Stimmung im Team brachte die Wende. Vor der Europameisterschaft wurde die Mannschaft von Verletzungsausfällen gebeutelt, aber Sigurdsson zauberte immer wieder neue Asse aus dem Hut. Einer fiel aus, der nächste war noch besser und schoss entscheidende Tore. Fürwahr ein Handball-Wunder.

Eigentlich war das „Projekt Sigurdsson“ langfristig angelegt, Gold bei Olympia 2020 war das große Ziel. Vier Jahre zu früh gelang der Überraschungscoup und jetzt ergibt sich die Chance, das Gold auch vier Jahre früher zu holen. Schließlich war der EM-Titel auch die Eintrittskarte für die Weltmeisterschaft 2017 und die Olympischen Spiele im August. Da wird Deutschland die Konkurrenz allerdings nicht mehr überraschen können. Spanien zum Beispiel wird nach dem 17:24 auf Revanche sinnen. Der Favorit, in der Vorrunde noch Sieger, war zuerst überrascht, dann aus dem Tritt und am Ende nur noch frustriert. Die Deutschen dagegen schon zehn Minuten vor dem Abpfiff des Finales in Feierlaune. Und in der Heimat saßen rund 13 Millionen vor den Bildschirmen. Die Fußball-Nation wurde plötzlich Handball-Fan.

Deutschland ein Land der Rodler

Aber auch der Wintersport ließ sich nicht lumpen, ging allerdings angesichts der Sensationen ein bisschen unter. So gewannen die Rodler bei ihrer Heim-WM am Königssee in Berchtesgaden sechs von sieben möglichen Gold-Medaillen und untermauerten, dass Deutschland auch ein Land der Rodler ist. Eric Frenzel schaffte mit einer fast schon unmenschlichen Aufholjagd in der Nordischen Kombination von Seefeld das „Triple-Triple“, er gewann in allen drei Jahren alle drei Wettbewerbe und machte sich quasi unsterblich. Jetzt wird vielleicht sogar eine Straße in Seefeld nach ihm benannt. Viktoria Rebensburg rundete die Erfolgsserie mit einem Sieg beim Riesenslalom in Maribor ab.

Fürwahr, das Sportjahr 2016 fängt gut an. Jetzt hoffen die deutschen Sportfans, dass sie auch im August bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro jubeln und feiern dürfen. Dafür könnten auch Angelique Kerber und die Handballer sorgen!