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Tag: Mats Hummels

Fußball-Profis sind aufgewacht und denken über ihren Sport hinaus

Die jungen Männer in den kurzen Hosen mussten sich schon viel anhören, wenn es um ihren Sport ging, den Profi-Fußball. Gängige Formel: „Die haben’s nur in den Füßen, nichts im Kopf.“ Oder: „Millionäre, die in Saus und Braus leben und gar nicht mehr wissen, wie das tägliche Leben aussieht.“ Manchmal setzt das Gehirn wirklich aus, sie gönnen sich etwas Besonderes, ein Goldsteak zum Beispiel, posten das – zeitgemäß – in die Welt hinaus und bedienen damit die gängige Meinung. Der Luxus Einzelner wird zum Running Gag aller, kein Kommentar mehr in den Medien über das Leben der Fußballer, in dem nicht das Goldsteak vorkommt.

Doch Fußball-Profis haben auch anderes im Sinn. Sie zeigten dies zuletzt in der Corona-Krise, als junge Millionäre Spendenaktionen ins Leben riefen und Millionen Euro für Bedürftige und Kleinunternehmen in der Not spendeten. Aktionen, die allerdings bei weitem nicht den Widerhall fanden wie ein Goldsteak. Sie zeigten dies aber auch in der Rassismusdebatte nachToten durch Polizeigewalt in den USA, als viele Profis (auch aus anderen Sportarten) eindeutig Stellung gegen Rassismus und Gewalt Stellung bezogen und die schweigende Mehrheit hinter sich wissen.

Und dabei sind viele Fußball-Profis wohl endgültig aufgewacht, zeigen, dass sie über ihren Sport nachdenken und über ihren Sport hinaus. Wie die Fachzeitung kicker jetzt berichtet, haben sich mündige Spielerinnen und Spieler zu einem neuen Bündnis zusammengeschlossen, das nicht mehr den Mund halten will, sondern mehr Mitbestimmung für die Zukunft einfordert. 70 Profis haben sich schon dazu bekannt, täglich werden es mehr. Den Anstoß gegeben haben wohl u. a. Weltmeister Mats Hummels (Dortmund), Sven Bender (Leverkusen), Andreas Luthe (Augsburg) und Alexandra Popp (Wolfsburg). „Weg mit der Stumm-Taste“ heißt, Stellung beziehen zu Diskriminierung, Verbesserung erreichen bei Gesundheitsrisiken, Solidarität zur Wirklichkeit werden lassen und insgesamt eine bessere Reputation in der Gesellschaft erreichen. Die Fußball-Profis wollen deutlich machen: Wir wissen schon, wie das normale Leben aussieht.

Auch die Fußball-Profis haben mit der Vereinigung der Vertragsfußballspieler eine Art Gewerkschaft, die aber eher in Vertragsangelegenheiten hilft und zu wenig gehört wird. Andreas Luthe sagt im kicker: „Es gibt drei Player in der Bundesliga, die Dachorganisation DFL, die Vereine und die Spieler. Die Maßnahmen werden aber nur von zwei Playern beschlossen, wir Spieler stehen ganz, ganz weit hinten.“ Er hätte auch sagen können: „Wir werden nicht gehört.“

Gerade jetzt im dichtgedrängten Not-Terminkalender der Corona-Krise hatten sich viele Profis beschwert, dass die Spiele zu eng getaktet sind und auf die Gesundheit der Akteure keine Rücksicht genommen wird. Stress pur steht ihnen auch bei den internationalen Terminen im August und September bevor. Urlaub vor der neuen Saison praktisch Fehlanzeige, Ärzte und Spieler warnen, dass das Verletzungsrisiko fast nicht mehr beherrschbar wird. Rassismus, Diskriminierung, Überforderung – die Zeit ist reif für mündige Fußballer. Keiner soll mehr über Goldsteaks reden.

Die UEFA hatte die Losung ausgegeben, dass erst die nationalen Meisterschaften beendet werden sollten, bevor der internationale Spielbetrieb weitergeht. Keiner war so schnell wie die Bundesliga, jetzt muss sie auf die anderen warten, aber im August und September kommt es dick, bevor die Saison 2020/21 wiederum beginnt, praktisch ohne Pause. Festgelegt wurde, dass Champions League und Europa League in Turnierform im Schnelldurchgang abgewickelt werden, die CL in Lissabon, die EL in Nordrhein-Westfalen, mit den Endspielen um Sonntag, 23. August in Lissabon und am Freitag, 21. August, in Köln. Aber bereits im August beginnen auch die Runden der Qualifikation für die neue Saison. Da ist dann der Siebte der Bundesliga dabei. Im September soll aber auch die Nations League der Nationalmannschaften beginnen, für Oktober und November sind in den Länderspielpausen drei statt wie zunächst vorgesehen zwei Termine angesetzt, um die ausgefallenen Spiele nachzuholen. Stress pur auch für die Fußball-Fans, im August gibt es praktisch jeden Tag Fußball zu sehen!

Die noch international beschäftigten Bundesligisten müssen jetzt den Spagat schaffen: Nach der Punktrunde und Pokal-Endspiel Urlaub und dann Vorbereitung auf die restlichen Aufgaben, vielleicht auch nur für ein Spiel. In der CL ist Dortmund ausgeschieden (0:2/2:1 gegen Paris), Leipzig hat Tottenham ausgeschaltet (3:0/1:0) und auf die Bayern wartet noch das Rückspiel im Achtelfinale gegen Chelsea London (Hin 3:0), das entweder in München oder Lissabon stattfinden wird. Dann geht es ins Viertelfinale, das ebenso wie Halbfinale und Finale im K.o.-Modus ausgetragen wird. Genauso die Europa League, da stehen für Leverkusen (3:1 bei Glasgow Rangers), Wolfsburg (1:2 gegen Donetsk) und Frankfurt (0:3 gegen Basel) noch die Achtelfinal-Rückspiele an. Wäre schön, wenn im Endturnier in Nordrhein-Westfalen, wo in Köln, Düsseldorf, Gelsenkirchen und Duisburg gespielt wird, zumindest ein deutscher Vertreter noch dabei wäre und vielleicht sogar bis ins Endspiel kommt. Hat es für die Bundesliga ja schon lange nicht mehr gegeben. Das große Fragezeichen: Haben die deutschen Klubs in den entscheidenden Spielen noch ihre Bundesliga-Form?

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Begeisterung für die Frauen-WM – Die Klasse fehlt

Die Fußball-Frauen stehen derzeit im Mittelpunkt. Wir dürfen annehmen, dass dies mit ihrer Weltmeisterschaft in Frankreich weltweit der Fall ist. Im Gastgeberland ist die Stimmung zumindest in den Stadien beeindruckend und so wird die WM ein Highlight. Aber auch Deutschland fiebert mit den Frauen mit, das beweisen die Einschaltquoten im Fernsehen. Natürlich sind sie nicht so hoch wie bei den Männern, wo WM-Spiele beinahe eine nationale Angelegenheit sind, aber das DFB-Frauenteam darf Begeisterung für sich verbuchen. 6,15 Millionen sahen an den Bildschirmen am vergangenen Mittwoch um 18.00 Uhr das 1:0 gegen Spanien, das war der Zuschauerrekord für den Tag, mehr also als alle Sendungen zur sogenannten Prime time nach 20.00 Uhr. Ein besonderer Sieg auch am Montag neben dem 4:0 über Südafrika, denn 5,99 Millionen sahen zu. Bei einem Marktanteil von 32,4 Prozent heißt das, dass jeder Dritte, der um diese Zeit ferngesehen hat, sich für Fußball interessierte. Damit schlugen die Frauen auch die U21 der Männer, die am Abend ab 21.00 Uhr sportlich ebenfalls mit dem 3:1 über Dänemark beeindruckte, aber da interessierte sich nur jeder Fünfte dafür, die 4,92 Millionen Zuschauer bedeuteten einen Marktanteil von 20 %.

Die Stimmung bei den Zuschauern ist also gut, auch die Stimmung in der Mannschaft, die sich gegen China, Spanien und Südafrika mit 6:0 Toren frühzeitig und eben ohne Gegentreffer für das Achtelfinale qualifiziert hatte. Eine Steigerung von Spiel zu Spiel ist erkennbar, doch bei der „Tour de France“, wie Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg die Rundreise durch Frankreich bezeichnet hat, kommen die schweren Bergetappen erst noch. In die Berge geht es schon im Achtelfinale am Samstag, nämlich nach Grenoble. Der Gegner sollte kein (Berg)Riese sein, ist es doch ein Drittplatziertes Team der Vorrunde.

Sportlich ließen die Gruppenspiele zu wünschen übrig, wirklich gute Spiele lassen sich an den Fingern einer Hand abzählen. Wie immer, so hat auch bei der Frauen-WM die Aufstockung auf 24 Nationen das Niveau eher gedrückt. Die schwächeren Nationen suchen ihr Heil, um ein ehrenvolles Resultat oder vielleicht sogar ein Pünktchen zu ergattern, in Mauertaktik und Härte. Ihre spielerischen Mittel sind meist begrenzt. Wie bei den Männern auch ist es so, dass es erst ab dem Viertelfinale richtig interessant wird. Mit ihrem Gruppensieg haben die deutschen Mädchen zumindest die Weichen dafür gestellt, dass nach der Papierform die großen Favoriten USA und Frankreich erst im eventuellen Finale der Gegner sein werden. Bisher hat allerdings nur die USA überzeugt, Frankreich hangelte sich mit knappen Resultaten (2:1 gegen Norwegen, 1:0 gegen Nigeria, dazu 4:0 gegen Südkorea) ins Achtelfinale. Die Klasse fehlt also noch, die Mannschaften wollen ihr Können wohl erst in den entscheidenden Spielen zeigen. Das müssen die USA und die Gastgeberinnen bald, denn sie könnten im Viertelfinale aufeinandertreffen. Das wäre dann ein vorgezogenes Endspiel.

Guter Start der U21

Die Deutsche Nationalmannschaft der U21 startete bei der Europameisterschaft in Italien und San Marino also im Schatten der Frauen. Mit Erfolgen könnte das Team von Bundestrainer Stefan Kuntz aber bald aus dem Schatten treten. Der Auftakt war schon mal vielsprechend, denn spielerisch klappte einiges und der Augsburger Marco Richter zeigte einen bemerkenswerten Torriecher und stellte mit zwei Treffern und einer Vorlage die Weichen zum 3:1-Erfolg über Dänemark. EM-Neuling Österreich sorgte davor in dieser Gruppe für eine Sensation mit einem 2:0 gegen die favorisierten Serben. Jetzt fragt man sich im deutschen Lager, wer denn der große Gegner auf dem Weg ins Halbfinale sein kann. Serbien mit Frankfurts Torjäger Jovic wurde am meisten gefürchtet. Vielleicht sind sie jetzt doppelt gefährlich, weil angeschlagen. Sie kämpfen am Donnerstag um ihre letzte Chance. Wie bereits geschrieben, haben die Frauen und die U21 das gleiche Ziel, nämlich das Halbfinale, dass das Ticket für Olympia 2020 in Tokio bedeutet.

Mats Hummels sorgt für das Hammer-Gerücht

Abseits vom Geschehen auf dem Rasen bleibt der Fußball vor allem durch Spielertransfers im Gespräch. Dabei sind für die Öffentlichkeit die Gerüchte interessanter als die Vollzugsmeldungen, die am Ende der Spekulationen stehen. Das Hammer-Gerücht rankt sich jetzt um Ex-Nationalspieler Mats Hummels. Er soll angeblich vor der Rückkehr nach Dortmund stehen. Vor drei Jahren war er vor Trainer Thomas Tuchel geflohen mit einer Rückkehr in die alte Heimat nach München, wo seine Karriere begann. Von 2008 bis 2016 spielte er dann in Dortmund, wurde Deutscher Meister (2011, 2012) und DFB-Pokalsieger (2012) mit den Borussen, verlor aber das Finale der Champions League gegen die Bayern. Jetzt ist wieder eine Flucht vor dem Trainer bzw. der Konkurrenz möglich. Hummels befürchtet wohl, hinter der Nummer 1 der Bayern-Innenverteidiger, Niklas Süle, und den Neuzugängen Hernandez und Pavard zum Bankdrücker zu werden.

Der Wechsel könnte für den Spieler also Sinn machen, die Frage ist, welcher Verein davon mehr profitiert. Erst die neue Saison kann die Antwort geben. Hummels wurde bekanntlich von Bundestrainer Joachim Löw ausgebootet, das stachelte aber offensichtlich seinen Ehrgeiz an und er zeigte in der Bundesliga-Rückrunde überzeugende Leistungen. Das Fachblatt kicker stufte ihn in seiner halbjährlichen Rangliste prompt als besten Innenverteidiger der Liga ein. Dortmund könnte also damit den gesuchten routinierten Abwehrspieler für die jungen Nebenleute verpflichten und ein stärkerer Konkurrent für die Bayern werden. Die allerdings können auch profitieren, dann nämlich, wenn die Neuzugänge einschlagen, aber nur dann. Denn dann hätte man durch den Abgang von Hummels auch mehr Ruhe in der Mannschaft gewonnen.

In punkto Verstärkungen für die neue Saison macht derzeit Borussia Dortmund den Wirbel. Mit Nico Schulz (Hoffenheim), Julian Brandt (Leverkusen) und Thorgan Hazard (Gladbach) wurde schon mächtig aufgefrischt. Die Bayern gaben das Geld für einen Spieler aus, nämlich Hernandez. Im Gespräch sind noch die Flügelflitzer Leroy Sane (Manchester City) und Timo Werner (RB Leipzig) und dazu der Mittelfeldabräumer Rodrigo von Atletico Madrid. Stars, die viel Geld kosten und einen Umbruch bewältigen sollen, der der Mannschaft mehr Frische und Schnelligkeit verleiht. Aber noch liegen die großen Aufgaben vor den Bayern. Dortmund hat bereits Tatsachen geschaffen, die Bayern befinden sich noch im Gerüchte-Status. Fortsetzung folgt.

Jogi Löw blickt ohne Weitsicht in die Zukunft

„Das Thema“ im deutschen Fußball ist nach wie vor die Ausbootung von drei Weltmeistern für die Nationalmannschaft von Joachim Löw. Der Bundestrainer überraschte mit der Absage an die Bayern-Stars Thomas Müller, Mats Hummels und Jerome Boateng die gesamte Fußball-Welt, sorgte für Erstaunen, aber auch für Kopfschütteln. Einmal für diese kurz vor der nächsten Kader-Nominierung in dieser Woche offensichtlich überstürzte Entscheidung, zum anderen aber auch für die Endgültigkeit, die er nach außen von sich gibt. Was ist da hinter den Kulissen wirklich passiert? Löw will auf junge, schnelle Spieler setzen und hat die „Alten“, die eigentlich mit 30 gerade im besten Fußball-Alter sind, vor die Tür gesetzt. Alt ist eher Jogi Löw selbst mit 59 Jahren. Das Problem: Jogi Löw blickt ohne Weitsicht in die Zukunft.

Der Bundestrainer war offensichtlich schlecht beraten, er hätte sich eine Hintertür offen lassen sollen, dann würde er in den kommenden Aufgaben nicht so unter Druck stehen. Jetzt muss Jogi Löw bzw. sein Team in den kommenden Spielen, vor allem in der EM-Qualifikation beweisen, dass er die richtige Entscheidung getroffen hat. Mit Argusaugen werden auch die Leistungen der drei Bayern-Spieler beobachtet und typisch war schon die Schlagzeile einer Sonntagszeitung: „Guck mal, Jogi! Müller trifft!“ Müller, Hummels und Boateng zeigten beim 6:0 gegen Wolfsburg das, was sich Bayern-Trainer Niko Kovac versprochen hat: „Sie werden eine Trotzreaktion zeigen, beweisen wollen, was sie können, Bayern wird davon eher profitieren.“ Macht Löw die Bayern zum Meister?

Der bessere und diplomatischere Weg für den Bundestrainer wäre gewesen, wenn er vorsichtiger mit der Zukunftsplanung umgegangen wäre. Er hätte allen dreien die Tür offen halten müssen, denn er kann auf sie, wenn sie in Bestform sind, eigentlich nicht verzichten. Sind denn Süle, Ginter, Tah oder Rüdiger in der Abwehr wirklich besser? Warum hat er zum Beispiel nicht Boateng (zuletzt verletzt) nur diesmal nicht nominiert (ohne Absage für die Zukunft), Hummels vielleicht im Kader gelassen (er hat z. B. in Liverpool gezeigt, was er kann) und Müller als Alternative zu den jungen, schnellen Stürmern Gnabry, Sane und Werner in der Hinterhand gehalten. Wenn die nämlich gegen eine starke Abwehr nicht ankommen, dann könnte immer noch Müller mit seinem Torriecher und der unkonventionellen Spielweise helfen. Joachim Löw hat sich ohne Not in eine schlechte Position gebracht. Aber er hat die Nationalmannschaft natürlich ins Gespräch gebracht, erhöhte Aufmerksamkeit für die Kader-Benennung, gesteigertes Interesse am Freundschaftsspiel gegen Serbien am 20. März und das erste EM-Qualifikationsspiel gegen die Niederlande am 24. März.

Bayern und Dortmund – beide auf ihrem Platz

In der Bundesliga herrschen wieder geordnete Verhältnisse, die Bayern und Dortmund befinden sich wieder auf ihrem angestammten Platz. Das hätte vor kurzem noch keiner gedacht, dass die Aufholjagd der Bayern nach neun Punkten Rückstand gegenüber der Borussia so schnell erfolgreich sein könnte. Aber entschieden ist die Meister-Jagd natürlich noch nicht, doch die Äußerungen sind deutliche Zeichen für die Zukunft. Die Bayern glaubten nach Beendigung der Herbstkrise immer an ihre Chance und demonstrieren jetzt mit ihrer Leistung, die alten Bayern sind wieder da. Trainer Niko Kovac kann sich dabei als einer der Gewinner fühlen. Andererseits scheint es, als wären die Dortmunder froh, dass sie nicht mehr die Gejagten sind. Sie bekamen das große Zittern und hören sich jetzt plötzlich selbstbewusster an in der bekannten Rolle des Jägers: „Das hat noch nichts zu sagen“, machte sich Borussia-Kapitän Marco Reus auf Platz zwei selbst Mut. Fehlen ja auch nur zwei Tore. Alles schaut auf das große Duell am 6. April in München.

Im Abstiegskampf versuchen es die fünf Kandidaten vor allem mit Kampfgeist und Defensivtaktik. Notfalls mit einer Quittung für die Spieler, nur wer kämpft, darf spielen. Am erfolgreichsten ist dabei der FC Augsburg, der nach seinem Sieg gegen Dortmund nun auch CL-Anwärter Leipzig einen Punkt abtrotzte. Stuttgart versuchte ähnliches in Dortmund, wo Trainer Lucien Favre klagte, „die haben einen Bus vor dem Tor geparkt“. Am Ende durfte er sich doch freuen, weil seine Mannen den Riegel knackten. Ähnliches bei Schalke, Hannover und Nürnberg, mit Pech schrammten sie gegen Bremen, Leverkusen und Hoffenheim an Punktgewinnen vorbei. Nichts Neues also, auch in Sachen Konsequenzen, so arbeiten die Trainer Tedesco, Weinzierl und wohl auch Baum von Woche zu Woche unter Bewährung. Von besonderer Brisanz dabei das Duell Augsburg – Hannover am Samstag, der FCA könnte mit einem Sieg Hannover in den Abgrund stürzen. Dort hat ja sogar Vereinsboss Martin Kind erkannt, „die Mannschaft ist kaputt“. Der Boss selbst und Manager Horst Heldt sind dabei die Hauptschuldigen.

Wachablösung in der Champions League

In der Champions League (CL) steht die zweite Woche des Achtelfinals an, doch die Wachablösung hat bereits stattgefunden. Mit Paukenschlägen wurde das Achtelfinale eröffnet, vor allem Ajax Amsterdam verzauberte und erstaunte die Fußball-Welt. Wenn Joachim Löw von den jungen Wilden träumt, dann hat sie Ajax bereits und die spielten Titelverteidiger Real Madrid buchstäblich an die Wand. Ajax träumt von alten Zeiten, bei Real sind die guten Zeiten vorbei, in der Saison verspielten die „Königlichen“ alles, Champions League, Meisterschaft und nationalen Pokal. Trainer Zinedine Zidane wusste offensichtlich, warum er gegangen ist. Das zweite Desaster erlebte Paris St. Germain, das nach einem 2:0 im Hinspiel nun gegen Manchester United in Paris eine 1:3-Pleite erlebte. Dabei trat Manchester so ungefähr mit einer Notelf an. Peinlich für Thomas Tuchel und Co. Keine Ehre für die Bundesliga legte auch Borussia Dortmund ein, das gegen Tottenham beim 0:3 und 0:1 nicht einmal einen Treffer zustande brachte. Englands Team sind auf dem Vormarsch.

Manchester City wird wohl gegen das gebeutelte Schalke nach dem 3:2 im Hinspiel der nächste Klub der Premier League sein, der im Viertelfinale vertreten ist. Ja, und dann fehlt nur noch der FC Liverpool. Wird er wirklich fehlen? Bayern München stellt die letzte Hürde da und der Vergleich hat quasi an Bedeutung noch einmal zugelegt. Beide Klubs gewannen ihre Generalprobe, die Bayern überzeugten beim 0:0 im Hinspiel mit großem Kampfgeist, doch jetzt ist auch Spielkunst gefragt. Kimmich und Müller sind gesperrt, dagegen kann Trainer Jürgen Klopp auf Abwehrchef Virgil van Dijk, der mit seiner Kopfballstärke auch eine Gefahr für das Bayern-Tor ist, zurückgreifen. Ein 0:0 wird es kaum noch einmal geben, was bedeutet, dass die Bayern wohl sogar mehr als einen Treffer erzielen müssen. Die Bayern hoffen wieder auf Alaba und Coman und den Schwung als Tabellenführer. Die Frage wird sein: Wer hat die bessere Tagesform? Schade für die Fußball-Fans, dass die CL im Pay-TV verschwunden ist. Hoffentlich gibt es bei den nächsten Verhandlungen über die Fernsehverträge ein Umdenken der Verantwortlichen.

Dortmund, Bayern, Abstieg: Zeichen und Weichen

Die Einschaltquoten im deutschen Fernsehen sprechen eine deutliche Sprache: Die Handball-Weltmeisterschaft schlägt die Fußball-Bundesliga in Sachen Aufmerksamkeit. 7,87 Millionen Zuschauer sahen am Samstag (20.30 Uhr) den Auftakt der DHB-Auswahl in der WM-Hauptrunde, „nur“ 6,69 Millionen verfolgten dagegen am Freitag (20.30 Uhr) den Auftakt der Bundesliga-Rückrunde zwischen Hoffenheim und Bayern München und 6,55 Millionen interessierten sich am Samstag (18.30 Uhr) in der ARD-Sportschau für die Zusammenfassung der Spiele, dies allerdings ist eine beachtliche Zahl. Der Fußball kann auch gut mit der vorübergehenden Nummer zwei leben, denn der Handball hat wie Basketball und Eishockey das Problem, dass nur die Nationalmannschaften eine breite Öffentlichkeit interessieren, wobei dafür auch unbedingt der sportliche Erfolg notwendig ist (siehe Silber im Eishockey bei Olympia). Die nationalen Punktrunden sind dagegen nur eine Angelegenheit für echte Fans dieser Sportarten.

Die Fußball-Bundesliga ist aber fast schon ein nationales Ereignis, der Fußball bestimmt die Stammtische oder modern eben die sozialen Medien. Gerade zum Rückrunden-Start bietet die Bundesliga aber auch wieder viel Gesprächsstoff, zum Beispiel über die Titeljagd zwischen Borussia Dortmund und Bayern München oder den Kampf gegen den Abstieg. Hier wie dort gab es Zeichen, es wurden aber – obwohl noch 16 Spieltage ausstehen – auch Weichen gestellt.

Im Titelrennen sorgten die Bayern für die logische Kampfansage, der Spitzenreiter aus Dortmund sendete aber als Antwort ein deutliches Zeichen: Ein 1:0-Sieg beim Verfolger RB Leipzig und das mit einer Not-Abwehr und ohne den angeblich eigentlich unentbehrlichen Kapitän Marco Reus. Ein Zeichen, dass die Westfalen so leicht nichts aus der Fassung bringt, ein Zeichen aber auch, dass der Spitzenreiter über einen zweiten Anzug verfügt der passt, dass also ein ausgeglichener breiter Kader kein Alleinstellungsmerkmal der Münchner ist. Da schmerzt es die Bayern sicherlich, dass Leipzigs Mittelfeldmotor Kevin Kampl zu dem Schluss kam: „So ist Dortmund schwer aufzuhalten.“

Dabei hatten die Münchner in Hoffenheim alles getan, um Dortmund unter Druck zu setzen. Eine beeindruckende erste Halbzeit mit einem Gastgeber ohne Chance, ein starke Antwort auf eine Schwächephase mit einem glänzend herausgespielten entscheidenden 3:1 über James, Müller und Lewandowski. Ein Zeichen aber auch intern, als in der Abwehr Mats Hummels den Vorzug vor Jerome Boateng bekam und Trainer Niko Kovac den jungen Niklas Süle als „Nummer 1“ adelte. Dazu überraschte Kovac mit dem Schachzug Leon Goretzka auf der Position als Zehn aufzubieten. Der Ex-Schalker dankte es mit zwei Toren und sorgte damit dafür, dass der Trainer Lob erntete und seine Position in Verein und Öffentlichkeit festigte, nach dem Motto, er kann es ja doch. Der Abstand blieb halt dennoch bei sechs Punkten, aber der Spannung schadet dies (vorerst?) nicht, es bleibt interessant. Am kommenden Wochenende legt Dortmund gegen Hannover vor, die Bayern müssen am Sonntag gegen Stuttgart nachziehen. Sollte sich am Abstand etwas ändern, wäre dies eine Sensation. Doch Vorsicht: Stuttgarts Trainer Markus Weinzierl konnte die Bayern mit Augsburg schon ärgern!

An der Tabellenspitze wurden Zeichen gesetzt, im Abstiegskampf Weichen gestellt. Auffällig, dass die letzten vier Mannschaften allesamt ihre Heimspiele verloren. Damit hat sich der Abstand nach oben vergrößert und es sieht ganz danach aus, dass Nürnberg, Hannover, Stuttgart und Augsburg die zwei Absteiger und den Teilnehmer an der Relegation unter sich ausmachen. Eine Siegesserie, die den einen anderen (Düsseldorf oder Freiburg zum Beispiel) in Gefahr bringen könnte, ist natürlich immer möglich, aber derzeit deutet nichts darauf hin. Kein Wunder, dass in Nürnberg über Aufstiegs-Trainer Michael Köllner diskutiert wird, während in Hannover nach Medien-Meldungen Andre Breitenreiter schon vor der Ablösung steht. Stuttgart hat das Mittel des Trainerwechsels schon angewendet, die Hilflosigkeit aber nicht abgelegt. Vor allem in der Abwehr hapert es ohne den verletzten Weltmeister Pavard, jetzt soll ein 18-Jähriger der Retter sein, das türkische Abwehrtalent Ozan Kabak von Galatasaray Istanbul. Ob das funktioniert?

In Augsburg ist von Trainer-Wechsel oder neuen Spielern (vorerst?) nicht die Rede, aber Coach, Spieler und Manager verstehen die Welt nicht mehr, trotz Trainingslager, trotz aller Bemühungen passieren wieder die gleichen Fehler wie in der Vorrunde. Selbst der Ärger über den Brasilianer Caiuby, der sich eigenmächtig Urlaub genehmigte, dem Trainingslager fernblieb und bis heute nicht auftauchte, wurde mit ins neue Jahr genommen. Im wegweisenden Spiel gegen Fortuna Düsseldorf sorgten Fehler und Unaufmerksamkeiten für eine 1:2-Niederlage, statt wenigstens einen Punktgewinn zu sichern. Die Fehlerquote zieht sich genauso durch die ganze Saison wie vielfaches Lob über das spielerische Vermögen des FCA. Doch Punkte gibt es dafür nicht. Möglicherweise sind die Augsburger am Ende der Absteiger mit dem größten Lob.

Für eine Wende beim FCA konnte auch der dritte Torhüter in dieser Saison nicht sorgen, Hoffenheims Nummer 2, Gregor Kobel, wurde bekanntlich ausgeliehen, erlitt aber ein frustrierendes Debüt mit zwei Gegentreffern und ohne Gelegenheit sich auszuzeichnen. Kollege Alexander Nübel hatte es da auf Schalke besser. Überraschend hatte er von Trainer Domenico Tedesco den Vorzug vor Stammtorhüter und Kapitän Ralf Fährmann erhalten und der Nationaltorhüter der U21 dankte es mit großartigen Paraden und hielt den 2:1-Sieg gegen Wolfsburg fest. Tedesco erinnerte sich wohl daran, dass Nübel den damals verletzten Fährmann großartig vertreten hatte und Schalke Punkte holte. Da wird auch ein Trainer ein bisschen abergläubisch. Tedesco setzte ein Zeichen, Schalke stellte die Weichen für eine Tendenz nach oben. Ebenso ein Zeichen von Hertha BSC Berlin, das mit dem 3:1-Sieg in Nürnberg deutlich machte, dass man den Fluch einer schwachen Rückrunde ablegen und im Kampf um die Plätze in Europa mitmischen will. Auf weitere Zeichen und Weichenstellungen können wir auch in den nächsten Runden warten.