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Tag: Niko Kovac

Die Bundesliga spielt verrückt

Eigentlich ist jetzt die stille Zeit, Gelegenheit, um ein bisschen zur Besinnung zu kommen. Das wäre auch für die Fußball-Bundesliga wünschenswert, denn die präsentiert das Gegenteil: Die Bundesliga spielt verrückt. Statt Stille gibt es Paukenschläge, statt Besinnung Wirbel allerorten. Nach dem 12. Spieltag ist vieles nicht mehr, wie es vorher war. So gingen Siegesserien spektakulär zu Ende.

Fangen wir oben an. Nach drei Siegen in Folge grüßte Borussia Mönchengladbach ungefährdet mit vier Punkten Vorsprung von der Tabellenspitze. Heimlich wurde schon die Herbstmeisterschaft ins Visier genommen. Doch davon ist keine Rede mehr. Ausgerechnet ein Aufsteiger stoppte den Möchtegern-Weihnachtsmeister, die „Eisernen“ hielten eisern dagegen, Union Berlin siegte 2:0 und streckt Gladbach die Zunge raus, jetzt hat Union eine Serie von drei Siegen.

Möchtegernmeister – da war doch was? Dortmund muss sich gefallen lassen, dass die Borussia immer wieder auf das ausgegebene Saisonziel angesprochen wird – der Titel. Doch statt Siegesfreuden herrscht Frust, dem 0:4 in München folgte ein 0:3 gegen Paderborn, gut, bis zur Halbzeit, dann rappelte sich das Team noch und schaffte den Ausgleich. Doch das 3:3 wurde als Niederlage wahrgenommen und Kapitän Marco Reus moserte, „das darf nicht passieren“. Dazu kam ausgerechnet die Jahreshauptversammlung, Boss Watzke beruhigte Trainer Lucien Favre und zählte ihn gleichzeitig an. Er darf vorerst bleiben, die Bewährungsproben folgen aber in der Champions League in Barcelona und am Samstag in Berlin. „Es kommt auf die Ergebnisse an“, macht Watzke deutlich. Für den Coach heißt das: Wende oder Ende!

Ähnlich sieht es beim Gegner Hertha BSC aus. Mit viel Optimismus wurde die Saison angegangen, doch die Zwischenbilanz fällt ernüchternd aus: Abstiegskampf. Vier Niederlagen in Folge hinterlassen Spuren, ein 0:4 in Augsburg darf nicht passieren und so ergeht es Trainer Ante Covic wie dem Kollegen Favre: Ergebnisse zählen, sprich Siege. Über seine Zukunft wird im Verein diskutiert. Wenn Covic am Samstag noch auf der Hertha-Bank sitzt, könnte es zum Showdown kommen – Covic oder Favre, wer verliert, muss gehen. Trainer-Schicksal. Bei Hertha gerät allerdings auch Manager Michael Preetz immer mehr in die Kritik. Die Saisonplanung, die nicht aufging, hat er zu verantworten.

Beim FCA ist das Gegenteil der Fall, zwei Siege in Folge haben Verein und Trainer aus der Schusslinie gebracht. Doch Heckenschützen gibt es immer, jetzt schoss Michael Gregoritsch gegen den Verein („Ich will weg“) und schaute deshalb suspendiert zu. Der FCA ist dabei, das Image des bodenständigen Vereins zu verlieren, motzende Spieler werden dort zu Mode. Das gehört nicht zu einem seriösen Geschäft, aber vielleicht zu einer verrückten Bundesliga.

Trainerwechsel sind wieder attraktiv geworden, weil anderswo die positiven Auswirkungen sichtbar werden. Am Auffälligsten in München, bei den Bayern herrscht nach dem Abgang von Niko Kovac plötzlich eine ganz andere Stimmung. Kein Motzen mehr, keine Zweifel mehr, dafür bei allen ein Lachen und Lob für Nachfolger Hansi Flick. Die Bilanz: Drei Spiele, drei Siege, 10:0 Tore. Unter Kovac schimpften die Spieler, wenn sie ausgewechselt wurden, bei Flick lachen sie. Statt dem Ende die Wende. Jetzt wird wieder gerechnet, an Weihnachten wollen die Bayern Tabellenführer sein, so wie es sich (aus ihrer Sicht) gehört. Seltsam: Der geschasste Niko Kovac ist sowohl in Dortmund als auch bei der Hertha als möglicher Nachfolger im Gespräch. Die Bundesliga spielt verrückt.

Vielleicht spielt auch hier ein seltsames Beispiel eine Rolle. Achim Beierlorzer musste in Köln gehen und heuerte wenige Tage später in Mainz an. Motto: Es muss halt passen, der richtige Trainer im richtigen Verein. In Köln passte es nicht (in Köln passt wohl gar nichts), in Mainz offensichtlich schon, der 5:1-Sieg in Hoffenheim war verrückt. Die Hoffenheimer befanden sich schließlich im Höhenflug: Fünf Siege in Folge. Und dann mischt Mainz den Gastgeber auf, obwohl eine Halbzeit in Unterzahl. Achim Beierlorzer machte aber hinterher deutlich, dass Trainer auch ein Herz für Kollegen haben, er lobte die gute Arbeit von Vorgänger Sandro Schwarz.

Es zeichnet sich ab, dass in der Adventszeit in der Bundesliga weiterhin keine Stille herrschen wird, keine Besinnung, wenn die erste, zweite, dritte und vierte Kerze brennt, sondern eher steht irgendwo das ganze Haus in Flammen, weil die Ergebnisse eben nicht stimmen. Ob die abartige Pyrotechnik der Ultras da fast schon bezeichnend ist?

Übrigens: In dieser Woche steht die vorletzte Runde der Gruppenphase in Champions League und Europa League an. Mal sehen, ob das Geschehen aus der Bundesliga abfärbt und wir auch international sagen müssen: Ein bisschen verrückt…

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Niko Kovac hat die Mannschaft verloren

Der 10. Spieltag der Fußball-Bundesliga wäre ja auch ohne spektakuläre Trainer-Entlassung in München ein Spieltag für die Geschichte gewesen, aber das Aus von Niko Kovac bei den Bayern stellte selbst das 8:0 von Leipzig gegen Mainz in den Schatten. Die Trennung vom Coach war aber beim Titelverteidiger die einzige logische Reaktion auf das 1:5 in Frankfurt, zumal es vorher schon beim glücklichen 2:1-Sieg im Pokal in Bochum nur Rumpelfußball gegeben hatte. Die Bosse mussten erkennen, dass die Spieler nicht mehr wollen und dann muss halt der Trainer gehen. Niko Kovac hatte die Mannschaft verloren. Das 1:5 war ein Schlag ins Gesicht für alle und kann auch mit dem frühen Platzverweis von Jerome Boateng nicht erklärt werden. Kovac machte nicht nur in diesem Spiel beim Coachen Fehler, er eckte an mit in seinen Äußerungen über Spieler (Müller), er wirkte wie ein Fremdkörper.

Der Kroate hatte es von Anfang an schwer in München, weil er kein Wunschkandidat der gesamten Spitze war, sondern der Schützling von Präsident Uli Hoeneß, vom Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge nur gelitten. Das machte Rummenigge öfters deutlich. Kovac hatte durch solide Arbeit in Frankfurt auf sich aufmerksam gemacht und beste Werbung für ihn war ausgerechnet der Sieg im Pokalfinale 2018 gegen die Bayern. Dabei übersahen die Bosse, allen voran eben Uli Hoeneß, dass Kovac zwar mit einer mittelmäßigen Mannschaft gute Ergebnisse erzielen kann, dass er aber kein Mann für eine Spitzenmannschaft ist, vor allem keiner, der die Spieler weiterentwickelt. In der letzten Saison führten ihn eher die Spieler aus der Krise, als dass besondere Maßnahmen des Trainers zum Gewinn des Doubles geführt hätten. Die Bosse hatten wohl moralische Zweifel, sich von einem Double-Sieger zu trennen. Jetzt gab es keine Zweifel mehr, die Notbremse musste gezogen werden. Die Spieler folgten dem Trainer nicht mehr, sie meuterten und beschwerten sich. So wird man nicht Meister. Allerdings muss auch die Arbeit von Sportdirektor Hasan Salihamidzic hinterfragt werden, auch er ein Schützling vom Präsidenten.

Uli Hoeneß muss zum Abschluss seiner großen Karriere beim FC Bayern, die ja am 15. November bei der Hauptversammlung enden soll, noch eine herbe Niederlage einstecken. Vielleicht ist es ganz gut, dass die Zeichen auf Änderung stehen, dazu passt eben auch ein neuer Trainer. Die Gerüchteküche dampft natürlich gewaltig, alles ist möglich, doch vorerst wird Co-Trainer Hansi Flick die Verantwortung übernehmen (Kovac-Bruder Robert musste natürlich ebenfalls gehen). Er folgte auf Peter Herrmann, dem Heynckes-Helfer, als dieser den Verein verließ. Angeblich kam Flick im Einvernehmen mit Kovac, aber die Bosse hatten diese Ersatzlösung, wie sie jetzt Wirklichkeit wird, wohl schon im Hinterkopf. Flick hat sich einen Namen gemacht, sowohl als Co-Trainer von Bundestrainer Joachim Löw, gekrönt vom Weltmeister-Titel 2014, an dessen Gewinn Flick keinen geringen Anteil hatte, danach als Sportdirektor beim DFB. „Vorerst“ wird Flick Chef-Trainer sein, das kann bis zur Länderspielpause gehen oder bis zur Winterpause oder vielleicht sogar noch länger. Angeblich genießt Flick das Vertrauen der Spieler und damit ist es ganz einfach: Mannschaft und Trainer müssen liefern.

Die Liste der möglichen Kovac bzw. Flick-Nachfolger ist lang und könnte beliebig erweitert werden. Ein kleiner Überblick: Heiß: Erik ten Hag, mit Ajax Amsterdam erfolgreich, macht Talente zu Weltstars, arbeitete mit Pep Guardiola in München, damals bei den Bayern II, könnte die Pep-Schule zurückbringen. Würde gern bei den Bayern arbeiten. Xabi Alonso, der einstige Stratege im Mittelfeld dachte immer schon wie ein Trainer, lernt derzeit bei der 2. Mannschaft von San Sebastian, der Spanier wäre ein Experiment. Ralf Rangnick, im Red-Bull-Konzern jetzt für die weltweite Entwicklung zuständig, wurde von den Medien ins Gespräch gebracht, stößt im Verein aber auf Skepsis. Der Italiener Massimilian Allegri, mit Juventus Turin erfolgreich, wäre frei, spricht aber kein deutsch. Dies tut der Franzose Arsene Wenger, früher Wunschkandidat bei den Bayern, am Ende bei Arsenal London aber nicht mehr erfolgreich und mit 70 eigentlich zu alt. Auch Thomas Tuchel ist im Gespräch, aber auch da gibt es Zweifel und vielleicht will er gar nicht, weil er bei Paris St. Germain noch mehr Entwicklungspotential sieht. Es darf also spekuliert werden.

Wichtige Aufgaben für Hansi Flick

Unabhängig vom Trainer stehen für die Bayern wichtige Aufgaben an, Hansi Flick kann sich also bewähren. Am Mittwoch geht es in der Champions League gegen Piräus darum, Platz eins und das Weiterkommen zu sichern, am Samstag steht das Schlagerspiel gegen Borussia Dortmund an. Der Gegner steht ja vor ähnlichen Problemen, Trainer Lucien Favre wird auch laufend hinterfragt, doch das 3:0 gegen Wolfsburg war eine Art Befreiungsschlag, nur sollte es am Mittwoch gegen Inter Mailand in der CL keinen Rückschlag geben. Am Samstag geht es aber darum, welcher der beiden selbsternannten Titelkandidaten vorerst im Rennen bleibt.

Ganz oben thront ziemlich überraschend Borussia Mönchengladbach und das seit vier Spieltagen, das gab es zuletzt in der Meistersaison 1976/77. Von einer „Neuausrichtung“ hat Manager Max Eberl vor der Saison gesprochen, als man sich ziemlich überraschend von Dieter Hecking trennte und Marco Rose als neuen Trainer holte. Die Richtung stimmt also, könnte auch ein Wink nach München sein. Dazu landete Eberl (der ja auch schon bei den Bayern im Gespräch war) mit Marcus Thuram als neuen Stürmer und Torjäger einen Volltreffer. In Gladbach genießt man die Situation und fängt nicht das Träumen an, in Dortmund sagt man, die falsche Borussia ist vorn.

Europas Bühne beherrscht diese Woche, die Frage ist, ob es da so spannend zugeht wie beim DFB-Pokal letzte Woche. Da gab es eine ganze Reihe von packenden Spielen, nicht nur die Bayern zitterten bei einem Abstiegskandidaten der 2. Bundesliga. Vor allem der 1. FC Köln erlebte beim 1. FC Saarbrücken eine peinliche Pleite, dazu schieden mit Freiburg, Paderborn, Wolfsburg und Gladbach (in Dortmund) weitere Bundesligisten aus. Dafür trumpften die Kleinen auf, noch nie schafften es zwei Viertligisten (Saarbrücken und Verl) ins Achtelfinale des DFB-Pokal. Dazu kommt der 1. FC Kaiserslautern aus der 3. Liga. Vorfreude also auf den 4./5. Februar, allerdings auch Probleme. Saarbrücken wollte sich zu dieser Zeit erst aus der Winterpause zurückmelden, muss also umdisponieren, weil die Punktrunde erst drei Wochen später beginnt. Der Fluch der guten Tat also, aber es gibt auch über eine Million Euro als Trostpflaster, allerdings mit dem Karlsruher SC nicht unbedingt den prominentesten Gegner. Er könnte aber schlagbar sein!

Das Pokal-Achtelfinale: Frankfurt – Leipzig, Bayern – Hoffenheim, Schalke – Hertha, Bremen – Dortmund, Leverkusen – Stuttgart, Kaiserslautern – Düsseldorf, Verl – Union Berlin, Saarbrücken – Karlsruhe.

Trainer sind leichter zu ersetzen als Schiedsrichter

Zwei Meldungen, vollkommen konträr, doch eine Sportart: Da geht es um die drohende Ablösung von Trainern, dort um einen Streik der Schiedsrichter. Alle Fußball-Fans mussten erkennen: Trainer sind leichter zu ersetzen als Schiedsrichter. Gut, die vom Boulevard angezählten Trainer Niko Kovac und Lucien Favre sind noch im Amt (beide wohl auf jeden Fall bis zur nächsten Länderspielpause, vielleicht sogar bis zur Winterpause und darüber hinaus), aber sollten sie oder einer von ihnen doch gehen müssen, dann geht es weiter, die Verantwortlichen hoffen sogar, es geht besser weiter als bisher. Aber der Streik der Schiedsrichter in Berlin sorgte dafür, dass der Fußball-Verband alle Spiele abgesagt hat. Das sollten sich vor allem die Chaoten, Stänkerer und Besserwisser vom Spielfeldrand merken: Ohne Schiedsrichter kein Fußball.

Wir müssen alle Sympathie haben für die Berliner Schiedsrichter. Sie beklagen die zunehmende Gewalt auf den Fußballplätzen, bis jetzt wurden bereits 109 Vorfälle von Gewalt und Diskriminierung auf den Berliner Fußballplätzen registriert. Schiedsrichter dürfen kein Freiwild sein! Berlin steht nicht allein, in Hessen wurde am Wochenende in Schiri ins Krankenhaus geprügelt. Die zunehmende Aggressivität unserer Gesellschaft wird nicht nur im Internet deutlich, sondern leider überall und besonders da, wo sich Hitzköpfe benachteiligt fühlen. Ein falscher Pfiff und die Schimpfworte fliegen über den Rasen, heute leider auch die Fäuste. Der Fußballplatz darf aber nicht der Ort sein, um seine Aggressivität auszuleben.

Schon oft hat der Sport-Grantler diejenigen bewundert, die sich gerade im Amateur-Fußball Woche für Woche die Anfeindungen auf den Plätzen antun. Aber nur wer hier durchhält, kann einmal in der Bundesliga pfeifen und dort inzwischen gutes Geld verdienen. 80.000 Euro Jahresprämie stehen im Raum, dazu 5000 Euro pro Spiel. Die Spieler, die sie quasi in punkto Regeln beaufsichtigen verdienen immer noch ungleich mehr, machen aber auch mehr Fehler, die aber nur selten zum Weltuntergang hochstilisiert werden.

Auch am vergangenen Wochenende standen die Schiedsrichter in der Bundesliga wieder im Blickpunkt, was immer dann der Fall ist, wenn Entscheidungen zweifelhaft sind, wenn die Regeln unterschiedlich ausgelegt werden. Nur: Die Medien verreißen oft die Männer an der Pfeife, machen dabei allerdings selbst Fehler. Bei den vielen umstrittenen Entscheidungen ob in Leverkusen, München oder auf Schalke war nur der Pfiff in Mainz wirklich falsch, Frank Willenborg hätte für Köln einen Elfmeter geben müssen, weil der Mainzer Spieler den Ball im Strafraum mit abgespreiztem Arm stoppte. Warum Willenborg trotz Videobeweis nicht auf den Punkt zeigte, ist ein Rätsel, aber noch kein Grund, auf den Unparteiischen, wäre es ein Amateurspiel, eine Hetzjagd zu veranstalten. Alle sollten sich merken: Lieber ein falscher Pfiff als gar kein Pfiff mehr. Damit müssen wir leben: Manche Entscheidung entbehrt jeglicher Logik, ist aber regelkonform.

Und was ist mit den Trainern? Die Bundesliga ist spannend wie selten, aber das Niveau lässt vielerorts zu wünschen übrig. Geklagt wird eben vor allem in München und Dortmund, weil man hier mit anderen Vorstellungen in die Saison gegangen ist und sich attraktiven und erfolgreichen Fußball versprochen hat. Bekommen haben alle nur Alltagskost, das Niveau lässt zu wünschen übrig. Nur deshalb stellen die Medien die Trainer Niko Kovac und Lucien Favre in Frage und bringen Ralf Rangnick und Jose Mourinho, den selbsternannten „spezial one“ als mögliche Nachfolger ins Gespräch. Und auch in Leipzig ist man nach zuletzt vier Spielen ohne Sieg (zwei Niederlagen, zwei Unentschieden) alles andere als glücklich. Der einst als großes Trainer-Talent gefeierte Julian Nagelsmann kommt derzeit als unverfülltes Versprechen daher. Glücklich ist man nur in Gladbach, kein Wunder als Überraschungs-Tabellenführer.

Gut ist, dass uns die Spannung erhalten bleibt und die Schlagerspiele auch. Gladbach wird am Samstag in Leverkusen geprüft, die Bayern in Frankfurt und Wolfsburg muss zeigen, ob es in Dortmund weiter ungeschlagen bleiben kann. Der Sprung an die Spitze misslang mit einem 0:0 gegen Augsburg, der VfL bleibt aber ohne Niederlage, hat aber fünf Unentschieden, das kostet auch Punkte. Für die Borussia und Lucien Favre stehen die Wochen der Wahrheit an: Die Gegner heißen Gladbach im Pokal, nach Wolfsburg am 9. November die Bayern in der Bundesliga und dazwischen das Rückspiel gegen Inter Mailand nach der Enttäuschung des 0:2 in Mailand. Besondere Spannung in Berlin, da steigt am Samstag das erste Bundesliga-Duell zwischen Union und der Hertha. Ein Aufruf an die „Fans“: Bitte ruhig bleiben! Ebenfalls beim Rhein-Derby Düsseldorf – Köln im Zeichen des Abstiegskampfs.

Den Pokal gibt es auch noch

Zwischen Bundesliga, Champions League, Europa League und Länderspielen geht der DFB-Pokal fast unter, aber es gibt ihn noch. Die 2. Runde am Dienstag und Mittwoch, dann geht es erst am 4./5. Februar mit dem Achtelfinale weiter. Zwei Regionalligisten sind mit dem 1. FC Saarbrücken (gegen Köln) und SC Verl (hat den FCA ausgeschaltet, jetzt gegen Kiel) noch dabei. Die Bundesliga liefert aber die Schlagerspiele mit Wolfsburg – Leipzig und Dortmund – Gladbach. Der VfL Bochum schnuppert mal wieder Erstliga-Luft und denkt an die alten Duelle mit Bayern München – am Dienstag gibt es eine Neuauflage. Das macht eben nur der Pokal möglich. Gespannt sein darf man auch, ob sich der HSV und VfB Stuttgart ein ähnlich spektakuläres Duell liefern wie am Samstag in der 2. Bundesliga (6:2). Wegen solcher Spiele ist der Fußball so populär. Jagden auf Schiedsrichter braucht er nicht.

Das Dilemma der Trainer und mit den Trainern

Die Medien-Welt jubiliert und die Fußball-Fans tun es wahrscheinlich auch: Die Bundesliga ist so spannend wie nie, die Vereine an der Spitze rücken immer enger zusammen. Von den ersten sieben Klubs hat kein einziger gewonnen! So darf Borussia Mönchengladbach als Verlierer im Spitzenspiel Tabellenführer bleiben und der VfL Wolfsburg tummelt sich weiter in einer illustren Runde der ungeschlagenen Vereine in Europa, u. a. mit dem FC Liverpool, Juventus Turin und Ajax Amsterdam. Allerdings: Die Bewährungsproben für Wolfsburg kommen erst noch. Sonntag gegen Augsburg wohl noch nicht (trotz des Auftritts des FCA gegen Bayern), aber dann geht es nach Dortmund, folgen Leverkusen und Frankfurt als Gegner.

Was vielen gefällt, gefällt einem Verein nicht: Dem FC Bayern München. Der Serienmeister, der seinen achten Titel in Folge anstrebt, steht am Rande einer Krise, die neue Herbstkrise wird nämlich bereits in den Raum gestellt in Erinnerung an den Herbst 2018. Am Ende holten die Bayern dennoch das Double und nur diese Erinnerung sorgt dafür, dass es statt Krise nur ein Grummeln gibt, dies aber deutlich. Die Bayern stehen aber auch für ein Phänomen, mit dem die Bundesliga zu kämpfen hat: Das Dilemma der Trainer und mit den Trainern.

Die Trainer haben das Problem mit der Erwartungshaltung, mit den Fans und mit den Spielern. Siehe das Luxusproblem von Niko Kovac in München, der zwar eine starke Mannschaft mit vielen Stars führen darf, aber den Kader einfach nicht in Bestform bringen kann. Das wiederum macht das Dilemma mit den Trainern deutlich: Die Übertrainer fehlen heute, die Vereine müssen sich mit sogenannten B-Kandidaten zufrieden geben, sie verpflichten Mister B, hätten aber lieber Mister A, doch der war nicht zu bekommen. Nur so ist auch der Trend zu eher unbekannten und unerfahrenen Coaches zu werten, weil einige Klubs mit diesen Lösungen unerwartete Erfolge erzielten und jetzt hoffen auch andere auf diesen Effekt. Denn: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Auch Niko Kovac wurde in München nicht von allen mit offenen Armen aufgenommen. Durch das Double hat sich sein Standing im Verein verbessert, aber alle Zweifel konnte er nicht ausräumen, sie sind permanent vorhanden. Er zählt derzeit ebenso zu den Verlierern im Verein wie Thomas Müller, dessen Rolle er ungeschickt gehandelt hat. Nicht nur die letzten erfolglosen Spiele der Bayern (1:2 gegen Hoffenheim, 2:2 in Augsburg) zeigten, dass es Kovac nicht gelingt, das Bayern-Spiel positiv zu entwickeln und die Klasse der Spieler umzumünzen in ein attraktives Spiel. Pep Guardiola lässt grüßen, alles war die Bayern von heute bieten, sind mehr oder weniger Reste vom einstigen Glanz. Und so lechzen nicht nur die Bayern nach Trainern wie eben Pep Guardiola oder Jürgen Klopp. Einen Klon von den beiden gibt es nicht. Auch Hoffnungsträger Julian Nagelsmann stößt in Leipzig an seine Grenzen, drei sieglose Spiele dämpfen die Meisterhoffnungen und Lucien Favre in Dortmund muss den Beweis erst erbringen, dass er Titel gewinnen kann. Sein Müller heißt übrigens Mario Götze.

Da der Jubel, dort der Frust über die Spannung in der Bundesliga. So freuen sich die Fans über Schlagerspiele en masse, jedes Spiel ist von enormer Bedeutung, es spielen nur Derby-Emotionen wie beim Ruhrpott-Schlager Schalke – Dortmund eine Rolle. Schalke nutzte zweimal nicht die Chance zum Sprung an die Spitze, jetzt ist der wieder möglich – von Rang sieben aus! Dafür müssen die Bayern erneut schwächeln, dass dies gegen Union Berlin sein kann, hält man angesichts der letzten Leistungen für möglich.

Auch am Tabellenende geht es eng zu und auch ihr gibt es an jedem Spieltag ein Schlagerspiel. Nur der SC Paderborn droht den Anschluss zu verlieren, wartet auf den ersten Sieg. Ob er ausgerechnet gegen den „Tabellenführer“ Düsseldorf gelingt? Deren Coach Friedhelm Funkel hat nämlich eine Motivation für seine Jungs gefunden: „Wir sind Tabellenführer im Keller.“ Mainz gegen Köln ist das zweite brisante Keller-Duell.

Der Fußball-Herbst hätte diese Spannung für die Aufmerksamkeit gar nicht gebraucht, denn mit den europäischen Spielen und DFB-Pokal geht es sowieso rund. Diese zusätzlichen Belastungen können Einfluss nehmen. Oder Verletzungen, wie sie die Bayern zu beklagen haben, mit dem Ausfall von Abwehrchef Niklas Süle. Da wird manche Planung über den Haufen geworfen, aber von einem Notfall darf nicht gesprochen werden, der Trainer hat viele Möglichkeiten, um mit Boateng, Pavard, Hernandez und Martinez den Ausfall zu kompensieren. Thomas Müller wird von diesem Ausfall nicht profitieren. Und was die Nationalmannschaft angeht, da sind die Medien zur Stelle und drängen Mats Hummels Bundestrainer Joachim Löw auf. Doch auch der müsste eigentlich in seinen Zukunftsgedanken einkalkuliert haben, dass sein Abwehrchef ausfallen kann. Alles andere wäre sehr kurzsichtig. Holt er Hummels jetzt zurück, wäre dies ein Eingeständnis dieser Kurzsichtigkeit.

Apropos Spannung: Spannend geht es auch in Spanien zu und auch in der Champions League. Ob es am Ende wirklich eine bessere Ausgangslage verspricht, wenn man Gruppensieger wird? Da tut sich noch Seltsames, Real Madrid ist Schlusslicht in der Gruppe A nach einem 0:3 in Paris und 2:2 gegen Brügge, der FC Liverpool nur Dritter in der Gruppe E nach einem 0:2 in Neapel und mühsamen 4:3 gegen Salzburg und der FC Barcelona ist in der Gruppe F Zweiter hinter Dortmund. Doch das kann sich schnell ändern, die Dortmunder stehen vor den beiden entscheidenden Duellen mit Inter Mailand um den Einzug ins Achtelfinale, denn Barca bleibt Favorit. Wie auch immer, ein heißer Herbst ist gewiss.

Sieben Tore wecken falsche Hoffnungen

Was war das für ein Festtag: Mit 7:2 fegten die Bayern Tottenham Hotspur aus dem eigenen Stadion, Fußball-Europa horchte auf. Was war das für eine Enttäuschung: Überheblich, ohne Einsatz und Disziplin ließen sich die Bayern von Hoffenheim und vor allem vom Bundesliga-Lehrling Sergis Adamyan mit 1:2 düpieren. Zwei Tore durch die Beine von Jerome Boateng, schlimmer geht’s nimmer. Der Ex-Nationalspieler als Lehrling, die Bayern als Ex-Tabellenführer und die Frage aller Fragen: Wie stark sind die Bayern wirklich? Die sieben Tore gegen Tottenham weckten jedenfalls falsche Hoffnungen. Der grandiose Sturm (jeder Schuss ein Treffer) hatte sich gelegt und wurde ein laues Lüftchen. Sturm gibt es bei den Bayern höchstens abseits des grünen Rasens.

Gewiss: Vor einem Jahr ging es Trainer Niko Kovac noch schlechter, vor dem Besuch auf dem Oktoberfest gab es eine 0:3-Niederlage gegen Gladbach, es war die vierte sieglose Partie in Serie. Da war Feuer auf dem Dach, das allein mit Oktoberfestbier nicht gelöscht werden konnte. Diesmal bleibt noch alles ruhig nach der ersten Niederlage nach 20 Spielen, aber der Coach macht beileibe nicht alles richtig und Fragen werden gestellt. So nach dem Umgang mit den Spielern, zum Beispiel Thomas Müller. „Mister Bayern“ aufs Abstellgleis gestellt und eine dumme Aussage von Kovac: „Wenn Not am Mann sein sollte, wird er mit Sicherheit seine Einsatzzeiten bekommen.“ Müller schwieg, für den Trainer war es ein Eigentor. Die Arbeit im Team macht es nicht leichter, liegt denn Kovac wirklich richtig, Joshua Kimmich im Mittelfeld werkeln zu lassen und dafür auf seine Power auf der Außenposition zu verzichten? Neben Thiago gehört in der Mitte ein Abräumer, doch Javi Martinez leidet wie Müller auf der Ersatzbank. Die Bayern haben Abwehr- und Abstimmungsprobleme, die sollte der Trainer abstellen, sonst wiederholt sich das Feuer vom Vorjahr. Die Euphorie von London ist schnell verflogen.

Die Bayern nur Dritter, eine Dichte wie noch nie an der Tabellenspitze, sieben Teams nur zwei Punkte auseinander, normal müsste man urteilen „Fußball-Herz, was willst Du mehr“. Doch es überwiegen eher die Zweifel, auch nach zweifelhaften Auftritten auf Europas Bühne. Wie bei den Bayern heißt die Frage: Wie stark ist die Bundesliga wirklich? Die Spannung weckt falsche Hoffnungen, die Favoriten schwächeln und nur deshalb kommen die Mannschaften aus dem Mittelfeld plötzlich an die Spitze. Mönchengladbach war einst Stammgast auf dem Platz an der Sonne, doch seit dem 3. Spieltag der Saison 2011/12 war dies nicht mehr der Fall! Jetzt ebneten erschreckend schwache Augsburger den Weg. Und dahinter folgt der VfL Wolfsburg: Mit biederen Leistungen schaffte er es trotzdem bisher ungeschlagen zu bleiben – als einzige Mannschaft!

Großes Rätselraten also, vor allem in Dortmund nach drei 2:2 in Folge, jeweils mit eigener Führung. Die Borussia ist kein Spitzenteam , im Moment zumindest nicht. Da gerät auch Trainer Lucien Favre immer mehr in die Kritik. Dortmund ist wohlgemerkt nur Achter. Beobachter haben aber recht: Die derzeitige Konstellation sorgt für ein Spitzenspiel nach dem anderen, Dortmund gegen Gladbach zum Beispiel. Schade, dass die Länderspielpause ansteht. Nur die Teams am Tabellenende werden vielleicht froh sein, um nach Lösungen zu suchen. Vor allem Augsburg muss sich sammeln, die hohen Niederlagen mehren sich und als nächster Gegner kommt Bayern München. Einzige Hoffnung für den FCA: In welcher Form? Mit Köln – Paderborn steht aber auch das nächste große Kellerduell an, Vorletzter gegen Letzter, gegen Mainz verpasste Paderborn seinen ersten Saisonsieg. Auffallend: Die drei Aufsteiger liegen hinten.

Länderspiele sind für die Fans kein Spaß mehr

Länderspiele müssen sein, aber die Länderspiele sind keine Feiertage mehr, eher eine unwillkommene Unterbrechung der Punktrunden. Die Verbände und die Trainer sind aber selbst schuld, allerdings ist es auch verständlich, dass diese Spiele für Experimente und Tests genutzt werden. Die Teams treten meist nicht in Bestbesetzung an. Allerdings müssten dann die Eintrittspreise angepasst und vor allem die unseligen vielen Wechsel in der zweiten Halbzeit abgeschafft werden. So sind die Länderspiele für die Fans kein Spaß mehr. Der Test von Deutschland gegen Argentinien am Mittwoch in Dortmund ist der Beweis: Argentiniern verzichtet auf seine Stars, auch Messi fehlt, Deutschland beklagt viele Verletzte. Jogi Löw entlarvend: „Das Ergebnis steht nicht im Vordergrund.“ Von einem Fußball-Feiertag kann keine Rede sein.

Auch deshalb gab es keine Kritik an dem neuesten Coup der UEFA, die in der Nations League die beste Gruppe aufstockte, künftig spielen in Liga A je vier Mannschaften statt drei, Deutschland muss deshalb nicht absteigen. Es wird also 2020 keine Freundschaftsspiele mehr geben, weil auch die Verbände erkannt haben, dass sich der Spaß in Grenzen hält. So gibt es in allen Länderspielpausen Pflichtspiele der Nations League. Testen kann (muss) der Bundestrainer dennoch, es müssen ja nicht gleich mehrere Spieler auf einmal sein.

Testen kann oder muss Joachim Löw gegen Argentinien aber auch am Sonntag in Estland, weil zahlreiche Stammspieler fehlen, neben Sane, Schulz, Draxler, Goretzka und Rüdiger musste auch Toni Kroos absagen, der Einsatz von Ginter, Werner und Gündogan ist fraglich. Feststeht, dass gegen Argentinien Torhüter Marc-Andre ter Stegen seine Chance bekommt, wenn es am Sonntag in der EM-Qualifitkation wieder ernst wird, steht Kapitän Manuel Neuer im Tor. Damit wird die leidige Torhüter-Debatte allerdings nicht beendet sein. Einer wird sich wohl beweisen dürfen, Talent Kai Havertz von Bayer Leverkusen, den viele schon besser als Toni Kroos einstufen.

Das Wochenende des FC Bayern München

Ende gut, alles gut heißt es beim FC Bayern München. Der Fußball-Bundesligist beendete eine Saison, die im Herbst des letzten Jahres fast schon (gefühlt) in Trümmern lag, mit einem grandiosen Sieges-Wochenende. Das schlagzeilenträchtige Double der Profis mit Meisterschaft und Pokalsieg innerhalb einer Woche war es nicht allein, sondern dazu kam, dass die Amateure als Bayern II nach acht Jahren Wartezeit endlich den Aufstieg in die 3. Liga schafften und der Nachwuchs der U17 rundete das Feier-Wochenende mit dem Titelgewinn als Süddeutscher Meister ab. Ein erster Erfolg für Miroslav Klose als Trainer.

War es aber auch das Wochenende des Niko Kovac? Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man die Diskussionen rund um den Bayern-Trainer als Komödienstadel bezeichnen. Die Bayern-Bosse Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge gaben eine unglückliche Figur in ihren Verlautbarungen ab, wenn es um die Zukunft des Kroaten ging, der ja sowieso einen Vertrag bis 2021 hat. Die Zwischentöne offenbarten: Man mag ihn nicht unbedingt, aber man muss ihn wohl behalten, wenn er so erfolgreich ist. Der 47-Jährige Coach ist zu nüchtern und pragmatisch, als dass er die Herzen spontan erobern kann. Sein Defensiv-Denken kommt in der Mannschaft nicht gut an, also ist er auch bei den Stars umstritten. Doch sie haben mit ihm Erfolg. Kovac schaffte ein Novum, als Erster holte er als Spieler und als Trainer mit den Bayern das Double. Eine Leistung, die bei den Fans zählt, denn die gaben ihre Zurückhaltung auf und feierten sowohl in den Stadien in München beim Titelgewinn und in Berlin beim Pokalsieg als auch auf dem Marienplatz bei der Meisterfeier den Trainer. Rummenigge hingegen versäumte einen Dank beim Siegesbankett. Das lässt tief blicken.

Aber Erfolg sichert den Arbeitsplatz. Hatte nicht Uli Hoeneß schon vorgebeugt, als er davon sprach, „dass die Bayern auch mal mit einem Jahr ohne Titel leben könnten“? Jetzt werden sie mit zwei Titeln besonders gut leben können und müssen abwarten, wie Niko Kovac den weiteren Umbruch der Mannschaft bewältigt, den ersten Teil hat er jedenfalls erfolgreich, wenn auch mit Schrammen, hinter sich gebracht.

Abschiede gibt es bei den Bayern dennoch und sie drängten die Zukunft des Trainers sogar in den Hintergrund. Die große Ära der Franck Ribery und Arjen Robben und in ihrem Schatten auch des Brasilianers Rafinha ist zu Ende. Sie holten Titel en masse, gekrönt mit dem Triple mit Champions-League-Sieg 2013. Ribery sicherte sich sogar Rekorde als einziger Spieler mit neun Meisterschaften und jetzt sechs Pokalsiegen. Ein weiterer Abschied kündigte sich zudem an, Jerome Boateng, zuletzt nur Ersatz, verzog sich in den Schmollwinkel und blieb bei den Feierlichkeiten außen vor. Er hat mit den Bayern abgeschlossen und Uli Hoeneß riet ihm folgerichtig, sich einen neuen Verein zu suchen. Ein Abschied in Ehren dagegen für Kovac-Assistent Peter Herrmann, der einst an der Seite von Jupp Heynckes zu den Bayern kam und jetzt vielleicht Sportdirektor in Nürnberg wird. Als möglicher Nachfolger wird der frühere Löw-Assistent und DFB-Sportdirektor Hansi Flick gehandelt.

Jetzt wird der Blick in die Zukunft gerichtet, welche Verstärkungen nach Hernandez und Pavard an Bord kommen. Heiß gehandelt werden vor allem die Nationalspieler Timo Werner und Leroy Sane als weitere Tempo-Spieler sowie der Spanier Rodrigo von Atletico Madrid als Verstärkung im Mittelfeld. Bei allen Stars sind die Bayern natürlich nicht der einzige Interessent. In Berlin im Pokalfinale richteten es aber vorwiegend noch die alten Cracks. Torhüter Manuel Neuer kam nach Verletzungspause mit Sensationsparaden zurück, Mats Hummels bewies ebenso seine Klasse wie Thiago, dem man ja auch oft nachsagt, in wichtigen Spielen unterzutauchen. Ein Makel, der auch Robert Lewandowski anhaftet, der aber mit zwei Treffern ebenso wie Neuer zum absoluten Matchwinner wurde. Und mit sechs Toren in Pokalfinalen ist er alleiniger Rekordhalter, noch vor der Legende Gerd Müller.

Jetzt geht es um die Zukunft

Die Zukunft wird in den nächsten Wochen die Schlagzeilen bestimmen, eine Zukunft, die auch die Konkurrenz beeinflussen will. So stellte sich der RB Leipzig schon als starker Gegner vor, der den Bayern mit einem offensiven Pressing anfangs erhebliche Probleme bereitete, aber das Spielglück nicht auf seiner Seite hatte und an der Klasse der Bayern schließlich zerbrach. Aber für die Zukunft sind die Leipziger gut gerüstet und das will auch Borussia Dortmund sein. Dort stellte die Einkaufslust das Pokalfinale fast in den Schatten, die Verstärkungen Julian Brandt (Leverkusen), Nico Schulz (Hoffenheim) und Thorgan Hazard (Gladbach) für rund 80 Millionen Euro stellen eine Kampfansage dar, die Boss Watzke untermauert: „Wir wollen Meister werden“, legt er die jahrelange Zurückhaltung ab. Bisher hieß es bei der Konkurrenz immer, „wenn die Bayern schwächeln, müssen wir da sein“. Jetzt schwächelten die Bayern und niemand war da. Am Ende waren die Bayern selbst wieder da, sogar doppelt.

Was die Zukunft angeht, sollte auch die Bayern II eine Rolle spielen. Nach acht Jahren Anlauf klappte die Rückkehr in die 3. Liga mit einem Kraftakt wie wir ihn zuletzt auf Europas Bühnen gesehen haben. Gegen Wolfsburg II schafften die Münchner nach einer 1:3-Niederlage mit einem grandiosen 4:1 nach 0:1-Rückstand noch die Wende. Allerdings könnte es sein, dass trotz des Aufstiegs Talente bei anderen Vereinen eher eine Zukunft sehen. Leistungsträger wie Abwehrspieler Mai, Spielmacher Shabani und Flügelflitzer Jeong sind begehrt. Allerdings brauchen die Bayern für die 3. Liga eine starke Mannschaft. Interessant vor allem die Derbys gegen 1860 München und Unterhaching. Die Bayern stellen übrigens jetzt die einzige 2. Mannschaft in der 3. Liga, was ja auch dem Sonderstatus, den die Münchner gerne für sich reklamieren, entspricht.

Englische Woche

Auf Europas Bühne spielen die deutschen Teams bekanntlich nicht mit, mit den Finals in Europa League am Mittwoch in Baku und Champions League am Samstag in Madrid haben wir nicht nur den Höhepunkt der internationalen Punktspielsaison, sondern auch eine „Englische Woche“. Europa guckt quasi auf die Geldtöpfe der Premier League, die die Pokale unter sich aufteilt. Brexit hin oder her, im Fußball dominiert England Europa.

Vereinen und Fans ist eigentlich zum Feiern zumute, für Misstöne sorgt (natürlich) aber wieder die UEFA. Die Funktionäre treten ja wirklich in jedes Fettnäpfchen, den Austragungsort Baku hätte es nicht geben dürfen. In Aserbeidschan spielen die Menschenrechte nur eine untergeordnete Rolle und da es einen politischen, kriegerischen Zwist mit Armenien gibt, wird Arsenals Star, der Ex-Dortmunder Mkhitaryan aus Sicherheitsgründen nicht nach Baku reisen. Ein Unding, so etwas muss die UEFA bei der Auswahl des Endspielortes berücksichtigen. Außerdem gibt es Zwistigkeiten mit Eintrittskarten, so dass von einem Fußball-Fest beim Duell FC Chelsea gegen FC Arsenal keine Rede sein kann.

Auch ohne deutsche Klubs gibt es wenigstens eine deutsche Beteiligung, bei Arsenal dürften die deutschen Nationalspieler Leno, Özil und Mustafi auf dem Rasen stehen, zudem die früheren Bundesligaspieler Xhaka (Gladbach), Kolasinac (Schalke), Aubemayang und Sokratis (beide Dortmund). Fußball-Deutschland ist bekanntlich auch im Finale der Champions League dabei und drückt wohl Liverpools Trainer Jürgen Klopp gegen Tottenham die Daumen, damit er seinen ersten internationalen Titel gewinnt und die Fans der Reds für die entgangene Meisterschaft entschädigt. Klopp würde sich dann wohl endgültig in Liverpool unsterblich machen.

Demnächst hier auch ein Rückblick auf die Eishockey-Weltmeisterschaft und die Zukunft der deutschen Nationalmannschaft.

Die Bundesliga-Bilanz: Von Gewinnern und Verlierern

Die 56. Saison der Fußball-Bundesliga ist beendet. Fast könnte man sagen, sie endete wie zuletzt immer, nämlich mit dem Titelgewinn des FC Bayern München, dem 29. und zuletzt siebten in Folge. Aber es war in diesem Jahr doch einiges anders, zum Beispiel die Spannung bis zum Schluss. Die Fans waren die Gewinner, aber insgesamt muss man sich um die Zukunft schon Sorgen machen. Eine kleine Bilanz, wer waren die Gewinner und wer die Verlierer?

Die Gewinner der Saison 18/19

Natürlich muss man hier zuerst einmal den Meister nennen. Im Herbst sah es gar nicht nach einem Titelgewinn aus, Dortmund führte mit neun Punkten Vorsprung, die Bayern waren im Krisen-Modus. Doch der neue Trainer Niko Kovac meisterte die Situation, schließlich spielten die Bayern ihre beste Rückrunde aller Zeiten und so wurde am Ende der Trainer auch von den Fans gefeiert. Eine Aussage über seine gesicherte Zukunft (Vertrag bis 2021!) steht noch aus, doch Niko Kovac war am Ende ein Gewinner. Allerdings auch ein Verlierer durch das Hickhack in der Führungsetage um seine Person. Schafft nur ein Pokalsieg am Samstag gegen RB Leipzig und damit das Double die endgültige Klarheit? Gewinner im Verein waren natürlich am Ende auch Ribery und Robben mit einem glanzvollen Schlusspunkt ihrer Karriere bei den Bayern.

Eigentlich kann man bei den Gewinnern die Tabelle abarbeiten, aber nicht immer. Der Vizemeister sorgt für eine Lücke, aber Gewinner waren die nachfolgenden Teams, nämlich RB Leipzig (ein persönlicher Erfolg für Ralf Rangnick als Trainer-Statthalter), Bayer Leverkusen (die Wende kam durch Trainer Peter Bosz, beide Teams in der Champions League), danach natürlich auch Borussia Mönchengladbach (ein bisschen auch ein Verlierer, weil die Champions League durch eine Schwächeperiode am Ende verspielt wurde), vor allem der VfL Wolfsburg und Trainer Bruno Labbadia (von der Relegation in die Europa League) und Eintracht Frankfurter. Die Frankfurter starteten schlecht in die Saison, danach begeisterten sie vor allem in der Europa League, doch dann ging die Kraft aus. Mainz musste helfen, dass die Eintracht auf Platz 7 zumindest die Qualifikation für die EL schaffte. Also doch kein Scherbenhaufen. Trainer Adi Hütter und seine Truppe haben sich das verdient und durch diese „Hilfestellung“ wurde Mainz ebenfalls ein besonderer Gewinner.

Die Hoffnungen vor einer Saison sind ja sehr unterschiedlich, aber so können sich auch Werder Bremen, Fortuna Düsseldorf und der SC Freiburg zu den Gewinnern zählen. Die Bremer hatten zwar das Ziel Europa League ausgegeben, aber das sollte nur ein Hilfsmotor für eine gute Saison sein. Hat geklappt. Sie haben noch einen besonderen Gewinner, nämlich den „ewigen“ Claudio Pizarro. Der Peruaner wird immer beliebter. Die Fortuna als Neuling war fast so etwas wie die „Mannschaft der Saison“ und Trainer Friedhelm Funkel kann sich als „Trainer der Saison“ feiern lassen. Auch der SC Freiburg hat „gewonnen“, nämlich den sicheren Klassenerhalt trotz nachhaltiger Verletzungssorgen.

Die Verlierer der Saison 18/19

Der größte Verlierer war zweifellos Borussia Dortmund, das zwar mit der Vizemeisterschaft zufrieden sein kann, aber nicht, nachdem man einen Neun-Punkte-Vorsprung aus der Hand gegeben hat. So gab es vor allem Enttäuschung über Platz zwei und die Kampfansage für die nächste Saison gegenüber den Bayern. Gewinner könnte die Bundesliga sein. Dortmund will also nicht den Weg des letzten Vizemeisters gehen, nämlich dem von Ruhr-Pott-Rivalen Schalke 04. Vom Vizemeister zum Abstiegskandidaten der „Verlierer der Saison“. Enttäuschung auch in Hoffenheim. Die Champions League in Sichtweite, die Europa League fast sicher und doch am Ende nichts. Ein schwacher Abgang von Trainer Julian Nagelsmann, die große Trainer-Hoffnung wechselt mit ersten Kratzern am guten Ruf nach Leipzig. Sage und schreibe 26 Punkte verschenkte Hoffenheim nach einer Führung! Ein eher trauriger Abgang auch für Coach Pal Dardai in Berlin, wieder knickte die Hertha in der Rückrunde ein, die alte Dame schafft keine ganze Saison. So muss der Trainer jetzt gehen.

Am Tabellenende waren alle Mannschaften eine einzige Enttäuschung. Noch nie war das Tabellenende so schlecht, Nürnberg (18 Punkte) und Hannover (21) haben den Abstieg wahrlich verdient, Stuttgart mit nur 28 Zählern in der Relegation (aber Favorit gegen Union Berlin) – das sagt alles. Und so haben sich der FC Augsburg (eine Blamage das 1:8 in Wolfsburg, die Mannschaft fällt wohl auseinander) und Schalke 04 nur den Klassenerhalt geholt, weil die Konkurrenz dahinter noch schlechter war. Das spricht nicht für die Qualität der Bundesliga. Was zu denken gibt: Die Aufsteiger machen nicht mehr Hoffnung!

Natürlich darf man dem 1. FC Köln und SC Paderborn zum Aufstieg gratulieren, aber beiden steht eine harte Saison bevor. Vor allem die Paderborner wissen wohl gar nicht, wie ihnen geschehen ist. Die Konkurrenz machte bereitwillig den Weg nach oben frei, vor allem der krisengeschüttelte Hamburger SV, der sich als zu dumm für den Wiederaufstieg zeigte. Wie schwer es für Paderborn in der obersten Etage wird, zeigt schon die 1:3-Niederlage in Dresden. Typisch, den Aufstieg mit einer Niederlage geschafft! Da sind sogar die Fans skeptisch, Fan Wolfgang sagt zum Beispiel: „Die haben da oben nichts verloren“. Aber gefeiert werden darf natürlich trotzdem, schließlich gelang ein Durchmarsch von der 3. Liga bis ganz nach oben.

Verlierer der Saison waren auch die Trainer, die reihenweise ihren Hut nehmen mussten. Die Klub-Vorstände werden immer nervöser, immer ungeduldiger, das Wort vom „Schmerzensgeld“, das die Trainer erhalten statt Gehalt, macht wieder die Runde. Noch ärgerlicher die ewigen Diskussionen über die Handspiele, noch nie gab es so viele Handelfmeter, noch nie waren diese Entscheidungen so umstritten, obwohl die Schiedsrichter generell gar keinen so schlechten Job gemacht haben. Der Videobeweis hat für ein Stück Gerechtigkeit gesorgt, aber auch ein Stück die Emotionen geklaut. Auch hier also ein Gewinner und Verlierer.

Die Bundesliga ist zu Ende, aber die Saison noch lange nicht. National steht das Pokal-Finale an, in dem Trainer Niko Kovac diesmal mit den Bayern seinen Titel verteidigen kann. Er gewann bekanntlich vor einem Jahr mit Eintracht Frankfurt gegen seinen neuen Klub. Gegner ist diesmal der aufstrebende RB Leipzig, der langfristig zusammen mit Dortmund den Bayern die Hölle heiß machen will. Den „ewigen Meister“ Bayern soll es nicht geben. Die internationalen Endspiele in Europa League und Champions League gehen bekanntlich ohne die Bundesliga über die Bühne, da fehlt also die Reputation. Dazu gibt es viele Relegationen, wobei es stillos von der DFL ist, dass die Bundesliga-Relegation im Pay-TV verschwindet.

Danach stehen noch Länderspiele an und vor allem die Wechselgerüchte werden die Fußball-Fans in den nächsten Wochen im Bann halten (neueste Meldungen: Verlässt Mbappe Paris? Wen kauft Real Madrid? Landet Leroy Sane bei den Bayern?). Sicher ist, es wird nicht langweilig, der Fußball bleibt im Gespräch und der Sport-Grantler ist natürlich dabei.

Glorreichen Frankfurtern droht der Scherbenhaufen

Der Fußball kann grausam sein. Das muss in diesen Tagen Eintracht Frankfurt erkennen. Die Hessen lieferten bisher eine hervorragende Saison ab und begeisterten in der Europa League ganz Deutschland. Jetzt aber droht ein Scherbenhaufen. Am Ende stehen die glorreichen Frankfurter vielleicht mit leeren Händen da. Und mehr noch, auch die Mannschaft könnte am Ende eher einem Scherbenhaufen gleichen.

Trainer Adi Hütter und seine Schützlinge übertrafen bei weitem die Erwartungen – bisher. Seit dem 27. Spieltag lag die Eintracht in der Bundesliga auf Platz vier und träumte von der Champions League, nach dem 0:2 gegen Mainz folgte der Sturz auf Rang sechs und am Schluss könnte es Rang acht sein – und der Abschied von Europa. Die kräftezehrende Saison zeigt Wirkung. Verletzungen wichtiger Spieler (zuletzt Haller und Rode) als Folge der Hetzjagd. So hinterließ das Duell mit Chelsea London vom Donnerstag Spuren, in 120 Minuten ließen die Spieler viel Kraft, die Niederlage im Elfmeterschießen beschäftigt den Kopf. Und nun soll die Eintracht das Zünglein an der Waage ausgerechnet bei Titelverteidiger Bayern München sein. Rafft sich die Mannschaft noch einmal auf? Und was ist mit den Stars Jovic und Rebic? Beide stehen vor dem Abschied, letzterer könnte sogar bei den Bayern landen. Und der Eintracht fehlen Stürmer.

Der Fußball kann grausam sein, das erlebte Dortmunds früherer Trainer Jürgen Klopp gerade in der Premier League. 97 Punkte und nur eine Niederlage – und dennoch nur Vizemeister, wenn auch der beste aller Zeiten. Doch das ist kein Trost, wenn die Fans nach dem ersten Titel seit 1990 lechzen. Den holte Pep Guardiola mit Manchester City. Erstmals seit 2009 verteidigte ein Team seinen Titel erfolgreich, das englische Triple ist noch möglich, aber das Aus in der Champions League war die riesige Enttäuschung. Jürgen Klopp kann sich noch ein großes Trostpflaster holen: Den Gewinn der Champions League im Finale gegen Tottenham und den ersten Pokalgewinn und damit die Krönung seiner erfolgreichen Zeit in Liverpool. Die Fans lieben Klopp, den nächsten Angriff auf die Meisterschaft kündigt er für das nächste Jahr schon an: „Wir werden noch besser werden.“

Genauso spannend ist die Bundesliga. Erstmals seit 2009 fällt die Entscheidung um die Meisterschaft erst am letzten Spieltag. Die Ausgangslage ist einfach, die Bayern brauchen bei zwei Punkten Vorsprung vor Borussia Dortmund nur noch einen Zähler, entweder sie holen ihn gegen Frankfurt oder Dortmund verliert ihn bei Borussia Mönchengladbach. Die Spannung ist nicht zu überbieten, weil beide Gegner selbst Punkte benötigen, um den Traum Champions League zu erfüllen. Verschenkt wird also nichts. Die Psycho-Spielchen haben begonnen, „die Bayern können nur verlieren, wir alles gewinnen“, machte Dortmunds Boss Watzke deutlich, quasi ein Hinweis auf die Erwartungshaltung. Aber klar ist auch, das bessere Nervenkostüm darf man von den erfahrenen Bayern erwarten…

Eine besondere Konstellation ergibt sich noch für Bayern-Trainer Niko Kovac, der ausgerechnet seinen alten Verein, mit dem er vor einem Jahr als Pokalsieger den größten Erfolg errang, wieder ins Niemandsland schicken kann. Kovac kämpft aber auch um seine eigene Zukunft bei den Bayern. Die Krise vom Herbst wirkt noch nach, nicht jeder traut ihm den Aufbau der neuen Mannschaft zu, obwohl der Trainer schon in diesem Jahr einen Teil des Umbruchs erfolgreich gemeistert hat. Gnabry und Coman haben die verletzungsanfälligen Ribery und Robben vergessen lassen, die Altstars werden Abschied nehmen. Vielleicht einer von ihnen mit dem „goldenen Schuss“? Kovac muss liefern, die Meisterschaft könnte den Job retten, das Double mit dem Pokalsieg die Woche darauf würde gute Laune verbreiten. Die Generalprobe beim 0:0 in Leipzig verlief positiv, was die Leistung angeht, der Sieg zum Titel fehlte allerdings. Der Balkon am Marienplatz ist reserviert.

Dortmund muss auf einen Ausrutscher des Konkurrenten warten. Dortmund ist in der Situation wie Liverpool, wie der frühere Trainer Jürgen Klopp. Bayern ist City, Kovac will die Rolle von Pep Guardiola spielen, in der Trainer-Philosophie ist er allerdings fast das Gegenteil.

Tränen der Freude und der Trauer begleiten das Saison-Finale. Der 1. FC Nürnberg und Hannover 96 stehen als verdiente Absteiger fest, noch nie war das Niveau am Tabellenende so schlecht. Der VfB Stuttgart rettete sich in die Relegation und wartet auf seinen Gegner, er heißt SC Paderborn oder Union Berlin. Gewinnt Paderborn in Dresden, so machen die Westfalen ein doppeltes Wunder perfekt. In einem Durchmarsch von der Bundesliga bis in die 3. Liga und jetzt das Ganze wieder zurück. Verrücktheit gehört auch zum Fußball. Union muss in Bochum ran und muss auf Dresden hoffen. Der 1. FC Köln feierte im Mai Karneval, ist zurück in der Bundesliga, ein verdienter Wiederaufstieg. Der Hamburger SV hat dagegen die nächste Saison in den Sand gesetzt. Auch mit neuem Personal in der Führung gelang die Wende nicht, wohl deshalb, weil auf dem Spielfeld mehrheitlich das alte, untaugliche Personal stand. Es wird Zeit für einen kompletten Neuanfang!

Eine kleine Meldung am Rande: Die Bayern haben schon einen Titel, die zweite Mannschaft wurde Meister in der Regionalliga Bayern, hat aber damit den Aufstieg in die 3. Liga noch nicht geschafft. Da will der Verein schon lange hin, weil die 3. Liga als besserer Unterbau für die Bundesliga gesehen wird, die jungen Spieler mehr gefordert werden. Im Weg steht eine andere zweite Mannschaft, die des VfL Wolfsburg. Fest steht damit, dass es in der 3. Liga wieder eine zweite Mannschaft eines Bundesligisten geben wird. Die Konkurrenz ist darüber gar nicht so glücklich, weil diese Teams bei ihren Gastspielen kaum Fans mitbringen.

In der 3. Liga stehen der VfL Osnabrück und Karlsruher SC als Rückkehrer in die 2. Bundesliga fest, dort werden sie die Plätze der Absteiger MSV Duisburg und 1. FC Magdeburg einnehmen.

Bayern und Dortmund haben nur noch Endspiele

Das 5:0 des FC Bayern über Borussia Dortmund im Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga war eine Demonstration der Macht, aber keineswegs eine Entscheidung im Titelkampf, wie viele angesichts des Münchner Spektakels unken. Ganz im Gegenteil, ein Pünktchen Vorsprung, was ist das schon. Bereits ein Unentschieden bedeutet den Verlust von zwei Punkten, wenn der Verfolger siegt. Nein, der Titelkampf ist noch nicht entschieden, aber Bayern und Dortmund haben nur noch Endspiele vor sich, sechs an der Zahl.

Das 5:0 im 100. Duell war aber auch ein Triumph für Bayern-Trainer Niko Kovac, der seinen Gegenspieler und eigentlichen Taktik-Fuchs Lucien Favre austrickste. Kovac traf vor allem die richtigen Personalentscheidungen, nominierte Martinez und Müller (dafür Goretzka und James auf der Bank), beide dankten es ihm mit überragenden Leistungen. Vor allem Martinez machte deutlich: In Spitzenspielen kann Kovac nicht auf den Spanier verzichten und mit Müller ist Lewandowski besser (was er auch immer betont und so hat er die Schallmauer von 200 BL-Toren durchbrochen). Der Lohn für den Trainer: Präsident Uli Hoeneß sprach ihm eine Job-Garantie aus.

Aber Vorsicht: Das 1:1 zuvor in Freiburg, aber auch das 5:4 im wilden Pokalspiel gegen Heidenheim bewiesen, dass die Fallen für den Titelverteidiger nicht in den Spitzenspielen liegen, sondern in den Vergleichen mit dem „Fußvolk“. Insofern folgt auf das „Spiel der Spiele“ gegen Dortmund vielleicht das wahre „Spiel der Spiele“, nämlich das Gastspiel am Sonntag bei Fortuna Düsseldorf. Der Aufsteiger hat sich auf einer Euphorie-Welle zum Klassenerhalt tragen lassen und bereitete den Bayern schon im Hinspiel beim 3:3 Ärger. Es war der Höhepunkt der Bayern-Krise. Eigentlich eine Gelegenheit für eine weitere Macht-Demonstration des Tabellenführers. Das Restprogramm sieht für die Bayern überhaupt größere Brocken vor (Bremen, Nürnberg, Hannover, Leipzig, Frankfurt) als Dortmund (Mainz, Freiburg, Schalke, Bremen, Düsseldorf, Gladbach), vor allem am Schluss mit Leipzig und Frankfurt.

In den letzten Jahren schauten die deutschen Fußball-Fans sehnsüchtig nach den anderen europäischen Ligen, wo an der Tabellenspitze Spannung herrschte, in diesem Jahr ist es umgekehrt. Nur in Deutschland und England (Liverpool gegen Manchester City) gibt es einen echten Kampf um die Meisterschaft, in Italien (Juventus Turin), Frankreich (Paris St. Germain) – beide fast durch – und Spanien (FC Barcelona mit deutlichen Vorsprung) macht sich eher Langeweile breit.

Von Langeweile kann im Abstiegskampf der Bundesliga nicht geredet werden, von mangelnder Klasse allerdings schon. Das Niveau der Kellerkinder war in den letzten Jahren nie so schlecht wie in dieser Saison. Im Kampf um den Klassenerhalt kommt keine Mannschaft so richtig in Form, Magerkost gibt es bei den Leistungen und entsprechend auch beim Punktesammeln. Augsburg setzte einen Schlusspunkt am Wochenende mit dem 0:4 gegen Hoffenheim und der Niederländer Jeffrey Gouweleeuw sprach es deutlich aus: „Wir haben einfach Glück, das ist der Wahnsinn.“ Glück gemünzt darauf, dass die Konkurrenz auch nicht punktet und der FCA mit 25 Punkten weiter auf dem ersten Nichtabstiegsplatz verharrt, noch mit vier Zählern Vorsprung auf den VfB Stuttgart. Könnte ja reichen, wer weiß, ob Stuttgart, Nürnberg und Hannover überhaupt noch vier Punkte holen. Diesbezüglich dürfen Freiburg (32 Punkte), Mainz (33) und Hertha (35, trotz wieder schwacher Rückrunde) schon den Klassenerhalt feiern. Eigentlich eher eine traurige Angelegenheit.

Die Spiele im DFB-Pokal bewiesen wieder einmal, dass der Pokal lebt und es keineswegs einer Reform bedarf, wie sie immer wieder angedacht wird. So eroberte vor allem Zweitligist FC Heidenheim mit seinem heldenhaften 4:5 in München die Herzen der Fans. Das wäre in Punktspielen nie möglich. Die Halbfinals am 23. und 24. April versprechen Spannung mit den Partien Hamburger SV – RB Leipzig und Werder Bremen – Bayern München, zumal beide Favoriten auswärts antreten müssen. Die Bayern haben Werder dafür am 20. April in der Bundesliga zu Gast.

Frankfurt letzte Hoffnung in Europa

Champions League (CL) und Europa League (EL) bestimmen in den nächsten zwei Wochen das Fußball-Geschehen in Europa. Das Viertelfinale der CL findet bekanntlich ohne deutsche Beteiligung statt, da kann das ZDF ja froh sein, dass es für die TV-Rechte kein Geld mehr ausgegeben hat. Traurig ist es aber für die Bundesliga, dass sie zuschauen muss. Aber mit Bayern München hat sich bekanntlich nicht nur der deutsche Favorit verabschiedet, sondern – zur Erinnerung – auch Titelverteidiger Real Madrid und der Scheich-Klub Paris St. Germain sind nicht mehr dabei. Die Premier League bestimmt mit vier Vertretern das Geschehen, wobei Jürgen Klopp für seinen FC Liverpool die Favoritenrolle ablehnt. Er reicht sie an Pep Guardiola weiter: „Manchester City ist derzeit der beste Klub der Welt.“ Das wird sich schon im englischen Duell mit Tottenham (im neuen Stadion) zeigen müssen, Liverpool sollte es gegen den FC Porto leichter haben. Manchester United – FC Barcelona (mit Messi) ist wohl das interessanteste Duell, Juventus Turin (bei Ajax Amsterdam) bangt um Cristiano Ronaldo.

Die letzte Bundesliga-Hoffnung auf Europas Bühne ist Eintracht Frankfurt. Die Hessen müssen am Donnerstag bei Benfica Lissabon ran und wollen ein Alleinstellungsmerkmal erfolgreich verteidigen: Frankfurt ist als einzige Mannschaft in den europäischen Wettbewerben noch ungeschlagen! Auch in der Bundesliga hat die Eintracht 2019 noch nicht verloren, da sollte der nötige Schwung vorhanden sein, zumal auch in der Bundesliga ein Platz für die Champions League winkt. Da müssen die Schützlinge von Adi Hütter nicht einmal die Europa League gewinnen, aber sie würden es gern. Und die Bundesliga freut sich, dass in der EL nicht immer nur von einer Pleite der deutschen Klubs die Rede ist.

Zur Beachtung: Lesen Sie auch den nachfolgenden Kommentar „Präsident Peinlich und die Schattenseiten des Fußballs“.

Das ist ja irre: FIFA verkauft den Fußball

„Sind die alle irre geworden“, das sagte ein Freund mit einem Blick auf das Geschehen im Fußball in der vergangenen Woche. In der Tat könnte man meinen, die Fußball-Welt ist ein durcheinander geraten und wird auch noch von einem Präsidenten, der den Irrsinn als tolle Zukunft propagiert, regiert. Denn das ist ja wirklich irre: Die FIFA verkauft den Fußball.

Als Gianni Infantino das Amt des FIFA-Präsidenten von Joseph Blatter übernommen hat, um den Fußball-Weltverband nach Misswirtschaft und Korruption wieder in eine bessere, vor allem auch anständige Zukunft zu führen, da hatte der Sport-Grantler schon damals seine Zweifel. Es ist nichts besser geworden, eher schlechter. Der Fußball spielt beim Schweizer nicht die Hauptrolle, sondern das Geld. Man stelle sich vor: Der Fußball, der vom Verband geschützt werden soll, wird gewinnbringend verkauft! Im Mittelpunkt ein Angebot von 25 Milliarden, von dem Infantino nicht sagt, wer dahinter steckt. Aber die FIFA soll im Sinne dieser dubiosen Geldgeber entscheiden und Rechte abgeben. Und die nationalen Verbände machen mit, vor allem die kleinen Verbände, die teilweise nicht mal einen geregelten Spielbetrieb haben, aber kassieren und Infantino ihre Stimme geben. Infantino der Verkäufer.

Nach dem FIFA-Council in Miami ist Gianni Infantino seinen Zielen einen Schritt weitergekommen. Die umstrittene Klub-Weltmeisterschaft wird vom 21. Juni bis 4. Juli 2021 mit 24 Mannschaften stattfinden. Die ECA, die Vertretung der europäischen Klubs, hatte vorher dagegen protestiert („Kein europäischer Spitzenklub wird daran teilnehmen“), aber die Front bröckelt, Real Madrid und Bayern München zum Beispiel hatten unterschrieben, zeigen aber Interesse. Zugegeben, das alte Format war nicht attraktiv, aber das neue ist es auch nicht, doch es bringt Geld. „Her mit der WM“, jubiliert Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge fordert: „Die Ausschüttung soll an die Verbände gehen, das geht nicht, das muss an die Vereine gehen.“ Kasse ist wichtig, dabei raubt der Termin den Spielern den Sommer-Urlaub – oder wird der Ligen-Beginn wegen ein paar Spitzenklubs verschoben? Wir wissen: Geld vernebelt den Verstand. Außerdem: Eine Klub-WM wird nie die Begeisterung wie die richtige WM wecken, die Mehrheit eines Landes steht nur hinter der Nationalmannschaft.

Um Geld und Stimmen geht es auch bei Infantinos Ziel, bereits die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar mit 48 statt 32 Nationen stattfinden zu lassen. Generell hat er freie Fahrt bekommen, wenn sich Co-Gastgeber finden lassen. Eine Studie hat die Machbarkeit bestätigt, allerdings heißt es, dass diese Studie von der FIFA „gefärbt“ sei. Auch hier spielt allein das Geld eine Rolle, nicht der Sport, denn die Qualität sinkt und die Qualifikation verliert an Bedeutung und Spannung. Verbände und Vereine werden reich, aber die Fans sind arm dran. Der Fußball schaufelt sich mit Dollars sein eigenes Grab.

Beben in der Champions League

Dabei wäre der Fußball sportlich doch so interessant. Zum Beispiel auf Europas Bühnen. In der Champions League gab es buchstäblich ein Beben. Real Madrid raus, Paris St. Germain raus, Bayern München raus – das ist ja irre. Real wurde von den forschen Youngstern von Ajax Amsterdam mit 4:1 buchstäblich überrollt und befand sich kurz im Schockzustand, bis Präsident Perez Erfolgstrainer Zinedine Zidane erneut als Trainer präsentierte. Der Franzose soll Real auf den Erfolgsweg zurückbringen, was in der Meisterschaft schon klappte. Doch Titel kann er erst im nächsten Jahr gewinnen. Er war so klug, nach den größten Triumphen zurück zu treten, ob es jetzt klug ist, das Amt wieder zu übernehmen?

Die Trainer in Paris und München stehen nicht zur Debatte, Thomas Tuchel soll sogar seinen Vertrag verlängern, während in München an Niko Kovac ein bisschen gezweifelt wird. Ist er der richtige Mann für den Neuaufbau bei den Bayern? Die wirkten beim 1:3 gegen den FC Liverpool erstaunlich zahm und vor allem mutlos, kein Zeichen von „mia san mia“, dem sonstigen Wahlspruch. Das 6:0 gegen Mainz am Wochenende machte deutlich: Champions League und Bundesliga sind auch für die Bayern zwei Paar Stiefel, von den besten Klubs in Europa ist Deutschlands Spitze immer weiter entfernt und wird mangels Geld (schon wieder das Geld!) so schnell nicht aufschließen können. Die Bundesliga blamierte sich, bezeichnend das 0:7 von Schalke bei Manchester City und kein Tor von Dortmund gegen Tottenham. Erstmals seit 2006 ist die Bundesliga im Viertelfinale nicht vertreten. Dort spielen am 9./10. und 16./17. April Tottenham – Manchester City, Liverpool – Porto, Manchester United – FC Barcelona und Amsterdam – Juventus Turin.

Die Ehre der Bundesliga rettete Eintracht Frankfurt mit einem überzeugenden 1:0-Sieg bei Inter Mailand und dem Einzug ins Achtelfinale der Europa League. Dort ist Benfica Lissabon der nächste Gegner, was machbar erscheint, allerdings gab es in 48 Duellen von deutschen Klubs mit den Portugiesen nur 14 Siege. Immerhin, in der UEFA-Ranglist ist der wichtige vierte Rang für die Bundesliga nicht in Gefahr.

Die falsche Null von Huub Stevens

Es war ein Akt der Verzweiflung von Schalke O4, als der neue Sportvorstand Jochen Schneider den alten Recken Huub Stevens („Ich mache das aus Liebe zum Verein“) zusammen mit Mike Büskens als Co-Trainer als Nachfolger des entlassenen Domenico Tedesco präsentierte. Ist das irre? Das alte Motto von Stevens’ (Die Null muss stehen) kam gleich wieder zum Tragen, doch es war die falsche Null, Schalke unterlag Leipzig mit 0:1. Positiv: Der Kampfgeist wurde wiederbelebt. Die Bayern freuten sich, dass es wieder Bundesliga gab (siehe oben) und bauten den Vorsprung nach Toren gegenüber Dortmund aus. Aber die Borussia tat auch etwas für das Selbstbewusstsein mit dem 3:2 bei Hertha in der Nachspielzeit trotz Verletzungssorgen. So kann es also doch noch etwas mit der Meisterschaft werden. Alles wartet auf das direkte Duell am 6. April.

Eine Vorentscheidung im Abstiegskampf durch den 3:1-Sieg des FC Augsburg gegen Hannover. Nur ein Wunder kann Nürnberg, 20 Spiele ohne Sieg, und Hannover noch retten. Der FCA ging sogar an Schalke vorbei, Stuttgart wertet das 1:1 gegen Hoffenheim als positiv und hat mit dem Schweizer Steven Zuber einen neuen Star. Der feierte sogar seinen Tor-Erfolg gegen den eigenen Verein und die Fans, da er ja noch Hoffenheim gehört. Er verstieß damit gegen den unausgesprochenen Ethikcode, doch fühlt er sich halt ganz als Stuttgarter. Die Brisanz im Abstiegskampf bleibt erhalten, nach der Länderspielpause trifft Hannover auf Schalke und Augsburg kann in Nürnberg den Klassenerhalt fast perfekt machen.

Jetzt muss Jogi Löw liefern

Auf dem Irrweg befindet sich womöglich auch Bundestrainer Joachim Löw. Mit der Ausmusterung der Bayern-Stars Boateng, Hummels und Müller hat er sich selbst unter Druck gesetzt, jetzt muss er liefern. Vor den Länderspielen gegen Serbien am Mittwoch in Wolfsburg und den Niederlande am Sonntag in Amsterdam hat er sich selbst unter Druck gesetzt. Wenn die EM-Qualifikation mit einer Niederlage beginnt, werden die Kritiker laut werden. Vor allem, wenn es Abwehrfehler gibt. Löw will mehr Tempo und betont, „es war unerlässlich, etwas zu ändern“. Ob zum Beispiel Toni Kroos zum schnellen Spiel passt? Bezeichnend, dass vor dem Besuch in München oberste Geheimhaltung herrschte und nicht einmal der DFB-Präsident eingeweiht wurde. Löw weiß wohl, dass Reinhard Grindel gern plaudert…

Mit drei Neulingen (Klostermann, Stark, M. Eggestein) beginnt Löw die neue Zukunft, hoffentlich gibt es keinen Rückfall in alte Fehler, Das wäre ja dann wirklich irre.