Bayern und Dortmund haben nur noch Endspiele
von knospepeter
Das 5:0 des FC Bayern über Borussia Dortmund im Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga war eine Demonstration der Macht, aber keineswegs eine Entscheidung im Titelkampf, wie viele angesichts des Münchner Spektakels unken. Ganz im Gegenteil, ein Pünktchen Vorsprung, was ist das schon. Bereits ein Unentschieden bedeutet den Verlust von zwei Punkten, wenn der Verfolger siegt. Nein, der Titelkampf ist noch nicht entschieden, aber Bayern und Dortmund haben nur noch Endspiele vor sich, sechs an der Zahl.
Das 5:0 im 100. Duell war aber auch ein Triumph für Bayern-Trainer Niko Kovac, der seinen Gegenspieler und eigentlichen Taktik-Fuchs Lucien Favre austrickste. Kovac traf vor allem die richtigen Personalentscheidungen, nominierte Martinez und Müller (dafür Goretzka und James auf der Bank), beide dankten es ihm mit überragenden Leistungen. Vor allem Martinez machte deutlich: In Spitzenspielen kann Kovac nicht auf den Spanier verzichten und mit Müller ist Lewandowski besser (was er auch immer betont und so hat er die Schallmauer von 200 BL-Toren durchbrochen). Der Lohn für den Trainer: Präsident Uli Hoeneß sprach ihm eine Job-Garantie aus.
Aber Vorsicht: Das 1:1 zuvor in Freiburg, aber auch das 5:4 im wilden Pokalspiel gegen Heidenheim bewiesen, dass die Fallen für den Titelverteidiger nicht in den Spitzenspielen liegen, sondern in den Vergleichen mit dem „Fußvolk“. Insofern folgt auf das „Spiel der Spiele“ gegen Dortmund vielleicht das wahre „Spiel der Spiele“, nämlich das Gastspiel am Sonntag bei Fortuna Düsseldorf. Der Aufsteiger hat sich auf einer Euphorie-Welle zum Klassenerhalt tragen lassen und bereitete den Bayern schon im Hinspiel beim 3:3 Ärger. Es war der Höhepunkt der Bayern-Krise. Eigentlich eine Gelegenheit für eine weitere Macht-Demonstration des Tabellenführers. Das Restprogramm sieht für die Bayern überhaupt größere Brocken vor (Bremen, Nürnberg, Hannover, Leipzig, Frankfurt) als Dortmund (Mainz, Freiburg, Schalke, Bremen, Düsseldorf, Gladbach), vor allem am Schluss mit Leipzig und Frankfurt.
In den letzten Jahren schauten die deutschen Fußball-Fans sehnsüchtig nach den anderen europäischen Ligen, wo an der Tabellenspitze Spannung herrschte, in diesem Jahr ist es umgekehrt. Nur in Deutschland und England (Liverpool gegen Manchester City) gibt es einen echten Kampf um die Meisterschaft, in Italien (Juventus Turin), Frankreich (Paris St. Germain) – beide fast durch – und Spanien (FC Barcelona mit deutlichen Vorsprung) macht sich eher Langeweile breit.
Von Langeweile kann im Abstiegskampf der Bundesliga nicht geredet werden, von mangelnder Klasse allerdings schon. Das Niveau der Kellerkinder war in den letzten Jahren nie so schlecht wie in dieser Saison. Im Kampf um den Klassenerhalt kommt keine Mannschaft so richtig in Form, Magerkost gibt es bei den Leistungen und entsprechend auch beim Punktesammeln. Augsburg setzte einen Schlusspunkt am Wochenende mit dem 0:4 gegen Hoffenheim und der Niederländer Jeffrey Gouweleeuw sprach es deutlich aus: „Wir haben einfach Glück, das ist der Wahnsinn.“ Glück gemünzt darauf, dass die Konkurrenz auch nicht punktet und der FCA mit 25 Punkten weiter auf dem ersten Nichtabstiegsplatz verharrt, noch mit vier Zählern Vorsprung auf den VfB Stuttgart. Könnte ja reichen, wer weiß, ob Stuttgart, Nürnberg und Hannover überhaupt noch vier Punkte holen. Diesbezüglich dürfen Freiburg (32 Punkte), Mainz (33) und Hertha (35, trotz wieder schwacher Rückrunde) schon den Klassenerhalt feiern. Eigentlich eher eine traurige Angelegenheit.
Die Spiele im DFB-Pokal bewiesen wieder einmal, dass der Pokal lebt und es keineswegs einer Reform bedarf, wie sie immer wieder angedacht wird. So eroberte vor allem Zweitligist FC Heidenheim mit seinem heldenhaften 4:5 in München die Herzen der Fans. Das wäre in Punktspielen nie möglich. Die Halbfinals am 23. und 24. April versprechen Spannung mit den Partien Hamburger SV – RB Leipzig und Werder Bremen – Bayern München, zumal beide Favoriten auswärts antreten müssen. Die Bayern haben Werder dafür am 20. April in der Bundesliga zu Gast.
Frankfurt letzte Hoffnung in Europa
Champions League (CL) und Europa League (EL) bestimmen in den nächsten zwei Wochen das Fußball-Geschehen in Europa. Das Viertelfinale der CL findet bekanntlich ohne deutsche Beteiligung statt, da kann das ZDF ja froh sein, dass es für die TV-Rechte kein Geld mehr ausgegeben hat. Traurig ist es aber für die Bundesliga, dass sie zuschauen muss. Aber mit Bayern München hat sich bekanntlich nicht nur der deutsche Favorit verabschiedet, sondern – zur Erinnerung – auch Titelverteidiger Real Madrid und der Scheich-Klub Paris St. Germain sind nicht mehr dabei. Die Premier League bestimmt mit vier Vertretern das Geschehen, wobei Jürgen Klopp für seinen FC Liverpool die Favoritenrolle ablehnt. Er reicht sie an Pep Guardiola weiter: „Manchester City ist derzeit der beste Klub der Welt.“ Das wird sich schon im englischen Duell mit Tottenham (im neuen Stadion) zeigen müssen, Liverpool sollte es gegen den FC Porto leichter haben. Manchester United – FC Barcelona (mit Messi) ist wohl das interessanteste Duell, Juventus Turin (bei Ajax Amsterdam) bangt um Cristiano Ronaldo.
Die letzte Bundesliga-Hoffnung auf Europas Bühne ist Eintracht Frankfurt. Die Hessen müssen am Donnerstag bei Benfica Lissabon ran und wollen ein Alleinstellungsmerkmal erfolgreich verteidigen: Frankfurt ist als einzige Mannschaft in den europäischen Wettbewerben noch ungeschlagen! Auch in der Bundesliga hat die Eintracht 2019 noch nicht verloren, da sollte der nötige Schwung vorhanden sein, zumal auch in der Bundesliga ein Platz für die Champions League winkt. Da müssen die Schützlinge von Adi Hütter nicht einmal die Europa League gewinnen, aber sie würden es gern. Und die Bundesliga freut sich, dass in der EL nicht immer nur von einer Pleite der deutschen Klubs die Rede ist.
Zur Beachtung: Lesen Sie auch den nachfolgenden Kommentar „Präsident Peinlich und die Schattenseiten des Fußballs“.