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Wer gewinnt den Kampf der Moneten um die Fußball-Stars: England oder China?

 

Als in England die TV-Honorare explodierten, da ging in der deutschen Bundesliga die Angst um, dass der Ausverkauf der Stars beginnen würde. Bisher kann von Ausverkauf keine Rede sein, da gibt es aber schon wieder einen weiteren Konkurrenten, der mit Geld um sich wirft: China hat den Fußball entdeckt. Jetzt stellt sich die Frage: Wer gewinnt den Kampf der Moneten um die Fußball-Stars, England oder China?

Die Ausgangsposition könnte konträrer nicht sein. Da England, das Mutterland des Fußballs, der Klassiker schlechthin, der Sportler und Fans gleichermaßen anlockt. Stimmungsmäßig hat die Bundesliga längst aufgeholt, heute präsentiert Deutschland die moderneren Stadien, aber der Fußball in England hat an Reiz nichts verloren. Dort China, das Land mit den meisten Einwohnern, aber ein Entwicklungsland in Sachen Fußball. Die chinesischen Machthaber haben allerdings vor einiger Zeit Fußball als PR-Lokomotive für ihr Land entdeckt und Industrie und Millionäre aufgefordert, gefälligst etwas zu tun. Jetzt werden nicht nur Firmen im Ausland gekauft, sondern auch Fußballvereine und vor allem Spieler sowie Trainer. Stars sollen den Fußball attraktiv machen, an Geld fehlt es nicht.

Komisch, aus der Bundesliga kam bisher kein Aufschrei trotz der utopischen Summen, die von China ausgerufen werden. Was gab es für ein Gezeter, als Frankreichs Star Paul Pogba für 120 Millionen Euro von Turin zu Manchester United ging. Lächerlich fanden dagegen alle die 200 Millionen Euro, die China für Superstar Cristina Ronaldo aufrief. Sein Manager offenbarte diese Summe und betonte gleichzeitig, der Torjäger werde Real Madrid nicht verlassen. Ronaldo verdient in Madrid gut, in China hätte er noch besser verdienen können, angeblich 100 Millionen Euro – im Jahr wohlgemerkt. Carlos Tevez, eigentlich am Ende seiner Karriere, die er mit 32 Jahren in Südamerika ausklingen lassen wollte, ist dem Ruf des Geldes gefolgt. Für 40 Millionen Euro im Jahr muss er in China wahrscheinlich nicht einmal mehr laufen.

Die Chinesen wollen allerdings nicht allein in Stars ihr Geld stecken. Sie wollen es cleverer anstellen, als die Amerikaner, die einst in ihren Anfängen vor allem auf große Namen setzten wie Pele und Franz Beckenbauer, aber den Aufbau des Nachwuchses versäumten. In China entstehen Talentschmieden und – man höre und staune – auch die Bundesliga beteiligt sich als Entwicklungshelfer. Da wird der künftige Konkurrent selbst großgezogen. Wieder einmal geht hier Wirtschaft vor Sport, denn der chinesische Markt ist attraktiv, das hat zum Beispiel auch Bayern München erkannt, mit Gastspielen in China. Logisch, dass es die Vereinsseite im Internet auch auf Chinesisch gibt. China träumt von der Ausrichtung der Fußball-Weltmeisterschaft 2030 und will spätestens dann um den Titel mitspielen. Bis dahin soll auch die Bevölkerung für Fußball begeistert werden. Heute sehen im Schnitt 24.000 die Spiele der Spitzenliga, die auch schon Top-Trainer angelockt hat, wie Italiens Lippi, Brasiliens WM-Coach Scolari, den Schweden Eriksson und nicht zuletzt Felix Magath.

Wer ist also in Zukunft die größte Gefahr für die Bundesliga? England mit seiner Tradition oder China mit seiner Zukunft? Die Bundesliga wird nicht untergehen, das Gros der Spieler wird zu Hause bleiben, nach dem Motto, „da weiß ich, was ich habe“. Und gut verdienen kann man in Deutschland auch. Und außerdem: Fällt die 50+1-Regelung, da wird bald ein Bundesligist einen chinesischen Eigner haben!

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Was ist mit Brasiliens Fußball los?

Was haben wir früher geschwärmt, vom Fußball in Brasilien! „Brasilianischer Ballzauber“ war der Inbegriff für hochklassigen Fußball. Hat einer neben den Ball getreten, so gab es als Trost die Bemerkung „bist halt kein Brasilianer“. Die Talente von der Copa Cabana, die im Sand den Ball besser beherrschten als wir auf der Straße oder im Gras, kamen uns vor wie höhere Wesen. Und seit dem Titelgewinn 1958, mit dem der Siegeszug der Mannschaft um den wohl noch heute besten Spieler aller Zeiten, Pelé, begann, wollte eigentlich jeder am liebsten ein Brasilianer sein. Immer noch ist Brasilien Rekord-Weltmeister mit den Titelgewinnen 1958, 1962, 1970, 1994 und 2002.

Und heute? Heute ist die Frage, „was ist mit Brasiliens Fußball los?“. Große Hoffnung gab es durch die Titelkämpfe im eigenen Land vor einem Jahr. Diese Weltmeisterschaft sollte Brasilien den Fußball-Glanz zurückbringen, ein ganzes Land in Euphorie versetzen. Am Ende blieb Trauer zurück, ein Scherbenhaufen für den Fußball, die Schmach des 1:7 im Halbfinale gegen Deutschland wirkt bis heute nach. Der nächste Rückschlag kam nämlich vor wenigen Tagen mit dem Aus gegen Paraguay mit 3:4 im Elfmeterschießen im Viertelfinale der Copa America in Chile. Auch Carlos Dunga, genannt „der Deutsche“, konnte es nicht richten. Brasilien musste zusehen, als am Samstag Erzfeind Argentinien und Gastgeber Chile das Finale bestritten. Es zeigte sich 2014 wie diesmal, dass Brasilien ohne den einzigen derzeitigen Superstar Neymar nicht gewinnen kann.

Brasilien will im Fußball wieder das Brasilien von früher werden und deshalb soll eine Experten-Kommission „Strategische Entwicklung“ für eine gute Zukunft sorgen. Aufgabe: Den Zustand analysieren, einen Aktionsplan aufstellen. Frühere Nationaltrainer wie Carlos Alberto Parreira (Weltmeister 1994) und Sebastiao Lazaroni haben ihre Mitwirkung zugesagt. Carlos Dunga soll ebenso dabei sein wie Ex-Spieler, Journalisten und Sport-Wissenschaftler. Die Talente, die es in Brasilien immer noch zuhauf gibt, sollen wieder zu Starspielern werden und nicht irgendwo bei zweitklassigen Klubs im Ausland verkümmern, weil sie zu früh dem schnellen Geld nachlaufen, froh, den Slums entkommen zu sein.

Ob dies für die Weltmeisterschaft 2018 schon reicht? Dieser Plan muss wohl langfristig greifen. So schwärmen wir hierzulande eher noch von den Stars der Vergangenheit, vom „Wundersturm“ um Pelé mit Vava, Didi und Garrincha, von Ronaldo, Rivaldo, Socrates, Roberto Carlos und vielen anderen.

Olympische Spiele als Hoffnung

Die Frage „was ist mit Brasiliens Fußball los?“ gilt auch für die Frauen. Auch die Frauen um die mehrmalige Weltfußballerin Marta galten bei fast allen WM-Turnieren als Mitfavorit, doch Titel holten sie keine. In Kanada kam das Aus gleich im Achtelfinale ausgerechnet gegen Australien und nicht gegen eine große Mannschaft. Im nächsten Jahr soll es bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro besser werden, aber derzeit sieht es für Männer und Frauen eher nach Trauer wie bei der WM und nicht nach Euphorie aus. Auch bei Olympia konnten Männer und Frauen bisher nie Gold gewinnen, es blieb höchstens Silber oder Bronze (Deutschlands Männer und Frauen kamen übrigens nie über Bronze hinaus). Vielleicht wird aber auch alles anders und die Olympischen Spielen der Start zu einer neuen Hochzeit des Fußballs in Brasilien. Hoffentlich müssen wir als amtierender Weltmeister (Männer) nicht bald fragen, „was ist mit dem Fußball in Deutschland los?“

Ein Gruß von Pelé

Übrigens: Der Sport-Grantler ist stolz, dass er in seinem Trophäen-Keller ein T-Shirt mit der Original-Unterschrift von Pelé hängen hat, von dessen Abschiedsspiel 1977 bei Cosmos New York. Pelés große Karriere ging damals zu Ende. Schöne Erinnerungen bleiben, schöne Erinnerungen an den großen Fußball Brasiliens. Der Sport-Grantler würde sich über eine große Zukunft von Brasiliens Fußball freuen.