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Tag: Sebastian Heisele

Der Selbstbetrug der deutschen Golfer – Der Senior ist die Ausnahme

Nur damit es keine Verunsicherung gibt, wir schreiben schon noch das Jahr 2018. Allerdings nicht im Golf, da hat bei den Profiturnieren bereits die Saison 2019 begonnen. Höchste Zeit also, noch einmal auf das Jahr 2018 zu schauen, aber aus deutscher Sicht ist dieser Rückblick keineswegs erfreulich. Und der Ausblick auf 2019 ist es auch nicht. Das deutsche Golf, das so gern mit Vorzeige-Golfern glänzen möchte, fristet weiter ein Schattendasein, was das Spitzengolf angeht. Freilich, keine Regel ohne Ausnahme – und die stellt ausgerechnet ein Senior dar.

Der 61-Jährige Bernhard Langer aus Anhausen bei Augsburg, der heute in Florida lebt, ist immer noch der beste deutsche Golfer, vor allem der Beständigste. Auf der amerikanischen Champions Tour der Senioren bricht er alle Rekorde und lässt der Konkurrenz fast keine Chance, kein anderer Spieler hat so viele Major-Siege bei den Senioren errungen. Konkurrenten wie der Spanier Jimenez ziehen verbal den Hut: „Er hat ein extra solides Spiel, er verliert so gut wie keinen Schlag.“ Auch bei den aktiven Profis kann der „Alte“ noch mithalten, bei den British Open zum Beispiel war Langer als 24. bester Deutscher.

Martin Kaymer und Co. können sich also vom Senior schon noch eine Scheibe abschneiden. Sie formulieren nur mit Worten das, was Langer vorlebt – solides Spiel. Egal ob der Mettmanner selbst, der immer als Langer-Nachfolger bezeichnet wurde, oder seine Kollegen wie Maximilian Kieffer und Marcel Siem, sie brachten kaum gute Ergebnisse ins Ziel und äußerten sich nach Enttäuschungen ähnlich: „Das Spiel war gut, ich bin zufrieden, es fehlt nur noch an Kleinigkeiten, ich bin auf einem guten Weg.“ Worte, die man am Ende der Saison nur als Selbstbetrug bezeichnen kann, denn auf einem guten Weg war keiner.

Martin Kaymer gewann 2018 kein Turnier, auf der European Tour waren sieben Deutsche unterwegs, die meisten mussten absteigen, gerade mal Kieffer, Bernd Ritthammer und Aufsteiger Max Schmitt blieben übrig. Der Rest wie Florian Fritsch, Alexander Knappe oder Sebastian Heisele und sogar Marcel Siem muss sich über die Challenge Tour neu nach oben kämpfen. Marcel Siem ist das beste Beispiel für den Rückschritt der deutschen Spitzengolfer. Einst träumte er von den Top 50 in der Weltrangliste, jetzt kämpft er auf der drittklassigen Tour. Martin Kaymer, immerhin 2010 und 2014 mit Major-Siege, war 2014 die Nummer 1 der Welt, heute dümpelt er auf Platz 163. Eine gute Zukunft schaut anders aus. Immerhin behauptet er: „Ich weiß, woran ich im Winter arbeiten muss.“ Mit Erfolg oder wieder Selbstbetrug? Wir werden sehen.

Ein bisschen Hoffnung gibt es allerdings, die Hoffnung heißt Max Schmitt und ist gerade mal 20 Jahre alt. Der Andernacher vom Golfclub Rheinhessen war einst bester Amateur in Europa und schaffte wie gesagt den Aufstieg in die European Tour und dort glänzte er mit vorderen Platzierungen bei den ersten Turnieren für die Saison 2019. Als Vorbilder gibt er Bubba Watson und nicht weniger als Tiger Woods an. Große Fußstapfen wären das, aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Es kann ja nur aufwärts gehen, im Moment ist Max Schmitt noch die Nummer 660 in der Weltrangliste.

Zwei Golfer vertreten die deutschen Farben fast ausschließlich in Nordamerika auf der PGA-Tour und das allein ist ja schon eine Leistung. Der Münchner Stephan Jäger begann seine Golf-Karriere schon früh in den USA, Alex Cejka, in Marienbad geboren, begann im Golfclub Hanau, hatte aber nach guten Leistungen auch schnell das Ziel USA. Die ganz großen Siege blieben aus, aber als unverwüstlicher Marathon-Mann mit vielen Turnieren trotz gesundheitlicher Rückschläge hat er sich ein gewisses Maß an Anerkennung unter den Kollegen erarbeitet oder soll man sagen „erlitten“. Cejka, inzwischen 47, träumt schon von der Champions Tour der Senioren.

Das deutsche Golf träumt auch 2018 weiter von Spitzengolf und deutschen Siegen bei den Profis. Im Mittelpunkt steht aber der deutsche „Normal-Golfer“, der aus Spaß am Sport auf den Platz geht. Aber ohne große Erfolge im Spitzensport gibt es keine Aufmerksamkeit im Breitensport und so stagniert das Interesse, die Schallmauer von 700.000 Mitgliedern konnte der Deutsche Golf-Verband noch nicht knacken. Ganz im Gegenteil, immer mehr Golf-Clubs klagen eher über finanzielle Probleme, vor allem die Golf-Gastronomie befindet sich in einer Krise. Keine guten Aussichten, aber dennoch allen Hobby-Golfer „schönes Spiel“ und den Profis „erfolgreiches Spiel“ für die Saison 2019.

Bernhard Langer und sonst nichts

Die großen Golf-Turniere sind gespielt, das Golf-Jahr 2017 quasi beendet. Die Bilanzen gleichen sich, die Hoffnungen des Golf-Sports in Deutschland erfüllen sich Jahr für Jahr nicht. Nach wie vor bleibt die Sehnsucht unerfüllt nach einem Vorzeige-Golfer, der große Turniere gewinnt, Beachtung in der Öffentlichkeit findet und entsprechende Werbung für das Golf macht. Am Jahresende bleibt die bittere Erkenntnis: Keiner hat ein großes Turnier gewonnen, keiner hat für Furore gesorgt, Golf konnte sich nicht in den Vordergrund spielen. Nur über große sportliche Erfolge lassen sich die Leute an den Sport heranführen. Dabei bietet Golf für den Hobby-Sportler alles, was der Körper braucht. Es gibt kaum eine gesündere Sportart.

In Deutschland aber bleibt Golf eine Randsportart, da half auch die Aufnahme in die olympische Familie nicht. Das Aushängeschild des Golfs ist hierzulande immer noch Bernhard Langer. Der Augsburger ist inzwischen 60 Jahre alt, beherrscht aber die Champions Tour der Senioren in Amerika und wird nicht müde zu gewinnen. Zwar verlor er beim Finale noch den Sieg um den Charles Schwab Cup, wurde Zweiter in der Jahreswertung, doch der glückliche Gesamtsieger dank einer kuriosen Wertung, Kevin Sutherland (53), gewann rund eine Million Dollar weniger als Langer. Dessen Jahresbilanz: Sieben Turniersiege, davon drei Majors (insgesamt zehn – Rekord!), 3,6 Millionen US-Dollar Preisgeld. Bernhard Langer wäre ein würdiger Sieger bei der Wahl zum „Sportler des Jahres“ in Deutschland. Er wird es nicht werden, die Öffentlichkeit erfuhr von diesen grandiosen Erfolgen nur am Rande.

So heißt es also: Bernhard Langer und sonst nichts. 2017 hatte es eigentlich Hoffnung gegeben, weil gleich sieben deutsche Spieler auf der European Tour starteten, doch ihre Erfolge blieben bescheiden. Einige verspielten die Tour-Karte für die neue Saison, andere schafften es gerade noch über die Qualifying School. So haben nur drei Spieler die volle Spielberechtigung: Martin Kaymer, einst die Nummer 1 der Welt, inzwischen auf Platz 69 abgerutscht und schon lange sieglos. Ein Nachfolger von Bernhard Langer wurde er nicht. Maximilian Kieffer ist außerdem dabei (346. der Weltrangliste) und Marcel Siem (259), lange Zeit auch ein Hoffnungsträger, aber nicht konstant genug. Er rutschte gerade noch rein, als 101. der Rangliste, weil der 100. (nur die ersten 100 der Jahreswertung erhalten die Tour-Karte) nicht alle Bedingungen erfüllte.

Über die harte Auslese der Qualifying School schafften immerhin Sebastian Heisele (329) und Marcel Schneider den Erhalt der kleinen Tour-Karte, sie haben 18 Starts sicher und werden wohl zudem noch oft auf der zweitklassigen Challenge Tour antreten. Da tummeln sich auch die restlichen deutschen Spitzengolfer, die den Traum haben, auch international an die Spitze zu kommen, doch Jahr für Jahr bleibt die traurige Bilanz: Es war vergebens.

Was die deutschen Golfer angeht, so sind schon Meldungen positiv, wenn es heißt, sie haben den Cut geschafft, also den Schnitt nach zwei Turniertagen, wenn nur noch die bessere Hälfte des Feldes weitermachen darf. Darum kämpfen auch zwei Deutsche in den USA, denn das ist positiv, dass neben Marathonmann Alex Cejka (180. der Weltrangliste) auch der Münchner Stephan Jäger (252), der in den USA lebt, die Startberechtigung für die PGA-Tour haben. Aber das sind alles Leistungen, denen man Respekt zollen muss, die aber den Spitzensport eben nicht ins Gespräch bringen.

Bleibt für 2018 nur die Hoffnung, aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es am Jahresende doch wieder heißt: Bernhard Langer und sonst nichts.

Übrigens, die Damen wollen wir natürlich nicht vergessen, Caroline Masson und Sandra Gal mischen bei den Damen immer wieder oben mit, gehören zur Weltelite, aber leider reicht das eben auch nicht für mehr Aufmerksamkeit und echte PR-Arbeit für das Golf.

Gehen wir also raus und spielen lieber selbst auf dem Platz, wenn es das Wetter zulässt.