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Tag: Uli Hoeneß

Mit Uli Hoeneß ging bei den Bayern auch das Glück

Die Frage stand immer im Raum: Was wird einmal aus den Bayern, wenn Uli Hoeneß geht? Die Antwort scheint mit einem Blick auf die Tabelle der Fußball-Bundesliga gegeben: Die Münchner liegen nur auf Rang sieben! Zwei 1:2-Niederlagen in Folge gegen Leverkusen und bei Tabellenführer Borussia Mönchengladbach haben Spuren hinterlassen und statt des „mia san mia“ ist jetzt Verunsicherung beim Titelverteidiger zu spüren, der wohl beim Rekord von sieben Titelgewinnen in Folge stehen bleibt. Neues Ziel: Zunächst mal ein Platz für die Champions League. So ändern sich die Zeiten.

Was augenfällig ist: Mit Uli Hoeneß ging offensichtlich bei den Bayern auch das Glück. War es früher ein Markenzeichen der Bayern, dass sie in den letzten Minuten ein Spiel noch drehen konnten, so passiert heute das Gegenteil. Wie eben auch in Gladbach durch einen unglücklichen (oder blöden?) Elfmeter in der Nachspielzeit. Unglücklich ist es allerdings nicht, sondern eher bedenklich, wenn die Bayern nach starken 60 Minuten und einer 1:0-Führung die Kontrolle über das Spiel verlieren. Seltsam ist, dass die Super-Stürmer das Tor nicht mehr treffen. Ging in den ersten Spielen alles fast von allein für Robert Lewandowski, so setzt er jetzt die Bälle knapp vorbei und zeigt Zeichen der Resignation. Sein Lauf ist vorbei, einen Lauf hat dagegen Kontrahent Timo Werner in Leipzig. Bis auf ein Tor hat er sich an den Polen herangepirscht – die Bayern wollten ihn ja nicht. Dieser Fehlgriff passt in eine Reihe von unglücklichen Entscheidungen.

Der Unglücksrabe der Niederlagen war Javi Martinez. Gegen Leverkusen war der Spanier gegen den schnellen Bailey zu langsam, gegen Gladbach verschuldete er den entscheidenden Elfmeter (nur in der Zeitlupe war zu sehen, dass er zuerst den Ball spielte und Thuram aufs Fallen aus war, aber Elfmeter war es wohl trotzdem). Das Problem: Martinez ist für die Innenverteidigung zu langsam. Zur Erinnerung: Martinez galt einst als Glücksbote, wenn er spielte gewannen die Bayern. Auch heute noch ist er im Mittelfeld wohl besser aufgehoben, da bremst er manchen guten Spielzug des Gegners durch seine Erfahrung und sein gutes Spielverständnis. Kommt der Gegner zum schnellen Konterspiel wird er zum Zuschauer. Auffällig außerdem: Gegen die Bayern trafen zuletzt Spieler entscheidend, die bis dahin eher ein Schattendasein führten. Zweimal traf Bailey (bisher enttäuschend), Bensebaini kämpft mit Wendt um einen Platz im Team, Adamyan war vor seinen Toren in München bei Hoffenheim meist Ersatz. Das Glück haben heute die anderen.

Die Meisterschaft werden und müssen die Bayern noch nicht abschreiben. Vor einem Jahr lagen sie am 14. Spieltag neun Punkte hinter Dortmund und zwei hinter Gladbach (!), waren Dritter. Die Rückrunden-Tabelle spricht allerdings Bände: Erster war München mit 42 Punkten, Zweiter Leipzig (35), Dritter Leverkusen (34), Vierter Dortmund (34) und nur Zehnter mit 22 Zählern Gladbach. Wiederholt sich die Geschichte, heißt am Ende der Meister doch wieder Bayern München! Dazu braucht es allerdings auch wieder Glück, Tore und starke Leistung. Und das ohne Uli Hoeneß (zumindest in vorderster Front).

Geklärt werden muss auch die Trainer-Frage, Interimstrainer Hansi Flick hat gewonnen und verloren. Die Leistung kann sich (über lange Zeit) sehen lassen, doch der Ertrag stimmt nicht. Ob er zumindest bis zum Sommer erster Mann bleiben wird, entscheidet sich wohl in den nächsten Spielen bis Weihnachten, gegen Bremen, in Freiburg (vor den Bayern, für sie ein Jahrhundertereignis!) und gegen Wolfsburg müssen drei Siege her. Die Entscheidung fällt so oder so in der Winterpause, die Medien könnten sich die wiederkehrenden Fragen zur Zukunft von Flick bis dahin sparen. Ein Gespann Thomas Tuchel/Hansi Flick hätte für die Zukunft zweifellos seinen Reiz.

Alle reden über die Bayern, dabei geht der Tabellenführer unter. Aber Borussia Mönchengladbach ist kein Zufallstabellenführer, sondern zeigt beeindruckende Leistungen und trotzte auch dem Verletzungspech. Als „König der Liga“ kann sich Manager Max Eberl fühlen, der den Umbau des Teams glänzend bewerkstelligte. Seine Trainer-Entscheidung von Dieter Hecking zu Marco Rose war ebenso ein Treffer wie er bei den Neuzugängen richtig lag. Auch hier sei angemerkt: Eberl war auch bei den Bayern im Gespräch, die sich dann für Hasan Salihamidzic entschieden. Auch hier sicherlich keine glückliche Entscheidung. Aber vielleicht passt Eberl besser zu Gladbach. Und auf dem Weg zum ersten Titelgewinn seit 1977 wird wohl RB Leipzig der schärfste Gegner sein, zumindest, wenn Timo Werner weiterhin so auftrumpft. Leipzig siegte jetzt fünfmal hintereinander.

Apropos Serien: „Mannschaft der Stunde“ ist eigentlich der FC Augsburg, der viermal ungeschlagen blieb und sich in den wichtigen Spielen gegen die Konkurrenten im Abstiegskampf aus dem Sumpf zog. 17 Punkte und Platz 12 sind der Lohn, fünf Punkte beträgt das Polster zum Relegationsplatz. Kein Wunder, dass Trainer Martin Schmidt die Platte immer neu auflegt: „Der Trend stimmt“. Bemerkenswert auch, dass Paderborn die „Rote Laterne“ abgab und Bremen mit dem 1:0-Sieg in den Abstiegskampf zog. Neues Schlusslicht ist der 1. FC Köln, dort heißt der Trend seit Jahren: Glauben wir, es wird gut, dann wird alles schlecht. Der aktuelle Trend heißt Abstieg.

Platz eins ohne Sicherheit

Bis Weihnachten gibt es keine Ruhepause mehr, in diesen Tagen steht die Entscheidung in Champions League und Europa League an. Die Bundesliga-Klubs haben bisher eine beachtliche Rolle gespielt, Bayern München ist sogar schon Gruppensieger, Leipzig will Platz eins in Lyon und auch gegen St. Petersburg (beide drei Punkte zurück) halten. Doch Platz eins bietet für die Auslosung am Montag, 16. Dezember, keine Garantie für einen leichteren Gegner im Achtelfinale. Die Bayern haben da ja im Vorjahr eine leidvolle Erfahrung gemacht und jetzt könnte dann wieder der FC Liverpool drohen, wenn die Klopp-Schützlinge nicht in Salzburg gewinnen (Hinspiel 4:3). Eine Niederlage könnte sogar das Aus bedeuten, denn Neapel ist ein Sieg gegen Genk zuzutrauen. Aber auch Real und Atletico Madrid drohen für die Gruppensieger als Gegner. Wie die Bayern Erster sind bereits Paris, Manchester City, Juventus Turin und der FC Barcelona. Dortmund kämpft (gegen Slavia Prag) noch um den Einzug ins Achtelfinale und muss dabei hoffen, dass Barca bei Inter Mailand willens ist Leistung zu zeigen. Auch Leverkusen (gegen Juventus) hofft noch, überwintert aber wie Dortmund auf jeden Fall in der Europa League.

Was wird aus Bayern München ohne Uli Hoeneß?

Das eigentlich Unvorstellbare ist Tatsache geworden: Uli Hoeneß regiert nicht mehr beim FC Bayern München. Am 1. Mai 1979 hatte der Ulmer seinen Posten als Manager des Bundesligisten angetreten, zwangsläufig, weil schwere Verletzungen seine sportliche Karriere beendeten, als Hoffnungsträger, weil es den Münchnern zu dieser Zeit gar nicht so gut ging. Uli Hoeneß machte aus dem Sorgenkind einen Weltkonzern, einen dominanten Verein, der heute die Fußball-Bundesliga beherrscht, international hoch geachtet ist, der drittstärkste Verein der Welt was den Umsatz angeht, der größte Verein der Welt was die Mitglieder betrifft. Uli Hoeneß gab wie vorgesehen bei der Hauptversammlung seine Ämter als Präsident und Aufsichtsratvorsitzender ab, hat als einfacher Aufsichtsrat aber noch einen Fuß in der Tür. Doch die Frage ist aktuell: Was wird aus Bayern München ohne Uli Hoeneß?

Die sportlichen Zahlen sind beeindruckend, in der Ära Uli Hoeneß als Manager und Präsident gewann der FC Bayern 58 Titel, wurde dabei 24mal Deutscher Meister und 14mal DFB-Pokalsieger und gewann die Champions League 2001 und 2013, wurde UEFA-Pokalsieger 1996, 2013 Klub-Weltmeister und 2001 Weltpokalsieger. Die Allianz-Arena wird ewig ein Symbol der Ära Hoeneß sein.

Wird der FC Bayern sportlich erfolgreich bleiben und das Festgeldkonto nicht geplündert werden? Verantwortlich dafür sind in der Führung diese vier Männer:

Herbert Hainer: Der ehemalige Adidas-Boss wurde von Uli Hoeneß persönlich als Nachfolger ausgesucht und seine Wahl als Präsident fand allgemein Zustimmung, auch von den Mitgliedern. Hainer gesteht, „den Sachverstand von Uli habe ich natürlich nicht“, aber er ist im internationalen Sport bestens vernetzt, Bayern-Fan („Ich habe das Bayern-Gen“) und hat ebenfalls eine soziale Ader. Er geht auf Menschen zu und gilt als ausgleichend. Scheint keine schlechte Wahl zu sein.

Karl-Heinz Rummenigge: Der Vorstandsboss bleibt noch zwei Jahre an Bord und wird in dieser Zeit Oliver Kahn als seinen Nachfolger einarbeiten. Besser kann eigentlich ein Wechsel nicht vorbereitet werden. Rummenigge und Hoeneß hatten oft konträre Ansichten (Rummenigge war von Niko Kovac als Trainer nicht überzeugt), rauften sich aber immer zusammen. Ein Verhältnis nach dem Motto „hart, aber herzlich“, Rummenigge bewies Weitsicht und wird den Dampfer Bayern wohl weiter in sicherem Fahrwasser halten.

Oliver Kahn: Der einst beste Torhüter der Welt verdiente sich den Spitznamen „Titan“ und ist auch nach seiner sportlichen Karriere beruflich erfolgreich und als Experte im Fernsehen beliebt. Er hat wirtschaftlichen Erfolg und besten Einblick bei Bayern. Er fängt also nicht bei „Null“ an und hat auch das Rückgrat, um unpopuläre Entscheidungen zu treffen.

Hasan Salihamidzic: Aus dem Sportdirektor wird am 1. Juli 2020 der Sportvorstand. Die Bedeutung wächst, die Arbeit ändert sich nicht. Bewusst lobte Hoeneß „Brazzo“, um Kritiker zum Verstummen zu bringen. Salihamidzic verkauft sich oft ungeschickt in der Öffentlichkeit, wirkt nervös und nicht sicher genug. Er macht bisher nicht den Eindruck, die beste Lösung zu sein und könnte von Hainer und Kahn anders beurteilt werden.

Aber: Es kommt auf die Mannschaft und vor allem den Trainer an, um weiterhin Erfolge feiern zu können. Wie stark die Macht der Spieler ist, zeigte sich bei der Ablösung von Niko Kovac, der einen Teil des Teams gegen sich aufbrachte. Hansi Flick als Nachfolger, bisher Co-Trainer, brachte neuen Schwung und vor allem bessere Taktik in die Mannschaft, die Spieler loben ihn demonstrativ. Er wird auf jeden Fall bis zur Winterpause bleiben, vielleicht auch bis zum Saisonende, vielleicht auch länger, wenn sich der Erfolg einstellt. Den richtigen Trainer für die Bayern zu finden ist noch schwerer als die Trainersuche bei den anderen Klubs. 21 Trainer arbeiteten in den 40 Jahren unter Uli Hoeneß, im Schnitt sind sie also nicht allzu lange da. Kein Wunder, dass vor allem über die Rückkehr des allseits beliebten Pep Guardiola spekuliert wird. Der Spanier scheint bei Manchester City nicht mehr ganz so glücklich zu sein und sagte bezeichnend: „Ein Angebot des FC Bayern kann man nicht ausschlagen.“ Eine Wohnung hat er noch in München.

Von Uli Hoeneß wird man übrigens noch hören. Der neue Ehrenpräsident der Bayern bleibt im Aufsichtsrat und hat „angedroht“, dass er seine Meinung schon noch kundtun wird.

Löw nimmt die erste Hürde

Zur Nationalmannschaft im Laufe dieser Woche nach Abschluss der EM-Qualifikation noch mehr, aber die erste Hürde ist geschafft, Deutschland hat sich für die Europameisterschaft 2020 qualifiziert. Die Niederlande war mit dem 0:0 der Wegbereiter, auch dafür, dass Deutschland mit einem Sieg über Nordirland zudem Gruppensieger werden kann und damit bei der Auslosung eine bessere Ausgangsposition inne hätte. Alle Gruppensieger sind in Topf 1 gesetzt, so dass u. a. England, Frankreich, Spanien und Italien nicht als Gegner in Betracht kommen. Die Auslosung findet am 30. November in Bukarest statt. Aber auch das 4:0 gegen Weißrussland zeigte auf, dass Bundestrainer Joachim Löw mit seinem Team noch viel Arbeit vor sich hat. Im Sturm haperte es ebenso wie in der Abwehr, bei zwei Treffern waren deutsche Spieler knapp im Abseits (kein Video-Assistent) und nur die überragenden Neuer und Kroos hielten das DFB-Team im Spiel.

Löw setzt auf junge Spieler, aber die Zukunft sieht nicht unbedingt rosig aus. So schlug Bundestrainer Stefan Kuntz bei der U21 Alarm. Er baut vorwiegend auf Spieler aus der 2. Bundesliga, weil die Talente in der Bundesliga zu wenig zum Einsatz kommen. Da klappt vieles nicht, eine 2:3-Niederlage gegen Belgien war die Folge, die Qualifikation zur Europameisterschaft 2021 wird kein Spaziergang.

Bayerns Gegner staunen: Verflickt noch mal…

Es war in den letzten Tagen so aufregend, als wollte der Fußball noch einmal alles raus hauen bevor es in die sicherlich ruhigere Länderspielpause geht. Im Mittelpunkt stand natürlich in der Bundesliga der deutsche „Clasico“ zwischen den Bayern und Dortmund, der dann mit einer großen Überraschung aufwartete. Daneben beherrschten aber auch Trainer-Entlassungen, die Frauen-Nationalmannschaft, Joachim Löw und Uli Hoeneß die Schlagzeilen.

Das größte Staunen aber gab es beim Bundesliga-Hit. Die Bayern spielten unter Interimstrainer Hansi Flick wie zu ihren besten Zeiten, der Rumpelfußball von Niko Kovac war vergessen und schon sehen die Konkurrenten ihre Felle davonschwimmen und sagen nicht „verflixt noch mal“, sondern jetzt „verflickt noch mal..“. Bezeichnend die Kommentare mancher Bayern-Spieler nach dem überzeugenden 4:0-Triumph: „Wir hatten genaue Anweisungen, jeder wusste, was er tun musste.“ Präsident Uli Hoeneß verriet hinterher: „Ein Teil der Mannschaft war gegen den Trainer.“ Dies war ein offenes Geheimnis und auf dem Platz deutlich zu sehen (siehe auch der Sport-Grantler vom 4. November: „Niko Kovac hat die Mannschaft verloren“). Deutlich zu sehen, dass die Spieler Hansi Flick folgten, für den sie sich auch ausgesprochen hatten. Logisch die Reaktion der Bayern-Bosse: Flick wird bis auf Weiteres Bayern-Trainer bleiben. Das kann bis zur Winterpause gehen, aber auch bis zur Sommerpause. Nur sollte die Leistung gegen Dortmund dann keine Eintagsfliege bleiben. Die Macht dazu aber liegt, da gibt es keine Zweifel mehr, bei den Spielern!

Anders natürlich die Stimmung in Dortmund. „Männerfußball“ wollte Sportdirektor Michael Zorc sehen, Angsthasenfußball ist es geworden. Die Frage auch hier: Was wird mit dem Trainer? Folgen ihm die Spieler noch? Die Fans freuen sich, an der Tabellenspitze bleibt es spannend. Das könnte sich ändern, wenn sich die andere Borussia, nämlich die aus Mönchengladbach, keine Schwächen erlaubt. Vier Punkte Vorsprung sind es jetzt vor den punktgleichen Leipzig, Bayern und Freiburg (ja Freiburg!), die nächsten Gegner des Spitzenreiters nach der Länderspielpause sind Union Berlin, Freiburg und die Bayern am 7. Dezember. Gegen die Mitkonkurrenten darf Gladbach zu Hause antreten und jetzt träumt man zumindest von der Herbstmeisterschaft. Der Trainerwechsel zu Marco Rose hat sich also gelohnt. Ihm folgen die Spieler.

Apropos Trainerwechsel, der in München hat sich also gelohnt und am Wochenende wurden die Stühle gleich reihenweise gekippt. Für Achim Beierlorzer war nach dem unglücklichen 1:2 gegen Hoffenheim in Köln Schluss, aber zuvor gab es bereits den Abschied von Sportdirektor Armin Veh. Für die Mainzer Verantwortlichen war nach dem 0:8 in Leipzig das 2:3 gegen Union Berlin zu viel, Sandro Schwarz muss gehen, obwohl das keiner in Mainz so richtig will. Aber Rang 16, der drohende Abstieg und nur 9 Punkte, das ist nicht das, was man sich in der Karnevalshochburg vorstellt. Also Schluss mit lustig. Neuer Versuch mit neuem Trainer. Aber nicht immer wird es besser…

Wir wissen ja, die Trainer verdienen zwar genug, aber sie sind manchmal auch „arme Schweine“ Siehe Beierlorzer in Köln, er litt auch darunter, dass sein Team wegen Schiedsrichter-Fehlentscheidungen Spiele verlor, das löst einen Negativtrend aus, ohne dass dies der Trainer beeinflussen kann. Glück hatte Martin Schmidt beim FC Augsburg, weil das Siegtor von Philipp Max in Paderborn zählte. Sein Freistoß segelte über die Mauer hinweg ins Netz, doch die Paderborner Mauer war durch Augsburger Spieler nicht ganz regelgerecht brüchig geworden. Schiedsrichter Marco Fritz sah darüber hinweg, der Videoreferee meldete sich nicht und Martin Schmidt kann glücklich seinen Job behalten. Augsburg verließ nämlich die direkten Abstiegsplätze, aber weitere „Schicksalsspiele“ folgen, Hertha, Köln und Mainz sind die nächsten Gegner. Der FCA könnte sich vom Abstiegskampf verabschieden oder er bleibt mittendrin, dann aber nach der Winterpause wohl nicht mehr mit Martin Schmidt. Trainer müssen Ergebnisse liefern, wie auch immer.

Uli Hoeneß will sich mit diesen Dingen nur noch aus der Ferne beschäftigen. Bei der Jahreshauptversammlung am Freitag in der Olympiahalle in München will er von seinen Ämtern zurücktreten. Allerdings könnte es ein unruhiger Ruhestand werden, er hat schon angedroht, dass man „von ihm hören wird“. So wie im Fußball-Talk bei Sport1 am Sonntag, als er sich in die Sendung schalten ließ, um seinen Sportdirektor Hasan Salihamidzic zu verteidigen. Der wird auf Betreiben vom scheidenden Präsidenten wohl vom Direktor zum Sportvorstand befördert und da sieht Kritik an seiner Arbeit eben gar nicht gut aus. Uli Hoeneß und sein Lebenswerk bei den Bayern hat der Sport-Grantler schon am 25. Juli gewürdigt: Uli Hoeneß: Umstritten, erfolgreich, ein Mensch.

Auch Joachim Löw muss liefern

Ein Blick zurück, ein Blick voraus. In der vergangenen Woche machten die deutschen Klubs in der Champions League PR für die Bundesliga. Es passierte erst zum dritten Mal in der CL-Geschichte, dass alle Bundesligisten ihre Spiele gewinnen konnten! Bisher war es in den Jahren 2013/14 und 2014/15 der Fall, jetzt zogen Bayern (2:0 gegen Piräus), Leverkusen (2:1 gegen Atletico Madrid), Leipzig (2:0 in St. Petersburg) und Dortmund (3:2 gegen Inter Mailand nach 0:2-Rückstand) nach. Die Bayern stehen bereits im Achtelfinale, Leipzig und Dortmund haben gute Chancen, Leverkusen wahrte zumindest die Chance auf Rang drei zum Überwintern in der Europa League. Dort hielt der Aufwind allerdings nicht an, nur Gladbach siegte (2:1 gegen AS Rom), Frankfurt (1:2 in Lüttich) und Wolfsburg (1:3 gegen Gent) mussten Niederlagen hinnehmen. Vor allem in Wolfsburg haben Niederlagen die Siegesserie von Saisonbeginn abgelöst.

Jetzt aber ist Joachim Löw mit seiner Nationalmannschaft wieder an der Reihe. Und der Bundestrainer muss liefern, am Samstag gegen Weißrussland und Dienstag, 19. November, in Frankfurt gegen Nordirland muss die Qualifikation für die Europameisterschaft 2020 unter Dach und Fach gebracht werden. Löw lässt logischerweise keine Zweifel am Gelingen, aber die Verletztenliste wird nicht kleiner. Auf Marco Reus muss er jetzt auch verzichten, ebenso könnte Kai Havertz ausfallen. Vielleicht hilft am Samstag der Länderspielort Mönchengladbach, das ist dort, wo derzeit die Bundesligasiege zu Hause sind. Sollte es Abwehrprobleme geben, könnte das Thema Mats Hummels für den Bundestrainer zum Bumerang werden, eine Rückholaktion des Dortmunders hält er bisher nicht für erforderlich.

Ihre Saison abgeschlossen hat die Frauen-Nationalmannschaft, die sich nach der Enttäuschung bei der Weltmeisterschaft wieder im Aufwind befindet und die Saison mit einem doppelten Highlight beendete. Da waren zunächst die 77.768 Zuschauer beim Länderspiel gegen England im Wembley-Stadion (90.000 Karten wurden verkauft), aber erst der 2:1-Sieg machte das Spiel zu einem wirklich tollen Erlebnis. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hat den Umbruch offensichtlich erfolgreich eingeleitet und die gesamte DFB-Führung mit Präsident Fritz Keller an der Spitze saß auf der Tribüne. Sie wollten sich auch Anregungen holen, wie der Frauen-Fußball in Deutschland besser gefördert werden kann, England gilt da als Vorbild. So gab es zum Beispiel niedrige Eintrittspreise, um die Fans ins Stadion zu locken und die großen Vereine der Premier League zeigen ein Herz für den Frauen-Fußball. Das fehlt in der Bundesliga noch. Im nationalen Spielbetrieb sind die Frauen schon froh, wenn sie vor tausend Zuschauern spielen dürfen. Ein besonderes Erlebnis ist das dann nicht.

Uli Hoeneß und andere Auffälligkeiten

Der Fußball hat eigentlich genug Aufmerksamkeit, so dass er übertriebene PR-Aktionen gar nicht braucht. So war auch die Aufregung um eine Beschwerde von Torhüter Marc-Andre ter Stegen über eine mangelnde Berücksichtigung in der Nationalmannschaft eigentlich gar nicht nötig. Was muss nur Bayern-Präsident Uli Hoeneß geritten haben, dass er aus einer harmlosen Aussage eine Affäre machte. Die „Abteilung Attacke“ des FC Bayern ist wieder einmal über das Ziel hinaus geschossen und hat nur eines deutlich gemacht: Der angekündigte Rückzug aufs Altenteil ist richtig.

Barcelonas Torhüter beschwerte sich in Spaniens Medien darüber, dass sein Aufenthalt bei der DFB-Elf eine „schwere Zeit“ gewesen sei. Er hätte gern einen Einsatz gehabt, den ihm ja Bundestrainer Joachim Löw auch öffentlich zugesagt hat („ter Stegen wird seine Einsätze bekommen“). Jetzt hätte ter Stegen nach starken Leistungen (auch in Dortmund wieder) gern mal gespielt. Unklar ist, ob ihm Löw Hoffnung auf das Spiel in Nordirland gemacht hat, richtig war, dass Löw in dem vorentscheidenden Match der EM-Qualifikation auf Nummer Sicher ging und mit Manuel Neuer ein Experiment ausschloss. Kapitän Neuer konterte die Attacke von ter Stegen kühl („wir sind eine Mannschaft, das war nicht der richtige Zeitpunkt“) und damit wäre alles erledigt gewesen. Wenn da nicht Uli Hoeneß eine Laus über die Leber gelaufen wäre…

Der Bayern-Boss fühlte Manuel Neuer und Bayern angegriffen und wollte sich in übertriebener Väterlichkeit vor seinen Spieler stellen, machte sich dabei aber fast zur Lachnummer. Aus einer Mücke einen Elefanten zu machen ist dann sinnvoll, wenn man in die Schlagzeilen will, um endlich mal wieder Aufmerksamkeit zu bekommen. Das haben aber weder die Bayern noch Hoeneß nötig. Die Medien ließen natürlich alle möglichen interessanten und uninteressanten Menschen zu Wort kommen und bauschten das Thema auf. Nur einer meldete sich nicht, der wichtigste Mann, nämlich Joachim Löw. Der Bundestrainer wird mit Schrecken an die nächsten Länderspiele gedacht haben, am 9. Oktober das Testspiel gegen Argentinien, am 13. 10. in der EM-Qualifikation in Estland. Ter Stegen wird auf jeden Fall einmal spielen, dann wird es heißen, „man muss sich nur beschweren…“. Schließlich gibt es so gleich wieder eine schöne Schlagzeile. Dies ist das einzig Negative, ter Stegen hat Löw unter Druck gesetzt, aber Uli Hoeneß ist schier geplatzt.

Es gab aber nicht nur Uli Hoeneß, sondern auch noch andere Auffälligkeiten. So zum Beispiel die Pleiten der Bundesligisten auf Europas Bühne. Leverkusen blamierte sich beim 1:2 gegen Lokomotive Moskau in der Champions League, Borussia Mönchengladbach verkam beim 0:4 gegen den Wolfsberger AC aus Österreich zur Lachnummer. Frankfurt mühte sich dagegen gegen Arsenal London, wenn am Ende auch ein 0:3 stand. Trotz Siegen von Bayern, Leipzig und Wolfsburg (allerdings Zuschauerpleite) und dem achtungsvollen 0:0 von Dortmund gegen Barcelona hat die Bundesliga also insgesamt keine gute Figur in der ersten Runde der Europapokalwettbewerbe abgegeben.

Apropos Europa, auffällig ist, dass einige Star-Klubs schwächeln. So Real Madrid, das beim 0:3 in Paris unterging, sich national aber wieder gefangen hat, dafür gibt es jetzt Krach in Barcelona nach einer 0:2-Pleite in Granada und nur Platz acht in der Liga. Da tobte sogar der sonst so ruhige Lionel Messi. Dafür sorgt der umstrittene Brasilianer Neymar in Paris für Auffälligkeiten, mit Toren dankt er Trainer Thomas Tuchel dafür, dass dieser den Wechselwilligen in Gnaden wieder aufgenommen hat. So kann St. Germain eine Verletzungsmisere kaschieren. Auffällig auch, dass Serien-Meister Juventus Turin in Italien nicht die Nummer 1 ist, sondern derzeit Inter Mailand. Deutet sich da ein Erdbeben an? In Spanien ist es Athletic Bilbao (!), in England dagegen der FC Liverpool. Der hat sogar nach dem 2:1 bei Chelsea weiter fünf Punkte Vorsprung vor Verfolger Manchester City, das zuletzt gegen Neuling Norwich patzte. Da nützte es nichts, dass sich die Pep-Schützlinge gegen Watford mit 8:0 den Frust von der Seele schossen.

Auffällig in der Bundesliga die Verletztenmisere bei Werder Bremen. Ungefähr zehn Stammspieler fehlen Trainer Florian Kohfeldt, für den vor allem der Ausfall von Torjäger Niclas Füllkrug ein Schock war. Da war das 0:3 gegen Leipzig nur logisch und jetzt geht es auch noch nach Dortmund. Auffällig aber, dass RB Leipzig damit weiter von der Tabellenspitze grüßt, Dortmund aber die erste Verfolgerrolle mit dem 2:2 in Frankfurt an die Bayern abtrat. Bei den Bayern läuft nicht alles rund, aber das wird überdeckt von der Tormaschine Robert Lewandowski und von der Freude über Neuzugang Coutinho, der immer mehr andeutet, welche Verstärkung er für die Münchner sein kann.

Eine besondere Auffälligkeit auch außerhalb des Fußballs: Sebastian Vettel hat in Singapur in der Formel 1 sein erstes Rennen nach über einem Jahr gewonnen! Zuletzt hatte der Heppenheimer mehr mit Fehlern und Hinterherfahren für Schlagzeilen gesorgt, er wurde zum Sorgenkind. Vielleicht hat ihm jetzt deshalb Ferrari den Sieg geschenkt, denn eine verkorkste Stallregie bremste den führenden Charles Leclerc aus und brachte Vettel nach vorn. Die Folge: Krach bei Ferrari, Leclerc will sich das nicht gefallen lassen. Auch Mercedes half gnädigerweise mit einer verpatzten Stallregie für Hamilton und Bottas mit, als wenn man sagen wollte, wir müssen diesen mutlosen Sebastian Vettel ein bisschen aufzubauen. Hoffentlich hält sich Vettel nicht gleich wieder für den Größten. Andererseits wird es mal wieder an der Zeit, dass Mercedes zeigt, dass es noch siegen kann, nachdem jetzt Ferrari dreimal vorn lag und damit eine Wiederauferstehung feierte. Die Formel 1 aber freut sich über die Spannung vor dem nächsten Rennen am Sonntag in Sotschi.

Ein Hinweis: In dieser Woche noch ein Kommentar zur bevorstehenden Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Katar.

Müssen die Fans den Fußball retten? Geld oder Stimmung?

Wenn nicht alles täuscht, dann ist derzeit im europäischen Fußball der große Machtkampf im Gange. Dabei geht es um nicht weniger als die Zukunft des Fußballs. Auf der einen Seite die European Club Association (ECA), ein Zusammenschluss der Spitzenklubs, auf der anderen Seite die European League (EL), die Interessenvertretung der 36 Profiligen (darunter auch Deutschland). Mittendrin natürlich auch der Europäische Fußball-Verband (UEFA), der eigentlich am Schluss entscheiden muss. Und wo bleiben die Fans? Die könnten am Ende vielleicht sogar eine große Rolle spielen. Im Kampf um Macht und Geld könnten die Fans das Zünglein an der Waage sein, wenn es heißt „Geld oder Stimmung“!

Es ist fast schon erschreckend, wie groß die Euro-Zeichen in den Augen der Vorstände der Spitzenklubs geworden sind. Von Solidarität oder einer sportlichen Zukunft ist nicht mehr die Rede, sondern nur noch davon, wie die großen Vereine die geliebte Geldvermehrung weiter forcieren können. Der Fußball soll interessant für Fernsehen und Sponsoren sein, damit die Lizenzgebühren weiter steigen. Bezeichnend die Vision von Uli Hoeneß: „Wenn Netflix, Youtoube und Co. erst einsteigen, kommen Summen ins Gespräch, dass wir nur noch mit den Ohren schlackern. Da geht es um Milliarden.“

Die Europaliga als Wettbewerb der besten Vereine auf europäischer Ebene (mit gleichzeitiger Schwächung der nationalen Meisterschaften) ist zwar mehr oder weniger vom Tisch (der Gedanke wird allerdings immer wieder ins Gespräch gebracht werden), dafür haben die Klubs in der ECA mit ihrem Präsidenten und Antreiber Andrea Agnelli (Juventus Turin) die Champions League als sichere Einnahmequelle im Visier.

Alle Ideen haben nur ein Ziel: Die Masse der Vereine soll kleine Brötchen backen, damit die Spitzenklubs noch mehr kassieren können. Ins Gespräch gebracht wurde, dass sich die besten 24 Klubs dauerhaft den Zugang zur Champions League sichern (da wäre es dann möglich, das ein Landesmeister gar nicht mehr in der CL spielen kann!) oder eine Super-Liga mit 36 Klubs in sechs Gruppen oder eine Vorrunde mit vier Gruppen mit acht Teams, damit es mehr Spiele (und mehr Geld) gibt, auch die abgeschaffte Zwischenrunde ist wieder im Gespräch. Bezeichnend, dass Agnelli davon redete, die CL künftig am Wochenende auszutragen. Jedenfalls soll alles getan werden, um der CL zu noch mehr Bedeutung und Geld zu verhelfen. Dabei kassieren die 32 Klubs in der Champions League schon heute zwei Milliarden Euro, die 48 Vereine der Europa League müssen mit 560 Millionen zufrieden sein, dazu gibt es einen Solidaritätsfond von 130 Millionen für den Rest von über 700 Vereinen, die international nicht vertreten sind.

Die Großen sprechen vom Geld, die Kleinen aber auch. Wie in der Bundesliga, so wird auch auf Europas Ebene beim „Mittelstand“ der Wunsch laut, dass die reichen Vereine nicht allein reicher werden dürfen und damit der Charakter eines Wettbewerbs gar nicht mehr gegeben ist. Die Kleinen wollen mehr vom großen Kuchen abbekommen. Als Anwalt der kleinen Vereine kann man den Schweden Lars-Christian Olsson sehen, den Präsidenten der European League. Sein Motto: Schutz der kleinen Vereine und der nationalen Ligen, faire Verteilung der UEFA-Gelder. Das klingt vernünftig und man kann nur hoffen, dass die UEFA diesem Motto folgt. Ab 2024 wird es zu einer Neuverteilung der Gelder kommen.

Doch wie kann die UEFA unter Druck gesetzt werden, damit die Vernunft am Ende siegt? Hier kommen jetzt die Fans ins Spiel, die ja mit ihren Protesten schon einiges erreicht haben und die es satt haben, dass sie die Leidtragenden der Geldgier der Vereine sind. So hat ja in Deutschland schon die Bundesliga eingelenkt und wird die Montagspiele mit dem nächsten Fernsehvertrag abschaffen. Mit Protesten können die Fans den reichen Vereinen aufzeigen, dass der Sport vor dem Geld rangieren sollte. Fans wollen schließlich spannende Wettbewerbe zu vernünftigen Preisen und Zeiten (Stichwort diese komische Aufsplitterung der Spieltage). Wenn die Vereinsfunktionäre Augen und Ohren offen halten, dann werden sie erkennen müssen, dass sie die gute Stimmung in ihren Stadien riskieren, wenn sich die Fans vom großen Fußball abwenden.

Die Geldgier könnte dem Fußball schaden, Stimmung schadet nie (auf die gefährliche Pyrotechnik sollte bitte schön trotzdem verzichtet werden!!!). Müssen also die Fans am Ende den Fußball retten?

Der Supercup wird zum echten Supercup

Darauf haben die Fußball-Fans seit dem Start der Trainingslager gewartet – auf das direkte Duell der beiden Star-Klubs Bayern München und Borussia Dortmund. Sie müssen dabei nicht bis zum November warten, bis es das Aufeinandertreffen in der Bundesliga gibt, sondern sie bekommen vor der Punktrunde als Hauptgericht vorab eine schmackhafte Vorspeise. Der Supercup, ansonsten als minderwertiger Wettbewerb angeprangert, wird zum echten Supercup, wenn am Samstag Borussia Dortmund Meister Bayern München erstmals in der neuen Saison herausfordert (live im ZDF). Möglich machte dies das Double der Bayern, denn normalerweise stehen sich Pokalsieger und Meister gegenüber. Da die Bayern schlecht gegen sich selbst spielen können, kommt der Bundesliga-Zweite zum Zug.

Zweiter? Davon wollen sie in Dortmund nichts mehr hören. Erstaunlich selbstbewusst treten sie in diesem Sommer auf und lassen keine Gelegenheit aus, um zu verkünden, dass sie Meister werden wollen. Und die Bayern freuen sich sogar: „Endlich ein Gegner, der uns herausfordert“, heißt an der Isar. Es könnte am Ende sogar ein böses Erwachen geben. Erster Test also beim Supercup. Es wird ein ernsthaftes Duell werden.

Beide Klubs gehen unterschiedlich in die Saison. Die Dortmunder haben schnell auf dem Transfermarkt zugeschlagen und für die Neuzugänge Julian Brandt (Leverkusen), Thorgan Hazard (Gladbach), Nico Schulz (Hoffenheim) und Mats Hummels (Bayern) fast schon Bewunderung geerntet. Vor allem der Wechsel von Hummels von München zurück nach Dortmund erntete Erstaunen, stärken die Bayern doch damit den größten Gegner. Hummels könnte die Schwachstelle in der Borussen-Abwehr schließen. Die Bayern machen im Gegensatz zu Dortmund auf dem Transfermarkt eine eher schlechte Figur. Zwar holten sie zwei Weltmeister, sind aber Abwehrstratege Lucas Hernandez (von Atletico Madrid) 80 Millionen Euro wert und Benjamin Pavard vom Absteiger VfB Stuttgart wirklich Verstärkungen? Fiete Arp vom HSV gilt als großes Talent, ist aber eher ein Mann für die Zukunft.

Kein Wunder, dass Dortmund auch in der Meinung der Fans vorne liegt. In Umfragen der Fachzeitschrift kicker sehen 49,3 Prozent der Leser Dortmund als neuen Meister, nur 36,9 % setzen auf die Bayern, danach kommt lange nichts, mit 3,4 % ist RB Leipzig Dritter. Und aktuell glauben 61 Prozent das Dortmund den Supercup gewinnt. Die Dortmunder hatten zuletzt 2014 den ersten Pokal der Saison in den Händen und gewannen ihn sechsmal. Die Bayern haben (natürlich) auch in dieser Statistik die Nase vorn, siegten zuletzt dreimal in Folge und insgesamt achtmal. Aber noch nie war die Spannung vor diesem zusätzlichen Wettbewerb so groß. Die Saison beginnt wahrlich mit einem Paukenschlag!

Eintracht Frankfurt als Vorbild

Für einen Bundesligisten haben die Pflichtspiele bereits begonnen: Eintracht Frankfurt musste in der Qualifikation zur Europa League ran. Es ist ein Ritt auf der Rasierklinge zwischen effektiver Saisonvorbereitung und Erfolg in frühen wichtigen Spielen. Manche Trainer haderten mit dieser Konstellation und scheiterten. Nicht so Adi Hütter und Frankfurt. Der Österreicher machte von Anfang deutlich, wir wollen wieder für Furore sorgen und nahm die Fans auf diesem Weg mit. Das Europa-Feeling ist schon wieder da, die Fans machten sich auch auf den Weg nach Estland. Mit einem 2:1-Sieg war der Start erfolgreich, die Eintracht darf von Runde drei träumen und ist für die anderen, oft zögerlichen Bundesligisten mit dieser Einstellung ein Vorbild. Der Anfang für eine erneute erfolgreiche Saison in Europa ist gemacht, obwohl die Frankfurter ja zwei Torjäger verloren haben und mit Hängepartien auf dem Transfermarkt leben müssen. Doch geklagt wird bei den Hessen nicht!

Olympia-Feeling in Berlin

Noch ein Beispiel, dass es mit Klagen allein nicht getan ist, sondern dass gehandelt werden muss. Die Sommersportarten fühlen sich gegenüber dem Wintersport mit seinen langen TV-Übertragungen immer zurückgesetzt und im Schatten von König Fußball auf verlorenem Posten. Es geht auch anders, es gibt bei Sport und Fernsehen offensichtlich ein Umdenken und einen Versuch – und deshalb am Wochenende ein bisschen Olympia-Feeling in Berlin. Die Hauptstadt wird auch zur Sport-Hauptstadt, zehn Deutsche Meisterschaften finden an einem Wochenende statt, 3000 Athleten und Athletinnen sind dabei und kämpfen in 202 Entscheidungen um die Titel. ARD und ZDF übertragen rund 20 Stunden lang, die ARD am Samstag von 10.00 bis 19.50 Uhr, das ZDF am Sonntag von 10.15 bis 19.00 Uhr.

Mit von der Partie sind die Sportarten Bahnradfahren, Bogenschießen, Boxen, Kanu, Leichtathletik, Moderner Fünfkampf, Schwimmen, Trial, Triathlon und Turnen. Ein Versuch ist es sicherlich wert, auf Anhieb wird man allerdings die Einschaltquoten von Wintersporttagen kaum erreichen können, dort ist Biathlon auch der attraktiven Leichtathletik überlegen. Zu loben ist, dass es überhaupt Ideen gibt, um zu mehr Aufmerksamkeit zu gelangen.

Viel Aufmerksamkeit hatte zuletzt Uli Hoeneß, dem nachgesagt wird, er würde seine Ämter bei den Bayern abgeben. Lesen Sie dazu den nächsten Kommentar: „Uli Hoeneß: Umstritten, erfolgreich, ein Mensch“. Viel Aufmerksamkeit hatte in den letzten Wochen auch die Tour de France, dazu ein paar Gedanken in den nächsten Tagen hier im Blog.

Uli Hoeneß: Umstritten, erfolgreich, ein Mensch

Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe:Präsident Uli Hoeneß will alle seine Ämter beim Deutschen Fußball-Rekordmeister Bayern München im Herbst niederlegen. Natürlich war es eine Nachricht des Boulevards, Hoeneß selbst will sich am 29. August dem Aufsichtsrat erklären und schweigt dazu, ob die Meldung Tatsache ist oder nicht. Aber alle Informationen sprechen dafür. Damit ginge die erfolgreichste Ära der Bayern-Geschichte zu Ende. In den 40 Jahren in verantwortlicher Position machte Hoeneß aus einem gutsituierten Verein ein erfolgreiches Unternehmen. Die Lücke, die er hinterlässt, könnte nicht größer sein.

Allerdings ist der Hoeneß von heute nicht mehr der Hoeneß aus der Zeit der Aufreger, als er es sich mit allen, die seinen Gedanken nicht folgen wollten, entgegenstellte und manchen Krawall riskierte, wenn er seinen Verein oder seine Spieler angefeindet sah. Doch das Gespür für den richtigen Zeitpunkt der Schlagzeilen und ihre Wirkung ist ihm verloren gegangen. So im letzten Herbst bei der unsäglichen Pressekonferenz oder jetzt, als sein Rücktritt die Werbe-Tour der Bayern in den USA (Rummenigge: „Die beste USA-Tour aller Zeiten“) mit guten sportlichen Leistungen und Erfolgen gegen Real Madrid (3:1) und AC Mailand (1:0) in den Schatten stellte. Uli Hoeneß ist nach seinem Gefängnisaufenthalt nach verurteilter Steuerhinterziehung und nach Anfeindungen eines Fans bei der Hauptversammlung 2018 ein anderer geworden, nachdenklicher vor allem. Und das mag jetzt auch eine Rolle spielen, dass er sich sagt, nach 40 Jahren ist Schluss und seiner Familie, seiner Frau Susi, Tochter, Sohn und vier Enkeln den Vorzug und mehr Zeit gibt. Er will angeblich im Aufsichtsrat bleiben und ist damit für Ratschläge immer greifbar.

Uli Hoeneß polarisierte mit seiner polternden Art, er war umstritten, aber erfolgreich wie kein anderer Manager im deutschen Sport, aber er blieb auch immer ein Mensch. Er war für jeden aus dem Verein immer da, vor allem wenn es einem schlecht ging, er war dafür verantwortlich, dass von der sprichwörtlichen „Bayern-Familie“ die Rede war. Er war der Vater und mit Ausnahmen natürlich immer stolz auf „seine“ Familie, ohne die eigene private Familie dabei vergessen zu wollen. Hoeneß zeigte eine raue Schale mit weichem Kern.

Sein erfolgreiches Wirken machen die Rekordzahlen deutlich, da muss man sich fast schon die Augen reiben. Als Hoeneß am 1. Mai 1979 als Manager begann, nachdem ihn eine Verletzung zum Karriere-Ende als erfolgreicher Spieler zwang (er gewann alle Titel, u. a. Weltmeister 1974 und dreimal in Folge Sieger mit Bayern im Europacup der Landesmeister, dem Vorläufer der Champions League), da hatten die Bayern gerade mal 20 Angestellte und machten 20 Millionen Mark Umsatz. Heute sind es rund 1000 Mitarbeiter und 700 Millionen Euro Umsatz. Passend dazu gerade die aktuelle Liste des US-Magazin Forbes über die wertvollsten Vereine der Welt. Da belegen die Bayern in der Gesamtliste Rang 17 (vorherrschend die US-Klubs im Football, Baseball und Basketball) und im Fußball-Ranking weltweit Platz vier hinter Real Madrid (mit einem Wert von 4,2 Milliarden Euro geschätzt), FC Barcelona (4,0) und Manchester United (3,8). Bayern selbst soll 3,0 Milliarden Euro wert sein. Dazu die sportlichen Erfolge allein in diesen 40 Jahren Uli Hoeneß: 24 mal Deutscher Meister, 14 x Pokalsieger, 2 x Champions League (2001, 2013), UEFA-Pokalsieger (1996), Klub-Weltmeister (2013), Weltpokalsieger (2001), UEFA-Superpokalsieger (2013), 8 x Deutscher Supercupsieger und 6 x Ligapokalsieger.

Es könnte sein, dass Uli Hoeneß es geschafft hat, trotz seines schwarzen Flecks in seiner Karriere gerade rechtzeitig den Staffelstab zu übergeben. Die Zukunft wird es weisen, ob er es auch schafft, die richtigen Nachfolger auf den Weg zu bringen. Die Zeichen stehen zumindest für die Bayern auf Hoffnung, denn mit dem früheren Adidas-Chef Herbert Hainer (im Juli gerade 65 geworden) steht ein Mann vom Fach parat, den auch ein internationales Netzwerk auszeichnet und der als Aufsichtsrat eng mit Hoeneß zusammenarbeitete. Und er ist – welch ein Zufall – auch der Sohn eines Metzgers. Da muss es für die Bayern doch auch weiterhin um die Wurst gehen. Hainer soll Hoeneß als Präsident (Wahl im November) und als Vorsitzender des Aufsichtsrat beerben.

Die zweite Personalie wurde zusammen mit Karl-Heinz Rummenigge bereits auf den Weg gebracht, denn der frühere Nationaltorhüter Oliver Kahn soll ab Januar als Rummenigge-Nachfolger aufgebaut werden. Damit hätten beide Bosse erreicht, dass auch in Zukunft Bayern von kompetenten Personen geführt wird, die mit dem Bayern-Gen versehen sind. Es wäre die größte Leistung der scheidenden Manager, wenn die erfolgreiche Bayern-Ära weiterhin Bestand hätte.

Mit der aktuellen Lage tun sie sich im Moment vielleicht sogar ein bisschen schwer. Es bleiben Zweifel, ob Hasan Salihamidzic der richtige Sportdirektor ist, den die Bayern brauchen, wenn man die gewisse Hilflosigkeit bei den aktuellen Transfers sieht. Es gibt viele Gerüchte, aber keine Vollzugsmeldungen. Scheitert der Transfer von Leroy Sane könnten die Bayern am Ende gar ohne die auch von Spielern geforderten Verstärkungen dastehen. Oder wollte Hoeneß vielleicht sogar von diesen Sorgen ablenken?

Dortmund setzt die Bayern unter Druck

Die Bayern-Fans können beruhigt sein, die Profi-Abteilung Fußball des FC Bayern München existiert noch. Zuletzt war ja mehr von Borussia Dortmund die Rede oder eben von anderen Abteilungen der Münchner. Die Amateure schafften den Aufstieg in die 3. Liga und am Sonntag machten die Basketballer Vereinsboss Uli Hoeneß (ein bekennender Basketball-Fan) mit dem Gewinn der Meisterschaft glücklich. Ob allerdings die Fußball-Profis den ersten Mann im Verein in der neuen Saison glücklich machen können, das steht in den Sternen.

Das Heft des Handelns haben die Verantwortlichen bei Borussia Dortmund übernommen. Baustein für Baustein wird eine Meistermannschaft gebastelt, die Medien jubilieren schon und hoffen auf ein Ende der Bayern-Herrschaft mit sieben Titeln in Folge. Da heißt es eben „Dortmund lässt die Muskeln spielen“ oder „Dortmund vor dem Meister-Deal“ oder im Hinblick auf die Neuzugänge „Die neue Dimension“. Mit den Zugängen Hazard, Schulz, Brandt und vor allem Innenverteidiger Mats Hummels wurde die Mannschaft zielgenau verstärkt.

Und die Bayern? Die belassen es bei Ankündigungen, haben frühzeitig viel Geld ausgegeben (Hernandez 80 Millionen Euro, Pavard 35 Millionen) und nun herrscht Sendepause. Die Bayern vermeldeten nur Abgänge: Ribery, Robben, James, Rafinha, Hummels und wohl auch Boateng. Uli Hoeneß hatte vor vier Monaten vollmundig erklärt, „wenn Sie wüssten, wen wir alles schon fix haben“, nur um jetzt die zweifelnden Fans zu beschwichtigen, „wir werden am 15. August eine gute Mannschaft am Start haben“. Eine „gute“ heißt aber noch lange nicht ein Meisterteam!

Ein Blick auf jeweils die erste Elf nach Stand der Dinge lohnt sich, jeder kann sich selbst einen Reim machen, welches die Meistermannschaft ist, wobei es bei den Bayern nach den Abgängen vor allem in der zweiten Reihe fehlt. So könnte Dortmund spielen: Bürki – Hakimi, Akanji, Hummels, Schulz – Witsel, Delaney – Sancho, Brandt, Hazard – Reus. Die mögliche Bayern-Elf: Neuer – Kimmich, Süle, Hernandez, Alaba – Martinez, Thiago – Gnabry, Müller, Coman – Lewandowski.

Bezeichnend, dass es in punkto Verstärkungen auch in den anderen Teams der Bayern-Fußballer stockt. Die Bayern II haben ebenfalls mehr Abgänge als Zugänge zu verzeichnen, nehmen vor allem Talente aus den U19 hinzu und derzeit ist es zweifelhaft, ob die Mannschaft stark genug für die 3. Liga ist. Da muss der neue Coach Sebastian Hoeneß, Sohn von Dieter Hoeneß, besonders gute Arbeit leisten. Auch die Frauen, die ja eigentlich Meister VfL Wolfsburg wieder herausfordern und regelmäßig in der Champions League spielen wollen, verzeichnen noch viel mehr Abgänge als Zugänge. Sie bleiben ein Spitzenteam, aber es gilt die Einschätzung wie bei den Männern, das ist keine Meistermannschaft. Egal, wie das Wetter ist, die Bayern haben noch einen heißen Sommer vor sich.

U21 hat das erste Ziel geschafft

Sie haben aufgetrumpft, als wollten sie die Welt einreißen und der EM-Titel schien fast schon vergeben. 3:1 gegen Dänemark, 6:1 gegen Serbien, das Stürmer-Duo Marco Richter (Augsburg) und Luca Waldschmidt (Freiburg) auf Wolke sieben, die jungen Burschen wollten die Welt einreißen. Der Dämpfer folgte auf dem Fuß, der Höhenflug ist beendet mit dem 1:1 gegen Österreich. Aber harte Arbeit schadet in dem Fall auch nicht, denn der Boden der Tatsachen ist nicht allzu hart. Zwei Ziele erreicht, nämlich – Ziel eins – der Einzug ins Halbfinale und der bedeutet Ziel zwei geschafft, die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Glückwunsch deshalb, der EM-Titel, die erfolgreiche Titelverteidigung also, wäre eine prima Zugabe. Ein bisschen Höhenflug darf also schon noch sein.

In der Höhe auch die Frauen, im Austragungsort Grenoble in den französischen Alpen nämlich. Ein Höhenflug ist bei ihnen allerdings nicht zu erkennen, von Anfang galt vor allem das Motto der harten Arbeit. Die Erfolge in der Gruppe und jetzt im Achtelfinale das 3:0 gegen Nigeria waren geprägt vom Kampfgeist und nicht von spielerischer Klasse. Dabei zeigte sich, dass Nigeria als Gegner schon ein Glücksfall war. Hätte Chile zum Abschluss gegen Thailand aus dem 2:0 ein 3:0 gemacht (Latte), wäre Brasilien der Gegner gewesen. Und wie schwer diese Aufgabe gewesen wäre, musste Gastgeber und Mitfavorit Frankreich erkennen, der glücklich in der Verlängerung mit 2:1 gewann. So geht die französische Party weiter und der Frauen-Fußball feiert ein Fest. Was allerdings insgesamt auffällt, ist, dass die spielerische Qualität nicht im Vordergrund steht, vor allem die Passgenauigkeit ist mangelhaft. Was das deutsche Team angeht, so könnte Spielmacherin Dzsenifer Marozsan das Niveau wieder heben, sie will trotz Zehenbruch spielen. Die DFB-Frauen schielen bekanntlich auch nach Olympia und müssen dafür unter die besten drei Teams Europas kommen. Möglich, dass die Europäerinnen im Halbfinale unter sich sind, dann würde das Spiel um Platz drei zudem ein Endspiel für Olympia!

Großes Interesse finden U21 und Frauen in Deutschland auch in der Öffentlichkeit. Die TV-Quoten sind der Maßstab und da sind die DFB-Teams bei ARD und ZDF immer Tagessieger. Beide Mannschaften holten am Wochenende neue Bestleistungen für die aktuellen Turniere, die U21 haben dabei mit 6,97 Millionen Zuschauern am Sonntag beim 1:1 gegen Österreich die Nase vorn, die Frauen können aber auch auf 6,49 Millionen am Samstag um 17.30 Uhr stolz sein, der Marktanteil betrug dabei beeindruckende 39,9 Prozent, die U21 hat da nur 25,5 % entgegenzusetzen. Fans und Spieler träumen jetzt von den Finals. Neue Zuschauerrekorde wären garantiert.

Bayern und Dortmund haben nur noch Endspiele

Das 5:0 des FC Bayern über Borussia Dortmund im Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga war eine Demonstration der Macht, aber keineswegs eine Entscheidung im Titelkampf, wie viele angesichts des Münchner Spektakels unken. Ganz im Gegenteil, ein Pünktchen Vorsprung, was ist das schon. Bereits ein Unentschieden bedeutet den Verlust von zwei Punkten, wenn der Verfolger siegt. Nein, der Titelkampf ist noch nicht entschieden, aber Bayern und Dortmund haben nur noch Endspiele vor sich, sechs an der Zahl.

Das 5:0 im 100. Duell war aber auch ein Triumph für Bayern-Trainer Niko Kovac, der seinen Gegenspieler und eigentlichen Taktik-Fuchs Lucien Favre austrickste. Kovac traf vor allem die richtigen Personalentscheidungen, nominierte Martinez und Müller (dafür Goretzka und James auf der Bank), beide dankten es ihm mit überragenden Leistungen. Vor allem Martinez machte deutlich: In Spitzenspielen kann Kovac nicht auf den Spanier verzichten und mit Müller ist Lewandowski besser (was er auch immer betont und so hat er die Schallmauer von 200 BL-Toren durchbrochen). Der Lohn für den Trainer: Präsident Uli Hoeneß sprach ihm eine Job-Garantie aus.

Aber Vorsicht: Das 1:1 zuvor in Freiburg, aber auch das 5:4 im wilden Pokalspiel gegen Heidenheim bewiesen, dass die Fallen für den Titelverteidiger nicht in den Spitzenspielen liegen, sondern in den Vergleichen mit dem „Fußvolk“. Insofern folgt auf das „Spiel der Spiele“ gegen Dortmund vielleicht das wahre „Spiel der Spiele“, nämlich das Gastspiel am Sonntag bei Fortuna Düsseldorf. Der Aufsteiger hat sich auf einer Euphorie-Welle zum Klassenerhalt tragen lassen und bereitete den Bayern schon im Hinspiel beim 3:3 Ärger. Es war der Höhepunkt der Bayern-Krise. Eigentlich eine Gelegenheit für eine weitere Macht-Demonstration des Tabellenführers. Das Restprogramm sieht für die Bayern überhaupt größere Brocken vor (Bremen, Nürnberg, Hannover, Leipzig, Frankfurt) als Dortmund (Mainz, Freiburg, Schalke, Bremen, Düsseldorf, Gladbach), vor allem am Schluss mit Leipzig und Frankfurt.

In den letzten Jahren schauten die deutschen Fußball-Fans sehnsüchtig nach den anderen europäischen Ligen, wo an der Tabellenspitze Spannung herrschte, in diesem Jahr ist es umgekehrt. Nur in Deutschland und England (Liverpool gegen Manchester City) gibt es einen echten Kampf um die Meisterschaft, in Italien (Juventus Turin), Frankreich (Paris St. Germain) – beide fast durch – und Spanien (FC Barcelona mit deutlichen Vorsprung) macht sich eher Langeweile breit.

Von Langeweile kann im Abstiegskampf der Bundesliga nicht geredet werden, von mangelnder Klasse allerdings schon. Das Niveau der Kellerkinder war in den letzten Jahren nie so schlecht wie in dieser Saison. Im Kampf um den Klassenerhalt kommt keine Mannschaft so richtig in Form, Magerkost gibt es bei den Leistungen und entsprechend auch beim Punktesammeln. Augsburg setzte einen Schlusspunkt am Wochenende mit dem 0:4 gegen Hoffenheim und der Niederländer Jeffrey Gouweleeuw sprach es deutlich aus: „Wir haben einfach Glück, das ist der Wahnsinn.“ Glück gemünzt darauf, dass die Konkurrenz auch nicht punktet und der FCA mit 25 Punkten weiter auf dem ersten Nichtabstiegsplatz verharrt, noch mit vier Zählern Vorsprung auf den VfB Stuttgart. Könnte ja reichen, wer weiß, ob Stuttgart, Nürnberg und Hannover überhaupt noch vier Punkte holen. Diesbezüglich dürfen Freiburg (32 Punkte), Mainz (33) und Hertha (35, trotz wieder schwacher Rückrunde) schon den Klassenerhalt feiern. Eigentlich eher eine traurige Angelegenheit.

Die Spiele im DFB-Pokal bewiesen wieder einmal, dass der Pokal lebt und es keineswegs einer Reform bedarf, wie sie immer wieder angedacht wird. So eroberte vor allem Zweitligist FC Heidenheim mit seinem heldenhaften 4:5 in München die Herzen der Fans. Das wäre in Punktspielen nie möglich. Die Halbfinals am 23. und 24. April versprechen Spannung mit den Partien Hamburger SV – RB Leipzig und Werder Bremen – Bayern München, zumal beide Favoriten auswärts antreten müssen. Die Bayern haben Werder dafür am 20. April in der Bundesliga zu Gast.

Frankfurt letzte Hoffnung in Europa

Champions League (CL) und Europa League (EL) bestimmen in den nächsten zwei Wochen das Fußball-Geschehen in Europa. Das Viertelfinale der CL findet bekanntlich ohne deutsche Beteiligung statt, da kann das ZDF ja froh sein, dass es für die TV-Rechte kein Geld mehr ausgegeben hat. Traurig ist es aber für die Bundesliga, dass sie zuschauen muss. Aber mit Bayern München hat sich bekanntlich nicht nur der deutsche Favorit verabschiedet, sondern – zur Erinnerung – auch Titelverteidiger Real Madrid und der Scheich-Klub Paris St. Germain sind nicht mehr dabei. Die Premier League bestimmt mit vier Vertretern das Geschehen, wobei Jürgen Klopp für seinen FC Liverpool die Favoritenrolle ablehnt. Er reicht sie an Pep Guardiola weiter: „Manchester City ist derzeit der beste Klub der Welt.“ Das wird sich schon im englischen Duell mit Tottenham (im neuen Stadion) zeigen müssen, Liverpool sollte es gegen den FC Porto leichter haben. Manchester United – FC Barcelona (mit Messi) ist wohl das interessanteste Duell, Juventus Turin (bei Ajax Amsterdam) bangt um Cristiano Ronaldo.

Die letzte Bundesliga-Hoffnung auf Europas Bühne ist Eintracht Frankfurt. Die Hessen müssen am Donnerstag bei Benfica Lissabon ran und wollen ein Alleinstellungsmerkmal erfolgreich verteidigen: Frankfurt ist als einzige Mannschaft in den europäischen Wettbewerben noch ungeschlagen! Auch in der Bundesliga hat die Eintracht 2019 noch nicht verloren, da sollte der nötige Schwung vorhanden sein, zumal auch in der Bundesliga ein Platz für die Champions League winkt. Da müssen die Schützlinge von Adi Hütter nicht einmal die Europa League gewinnen, aber sie würden es gern. Und die Bundesliga freut sich, dass in der EL nicht immer nur von einer Pleite der deutschen Klubs die Rede ist.

Zur Beachtung: Lesen Sie auch den nachfolgenden Kommentar „Präsident Peinlich und die Schattenseiten des Fußballs“.

Das Spiel selbst wurde zur Nebensache

Weihnachten ist bald und die jetzige Adventszeit soll eigentlich eine Zeit der Ruhe und der Besinnlichkeit sein. Davon ist im deutschen Fußball nichts zu spüren. Von Ruhe kann keine Rede sein bei Protesten der Fans in allen Stadien, beim Auflehnen der 3. Liga, bei einer turbulenten Hauptversammlung des FC Bayern München. Der Punktekampf in der Bundesliga ging natürlich weiter, aber das Spiel selbst wurde zur Nebensache.

In den Schlagzeilen natürlich Uli Hoeneß. Ein Fan beging bei der Hauptversammlung des Vereins eine Majestätsbeleidigung und griff den Bayern-Präsidenten verbal an. Als er dessen Verhalten gegenüber Ehrenspielführer Paul Breitner anprangerte (Breitner soll sich nach Kritik am Verein nicht mehr auf der Ehrentribüne sehen lassen) und Hoeneß fast schon zum Rücktritt aufforderte („Der Verein ist nicht ihr Eigentum“) erhielt er lautstarke Unterstützung, was Uli Hoeneß schier aus der Fassung brachte: „So etwas habe ich noch nie erlebt“.

Diese Kritik ist nichts anderes als ein Zeichen der Zeit. Die Fans meutern und nehmen Entscheidungen von Verband oder Verein nicht mehr einfach hin. Der Ton wird rauer, die Frage stellt sich wieder einmal, genauso wie sie der Sport-Grantler schon am 2. November in seiner Kolumne gestellt hat: „Krieg der Fans: Wem gehört der Fußball?“ Vergessen wird bei der aktuellen Kritik, welche Verdienste sich gerade Uli Hoeneß um den FC Bayern erworben hat. Vergessen wird die Erfolgsgeschichte, die zu einem Rekordumsatz von 657,4 Millionen Euro führte, vergessen wird, dass es vor allem Uli Hoeneß als Manager war, der die Münchner mit jetzt 291.000 Mitgliedern zum größten Verein der Welt machte. Diese Turbulenzen zeigen jedoch auch, wie schwierig der Umbruch beim Meister wird, sowohl in der Mannschaft als auch in der Führung. Dies könnte zur größten Aufgabe für Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge werden, aber auch für den möglichen Nachfolger. Ob sich der gehandelte Oliver Kahn das wirklich antut?

Aber die Vergangenheit zählt nicht mehr, in der Gegenwart lassen die Fans mit ihren Protesten nicht locker, damit sie in der Zukunft wieder mehr Spaß an „ihrem“ Fußball haben. Im Visier bleiben vor allem die Montagsspiele, die zwar in der Bundesliga mit dem neuen Fernsehvertrag ab 2021 ad acta gelegt werden sollen, aber das reicht nicht. Auch die 2. Bundesliga und die 3. Liga spielen (für ein gutes TV-Honorar) gern am Montag. In der 2. Bundesliga wurden diese Montagspiele im TV zwar fast Kult, aber eigentlich ist der Montag wirklich der denkbar ungünstigste Tag für Punktspiele. Dortmunds Trainer Lucien Favre sprach es deutlich aus: „Montagspiele gehören verboten“. Mit einem Stimmungsboykott auf den Rängen sorgten die Fans jedenfalls dafür, dass im Fußball doppelt schlechte Stimmung herrschte. Das Spiel selbst war also Nebensache.

Auf der Suche nach einer zufriedenstellenden Lösung in punkto Auf- und Abstieg zwischen 3. Liga und Regionalliga versuchen sich Klubs, Landesverbände und der DFB daran, den gordischen Knoten zu entwirren. Die Fronten sind verhärtet und in der 3. Liga werden immer mehr Stimmen laut, die auf eine Loslösung vom DFB hin zum Profi-Fußball der DFL mit 1. und 2. Bundesliga wollen. Ihre Hoffnung: Dort gibt es mehr Geld. Dies könnte allerdings ein Trugschluss sein, denn schon heute streiten sie auch in der DFL um die Verteilung der Gelder, da wird es an Bereitschaft fehlen, noch etwas abzugeben. Die 3. Liga sitzt ähnlich wie die Regionalliga zwischen Baum und Borke, kein Profisport auf der anderen Seite, aber auch kein reiner Amateursport mehr auf der anderen. Hohe Kosten müssen geschultert werden, aber Anerkennung und entsprechende Zuschauerzahlen fehlen. Die fünf Regionalligen stören sich daran, dass die Meister nicht direkt aufsteigen können, andererseits wollen sie keine Reduzierung auf vier Gruppen. Angesichts dieser Weigerung zieht die 3. Liga ihr Angebot von vier möglichen Absteigern wieder zurück. Der gordische Knoten bleibt also fest, zumal eine zweigleisige 3. Liga auch nicht als Ei des Kolumbus angesehen wird.

Dortmund auf den Spuren der Bayern

Aber natürlich war auch das Geschehen auf dem Rasen interessant. Borussia Dortmund wandelt derzeit erfolgreich auf den Spuren der Bayern, die ja in den letzten Jahren die Bundesliga mit Rekordvorsprüngen schockten. Jetzt haben die Dortmunder freie Fahrt, mit sieben Punkten Vorsprung nach 13 Spieltagen. Das Bayern-Symptom zeigt sich daran, dass die Verfolger keine Konstanz aufweisen und daran, dass die Dortmunder derzeit in der Lage sind, auch mit schwächeren Leistungen Punkte einzufahren. Dazu haben sie wohl auch noch das Bayern-Dusel gepachtet bzw. halt einen entsprechenden Lauf, so wie ihr Torjäger Paco Alcacer, den Favre mit Vorliebe von der Bank ins Rennen schickt und der jetzt – bereits am 13. Spieltag – den Saison-Rekord von neun Jokertoren von Garea (Stuttgart) aus der Saison 02/03 und Petersen (Freiburg) 16/17 einstellte. Spielt er von Anfang an, klappt es nicht so gut, siehe das 0:0 in der Champions League gegen Brügge.

Im Verfolgerfeld ließen Gladbach im direkten Duell in Leipzig, Frankfurt und Hoffenheim mehr oder weniger Federn. Das spielte auch den Bayern in die Karten, die nach dem 5:1 gegen Benfica Lissabon mit dem 2:1 in Bremen ihre Krise vorerst ad acta gelegt haben. Niko Kovac muss wohl vor Weihnachten nicht mehr um seinen Job bangen, zumal auch ein Ruck durch die Mannschaft gegangen ist und Gespräche alle zur Einsicht gebracht haben, dass es nur gemeinsam geht. Kovac wiederum hat eine Stammmannschaft und die richtige Taktik gefunden. Aber gefestigt ist noch nichts und ein Dortmund-Jäger sind die Bayern noch lange nicht. Es schaut aus, als könnten nur Verletzungen den Spitzenreiter Probleme bereiten. Davon blieb er bisher weitgehend verschont.

Im Abstiegskampf werden die Karten neu gemischt. Der VfB Stuttgart landete quasi einen Befreiungsschlag mit dem 1:0 gegen den FC Augsburg und schaffte es damit gleichzeitig, die Rote Laterne abzugeben und den Gegner mit nach unten zu ziehen. Die Augsburger Offiziellen blieben ja vor der Saison zurückhaltend und hatten nur das Ziel Klassenerhalt ausgerufen, die Spieler allerdings wollten mehr, schielten nach oben und hatten es eigentlich satt, nur gegen den Abstieg zu spielen. Die Realität hat sie inzwischen eingeholt, was fast ein bisschen verwundert, denn gute Leistungen und viel Lob waren bisher an der Tagesordnung. Was fehlte, waren Tore und damit auch Punkte. Es wäre ja auch kein Trost, als vielfach gelobtes Team am Ende doch abzusteigen…

Bisher gibt es allerdings zwei noch ernsthaftere Kandidaten: Neuling Fortuna Düsseldorf tat sich schwer nach dem Coup in München (3:3) wieder im Alltag zu bestehen und bei Hannover 96 träumt man von besseren Zeiten, vergisst aber die harte Gegenwart. Auch der Streit um Präsident Martin Kind überdeckt den Sport und am Ende hätten dort auch die Fans einen erheblichen Anteil daran, wenn es mit dem Verein nach unten geht. Auch da wird das Spiel selbst zur Nebensache.

Joachim Löw ist zufrieden

Am Rande des aktuellen Geschehens ging es auch um die Zukunft, nämlich um die Fußball-Europameisterschaft 2020. In Dublin fand die Auslosung der Gruppen für die EM-Qualifikation statt, die an fünf Spieltagen im März, Juni, September, Oktober und November 2019 über die Bühne geht. Dabei zeigt sich, dass es schon fragwürdig ist, dass das Teilnehmerfeld für die Endturniere immer mehr aufgebläht wird. Sportlich leidet nämlich auch die Qualifikation und es wird kaum Spannung geben, nachdem in jeder Gruppe zwei Nationen das EM-Ticket holen können. Da war dann auch Bundestrainer Joachim Löw zufrieden, der zwar den alten Kontrahenten Niederlande als Gegner Nummer 1 akzeptieren muss, aber gegen Nordirland, Estland und Weißrussland sollte die Qualifikation gelingen. Da Deutschland einer Fünfer-Gruppe angehört, bekommt Löw auch noch zwei Testspiele. Optimismus also für das Jahr 2019.

Am Rande der Auslosung wurde aber auch die nächste Erweiterung des Spielbetriebes festgezurrt. Die Verbandsfunktionäre lassen nicht locker, den kleinen Verbänden „Zuckerl“ zu reichen, auch wenn Qualität und Spannung der Wettbewerbe leiden. Hintergrund: Es geht um die Stimmen der Verbände bei den diversen Wahlen. Jetzt wird die Europa League 2 eingeführt. Wer bitte schön, hat daran noch Interesse? 32 Mannschaften spielen in der Champions League, der Königsklasse, 32 sind es in der Europa League, die einst auch als „Cup der Verlierer“ tituliert wurde, aber um was spielen dann die 32 Vereine in der Europa League 2? Das konnten die UEFA-Offiziellen nicht schlüssig beantworten.

Apropos Champions League, da war es letzte Woche so wie so oft in den letzten Jahren – nur die Bayern gewannen. Der Aufwärtstrend der ersten Runden bekam einen Knick, Schalke und Hoffenheim kassierten unnötige Niederlagen, aber am sehr guten Gesamtergebnis ändert sich auch am letzten Spieltag (11./12. Dezember) nichts, neben den Bayern, haben auch Dortmund und Schalke Sprung ins Achtelfinale geschafft. In der Europa League sind Frankfurt und Leverkusen weiter, ausgerechnet RB Leipzig steht nach zwei Niederlagen in den „Bruder-Duellen“ mit Salzburg vor dem Aus. Ein bisschen peinlich für die Sachsen.