Reden wir über Geld

von knospepeter

Das passt ja wie die Faust aufs Auge: Vor dem Start der Fußball-Bundesliga diskutieren sie in der Öffentlichkeit schon lange, intern in den nächsten Woche über die Verteilung der TV-Gelder international und national. Wenn es heißt „reden wir über Geld“ ist natürlich besondere Brisanz drin. Über Geld redete jetzt auch das amerikanische Forbes-Magazin, es stellte nämlich wieder eine Liste der bestverdienenden Fußball-Profis auf. Und da werden manche geschluckt haben, dass mit Bayern-Torjäger Robert Lewandowski auch ein Bundesliga-Spieler unter den Top Ten zu finden ist. Mit 28 Millionen Dollar an Gehalt und Werbeeinnahmen ist er als Neunter aber eine armer Schlucker gegenüber der Spitze, die Barca Lionel Messi mit 126 Millionen vor dem ewigen Rivalen Cristiano Ronaldo (117, das wird ihn ärgern) und Neymar (96, diesbezüglich also nicht der teuerste Spieler der Welt) anführt. Im deutschen Fußball haben wir da immer noch eine andere Geld-Welt.

Imposant sind die Summen allerdings schon, welche die DFL für die Bundesliga kassiert. In der Saison 2019/20 waren es 1,216 Milliarden Euro an nationalen und 252 Millionen Euro an internationalen TV-Einnahmen an die 36 Profi-Klubs. Die Verteilung der Gelder ist kompliziert, fußt aber größtenteils auf dem Leistungsprinzip. Und genau dagegen lehnen sich vor allem die kleineren Vereine mit dem geringeren Budget auf, weil die Schere zwischen Armen und Reichen immer größer wird. Hier wird eher an eine Sozialkasse appelliert, dass doch Bayern und Co. von ihrem Reibach abgeben sollten. Das gipfelt in der Forderung von Kölns Sportvorstand Horst Heldt, dass doch die Vereine, die an den europäischen Wettbewerben teilnehmen und Prämien kassieren, von der Verteilung der internationalen Fernsehgelder ausgeschlossen werden sollen. Andere Forderungen gehen sogar so weit, dass zum Beispiel die Bayern von den 135 Millionen, die sie in der Champions League kassiert haben, in den deutschen Topf abgeben sollen. So weit die Sozialkasse, die das Leistungsprinzip außer Kraft setzt.

Eines sollte man wissen, bisher war die Verteilung der Fernsehgelder schon gestaffelt, als Basis wurden 54 Prozent der nationalen TV-Gelder gleichmäßig aufgeteilt. Aber es gibt eben zwei Szenarien: Wer weniger hat, schreit, er will mehr, wer viel hat, will nicht abgeben. Aber die Spitzenklubs sind ja nicht von heute auf morgen in ihre bevorzugte Position gekommen, sondern sie haben sich diese durch Erfolge erarbeitet. Da steht eigentlich jedem Verein die Tür offen. Gerade die Kritiker aus Köln, Mainz oder Düsseldorf müssen sich sagen lassen, dass sie vielleicht nicht so gewirtschaftet haben, um Erfolge aufbauen zu können. Sie sollten sich Gladbach als Beispiel nehmen, dass vor einigen Jahren noch in Abstiegsnot war, jetzt aber zu den Spitzenklubs gehört und wieder Champions League spielt. Gute Arbeit wird belohnt – nachmachen!

Die kleineren Vereine dürfen nie vergessen, dass zum Beispiel die Bayern oder Dortmund viel für das positive Image der Bundesliga leisten, siehe Münchens Triumph in der Champions League. Der derzeit beste Verein der Welt lenkt das Interesse auf die Bundesliga. So macht auch Dortmunds Boss Watzke deutlich: „Am Ende profitieren alle vom Erfolg der Spitze, diese Zugmaschinen dürfen nicht geschwächt werden.“ Eine Gleichschaltung aller hat sowohl in der Wirtschaft als auch im Sport noch nie zum Erfolg geführt.

„Reden wir über Geld“ heißt es also in nächster Zeit in der Bundesliga, wobei ja interessant ist, dass im neunköpfigen DFL-Präsidium die kleineren Vereine (Freiburg, Köln, St. Pauli, Kiel, Darmstadt) mit 5:4 Stimmen in der Überzahl sind. Der Verteilungskampf wird interessant.

Über Geld reden könnte man übrigens auch mit dem ZDF, dass ein paar Millionen für die Rechte bezahlt, Zusammenfassungen im Aktuellen Sportstudio am Samstag senden zu können. Wenn die Sendung allerdings ausgerechnet am ersten Spieltag erst um 23.30 Uhr beginnt, da darf man sich schon fragen, ob das Geld gut angelegt ist bzw. wie die Verantwortlichen mit dem Geld umgehen. Jedenfalls wird eine gute Zuschauerquote hergeschenkt, mit anderen Worten, bei diesen Sendezeiten (es ist ja kein Einzelfall) hätte man sich das Geld schenken können.

Reden wir über Zuschauer

Zum Bundesliga-Start wird aber eher nicht über das Geld, sondern mehr über die Zuschauer geredet. Prima, sie dürfen zumindest teilweise zurück. Zwar geht das Eröffnungsspiel ohne Zuschauer über die Bühne, weil die Corona-Infektionszahlen in München zu hoch sind, aber generell hat sich die Politik auf rund 20 Prozent der Kapazitäten geeinigt, mit strengen Hygienevorschriften natürlich. Das gilt nicht nur für den Fußball, sondern auch für die anderen Profi-Sportarten wie Handball, Basketball, Eishockey oder Volleyball. Dies sind allerdings Sportarten, die nicht wie der Fußball von TV-Geldern leben, sondern neben Werbe- und Sponsoren-Einnahmen vor allem von Eintrittsgeldern. Deshalb sind sie teilweise nicht glücklich und fordern eine weitere Lockerung. Aber da sind wir auch wieder beim Geld: Geht Gewinn vor Vorsicht bzw. Gesundheit?

Gut, Zuschauer im Stadion sollen das echte Fußballgefühl wieder zurückbringen. Aber deshalb Risiko eingehen? Die UEFA will beim Supercup am 24. September in Budapest beim Duell der Sieger von Champions- und Europa-League, Bayern München gegen FC Sevilla, 20.000 Zuschauer ins Stadion lassen, je 3000 Fans von den Vereinen und 14.000 einheimische Besucher. Nur: Die Hauptstadt Ungarns gilt als Corona-Hotspot, die deutsche Regierung hat eine Reisewarnung ausgesprochen. Kann man da guten Gewissens nach Budapest reisen? Und obwohl die Spieler in ihrer Blase leben, sind sie nicht dennoch hoch gefährdet? Das Horrorszenarie: Nach dem Spiel muss der gesamte Bayern-Tross in Quarantäne! Dann reden wir nicht mehr über Geld und Zuschauer, sondern nur noch über Corona und Leichtsinn.

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