Danke, Bundesliga, für das spannende Finale
Davon haben die Fans seit Jahren geträumt: Am Samstag gibt es ein Finale der Fußball-Bundesliga, bei dem die meisten Entscheidungen noch nicht gefallen sind. Die letzten zehn Jahre mussten sie damit leben, dass Bayern München zum Beispiel die Meisterschaft schon an Ostern unter Dach und Fach gebracht hatte. Manchmal standen am letzten Spieltag auch schon die Absteiger fest. 2023 ist alles anders, vielleicht ein Jahr, das in die Geschichte eingehen wird.
Alles sieht danach aus, dass es nach zehn Jahren Bayern-Dominanz einen neuen Meister geben wird. Dortmund schwächelte, aber auf der Zielgerade tut dies – vollkommen untypisch – München auch. Die Bayern gaben mit dem 1:3 gegen Leipzig der Borussia den Weg zum Titel frei, die ließ sich nicht lumpen und übernahm mit dem 3:0 in Augsburg die Tabellenführung. Jetzt fehlt bei zwei Punkten Vorsprung noch ein Sieg gegen Mainz, das müsste zu Hause möglich sein. Die Bayern wären machtlos und sie müssen sich von allen Seiten harte Kritik gefallen lassen. „Diese Mannschaft ist am Ende“, urteilte der kicker und dies kann man auf das Führungspersonal ausweiten. Am 30. Mai wird in München aufgeräumt. Auf der anderen Seite kann sich Trainer Edin Terzic feiern lassen, endlich ist einer da, der in die Fußstapfen von Jürgen Klopp tritt. Und mit Sebastien Haller hat die Borussia auch einen Torjäger, der diese Saison ebenfalls nicht vergessen wird: Vom Krebspatienten zum Torjäger und vielleicht zum Meistermacher.
Aber nicht nur oben ist Spannung angesagt, sondern auch unten. Nur eine Entscheidung ist gefallen: Hertha BSC Berlin muss zum siebten Mal den Gang in die zweite Liga antreten, nach elf Jahren Bundesliga. Der Abstieg ist selbst verschuldet und wurde hier schon behandelt (siehe „Der Reichtum hat Hertha BSC in den Ruin getrieben“). Davor aber ist alles offen, der VfB Stuttgart hat sich mit einem 4:1-Sieg in Mainz nach oben geschoben und Schalke wieder auf einen Abstiegsplatz befördert. Die Rettung kann nur in Leipzig gelingen, ausgerechnet bei der Mannschaft, die die beste Form aufweist und die Bayern ins Dilemma geschickt hat. Bochum (gegen Leverkusen) und Stuttgart (gegen Hoffenheim) kämpfen bei jeweils 32 Punkten um die absolute Rettung, der VfB hat mit dabei die um 23 Tore bessere Tordifferenz. Aber auch Augsburg muss noch zittern und in Gladbach zumindest einen Punkt holen, um sicher zu gehen. Freude dagegen in Bremen und bei Hoffenheim – beide gerettet.
Ein bisschen wird auch noch um die Plätze in Europa gestritten, wobei sich RB Leipzig Platz drei und die Champions League gesichert hat. Die beiden Überraschungsteams Union Berlin und SC Freiburg sind mit 59 Punkten gleichauf, für einen geht es in die Champions League, für den anderen in die Europa League. Freiburg liegt vier Tore vorn, aber das heimstarke Union hat vielleicht gegen Bremen die leichtere Aufgabe als Freiburg in Frankfurt. Und wer darf noch nach Europa? Leverkusen, Wolfsburg oder Frankfurt? Alles offen. Danke, Bundesliga, für das spannende Finale.
Ähnlich spannend geht am Sonntag die 2. Bundesliga zu Ende. Darmstadt 98 hat schon groß den Aufstieg gefeiert (Vater des Erfolges ist Trainer Thorsten Lieberknecht), der FC Heidenheim will in der Kleinstadt mit 49.000 Einwohnern den Traum von der Bundesliga wahr werden lassen, nur ein Sieg in Regensburg steht noch im Wege. Das Oberhaus würde lieber den Hamburger SV aufnehmen, doch danach geht es nicht. Der HSV hat die Relegation sicher, der direkte Aufstieg hängt von Heidenheim ab. Sandhausen sollte keine unüberwindbare Hürde sein. Ausgerechnet die beiden Absteiger spielen hier das Zünglein an der Waage. Gerettet ist Hansa Rostock, Braunschweig, Nürnberg und Bielefeld sind die drei Kandidaten für die Relegation. Zittern ist weiter angesagt. Danke, Bundesliga, für das spannende Finale.
Auch in der Frauen-Bundesliga gab es noch keine Entscheidung. Für Bayern München stand die Tür nach Wolfsburgs Niederlage in Frankfurt schon offen, doch die Münchnerinnen gingen nicht durch, leisteten sich nach 15 Siegen in Folge ein 0:0 in Leverkusen. Die Nervosität war unverkennbar. Auch die Wölfinnen taten sich schwer, kamen aber in der Nachspielzeit durch einen Treffer von Alexandra Popp zu einem glücklichen 3:2-Sieg in Meppen. Jetzt müssen die Bayern-Mädchen im letzten Spiel den Sack zumachen, das sollte gegen Schlusslicht Potsdam gelingen.
Die Wölfinnen haben den ersten Titel in der Tasche. Mit einem 4:1 gegen Freiburg holten sie sich den DFB-Pokal. Den wollen sie gar nicht mehr hergeben, sie gewannen in jetzt zum neunten Mal in Folge! Sie können also sogar noch auf das Triple hoffen, am 3. Juni steht bekanntlich das Finale der Champions League gegen den FC Barcelona an. Das Stadion in Eindhoven ist schon ausverkauft. Ausverkauft war auch im Finale das Rhein-Energie-Stadion in Köln, mit 44.808 Zuschauern gab es eine Rekordkulisse, der Frauen-Fußball boomt also nach wie vor.
Nur die Freigabe für die WM-Übertragungen fehlt noch. Eine Weltmeisterschaft mit einer starken deutschen Mannschaft ohne Fernsehen würde einen Rückschlag bedeuten. Der überhebliche FIFA-Präsident Gianni Infantino will wohl die Füße geküsst haben, ob ein annehmbares Angebot von ARD und ZDF zu akzeptieren.
Die Jagd nach dem Geld
Aber nicht nur bei den Frauen geht es ums Geld. Die Männer gieren in der Bundesliga nach neuen „Energiequellen“. Eine besonders brisante Idee wird am Mittwoch entschieden. Da treffen sich 1. und 2. Bundesliga, um über einen Investor zu bestimmen. Zwei Milliarden Euro soll der Investor zahlen, dafür erhält er für 20 Jahre 12,5 Prozent Beteiligungen an den in- und ausländischen Medienrechten. Das könnte sich für ihn lohnen, drei Milliarden Euro sind drin. Für die 36 Klubs geht es um das schnelle Geld, der größte Teil der Summe soll für den Aufbau einer digitalen, global aktiven Plattform und für die Verbesserung der Infrastruktur zur Stärkung des Sports hergenommen werden. Das Geld soll nicht in die Taschen der Spieler und Berater wandern.
Zwei Drittel der Vereine müssen für einen Investor stimmen, vier Kandidaten haben sich beworben, mit einem soll verhandelt werden. Die Stimmung unter den Vereinen ist angeblich mehrheitlich für einen Investor, sie denken halt an die Ausschüttung von Millionen. Nicht zufrieden sind die Fans, sie befürchten, dass sich die Bundesliga an einen Investor buchstäblich verkauft und der zum Beispiel Termine bestimmen könnte. Die DFL verneint dies allerdings. Wie gesagt, brisant ist das Thema auf jeden Fall und wird am Mittwoch nicht gänzlich entschieden werden, aber der Weg in die Zukunft wird deutlich werden.
ManCity will das Triple
Um viel Geld geht es vor allem auch in den internationalen Wettbewerben. Die größte Rolle spielen dabei in diesem Jahr die Klubs der Serie A in Italien, groß absahnen will vor allem aber Pep Guardiola mit Manchester City. Kritiker schwärmen nach dem 4:0 gegen Real Madrid von dem „perfekten Spiel“, Gegner im Finale der Champions League am 10. Juni in Istanbul wird Inter Mailand sein. ManCity träumt aber von mehr, vom Triple. Die Meisterschaft ist schon eingefahren, nachdem Verfolger Arsenal London wieder verlor, war der Titelverteidiger schon vor seinem Spiel am Sonntag am Ziel. Der nächste Titel winkt am 3. Juni im Finale des FA-Cup gegen den Lokalrivalen ManUnited. Und dann will Pep Guardiola den Coup landen, endlich den Henkelpott wieder in den Händen halten, erstmals mit ManCity und nun sieben Jahren Anlauf.
Das Finale der Europa League bestreiten am 31. Mai in Budapest AS Rom und der FC Sevilla. Bayer Leverkusen hat es nicht geschafft, schoss beim 0:1 in Rom und 0:0 zu Hause kein einziges Tor, trotz vieler Chancen. Allerdings war vor allem im Rückspiel von den Römern kein Fußball zu sehen, die Mourinho-Schützlinge spielten nur auf Zeit, lagen bei jeder Körperberührung auf dem Boden und mimten den Verletzten. Der Schiedsrichter zeigte sich dagegen machtlos. Das war kein Fußball, so etwas wollen wir nicht sehen. Leidtragende waren Bayer und die Zuschauer, die sich auf Sport gefreut hatten. So gehen die Finals ohne deutsche Beteiligung über die Bühne, in der Conference League stehen sich am 7. Juni in Prag der AC Florenz und West Ham United gegenüber.