Jetzt sind die Bayern auch Corona-Meister und ein Zeichen von Dortmund
von knospepeter
Der Zeitpunkt ist zum Start der Rückrunde der Fußball-Bundesliga sicherlich durchaus passend und dennoch ein bisschen unglücklich. Die Fachzeitung kicker beleuchtet in der Montag-Ausgabe in einem mehrseitigem Report, warum Bayern München auf den 10. Titel in Serie zusteuert. Die Bundesliga wird dabei zur „Bayernliga“. Allerdings gibt es ja wieder Hoffnung für die Verfolger, Corona sei dank. Die geschwächten Bayern unterlagen Gladbach, während Dortmund in Frankfurt mit 3:2 gewann. Dabei gab es ein Zeichen vom Zweiten, dem ja immer Motivationsprobleme attestiert werden. In Frankfurt machte die Borussia aus einem 0:2 nach dem Bayern-Motto „mia san mia“ in den letzten Minuten noch einen 3:2-Sieg. Die Hoffnung lebt also.
Interessant sind Hintergründe und einige Daten der Bayern-Erfolgsjahre. Karl-Heinz Rummenigge benennt exakt den Ursprung: Es war 2012, als sich die Münchner mit dem genauen Gegenteil auseinander setzen mussten, sie befanden sich im Tal der Tränen. Dortmund feierte das Double aus Meisterschaft und Pokal, demütigte im Finale die Bayern mit 5:2. Eine Woche später das traumatische „Finale dahoam“ in der Champions League mit einer Niederlage gegen Chelsea London. Rummenigge: „Der Stachel saß tief, wir mussten handeln“. Die Bayern kauften ein, vor allem der Spanier Javi Martinez (Bilbao) war ein Zeichen, ein Erfolgsgarant, der mit 40 Millionen Euro eine Rekordablösesumme kostete. 2013 führte Jupp Heynckes die Bayern zum Triple, das Titel-Monopol begann. Diese Erfolgsserie ist in Europa einmalig, in dieser Zeit gab es in England fünf verschiedene Meister, in Spanien und Frankreich je drei und auch Dauersieger Juventus Turin gab in Italien nach acht Titeln vorzeitig auf (zuletzt Inter Mailand). Überall-Experte Lothar Matthäus behauptet, die Bayern würden Meister werden, solange Neuer, Müller und Lewandowski spielen. Hat er vielleicht mal den Sport-Grantler gelesen?
Nach Ende der Vorrunde sah natürlich alles nach einem erneuten Alleingang der Bayern aus, die in den Erfolgsjahren im Schnitt 14 Punkte mehr als der Zweite holten. Neun Zähler diesmal der Vorsprung, jetzt sind es nur noch sechs. Die Bayern wären aber nicht die Bayern, wenn sie nicht auch in der Not einen Titel holen würden: Jetzt sind sie halt Corona-Meister! Neun Corona-Ausfälle hatten die Münchner zu verzeichnen, dazu vier durch Abstellungen zum Afrika-Cup und Verletzungen. In der Corona-Tabelle ist der VfB Stuttgart Zweiter mit sechs Ausfällen, Frankfurt, Freiburg und Gladbach beklagten vier. Und dennoch hätten die Bayern gegen Gladbach nicht verlieren müssen, beim 1:2 waren sie keineswegs schlechter, am meisten fehlte wohl Manuel Neuer, Vertreter Sven Ulreich machte bei den Gegentreffern keine glückliche Figur. So litt übrigens auch Freiburg beim 2:2 gegen Bielefeld, Flekken-Vertreter Uphoff verschuldete beide Gegentreffer! Der Gladbacher Sieg kam aber nicht nur wegen Corona wenig überraschend, kein anderer Bundesligist siegte gegen die Bayern öfters, von den letzten zehn Niederlagen erlitten die Bayern allein vier gegen Gladbach und konnten auch in dieser Saison gegen die Fohlen nicht gewinnen.
Aber wie lange die Zeit der Ausfälle dauert, steht in den Sternen. Auch am Samstag in Köln, als Sechster im Aufwind und unter Trainer Steffen Baumgart spektakulär, wird es nicht leicht, schon im Hinspiel war der Meister über das 3:2 glücklich. Dennoch könnte es wieder einen Rekord geben, wenn die Bayern treffen, dann hätten sie in 66 Spielen hintereinander eingenetzt, die (selbst gehaltene) Bestleistung haben sie eingestellt. Manuel Neuer dürfte wieder an Bord sein, Richards, Tolisso und Coman befinden sich im Training, allerdings befinden sich Letztere nach Verletzungen im Aufbautraining. Auch Kimmich und Sabitzer merkte man gegen Gladbach die Ausfallzeit an, vor allem die Flitzer Davies und Sané fehlten auf der linken Seite. Statt eines Schnellboots war mit Sabitzer und Tillmann nur ein Ruderboot im Einsatz. Immerhin, eine Woche Training sollte Trainer Nagelsmann helfen, weitere Rückschläge zu verhindern. Jugendspieler werden trotzdem wieder im Kader stehen, Wanner und Copado kamen sogar zum Einsatz. Vor allem Paul Wanner machte Schlagzeilen, mit 16 Jahren und 15 Tagen ist er Bayerns jüngster und insgesamt in der Bundesliga (nach Dortmunds Moukoko, 16/1 Tag) zweitjüngster Spieler aller Zeiten. Jetzt wird schon seine Zukunft debattiert, im Sommer läuft sein Vertrag in München aus.
Dortmund sollte Mut geschöpft haben. Trainer Marco Rose lobte vor allem Erling Haaland, der zwar ohne Tor blieb, aber wieder einmal als Motivationsmonster ein Vorbild war. Konstanz war bisher aber immer ein Fremdwort bei der Borussia, sie muss am Freitag gegen Freiburg nachlegen. Das Duell ist das Schlagerspiel der Bundesliga, Freiburg steht als Vierter auf einem Platz für die Champions League und ist ein Sensationsteam der Saison, auch wenn Trainer Christian Streich diese Aussage nicht gefällt. Heimlich, still und leise schlich sich die TSG Hoffenheim sogar auf Rang drei. Trainer Sebastian Hoeneß hat harte Zeiten hinter sich, doch die Spieler halten zu ihm und endlich stellte sich der Erfolg ein. Der FC Augsburg war beim 3:1 vielleicht nicht der große Prüfstein, doch die Schlagzeilen gehörten vor dem Match dem Abstiegskandidaten. Und das in der Person von Ricardo Pepi, einem 19jährigen amerikanischen Stürmer-Talent, das weiß, wo das Tor steht. Ein kurzer erster Einsatz war ein Reinschnuppern, doch bald sollen für die von Verletzungen gebeutelten Augsburger die notwendigen Tore folgen. Dafür haben sie eine zweistellige Rekordablösesumme ausgegeben. Die nächsten Aufgaben vor der Länderspielpause Ende Januar haben es aber in sich, erst kommt Frankfurt, dann geht es nach Leverkusen. Danach könnte es ein direkter Abstiegsplatz sein.
Durch Stuttgarts 0:0 in Fürth (für die Schwaben zu wenig) rutschte der FCA auf den Relegationsplatz. Bielefeld liegt nur einen Zähler zurück und hat nun gegen Schlusslicht Fürth, das verzweifelt um Anerkennung kämpft, die Chance, vorzurücken. Wie weit dies möglich wäre, liegt auch an den anderen Abstiegskandidaten, Der VfB ist mittendrin und hofft auch auf einen Torjäger, nämlich Sasa Kalajdzic, der nach langer Ausfallzeit wieder an Bord ist. Gegen Leipzig hängen die Punkte allerdings hoch, danach geht es nach Freiburg. Alarm auch weiterhin in Wolfsburg, das 0:1 in Bochum war schon die achte Pflichtspielniederlage hintereinander (sechs in der BL), Trainer Florian Kohfeldt wackelt und hat vielleicht noch zwei Spiele Karenzzeit. Vielleicht kommt da das zweite Sorgenkind Hertha BSC gerade recht, auch die Berliner starteten gegen Köln misarabel und wirkten wie ein Abstiegskandidat.
Es darf also wieder eifrig diskutiert werden, ab dem kommenden Wochenende auch wieder in der 2. Bundesliga, die vor einer spannenden Rückrunde steht. Im Hintergrund lauert aber Corona mit Omikron, es kann entscheidende Ausfälle geben und nur mit viel Glück und Vorsorge wird die Saison im Profi-Fußball sportlich entschieden. Andere Verbände haben die gleichen Sorgen, da fallen vor allem im Eishockey reihenweise Spiele aus, was der Fußball noch verhindern konnte. Jetzt gibt es sogar den Gedanken, das Eishockey-Turnier bei den Olympischen Spielen in Peking abzusagen, rund einen Monat vor dem Start! Gegen Corona und die Bestimmungen in Australien kämpft verzweifelt die Nummer 1 im Tennis, Novak Djokovic. Hier hat er es mit anderen Gegnern als in seinem Sport zu tun. Allerdings haben sich er bzw. seine Berater auch ziemlich einfältig verhalten. Aber es scheint, als wäre Corona ein übermächtiger Gegner für den Sport.
Dies kann er auch bei Olympia sein und in Kürze bei der Handball-Europameisterschaft, wo es heißt, den Titel holt die Nation, welche die wenigsten Corona-Fälle zu verzeichnen hat. Mehr dazu in einem weiteren Blog in dieser Woche.