Trainer-Frage beschäftigt die Bundesliga: Neuer Klopp gesucht
von knospepeter
Frankfurts Europa-Helden sind die neuen Lieblinge der Fußball-Nation, Leipzig feierte den ersten Titel für RB (nicht Red Bull, sondern bekanntlich RasenBall) und dennoch steht in der Bundesliga bei den Vereinen ein ganz anderes Thema ganz oben: Die Trainer-Frage. In dieser Konzentration gab es das noch nie, dass ein Trainer nach dem anderen seinem Verein entweder von sich aus Adieu sagte oder eben, wie eigentlich üblich, entlassen wurde. Das ist das Geschäft, doch ob es besser wird? Entsprechend schwer ist die Trainer-Suche und im Grunde sucht nicht nur Borussia Dortmund einen Nachfolger für Marco Rose, der eigentlich nur eine Eigenschaft mitbringen soll: Er sollte sein wie Jürgen Klopp, der Erfolgstrainer, der heute noch in Dortmund geliebt wird und jetzt ebenso in Liverpool. Empathisch soll er sein, Ausstrahlung haben, Motivitationskünstler sein und die Spieler besser machen. Logisch, dass diese Suche für alle schwierig ist.
Jürgen Klopp selbst wird in Liverpool gefeiert, der totale Triumph bleibt ihm allerdings versagt, Pep Guardiola und Manchester City haben die Meisterschaft gerade noch ins Ziel gerettet. Klopp blieb mit einem Punkt Rückstand (es waren schon mal zwölf) nur der Vize-Titel, vorher gewann er allerdings beide Pokale in England, FA-Cup und League Cup. Das Triple kann er am Samstag perfekt machen, wenn er mit dem FC Liverpool in Paris gegen Real Madrid das Endspiel in der Champions League gewinnt.
Das Original Jürgen Klopp wird es also nicht geben, aber nicht jeder Coach muss sich als B-Lösung sehen. Edin Terzic in Dortmund nicht, weil er ja die Borussia vor einem Jahr in die Erfolgsspur führte, aber aufhören musste, da Marco Rose schon für die neue Saison verpflichtet war. Terzic saß die Wartezeit als Technischer Direktor auf der Tribüne ab. Die andere Borussia aus Mönchengladbach schwelgt offensichtlich in der Vergangenheit, der Schweizer Lucien Favre soll frühere Erfolge mit ihm wiederholen und die TSG Hoffenheim setzt statt Jungspund Sebastian Hoeneß auf Erfahrung und Titel und holt Andre Breitenreiter, mit dem FC Zürich Schweizer Meister, in die Bundesliga zurück. Bleiben noch der FC Augsburg (eine Spur führt zu Peter Zeidler, zuletzt St. Gallen), VfL Wolfsburg (Niko Kovac im Gespräch), Hertha BSC Berlin und Absteiger Arminia Bielefeld übrig. Adi Hütter und Markus Weinzierl werden mitunter gerüchteweise in diesen Städten gesichtet, punktgenau hat auch Ex-Bundestrainer Joachim Löw kundgetan, dass er sich einen Job in der Bundesliga gut vorstellen kann. Die Vereine auch? Löw ist alles andere als eine Klopp-Kopie. In Ruhe kann sich Löw-Nachfolger Hansi Flick das Trainer-Karussell anschauen, er „urlaubt“ in dieser Woche mit der Nationalmannschaft in Marbella.
Jürgen Klopp selbst musste bittere Minuten am Sonntag hinnehmen. Im Endkampf um den Sieg in der Premier League gab es Spannung pur. Die „Reds“ träumten schon vom Titel, als Manchester City gegen Aston Villa 14 Minuten vor Schluss mit 0:2 zurück lag, doch dann brachte Pep Guardiola den deutschen Nationalspieler Ilkay Gündogan, den er zwar als wertvollen Spieler adelt, der aber oft erst mal draußen sitzt. Jetzt hat sich der Wechsel gelohnt, innerhalb von 5:36 Minuten machte City aus dem 0:2 ein 3:2, Gündogan traf doppelt (!), und verteidigte damit die Meisterschaft erfolgreich. Die Nervenanspannung entlud sich auch bei Guardiola in einem Tränenstrom, vier Titel in fünf City-Jahren hat er jetzt geholt, es war seine 10. Meisterschaft in 13 Jahren als Trainer! „Dies ist der ehrlichste Titel“, bediente sich auch Pep einer bekannten Floskel, dem Sieg in der Champions League rennt er mit City vergeblich hinterher. Na ja, nächstes Jahr kommt ja Erling Haaland.
Real Madrid muss nicht nur am Samstag ohne Frankreichs Star Kylian Mbappè auskommen, sondern auch in Zukunft. Der Torjäger hat seinen Vertrag bei Paris St. Germain um drei Jahre verlängert und soll unverschämt hohe Summen kassieren. Als Handgeld sollen ihm 150 Millionen Euro gezahlt werden, das Jahressalär nimmt sich dagegen mit 40 Millionen fast bescheiden aus! Der katarische Präsident Nasser Al-Khelafi sieht darin nichts unmoralisches, auch wenn Paris 20/21 rund 200 Millionen Euro Verlust gemacht hat. Real Madrid sieht sich allerdings geprellt und will juristische Schritte einleiten. Mbappé hätte angeblich seine Zusagen gegeben und die La Liga sieht sich um ein Zugpferd für Werbeeinnahmen betrogen. Geld ist die Begleitmusik für den sportlichen Erfolg. Der Wechsel von Haaland nach Manchester soll auch ein Paket von rund 300 Millionen Euro beinhalten. Neben Manchester City in England feierte in einem spannende Finale auch der AC Mailand in Italien den Titelgewinn vor dem Lokalrivalen Inter, Real Madrid stand ja in Spanien schon lange als Meister fest (vor FC Barcelona), in Frankreich holte sich am letzten Spieltag hinter Meister Paris Olympique Marseille noch Platz vor AS Monaco.
Der Fußball erlebt Leidenschaft
Während der Corona-Pandemie war ja immer die Frage, wie der Fußball damit umgeht und wie er sich für die Zukunft verändern würde. Dazu ein Bangen, ob die Fans und ihre Leidenschaft für den Fußball zurückkehren. Heute kennen wir die Antwort: Der Fußball änderte sich nicht, Geld spielt die Hauptrolle und die Fans haben ihre Leidenschaft aufgehoben und leben sie umso mehr wieder aus. Bestes Beispiel ist Eintracht Frankfurt. Der Triumph im Finale der Europa League gegen die Glasgow Rangers löste eine Leidenschaft aus, wie wir sie in Deutschland vielleicht bis jetzt noch nie erlebt haben. Wohl auch dadurch, dass keiner der Eintracht diesen Erfolg vorher zugetraut hatte. 25 Jahre musste die Bundesliga auf einen Erfolg in der Europa League bzw. dem Vorgänger UEFA-Cup warten. Die ganze Region Frankfurt war in Aufregung, Geschäfte schlossen am Spieltag früher, manche Schule begann am nächsten Tag den Unterricht später. Fußball ist immer noch mehr als nur Sport. Elfmeter-Held Kevin Trapp und alle anderen werden nach dem 1:1 bzw. 5:4 im Elfmeterschießen ewig Legenden der Hessen bleiben.
Das darf man von den Spielern von RB Leipzig ebenfalls sagen, schließlich holten sie sich mit dem Sieg im DFB-Pokal ihren ersten Titel der (noch jungen) Vereinsgeschichte. Auch hier hieß es gegen den SC Freiburg 1:1, dann folgte ein 4:2 im Eltmeterschießen weil den Freiburgern Günter und Demirovic die Nerven versagten. Ironie des Schicksals: Demirovic, der vorher schon eine große Chance vergab, hat mit dem Fußball in Leipzig begonnen. RB-Trainer Domenico Tedesco fand den Sieg einfach „eine geile Geschichte“, Kollege Christian Streich tröstete sich mit einem Blick auf das Ganze: „Wahnsinn, was in den letzten Jahren mit dem SC Freiburg passiert ist.“ Es hätte noch mehr sein können, aber der Fußball hat eben doch seine eigenen Gesetze. Leipzig wurde besser, als es in Unterzahl spielte, der Platzverweis in der 57. Minute für Halstenberg war wie eine Befreiung. Freiburg nutzte die Chance nicht, hat sich aber in der Bundesliga nach oben gearbeitet. Neues Stadion, mehr Geld, neue Erfolge mit dem Sprung in die Europa League. Freiburg kann sich künftig höhere Ziele stecken als nur den Kampf gegen den Abstieg, die Schwarzwälder haben sich vom Gros der Liga nach oben abgesetzt und bleiben doch bodenständig und beliebt.
RB Leipzig, dass vor dem Trainerwechsel vor einer verkorksten Saison stand, wird den ersten Titel als Signal für mehr sehen und feierte auch mit Leidenschaft, 35.000 Fans sind schon ein Bekenntnis, dass der Verein zumindest in Leipzig geliebt wird. Sie wollen auch mehr, nicht nur Dortmund ruft zum Kampf gegen Dauer-Meister Bayern München auf, Leipzig will ebenfalls mitmischen. Dortmund hat mit der Verpflichtung von Nico Schlotterbeck (bester Spieler im Pokalfinale), Niklas Süle und Karim Adeyemi schon Zeichen gesetzt, jetzt kommt Özcan aus Köln noch hinzu. Die Bayern selbst halten es derzeit eher mit Vertragsverlängerungen, auf Thomas Müller folgte jetzt Kapitän Manuel Neuer, der seinen Vertrag ebenfalls bis 2024 verlängert hat. Dagegen ziert sich Robert Lewandowski, der Pole möchte lieber zum FC Barcelona wechseln. Ein Angebot über eine Ablöse von 32 Millionen Euro liegt wohl vor, der Transferwert des Torjägers, der wieder den „Goldenen Schuh“ in Europa gewonnen hat, liegt aber bei 50 Millionen. Bayern will Lewandowski zwar nicht loswerden (Kahn „Er bleibt, basta“), würde aber wohl bei 40 Millionen schwach. Der Poker mit der bekannten Begleitmusik gegenseitiger Vorwürfe ist im Gange. Auch diese Geschäfte werden mit Leidenschaft abgewickelt.