Bundesliga-Start: Eine Saison voller Spannung!

von knospepeter

Die Frauen haben zuletzt Fußball-Deutschland verzaubert, jetzt sind die Männer wieder gefragt und zum Start der Bundesliga liegt die Latte also hoch. Zeigt endlich begeisternden Fußball! Eigentlich könnte die Fans in froher Erwartung sein, denn mit viel Spannung geht es los, selten gab es rund um die Vereine so viele Fragezeichen, nur selten konnte das Leistungsvermögen der 18 Vereine so schlecht eingeschätzt werden. Überraschungen könnten also an der Tagesordnung sein und die Klubs sich freuen, dass nach dem Corona-Einbruch die Stadien wieder voll sind, die Fans den Weg zurück in die Bundesliga finden. Also freuen wir uns auf eine tolle Saison! Es gibt sogar ein Jubiläum, es ist nämlich das 60. Spieljahr! Und der erste Spieltag hat es gleich in sich.

Die erste Frage: Wie geht es Dauer-Meister FC Bayern München ohne seinen Torjäger Robert Lewandowski? Hoffnungsfunken bei der Konkurrenz. Trainer Julian Nagelsmann gibt zu: „Wir haben uns verändert.“ Er warnt aber auch die Verfolger nach verkorkster Rückrunde: „Wir haben gelernt, wir ziehen unser Spiel durch, werden die Taktik nicht mehr so variieren.“ Dafür soll das Spiel mit Weltstar Sadio Mané variabel ausgelegt sein, mit Positionswechseln von allen, Müller, Gnabry, Musiala, Coman oder Sané sind nicht festgelegt. Das zeigte sich schon gegen Leipzig und soll sich gegen Frankfurt wiederholen.

Ein Eröffnungsspiel der Bundesliga am Freitag (20.30 Uhr), wie es besser nicht sein könnte. Der Europa-League-Champion gegen den nationalen Abo-Champion. Es könnte ein Torfestival wie in Leipzig geben, die Stärken liegen bei beiden im Angriff, die Schwächen in der Abwehr. Aber Achtung: Die Bayern haben 20mal das Eröffnungsspiel bestritten und keines verloren (15 Siege, 5 Unentschieden). Letzte Saison gab es ein 1:1 in Mönchengladbach. Andererseits haben beide Vereine an einem schlechten Abschluss der letzten Saison zu kauen, die Bayern beendeten die Saison mit drei Spielen ohne Sieg, die Eintracht sogar mit acht erfolgslosen Begegnungen! Kurios: Im letzten Jahr haben beide Gegner ihre Heimspiele verloren, 1:2 hieß es in München, 0:1 in Frankfurt.

Die Eintracht umwehen auch einige Fragen, zum Beispiel wie sich der internationale Erfolg auf die Bundesliga auswirkt, dazu ist die Belastung der Champions League zu meistern. Mit Mario Götze machte die Eintracht auch einen spektakulären Einkauf, der WM-Held von 2014 will neu angreifen und hat auch die Nationalmannschaft und die WM in Katar im Visier. Alles ist in Frankfurt möglich.

Apropos Neuzugänge, da schlug zuerst Borussia Dortmund zu und setzte die Bayern unter Druck. Allerdings gab es Rückschläge, vor allem durch die Krebserkrankung von Torjäger Haller. Dennoch: Die Borussia gilt als Bayern-Konkurrent Nummer 1 und will das gleich dem Mitkonkurrenten Bayer Leverkusen zeigen. Noch ein Schlagerspiel am ersten Spieltag, das nach einem Torfestival riecht, im Vorjahr hieß es 5:2 für Bayer und 4:3 für die Borussia! Bayer hat allerdings mit der Niederlage im Pokal in Elversberg keine Werbung betrieben. Folgt eine Trotzreaktion?

Nummer vier im Vorjahr war RB Leipzig, der Pokalsieger will sich mit dieser Rolle nicht zufrieden geben und hat alles getan, um sich ebenfalls zu verstärken. Mit David Raum kommt ein Dampfmacher auf links, Torjäger Nkunku, Spieler des Jahres und auf dem internationalen Markt begeht, konnte gehalten werden, Timo Werner, bei Chelsea London nicht glücklich, soll eventuell noch kommen. Leipzig bläst zum Angriff mit dem Rückenwind des Pokalsiegs.

Nummer fünf im Vorjahr war Union Berlin und es steht schon das nächste Schlagerspiel an, das Berliner Derby nämlich. Aber bitte, die Rollen sind total anders verteilt: Da Union, das seit Jahren positiv überrascht, dort die Hertha, die von einem Dilemma ins nächste taumelt und gerade noch die Klasse halten konnte. Jetzt soll es Sandro Schwarz richten, einer von insgesamt sieben neuen Trainern in der Bundesliga. Aber auch er musste mit einem Rückschlag im Pokal leben, die Hertha zählt wieder zu den Abstiegskandidaten.

Der SC Freiburg zählt sich selbst meist zu dieser Kategorie, in diesem Jahr allerdings nicht. Christian Streich war es fast schon peinlich, dass er zum „Trainer des Jahres“ gekürt wurde, er will nicht im Mittelpunkt stehen, freut sich aber natürlich über ein erfolgreiches Team und die Schwarzwälder könnten wieder um die Europaplätze mitmischen. Solche Ambitionen haben Köln, Mainz und Hoffenheim, die dahinter lagen, nicht unbedingt. Köln, mit der Belastung in der Conference League, und Mainz zählen sich eher zum Mittelfeld, in Hoffenheim allerdings sind die Ambitionen anders. Mäzen Dietmar Hopp fordert einen Europaplatz, Trainer Andre Breitenreiter, der Hoeneß-Nachfolger, soll liefern. Abgang Raum soll adäquat ersetzt werden, vielleicht mit dem Ex-Augsburger Max.

Hoffnungen auf Europa hat auch Borussia Mönchengladbach mit dem neuen Trainer Daniel Farke, er hat Schwung in den Verein gebracht, Platz zehn ist nicht der Anspruch, Gladbach will wieder nach Europa. Das gilt auch für den VfL Wolfsburg, auch dort mit Niko Kovac ein neuer Trainer und alte Ziele – Europa. Aber ob die Mannschaft wirklich so stark ist? Das größte Rätsel: Wie geht Kovac mit dem introvertierten Max Kruse um, der für ein Laufspiel eigentlich nicht geeignet ist?

Dahinter beginnt das Feld der Abstiesgkandidaten, am meisten genannt werden neben der Hertha noch der VfL Bochum und der FC Augsburg, die sich aber im Vorjahr noch vor dem letzten Spieltag in sicheren Gefilden befanden. Doch der Kampf gegen den Abstieg geht weiter, Bochum als vorjähriger Neuling muß das „verflixte 2. Jahr“ überstehen, der FCA will nach Turbulenzen zum Saisonschluss in ruhiges Fahrwasser. Mit dem neuen Trainer Enrico Maaßen, noch bundesliga-unerfahren, von Dortmund II, soll es einen Neuanfang geben und im zwölften Jahr hintereinander im Oberhaus keinesfalls einen Abgang. Da muss aber auch US-Stürmerstar Pepi zünden! Für Motivation ist gesorgt: Die Experten Didi Hamann und Felix Magath sahen beide den FCA als Absteiger! Ähnliche Probleme hat der VfB Stuttgart, rund um die Mannschaft gab es viele Wechselgerüchte, aber wenig Wechsel. Bleiben sogar die begehrten Sosa und Kalajdzic sollte es eher nach oben gehen. Die Vereinsführung zeigte starke Nerven und Vertrauen, dass sie an Trainer Pellegrino Matarazzo trotz Rückschlägen festhielt. Das sollte mit einer Fortentwicklung belohnt werden.

Normalerweise zählen Neulinge zu den Abstiegskandidaten. In diesem Jahr nur begrenzt, sind es doch besondere Aufsteiger. Die Traditionsklubs Werder Bremen und Schalke 04 kehrten für Arminia Bielefeld und Greuther Fürth wieder zurück. Sie wurden freudig begrüßt und sollen bleiben. Doch können sie auch? Werder traut man dies zu, Trainer Ole Werner wurde zum Erfolgscoach mit Feeling für das Team. Anders sieht es auf Schalke aus, der neue Trainer Frank Kramer ist nicht unumstritten und musste schließlich den Abstieg der Arminia verantworten. So freut sich der Ruhrpott zwar auf die Derbys zwischen Dortmund, Schalke und Bochum, doch am Ende könnte er sogar Trauer tragen, wenn sogar Schalke und Bochum ihre Aufgaben nicht erfüllen…

Aber wir stehen ja erst am Anfang, allerdings überall nur Fragezeichen, die Antworten gibt es in den 34 Spieltagen, manche vielleicht sogar am letzten Spieltag am 27. Mai 2023. Durch die WM in Katar wird es ja sowieso eine besondere Saison, die nach dem 15. Spieltag am 13. November bis zum 16. Spieltag ab 20. Januar 23 unterbrochen wird. Bereits am 18. November beginnt die WM. Und für die Klubs auf Europas Bühne gibt es ab September nur Stress-Wochen. Wer hält durch, wer kann Verletzungen vermeiden? Auch deshalb steht eine Saison mit vielen Unwägbarkeiten vor uns.

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