Sie fliegen dem großen Traum hinterher

von knospepeter

Mit Ausnahme von England macht der Fußball in Europa zum Jahreswechsel eine Pause und macht damit den Weg frei für einen anderen Höhepunkt im internationalen Sport: Die Vierschanzentournee der Skispringer. Am Donnerstag beginnt in Oberstdorf die 71. Auflage mit einem Comeback: Zuschauer sind wieder zugelassen. Das Stadion ist mit 25.000 Besuchern ausverkauft, die Springer freuen sich auf den Wettbewerb. „Die Atmosphäre ist einmalig“, strahlt Deutschlands Nummer 1 Karl Geiger, der das Glück hat, dass er zudem auf seiner Heimschanze antreten kann. Dennoch sind die Prognosen im deutschen Lager verhalten, so richtig kamen Karl Geiger, Andreas Wellinger, Markus Eisenbichler und Co. nicht in Schwung. Dabei gilt die Vierschanzentournee auch in WM-Jahren als Saison-Höhepunkt, aber seit 21 Jahren, als Sven Hannawald 2001/2002 als letzter deutscher Athlet den Tourneesieg feierte, fliegen sie dem großen Traum hinterher. Sven Hannawald weiß, warum die neue Generation regelmäßig scheitert: „Sie kommen mit dem Druck nicht zurecht.“

Der 29-jährige Karl Geiger ist das typische Beispiel dafür, dass der Gesamtsieg im Bereich des Möglichen lag, doch es blieb ein Traum. Der Oberstdorfer trat als Gesamtführender im Weltcup an, gewann sein Heimspringen und hatte damit die beste Ausgangsposition, doch seine besten Platzierungen waren Zweiter (2020/21), Dritter (2019/20/ und Vierter (2021/22). Vielleicht klappt es jetzt, denn im Gegensatz zu den letzten Jahren gehen Geiger und Mannschaftskameraden ohne große Erwartungen in den Wettbewerb. „Wir suchen noch unsere Bestform, es hat sich wieder vieles geändert und es fehlt die optimale Abstimmung,“ gesteht Geiger und der „Gefühlsspringer“ Markus Eisenbichler hadert sogar total: „Es ist ekelhaft, ich habe kein tragendes Gefühl, ich bin brutal enttäuscht von mir.“ Auch der Trainer will den Druck von seiner Mannschaft nehmen. Im Gegensatz zu den letzten Jahren gab es diesmal kein Sondertraining auf der Schanze in Innsbruck, der dritten Station, die als deutsche „Angstschanze“ gilt. ‚“Wir wollen die Tournee ganz bewusst normal angehen,“ sagt Stefan Horngacher. Ein bisschen Hoffnung bleibt immerhin: „Zuletzt hatten wir einen Aufwärtstrend,“ meint der Coach.

Favoriten sind freilich andere, es gilt vor allem den Weltcup-Führenden Dawid Kubacki zu schlagen, der Pole sprang teilweise in einer eigenen Liga. Gut in Form sind aber auch Halvor Egner Granerud (Norwegen), Anze Lanisek (Slowenien) und Stefan Kraft (Österreich). Doch oft gab es bei der Tournee auch Überraschungen und so bleibt die Hoffnung, dass diesmal einer aus der deutschen Mannschaft ohne Druck plötzlich der Konkurrenz davon fliegt. Eines ist sicher: Bei den TV-Übertragungen von ARD und ZDF sind hohe Einschaltquoten garantiert. Skispringen tritt hier in die Fußstapfen des Fußballs.

Die Tournee-Termine: Oberstdorf: Donnerstag, 29. Dezember, 16.30 Uhr. Garmisch-Partenkirchen: Samstag, 1. Januar 2023, 14.00 Uhr. Innsbruck: Mittwoch, 4.1., 13.30 Uhr. Bischofshofen: Freitag, 6. 1., 16.30 Uhr.

Von einer Vierschanzen-Tournee parallel zu den Männern träumen auch die Frauen. Doch die Springerinnen müssen sich noch gedulden, zwar sind die Pläne bereits beschlossen, doch an der Umsetzung hapert es noch. 2023/24 sollte es eigentlich losgehen, aber jetzt wurde der Start auf 2024/25 verschoben. Zum Trost gibt es eine Silvester-Tournee mit je zwei Springen in Villach (28. und 29.12.) und Ljubno (Slowenien/31.12 und 1.1). Allerdings wird auf kleineren Schanzen gesprungen. Die deutsche Spitzenspringerin Luise Görlich ist nicht glücklich: „Karl Geiger und Co. fliegen auf 140 m vor vollem Haus, wir müssen auf kleinen Normalschanzen springen, im Fernsehen sieht das dann ziemlich verniedlicht aus, als ob Frauen nicht weit springen könnten.“

Auch im Fußball wird es wieder hektisch

Soll keiner glauben, dass der Profi-Fußball den anderen Sportarten ganz das Feld der Schlagzeilen überlässt. Hat man den Wintersportarten mit der Weltmeisterschaft vor Weihnachten schon Schaden zugefügt, so wissen die, dass der Fußball immer im Gespräch bleibt. In England wird wieder gespielt, der beliebte Boxing Day am 2. Weihnachtsfeiertag brachte wieder Leben in die Liga. Die Bundesligisten haben die WM teilweise mit Trainingslagern im Dezember überbrückt, aber ab 1. Januar geht es wieder richtig los. Eintracht Frankfurt und die Bayern starten als letzte Vereine am 3. Januar, für die Münchner geht es dann gleich wieder nach Katar, zum üblichen Trainingslager in Doha, Kritik hin oder her. Im Mittelpunkt werden in den nächsten Wochen aber vor allem die Transfers stehen, denn ab 1. Januar können auch wieder Spieler verpflichtet werden, sowohl für den Winter, als auch für den Sommer.

Die ersten Schlagzeilen gehörten diesbezüglich dem FC Liverpool. Jürgen Klopps Mannschaft startete erfolgreich gegen Aston Villa, doch den dicken Fisch ziehen die „Reds“ offensichtlich am Transfermarkt an Land: Der Wechsel von WM-Star Cody Gakpo vom PSV Eindhoven zum FC Liverpool soll perfekt sein. Der 23-jährige Stürmer wollte eigentlich im Sommer zu Manchester United gehen, doch der Wechsel platzte. Jetzt legt Liverpool wohl an die 50 Millionen Euro für den Niederländer hin. Und dabei hatte Klopp gerade öffentlich darüber sinniert, dass das Talent Jude Bellingham von Borussia Dortmund sehr wohl ein Kandidat für sein Team wäre, aber dies sei wohl eine Geldfrage. Bellingham, ebenfalls einer der WM-Stars, wird wohl Dortmund im Sommer auf jeden Fall verlassen. Bisher galt Manchester City als sein Ziel Nummer 1. Der ehemalige Vereinskollege Erling Haaland, jetzt Torjäger bei City, soll ihm den Wechsel schon schmackhaft gemacht haben.

Die Bayern haben da andere Sorgen, sie müssen das Torhüterproblem lösen, wie schon geschrieben, ist ihnen die Besetzung mit Neuer-Ersatzmann Sven Ulreich und Talent Schenk zu unsicher. Doch welcher Star lässt sich darauf ein, dass er bald zum Neuer-Ersatzmann degradiert werden könnte? Nicht nur die Bayern-Fans werden mit Spannung auf die Antwort in den nächsten Wochen warten.

Bundesliga-Pause machen jetzt auch die Frauen, weiter geht es am 3. Februar. In der Champions League gab es am letzten Spieltag in der Woche vor Heiligen Abend keine Weihnachtsgeschenke mehr, die Favoriten setzten sich durch. Auch der VfL Wolfsburg schaffte mit einem leichten Erfolg bei St. Pölten den Gruppensieg. Die Nummer 1 sind auch Chelsea London nach einem 3:0 gegen Paris St. Germain, Arsenal London, nachdem Olympique Lyon gegen Juventus Turin nur 0:0 spielte, und der FC Barcelona, punktgleich mit Bayern München, aber mit der besseren Tordifferenz. Überraschend ist es schon, dass die englischen Teams die französischen Favoritinnen in die Schranken verwiesen. Interessante Abwechslung in der Pause: Am 20. Januar wird das CL-Viertelfinale ausgelost, die Zweiten (Bayern, Lyon, Paris, AS Rom) werden den Ersten zugelost, es könnte es also auch zu einem deutschen Duell kommen. Wolfsburg gehört zweifellos zu den Favoriten. Spieltage für das Viertelfinale sind der 21./23. und 29./30. März.

Die Bayern Mädchen haben vor allem Schlagzeilen mit dem 3:1-Sieg über Barcelona gemacht und haben ihre gute Form trotz Verletzungsproblemen mit dem 2:0 gegen Benfica Lissabon bestätigt. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, heißt es in München. Vor allem die englische Europameisterin Georgia Stanway zeigte sich als wertvolle Verstärkung, aber noch muss ein Stück zu Wolfsburg und der internationalen Elite überbrückt werden. Das Viertelfinale wird Fingerzeige geben.

In dieser Woche meldet sich der Sport-Grantler noch einmal mit einer interessanten Jahresbilanz 2022.

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