Biathlon-WM in Oberhof: Die Fans sollen für Medaillen sorgen
von knospepeter
„Heimvorteil“ heißt eines der Zauberwörter im Spitzensport. Auf den Heimvorteil setzen auch die Biathleten bei „ihrer“ Weltmeisterschaft in Oberhof, die am Mittwoch mit der Mixed-Staffel beginnt. Alles ist vorbereitet für ein großes Fest (sogar Schnee ist da!), die großartige Atmosphäre im Biathlon-Mekka Oberhof ist bekannt und beliebt. Auf die Stimmung setzt auch die stärkste deutsche Läuferin, Denise Herrmann-Wick: „Ich habe noch keine Heim-WM miterlebt, umso größer ist die Vorfreude, die Hütte wird brennen. Das gibt noch einmal einen besonderen Kick.“ Mut macht auch, dass sie bei der Generalprobe in Antholz die Verfolgung gewann. Es war ihr 10. Weltcup-Sieg.
Die Bestätigung dafür, dass die Fans durchaus den letzten Schub für einen Medaillengewinn geben können, liefert die frühere Biathlon-Königin Magdalena Neuner, die vor elf Jahren bei der letzten Weltmeisterschaft in Deutschland, damals in Ruhpolding, zu den Favoritinnen zählte. „Aus einer Heim-WM kann man ganz viel positive Energie gewinnen.“ Neuner hatte die Energie, doch nach Bronze in der Mixed-Staffel, Gold im Sprint und Silber in der Verfolgung war es vorbei. Grund: Sie bekam Morddrohungen, die sie logischerweise hemmten, trotz Sonderbewachung. Zweimal Gold und je einmal Silber und Bronze war die deutsche Bilanz.
Dies in Oberhof zu wiederholen, wird schwer. Bei den Männern dominieren die Norweger mit dem überragenden Athleten dieses Winters, Johannes Thingne Bö. Im Weltcup liegen drei Norweger vorn, fünf befinden sich unter den ersten zehn. Darunter sind allerdings auch Benedikt Doll (7.) und Roman Rees (9.), die Hoffnungsträger im deutschen Team, zu dem noch Johannes Kühn, Philipp Nawrath, Justus Strelow und David Zobel gehören. Das Problem im deutschen Team, bei Männern und Frauen: Es klappt nicht immer mit dem Schießen und wer gut schießt, ist dann oft läuferisch zu schwach. Für eine Medaille muss also alles passen. Am ehesten trauen sich die Deutschen einen Medaillengewinn bei Männern und Frauen in den Staffeln zu.
Bei den Frauen gibt es keine eindeutigen Favoritinnen, da wird es viel auf die Tagesform ankommen – und vielleicht auf die Fans. Im Weltcup führt die Französin Julia Simon vor Elvira Oeberg (Schweden) und Lisa Vittozzi (Italien). Herrmann-Wick ist Fünfte, Vanessa Vogt 13. Vogt ist eine sichere Schützin, aber in der Loipe oft hintendran. Da könnte der Schub der Fans helfen. Im Team außerdem Hanna Kebinger, Sophia Schneider, Anna Weidel und Janina Hettich-Walz.
Eine besondere Geschichte ist die um Sverre Olsbu Röiseland. Der Norweger ist neu im Trainerteam der deutschen Damen, aber in Oberhof schlagen zwei Herzen in seiner Brust, er ist nämlich der Mann der letztjährigen Weltcupsiegerin Marte Olsbu Röiseland. Er hat sie bisher trainiert, aber sie hat dem Wechsel zugestimmt. Jetzt wird es ihm das Herz zerreißen, wenn seine Frau und ein deutsches Mädchen um Gold kämpfen…
Die WM beginnt am 8. Februar und endet am Sonntag, 19. Februar, mit den beiden Massenstarts. Interessante Wettkämpfe sind garantiert, hohe Einschaltquoten bei ARD und ZDF zu erwarten, aber den Rekord von 2012 werden sie nicht erreichen, damals saßen sieben Millionen Zuschauer vor den Fernsehern, um Magdalena Neuner die Daumen zu drücken.
Hoffnung bei den Alpinen
Parallel zu Biathlon läuft auch die alpine Ski-Weltmeisterschaft, die bereits am Montag in Meribel und Courchevel begonnen hat. Das erste Gold holte in der Kombination Frederica Bragnoni (Italien). Die Zuschauer werden in Frankreich allerdings keine besondere Rolle spielen, der unmittelbare Schub ist nur im Slalom möglich. Zuletzt war bei der deutschen Mannschaft kaum von Medaillenchancen die Rede, doch das ist diesmal anders. Mit Lena Dürr und Linus Straßer im Slalom, sowie Kira Weidle in der Abfahrt gibt es gleich drei Medaillenkandidaten. Hoffentlich kommt es allerdings nicht anders als gedacht. Vor zwei Jahren gab es gar keine Erwartungen für Cortina d’Ampezzo, am Ende aber dreimal Silber und einmal Bronze. Also, leer ausgehen sollte die deutsche Mannschaft nicht.
Das deutsche Team bilden bei den Frauen neben Dürr und Weidle noch Emma Aicher, Andrea Filser und Jessica Hilzinger, bei den Männern neben Straßer noch Romed Baumann, Thomas Dreßen, Josef Ferstl, Sebastian Holzmann, Simon Jocher, Andreas Sander, Alexander Schmid und Dominik Schwaiger.
Gerade Lena Dürr zeigt eine besondere Sicherheit in diesem Jahr und feierte kürzlich ihren ersten Weltcup-Sieg. Sie hat allerdings die überragende Fahrerin Mikaela Shiffrin vor sich, die Amerikanerin konnte sich erst kürzlich als erfolgreichste Fahrerin aller Zeiten feiern lassen. Mit dem norwegischen Abfahrt-König Aleksander Aamodt Kilde bildet sie auch privat ein Traumpaar. Bei den Männern wäre normalerweise der Schweizer Marco Odermatt als Medaillensammler genannt worden, der überragende Fahrer der Saison mit acht Weltcup-Siegen in Super-G und Riesenslalom, doch über dessen Form schwebt nach einer Knieverletzung ein Fragezeichen. Da hofft die Konkurrenz. Auch die deutschen Speedfahrer hoffen, Dreßen (obwohl noch nicht tin Bestform nach Verletzung), Baumann, Ferstl und Sander haben durchaus das Zeug, ganz vorne mit rein zu fahren. Auf die Tagesform und zudem gutes Material kommt es da an. Am ersten Wochenende (11./12. Februar) stehen die Königs-Diszplinen, die Abfahrten, auf dem Terminkalender, am letzten Wochenende (18./19.2.) bilden die Slaloms den Schlusspunkt.